Im Anfang schuf Gott
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
ImAnfang schuf Gott von Joseph Ratzinger
LESEPROBE
DieVersuchung beginnt nicht mit der Leugnung Gottes, mit dem Absturz in offenenAtheismus. Die Schlange leugnet Gott nicht; sie fängt vielmehr mit einerscheinbar ganz sinnvollen Informationsfrage an, die aber in Wahrheit eineUnterstellung enthält und den Menschen in diese Unterstellung hineinzieht, ihnherauszieht aus dem Vertrauen in das Mißtrauen hinein: »Ihr dürft von keinemBaum des Gartens essen?« Das Erste ist nicht die Leugnung Gottes, sondern dieVerdächtigung seines Bundes, der Gemeinschaft des Glaubens, des Betens, derGebote, in der wir vom Bundesgott her leben. Es ist ja soviel Einleuchtendesdabei, wenn man den Bund verdächtigt, das Mißtrauen weckt, die Freiheitbeschwört und so den Bundesgehorsam als Fessel denunziert, die uns von deneigentlichen Verheißungen des Lebens abschneidet. Es ist so leicht, demMenschen einzureden, daß dieser Bund nicht Gabe und Geschenk sei, sondernAusdruck eines Neides gegenüber dem Menschen, daß er ihn seiner Freiheit undder köstlichsten Dinge des Lebens beraube. Mit dieser Verdächtigung des Bundeskommt der Mensch dann auf den Weg, auf dem er sich selbst seine Welt erbaut.Anders gesagt: Darin ist der Vorschlag an den Menschen eingeschlossen, daß er dieGrenze seines Wesens nicht annehmen solle; daß er die Grenze von Gut und Böse,die Grenze des Sittlichen überhaupt, nicht als eine Grenze betrachten, sondernsich einfach freimachen solle und könne, indem er sie weglässt (4).
DieseVerdächtigung des Bundes und die damit verbundene Einladung an den Menschen,sich von seiner Grenze zu befreien, geht in vielen Varianten die Geschichtehindurch und bestimmt auch das Panorama unserer Zeit (5). Ich nenne nur zweiVarianten: die ästhetische und die technische. Beginnen wir mit derästhetischen Spielart. Sie beginnt mit der Frage. Was darf die Kunsteigentlich? Die Antwort scheint ganz einfach: Sie darf alles, was sie»künstlerisch« kann. Sie darf nur eine Regel haben: sich selbst, daskünstlerische Können. Und nur einen Fehler gibt es gegen sie: den Kunstfehler,das künstlerische Unvermögen. Folglich gibt es dann nicht gute und schlechteBücher, sondern nur gut oder schlecht geschriebene Bücher, nur gut oderschlecht gemachte Filme usw. Nicht das Gute, das Moralische kann da zählen, so scheintes, sondern nur das Können: denn Kunst kommt von Können (sagt man) - allesandere ist Vergewaltigung. Wie einleuchtend ist das! Aber es bedeutet dann,konsequent genommen, daß es da einen Raum gibt, in dem der Mensch sich überseine Grenzen erheben kann: Wenn er Kunst macht, dann hat er seine Grenzenicht; dann kann er, was er kann. Und das heißt dann, daß des Menschen Maßallein sein Können ist und nicht das Sein,, nicht das Gute und Böse. Was er kann,darf er auch - wenn es so steht.
Wasdas bedeutet, sehen wir heute sehr viel deutlicher an der zweiten Variante, dertechnischen; aber es ist eine Variante desselben Gedankens und derselbenSache, denn auch das Wort »Techne« heißt zu deutsch »Kunst«, und kommt von»können«. So ist auch hier die Frage: Was darf die Technik? Sehr lange galtals völlig klar: Sie darf, was sie kann; der einzige Fehler, den sie kennt, istder Kunstfehler. Robert Oppenheimer erzählt, als die Möglichkeit der Atombombe auftauchte,sei für sie, die Atomphysiker, das technically sweet" das technischReizvolle, ihre Faszination gewesen wie ein Magnet, dem sie folgen mußten: dastechnisch Mögliche, das Können auch zu wollen und zu tun. Der letzte Kommandantvon Auschwitz, Höss, hat in seinem Tagebuch festgehalten, daß dasVernichtungslager eine unerhörte technische Leistung gewesen sei. Es sei derFahrplan des Ministeriums zu berücksichtigen gewesen, die Kapazität der Krematorienund deren Feuerungskraft, und dies so ineinander zu bringen, daß es lückenlosfunktionierte, bildete ein faszinierendes und stimmiges Programm, das sich alssolches selber rechtfertigte (6). Mit solchen Beispielen könnte man noch lange fortfahren.Alle Produktionen des Schrecklichen, deren fortwährenden Steigerungen wirheute fassungslos und letztlich hilflos zusehen, haben diese eine gemeinsameGrundlage. An den Folgen dieses Prinzips sollten wir heute aber endlich wiedererkennen, daß es ein Betrug des Satans ist, der den Menschen und die Weltzerstören will Wir sollten einsehen, dar der Mensch sich nie in einen bloßenRaum der Kunst zurückziehen kann. In allem, was er tut, tut er sich selbst. Darumist er selbst, ist die Schöpfung, ist ihr Gut und Böse immer als sein Maßgegenwärtig, und wenn er dieses Maß verneint, belügt er sich. Er macht sichnicht frei, sondern er stellt sich gegen die Wahrheit. Und das heißt: erzerstört sich und die Welt.
Diesalso ist das Erste und Grundlegende, das in der Adamsgeschichte über das Wesenmenschlicher Schuld und so über unser aller Existenz zum Vorschein kommt. DieOrdnung des Bundes wird verdächtigt. Der nahe Bundesgott und mit ihm dieGrenze von Gut und Bös; das innere Maß des Menschseins, die Geschöpflichkeit.Wir können von da aus geradezu sagen: Der tiefste Gehalt der Sünde ist es, daßder Mensch sein Geschöpfsein leugnen will, weil er das Maß und die Grenze nichtannehmen möchte, die darin eingeschlossen sind. Er will nicht Geschöpf sein,will nicht gemessen sein, will nicht abhängig sein. Er deutet seineAbhängigkeit von Gottes schöpferischer Liebe als Fremdbestimmung. Fremdbestimmungaber ist Sklaverei; von Sklaverei muß man sich freimachen. So will der Menschselbst Gott werden. Wo er dies versucht, ändert sich alles. Es ändert sich dasVerhältnis des Menschen zu sich selbst, es ändert sich das Verhältnis zum anderen:Für den, der Gott sein möchte, wird auch der andere zur Grenze, zumKonkurrenten, zur Bedrohung. Die Beziehung zu ihm wird zu gegenseitigerBeschuldigung und zu Kampf, wie es die Paradiesesgeschichte meisterhaft im GesprächGottes mit Adam und Eva darstellt (Gen 3,8-13). Es ändert sich schließlich dasVerhältnis zur Welt derart, daß es ein Verhältnis des Zertretens und desAusbeutens wird. Der Mensch, der die Abhängigkeit von der höchsten Liebe als Sklavereibetrachtet und der seine Wahrheit - sein Geschaffensein - leugnen will, derwird nicht frei; der zerstört die Wahrheit und die Liebe. Er macht sich nichtzum Gott - das kann er nicht, sondern zur Karikatur, zum Pseudo-Gott, zum Sklavenseines Könnens, das ihn zersetzt. Sünde ist - so wird nun deutlich - ihremWesen nach Absage an die Wahrheit. Damit können wir nun auch verstehen, was esmit diesem geheimnisvollen Wort auf sich hat: "Wenn ihr davon eßt (d.h. wennihr die Grenze verneint, wenn ihr das Gemessensein verneint), dann werdet ihrsterben" (vgl. Gen 3,3). Das bedeutet: Der Mensch, der die Grenze von Gutund Bös, das innere Maß der Schöpfung, verneint, leugnet die Wahrheit. Er lebtin der Unwahrheit, in der Unwirklichkeit. Sein Leben wird zum Schein; es stehtunter der Herrschaft des Todes. Wir, die wir weithin in einer solchen Welt derUnwahrheiten, des Un-lebens stehen, wissen, wie sehr es diese Herrschaft desTodes gibt, die das Leben selbst zu einer Negation, zu einem Totsein macht.
4)Vgl. zu dieser Auslegung bes. G. von Rad, a.a.O. 61-64; verwandte Überlegungenklingen kurz an bei J. Auer. Die Welt - Gottes Schöpfung (Regensburg 1983)S27f.
5)Die folgenden Überlegungen fußen auf den sorgfältigen Reflexionen, die J. Pieper. a.a.O. 27-47. zumBegriff der Sunde entwickelt hat.
6)Beide Beispiele sind dem Buch von Pieper, a.a.O.. 38 und 41, entnommen.
© Johannes Verlag
Porträt von Benedikt XVI.
Die Welt hateinen neuen Papst. Nach nur vier Wahlgängen im Konklave, in dem hinterverschlossenen Türen in der Sixtinischen Kapelle die Kardinäle berieten, stehtder Nachfolger des Apostels Petrus fest. Auf dem Petersplatz in Rom brachen dieMenschen in Jubel aus, als aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle weißerRauch aufstieg. Außerdem wurden auf Anweisung des jüngst verstorbenen PapstesJohannes Paul II. erstmals die Glocken des Petersdoms geläutet - um anzuzeigen,was später auf der Benediktionsloggia verkündetwurde: Habemus papam!" Seit 482 Jahren einigten sichdie 115 Kardinäle, die jünger als 80 Jahre alt und somit wahlberechtigt sind,erstmals wieder auf einen Deutschen. Es ist Joseph Kardinal Ratzinger, der sich selbst den Namen Benedikt XVI. gab. Doch wer ist dieserneue Papst, der auch Bischof von Rom ist?
JosephAlois Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl amInn (Bayern) als Sohn eines Polizisten geboren. Während des Zweiten Weltkriegswar Ratzinger Flakhelfer und geriet schließlich in amerikanischeKriegsgefangenschaft. Nach dem Studiumder Theologie und Philosophie (1946 bis 1951) wurde Ratzinger zum Priestergeweiht. 1953 promovierte Ratzinger, 1957 habilitierte er. 1958 wurde RatzingerProfessor für Dogmatik in Freising.Mit 31 Jahren war er damit einer der jüngsten Professoren des Landes. WeitereStationen seiner Lehrtätigkeit führten ihn unter anderem nach Münster (1963 bis1966), Tübingen (1966 bis 1969) und Regensburg (1969 bis 1979). Während des von1962 bis 1965 abgehaltenen ZweitenVatikanischen Konzils war Ratzinger einer der Berater des KölnerErzbischofs, Joseph Kardinal
Mit derNamenswahl - Benedikt XVI. - gibt der neue Papst immer auch zu erkennen, wem ersich im Glauben besonders zugehörig fühlt. Benedikt von Nursiawird in der Kirche als Heiliger verehrt und steht für ein kontemplatives,asketisches, mönchisches Leben. Der unmittelbare Vorgänger", Benedikt XV.,gilt als Friedenspapst. Während seiner Amtszeit im Ersten Weltkrieg leistetedie Kirche humanitäre Hilfe. Der Papst unternahm mehrere, vergebliche Versuche,Friedensverhandlungen einzuleiten.
BenediktXVI. wird dem konservativen Flügel, den Bewahrern", zugerechnet. Dafür stehtauch sein Wirken als Präfekt der Glaubenskongregation. Er arbeitete eng mitseinem Vorgänger, Johannes Paul II., zusammen. Der neue Papst ist Autorzahlreicher Bücher, darunter Salz der Erde", Einführung in das Christentum"oder Werte in Zeiten des Umbruchs".
- Autor: Joseph Ratzinger
- 2024, 4. Auflage, 94 Seiten, Maße: 13,9 x 22,2 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Johannes Verlag Einsiedeln
- ISBN-10: 3894113340
- ISBN-13: 9783894113346
- Erscheinungsdatum: 22.01.2024
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Im Anfang schuf Gott".
Kommentar verfassen