Jenny, heftig in Nöten
Mauerblümchen meets Megastar.
ER ist der Teenie-Star der Nation: Luke Striker, Leinwandheld, der heißeste Typ seit Brad Pitt.
SIE ist das nette Mädchen von nebenan: Jenny Greenley, Kummerkastentante und Beziehungsexpertin für die ganze Schule - nur ihre...
ER ist der Teenie-Star der Nation: Luke Striker, Leinwandheld, der heißeste Typ seit Brad Pitt.
SIE ist das nette Mädchen von nebenan: Jenny Greenley, Kummerkastentante und Beziehungsexpertin für die ganze Schule - nur ihre...
Leider schon ausverkauft
Buch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Jenny, heftig in Nöten “
Mauerblümchen meets Megastar.
ER ist der Teenie-Star der Nation: Luke Striker, Leinwandheld, der heißeste Typ seit Brad Pitt.
SIE ist das nette Mädchen von nebenan: Jenny Greenley, Kummerkastentante und Beziehungsexpertin für die ganze Schule - nur ihre eigene heimliche Liebe zu Scott kriegt sie nicht in den Griff. Als Luke für zwei Wochen inkognito an ihre Schule kommt, wird natürlich die vertrauenswürdige, verschwiegene Jenny zu seiner Begleiterin abgestellt. Doch der berühmteGast ist bald enttarnt und plötzlich steht Jenny wider Willen im Rampenlicht: Verfolgt von Reportern, hysterischen Fans und eifersüchtigen Freundinnen, gerät sie in einen Strudel falscher Gerüchte und wilder Verwicklungen, die auf dem jährlichen Frühlingsball ihren dramatischen Höhepunkt finden!Zuckersüße Unterhaltung - ein Buch wie Sahnetrüffel
ER ist der Teenie-Star der Nation: Luke Striker, Leinwandheld, der heißeste Typ seit Brad Pitt.
SIE ist das nette Mädchen von nebenan: Jenny Greenley, Kummerkastentante und Beziehungsexpertin für die ganze Schule - nur ihre eigene heimliche Liebe zu Scott kriegt sie nicht in den Griff. Als Luke für zwei Wochen inkognito an ihre Schule kommt, wird natürlich die vertrauenswürdige, verschwiegene Jenny zu seiner Begleiterin abgestellt. Doch der berühmteGast ist bald enttarnt und plötzlich steht Jenny wider Willen im Rampenlicht: Verfolgt von Reportern, hysterischen Fans und eifersüchtigen Freundinnen, gerät sie in einen Strudel falscher Gerüchte und wilder Verwicklungen, die auf dem jährlichen Frühlingsball ihren dramatischen Höhepunkt finden!Zuckersüße Unterhaltung - ein Buch wie Sahnetrüffel
Lese-Probe zu „Jenny, heftig in Nöten “
Ich war dabei, als Betty Ann Mulvaney entführt wurde.Na ja, okay, ich und noch 23 andere Schüler der Clayton Highschool (Gesamtschülerzahl: 1200), die in der ersten Stunde Latein hatten.
Aber im Gegensatz zu den anderen hab ich versucht, es zu verhindern. Irgendwie. Ich fragte: "Kurt. Was soll das?"
Kurt verdrehte bloß die Augen. "Reg dich ab, Jen. Das Ganze ist ein Witz, okay?"
Leider war es nicht sonderlich witzig, wie sich Kurt Schraeder Betty Ann von Mrs Mulvaneys Pult schnappte und in seinem Eastpak-Rucksack verstaute. Ein paar Strähnen ihrer gelben Wollhaare verfingen sich in den Zähnen des Reißverschlusses.
Kurt war das egal. Er zerrte einfach so lange daran herum, bis er zuging.
Ich hätte noch etwas sagen sollen. Ich hätte sagen sollen: Setz sie sofort wieder hin, Kurt.
Aber ich hab nichts gesagt, weil ... na ja, darauf komme ich später noch zurück. Außerdem war es da sowieso schon zu spät. Kurt war nämlich schon dabei, seine ganzen Sportsfreunde abzuklatschen, die alle in der letzten Reihe abhängen und bloß deshalb Latein genommen haben (sogar zum zweiten Mal, nachdem sie in der Elften wohl komplett versagt haben), weil sie sich dadurch bessere Chancen im Vokabelteil des College-Einstufungstests erhoffen, und nicht etwa, weil die römische Kultur sie so fasziniert oder weil sie gehört haben, dass Mrs Mulvaney eine Superlehrerin ist.
Kurt und seine Kumpels versteckten ihr dreckiges Grinsen hinter ihren Paulus-et-Lucia-Lateinbüchern, als Mrs Mulvaney kurz nach dem Klingeln mit einem dampfenden Kaffeebecher in der Hand ins Zimmer kam.
Wie jeden Morgen begrüßte sie uns mit einem fröhlichen "Aurora interea miseris mortalibus almam extulerat lucem referens opera atque labores" (zusammengefasst etwa: "Ein neuer elender Morgen, also machen wir uns an die Arbeit"), griff nach der Kreide und forderte uns auf, das Präsens von gaudere durchzukonjugieren und aufzuschreiben.
Dass Betty Ann verschwunden war, merkte sie gar nicht.
Zumindest
... mehr
nicht bis zur dritten Stunde. Meine beste Freundin Trina - die Kurzform für Catrina: Cat klingt ihr zu sehr nach Katze, und sie findet, sie hätte nichts Katzenhaftes an sich (was ich übrigens anders sehe) -, die in der dritten Stunde Latein hat, erzählte mir später, Mrs Mulvaney hätte ihnen gerade das Partizip Perfekt erklärt, als sie den verwaisten Platz auf ihrem Pult bemerkte.
Laut Trina hat Mrs Mulvaney daraufhin mit merkwürdig hoher, gepresster Stimme gesagt: "Betty Ann?"
Zu diesem Zeitpunkt wusste natürlich schon die gesamte Schule, dass Kurt Schraeder Betty Ann in sein Schließfach gestopft hatte. Aber keiner sagte etwas. Weil Kurt bei allen so beliebt ist.
Okay, das stimmt so nicht ganz. Aber die Leute, die Kurt nicht so toll finden, haben zu viel Angst, etwas gegen ihn zu sagen, weil Kurt Sprecher des Abschlussjahrgangs und Captain der Footballmannschaft ist und einen Schüler mit einem einzigen Blick vernichten kann wie Magneto von den X-Men.
Natürlich nicht wirklich, aber es ist schon klar, was ich meine, oder? Mit einem wie Kurt Schraeder legt man sich einfach nicht an. Wenn er die Cabbage-Patch-Puppe einer Lehrerin kidnappen will, lässt man ihn machen, andernfalls kann man nämlich in Zukunft allein draußen auf dem Pausenhof zu Mittag essen wie Cara Fettkuh, weil man sonst riskiert, mit Kroketten beworfen zu werden.
Das Schlimme ist nur, dass Mrs Mulvaney diese alberne Puppe total liebt. Zum ersten Schultag zieht sie ihr immer so eine blöde Clayton-High-Cheerleaderkluft an, die sie selbst genäht hat.
Und an Halloween steckt sie Betty Ann in ein kleines Hexenkostüm mit spitzem Hut, Miniaturbesen und allem Drum und Dran. An Weihnachten staffiert sie Betty Ann als Weihnachtsfrau aus. Ein Osterkostüm gibt es auch, nur dass Mrs Mulvaney es nicht so nennt, weil bei uns die Trennung von Staat (also auch der Schule) und Kirche ernst genommen wird. Sie spricht immer politisch korrekt von Betty Anns "Frühlingskleid".
Zu diesem Kleid gehören ein geblümtes Häubchen und ein Körbchen, das mit echten Rotkehlcheneiern gefüllt ist, die ihr vor ewigen Urzeiten mal jemand mitgebracht hat. Wahrscheinlich war das auch in den Achtzigern, also in grauer Vorzeit - damals, als Mrs Mulvaney Betty Ann von den Schülern irgendeiner Abschlussklasse geschenkt bekam. Sie tat ihnen Leid, weil sie eine voll gute Lehrerin ist, aber selbst keine Kinder kriegen konnte.
Wird jedenfalls behauptet. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Also bis darauf, dass sie eine gute Lehrerin ist. Das ist sie nämlich wirklich. Und dass sie keine Kinder hat.
Aber ansonsten ... nix Genaues weiß man nicht.
Ich weiß nur, dass ich jetzt, kurz vor Ende der Elften (bis zu den Sommerferien war es nur noch etwas über einen Monat und Betty Ann hatte, als sie entführt wurde, schon ihre Sommergarderobe an, Latzhosen und einen Strohhut wie Huckleberry Finn), dasaß und mir Sorgen machte. Um eine Puppe. Eine alberne Puppe.
"Du glaubst aber nicht, dass sie irgendwas Schlimmes mit ihr anstellen, oder?", fragte ich Trina etwas später in der Chorprobe. Trina findet, ich verbaue mir meine Zukunft, weil Lesen mein einziges echtes Hobby ist und ich in zu wenigen AGs bin (die sich im Zeugnis nun mal gut machen). Deshalb hat sie mich überredet, mit ihr in den Chor zu gehen. Nur hat sie mir leider ein leicht verfälschtes Bild dieses Chors vermittelt. Das ist nämlich keine lustige AG, die man mal so nebenbei macht, sondern eine todernste Sache - mit Vorsingen und allem Drum und Dran. Weil der Chor dringend Altstimmen brauchte und ich anscheinend eine habe, wurde ich aufgenommen, obwohl ich nicht gerade die weltbeste Sängerin bin. Aber während die Sopranistinnen die Lieder mit Text und allem die Tonleitern rauf- und runterträllern müssen, dürfen die Altstimmen dazu meistens auf einem Ton la-la-la singen, was für mich echt praktisch ist, weil ich gemütlich dasitzen, eintönig la-la-la singen und dabei sogar noch ein Buch lesen kann. Zum Glück hat Karen Sue Walters, die Sopranistin, die eine Reihe vor mir sitzt, total buschige Haare, sodass mich Mr Hall, der Chorleiter der "Troubadours" (toll, was? - unser Schulchor hat sogar einen eigenen Namen), dahinter nicht sehen kann.
Aus Gründen der "optischen Einheitlichkeit" zwingt Mr Hall uns Mädchen, bei den Auftritten gepolsterte BHs unter der Bluse zu tragen, was ziemlich daneben ist, aber na ja. Im Zeugnis macht es sich gut. Im Chor zu sein. Nicht das mit den BHs.
Aber was ich Trina wahrscheinlich nie verzeihen werde, ist das mit dem Tanzen. Ja, echt. Wir müssen nämlich gleichzeitig singen und tanzen ... okay, nicht direkt tanzen, aber die Arme so hin und her schwenken. Und ich bin wahrlich nicht die beste Armschwenkerin der Welt. Ich habe null Komma null Rhythmusgefühl.
Was mir Mr Hall auch so ungefähr dreimal täglich unter die Nase reibt.
"Stell dir vor, sie würden ihr ein Ohr abschneiden ...", flüsterte ich Trina zu. Ich musste flüstern, weil Mr Hall ein paar Reihen weiter mit den Tenören probte. Wir bereiteten uns gerade auf diesen megagroßen Wettbewerb für Musicalchöre aus ganz Indiana vor - den "Bishop Luers Chorwettbewerb" -, weshalb Mr Hall total unter Spannung stand. Deshalb machte er mich in letzter Zeit wegen meiner Armschwenkerei statt der üblichen drei Mal gleich vier bis fünf Mal täglich zur Schnecke, "... und es dann zusammen mit einer Lösegeldforderung an Mrs M schicken. Das würden die doch nicht machen, oder? Ich meine, das wäre ja dann auch Zerstörung persönlichen Eigentums."
"Gott!" Trina stöhnte. Sie ist eine der Hauptsopranistinnen und sitzt neben Karen Sue Walters. Mir ist aufgefallen, dass Hauptsopranistinnen oft ziemlich herrisch sind. Was vielleicht auch verständlich ist, weil sie die ganze Arbeit leisten und all die hohen Töne treffen müssen. "Jetzt übertreib mal nicht, ja? Das Ganze ist bloß ein Streich. Den macht die Abschlussklasse doch jedes Jahr. Was hast du für ein Problem damit? Über die blöde Ziege letztes Jahr hast du dich auch nicht so aufgeregt."
Die letztjährige Abschlussklasse hat eine Ziege auf das Dach der Turnhalle gehievt. Keine Ahnung, was daran lustig sein sollte. Die Ziege hätte abstürzen und sich verletzen können.
"Es ist nur ..." Mir ging einfach das Bild nicht aus dem Kopf, wie sich Betty Anns Wollhaare im Reißverschluss verklemmt hatten. "Ich finde das Ganze echt fies. Mrs Mulvaney liebt diese Puppe über alles."
"Hör auf", sagte Trina. "Es ist bloß eine Puppe."
Aber Betty Ann ist für Mrs Mulvaney mehr als bloß eine Puppe, da bin ich mir ziemlich sicher.
Weil mir die Sache keine Ruhe ließ, machte ich später in der Redaktionssitzung vom Register (so heißt unsere Schülerzeitung, bei der ich fast jeden Tag nach dem Unterricht mitarbeite ... und zwar nicht, weil sich das im Zeugnis gut macht, sondern aus Spaß) den Vorschlag, einen Artikel über das Thema zu bringen. Über die Entführung von Betty Ann Mulvaney, meine ich.
"Einen Artikel", wiederholte Geri Lynn Packard gedehnt. "Über eine Puppe."
Während sie das sagte, schüttelte sie ihre Dose Cola Light. Geri Lynn trinkt ihre Cola Light gern abgestanden und schüttelt sie deshalb vor dem Trinken, bis alle Kohlensäure raus ist. Ich persönlich finde diese Vorliebe für abgestandene Cola etwas merkwürdig, wobei sie aber noch nicht einmal das Merkwürdigste an Geri Lynn ist. Das Merkwürdigste an Geri Lynn ist - finde ich jedenfalls -, dass sie jedes Mal, wenn sie im Hobbykeller ihrer Eltern mit unserem Chefredakteur Scott Bennett rumgeknutscht hat, hinterher ein kleines Herz in ihren Taschenkalender malt, um das Ereignis für alle Zeiten festzuhalten.
Das weiß ich, weil ich mal reingucken durfte. In ihren Kalender, meine ich. Und da war auf fast jeder Seite ein Herzchen.
Übrigens auch so eine Merkwürdigkeit. Dass Geri und Scott zusammen sind, meine ich. Eigentlich hatten ich und so ungefähr alle anderen Mitarbeiter der Schülerzeitung (wahrscheinlich einschließlich Geri selbst) fest damit gerechnet, Geri würde dieses Jahr zur Chefredakteurin ernannt werden. Schließlich wohnt Scott ja erst seit letztem Sommer in Clayton.
Wobei das eigentlich so nicht ganz stimmt. Er hat schon einmal hier gewohnt ... Wir waren in der Fünften sogar in einer Klasse. Nicht dass wir damals etwas miteinander zu tun gehabt hätten. In der Fünften gibt man sich mit dem anderen Geschlecht nicht ab. Und Scott war außerdem nie sonderlich gesprächig.
Aber er und ich liehen uns in der Schulbücherei immer dieselben eher "uncoolen" Bücher aus. Also nicht die Michael-Jordan-Biografien oder Serien wie "Unsere kleine Farm", die alle anderen lasen, sondern Sci-Fi und Fantasybücher wie "Beute", "Die Mars Chroniken" oder "Doktor Schapirows Gehirn". Wenn man damit zur Ausleihe ging, runzelte die Schulbibliothekarin die Stirn und fragte: "Ist das denn das Richtige für dich?" Wahrscheinlich fand sie die Bücher nicht altersgemäß.
Was nicht heißt, dass wir je darüber gesprochen hätten. Scott und ich, meine ich. Ich weiß nur, dass wir dieselben Bücher lasen, weil sein Name immer schon unweigerlich auf der Ausleihkarte stand, wenn ich meinen Namen eintrug. Irgendwann trennten sich Scotts Eltern und er zog mit seiner Mutter weg. Wir haben uns erst in den letzten Sommerferien wieder getroffen. Die Redaktion des "Register" wurde nämlich von der Schulleitung in so ein Camp geschickt, wo unser Beratungslehrer Mr Shea Kooperationsspiele mit uns machen sollte, um unsere Teamfähigkeit zu stärken.
Ich stand auf dem Schulparkplatz und wollte gerade in den Reisebus steigen, der uns in das Camp bringen sollte, als neben mir ein Wagen hielt. Und wer stieg aus?
Richtig geraten. Scott Bennett. Wie sich herausstellte, hatte er beschlossen, für eine Weile wieder zu seinem Vater zu ziehen. Und weil er in seiner alten Schule für die Schülerzeitung geschrieben hatte, hatte er Mr Shea ein paar seiner Artikel geschickt, und der hatte ihm daraufhin angeboten, beim "Register" mitzuarbeiten.
Obwohl Scott ein bisschen so aussah, als hätte jemand seinen Kopf auf den Körper einer der römischen Götterstatuen von Mrs Mulvaney verpflanzt - er war nämlich seit unserer letzten Begegnung als Zehnjähriger ungefähr um neunzig Zentimeter gewachsen und richtig männlich geworden -, erkannte ich sofort, dass er noch derselbe alte Scott war. Aus seinem Rucksack lugte nämlich "Duddits" von Stephen King hervor, das ich natürlich schon immer mal hatte lesen wollen.
Am Ende der Redaktionsfahrt fragte Mr Shea ihn, ob er nicht Chefredakteur werden wolle, er habe nämlich große Führungsqualitäten. Außerdem hatte Scott bei einer Schreibübung zu einem frei gewählten Thema einen wirklich coolen Text über einen Kochkurs geschrieben, an dem er als einziger Junge teilgenommen hatte. Oder besser gesagt, teilnehmen musste, nachdem er in Milwaukee (wo er mit seiner Mutter gewohnt hatte) irgendwas angestellt hatte. Anscheinend hatte er irgendwelche leicht kriminellen Neigungen an den Tag gelegt, worauf das Jugendamt ihn zur Teilnahme an einem Projekt für gefährdete Jugendliche verdonnert hatte.
Er konnte es sich aussuchen: KFZ-Werkstatt oder Kochkurs.
Scott war der erste und bislang einzige Junge in der Geschichte dieses Projekts, der sich für den Kochkurs entschied.
In seinem Text beschrieb er, wie die Kursleiterin am ersten Tag einen Butternuss-Kürbis auf den Tisch legte und sagte: "So - und aus dem kochen wir heute eine leckere Suppe." Scott war davon überzeugt, dass diese Frau eine Lügnerin war, wie alle Erwachsenen, die er bis dahin kennen gelernt hatte.
Aber dann hatten sie tatsächlich eine Kürbissuppe gekocht und nach dieser Erfahrung hat sich Scotts Leben von Grund auf gewandelt. Er ist seitdem nie wieder in Schwierigkeiten geraten.
Scott sagt, das einzige Problem sei, dass er jetzt am liebsten nur noch kochen würde.
Womöglich wäre Scott mit seinem Text (so gut er auch war) aber trotzdem nicht Chefredakteur geworden, wenn Geri Lynn auf der Redaktionsfahrt dabei gewesen wäre und Mr Shea darauf aufmerksam gemacht hätte (und das hätte sie garantiert, da kennt sie nichts), wie ungerecht es sei, Scott so einen wichtigen Posten zu übertragen, wo sie selbst doch in der Zwölften sei und sich schon ihre Sporen verdient habe, während Scott erst in der Elften und außerdem neu an der Schule sei.
Aber Geri war nicht mit auf der Fahrt, weil sie die ganzen Sommerferien in einem Camp für Nachwuchsfernsehjournalisten in Kalifornien verbrachte (ja, so was gibt es wirklich - und weil Geri Lynn so gut im Klüngeln ist, hatte sie sogar ein Stipendium dafür ergattert).
Trotzdem akzeptierte sie Mr Sheas Entscheidung relativ gnädig. Vielleicht kriegt man das ja in Sommercamps für angehende TV-Journalisten beigebracht. Wie man in solchen Fällen Haltung bewahrt, meine ich. Wir haben so etwas auf unserer Redaktionsfahrt nicht gelernt, hatten aber ziemlich viel Spaß mit Mr Shea, weil man ihn super verarschen kann. Zum Beispiel, als er eine Vertrauensübung mit uns machte, bei der sich das gesamte Redaktionsteam mitten im Wald an einem in zweieinhalb Metern Höhe zwischen zwei Bäumen befestigten Holzbalken entlanghangeln musste - das Ganze ohne Leiter, nur mithilfe der Hände -, wobei niemand auf dem anderen Baum zurückgelassen werden durfte (hab ich schon erwähnt, dass diese Vertrauensübungen voll bescheuert sind?), weil nämlich dort gleich, wie Mr Shea sagte, ein riesiger Hammer auf uns niedergehen würde.
Hab ich schon erwähnt, dass Mr Shea einen voll bescheuerten Humor hat?
Als er das mit dem Hammer sagte, standen wir alle nur stumm da und starrten ihn entgeistert an, worauf er fragte: "Oder klingt das jetzt irgendwie bekloppt?"
Und Scott sagte, ohne eine Miene zu verziehen: "Ehrlich gesagt, Mr Shea, klingt es behämmert."
Damit hatte Scott bewiesen, dass er alle für einen Chefredakteur notwendigen Qualitäten mitbrachte. Und als im Herbst die Schule wieder begann und Geri Lynn erfuhr, dass ihr Traumjob an ihn gegangen war, schien selbst sie seine überragenden Führungsqualitäten anzuerkennen. Jedenfalls war kaum eine Woche vergangen, als auch schon das erste Herzchen in ihrem Kalender auftauchte. Sie kann also nicht lang geschmollt haben.
"Cool, das machen wir", sagte Scott zu meinem Vorschlag, einen Artikel über Betty Anns Entführung zu bringen. "Man könnte das Ganze witzig aufziehen und ein Fahndungsplakat von Betty Ann abdrucken. Ihr wisst schon, wie die, die immer im Postamt aushängen. Und wir könnten in Mrs Mulvaneys Namen ein Kopfgeld ausschreiben."
Geri Lynn hörte auf, ihre Coladose zu schütteln. Wenn Geri aufhört, ihre Dose zu schütteln, bringt man sich am besten schnellstens in Deckung. Geri regt sich nämlich sehr leicht auf. Anscheinend werden den zukünftigen TV-Journalisten in den Camps keine Workshops angeboten, in denen sie lernen, mit ihren Aggressionen umzugehen.
"Das ist ja wohl das Bescheuertste, was ich je gehört hab", fauchte sie. "Ein Kopfgeld? Für eine PUPPE?"
"Aber Betty Ann ist mehr als eine Puppe", widersprach Scott. "Sie ist so eine Art inoffizielles Schulmaskottchen."
Damit hatte er absolut Recht, vor allem, weil unser offizielles Maskottchen voll lahm ist. Unsere Sportmannschaften nennen sich "Clayton Roosters" und haben einen Gockel als Maskottchen. Ganz schlimm. Wobei das eigentlich auch nicht mehr viel ausmacht, weil unsere Mannschaften sowieso immer verlieren, egal in welcher Sportart.
Aber bei allen Spielen sorgt immer ein Schüler im Gockelkostüm für Stimmung und das Kostüm sieht total dämlich aus. Richtig peinlich. Viel peinlicher als es eine Cabbage-Patch-Puppe je sein könnte.
"Jedenfalls finde ich Jens Idee sehr gut." Scott ignorierte Geris Grimasse. "Kwang, übernimmst du die Story?"
Kwang nickte und tippte eine Notiz in seinen PalmPilot. Ich wagte es nicht, von meinem Block aufzublicken, und konnte nur hoffen, dass Geri Lynn nicht sauer auf mich war.
Laut Trina hat Mrs Mulvaney daraufhin mit merkwürdig hoher, gepresster Stimme gesagt: "Betty Ann?"
Zu diesem Zeitpunkt wusste natürlich schon die gesamte Schule, dass Kurt Schraeder Betty Ann in sein Schließfach gestopft hatte. Aber keiner sagte etwas. Weil Kurt bei allen so beliebt ist.
Okay, das stimmt so nicht ganz. Aber die Leute, die Kurt nicht so toll finden, haben zu viel Angst, etwas gegen ihn zu sagen, weil Kurt Sprecher des Abschlussjahrgangs und Captain der Footballmannschaft ist und einen Schüler mit einem einzigen Blick vernichten kann wie Magneto von den X-Men.
Natürlich nicht wirklich, aber es ist schon klar, was ich meine, oder? Mit einem wie Kurt Schraeder legt man sich einfach nicht an. Wenn er die Cabbage-Patch-Puppe einer Lehrerin kidnappen will, lässt man ihn machen, andernfalls kann man nämlich in Zukunft allein draußen auf dem Pausenhof zu Mittag essen wie Cara Fettkuh, weil man sonst riskiert, mit Kroketten beworfen zu werden.
Das Schlimme ist nur, dass Mrs Mulvaney diese alberne Puppe total liebt. Zum ersten Schultag zieht sie ihr immer so eine blöde Clayton-High-Cheerleaderkluft an, die sie selbst genäht hat.
Und an Halloween steckt sie Betty Ann in ein kleines Hexenkostüm mit spitzem Hut, Miniaturbesen und allem Drum und Dran. An Weihnachten staffiert sie Betty Ann als Weihnachtsfrau aus. Ein Osterkostüm gibt es auch, nur dass Mrs Mulvaney es nicht so nennt, weil bei uns die Trennung von Staat (also auch der Schule) und Kirche ernst genommen wird. Sie spricht immer politisch korrekt von Betty Anns "Frühlingskleid".
Zu diesem Kleid gehören ein geblümtes Häubchen und ein Körbchen, das mit echten Rotkehlcheneiern gefüllt ist, die ihr vor ewigen Urzeiten mal jemand mitgebracht hat. Wahrscheinlich war das auch in den Achtzigern, also in grauer Vorzeit - damals, als Mrs Mulvaney Betty Ann von den Schülern irgendeiner Abschlussklasse geschenkt bekam. Sie tat ihnen Leid, weil sie eine voll gute Lehrerin ist, aber selbst keine Kinder kriegen konnte.
Wird jedenfalls behauptet. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Also bis darauf, dass sie eine gute Lehrerin ist. Das ist sie nämlich wirklich. Und dass sie keine Kinder hat.
Aber ansonsten ... nix Genaues weiß man nicht.
Ich weiß nur, dass ich jetzt, kurz vor Ende der Elften (bis zu den Sommerferien war es nur noch etwas über einen Monat und Betty Ann hatte, als sie entführt wurde, schon ihre Sommergarderobe an, Latzhosen und einen Strohhut wie Huckleberry Finn), dasaß und mir Sorgen machte. Um eine Puppe. Eine alberne Puppe.
"Du glaubst aber nicht, dass sie irgendwas Schlimmes mit ihr anstellen, oder?", fragte ich Trina etwas später in der Chorprobe. Trina findet, ich verbaue mir meine Zukunft, weil Lesen mein einziges echtes Hobby ist und ich in zu wenigen AGs bin (die sich im Zeugnis nun mal gut machen). Deshalb hat sie mich überredet, mit ihr in den Chor zu gehen. Nur hat sie mir leider ein leicht verfälschtes Bild dieses Chors vermittelt. Das ist nämlich keine lustige AG, die man mal so nebenbei macht, sondern eine todernste Sache - mit Vorsingen und allem Drum und Dran. Weil der Chor dringend Altstimmen brauchte und ich anscheinend eine habe, wurde ich aufgenommen, obwohl ich nicht gerade die weltbeste Sängerin bin. Aber während die Sopranistinnen die Lieder mit Text und allem die Tonleitern rauf- und runterträllern müssen, dürfen die Altstimmen dazu meistens auf einem Ton la-la-la singen, was für mich echt praktisch ist, weil ich gemütlich dasitzen, eintönig la-la-la singen und dabei sogar noch ein Buch lesen kann. Zum Glück hat Karen Sue Walters, die Sopranistin, die eine Reihe vor mir sitzt, total buschige Haare, sodass mich Mr Hall, der Chorleiter der "Troubadours" (toll, was? - unser Schulchor hat sogar einen eigenen Namen), dahinter nicht sehen kann.
Aus Gründen der "optischen Einheitlichkeit" zwingt Mr Hall uns Mädchen, bei den Auftritten gepolsterte BHs unter der Bluse zu tragen, was ziemlich daneben ist, aber na ja. Im Zeugnis macht es sich gut. Im Chor zu sein. Nicht das mit den BHs.
Aber was ich Trina wahrscheinlich nie verzeihen werde, ist das mit dem Tanzen. Ja, echt. Wir müssen nämlich gleichzeitig singen und tanzen ... okay, nicht direkt tanzen, aber die Arme so hin und her schwenken. Und ich bin wahrlich nicht die beste Armschwenkerin der Welt. Ich habe null Komma null Rhythmusgefühl.
Was mir Mr Hall auch so ungefähr dreimal täglich unter die Nase reibt.
"Stell dir vor, sie würden ihr ein Ohr abschneiden ...", flüsterte ich Trina zu. Ich musste flüstern, weil Mr Hall ein paar Reihen weiter mit den Tenören probte. Wir bereiteten uns gerade auf diesen megagroßen Wettbewerb für Musicalchöre aus ganz Indiana vor - den "Bishop Luers Chorwettbewerb" -, weshalb Mr Hall total unter Spannung stand. Deshalb machte er mich in letzter Zeit wegen meiner Armschwenkerei statt der üblichen drei Mal gleich vier bis fünf Mal täglich zur Schnecke, "... und es dann zusammen mit einer Lösegeldforderung an Mrs M schicken. Das würden die doch nicht machen, oder? Ich meine, das wäre ja dann auch Zerstörung persönlichen Eigentums."
"Gott!" Trina stöhnte. Sie ist eine der Hauptsopranistinnen und sitzt neben Karen Sue Walters. Mir ist aufgefallen, dass Hauptsopranistinnen oft ziemlich herrisch sind. Was vielleicht auch verständlich ist, weil sie die ganze Arbeit leisten und all die hohen Töne treffen müssen. "Jetzt übertreib mal nicht, ja? Das Ganze ist bloß ein Streich. Den macht die Abschlussklasse doch jedes Jahr. Was hast du für ein Problem damit? Über die blöde Ziege letztes Jahr hast du dich auch nicht so aufgeregt."
Die letztjährige Abschlussklasse hat eine Ziege auf das Dach der Turnhalle gehievt. Keine Ahnung, was daran lustig sein sollte. Die Ziege hätte abstürzen und sich verletzen können.
"Es ist nur ..." Mir ging einfach das Bild nicht aus dem Kopf, wie sich Betty Anns Wollhaare im Reißverschluss verklemmt hatten. "Ich finde das Ganze echt fies. Mrs Mulvaney liebt diese Puppe über alles."
"Hör auf", sagte Trina. "Es ist bloß eine Puppe."
Aber Betty Ann ist für Mrs Mulvaney mehr als bloß eine Puppe, da bin ich mir ziemlich sicher.
Weil mir die Sache keine Ruhe ließ, machte ich später in der Redaktionssitzung vom Register (so heißt unsere Schülerzeitung, bei der ich fast jeden Tag nach dem Unterricht mitarbeite ... und zwar nicht, weil sich das im Zeugnis gut macht, sondern aus Spaß) den Vorschlag, einen Artikel über das Thema zu bringen. Über die Entführung von Betty Ann Mulvaney, meine ich.
"Einen Artikel", wiederholte Geri Lynn Packard gedehnt. "Über eine Puppe."
Während sie das sagte, schüttelte sie ihre Dose Cola Light. Geri Lynn trinkt ihre Cola Light gern abgestanden und schüttelt sie deshalb vor dem Trinken, bis alle Kohlensäure raus ist. Ich persönlich finde diese Vorliebe für abgestandene Cola etwas merkwürdig, wobei sie aber noch nicht einmal das Merkwürdigste an Geri Lynn ist. Das Merkwürdigste an Geri Lynn ist - finde ich jedenfalls -, dass sie jedes Mal, wenn sie im Hobbykeller ihrer Eltern mit unserem Chefredakteur Scott Bennett rumgeknutscht hat, hinterher ein kleines Herz in ihren Taschenkalender malt, um das Ereignis für alle Zeiten festzuhalten.
Das weiß ich, weil ich mal reingucken durfte. In ihren Kalender, meine ich. Und da war auf fast jeder Seite ein Herzchen.
Übrigens auch so eine Merkwürdigkeit. Dass Geri und Scott zusammen sind, meine ich. Eigentlich hatten ich und so ungefähr alle anderen Mitarbeiter der Schülerzeitung (wahrscheinlich einschließlich Geri selbst) fest damit gerechnet, Geri würde dieses Jahr zur Chefredakteurin ernannt werden. Schließlich wohnt Scott ja erst seit letztem Sommer in Clayton.
Wobei das eigentlich so nicht ganz stimmt. Er hat schon einmal hier gewohnt ... Wir waren in der Fünften sogar in einer Klasse. Nicht dass wir damals etwas miteinander zu tun gehabt hätten. In der Fünften gibt man sich mit dem anderen Geschlecht nicht ab. Und Scott war außerdem nie sonderlich gesprächig.
Aber er und ich liehen uns in der Schulbücherei immer dieselben eher "uncoolen" Bücher aus. Also nicht die Michael-Jordan-Biografien oder Serien wie "Unsere kleine Farm", die alle anderen lasen, sondern Sci-Fi und Fantasybücher wie "Beute", "Die Mars Chroniken" oder "Doktor Schapirows Gehirn". Wenn man damit zur Ausleihe ging, runzelte die Schulbibliothekarin die Stirn und fragte: "Ist das denn das Richtige für dich?" Wahrscheinlich fand sie die Bücher nicht altersgemäß.
Was nicht heißt, dass wir je darüber gesprochen hätten. Scott und ich, meine ich. Ich weiß nur, dass wir dieselben Bücher lasen, weil sein Name immer schon unweigerlich auf der Ausleihkarte stand, wenn ich meinen Namen eintrug. Irgendwann trennten sich Scotts Eltern und er zog mit seiner Mutter weg. Wir haben uns erst in den letzten Sommerferien wieder getroffen. Die Redaktion des "Register" wurde nämlich von der Schulleitung in so ein Camp geschickt, wo unser Beratungslehrer Mr Shea Kooperationsspiele mit uns machen sollte, um unsere Teamfähigkeit zu stärken.
Ich stand auf dem Schulparkplatz und wollte gerade in den Reisebus steigen, der uns in das Camp bringen sollte, als neben mir ein Wagen hielt. Und wer stieg aus?
Richtig geraten. Scott Bennett. Wie sich herausstellte, hatte er beschlossen, für eine Weile wieder zu seinem Vater zu ziehen. Und weil er in seiner alten Schule für die Schülerzeitung geschrieben hatte, hatte er Mr Shea ein paar seiner Artikel geschickt, und der hatte ihm daraufhin angeboten, beim "Register" mitzuarbeiten.
Obwohl Scott ein bisschen so aussah, als hätte jemand seinen Kopf auf den Körper einer der römischen Götterstatuen von Mrs Mulvaney verpflanzt - er war nämlich seit unserer letzten Begegnung als Zehnjähriger ungefähr um neunzig Zentimeter gewachsen und richtig männlich geworden -, erkannte ich sofort, dass er noch derselbe alte Scott war. Aus seinem Rucksack lugte nämlich "Duddits" von Stephen King hervor, das ich natürlich schon immer mal hatte lesen wollen.
Am Ende der Redaktionsfahrt fragte Mr Shea ihn, ob er nicht Chefredakteur werden wolle, er habe nämlich große Führungsqualitäten. Außerdem hatte Scott bei einer Schreibübung zu einem frei gewählten Thema einen wirklich coolen Text über einen Kochkurs geschrieben, an dem er als einziger Junge teilgenommen hatte. Oder besser gesagt, teilnehmen musste, nachdem er in Milwaukee (wo er mit seiner Mutter gewohnt hatte) irgendwas angestellt hatte. Anscheinend hatte er irgendwelche leicht kriminellen Neigungen an den Tag gelegt, worauf das Jugendamt ihn zur Teilnahme an einem Projekt für gefährdete Jugendliche verdonnert hatte.
Er konnte es sich aussuchen: KFZ-Werkstatt oder Kochkurs.
Scott war der erste und bislang einzige Junge in der Geschichte dieses Projekts, der sich für den Kochkurs entschied.
In seinem Text beschrieb er, wie die Kursleiterin am ersten Tag einen Butternuss-Kürbis auf den Tisch legte und sagte: "So - und aus dem kochen wir heute eine leckere Suppe." Scott war davon überzeugt, dass diese Frau eine Lügnerin war, wie alle Erwachsenen, die er bis dahin kennen gelernt hatte.
Aber dann hatten sie tatsächlich eine Kürbissuppe gekocht und nach dieser Erfahrung hat sich Scotts Leben von Grund auf gewandelt. Er ist seitdem nie wieder in Schwierigkeiten geraten.
Scott sagt, das einzige Problem sei, dass er jetzt am liebsten nur noch kochen würde.
Womöglich wäre Scott mit seinem Text (so gut er auch war) aber trotzdem nicht Chefredakteur geworden, wenn Geri Lynn auf der Redaktionsfahrt dabei gewesen wäre und Mr Shea darauf aufmerksam gemacht hätte (und das hätte sie garantiert, da kennt sie nichts), wie ungerecht es sei, Scott so einen wichtigen Posten zu übertragen, wo sie selbst doch in der Zwölften sei und sich schon ihre Sporen verdient habe, während Scott erst in der Elften und außerdem neu an der Schule sei.
Aber Geri war nicht mit auf der Fahrt, weil sie die ganzen Sommerferien in einem Camp für Nachwuchsfernsehjournalisten in Kalifornien verbrachte (ja, so was gibt es wirklich - und weil Geri Lynn so gut im Klüngeln ist, hatte sie sogar ein Stipendium dafür ergattert).
Trotzdem akzeptierte sie Mr Sheas Entscheidung relativ gnädig. Vielleicht kriegt man das ja in Sommercamps für angehende TV-Journalisten beigebracht. Wie man in solchen Fällen Haltung bewahrt, meine ich. Wir haben so etwas auf unserer Redaktionsfahrt nicht gelernt, hatten aber ziemlich viel Spaß mit Mr Shea, weil man ihn super verarschen kann. Zum Beispiel, als er eine Vertrauensübung mit uns machte, bei der sich das gesamte Redaktionsteam mitten im Wald an einem in zweieinhalb Metern Höhe zwischen zwei Bäumen befestigten Holzbalken entlanghangeln musste - das Ganze ohne Leiter, nur mithilfe der Hände -, wobei niemand auf dem anderen Baum zurückgelassen werden durfte (hab ich schon erwähnt, dass diese Vertrauensübungen voll bescheuert sind?), weil nämlich dort gleich, wie Mr Shea sagte, ein riesiger Hammer auf uns niedergehen würde.
Hab ich schon erwähnt, dass Mr Shea einen voll bescheuerten Humor hat?
Als er das mit dem Hammer sagte, standen wir alle nur stumm da und starrten ihn entgeistert an, worauf er fragte: "Oder klingt das jetzt irgendwie bekloppt?"
Und Scott sagte, ohne eine Miene zu verziehen: "Ehrlich gesagt, Mr Shea, klingt es behämmert."
Damit hatte Scott bewiesen, dass er alle für einen Chefredakteur notwendigen Qualitäten mitbrachte. Und als im Herbst die Schule wieder begann und Geri Lynn erfuhr, dass ihr Traumjob an ihn gegangen war, schien selbst sie seine überragenden Führungsqualitäten anzuerkennen. Jedenfalls war kaum eine Woche vergangen, als auch schon das erste Herzchen in ihrem Kalender auftauchte. Sie kann also nicht lang geschmollt haben.
"Cool, das machen wir", sagte Scott zu meinem Vorschlag, einen Artikel über Betty Anns Entführung zu bringen. "Man könnte das Ganze witzig aufziehen und ein Fahndungsplakat von Betty Ann abdrucken. Ihr wisst schon, wie die, die immer im Postamt aushängen. Und wir könnten in Mrs Mulvaneys Namen ein Kopfgeld ausschreiben."
Geri Lynn hörte auf, ihre Coladose zu schütteln. Wenn Geri aufhört, ihre Dose zu schütteln, bringt man sich am besten schnellstens in Deckung. Geri regt sich nämlich sehr leicht auf. Anscheinend werden den zukünftigen TV-Journalisten in den Camps keine Workshops angeboten, in denen sie lernen, mit ihren Aggressionen umzugehen.
"Das ist ja wohl das Bescheuertste, was ich je gehört hab", fauchte sie. "Ein Kopfgeld? Für eine PUPPE?"
"Aber Betty Ann ist mehr als eine Puppe", widersprach Scott. "Sie ist so eine Art inoffizielles Schulmaskottchen."
Damit hatte er absolut Recht, vor allem, weil unser offizielles Maskottchen voll lahm ist. Unsere Sportmannschaften nennen sich "Clayton Roosters" und haben einen Gockel als Maskottchen. Ganz schlimm. Wobei das eigentlich auch nicht mehr viel ausmacht, weil unsere Mannschaften sowieso immer verlieren, egal in welcher Sportart.
Aber bei allen Spielen sorgt immer ein Schüler im Gockelkostüm für Stimmung und das Kostüm sieht total dämlich aus. Richtig peinlich. Viel peinlicher als es eine Cabbage-Patch-Puppe je sein könnte.
"Jedenfalls finde ich Jens Idee sehr gut." Scott ignorierte Geris Grimasse. "Kwang, übernimmst du die Story?"
Kwang nickte und tippte eine Notiz in seinen PalmPilot. Ich wagte es nicht, von meinem Block aufzublicken, und konnte nur hoffen, dass Geri Lynn nicht sauer auf mich war.
... weniger
Autoren-Porträt von Meg Cabot
Meggin Cabot, geb. in Bloomington, Indiana, war schon früh eine Leseratte. Ihre Lieblingsautoren waren Jane Austen, Judy Blume und Barbara Cartland. Nach dem Studium zog sie nach New York City, wo sie zunächst auch als Illustratorin arbeitete, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Meggin Cabot lebt mit ihrem Mann und ihrer einäugigen Katze Henrietta in New York City.
Bibliographische Angaben
- Autor: Meg Cabot
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2005, 252 Seiten, Maße: 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 357012861X
- ISBN-13: 9783570128619
Kommentar zu "Jenny, heftig in Nöten"
0 Gebrauchte Artikel zu „Jenny, heftig in Nöten“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Jenny, heftig in Nöten".
Kommentar verfassen