Irrsinn
Als Billy Wiles in einer obskuren Nachricht vor die Wahl gestellt wird, welcher von zwei Menschen ermordet werden soll, hält er das für einen makabren Scherz. In Wirklichkeit ist es der Auftakt zu dem irrsinnigen Feldzug eines psychopathischen...
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Als Billy Wiles in einer obskuren Nachricht vor die Wahl gestellt wird, welcher von zwei Menschen ermordet werden soll, hält er das für einen makabren Scherz. In Wirklichkeit ist es der Auftakt zu dem irrsinnigen Feldzug eines psychopathischen Mörders.
"Dean Koontz liefert wieder einen hochkarätigen Thriller, der einen bis zuletzt in atemloser Spannung hält."
Chicago Tribune
"Noch spannender, noch nervenaufreibender als sonst - wirklich Angst einflößend."
Booklist
"Visuell, temporeich, mit wunderbaren Charakteren und jeder Menge nervenzerrüttender Spannung - mit diesem Roman zeigt sich Koontz auf der Höhe seiner Meisterschaft."
Publishers Weekly
Als Billy Wiles in einer obskuren Nachricht vor die Wahl gestellt wird, welcher von zwei Menschen ermordet werden soll, hält er das für einen makabren Scherz. In Wirklichkeit ist es der Auftakt zu dem irrsinnigen Feldzug eines psychopathischen Mörders.
"Noch spannender, noch nervenaufreibender als sonst - wirklich Angst einflößend." -- Booklist
"Visuell, temporeich, mit wunderbaren Charakteren und jeder Menge nervenzerrüttender Spannung - mit diesem Roman zeigt sich Koontz auf der Höhe seiner Meisterschaft." -- Publishers Weekly
Irrsinn von Dean Koontz
LESEPROBE
1Mit einemfrisch gezapften Bier und einem breiten Lächeln brachte NedPearsall einen Trinkspruch auf seinen verstorbenenNachbarn Henry Friddle aus, über dessen Tod er eineungeheure Genugtuung empfand.
Henry wardurch einen Gartenzwerg ums Leben gekommen, als er vom Dach seineszweistöckigen Hauses auf die fröhlich dreinblickende Figur gefallen war. DerZwerg war aus Beton, Henry hingegen nicht.
Eingebrochener Hals, ein geborstener Schädel - Henry war auf der Stelle totgewesen.
Dieser Toddurch Zwerg war nun schon vier Jahre her. Trotzdem trank NedPearsall noch immer mindestens einmal in der Wocheauf Henrys Ableben.
Der einzigeweitere Gast - ein Auswärtiger, der am anderen Ende der polierten Mahagonithekeauf seinem Hocker saß - äußerte sein Erstaunen über Nedsanhaltende Erbitterung.
»Wie kannder arme Kerl als Nachbar bloß so schlimm gewesen sein, dass Sie immer nochderart sauer auf ihn sind?«
Normalerweisehätte Ned die Frage womöglich einfach ignoriert.Fremde mochte er nämlich noch weniger als Salzbrezeln.
Die Kneipe stelltefür ihre Gäste Schalen mit kostenlosen Salzbrezeln bereit, weil die billigwaren. Ned war es lieber, seinen Durst mit gutgesalzenen Erdnüssen aufrechtzuerhalten.
Damit Ned Trinkgeld gab, überließ ihm Billy Wiles,der Barkeeper, gelegentlich kostenlos einen Beutel seines Lieblingsfutters.
Meistmusste Ned für seine Erdnüsse jedoch bezahlen. Das ärgerteihn, entweder weil er kein Verständnis für die ökonomischen Realitäten derGastronomie besaß, oder weil er sich gerne ärgern ließ. Wahrscheinlich trafLetzteres zu.
Obwohl manbeim Anblick seines Kopfs unwillkürlich an einen Squashball denken musste undbei seinen massigen Schultern an die eines Sumoringers,konnte Ned nur als athletischer Typ gelten, wenn mandas Praktizieren von Kneipengewäsch und Groll als Sport bezeichnete. In diesenDisziplinen erreichte er olympische Qualitäten.
Was denverstorbenen Henry Friddle anging, konnte Ned gegenüber Auswärtigen genauso gesprächig werden wie gegenüberalteingesessenen Bewohnern von Vineyard Hills. Dennwenn außer einem Fremden kein weiterer Gast zugegen war, fand Ned die Unterhaltung mit einem von diesen »auswärtigenTeufeln« immer noch angenehmer als zu schweigen.
Billy warnoch nie besonders gesprächig gewesen. Er war keiner jener Barkeeper, die ihrenPlatz hinter dem Tresen als Bühne betrachten. Lieber hörte er zu.
An denAuswärtigen gewandt, erklärte Ned: »Henry Friddle war ein Schwein.«
SeinGesprächspartner hatte Haare, die so schwarz waren wie Kohlenstaub, doch mitSpuren von Asche an den Schläfen, und eine leise, aber volltönende Stimme. Inseinen grauen Augen funkelte ein trockener Humor. »Das ist ein schwerwiegenderAusdruck - Schwein.«
»WissenSie, was dieser Perversling auf seinem Dach getriebenhat? Er hat versucht, an mein Esszimmerfenster zu pinkeln!«
Billy Wiles, der gerade den Tresen abwischte, warf nicht einmaleinen Blick auf den Fremden. Er hatte die Geschichte schon so oft gehört, dasser alle Reaktionen darauf kannte.
»Friddle, dieses Schwein, hat gemeint, durch die Höhe würdesein Strahl ein Stück weiter reichen«, erklärte Ned.
»War eretwa Fachmann für so was - zum Beispiel Luftfahrtingenieur?«,fragte der Fremde.
»Er warProfessor am College. Da hat er zeitgenössische Literatur gelehrt.«
»Vielleichthat ihn das Lesen dieses Zeugs in den Selbstmord getrieben«, sagte der Fremde,was ihn für Billy interessanter machte, als dieser zuerst gedacht hatte.
»Nein,nein«, sagte Ned ungehalten. »Der Sturz war ein Unfall.«
»War erbetrunken?«
»Wiesomeinen Sie, dass er betrunken war?«, fragte Ned verwundert.
Der Fremdezuckte die Achseln. »Schließlich ist er aufs Dach geklettert, um auf IhrFenster zu pinkeln.«
»Er war einkranker Mann«, sagte Ned und tippte mit dem Fingernagelan sein leeres Glas, um seinen Wunsch nach Nachschub kundzutun.
WährendBilly ein Budweiser zapfte, sagte er: »Henry Friddlewurde von Rachsucht verzehrt.«
Nach einemschweigenden Zug aus seinem Bierglas fragte der Fremde, an NedPearsall gewandt: »Von Rachsucht? Also haben zuerstSie an Friddles Fenster gepinkelt?«
»Das warganz was anderes!«, protestierte Nedin einem rauen Ton, der dem Fremden den Rat gab, nicht vorschnell Stellung zubeziehen.
»Ned hat es nicht von seinem Dach aus gemacht«, sagte Billy.
»Genau. Ichbin zu seinem Haus gegangen wie ein Mann, hab mich auf seinen Rasen gestelltund auf sein Esszimmerfenster gezielt.«
»Da saßenHenry und seine Frau gerade beim Abendessen«, sagte Billy.
Bevor derFremde seinen Ekel über den Zeitpunkt des Angriffs ausdrücken konnte, sagte Ned: »Die beiden haben Wachteln gegessen, können Sie sichdas vorstellen?«
»Sie habenderen Fenster angepinkelt, weil sie Wachteln gegessen haben?«
Nedgeriet vor Wut regelrecht ins Stottern. »Nein, natürlich nicht! Mach ichvielleicht den Eindruck, ich bin wahnsinnig?« Er sahBilly augenrollend an.
Billy hobdie Augenbrauen, als wollte er sagen: Was kann man von einem Auswärtigen schonerwarten?
»Ichversuche bloß, Ihnen klarzumachen, wie hochnäsig die Leute waren«, sagte Ned. »Immer haben sie Wachteln oder Schnecken gegessen -oder Mangold.«
»Was fürmiese Typen«, sagte der Fremde mit einem so feinen Anflug von Spott, dass Ned Pearsall ihn nicht wahrnahm,Billy hingegen schon.
»Eben«,pflichtete ihm Ned bei. »Henry Friddlefuhr einen Jaguar, und seine Frau fuhr einen Wagen - Sie werdensnicht glauben -, einen Wagen, der in Schweden hergestellt wird.«
»Ein Autoaus Detroit war wohl zu gewöhnlich für die«, sagte der Fremde.
»Genau. Wasmuss man für ein Snob sein, wenn man ein Auto die ganze Strecke von Schwedenhierher transportieren lässt!«
»Ich möchtewetten, die waren auch Weinkenner.« »Erraten! SagenSie mal, haben Sie die etwa gekannt?« »Ich kenne bloßden Typ. Sie hatten eine Menge Bücher, stimmts?«
»Und ob.Immer haben sie auf der vorderen Veranda gesessen, haben an ihrem Weingeschnüffelt und Bücher gelesen.«
»In allerÖffentlichkeit. Kaum vorzustellen. Aber wenn Sie denen nicht ansEsszimmerfenster gepinkelt haben, weil es Snobs waren, weshalb haben Sies danngetan?«
»Es gab neMenge Gründe«, sagte Ned. »Der Vorfall mit demStinktier. Der Vorfall mit dem Rasendünger. Die abgestorbenen Petunien.«
»Und derGartenzwerg«, fügte Billy hinzu, während er Gläser ausspülte.
»DerGartenzwerg hat das Fass zum Überlaufen gebracht«, stimmte Nedihm zu.
»Ich kannzwar verstehen, wenn man von rosa Plastikflamingos im Garten zu einerPinkelattacke getrieben wird«, sagte der Fremde, »aber von einem Gartenzwerg?«
NedsMiene verfinsterte sich, als er an den Affront dachte. »Ariadne hat ihm meineGesichtszüge gegeben.«
»Ariadne?«
»Die Frauvon Henry Friddle. Haben Sie schon mal nen hochnäsigeren Namen gehört?«
»Na ja, inKombination mit Friddle wird er wieder bodenständig.«
»Sie war amselben College Professorin für Kunst. Sie hat den Zwerg modelliert, dieGussform hergestellt, Zement hineingegossen und das Ding dann eigenhändigbemalt.«
»AlsVorbild für eine Skulptur zu dienen, kann doch eine Ehre sein.«
»Er war einZwerg, Kumpel!« Durch den Bierschaum auf der Oberlippesah Ned regelrecht tollwütig aus. »Ein besoffenerZwerg. Die Nase war rot wie ein Apfel. In jeder Hand hatte er eine Bierflasche.«
»Und seinHosenladen stand offen«, ergänzte Billy.
»VielenDank, dass du mich da auch noch dran erinnerst«, knurrte Ned.»Schlimmer noch - aus seiner Hose hingen Kopf und Hals einer toten Gans.«
»Wiekreativ«, sagte der Fremde.
»Zuerst habich gar nicht gewusst, was zum Teufel das bedeuten sollte ... «
»Symbolismus.Ein Stilmittel.«
»Ja, ja.Bin dann schon draufgekommen. Alle, die an ihrem Haus vorbeigekommen sind,haben es gesehen und sich auf meine Kosten amüsiert.«
»Dazu hätteman den Zwerg gar nicht mal sehen müssen«, sagte der Fremde.
»Genau!«, sagte Ned, der die Bemerkungmissverstand. »Die Leute haben schon gelacht, wenn sie davon gehört haben.Deshalb hab ich den Zwerg mit einem Vorschlaghammer zertrümmert.«
»Woraufhinman Sie verklagt hat. «
»Schlimmer.Die haben einen anderen Zwerg aufgestellt. Weil Ariadne sich schon gedachthatte, dass ich den ersten demoliere, hatte sie gleich noch einen gegossen undbemalt.«
»Ichdachte, hier im Weinland geht es nett und freundlich zu. «
»Und dannsagen die mir«, fuhr Ned fort, »wenn ich den zweitenauch noch demoliere, stellen sie sich nicht nur einen dritten auf den Rasen,sondern produzieren eine ganze Serie und verkaufen die an alle, die einen Ned-Pearsall-Zwerg wollen.«
»Das klingtaber nach einer leeren Drohung«, sagte der Fremde. »Gibts denn wirklich Leute,die so was haben wollen?«
»Massenhaft«,versicherte ihm Billy.
»Mit diesemOrt geht es den Bach runter, seit dieses hochgestochene Volk aus San Franciscohierher zieht«, sagte Ned verdrossen.
»Da Sie essich also nicht erlauben konnten, auch den zweiten Zwerg mit demVorschlaghammer zu zertrümmern, hatten Sie keine andere Wahl, als denen ansFenster zu pinkeln.«
»Genau.Allerdings hab ich nicht vorschnell gehandelt. Ich hab eine Woche lang über dieLage nachgedacht und dann erst zugeschlagen.«
»WoraufhinHenry Friddle mit voller Blase auf sein Dach geklettertist, um sich zu rächen.«
»Richtig.Aber er hat gewartet, bis ich ein Geburtstagsessen für meine Mom veranstaltet hab.«
»Unverzeihlich«,kommentierte Billy.
»Greiftetwa die Mafia unschuldige Familienmitglieder an?«,fragte Ned empört.
Obgleichdie Frage rhetorischer Natur gewesen war, antwortete Billy im Hinblick auf seinTrinkgeld: »Nein. Die Mafia hat Anstand.«
»Und dasist ein Wort, das diese Akademikertypen nicht mal buchstabieren können«, sagte Ned. »Meine Mom war sechsundsiebzig.Sie hätte einen Herzinfarkt erleiden können.«
»Also«,sagte der Fremde, »während Friddle versucht hat, gegenIhr Esszimmerfenster zu pinkeln, ist er vom Dach gefallen und hat sich beimAufprall auf den Ned-Pearsall-Zwerg das Genickgebrochen. Nette Ironie.«
»Ironie?«, sagte Ned. »Keine Ahnung.Jedenfalls wars ungemein befriedigend.«
»Erzähl ihmdoch, was deine Mom gesagt hat«, drängte ihn Billy.
Nach einemSchluck Bier sagte Ned: »Meine Momhat zu mir gesagt: Junge, lass uns den Herrn preisen! Das beweist, dass eseinen Gott im Himmel gibt.«
Der Fremdebrauchte einen Augenblick, um diese Worte zu verdauen. »Sieht ganz so aus, alswäre sie sehr religiös«, meinte er dann.
»War sienicht immer. Aber mit zweiundsiebzig hat sie ne Lungenentzündung bekommen.«
»Es istsehr praktisch, in einer solchen Lage Zuflucht zu Gott nehmen zu können.«
»Sie hatsich gedacht, wenn es Gott gibt, dann rettet er sie vielleicht. Und wenns ihnnicht gibt, dann hat es sie nichts gekostet als das bisschen Zeit, das sie fürs Beten verschwendet hat. «
»Zeit«,meinte der Fremde weise, »ist unser wertvollster Besitz.«
»Stimmtschon«, sagte Ned. »Aber meine Momhätte sowieso nicht viel davon vergeudet, weil sie meistens beim Fernsehengebetet hat. «
»Was füreine beeindruckende Geschichte«, sagte der Fremde und bestellte sich noch einBier.
Billyöffnete eine Flasche Heineken, stellte ein frischgekühltes Glas auf den Tresen und flüsterte: »Geht aufs Haus.«
»Das istaber nett von Ihnen. Danke. Ich hab schon gedacht, für einen Barkeeper sind Sieein ganz schön ruhiger und zurückhaltender Typ. Na ja, eventuell verstehe ichjetzt, warum.«
An seinemeinsamen Außenposten am anderen Ende der Theke hob NedPearsall sein Glas zum Toast. »Auf Ariadne! Möge siein Frieden ruhen.«
Womöglichgegen seinen Willen zeigte der Fremde wieder Interesse. »Doch nicht etwa nocheine Gartenzwergtragödie?«, fragte er.
»Krebs«,sagte Ned. »Zwei Jahre, nachdem Henry vom Dachgefallen war. Ist jammerschade.«
© Heyne Verlag
Übersetzung:Bernhard Kleinschmidt
Dean Koontz ist einer der fleißigsten und erfolgreichsten Verfasser von Thrillern und Horrorromanen. 300 Millionen Exemplare seiner fast 100 Titel wurden weltweit verkauft, die Bücher in 38 Sprachen übersetzt. Und es ist kein Ende abzusehen, wie der Schriftsteller selbst sagt: „Ich schreibe einfach, weil ich nicht aufhören kann zu schreiben“.
Geboren wurde Koontz am 9.7.1945 in Everett, Pennsylvania. Seine Kindheit war geprägt von dem alkoholsüchtigen und gewalttätigen Vater. Der Sohn flüchtete in eine Traumwelt und schrieb schon mit neun Jahren Geschichten, die er an seine Klassenkameraden verkaufte. Mit 20 Jahren bekam er die erste Auszeichnung für eine Kurzgeschichte. 1965 heiratete er seine Jugendliebe Gerda Ann Cerra und zog nach Mechanisburg, Pennsylvania, wo er als Sozialarbeiter in einem Projekt für benachteiligte Kinder wirkte. Danach bekam er eine Anstellung als Englischlehrer an einer Highschool in Harrisburg, wurde allerdings auf Betreiben einiger konservativer Eltern entlassen.
Unterstützt von seiner Frau Gerda wagte Koontz den Schritt, als freier Schriftsteller zu arbeiten. In Deutschland kennt man ihn seit 1972 u. a. durch „Das Höllentor“. Viele seiner Bücher wurden unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht, weil der Autor gern die Erzählstile wechselt und der Verlag die Leser nicht verwirren wollte. Der deutsche Übersetzer Uwe Anton bemerkte dazu: „Der Autor hat einen umfassenden Wortschatz, vielleicht den größten der Autoren, die ich bislang übersetzt habe“.
- Autor: Dean R. Koontz
- 2007, 446 Seiten, Maße: 11,7 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Kleinschmidt, Bernhard
- Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453020359
- ISBN-13: 9783453020351
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