Ich überlebte für meinen Sohn
"Die Guerilleros nahmen Íngrid Betancourt mit und luden sie auf die Ladefläche eines Pickups. Als dieser Wagen losrollte, sprang Clara Rojas aus ihrem Auto und rannte dem FARC-Auto hinterher, bis die Rebellen auch sie mitnahmen. Sie wollte ihre Freundin...
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Produktinformationen zu „Ich überlebte für meinen Sohn “
Klappentext zu „Ich überlebte für meinen Sohn “
"Die Guerilleros nahmen Íngrid Betancourt mit und luden sie auf die Ladefläche eines Pickups. Als dieser Wagen losrollte, sprang Clara Rojas aus ihrem Auto und rannte dem FARC-Auto hinterher, bis die Rebellen auch sie mitnahmen. Sie wollte ihre Freundin nicht alleine lassen. Diese spontane Entscheidung kostete die Rechtsanwältin aus Bogota bis jetzt 2100 Tage ihres Lebens ." (www.focus.de)
Lese-Probe zu „Ich überlebte für meinen Sohn “
Ich überlebte für meinen Sohn von Clara RojasWieder in Freiheit
Dienstag, 22. Juli 2008.
Seit fast sechs Monaten bin ich nun frei. Und noch
immer habe ich hin und wieder das Gefühl, in einem
Traum zu leben. Ich erwache jeden Morgen mit dem
Singen der Vögel und blicke aus dem Fenster meines
Zimmers auf die Berge. In der Hochebene von Bogotá,
wo ich lebe, ist die Luft kühl. Es vergeht kein Morgen,
an dem ich nicht als Erstes Gott dafür danke, dass ich
am Leben bin. Ich danke ihm für den Segen, wieder bei
meiner Mutter, meinem Sohn Emmanuel, meiner Familie
und meinen Freunden sein zu dürfen, bei den Menschen,
die ich am meisten liebe. Ich bin glücklich, dass
die Verschleppung und die Gefangenschaft heute nur
noch Erinnerung sind. Und jetzt, da ich endlich wieder
ein normales Leben führen kann, umgeben von meinen
Lieben, die mir ihre Zuneigung schenken, scheint
es mir unglaublich, dass ich mich noch vor kurzer Zeit
im Dschungel vollkommen vergessen und allein fühlte,
während mein Leben sinnlos verstrich.
Oft werde ich gefragt, ob ich mich verändert habe
oder ob ich noch derselbe Mensch bin wie vor meiner
Entführung. Meine Antwort lautet stets, dass ich eigentlich
dieselbe bin wie früher, abgesehen von einer Narbe
am Bauch und einer tiefen Wunde in der Seele, die mit
den Jahren hoffentlich ebenfalls verheilen wird. Gelegentlich
überkommt mich ein Gefühl von Melancholie,
aber zum Glück habe ich Emmanuel an meiner Seite.
Selbstverständlich wünschte ich, diese sechs Jahre
meines Lebens wären mir nicht gestohlen worden. Aber
ich habe überlebt und darf meine Geschichte erzählen.
Jeder Soldat erzählt, was er im Krieg erlebt hat, und in
diesem Krieg bin ich einer von vielen Soldaten.
Dies ist meine Geschichte.
Es ist mir aus mehreren Gründen eine
... mehr
Herzensangelegenheit,
meine Erlebnisse zu erzählen: Erstens träume
ich seit jeher davon, ein Buch zu schreiben. Ich habe bereits
einige wissenschaftliche Artikel und Arbeiten über
berufsbezogene Themen veröffentlicht, aber jetzt habe
ich die Gelegenheit, mein Herz und meine Seele zu öffnen
und in die Welt der Worte vorzudringen, der seit
Langem meine Liebe gilt. Sodann schreibe ich meinen
Bericht für meinen Sohn und die Generation, der er angehört,
denn ich wünsche mir, dass diese Generation
eines Tages in einem Land leben wird, in dem es Aussöhnung
und Vergebung gibt, in dem Toleranz, Wohlstand
und Frieden herrschen. Und schließlich möchte ich den
Lesern meine Erlebnisse und Erfahrungen schildern, damit
sie verstehen, welche Not ich in den Jahren der Gefangenschaft
durchlitten habe. Ich hoffe, dieses Buch
wird ihre Herzen bewegen.
Meine Mutter
Mir ist in meinem Leben viel Glück zuteilgeworden,
aber eine der größten Segnungen ist zweifellos meine
Mutter. Ich danke Gott immer wieder dafür, dass sie
da ist mit ihrem maßvollen Wesen, ihrer Beharrlichkeit,
ihrer Klugheit, ihrer Kraft und ihrer unerschöpflichen
Großherzigkeit.
Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass
ich mich im Dschungel an den Zaun des Pferches klammerte
und die Guerilleros unter Tränen anflehte, mich
gehen zu lassen. Ich hätte alles dafür gegeben, bei meiner
Mutter zu sein. Ich hatte das Gefühl, sie müsse
erschöpft sein, von der Sorge um mich zermürbt. Ich
befürchtete, sie würde meine Abwesenheit nicht länger
ertragen.
An einem Tag Anfang Mai 2006 – es war etwa sechs
Uhr abends, und die Dämmerung legte sich bereits über
den Wald – tauchte plötzlich der Comandante auf, der
für unsere Bewachung verantwortlich war, und ließ alle
Geiseln zu sich rufen. Er wandte sich an mich und zeigte
mir eine Zeitschrift: »Sehen Sie, da ist Ihre Mama! Damit
Sie wissen, dass es ihr gut geht, und endlich aufhören,
am Zaun zu rütteln. Sie gehen uns schon auf die
Nerven mit Ihrem Theater!« Mit diesen Worten drück-
te er mir die Zeitschrift Semana in die Hand. Auf der
Titelseite war ein Bild meiner Mutter abgedruckt. Die
Schlagzeile lautete: »Wenn meine Tochter im Dschungel
einen Sohn geboren hat, will ich die beiden in die
Arme schließen.« Ich flüchtete mich unter das Moskitonetz
in meinem Unterschlupf und ließ meinen Tränen
freien Lauf. Ich glaube, ich habe mich nicht einmal für
die Zeitschrift bedankt. Nach kurzer Zeit tauchte einer
meiner Mitgefangenen auf und forderte mich auf,
mich mit der Zeitschrift zu beeilen. Die anderen hätten
schließlich auch ein Recht darauf. Von einem weiteren
Leidensgenossen hörte ich wesentlich unfreundlichere
Bemerkungen. Ich konnte nicht verstehen, wie dieser
Artikel noch jemand anderen außer mir interessieren
konnte. Sie sollten mich in Ruhe lassen; ich wollte mit
meiner Mutter allein sein.
Auf dem Foto wirkte sie erschöpft, aber sie war immer
noch schön.
Der Mitgefangene, der die Zeitschrift von mir verlangt
hatte, beschaffte mir einen kleinen Kerzenstummel
und lieh mir seine Brille. Es blieb mir nichts anderes
übrig, als den Artikel laut vorzulesen, obwohl der eine
oder andere auch dagegen etwas einzuwenden hatte. Einige
forderten mich auf, die Stimme zu senken, weil ich
sie beim Radiohören störte.
In dem Artikel ging es darum, dass erste Hinweise auf
die Existenz meines Sohns aufgetaucht waren. Die vorbehaltlose
Großherzigkeit meiner Mutter erfüllte mich
mit Freude. »Komme, was wolle«, sagte sie in dem In-
terview, »ich warte auf sie beide, um sie endlich in die
Arme zu schließen.« Und genau das tat sie, als wir uns
wiedersahen. Ihres war das erste vertraute Gesicht, das
ich am Flughafen von Caracas erblickte, nachdem mich
ein Flugzeug in die Freiheit zurückgebracht hatte. Sie
war an meiner Seite, als ich am Tag meiner Rückkehr
nach Kolumbien meinen Sohn wiedersah, und sie ist jeden
Tag in unserem neuen Leben an unserer Seite.
Ich danke dir, Mamita, ich danke dir dafür, dass du
da bist und dass du in den Augenblicken tiefen Leids ein
Beispiel der Güte und der Würde gegeben hast.
Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier
Munken Premium liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
1. Auflage
Copyright © Éditions Plon S.A., Paris, 2009
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009
by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: DTP im Verlag, JR
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-7645-0337-6
www.blanvalet.de
meine Erlebnisse zu erzählen: Erstens träume
ich seit jeher davon, ein Buch zu schreiben. Ich habe bereits
einige wissenschaftliche Artikel und Arbeiten über
berufsbezogene Themen veröffentlicht, aber jetzt habe
ich die Gelegenheit, mein Herz und meine Seele zu öffnen
und in die Welt der Worte vorzudringen, der seit
Langem meine Liebe gilt. Sodann schreibe ich meinen
Bericht für meinen Sohn und die Generation, der er angehört,
denn ich wünsche mir, dass diese Generation
eines Tages in einem Land leben wird, in dem es Aussöhnung
und Vergebung gibt, in dem Toleranz, Wohlstand
und Frieden herrschen. Und schließlich möchte ich den
Lesern meine Erlebnisse und Erfahrungen schildern, damit
sie verstehen, welche Not ich in den Jahren der Gefangenschaft
durchlitten habe. Ich hoffe, dieses Buch
wird ihre Herzen bewegen.
Meine Mutter
Mir ist in meinem Leben viel Glück zuteilgeworden,
aber eine der größten Segnungen ist zweifellos meine
Mutter. Ich danke Gott immer wieder dafür, dass sie
da ist mit ihrem maßvollen Wesen, ihrer Beharrlichkeit,
ihrer Klugheit, ihrer Kraft und ihrer unerschöpflichen
Großherzigkeit.
Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass
ich mich im Dschungel an den Zaun des Pferches klammerte
und die Guerilleros unter Tränen anflehte, mich
gehen zu lassen. Ich hätte alles dafür gegeben, bei meiner
Mutter zu sein. Ich hatte das Gefühl, sie müsse
erschöpft sein, von der Sorge um mich zermürbt. Ich
befürchtete, sie würde meine Abwesenheit nicht länger
ertragen.
An einem Tag Anfang Mai 2006 – es war etwa sechs
Uhr abends, und die Dämmerung legte sich bereits über
den Wald – tauchte plötzlich der Comandante auf, der
für unsere Bewachung verantwortlich war, und ließ alle
Geiseln zu sich rufen. Er wandte sich an mich und zeigte
mir eine Zeitschrift: »Sehen Sie, da ist Ihre Mama! Damit
Sie wissen, dass es ihr gut geht, und endlich aufhören,
am Zaun zu rütteln. Sie gehen uns schon auf die
Nerven mit Ihrem Theater!« Mit diesen Worten drück-
te er mir die Zeitschrift Semana in die Hand. Auf der
Titelseite war ein Bild meiner Mutter abgedruckt. Die
Schlagzeile lautete: »Wenn meine Tochter im Dschungel
einen Sohn geboren hat, will ich die beiden in die
Arme schließen.« Ich flüchtete mich unter das Moskitonetz
in meinem Unterschlupf und ließ meinen Tränen
freien Lauf. Ich glaube, ich habe mich nicht einmal für
die Zeitschrift bedankt. Nach kurzer Zeit tauchte einer
meiner Mitgefangenen auf und forderte mich auf,
mich mit der Zeitschrift zu beeilen. Die anderen hätten
schließlich auch ein Recht darauf. Von einem weiteren
Leidensgenossen hörte ich wesentlich unfreundlichere
Bemerkungen. Ich konnte nicht verstehen, wie dieser
Artikel noch jemand anderen außer mir interessieren
konnte. Sie sollten mich in Ruhe lassen; ich wollte mit
meiner Mutter allein sein.
Auf dem Foto wirkte sie erschöpft, aber sie war immer
noch schön.
Der Mitgefangene, der die Zeitschrift von mir verlangt
hatte, beschaffte mir einen kleinen Kerzenstummel
und lieh mir seine Brille. Es blieb mir nichts anderes
übrig, als den Artikel laut vorzulesen, obwohl der eine
oder andere auch dagegen etwas einzuwenden hatte. Einige
forderten mich auf, die Stimme zu senken, weil ich
sie beim Radiohören störte.
In dem Artikel ging es darum, dass erste Hinweise auf
die Existenz meines Sohns aufgetaucht waren. Die vorbehaltlose
Großherzigkeit meiner Mutter erfüllte mich
mit Freude. »Komme, was wolle«, sagte sie in dem In-
terview, »ich warte auf sie beide, um sie endlich in die
Arme zu schließen.« Und genau das tat sie, als wir uns
wiedersahen. Ihres war das erste vertraute Gesicht, das
ich am Flughafen von Caracas erblickte, nachdem mich
ein Flugzeug in die Freiheit zurückgebracht hatte. Sie
war an meiner Seite, als ich am Tag meiner Rückkehr
nach Kolumbien meinen Sohn wiedersah, und sie ist jeden
Tag in unserem neuen Leben an unserer Seite.
Ich danke dir, Mamita, ich danke dir dafür, dass du
da bist und dass du in den Augenblicken tiefen Leids ein
Beispiel der Güte und der Würde gegeben hast.
Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier
Munken Premium liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
1. Auflage
Copyright © Éditions Plon S.A., Paris, 2009
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009
by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: DTP im Verlag, JR
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-7645-0337-6
www.blanvalet.de
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Autoren-Porträt von Clara Rojas
Clara Rojas, geboren 1964 in Bogotá, Kolumbien, gründete, gemeinsam mit Íngrid Betancourt die ökologische Partei Oxígeno Verde. Im Februar 2002 werden die beiden Frauen von der Rebellenorganisation FARC in den Dschungel verschleppt. Im April 2004 kommt dort Clara Rojas Sohn Emmanuel zur Welt. Sein Vater ist ein Guerillero. Als Emmanuel 2005 erkrankt, wird er von seiner Mutter getrennt. Erst nach ihrer Freilassung im Januar 2008 und nach einem Mutterschaftstest sind die beiden wieder vereint.
Bibliographische Angaben
- Autor: Clara Rojas
- 2009, 284 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Stephan Gebauer
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3764503378
- ISBN-13: 9783764503376
Rezension zu „Ich überlebte für meinen Sohn “
»Ein Journalist mit engen Verbindungen zur Guerilla war der Erste, der von einem Baby berichtete, von der nächtlichen Geburt während eines Bombardements der Armee. Das tat man in Kolumbien noch als Hirngespinst ab. Dann aber glückte dem Hauptmann John Fran Pinchao die Flucht, und er bestätigte die Existenz von Klaras Kind. Jetzt gab es kaum mehr jemanden in Kolumbien, den die Geschichte nicht rührte!«
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