Jagd im Mondlicht / Tagebuch eines Vampirs Bd.9
Band 9
Endlich: Die heißersehnte Fortsetzung der Vampire Diaries!
Über 600 Jahre ist es her, dass die Brüder Stefano und Damon zu erbitterten Feinden wurden - und zu Vampiren. Der Kampf der Rivalen ist noch immer nicht entschieden. Denn das...
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Produktinformationen zu „Jagd im Mondlicht / Tagebuch eines Vampirs Bd.9 “
Endlich: Die heißersehnte Fortsetzung der Vampire Diaries!
Über 600 Jahre ist es her, dass die Brüder Stefano und Damon zu erbitterten Feinden wurden - und zu Vampiren. Der Kampf der Rivalen ist noch immer nicht entschieden. Denn das Grauen hat viele Gesichter ...
Eine strahlende Zukunft liegt vor Elena: In den altehrwürdigen Hallen von Dalcrest College kann sie endlich aufatmen und ihre Liebe zu Stefan ist ungetrübt. Selbst die Rivalität zwischen den Vampirbrüdern scheint endgültig beendet. Doch dann überschatten mysteriöse Ereignisse das Leben auf dem Campus - plötzlich verschwinden mehrere Studenten spurlos. Als Elena auch noch auf ein schockierendes Geheimnis stößt, erkennt sie, dass sie ihrer Vergangenheit nicht entrinnen kann. Einer Vergangenheit, die den Stein des Bösen erneut ins Rollen bringt ...
Lese-Probe zu „Jagd im Mondlicht / Tagebuch eines Vampirs Bd.9 “
Jagd im Mondlicht von Lisa J. SmithAus dem Amerikanischen von Michaela Link
Kapitel Eins
Liebes Tagebuch,
ich habe solche Angst.
Mein Herz hämmert, mein Mund ist trocken und meine Hände zittern. Dabei habe ich mich schon so vielen Dingen gestellt: Vampiren, Werwölfen, Phantomen - und überlebt. Dinge, von denen ich nie gedacht hätte, dass es sie überhaupt gibt. Und jetzt fürchte ich mich. Warum?
Einfach weil ich von zu Hause fortgehe.
Ich weiß, dass das vollkommen lächerlich ist. Ich verlasse ja meine Heimat nicht wirklich. Ich gehe bloß aufs College, nur ein paar Stunden Autofahrt entfernt von meinem geliebten Haus, in dem ich lebe, seit ich ein Baby war. Nein, ich fange jetzt nicht wieder zu weinen an! Ich werde mir ein Zimmer mit Bonnie und Meredith teilen, meinen beiden besten Freundinnen. Den besten Freundinnen, die es auf der ganzen Welt gibt. Und in demselben Wohnheim, nur ein paar Schritte entfernt in einem anderen Stockwerk, wird mein geliebter Stefano sein. Mein bester Freund Matt wird ebenfalls in die Nähe ziehen, ans andere Ende des Campus. Selbst Damon wird da sein, in einer eigenen Wohnung in der Stadt.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich meinem Zuhause niemals näher sein könnte, es sei denn, ich würde gar nicht erst ausziehen. Ich bin so ein Jammerlappen. Aber ich habe dieses Zuhause - meine Familie, mein Leben - gerade erst zurückbekommen, nach so langer Zeit im Exil, und jetzt muss ich es schon wieder verlassen.
... mehr
Wahrscheinlich habe ich auch deshalb solche Angst, weil die vergangenen drei Sommerwochen so wunderschön waren. Wir haben alles nachgeholt, was wir in den letzten paar Monaten verpasst hatten - in jenen Monaten, in denen wir gegen die Kitsune gekämpft haben, in die Dunkle Dimension gereist sind, das schreckliche Phantom bezwungen haben und all die anderen Dinge bewältigen mussten, die absolut keinen Platz für Spaß ließen. Und deshalb haben wir die letzten Wochen in vollen Zügen genossen: mit Picknicks und Partys, Shopping und Sonnenbaden und einem Ausflug zum Jahrmarkt. Matt hat einen Plüschtiger gewonnen und sofort Bonnie geschenkt. Er wurde knallrot, als sie vor Freude aufkreischte und sich in seine Arme warf. Und Stefano hat mich ganz oben auf dem Riesenrad geküsst, genau so, wie jeder normale Junge seine Freundin an einem herrlichen Sommerabend küssen würde.
Wir waren so glücklich. Und alles war so normal, worauf ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.
Ich schätze, genau das ist es, was mir Angst macht. Ich habe Angst, dass diese Wochen nur ein golden leuchtendes Zwischenspiel gewesen sein könnten und dass sich jetzt alles wieder ändert und die Dunkelheit und das Grauen zurückkehren. Es ist wie in diesem Gedicht, das wir letzten Herbst im Englischkurs gelesen haben: Kein Gold glänzt ewig. Nicht für mich.
Selbst Damon ...
Elena Gilbert hörte Schritte unten im Flur und ihr Stift verharrte über dem Papier. Ihr Blick fiel auf die Umzugskartons um sie herum. Das da unten mussten Stefano und Damon sein, um noch die letzten Kartons aus ihrem Zimmer zu holen.
Also musste sie sich beeilen, um ihren Tagebucheintrag zu ende zu bringen - um die Sorge in Worte zu fassen, die bereits während dieser unbeschwerten Sommerwochen an ihr genagt hatte. eilig schrieb sie weiter.
Damon hat sich verändert. Seit wir das Eifersuchtsphantom besiegt haben, ist er ... freundlicher. Nicht nur zu mir, nicht nur zu Bonnie, für die er schon immer eine Schwäche hatte, sondern sogar zu Matt und Meredith. Er kann immer noch furchtbar gereizt und unberechenbar sein - sonst wäre er nicht er selbst -, aber ihm fehlt diese Grausamkeit, die früher typisch für ihn war.
Auch mit Stefano kommt er anscheinend besser klar. Die beiden wissen, dass ich sie beide liebe, aber sie lassen keine Eifersucht mehr zu. Sie stehen sich nah und gehen auf eine Weise miteinander um, die ich noch nie zuvor bei ihnen erlebt habe - wie echte Brüder eben. Wir drei befinden uns im Einklang miteinander, in einem fragilen Gleichgewicht, das bis zum Ende dieses Sommers gehalten hat. Aber ich mache mir Sorgen, dass jeder falsche Schritt von mir dieses Gleichgewicht zerstören könnte und ich die Brüder - ebenso wie Catarina, ihre erste Liebe - wieder entzweie. Und dann werden wir Damon für immer verlieren.
»Elena!«, rief Tante Judith ungeduldig herauf.
»Ich komme!«, rief Elena zurück, während sie hastig noch ein paar Sätze in ihr Tagebuch kritzelte.
Aber vielleicht wird dieses neue Leben auch ganz wunderbar werden. Vielleicht werde ich alles finden, wonach ich gesucht habe. Ich kann mich nicht ewig an die Highschool klammern oder an mein Leben hier zu Hause. Und wer weiß? Vielleicht glänzt das Gold diesmal doch ewig. Für mich.
»Elena! Deine Chauffeure warten!«
Jetzt klang Tante Judith deutlich gestresst. Am liebsten hätte sie Elena selbst zum College gebracht. Aber Elena wusste, wie tränenreich dieser Abschied werden würde, und hatte daher Stefano und Damon gebeten, sie zu fahren. Schließlich war es weniger peinlich, zu Hause ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen als auf dem Campus von Dalcrest. Allerdings regte sich Tante Judith seitdem über jede Kleinigkeit auf. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass Elenas College Karriere ohne ihre Kontrolle gar nicht perfekt starten konnte. Doch Elena wusste, dass das nur ein Zeichen dafür war, wie sehr Tante Judith sie liebte.
Seufzend schlug Elena das in Samt gebundene Tagebuch zu und warf es in einen noch offenen Karton. Dann ging sie zur Tür. Den Knauf in der Hand warf sie noch einen letzten Blick zurück.
Ihr Zimmer war jetzt furchtbar leer. Die Möbel standen zwar noch alle da, aber an den Wänden fehlten ihre Lieblingsposter und die Hälfte der Bücher waren aus ihrem Regal verschwunden. Ohne diese vertrauten Sachen wirkte der Raum fast wie ein unpersönliches Hotelzimmer und nicht wie die behagliche Zuflucht ihrer Kindheit.
So vieles war hier geschehen. Elena erinnerte sich daran, dass sie sich als kleines Mädchen mit ihrem Vater auf den Fenstersims gekuschelt hatte, um mit ihm zusammen zu lesen. Sie, Bonnie und Meredith - und Caroline, damals, als sie noch eine gute Freundin gewesen war - hatten mindestens hundert Nächte hier verbracht, Geheimnisse ausgetauscht, für die Highschool gebüffelt, sich für Bälle gestylt oder einfach herumgehangen. Stefano hatte sie hier frühmorgens geküsst und war schnell wieder verschwunden, wenn Tante Judith kam, um sie zu wecken. Elena erinnerte sich an Damons grausam triumphierendes Lächeln, als sie ihn zum ersten Mal eingeladen hatte. es kam ihr vor, als sei das eine Million Jahre her. und dann, vor ein paar Wochen erst, ihre unbändige Freude, als er in einer dunklen Nacht hier aufgetaucht war, nachdem alle gedacht hatten, er sei tot.
es klopfte leise, dann ging die Tür auf. Stefano stand da und sah sie an.
»Bist du fertig?«, fragte er. »Deine Tante macht sich schon Sorgen. Sie ist der Meinung, dass du nicht mehr genug Zeit haben wirst, um vor der Einführungsveranstaltung noch auszupacken, wenn wir nicht langsam aufbrechen.«
Elena umarmte ihn. er roch frisch und nach Wald und sie schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Ich komme schon«, sagte sie. »Aber es ist schwer, sich zu verabschieden, weißt du? Alles verändert sich.«
Stefano beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft auf den Mund. »Ich weiß«, antwortete er dann und strich mit dem Finger zart über die Wölbung ihrer Unterlippe. »Ich werde die Kartons nach unten tragen und dir noch eine Minute Zeit lassen. Tante Judith wird es bestimmt schon besser gehen, wenn sie sieht, dass der Wagen beladen wird.«
»Okay. Ich komme gleich nach.«
Stefano schleppte die Kartons hinaus und Elena sah sich seufzend ein allerletztes Mal um. Die blauen geblümten Vorhänge, die ihre Mutter für sie genäht hatte, als Elena neun gewesen war, hingen noch immer vor den Fenstern. Elena erinnerte sich dran, wie ihre Mutter sie mit feuchten Augen umarmt hatte, als ihr kleines Mädchen ihr erklärte, es sei zu groß für Vorhänge mit Puh dem Bär.
Da füllten sich auch Elenas Augen mit Tränen, und sie schob sich das Haar hinter die Ohren wie ihre Mutter, wenn sie konzentriert nachgedacht hatte. Elena war so jung gewesen, als ihre Eltern starben. Wenn sie noch am Leben gewesen wären, dann hätten sie und ihre Mutter jetzt vielleicht Freundinnen sein können, nicht nur Mutter und Tochter.
Ihre Eltern hatten ebenfalls das Dalcrestcollege besucht. Sie hatten sich dort sogar kennengelernt. unten auf dem Klavier stand ein Bild von ihnen, wie sie in ihren Abschlussroben auf dem sonnigen Rasen vor der Bibliothek von Dalcrest lachten; sie waren unglaublich jung und wirkten unglaublich glücklich.
Vielleicht konnte Elenas eigenes Studium in Dalcrest sie ihren Eltern näherbringen. Vielleicht würde sie zwischen den neoklassischen Gebäuden und auf den weitläufigen grünen Wiesen des Colleges mehr über die Menschen erfahren, die sie gewesen waren, bevor Elena sie als Mama und Papa wahrgenommen hatte.
Sie ging nicht wirklich fort. Sie machte einfach nur den nächsten Schritt in ihrem Leben.
Elena reckte entschlossen das Kinn vor, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
unten im Flur standen Tante Judith, deren Ehemann Robert und Elenas fünf Jahre alte Schwester Margaret und warteten. Sie sahen Elena erwartungsvoll an, als sie die Treppe herunterkam.
Tante Judith machte natürlich jede Menge Wirbel. Sie konnte einfach nicht stillstehen; sie rang die Hände, strich sich übers Haar oder drehte an ihren Ohrringen. »Elena«, sagte sie, »bist du dir sicher, dass du alles eingepackt hast, was du brauchst? es gibt so viel, woran man denken muss.« Sie runzelte die Stirn.
Die Aufregung ihrer Tante machte es Elena leichter, sie beruhigend anzulächeln und zu umarmen. Tante Judith drückte sie fest an sich, entspannte sich für einen Moment und schniefte. »Ich werde dich vermissen, Schätzchen.«
»Ich werde dich auch vermissen«, antwortete Elena mit zitternden Lippen, während sie Tante Judith noch fester umarmte. Sie stieß ein unsicheres Lachen aus. »Aber ich komme ja wieder. Falls ich etwas vergessen habe oder Heimweh kriege, kann ich sogar schon am Wochenende wiederkommen. Ich brauche gar nicht bis Thanksgiving zu warten.«
Neben ihnen trat Robert von einem Fuß auf den anderen und räusperte sich. Elena ließ Tante Judith los und drehte sich zu ihm um.
»Also, ich weiß, dass College Studenten eine Menge Unkosten haben«, sagte er. »Wir wollen nicht, dass du dir Sorgen ums Geld machen musst, daher hast du ja das Studentenkonto, aber ...« er öffnete seine Brieftasche und reichte Elena ein Bündel Geldscheine. »Nur für den Fall der Fälle.«
»Oh«, murmelte Elena gerührt und war ein wenig durcheinander. »Vielen Dank, Robert, aber das ist wirklich nicht nötig.«
er tätschelte unbeholfen ihre Schulter. »Wir möchten, dass du alles hast, was du brauchst«, sagte er bestimmt. Elena lächelte ihn dankbar an, faltete die Geldscheine zusammen und steckte sie ein.
Neben Robert starrte Margaret stur auf ihre Schuhe. Elena kniete sich hin und ergriff die Hände ihrer kleinen Schwester. »Margaret?«
Margaret sah sie mit großen blauen Augen an, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst.
»Ich werde dich so sehr vermissen, Maggie«, sagte Elena und zog sie an sich. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Das flauschige Haar ihrer Schwester streifte Elenas Wange. »Aber spätestens zu Thanksgiving werde ich zurück sein und vielleicht kannst du mich ja auf dem Campus besuchen. Ich würde schrecklich gern vor all meinen neuen Freunden mit meiner kleinen Schwester angeben.«
Margaret schluckte. »Ich will nicht, dass du gehst«, sagte sie mit kläglicher Stimme. »Immer gehst du fort.«
»Oh, mein Süße«, erwiderte Elena hilflos und drückte ihre Schwester noch enger an sich. »Ich komme doch immer wieder zurück, nicht wahr?«
Elena schauderte innerlich. Wieder einmal fragte sie sich, an wie vieles von dem, was im Laufe des letzten Jahres wirklich in Fell's church passiert war, sich Margaret erinnerte. Die Wächter hatten versprochen, die Erinnerungen aller Menschen an diese dunklen Monate zu verändern - an jene Monate, in denen Vampire, Werwölfe und Kitsune die Stadt fast zerstört hatten und Elena gestorben und wieder auferstanden war -, aber es schien Ausnahmen zu geben. Caleb Smallwood erinnerte sich und manchmal sah auch Margarets unschuldiges Gesicht seltsam wissend aus.
»Elena«, sagte Tante Judith mit belegter Stimme, den Tränen nahe, »du solltest jetzt besser aufbrechen.«
Elena drückte ihre Schwester noch einmal an sich, bevor sie sie endgültig losließ. »In Ordnung«, sagte sie, stand auf und griff nach ihrer Tasche. »Ich werde heute Abend anrufen und euch von meinen ersten eindrücken berichten.«
Tante Judith nickte, und Elena gab ihr schnell noch einen Kuss, bevor sie sich über die Augen wischte und die Haustür öffnete.
Das Sonnenlicht war so grell, dass sie blinzeln musste. Damon und Stefano lehnten an dem kleinen Lastwagen, den Stefano gemietet hatte. Elenas Sachen waren auf der Ladefläche verstaut. Als sie hinaustrat, schauten beide auf und lächelten sie an.
Oh. Sie waren so schön, alle beide, dass der Anblick der Brüder ihr selbst nach all dieser Zeit noch den Atem raubte. Stefano, ihr geliebter Stefano, dessen smaragdgrüne Augen aufleuchteten, wenn er sie ansah, war einfach umwerfend mit seinem klassischen Profil und dieser süßen kleinen Wölbung seiner Unterlippe, die so sehr zum Küssen einlud.
und Damon - mit seiner leuchtend bleichen Haut, den schwarzen samtigen Augen und dem seidigen Haar - war elegant und tödlich zugleich. Aber sein strahlendes Lächeln ließ sie schnurren wie ein Panther, der seinen Gefährten erkannte.
Beide Augenpaare beobachteten sie liebevoll. und besitzergreifend.
Die Salvatore Brüder waren ihr ergeben. Doch wie sollte sie in Zukunft damit umgehen? Bei diesem Gedanken runzelte sie die Stirn und zog nervös die Schultern hoch. Dann glättete sie bewusst die Falten zwischen ihren Augen, entspannte sich und erwiderte ihr Lächeln. es würde alles so kommen, wie es kommen musste.
»Zeit zum Aufbruch«, sagte sie und ging ihnen entgegen.
Kapitel Zwei
Mit dem Reifendruckmesser prüfte Meredith den Luftdruck in ihrem linken hinteren Reifen. er war in Ordnung.
Der Druck auf allen vier Reifen war in Ordnung. Das Frostschutzmittel, das Öl und die Getriebeflüssigkeiten waren alle aufgefüllt, die Autobatterie war neu und Wagenheber sowie Ersatzreifen befanden sich in perfektem Zustand. Sie hätte es wissen müssen. Ihre Eltern waren nicht von der Sorte, die sich freinahm und zu Hause blieb, um die Tochter vor ihrem Aufbruch ins College zu verabschieden. Sie wussten, dass Meredith nicht verhätschelt werden wollte, aber sie zeigten ihre Liebe, indem sie alles perfekt vorbereiteten, sodass ihre Tochter für alle Eventualitäten gewappnet war. Aber natürlich sagten sie ihr nicht, dass sie alles perfekt vorbereitet hatten; sie wollten, dass sie auch weiterhin auf sich selbst aufpasste.
Jetzt gab es nichts mehr für sie zu tun, außer aufzubrechen. Aber genau dagegen sträubte sie sich.
»Komm mit mir«, sagte sie, ohne aufzuschauen, und ärgerte sich über das schwache Zittern, das sie in ihrer Stimme hörte. »Nur für ein paar Wochen.«
»Du weißt, dass ich das nicht kann«, erwiderte Alaric, während er ihr leicht über den Rücken strich. »Wenn ich mit dir käme, würde das den Abschied hinterher nur noch schlimmer machen, weil ich sicher nicht mehr gehen wollte. So ist es besser. Du wirst die ersten Wochen im College wie alle anderen neuen Studenten genießen, ohne dass dich irgendjemand aufhält. und dann werde ich dich schon bald besuchen kommen.«
Meredith drehte sich um und sah, dass sich Alarics Mund kaum merklich verkrampfte, und ihr wurde klar, dass ihm dieser erneute Abschied nach nur wenigen gemeinsamen Wochen genauso schwerfiel wie ihr. Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft.
»Besser, als wenn ich nach Harvard gegangen wäre«, murmelte sie. »Dalcrest ist viel näher.«
ende des Sommers hatten sie und Matt beschlossen, dass sie ihre Freunde unmöglich verlassen und an weit entfernte Colleges gehen konnten, wie eigentlich geplant. Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, mussten sie unbedingt zusammenbleiben und einander beschützen. Das war wichtiger als irgendein ruhmreiches College.
Ihr Zuhause war mehr als einmal beinahe zerstört worden, sodass an Fortgehen nicht mehr zu denken war. Nicht, solange sie die einzigen waren, die der Dunkelheit Widerstand leisten konnten, der Dunkelheit, die sich für immer und ewig zu der Kraft der magischen Machtlinien hingezogen fühlen würde, welche durch das Gebiet rund um Fell's church liefen. Dalcrest lag so nah, dass sie zurückkommen konnten, falls erneut Gefahr drohte.
Sie mussten ihr Zuhause beschützen.
Also war Stefano in die Verwaltungsbüros von Dalcrest gegangen und hatte seinen Vampircharme spielen lassen. und plötzlich hatte Matt das Footballstipendium für Dalcrest in der Tasche, welches er im Frühling zugunsten der Kent State abgelehnt hatte, und Meredith wurde nicht nur als Studienanfängerin begrüßt, sondern sogar im besten Wohnheim des Campus zusammen mit Bonnie und Elena in einem Dreierzimmer untergebracht. Das Übernatürliche hatte zur Abwechslung mal zu ihren Gunsten funktioniert.
Trotzdem hatte sie einige Träume aufgeben müssen. Harvard. Alaric an ihrer Seite.
Meredith schüttelte den Kopf. Diese Träume waren ohnehin nicht vereinbar. Alaric hätte sie auch nicht nach Harvard begleiten können. er blieb in Fell's church, um den Ursprung all der übernatürlichen Dinge zu erforschen, die sich im Laufe der Stadtgeschichte ereignet hatten. Glücklicherweise erlaubte ihm die Duke University, seine Studien für seine Doktorarbeit über das Paranormale zu verwenden. In gewisser Weise wachte er über die Stadt, solange er dort war. Also hätten sie sich jetzt so oder so trennen müssen, ganz gleich, wohin Meredith ging, und immerhin war Dalcrest von Fell's church leicht mit dem Auto zu erreichen.
Alarics Haut war gebräunt, und einige goldene Sommersprossen tüpfelten seine Wangenknochen. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass Meredith die Wärme seines Atems spüren konnte.
»Woran denkst du?« Seine Stimme war ein leises Murmeln.
»An deine Sommersprossen«, antwortete sie. »Sie sind einfach wunderschön.« Dann holte sie Luft und zog sich von ihm zurück. »Ich liebe dich«, fügte sie hinzu, und dann sprach sie hastig weiter, bevor eine Welle der Sehnsucht sie überwältigen konnte. »Ich muss los.« Sie nahm einen der Koffer, die neben dem Auto standen, und schwang ihn in den Kofferraum.
»Ich liebe dich auch«, erwiderte Alaric, griff nach ihrer Hand und hielt sie für einen Moment fest, während er ihr in die Augen blickte. Dann ließ er sie los, verstaute den letzten Koffer und schlug die Kofferraumklappe zu.
Meredith küsste ihn noch einmal flüchtig und setzte sich schnell hinters Steuer. Sobald sie angeschnallt war und der Motor lief, erlaubte sie sich, Alaric noch einmal anzusehen.
»Auf Wiedersehen«, sagte sie durch das offene Fenster. »Ich werde dich heute Abend anrufen. Jeden Abend.«
Alaric nickte. er sah traurig aus, lächelte trotzdem und hob zum Abschied die Hand.
© 2012 der deutschsprachigen Ausgabe bei cbt Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Wahrscheinlich habe ich auch deshalb solche Angst, weil die vergangenen drei Sommerwochen so wunderschön waren. Wir haben alles nachgeholt, was wir in den letzten paar Monaten verpasst hatten - in jenen Monaten, in denen wir gegen die Kitsune gekämpft haben, in die Dunkle Dimension gereist sind, das schreckliche Phantom bezwungen haben und all die anderen Dinge bewältigen mussten, die absolut keinen Platz für Spaß ließen. Und deshalb haben wir die letzten Wochen in vollen Zügen genossen: mit Picknicks und Partys, Shopping und Sonnenbaden und einem Ausflug zum Jahrmarkt. Matt hat einen Plüschtiger gewonnen und sofort Bonnie geschenkt. Er wurde knallrot, als sie vor Freude aufkreischte und sich in seine Arme warf. Und Stefano hat mich ganz oben auf dem Riesenrad geküsst, genau so, wie jeder normale Junge seine Freundin an einem herrlichen Sommerabend küssen würde.
Wir waren so glücklich. Und alles war so normal, worauf ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.
Ich schätze, genau das ist es, was mir Angst macht. Ich habe Angst, dass diese Wochen nur ein golden leuchtendes Zwischenspiel gewesen sein könnten und dass sich jetzt alles wieder ändert und die Dunkelheit und das Grauen zurückkehren. Es ist wie in diesem Gedicht, das wir letzten Herbst im Englischkurs gelesen haben: Kein Gold glänzt ewig. Nicht für mich.
Selbst Damon ...
Elena Gilbert hörte Schritte unten im Flur und ihr Stift verharrte über dem Papier. Ihr Blick fiel auf die Umzugskartons um sie herum. Das da unten mussten Stefano und Damon sein, um noch die letzten Kartons aus ihrem Zimmer zu holen.
Also musste sie sich beeilen, um ihren Tagebucheintrag zu ende zu bringen - um die Sorge in Worte zu fassen, die bereits während dieser unbeschwerten Sommerwochen an ihr genagt hatte. eilig schrieb sie weiter.
Damon hat sich verändert. Seit wir das Eifersuchtsphantom besiegt haben, ist er ... freundlicher. Nicht nur zu mir, nicht nur zu Bonnie, für die er schon immer eine Schwäche hatte, sondern sogar zu Matt und Meredith. Er kann immer noch furchtbar gereizt und unberechenbar sein - sonst wäre er nicht er selbst -, aber ihm fehlt diese Grausamkeit, die früher typisch für ihn war.
Auch mit Stefano kommt er anscheinend besser klar. Die beiden wissen, dass ich sie beide liebe, aber sie lassen keine Eifersucht mehr zu. Sie stehen sich nah und gehen auf eine Weise miteinander um, die ich noch nie zuvor bei ihnen erlebt habe - wie echte Brüder eben. Wir drei befinden uns im Einklang miteinander, in einem fragilen Gleichgewicht, das bis zum Ende dieses Sommers gehalten hat. Aber ich mache mir Sorgen, dass jeder falsche Schritt von mir dieses Gleichgewicht zerstören könnte und ich die Brüder - ebenso wie Catarina, ihre erste Liebe - wieder entzweie. Und dann werden wir Damon für immer verlieren.
»Elena!«, rief Tante Judith ungeduldig herauf.
»Ich komme!«, rief Elena zurück, während sie hastig noch ein paar Sätze in ihr Tagebuch kritzelte.
Aber vielleicht wird dieses neue Leben auch ganz wunderbar werden. Vielleicht werde ich alles finden, wonach ich gesucht habe. Ich kann mich nicht ewig an die Highschool klammern oder an mein Leben hier zu Hause. Und wer weiß? Vielleicht glänzt das Gold diesmal doch ewig. Für mich.
»Elena! Deine Chauffeure warten!«
Jetzt klang Tante Judith deutlich gestresst. Am liebsten hätte sie Elena selbst zum College gebracht. Aber Elena wusste, wie tränenreich dieser Abschied werden würde, und hatte daher Stefano und Damon gebeten, sie zu fahren. Schließlich war es weniger peinlich, zu Hause ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen als auf dem Campus von Dalcrest. Allerdings regte sich Tante Judith seitdem über jede Kleinigkeit auf. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass Elenas College Karriere ohne ihre Kontrolle gar nicht perfekt starten konnte. Doch Elena wusste, dass das nur ein Zeichen dafür war, wie sehr Tante Judith sie liebte.
Seufzend schlug Elena das in Samt gebundene Tagebuch zu und warf es in einen noch offenen Karton. Dann ging sie zur Tür. Den Knauf in der Hand warf sie noch einen letzten Blick zurück.
Ihr Zimmer war jetzt furchtbar leer. Die Möbel standen zwar noch alle da, aber an den Wänden fehlten ihre Lieblingsposter und die Hälfte der Bücher waren aus ihrem Regal verschwunden. Ohne diese vertrauten Sachen wirkte der Raum fast wie ein unpersönliches Hotelzimmer und nicht wie die behagliche Zuflucht ihrer Kindheit.
So vieles war hier geschehen. Elena erinnerte sich daran, dass sie sich als kleines Mädchen mit ihrem Vater auf den Fenstersims gekuschelt hatte, um mit ihm zusammen zu lesen. Sie, Bonnie und Meredith - und Caroline, damals, als sie noch eine gute Freundin gewesen war - hatten mindestens hundert Nächte hier verbracht, Geheimnisse ausgetauscht, für die Highschool gebüffelt, sich für Bälle gestylt oder einfach herumgehangen. Stefano hatte sie hier frühmorgens geküsst und war schnell wieder verschwunden, wenn Tante Judith kam, um sie zu wecken. Elena erinnerte sich an Damons grausam triumphierendes Lächeln, als sie ihn zum ersten Mal eingeladen hatte. es kam ihr vor, als sei das eine Million Jahre her. und dann, vor ein paar Wochen erst, ihre unbändige Freude, als er in einer dunklen Nacht hier aufgetaucht war, nachdem alle gedacht hatten, er sei tot.
es klopfte leise, dann ging die Tür auf. Stefano stand da und sah sie an.
»Bist du fertig?«, fragte er. »Deine Tante macht sich schon Sorgen. Sie ist der Meinung, dass du nicht mehr genug Zeit haben wirst, um vor der Einführungsveranstaltung noch auszupacken, wenn wir nicht langsam aufbrechen.«
Elena umarmte ihn. er roch frisch und nach Wald und sie schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Ich komme schon«, sagte sie. »Aber es ist schwer, sich zu verabschieden, weißt du? Alles verändert sich.«
Stefano beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft auf den Mund. »Ich weiß«, antwortete er dann und strich mit dem Finger zart über die Wölbung ihrer Unterlippe. »Ich werde die Kartons nach unten tragen und dir noch eine Minute Zeit lassen. Tante Judith wird es bestimmt schon besser gehen, wenn sie sieht, dass der Wagen beladen wird.«
»Okay. Ich komme gleich nach.«
Stefano schleppte die Kartons hinaus und Elena sah sich seufzend ein allerletztes Mal um. Die blauen geblümten Vorhänge, die ihre Mutter für sie genäht hatte, als Elena neun gewesen war, hingen noch immer vor den Fenstern. Elena erinnerte sich dran, wie ihre Mutter sie mit feuchten Augen umarmt hatte, als ihr kleines Mädchen ihr erklärte, es sei zu groß für Vorhänge mit Puh dem Bär.
Da füllten sich auch Elenas Augen mit Tränen, und sie schob sich das Haar hinter die Ohren wie ihre Mutter, wenn sie konzentriert nachgedacht hatte. Elena war so jung gewesen, als ihre Eltern starben. Wenn sie noch am Leben gewesen wären, dann hätten sie und ihre Mutter jetzt vielleicht Freundinnen sein können, nicht nur Mutter und Tochter.
Ihre Eltern hatten ebenfalls das Dalcrestcollege besucht. Sie hatten sich dort sogar kennengelernt. unten auf dem Klavier stand ein Bild von ihnen, wie sie in ihren Abschlussroben auf dem sonnigen Rasen vor der Bibliothek von Dalcrest lachten; sie waren unglaublich jung und wirkten unglaublich glücklich.
Vielleicht konnte Elenas eigenes Studium in Dalcrest sie ihren Eltern näherbringen. Vielleicht würde sie zwischen den neoklassischen Gebäuden und auf den weitläufigen grünen Wiesen des Colleges mehr über die Menschen erfahren, die sie gewesen waren, bevor Elena sie als Mama und Papa wahrgenommen hatte.
Sie ging nicht wirklich fort. Sie machte einfach nur den nächsten Schritt in ihrem Leben.
Elena reckte entschlossen das Kinn vor, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
unten im Flur standen Tante Judith, deren Ehemann Robert und Elenas fünf Jahre alte Schwester Margaret und warteten. Sie sahen Elena erwartungsvoll an, als sie die Treppe herunterkam.
Tante Judith machte natürlich jede Menge Wirbel. Sie konnte einfach nicht stillstehen; sie rang die Hände, strich sich übers Haar oder drehte an ihren Ohrringen. »Elena«, sagte sie, »bist du dir sicher, dass du alles eingepackt hast, was du brauchst? es gibt so viel, woran man denken muss.« Sie runzelte die Stirn.
Die Aufregung ihrer Tante machte es Elena leichter, sie beruhigend anzulächeln und zu umarmen. Tante Judith drückte sie fest an sich, entspannte sich für einen Moment und schniefte. »Ich werde dich vermissen, Schätzchen.«
»Ich werde dich auch vermissen«, antwortete Elena mit zitternden Lippen, während sie Tante Judith noch fester umarmte. Sie stieß ein unsicheres Lachen aus. »Aber ich komme ja wieder. Falls ich etwas vergessen habe oder Heimweh kriege, kann ich sogar schon am Wochenende wiederkommen. Ich brauche gar nicht bis Thanksgiving zu warten.«
Neben ihnen trat Robert von einem Fuß auf den anderen und räusperte sich. Elena ließ Tante Judith los und drehte sich zu ihm um.
»Also, ich weiß, dass College Studenten eine Menge Unkosten haben«, sagte er. »Wir wollen nicht, dass du dir Sorgen ums Geld machen musst, daher hast du ja das Studentenkonto, aber ...« er öffnete seine Brieftasche und reichte Elena ein Bündel Geldscheine. »Nur für den Fall der Fälle.«
»Oh«, murmelte Elena gerührt und war ein wenig durcheinander. »Vielen Dank, Robert, aber das ist wirklich nicht nötig.«
er tätschelte unbeholfen ihre Schulter. »Wir möchten, dass du alles hast, was du brauchst«, sagte er bestimmt. Elena lächelte ihn dankbar an, faltete die Geldscheine zusammen und steckte sie ein.
Neben Robert starrte Margaret stur auf ihre Schuhe. Elena kniete sich hin und ergriff die Hände ihrer kleinen Schwester. »Margaret?«
Margaret sah sie mit großen blauen Augen an, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst.
»Ich werde dich so sehr vermissen, Maggie«, sagte Elena und zog sie an sich. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Das flauschige Haar ihrer Schwester streifte Elenas Wange. »Aber spätestens zu Thanksgiving werde ich zurück sein und vielleicht kannst du mich ja auf dem Campus besuchen. Ich würde schrecklich gern vor all meinen neuen Freunden mit meiner kleinen Schwester angeben.«
Margaret schluckte. »Ich will nicht, dass du gehst«, sagte sie mit kläglicher Stimme. »Immer gehst du fort.«
»Oh, mein Süße«, erwiderte Elena hilflos und drückte ihre Schwester noch enger an sich. »Ich komme doch immer wieder zurück, nicht wahr?«
Elena schauderte innerlich. Wieder einmal fragte sie sich, an wie vieles von dem, was im Laufe des letzten Jahres wirklich in Fell's church passiert war, sich Margaret erinnerte. Die Wächter hatten versprochen, die Erinnerungen aller Menschen an diese dunklen Monate zu verändern - an jene Monate, in denen Vampire, Werwölfe und Kitsune die Stadt fast zerstört hatten und Elena gestorben und wieder auferstanden war -, aber es schien Ausnahmen zu geben. Caleb Smallwood erinnerte sich und manchmal sah auch Margarets unschuldiges Gesicht seltsam wissend aus.
»Elena«, sagte Tante Judith mit belegter Stimme, den Tränen nahe, »du solltest jetzt besser aufbrechen.«
Elena drückte ihre Schwester noch einmal an sich, bevor sie sie endgültig losließ. »In Ordnung«, sagte sie, stand auf und griff nach ihrer Tasche. »Ich werde heute Abend anrufen und euch von meinen ersten eindrücken berichten.«
Tante Judith nickte, und Elena gab ihr schnell noch einen Kuss, bevor sie sich über die Augen wischte und die Haustür öffnete.
Das Sonnenlicht war so grell, dass sie blinzeln musste. Damon und Stefano lehnten an dem kleinen Lastwagen, den Stefano gemietet hatte. Elenas Sachen waren auf der Ladefläche verstaut. Als sie hinaustrat, schauten beide auf und lächelten sie an.
Oh. Sie waren so schön, alle beide, dass der Anblick der Brüder ihr selbst nach all dieser Zeit noch den Atem raubte. Stefano, ihr geliebter Stefano, dessen smaragdgrüne Augen aufleuchteten, wenn er sie ansah, war einfach umwerfend mit seinem klassischen Profil und dieser süßen kleinen Wölbung seiner Unterlippe, die so sehr zum Küssen einlud.
und Damon - mit seiner leuchtend bleichen Haut, den schwarzen samtigen Augen und dem seidigen Haar - war elegant und tödlich zugleich. Aber sein strahlendes Lächeln ließ sie schnurren wie ein Panther, der seinen Gefährten erkannte.
Beide Augenpaare beobachteten sie liebevoll. und besitzergreifend.
Die Salvatore Brüder waren ihr ergeben. Doch wie sollte sie in Zukunft damit umgehen? Bei diesem Gedanken runzelte sie die Stirn und zog nervös die Schultern hoch. Dann glättete sie bewusst die Falten zwischen ihren Augen, entspannte sich und erwiderte ihr Lächeln. es würde alles so kommen, wie es kommen musste.
»Zeit zum Aufbruch«, sagte sie und ging ihnen entgegen.
Kapitel Zwei
Mit dem Reifendruckmesser prüfte Meredith den Luftdruck in ihrem linken hinteren Reifen. er war in Ordnung.
Der Druck auf allen vier Reifen war in Ordnung. Das Frostschutzmittel, das Öl und die Getriebeflüssigkeiten waren alle aufgefüllt, die Autobatterie war neu und Wagenheber sowie Ersatzreifen befanden sich in perfektem Zustand. Sie hätte es wissen müssen. Ihre Eltern waren nicht von der Sorte, die sich freinahm und zu Hause blieb, um die Tochter vor ihrem Aufbruch ins College zu verabschieden. Sie wussten, dass Meredith nicht verhätschelt werden wollte, aber sie zeigten ihre Liebe, indem sie alles perfekt vorbereiteten, sodass ihre Tochter für alle Eventualitäten gewappnet war. Aber natürlich sagten sie ihr nicht, dass sie alles perfekt vorbereitet hatten; sie wollten, dass sie auch weiterhin auf sich selbst aufpasste.
Jetzt gab es nichts mehr für sie zu tun, außer aufzubrechen. Aber genau dagegen sträubte sie sich.
»Komm mit mir«, sagte sie, ohne aufzuschauen, und ärgerte sich über das schwache Zittern, das sie in ihrer Stimme hörte. »Nur für ein paar Wochen.«
»Du weißt, dass ich das nicht kann«, erwiderte Alaric, während er ihr leicht über den Rücken strich. »Wenn ich mit dir käme, würde das den Abschied hinterher nur noch schlimmer machen, weil ich sicher nicht mehr gehen wollte. So ist es besser. Du wirst die ersten Wochen im College wie alle anderen neuen Studenten genießen, ohne dass dich irgendjemand aufhält. und dann werde ich dich schon bald besuchen kommen.«
Meredith drehte sich um und sah, dass sich Alarics Mund kaum merklich verkrampfte, und ihr wurde klar, dass ihm dieser erneute Abschied nach nur wenigen gemeinsamen Wochen genauso schwerfiel wie ihr. Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft.
»Besser, als wenn ich nach Harvard gegangen wäre«, murmelte sie. »Dalcrest ist viel näher.«
ende des Sommers hatten sie und Matt beschlossen, dass sie ihre Freunde unmöglich verlassen und an weit entfernte Colleges gehen konnten, wie eigentlich geplant. Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, mussten sie unbedingt zusammenbleiben und einander beschützen. Das war wichtiger als irgendein ruhmreiches College.
Ihr Zuhause war mehr als einmal beinahe zerstört worden, sodass an Fortgehen nicht mehr zu denken war. Nicht, solange sie die einzigen waren, die der Dunkelheit Widerstand leisten konnten, der Dunkelheit, die sich für immer und ewig zu der Kraft der magischen Machtlinien hingezogen fühlen würde, welche durch das Gebiet rund um Fell's church liefen. Dalcrest lag so nah, dass sie zurückkommen konnten, falls erneut Gefahr drohte.
Sie mussten ihr Zuhause beschützen.
Also war Stefano in die Verwaltungsbüros von Dalcrest gegangen und hatte seinen Vampircharme spielen lassen. und plötzlich hatte Matt das Footballstipendium für Dalcrest in der Tasche, welches er im Frühling zugunsten der Kent State abgelehnt hatte, und Meredith wurde nicht nur als Studienanfängerin begrüßt, sondern sogar im besten Wohnheim des Campus zusammen mit Bonnie und Elena in einem Dreierzimmer untergebracht. Das Übernatürliche hatte zur Abwechslung mal zu ihren Gunsten funktioniert.
Trotzdem hatte sie einige Träume aufgeben müssen. Harvard. Alaric an ihrer Seite.
Meredith schüttelte den Kopf. Diese Träume waren ohnehin nicht vereinbar. Alaric hätte sie auch nicht nach Harvard begleiten können. er blieb in Fell's church, um den Ursprung all der übernatürlichen Dinge zu erforschen, die sich im Laufe der Stadtgeschichte ereignet hatten. Glücklicherweise erlaubte ihm die Duke University, seine Studien für seine Doktorarbeit über das Paranormale zu verwenden. In gewisser Weise wachte er über die Stadt, solange er dort war. Also hätten sie sich jetzt so oder so trennen müssen, ganz gleich, wohin Meredith ging, und immerhin war Dalcrest von Fell's church leicht mit dem Auto zu erreichen.
Alarics Haut war gebräunt, und einige goldene Sommersprossen tüpfelten seine Wangenknochen. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass Meredith die Wärme seines Atems spüren konnte.
»Woran denkst du?« Seine Stimme war ein leises Murmeln.
»An deine Sommersprossen«, antwortete sie. »Sie sind einfach wunderschön.« Dann holte sie Luft und zog sich von ihm zurück. »Ich liebe dich«, fügte sie hinzu, und dann sprach sie hastig weiter, bevor eine Welle der Sehnsucht sie überwältigen konnte. »Ich muss los.« Sie nahm einen der Koffer, die neben dem Auto standen, und schwang ihn in den Kofferraum.
»Ich liebe dich auch«, erwiderte Alaric, griff nach ihrer Hand und hielt sie für einen Moment fest, während er ihr in die Augen blickte. Dann ließ er sie los, verstaute den letzten Koffer und schlug die Kofferraumklappe zu.
Meredith küsste ihn noch einmal flüchtig und setzte sich schnell hinters Steuer. Sobald sie angeschnallt war und der Motor lief, erlaubte sie sich, Alaric noch einmal anzusehen.
»Auf Wiedersehen«, sagte sie durch das offene Fenster. »Ich werde dich heute Abend anrufen. Jeden Abend.«
Alaric nickte. er sah traurig aus, lächelte trotzdem und hob zum Abschied die Hand.
© 2012 der deutschsprachigen Ausgabe bei cbt Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Autoren-Porträt von Lisa J. Smith
Lisa J. Smith hat schon früh mit dem Schreiben begonnen. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie bereits während ihres Studiums. Sie lebt mit einem Hund, einer Katze und ungefähr 10.000 Büchern im Norden Kaliforniens. Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lisa J. Smith
- Altersempfehlung: Ab 13 Jahre
- 2012, Deutsche Erstausgabe, 442 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Michaela Link
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 3570380270
- ISBN-13: 9783570380277
- Erscheinungsdatum: 04.10.2012
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