Israel schafft sich ab
Ich schreibe aus einem Israel mit gespaltener Seele.
Gespalten zwischen seinen demokratischen Idealen und religiösem Fanatismus. Zwischen der Illusion eines freien Staates und der Realität einer repressiven Besatzungsmacht. Und der Riss, der...
Gespalten zwischen seinen demokratischen Idealen und religiösem Fanatismus. Zwischen der Illusion eines freien Staates und der Realität einer repressiven Besatzungsmacht. Und der Riss, der...
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Produktinformationen zu „Israel schafft sich ab “
Klappentext zu „Israel schafft sich ab “
Ich schreibe aus einem Israel mit gespaltener Seele. Gespalten zwischen seinen demokratischen Idealen und religiösem Fanatismus. Zwischen der Illusion eines freien Staates und der Realität einer repressiven Besatzungsmacht. Und der Riss, der durch den Staat geht, wird immer größer.
Der renommierte Historiker Gershom Gorenberg zeigt, vor welchen Herausforderungen Israel heute steht. Die drängende Frage lautet: Wie kann Israel verhindern, dass es sich selbst zerstört?
"Eine scharfsinnige, unverzichtbare Analyse, ebenso besorgniserregend wie hoffnungsvoll." New York Times
Lese-Probe zu „Israel schafft sich ab “
Kapitel 1 Die Straße nach Elisha Die Lehranstalt von Elisha in der Westbank sieht nicht aus wie die Verkörperung dreier gesellschaftlicher Revolutionen. Die Mensa mit Blick auf den Hof ist ein Plattenbau, die Verwaltung ist in einem Bürocontainer untergebracht. Nur der steinverkleidete Studiensaal mit angeschlossener Synagoge ist ein festes Gebäude. Auch die Unterkünfte, die mehrere Dutzend Studenten beherbergen, bestehen aus verwitterten, in zwei konzentrischen Halbkreisen an den Hang gesetzten Mobilheimen. Am Eingang des Geländes hockt ein gelangweilter Unteroffizier der israelischen Streitkräfte in seinem Wachhäuschen. Er mustert mich durch das geöffnete Autofenster, sieht, dass ich Israeli bin, hört mit einem Ohr, dass ich eine Verabredung mit dem Vorsteher habe, und winkt mich durch.
Keine Säulengänge und Heldenstatuen zieren den Hof. Nichts hier wirkt monumental. Die Umbrüche in der israelischen Gesellschaft, für die Elisha steht, gleichen eher Verwerfungen im Untergrund: nur halb sichtbar, mächtig und fortlaufend in Bewegung. Sie treiben Risse in die Grundfesten des Staates. Aber sie sind die Folge menschlicher Entscheidungen, nicht das Werk von Naturgewalten.
Ich bin nach Elisha gekommen, weil mich die Sorge umtreibt, dass sich der Staat Israel in einer fortdauernden Zersetzung befindet, was sich an Elisha gleich in mehrfacher Hinsicht ablesen lässt.
Zunächst einmal ist dieser Ort ein illegaler Außenposten, eine von etwa 100 kleinen Siedlungen, die im ganzen Westjordanland errichtet wurden, seit das Oslo-Abkommen von 1993 Israel zu einem Verhandlungsfrieden mit den Palästinensern verpflichtete. Seit diesem Abkommen hat die israelische Regierung keine neuen Siedlungen in der Westbank mehr genehmigt. Angeblich haben sich die Siedlungsaktivisten auf dem israelisch besetzten Territorium seither also über staatliche Weisungen und geltende Gesetze hinweggesetzt. Doch in Wirklichkeit haben ihnen viele staatliche Stellen
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dabei unter die Arme gegriffen, während die gewählten Amtsträger ihre Aktivitäten entweder ignorierten oder sogar noch unterstützten. Das israelische Wohnungsbauministerium hat allein für Elisha über 300.000 Dollar für Infrastruktur und Gebäude aufgewendet. Die Armee stellt Soldaten, um den Ort zu schützen. Der Zweck solcher Außenposten besteht darin, die Lücken zwischen den größeren bereits bestehenden Siedlungen zu schließen, die jüdische Kontrolle über das Westjordanland auszudehnen und das Territorium, das den Palästinensern geblieben ist, zu zerstückeln. Tatsächlich handelt es sich um ein gewaltiges, jeder Rechtsstaatlichkeit spottendes Schurkenstück.
Gleichzeitig ist Elisha eine Institution strenggläubiger jüdischer Gelehrsamkeit. Die Studenten sind junge Männer unter 20. Der Vorsteher ist ein charismatischer Rabbiner mit einer ruhigen, warmen Stimme, der zufällig 1967 geboren wurde, im Jahr des israelischen Sieges im Sechstagekrieg. Aufgrund dieses als Wunder empfundenen Erfolges fegte eine neue Theologie durch das israelische Judentum. Sie deutete den Triumph auf dem Schlachtfeld als Teil von Gottes Plan, die Welt zu erlösen und die Menschheit ins vollendete Zeitalter des Messias zu führen. Diese Theologie sprach den Staat Israel und sein Militär heilig. Sie machte die Ansiedlung von Juden in den frisch eroberten Gebieten zu einem göttlichen Gebot, "so wichtig wie alle anderen zusammengenommen". Die neue Doktrin verkürzte den universellen Gehalt der jüdischen Moral und machte den militanten Nationalismus zu einem Pfeiler des Glaubens. Als der Vorsteher mir in seinem Büro seine erzieherische Botschaft erklärt, fallen die Schlüsselwörter dieser Theologie: Seine Studenten "müssen verstehen", sinniert er, dass sie ein "Teil der Erlösung Israels" seien. Wenn er eine Idee erläutert, weiten sich seine Augen und ein katzenhafter Schauder der Wohligkeit zuckt ihm über den Rücken. Zweifellos nimmt er an, dass ihm der orthodoxe Gesprächspartner, der ihm da mit seiner Kippa auf dem Haupt gegen
Gleichzeitig ist Elisha eine Institution strenggläubiger jüdischer Gelehrsamkeit. Die Studenten sind junge Männer unter 20. Der Vorsteher ist ein charismatischer Rabbiner mit einer ruhigen, warmen Stimme, der zufällig 1967 geboren wurde, im Jahr des israelischen Sieges im Sechstagekrieg. Aufgrund dieses als Wunder empfundenen Erfolges fegte eine neue Theologie durch das israelische Judentum. Sie deutete den Triumph auf dem Schlachtfeld als Teil von Gottes Plan, die Welt zu erlösen und die Menschheit ins vollendete Zeitalter des Messias zu führen. Diese Theologie sprach den Staat Israel und sein Militär heilig. Sie machte die Ansiedlung von Juden in den frisch eroberten Gebieten zu einem göttlichen Gebot, "so wichtig wie alle anderen zusammengenommen". Die neue Doktrin verkürzte den universellen Gehalt der jüdischen Moral und machte den militanten Nationalismus zu einem Pfeiler des Glaubens. Als der Vorsteher mir in seinem Büro seine erzieherische Botschaft erklärt, fallen die Schlüsselwörter dieser Theologie: Seine Studenten "müssen verstehen", sinniert er, dass sie ein "Teil der Erlösung Israels" seien. Wenn er eine Idee erläutert, weiten sich seine Augen und ein katzenhafter Schauder der Wohligkeit zuckt ihm über den Rücken. Zweifellos nimmt er an, dass ihm der orthodoxe Gesprächspartner, der ihm da mit seiner Kippa auf dem Haupt gegen
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Inhaltsverzeichnis zu „Israel schafft sich ab “
Inhalt 1. Die Straße nach Elisha 9 2. Die Mahnung der "Altalena" 22 3. Die Hauptstadt der Gesetzlosigkeit 62 4. Die Kinder der Berge 102 5. Dienstpflichtverwirrung 138 6. Die Arbeit der Gerechten verrichten andere 166 7. Die Revolution kommt heim 197 8. Die Neugründung Israels 221 Dank 248 Anmerkungen 251 Abkürzungen 300 Bibliografie 301 Register 320
Autoren-Porträt von Gershom Gorenberg
Gershom Gorenberg, orthodoxer Jude, ist einer der renommiertesten Experten für den Nahostkonflikt und die Geschichte Israels. Sein Markenzeichen: Er scheut klare Worte nicht, aber nimmt dabei stets eine sehr besonnene Position ein. Seine Bücher sind in Israel Bestseller, darunter auch »The Accidental Empire«. Seine Biografie über Jitzak Rabin wurde mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gershom Gorenberg
- 2012, 316 Seiten, Maße: 14,7 x 22,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Andreas Simon dos Santos
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593397242
- ISBN-13: 9783593397245
- Erscheinungsdatum: 10.08.2012
Rezension zu „Israel schafft sich ab “
"Eine gründlich recherchierte und lesenswerte Analyse.", DeutschlandRadio Kultur "Lesart", 01.01.2013
Pressezitat
"Eine gründlich recherchierte und lesenswerte Analyse.", DeutschlandRadio Kultur "Lesart", 01.01.2013
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