In deinen stolzen Armen
Das Schicksal hat Anne, die Tochter des Königs, und den Wikingerkrieger zusammengeführt. Tor soll sich eigentlich an Annes Vater rächen - doch stattdessen fühlt er sich immer mehr zu Anne hingezogen. Und dann könnte eine...
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Produktinformationen zu „In deinen stolzen Armen “
Das Schicksal hat Anne, die Tochter des Königs, und den Wikingerkrieger zusammengeführt. Tor soll sich eigentlich an Annes Vater rächen - doch stattdessen fühlt er sich immer mehr zu Anne hingezogen. Und dann könnte eine tödliche Intrige das junge Glück der beiden zerstören.
Lese-Probe zu „In deinen stolzen Armen “
In deinen stolzen Armen von Colleen Faulkner Prolog Januar 1323An der Nordküste Schottlands Hun krever De. Sie verlangt nach dir«, rief Tors ältester Halbbruder auf Norwegisch. Er stand in der mit einem Vorhang verhängten Tür zwischen der Kammer seiner Mutter und dem Hauptraum. »Sie möchte nur mit dir sprechen.« Er schob sich an Tor vorbei und versuchte erst gar nicht, seine Bitterkeit darüber zu verbergen, dass sein unehelich geborener Bruder ihm vorgezogen wurde.
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Tor erwiderte den Blick seines Bruders, der ihn aus blauen Augen unverwandt anstarrte. Keiner von beiden sprach ein Wort. Der Grund, warum Henne nach Tor verlangte, war deutlich auf dem wettergegerbten Gesicht seines Bruders zu lesen: Sie lag im Sterben. Tor schob den Vorhang beiseite und zog den Kopf ein, als er über die Schwelle trat. Die Kammer seiner Mutter war kaum größer als ihr Bett. Bis auf das Flackern einer einzigen Talgkerze und dem Glühen der Kohlen in der Kohlenpfanne lag die Kammer im Dunkeln. Es roch nach Torfrauch, Wolle, dem Haar seiner Mutter … und nach Tod. Einen Augenblick lang blieb Tor im Türrahmen stehen. Er musste gegen das Gefühl eines schweren Verlustes ankämpfen, das ihm schon jetzt das Herz schwer machte. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit war ihm ganz und gar zuwider, war er doch für seine furchterregende Kraft und gewaltige Stärke unter den Wikingern bekannt. Und obgleich er mit dem Kopf an die Decke stieß, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, kam er sich klein vor. Und unbedeutend.
Mit geschlossenen Augen, bleich und fahl wie das Winterlicht, lag Henne auf dem schmalen Bett. Ihr blondes Haar mit den grauen Strähnen war in der Mitte gescheitelt. Zwei lange Zöpfe lagen auf ihrer Brust, die sich mühsam hob und senkte. Beim Ausatmen klang es, als fegte ein böser Wind durch ihren Körper.
Ihre Augenlider flatterten. Zitternd zog sie die Hand unter der schweren Wolldecke hervor und grüßte ihn. »Mengmin sonn … Tor.«
Er kniete sich neben ihr Bett auf die rauen, unebenen Dielenbretter. Sogar durch seine ledernen Hosenbeine hindurch spürte er die Kälte. »Mor«, erwiderte er zärtlich, in ihrer Sprache. »Mutter.«
Sie lächelte, während ihr die Augen wieder zufielen. Es schien ihr zu anstrengend zu sein, zu sprechen und gleichzeitig die Augen aufzuhalten. »Meine Zeit ist gekommen«, flüsterte sie. Er nahm ihre kleine Hand zwischen seine riesigen Hände. »Ingen!«, entgegnete er mit fester Stimme. »Heute Morgen ging es dir doch besser. Das hast du selbst gesagt.«
Scharf zog sie die Luft ein, und ihr Atem ging rasselnd. Sofort fühlte sich Tor schuldig. Er hatte sie aufgeregt und ihr das ohnehin mühsame Atmen noch schwerer gemacht. »Es tut mir leid, mengmin mor«, flüsterte er und neigte den Kopf zu ihr hin. »Sag, was du von mir willst.« Sie presste die trockenen Lippen fest zusammen. Tor sah, dass sie noch immer eine wunderschöne Frau war. Auch wenn sie jetzt bleich und abgemagert auf dem Sterbebett lag, hätte sie noch immer die Blicke der Männer auf sich ziehen können, einerlei ob von Wikingern oder Schotten.
»Ich möchte dich um etwas bitten«, murmelte sie. »Und ich möchte, dass du mir gelobst, meinen Wunsch zu erfüllen, so dass ich ruhig und in Frieden in die himmlische Herrlichkeit eingehen kann.« Tor blickte hinunter auf die Hand seiner Mutter. Er wusste nicht, ob er an Jesus Christus glaubte – wie sie. Tor hatte sich nie gefragt, woran er glaubte. Er verließ sich nur auf seine Körperkraft und seine moralische Stärke, nicht auf etwas, was jenseits der Macht seines Schwertes und seiner Axt lag.
»Ich höre«, antwortete er beruhigend, während er ihre kalte Hand rieb. »Lov meg.« Sie hustete trocken, und ihr bleiches Gesicht schien noch blasser zu werden. »Versprich mir …«
Tor legte die Wange an ihre Hand und wartete geduldig, bis ihr Hustenanfall vorüber war.»Versprich mir …«, stieß sie zwischen rasselnden Atemzügen hervor.
»Was soll ich dir versprechen?« Tor konnte das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen. Er hoffte nur, dass sie zu krank war, um es zu bemerken. Langsam hob Henne die Lider, und die Wärme in dem tiefen Blau ihrer Augen überwältigte Tor. Immer wieder versetzte es ihm einen gewaltigen Schock, wenn er die Liebe, die sie für ihn empfand, in diesen Augen sah, die seinen eigenen so sehr ähnelten.»Versprich mir, dass du von hier weggehen wirst.«
Tor presste die Kiefer so fest zusammen, dass ihm die Zähne schmerzten. Er schwieg. Schon so oft hatten sie über dieses Thema gesprochen, doch erfreulich waren die Gespräche nie gewesen. »Versprich mir, dass du nach meinem Tod von hier weggehst und nach Süden zu deinem Vater reitest. Ins Hochland. Nach Rancoff.« Das letzte Wort sprach sie mit so ehrfurchtsvoller Stimme aus, als wäre es gleichbedeutend mit dem Wort »Himmel«.
»Ich habe keinen Vater.« Mit Rücksicht auf seine sterbende Mutter versuchte er, die Bitterkeit in seiner Stimme zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. »Erinnere dich doch: Ich bin das Kind einer Menschenmutter und eines nordischen Gottes.« Sie lächelte traurig. Das war eine Geschichte, die er sich als Kind ausgedacht hatte, wenn die anderen ihn gehänselt und ihn einen Bastard geschimpft hatten. Später hatte er gelernt, seine Fäuste einzusetzen, was bedeutend wirksamer gewesen war. »Du musst mir versprechen, dass du zu deinem Vater gehst, damit er dich als Sohn annimmt.« Erschöpft schloss sie die Augen.
Tor schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.« Seine Worte klangen leise und ruhig, aber in seinem Innersten tobte ein wütender Sturm der Gefühle. Seine Mutter ahnte nicht, wie sehr er den Mann hasste, der ihn dem Hohn und Spott der anderen ausgesetzt hatte. Noch einmal öffnete Henne die Augen. Es war offensichtlich, dass dies ihre Kräfte beinahe überstieg. Doch ihre Stimme klang überraschend kräftig. Es war ein letztes Aufbäumen – so wie es ihrem Wesen entsprach. »Du musst deiner Mutter auf dem Sterbebett versprechen, dass du zu deinem Vater, dem schottischen Lord, gehst und das von ihm fordern wirst, was dir rechtmäßig zusteht.« Sie atmete rasselnd. »Du hast hier nichts mehr verloren, Tor. Unser Leben ist nichts mehr wert, hier gibt es keine Zukunft für dich.«
Er spürte, wie ihre Hand mit jedem Wort, das sie sprach, kälter wurde und das Leben aus ihr wich. Ihr Atem ging jetzt noch flacher. Tor musste sich tiefer zu ihr hinabbeugen, um sie noch hören zu können.»Versprich es mir«, flüsterte sie röchelnd.
Tor war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, seiner Mutter den letzten Willen zu erfüllen, und seinem Hass auf jenen schottischen Lord, der seine schwangere Mutter vor so vielen Jahren im Stich gelassen hatte. Noch einmal riss sie die schweren Augenlider auf. »Versprich es mir«, forderte sie wild entschlossen, »oder ich werde dich für den Rest deiner Lebtage heimsuchen, mein Sohn. Das schwöre ich dir.«
Tor wollte die bindenden Worte nicht aussprechen, und doch hörte er, wie sie über seine Lippen kamen. Sie klangen fremd und schmeckten wie Metall. »Jeg lover. Ich verspreche es.« »Sag es noch einmal!«, beharrte sie und hob den Kopf vom Kissen. »Sag es!« »Ich verspreche es.« Tor hatte das Gefühl, als ob sie ihm mit jedem Wort, das sie von ihm verlangte, ins Herz schnitt. »Ich verspreche dir, meinen schottischen Vater aufzusuchen und meinen Anspruch geltend zu machen.« Henne fiel auf das Bett zurück, sie war am Ende ihrer Kräfte. Er spürte, wie ihre Hand schlaff wurde. »Mor?« Voller Panik beugte sich Tor nach vorne. »Mutter?«
Mit allerletzter Kraft hob Henne die Augenlider. »Dich habe ich immer am meisten geliebt«, flüsterte sie mit einem traurigen Lächeln. »Ich wusste, dass es nicht recht war, aber du warst es, den ich am meisten geliebt habe.« Tor spürte, wie seine Unterlippe zu zittern begann, und er fürchtete, dass sich eine Träne aus seinem Auge stehlen könnte. Er hatte nie geweint. Das hatte ihm seine Mutter einst erzählt. Nicht einmal als Wickelkind. »Sag Munro, deinem Vater … sag ihm, ich …« »Was soll ich ihm sagen?« Tor musste sich noch weiter vorbeugen, um die Worte seiner Mutter zu verstehen. Ihre Wimpern strichen über seine Wange. Der schwere Geruch des Todes wurde noch stärker. »Was willst du mir sagen, liebe Mutter?« »Sag … sag ihm«, sie atmete schwer, »dass es mir leidtut, dass ich dich für mich allein haben wollte. Sag ihm …« Ein tiefer Seufzer begleitete ihre letzten Worte, dann hob sich ihre Brust nicht mehr. Ungläubig starrte Tor einen Augenblick lang auf das friedliche Gesicht seiner Mutter. War es wirklich zu Ende mit ihr? Eine Frau von solcher Kraft und Stärke erlosch so leise wie eine Flamme im Dunkel der Nacht? Tor drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und steckte ihre kalte Hand unter die Decke, während er gegen Schmerz und Trauer ankämpfte. Er stand auf und trat vom Bett weg. »Hun er dod! Sie ist tot!«, schrie er durch den Vorhang. »Meine Mutter ist tot.« Und dann, von plötzlicher Wut gepackt, schlug er auf den nächstbesten Gegenstand ein. Mit voller Wucht zerschmetterte er das kostbare Glasfenster in der Kammer seiner Mutter.
Übersetzung:»Elke Herms-Guttzeit«
Mit geschlossenen Augen, bleich und fahl wie das Winterlicht, lag Henne auf dem schmalen Bett. Ihr blondes Haar mit den grauen Strähnen war in der Mitte gescheitelt. Zwei lange Zöpfe lagen auf ihrer Brust, die sich mühsam hob und senkte. Beim Ausatmen klang es, als fegte ein böser Wind durch ihren Körper.
Ihre Augenlider flatterten. Zitternd zog sie die Hand unter der schweren Wolldecke hervor und grüßte ihn. »Mengmin sonn … Tor.«
Er kniete sich neben ihr Bett auf die rauen, unebenen Dielenbretter. Sogar durch seine ledernen Hosenbeine hindurch spürte er die Kälte. »Mor«, erwiderte er zärtlich, in ihrer Sprache. »Mutter.«
Sie lächelte, während ihr die Augen wieder zufielen. Es schien ihr zu anstrengend zu sein, zu sprechen und gleichzeitig die Augen aufzuhalten. »Meine Zeit ist gekommen«, flüsterte sie. Er nahm ihre kleine Hand zwischen seine riesigen Hände. »Ingen!«, entgegnete er mit fester Stimme. »Heute Morgen ging es dir doch besser. Das hast du selbst gesagt.«
Scharf zog sie die Luft ein, und ihr Atem ging rasselnd. Sofort fühlte sich Tor schuldig. Er hatte sie aufgeregt und ihr das ohnehin mühsame Atmen noch schwerer gemacht. »Es tut mir leid, mengmin mor«, flüsterte er und neigte den Kopf zu ihr hin. »Sag, was du von mir willst.« Sie presste die trockenen Lippen fest zusammen. Tor sah, dass sie noch immer eine wunderschöne Frau war. Auch wenn sie jetzt bleich und abgemagert auf dem Sterbebett lag, hätte sie noch immer die Blicke der Männer auf sich ziehen können, einerlei ob von Wikingern oder Schotten.
»Ich möchte dich um etwas bitten«, murmelte sie. »Und ich möchte, dass du mir gelobst, meinen Wunsch zu erfüllen, so dass ich ruhig und in Frieden in die himmlische Herrlichkeit eingehen kann.« Tor blickte hinunter auf die Hand seiner Mutter. Er wusste nicht, ob er an Jesus Christus glaubte – wie sie. Tor hatte sich nie gefragt, woran er glaubte. Er verließ sich nur auf seine Körperkraft und seine moralische Stärke, nicht auf etwas, was jenseits der Macht seines Schwertes und seiner Axt lag.
»Ich höre«, antwortete er beruhigend, während er ihre kalte Hand rieb. »Lov meg.« Sie hustete trocken, und ihr bleiches Gesicht schien noch blasser zu werden. »Versprich mir …«
Tor legte die Wange an ihre Hand und wartete geduldig, bis ihr Hustenanfall vorüber war.»Versprich mir …«, stieß sie zwischen rasselnden Atemzügen hervor.
»Was soll ich dir versprechen?« Tor konnte das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen. Er hoffte nur, dass sie zu krank war, um es zu bemerken. Langsam hob Henne die Lider, und die Wärme in dem tiefen Blau ihrer Augen überwältigte Tor. Immer wieder versetzte es ihm einen gewaltigen Schock, wenn er die Liebe, die sie für ihn empfand, in diesen Augen sah, die seinen eigenen so sehr ähnelten.»Versprich mir, dass du von hier weggehen wirst.«
Tor presste die Kiefer so fest zusammen, dass ihm die Zähne schmerzten. Er schwieg. Schon so oft hatten sie über dieses Thema gesprochen, doch erfreulich waren die Gespräche nie gewesen. »Versprich mir, dass du nach meinem Tod von hier weggehst und nach Süden zu deinem Vater reitest. Ins Hochland. Nach Rancoff.« Das letzte Wort sprach sie mit so ehrfurchtsvoller Stimme aus, als wäre es gleichbedeutend mit dem Wort »Himmel«.
»Ich habe keinen Vater.« Mit Rücksicht auf seine sterbende Mutter versuchte er, die Bitterkeit in seiner Stimme zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. »Erinnere dich doch: Ich bin das Kind einer Menschenmutter und eines nordischen Gottes.« Sie lächelte traurig. Das war eine Geschichte, die er sich als Kind ausgedacht hatte, wenn die anderen ihn gehänselt und ihn einen Bastard geschimpft hatten. Später hatte er gelernt, seine Fäuste einzusetzen, was bedeutend wirksamer gewesen war. »Du musst mir versprechen, dass du zu deinem Vater gehst, damit er dich als Sohn annimmt.« Erschöpft schloss sie die Augen.
Tor schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.« Seine Worte klangen leise und ruhig, aber in seinem Innersten tobte ein wütender Sturm der Gefühle. Seine Mutter ahnte nicht, wie sehr er den Mann hasste, der ihn dem Hohn und Spott der anderen ausgesetzt hatte. Noch einmal öffnete Henne die Augen. Es war offensichtlich, dass dies ihre Kräfte beinahe überstieg. Doch ihre Stimme klang überraschend kräftig. Es war ein letztes Aufbäumen – so wie es ihrem Wesen entsprach. »Du musst deiner Mutter auf dem Sterbebett versprechen, dass du zu deinem Vater, dem schottischen Lord, gehst und das von ihm fordern wirst, was dir rechtmäßig zusteht.« Sie atmete rasselnd. »Du hast hier nichts mehr verloren, Tor. Unser Leben ist nichts mehr wert, hier gibt es keine Zukunft für dich.«
Er spürte, wie ihre Hand mit jedem Wort, das sie sprach, kälter wurde und das Leben aus ihr wich. Ihr Atem ging jetzt noch flacher. Tor musste sich tiefer zu ihr hinabbeugen, um sie noch hören zu können.»Versprich es mir«, flüsterte sie röchelnd.
Tor war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, seiner Mutter den letzten Willen zu erfüllen, und seinem Hass auf jenen schottischen Lord, der seine schwangere Mutter vor so vielen Jahren im Stich gelassen hatte. Noch einmal riss sie die schweren Augenlider auf. »Versprich es mir«, forderte sie wild entschlossen, »oder ich werde dich für den Rest deiner Lebtage heimsuchen, mein Sohn. Das schwöre ich dir.«
Tor wollte die bindenden Worte nicht aussprechen, und doch hörte er, wie sie über seine Lippen kamen. Sie klangen fremd und schmeckten wie Metall. »Jeg lover. Ich verspreche es.« »Sag es noch einmal!«, beharrte sie und hob den Kopf vom Kissen. »Sag es!« »Ich verspreche es.« Tor hatte das Gefühl, als ob sie ihm mit jedem Wort, das sie von ihm verlangte, ins Herz schnitt. »Ich verspreche dir, meinen schottischen Vater aufzusuchen und meinen Anspruch geltend zu machen.« Henne fiel auf das Bett zurück, sie war am Ende ihrer Kräfte. Er spürte, wie ihre Hand schlaff wurde. »Mor?« Voller Panik beugte sich Tor nach vorne. »Mutter?«
Mit allerletzter Kraft hob Henne die Augenlider. »Dich habe ich immer am meisten geliebt«, flüsterte sie mit einem traurigen Lächeln. »Ich wusste, dass es nicht recht war, aber du warst es, den ich am meisten geliebt habe.« Tor spürte, wie seine Unterlippe zu zittern begann, und er fürchtete, dass sich eine Träne aus seinem Auge stehlen könnte. Er hatte nie geweint. Das hatte ihm seine Mutter einst erzählt. Nicht einmal als Wickelkind. »Sag Munro, deinem Vater … sag ihm, ich …« »Was soll ich ihm sagen?« Tor musste sich noch weiter vorbeugen, um die Worte seiner Mutter zu verstehen. Ihre Wimpern strichen über seine Wange. Der schwere Geruch des Todes wurde noch stärker. »Was willst du mir sagen, liebe Mutter?« »Sag … sag ihm«, sie atmete schwer, »dass es mir leidtut, dass ich dich für mich allein haben wollte. Sag ihm …« Ein tiefer Seufzer begleitete ihre letzten Worte, dann hob sich ihre Brust nicht mehr. Ungläubig starrte Tor einen Augenblick lang auf das friedliche Gesicht seiner Mutter. War es wirklich zu Ende mit ihr? Eine Frau von solcher Kraft und Stärke erlosch so leise wie eine Flamme im Dunkel der Nacht? Tor drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und steckte ihre kalte Hand unter die Decke, während er gegen Schmerz und Trauer ankämpfte. Er stand auf und trat vom Bett weg. »Hun er dod! Sie ist tot!«, schrie er durch den Vorhang. »Meine Mutter ist tot.« Und dann, von plötzlicher Wut gepackt, schlug er auf den nächstbesten Gegenstand ein. Mit voller Wucht zerschmetterte er das kostbare Glasfenster in der Kammer seiner Mutter.
Übersetzung:»Elke Herms-Guttzeit«
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Bibliographische Angaben
- Autor: Colleen Faulkner
- 2009, 1, 336 Seiten, Maße: 12,4 x 18,6 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868003223
- ISBN-13: 9783868003222
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