Jesus Christus
Die Biografie
Peter Seewald, renommierter Journalist, der für Spiegel, Stern und Süddeutsche Zeitung schrieb, zeichnet ein atemberaubendes Porträt des Menschen Jesus Christus.
"Was hat uns dieser Jesus heute noch zu sagen?" Mit dieser...
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Produktinformationen zu „Jesus Christus “
Peter Seewald, renommierter Journalist, der für Spiegel, Stern und Süddeutsche Zeitung schrieb, zeichnet ein atemberaubendes Porträt des Menschen Jesus Christus.
"Was hat uns dieser Jesus heute noch zu sagen?" Mit dieser Frage folgt Bestsellerautor Peter Seewald den Spuren des Galiläers von der Geburt in Bethlehem bis zur Kreuzigung und Auferstehung in Jerusalem. Er räumt alle ideologischen Hindernisse beiseite, die uns den Blick auf das große Geheimnis Jesu verstellen, und erzählt das Leben Jesu mitreißend.
"Die Lektüre ist spannend und nicht nur für praktizierende Christen, sondern gerade für kirchenferne Menschen geeignet."
kulturbuchtipps.de
Lese-Probe zu „Jesus Christus “
Jesus Christus von Peter Seewald1
Flug Nr. 354
Auf dem Gipfelpunkt seines Lebens, am Kreuz von Golgatha, schaut Jesus über seine Stadt. Yerushalayim, die Friedliche, die Heilige. Die Stadt Gottes seit 5000 Jahren. Rechts der Schiloach-Teich, das Gewerbeviertel mit den Parfümfabriken. Daneben das Hippodrom des Herodes, das Theater, schließlich die »Synagoge der freigelassenen Sklaven«.
Er kann sogar das Grab Davids erkennen, dessen pyramidenförmiges Dach aus weißem Marmor die Oberstadt überragt. In der unmittelbaren Achse zum Kreuz aber, fast zum Greifen nahe, das Allerheiligste des Tempels. Ein Bau von unvergleichlicher Schönheit und Größe. In der Mittagshitze gleißen seine Steine wie ein riesiger Spiegel, der die Stadt mit Licht überschüttet. Nach dem Tempelkalender ist es der 14. Nissan, Freitag, 6. April des Jahres 30.
Zum Pessachfest, der Feier zur Erinnerung an die Befreiung aus ägyptischer Gefangenschaft, ist die Stadt zum Bersten voll. In den engen Gassen drängen sich Andenkenverkäufer und Schneider, Wollweber und Töpfer, und alle haben gut zu tun. Nicht zu vergessen die Händler von Luxusartikeln mit ihren wohlriechenden Salben, Ölen aus Aloe und Schmuck in allen Variationen. Noch der finsterste Keller wurde als Quartier verkauft, alle erreichbaren »Mikweh«-Becken für die Ritualbänder vorbereitet. Zu den 30 000 Griechen, Römern und Juden, die für gewöhnlich in der Stadt leben, kommen nun bis zu 200 000 Pilger aus allen Teilen des Landes, selbst aus den Gemeinden der Diaspora, aus Alexandrien und Rom dazu einige tausend zusätzliche Soldaten, die an Tagen wie diesen Jerusalem in Schutzhaft nehmen.
Die Partisanen nämlich lieben es, an Pessach den verhassten Besatzern einen gut gezielten Schlag zu verpassen. In den Gewölben unter dem Tempelplatz aber
... mehr
kauern die Opfertiere, und in Gefäßen schleppt man riesige Mengen an Blut in den Tempel, um es in einer Sturzflut vor dem Altar zu vergießen. Seit der Totenerweckung des Lazarus hatten sich die Gerüchte überschlagen. Der Wunderrabbi habe vom Weltuntergang gesprochen, hieß es.
Andere wollten wissen, dies sei das Code-Wort für den längst erwarteten Aufstand. Als sich herumsprach, er plane seinen Einzug, zog ihm eine jubelnde Menge mit Palmzweigen entgegen: »Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels.«
Man hatte ihn nicht verstanden. Wieder einmal.
»Bis du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«, hatte man ihn gefragt. »Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin.«
Niemals zuvor hatte jemand einen solchen Anspruch erhoben. Niemals war jemand so kühn gewesen. Man könnte freilich auch sagen: so vermessen.
»Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.« Nun hängt der Mann des Lichtes mit geschundenen, weitausgebreiteten Armen an einem Kreuz, und es wird dunkel um ihn. Mit einem kräftigen Satz, wie im freien Fall, sank die Boing 737 in ein gewaltiges Luftloch. Ich schreckte von meinem Sitz hoch, aber im Nu hatte sich die Maschine wieder stabilisiert.
Die meisten Passagiere hatten ihre Fenster mit einem Rollo verdunkelt, um zu schlafen oder den Film im Bordkino zu genießen, einem Cyberspace-Schocker über das Schicksal eines Computermenschen. Ich klingelte nach der Stewardess. Der Kaffee von El Al war grässlich, aber der Tee war noch grässlicher. Wir hatten die Alpen hinter uns gelassen, und tief unter uns konnte man die gezackten Berge und Täler Albaniens erkennen, über die wir mit 900 Stundenkilometern Richtung Tel Aviv hinwegdüsten.
Es war Sonntag, und es war kühl, und noch bevor ich in München den Terminal betrat, ärgerte ich mich, keine wärmere Wäsche eingepackt zu haben. Der Flug hatte die Nummer 354, eine ganz bemerkenswerte Zahl, wie sich noch herausstellen sollte.
In der Abfertigungshalle für Israel-Reisen patrouillierten hoch über unseren Köpfen Polizisten mit MPs und Schäferhunden; ein Aufzug, der niemanden wirklich beruhigte. Vor der Sicherheitsschleuse zogen die Reisenden die Schuhe aus, um zu beweisen, dass sie keine Terroristen waren.
Die übliche Prozedur: »Warum fliegen sie nach Israel? Warum allein? Was machen Sie genau? Wie oft waren Sie schon dort? Wer hat den Koffer gepackt?«
Auf die Frage, ob ich ein Präsent im Gepäck hätte, nickte ich eingeschüchtert mit dem Kopf.
»Was und für wen?«
»Münchener Weißwürste für einen Franziskaner in Jerusalem.«
»In Dosen oder Vakuum?«
»Vakuum.«
Seit ich einen Vertrag über ein Buchprojekt über Jesus Christus unterschrieben hatte, verfielen die Abgabetermine wie Abreißblätter im Kalender. Nachts verfolgten mich Dämonen, tags plagte mich Schreibhemmung.
Abends unternahm ich Spaziergänge auf einem wildromantischen Friedhof und beglückwünschte die Toten, die die Last des Irdischen schon hinter sich hatten.
»Geliebt und unvergessen«, hieß es auf den Grabsteinen. Inzwischen kannte ich jede Inschrift auswendig. Auf meinem Schreibtisch stapelten sich Türme von Büchern, und täglich kamen neue hinzu.
»Jesus der Medizinmann«, »Jesus der Psychotherapeut«, »Jesus der Bhagwan«. So unterschiedlich die Cover auch gestaltet waren, im Untertitel verkündeten sie alle das Versprechen, ultimativ zu enthüllen, »wer Jesus wirklich war«.
Die Autoren schlugen sich dabei in der Regel auf die sichere Seite, was in diesem Falle nicht die Seite Jesu oder die Seite des Glaubens war, sondern die Seite der Zweifler.
Der »Fall Jesus« ein Knäuel voller Probleme.
Nach Überzeugung vieler Professoren und Journalisten war Jesus offenbar so etwas wie eine Marionette, abhängig von der Schreibhand seiner Evangelisten. Seine Aussagen zitierten sie mit: »Markus lässt Jesus sagen ...« oder: »Lukas lässt Jesus sagen ...«
War es wirklich nicht möglich, wie Theologen behaupteten, mangels sicherer Quellen eine Chronik seines Lebens zu erstellen, wie sie in der Bibel dargelegt ist? Seit sich die Experten über Jesus hermachten, war von dem einstigen Leib und Leben Christi gerade einmal so viel übrig geblieben, dass die Reste davon bequem auf einer Untertasse Platz fanden.
Die einen nahmen eine »Entmythologisierung« vor, was so aussah, dass man Jesus aller Wunder beraubte. Die Nächsten kürzten ihm ein Gutteil seiner Worte; bis auf einen kläglichen Rest, der als wirklich authentisch galt, warum und weshalb auch immer.
Als am Schluss der Prozedur nur noch ein Kopf auf dem Seziertisch lag, kam die berechtigte Frage auf, ob dieser Mann denn dann so überhaupt gelebt haben könne. Nicht wenige gaben öffentlich zu Protokoll, man habe von diesem Herrn, bitte schön, ja kaum etwas in Händen. Ich hatte mich bald Tag und Nacht mit meinem Thema beschäftigt, aber ich war unfähig, eine einzige Zeile zu schreiben.
Aus Ehrfurcht vor dem ganz Anderen, dem Unfassbaren? Aus Bangen, am Ende dann möglicherweise vor einem Bild zu stehen, das sich nicht zusammenfügt? Das beim Anfassen zerbricht wie ein Spiegel, der vom Nagel fällt?
»Derselbe ist vollkommen in der Gottheit, und derselbe ist vollkommen in der Menschheit«, schloss das Konzil von Chalkedon, »derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch.«
Andererseits: Ein Messias auf einem Esel! Ein Gott, der nicht vom Kreuze steigt! Das Grab war voll, behaupten einige Bibelforscher. Jesus von Nazareth sei gestorben wie andere auch, von Auferstehung keine Spur. 1972 veröffentlichte Rudolf Augstein, Herausgeber des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ein umfangreiches Werk, mit dem er die Fragen zur Person Christi ein für alle Mal zu beantworten gedachte. Augstein liebte es, sich mit den Großen der Weltgeschichte anzulegen. Napoleon, Alexander, Adenauer.
Nun griff er nach dem Größten. Dass er ihn kleiner machen würde, verriet schon der Titel des Buches: »Jesus Menschensohn«.
Ich kannte Augstein aus meiner Zeit in der Hamburger Spiegel-Redaktion. Ich mochte seinen raubeinigen Charme und bewunderte seine Verwegenheit. Gelegentlich schlurfte er spätabends durch einen der Flure im neunten oder zehnten Stock, ein liebenswerter Haudegen. Wenn er montags in die große Redaktionsversammlung kam, immer mit gebührender Verspätung, blaues Hemd mit Button-down-Kragen, verstummten die Gespräche.
Für viele war er eine Vaterfigur, für etliche eine Gottvaterfigur. Und egal, welches Thema behandelt wurde, am Ende eines Diskussionsbeitrags richteten sich sechzig oder siebzig Paar Augen auf den Fixpunkt des riesigen Tisches, der in der Mitte des Raumes stand. Sobald der Generalissimus mit einer klitzekleinen Äußerung zu erkennen gab, ob er etwas gut oder schlecht fand, wusste die Mehrheit der Redaktion, welche Meinung sie hatte.
Augstein verdonnerte einen Stab von Mitarbeitern, im Archiv des Spiegel Tag und Nacht Berge von Büchern, Zeitschriften und Dokumenten zu durchwühlen, um für sein bahnbrechendes Projekt, das die Grundfesten des Christentums erschüttern sollte, »Beweismaterial« zu finden.
Irgendwelche Zitate, Jahreszahlen, Hinweise auf mögliche Widersprüche, die er in seine Argumentationskette einbauen konnte. Als er sein Opus vorlegte, schlug der Mix aus Richtigem, aus Halb- und Unwahrheiten selbst ausgemachten Antichristen auf den Magen. Augstein spielte das komplette Repertoire, das sich seit den Tagen der Guillotine in den Büchern der Aufklärer angesammelt hatte. Fälschungen, Widersprüche, Irrtümer was nach der Offenbarung Augsteins da kirchlicherseits mit dem armen Jesus angestellt worden war, konnte einen zu Tränen rühren.
Am Ende gipfelte die Untersuchung, was zu erwarten war, in einer famosen Enthüllung. Besser gesagt in einer flammenden Anklage: Die Gläubigen, so Augsteins triumphales Plädoyer, würden sich seit 2000 Jahren auf einen Mann berufen, »den es nicht gab, auf Lehren, die er nicht gelehrt, auf eine Vollmacht, die er nicht erteilt, und auf eine Gottessohnschaft, die er selbst nicht für möglich gehalten und nicht beansprucht hat«.
Man konnte den streitbaren Publizisten förmlich vom Stuhl springen und die Arme wie ein Florett durch die Luft fuchteln sehen.
Die »Wahrheit« sei, schloss der Ankläger: »Jesus ist als der auferstandene Christus die Erfindung der Gemeinde.« Mit einer Einschränkung: »Wenn es ihn denn gegeben hat.« Die spektakuläre These hatte der Spiegel-Mann nicht exklusiv. Er teilte sie mit den Autoren der »Großen sowjetischen Enzyklopädie«.
Noch in der letzten Auflage des Werkes, erschienen kurz vor dem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums, leierten sie die offizielle Sowjetdoktrin nach, der zufolge Jesus nie existiert hatte. Schon der französische Aufklärer Louis Couchoud hatte die geschichtliche Existenz Christi geleugnet.
Seltsamerweise aber maßen selbst die »Entlarver des Christentums« dem »Phantom« Jesus eine Wirkung zu, die im Grunde nicht zu überbieten ist.
»Seine Proportionen sind unvergleichlich, seine Größe ist kaum fassbar«, schrieb Couchoud, »alles, was während vieler Jahrhunderte im Abendland sich ereignet hat, geschah im gigantischen Schatten des Kreuzes.« »Den Namen Jesu aus der Welt zu eliminieren«, schloss der Kritiker, »würde bedeuten, sie in ihren Fundamenten zu erschüttern.«
Eines Besseren belehren ließ sich Couchoud allerdings nicht, genauso wenig wie Augstein. Sämtliche Überlegungen, er hätte sich im Alter »eines Besseren besonnen«, schrieb der Spiegel-Chef im Vorwort seines 1999 neu herausgegebenen Jesus-Werkes, dürften sich nach Lektüre seines Buches »erübrigen«.
Drei Jahre später, am 19. November 2002, wurde der 1968 aus der Kirche ausgetretene Ex-Katholik nach einem Trauergottesdienst in der Keitumer Dorfkirche auf dem zugehörigen Friedhof zu Grabe getragen. Und in der darauffolgenden Woche wurde der Verstorbene mit einem Staatsakt geehrt, der in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis stattfand honi soit qui mal y pense.
Keine drei Jahre später, nämlich Anfang April 2005, würdigte der Spiegel den Tod Johannes Paul II., den Augstein bis aufs Blut bekämpft hatte, mit einem Nachruf, der alle anderen Nachrufe, weltliche wie kirchliche, in den Schatten stellte. Denn plötzlich war der bis dahin so »unsägliche« Kirchenführer schlichtweg nur noch eines: der Jahrtausendpapst.
Die Stewardessen hatten begonnen, auf ihren Wägelchen Hühnchen und koscheres Gulasch durch den Gang zu schieben, und während wir über Inseln flogen, die wie goldene Vliese auf dem Wasser glänzten, dachte ich an die Weihnachtsgeschenke, die ich noch zu besorgen hatte. Aeroplane schießen uns an einem einzigen Tag vom Winter in den Frühling, vom 21. Jahrhundert in eine Welt, in der das 19. noch nicht einmal begonnen hat.
Wer am Flughafen soeben noch einen Plasmabildschirm kaufen konnte, befindet sich kurze Zeit später inmitten eines neuen Kontinents, wo Frauen mit Eimern auf dem Kopf kilometerweit laufen, um Wasser herbeizuschaffen, dessen Trinkqualität mitunter zum Tode führt.
Die Welt des Jesus Christus liegt gar nicht so weit zurück, gerade einmal 30 Lebensalter, ein Lidschlag der Geschichte. Und wenn Zeit relativ ist und für Gott nicht existiert, dann ist das, was damals geschah, in diesem Augenblick ohnehin so gegenwärtig wie die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft, die bereits abgeschlossen ist auch wenn sie noch vor uns liegt.
Nicht von ungefähr hatte Johannes der Täufer den Messias mit einem paradoxen Satz angekündigt: »Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war.«
Ich stellte mir vor, wie Jesus im Frühjahr über Wiesen und Felder zog und Menschen versammelte, um sie zu lehren, mit ihnen zu beten oder auch nur gemeinsam über das weite Land zu schauen. Galiläa war eine bezaubernde Gegend, ein kleines Paradies.
Der Sinn Jesu für die Möglichkeiten dieser Landschaft war so ausgeprägt, dass er mit sicherer Hand, wie ein Regisseur, ganze Hügel und Strände als eine Bühne für sein Lehrstück verwendete. Er verstand sich auf die Jahreszeiten, baute die Eigenheiten der Region in seine Gleichnisse ein und nutzte den liturgischen Kalender Israels wie einen dramaturgischen Plan, auf dessen Grundlage er seine Offenbarung Stück für Stück ausbreitete. Jesus war ein Naturereignis. Ein Sturm.
»Es gibt wirklich nur eine Stelle in der Welt«, schrieb Albert Einstein, »wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi.« »Ich bin das All. Das All ist aus mir hervorgegangen, und das All erstreckt sich bis zu mir«, zitiert ihn das apokryphe Thomas-Evangelium, »spaltet ein Stück Holz: Ich bin da! Hebt den Stein, und ihr werdet mich dort finden.«
Das Bild der Evangelien zeigt eine jugendliche, eher asketische Gestalt, zart und doch kräftig, mit den Zügen einer poetischen, sinnlichen Natur. Wenn er »die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen«, berichtet Markus (»denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben«).
Man erlebt ihn mit Tränen in den Augen. Und man sieht ihn wutentbrannt, zornig.
»Wie seid ihr unverständig«, konnte er seine Leute anfahren, »und wie langsam ist euer Herz, an die Fülle zu glauben.« Die Jünger hingen an seinen Lippen, ließen sich beeindrucken, aber sie verstanden ihn nicht.
»Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel«, wurde ihnen abverlangt. Sie sollten lieben wie Gott, gütig, friedfertig, und sogar erlittenes Unrecht verzeihen.
»Deine Lehre ist hart«, stöhnten sie, »wer kann da noch selig werden.«
Und Jesus? Litt er darunter, dass seine Mission scheitern könnte? Sein Leben war ein einziger Kampf. Mit einem dunklen Gegenspieler, der kaum schwächer zu sein schien als er selbst.
Was meinte Jesus mit Worten wie: »Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden«? Warum schickte er, was kein verantwortlicher Führer je täte, seine Leute »wie Schafe unter die Wölfe«? Warum verbot er den Geheilten und den Dämonen, über ihn zu sprechen? Wie ist es möglich, dass er so schändlich in Stich gelassen wurde? Muss man nicht vielleicht sogar fragen, ob es ein Versagen Jesu gab? Hatte er eine falsche Strategie? Liegt es gar an ihm, wenn die Erlösung der Menschheit, die seit dem Sündenfall leidet, nicht so recht und sofort vonstatten ging?
»Wir bezeugen es«, so hatten die Apostel ihren Bericht unterschrieben, »weil wir es selbst gesehen haben.«
Zweitausend Jahre später ist der Eindruck entstanden, echte Fakten über die Gestalt Jesu seien kaum zu bekommen. Zerfleddert, vollgekritzelt, durchgestrichen und zerrissen, galt das Evangelium plötzlich als Sammelsurium von Lügen, Tricks und Gaunereien.
Selbst Gläubige nehmen heute an, die Darstellung der Verkündung Jesu, seines Todes und insbesondere seiner Auferstehung sei das Ergebnis einer nachträglichen Formung. Welches Bild von Christus ist das echte, das wahre? Was können wir gesichert von ihm wissen?
Ich betrachtete die kleinen weißen Wolken vor meinem Fenster, die dem Flieger wie in Zeitlupe entgegenzuschweben schienen. Irgendwie ist alles anders geworden. Der Alltag. Die Kultur. Das Denken. Sogar das Wetter.
Religiöses Bewusstsein und religiöses Grundwissen haben sich in einem Ausmaß aufgelöst, dass selbst Atheisten vor Staunen in Starre verfallen. Auf den Bestsellerlisten reihen sich Bücher, die beweisen, dass der Mensch Gott erschaffen hat und nicht umgekehrt. Immer mehr Menschen scheinen auch bereit, diese Version gerne zu glauben um sich entsprechend zu verhalten. Parallel hierzu verschlechterten sich in kurzer Zeit die Grundlagen für das Leben auf der Erde dramatisch. Jedes neue Jahr verzeichnet neue Rekorde an Umweltkatastrophen.
Eine einzige Tsunami-Welle vernichtete die Küstenregion halb Asiens. Pole schmelzen. Ozonlöcher wachsen nicht mehr zu. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, bezeichnete im November 2007 vor den Delegierten der UN-Vollversammlung in New York den Zustand des Planeten Erde als »extrem gefährdet«.
Eine UN-Untersuchungskommission hielt fest, der Menschheit blieben nur noch wenige Jahre bis zu einem point of no return. Und eine ganze Reihe von Experten hält diesen Punkt, an dem es zu spät ist, aus eigener Kraft die Problematik und Gefahren der hochtechnisierten Welt in den Griff zu bekommen, längst für erreicht.
Ich richtete mich in meinem Sitz auf und nahm den glühend heißen Becher vom Tablett, den mir eine der Stewardessen entgegenhielt. Könnte man sich eine Welt vorstellen, hatte der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll keck gefragt, »in der Christus nicht gelebt hat?« Wie würde diese Welt aussehen?
Anders formuliert: Was ist in jenen Regionen anders, wo es kein Christentum gibt? Oder wo, wie im Europa des 20. Jahrhunderts, damit experimentiert wurde, Christentum durch die Herrschaft des »neuen Menschen« zu ersetzen?
Die Botschaft Jesu wurde hinterfragt, verworfen und wieder hinterfragt. Sogar bis aufs Blut gequält, von den eigenen Leuten, die sie im Namen Gottes für eigene Zwecke nutzten und in Misskredit brachten. Umgekehrt waren Christen in der Auseinandersetzung mit Gegnern gezwungen, immer wieder neu und immer noch genauer hinzusehen.
Kein anderes Werk wurde Zeile für Zeile so auseinandergenommen wie die Berichte der Evangelien. Hunderttausende und vielleicht sogar Millionen von Theologen, Gelehrten unterschiedlichster Disziplinen, von Priestern, Mönchen und Laien haben sich darüber den Kopf zerbrochen. Die Kirche selbst hat Zigtausende ihrer besten Männer und Frauen in an die Grenze der Selbstzerstörung gehenden Debatten auf den »Fall Jesus« angesetzt.
Umgekehrt wurden in allen atheistischen Systemen, ob in Hitlerdeutschland, im Sowjetreich oder in der Volksrepublik China, Armeen von Spezialisten eingesetzt, um der »Legende« den Todesstoß zu versetzen.
Und dennoch: Erwies sich das, was Jesus lehrte, wie er es lehrte und wie er es lebte, nicht auch als Botschaft, die uns weiterbrachte? War dieses Gottesbild nicht auch das einzige, das man vertreten kann, ohne von der modernen Vernunft in die Ecke gedrängt zu werden?
Jene Vernunft, die eine kritische Überprüfung und die historische, faktische Nachweisbarkeit nachgerade einfordert? Haben wir Jesus andererseits nicht auch allzu sehr unseren bürgerlichen Maßstäben angepasst und uns damit den Zugang zu seinen Quellen verbaut?
Es scheint, unsere so eng gewordenen Begriffe von Realität und Erkenntnis haben uns in einen Raum eingesperrt, den das Licht nicht mehr erreichen kann. Ist nicht der ganze Kosmos viel phantastischer, als wir uns das für gewöhnlich vorstellen? Sind nicht wir selbst viel phantastischer als wir glauben; und lebensvielfältiger, als wir leben?
Und wenn es denn wahr ist und echt, wenn dieser Jesus tatsächlich niemand anderes sein sollte als der hoch gelobte, gepriesene, sehnsuchtsvoll herbeigewünschte Messias, der Retter der Welt, der Sohn des »Allmächtigen, der alles erschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt«, wie es im Credo heißt, eins mit dem Vater, »Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater« worüber reden wir dann? Reden wir dann nicht auch über das Geheimnisvollste und Größte, das diese Welt je gesehen hat? Reden wir dann mit Jesus nicht auch darüber, wohin wir gehen werden?
Wir können heute mehr über Jesus und seine Zeit wissen als alle Generationen vor uns. Theologische Reflexionen, die Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung und insbesondere die archäologischen Entdeckungen der jüngsten Zeit liefern uns eine Fülle an Stoff, auf die frühere Analysten nicht zurückgreifen konnten.
Bei meinen Vorrecherchen war allerdings auch deutlich geworden, wie weit wir uns davon entfernt haben, das Evangelium als Geheimnis zu verstehen. Ist hinter den Worten (und zwischen den Zeilen) dieser bedeutsamsten, gewaltigsten und geheimnisvollsten Schrift der Welt nicht auch ein bestimmter Code hinterlegt, den es zu entschlüsseln gilt? Muss man die Teile erst zusammenfügen, um dann im Ergebnis den Blick auf die wahre, eben die ganze Gestalt Jesu zu bekommen, auf die Innenseite seiner Wirklichkeit? Ist es nicht auch die Chance unserer Zeit, wieder nach dem Ganzen des Mysteriums fragen zu können, um uns jenen Teil des Kosmos zurückzuerobern, den wir verloren haben?
Nüchtern betrachtet war die Tabuisierung seiner Biografie der größte Sieg, den man gegen Jesus überhaupt erringen konnte. Aus einem Mysterium ist eine Profangeschichte geworden, aus dem Glanz des Göttlichen der Staub der Vergänglichkeit.
»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«, so hatte sich Jesus erklärt. Aber muss man dann diesen Weg nicht auch gehen und diesem Leben nicht auch nachspüren, um am Ende auch wirklich zu seiner Wahrheit zu gelangen?
»Die Worte Jesu sind gewiss von einer unersetzlichen Bedeutung«, hatte bei einem unserer Gespräche der frühere Kardinal Joseph Ratzinger betont, »aber wir dürfen Christus nicht auf Worte allein reduzieren.
Das Fleisch, wie Johannes sagt, gehört mit dazu, es ist das gelebte Wort.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Nur wenn wir den ganzen, vitalen Zusammenhang der Gestalt Jesu betrachten, sprechen auch die Worte in jener Größe, die ihnen innewohnt. Insofern ist die Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi zum Verstehen seiner Botschaft grundlegend.«
Die Fehlentwicklungen der Profan- und Kirchengeschichte haben das »Betrachten« Christi nicht unbedingt erleichtert. Christliche Völker, die doch Brüder sein sollten, führten gegeneinander Vernichtungskrieg, und nicht nur einmal.
Das 20. Jahrhundert erlebte das Inferno böser Mächte mit dem Versuch der Ausrottung des auserwählten Volkes auf dem Boden der christlich-abendländischen Kultur. Vielleicht ist es so gesehen, überlegte ich, nicht unbedingt ein Nachteil, wieder Abstand zu bekommen.
Möglicherweise musste gewissermaßen erst das Selbstverständliche, das Gewohnheitsmäßige verloren gehen, um Christus wieder neu und in seiner ganzen Größe erkennen zu können. »Man kann alle Dinge so oder so ansehen«, hatte der Theologe Hans Urs von Balthasar einmal gesagt, »als Faktum und als Geheimnis.«
Ich wollte beides. Das Faktum. Und das Geheimnis. Aber um das herauszufinden, musste man das fünfte Evangelium kennen.
Das Land Jesu selbst, wo sogar, wie es heißt, die Steine sprechen können.
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Andere wollten wissen, dies sei das Code-Wort für den längst erwarteten Aufstand. Als sich herumsprach, er plane seinen Einzug, zog ihm eine jubelnde Menge mit Palmzweigen entgegen: »Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels.«
Man hatte ihn nicht verstanden. Wieder einmal.
»Bis du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«, hatte man ihn gefragt. »Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin.«
Niemals zuvor hatte jemand einen solchen Anspruch erhoben. Niemals war jemand so kühn gewesen. Man könnte freilich auch sagen: so vermessen.
»Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.« Nun hängt der Mann des Lichtes mit geschundenen, weitausgebreiteten Armen an einem Kreuz, und es wird dunkel um ihn. Mit einem kräftigen Satz, wie im freien Fall, sank die Boing 737 in ein gewaltiges Luftloch. Ich schreckte von meinem Sitz hoch, aber im Nu hatte sich die Maschine wieder stabilisiert.
Die meisten Passagiere hatten ihre Fenster mit einem Rollo verdunkelt, um zu schlafen oder den Film im Bordkino zu genießen, einem Cyberspace-Schocker über das Schicksal eines Computermenschen. Ich klingelte nach der Stewardess. Der Kaffee von El Al war grässlich, aber der Tee war noch grässlicher. Wir hatten die Alpen hinter uns gelassen, und tief unter uns konnte man die gezackten Berge und Täler Albaniens erkennen, über die wir mit 900 Stundenkilometern Richtung Tel Aviv hinwegdüsten.
Es war Sonntag, und es war kühl, und noch bevor ich in München den Terminal betrat, ärgerte ich mich, keine wärmere Wäsche eingepackt zu haben. Der Flug hatte die Nummer 354, eine ganz bemerkenswerte Zahl, wie sich noch herausstellen sollte.
In der Abfertigungshalle für Israel-Reisen patrouillierten hoch über unseren Köpfen Polizisten mit MPs und Schäferhunden; ein Aufzug, der niemanden wirklich beruhigte. Vor der Sicherheitsschleuse zogen die Reisenden die Schuhe aus, um zu beweisen, dass sie keine Terroristen waren.
Die übliche Prozedur: »Warum fliegen sie nach Israel? Warum allein? Was machen Sie genau? Wie oft waren Sie schon dort? Wer hat den Koffer gepackt?«
Auf die Frage, ob ich ein Präsent im Gepäck hätte, nickte ich eingeschüchtert mit dem Kopf.
»Was und für wen?«
»Münchener Weißwürste für einen Franziskaner in Jerusalem.«
»In Dosen oder Vakuum?«
»Vakuum.«
Seit ich einen Vertrag über ein Buchprojekt über Jesus Christus unterschrieben hatte, verfielen die Abgabetermine wie Abreißblätter im Kalender. Nachts verfolgten mich Dämonen, tags plagte mich Schreibhemmung.
Abends unternahm ich Spaziergänge auf einem wildromantischen Friedhof und beglückwünschte die Toten, die die Last des Irdischen schon hinter sich hatten.
»Geliebt und unvergessen«, hieß es auf den Grabsteinen. Inzwischen kannte ich jede Inschrift auswendig. Auf meinem Schreibtisch stapelten sich Türme von Büchern, und täglich kamen neue hinzu.
»Jesus der Medizinmann«, »Jesus der Psychotherapeut«, »Jesus der Bhagwan«. So unterschiedlich die Cover auch gestaltet waren, im Untertitel verkündeten sie alle das Versprechen, ultimativ zu enthüllen, »wer Jesus wirklich war«.
Die Autoren schlugen sich dabei in der Regel auf die sichere Seite, was in diesem Falle nicht die Seite Jesu oder die Seite des Glaubens war, sondern die Seite der Zweifler.
Der »Fall Jesus« ein Knäuel voller Probleme.
Nach Überzeugung vieler Professoren und Journalisten war Jesus offenbar so etwas wie eine Marionette, abhängig von der Schreibhand seiner Evangelisten. Seine Aussagen zitierten sie mit: »Markus lässt Jesus sagen ...« oder: »Lukas lässt Jesus sagen ...«
War es wirklich nicht möglich, wie Theologen behaupteten, mangels sicherer Quellen eine Chronik seines Lebens zu erstellen, wie sie in der Bibel dargelegt ist? Seit sich die Experten über Jesus hermachten, war von dem einstigen Leib und Leben Christi gerade einmal so viel übrig geblieben, dass die Reste davon bequem auf einer Untertasse Platz fanden.
Die einen nahmen eine »Entmythologisierung« vor, was so aussah, dass man Jesus aller Wunder beraubte. Die Nächsten kürzten ihm ein Gutteil seiner Worte; bis auf einen kläglichen Rest, der als wirklich authentisch galt, warum und weshalb auch immer.
Als am Schluss der Prozedur nur noch ein Kopf auf dem Seziertisch lag, kam die berechtigte Frage auf, ob dieser Mann denn dann so überhaupt gelebt haben könne. Nicht wenige gaben öffentlich zu Protokoll, man habe von diesem Herrn, bitte schön, ja kaum etwas in Händen. Ich hatte mich bald Tag und Nacht mit meinem Thema beschäftigt, aber ich war unfähig, eine einzige Zeile zu schreiben.
Aus Ehrfurcht vor dem ganz Anderen, dem Unfassbaren? Aus Bangen, am Ende dann möglicherweise vor einem Bild zu stehen, das sich nicht zusammenfügt? Das beim Anfassen zerbricht wie ein Spiegel, der vom Nagel fällt?
»Derselbe ist vollkommen in der Gottheit, und derselbe ist vollkommen in der Menschheit«, schloss das Konzil von Chalkedon, »derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch.«
Andererseits: Ein Messias auf einem Esel! Ein Gott, der nicht vom Kreuze steigt! Das Grab war voll, behaupten einige Bibelforscher. Jesus von Nazareth sei gestorben wie andere auch, von Auferstehung keine Spur. 1972 veröffentlichte Rudolf Augstein, Herausgeber des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ein umfangreiches Werk, mit dem er die Fragen zur Person Christi ein für alle Mal zu beantworten gedachte. Augstein liebte es, sich mit den Großen der Weltgeschichte anzulegen. Napoleon, Alexander, Adenauer.
Nun griff er nach dem Größten. Dass er ihn kleiner machen würde, verriet schon der Titel des Buches: »Jesus Menschensohn«.
Ich kannte Augstein aus meiner Zeit in der Hamburger Spiegel-Redaktion. Ich mochte seinen raubeinigen Charme und bewunderte seine Verwegenheit. Gelegentlich schlurfte er spätabends durch einen der Flure im neunten oder zehnten Stock, ein liebenswerter Haudegen. Wenn er montags in die große Redaktionsversammlung kam, immer mit gebührender Verspätung, blaues Hemd mit Button-down-Kragen, verstummten die Gespräche.
Für viele war er eine Vaterfigur, für etliche eine Gottvaterfigur. Und egal, welches Thema behandelt wurde, am Ende eines Diskussionsbeitrags richteten sich sechzig oder siebzig Paar Augen auf den Fixpunkt des riesigen Tisches, der in der Mitte des Raumes stand. Sobald der Generalissimus mit einer klitzekleinen Äußerung zu erkennen gab, ob er etwas gut oder schlecht fand, wusste die Mehrheit der Redaktion, welche Meinung sie hatte.
Augstein verdonnerte einen Stab von Mitarbeitern, im Archiv des Spiegel Tag und Nacht Berge von Büchern, Zeitschriften und Dokumenten zu durchwühlen, um für sein bahnbrechendes Projekt, das die Grundfesten des Christentums erschüttern sollte, »Beweismaterial« zu finden.
Irgendwelche Zitate, Jahreszahlen, Hinweise auf mögliche Widersprüche, die er in seine Argumentationskette einbauen konnte. Als er sein Opus vorlegte, schlug der Mix aus Richtigem, aus Halb- und Unwahrheiten selbst ausgemachten Antichristen auf den Magen. Augstein spielte das komplette Repertoire, das sich seit den Tagen der Guillotine in den Büchern der Aufklärer angesammelt hatte. Fälschungen, Widersprüche, Irrtümer was nach der Offenbarung Augsteins da kirchlicherseits mit dem armen Jesus angestellt worden war, konnte einen zu Tränen rühren.
Am Ende gipfelte die Untersuchung, was zu erwarten war, in einer famosen Enthüllung. Besser gesagt in einer flammenden Anklage: Die Gläubigen, so Augsteins triumphales Plädoyer, würden sich seit 2000 Jahren auf einen Mann berufen, »den es nicht gab, auf Lehren, die er nicht gelehrt, auf eine Vollmacht, die er nicht erteilt, und auf eine Gottessohnschaft, die er selbst nicht für möglich gehalten und nicht beansprucht hat«.
Man konnte den streitbaren Publizisten förmlich vom Stuhl springen und die Arme wie ein Florett durch die Luft fuchteln sehen.
Die »Wahrheit« sei, schloss der Ankläger: »Jesus ist als der auferstandene Christus die Erfindung der Gemeinde.« Mit einer Einschränkung: »Wenn es ihn denn gegeben hat.« Die spektakuläre These hatte der Spiegel-Mann nicht exklusiv. Er teilte sie mit den Autoren der »Großen sowjetischen Enzyklopädie«.
Noch in der letzten Auflage des Werkes, erschienen kurz vor dem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums, leierten sie die offizielle Sowjetdoktrin nach, der zufolge Jesus nie existiert hatte. Schon der französische Aufklärer Louis Couchoud hatte die geschichtliche Existenz Christi geleugnet.
Seltsamerweise aber maßen selbst die »Entlarver des Christentums« dem »Phantom« Jesus eine Wirkung zu, die im Grunde nicht zu überbieten ist.
»Seine Proportionen sind unvergleichlich, seine Größe ist kaum fassbar«, schrieb Couchoud, »alles, was während vieler Jahrhunderte im Abendland sich ereignet hat, geschah im gigantischen Schatten des Kreuzes.« »Den Namen Jesu aus der Welt zu eliminieren«, schloss der Kritiker, »würde bedeuten, sie in ihren Fundamenten zu erschüttern.«
Eines Besseren belehren ließ sich Couchoud allerdings nicht, genauso wenig wie Augstein. Sämtliche Überlegungen, er hätte sich im Alter »eines Besseren besonnen«, schrieb der Spiegel-Chef im Vorwort seines 1999 neu herausgegebenen Jesus-Werkes, dürften sich nach Lektüre seines Buches »erübrigen«.
Drei Jahre später, am 19. November 2002, wurde der 1968 aus der Kirche ausgetretene Ex-Katholik nach einem Trauergottesdienst in der Keitumer Dorfkirche auf dem zugehörigen Friedhof zu Grabe getragen. Und in der darauffolgenden Woche wurde der Verstorbene mit einem Staatsakt geehrt, der in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis stattfand honi soit qui mal y pense.
Keine drei Jahre später, nämlich Anfang April 2005, würdigte der Spiegel den Tod Johannes Paul II., den Augstein bis aufs Blut bekämpft hatte, mit einem Nachruf, der alle anderen Nachrufe, weltliche wie kirchliche, in den Schatten stellte. Denn plötzlich war der bis dahin so »unsägliche« Kirchenführer schlichtweg nur noch eines: der Jahrtausendpapst.
Die Stewardessen hatten begonnen, auf ihren Wägelchen Hühnchen und koscheres Gulasch durch den Gang zu schieben, und während wir über Inseln flogen, die wie goldene Vliese auf dem Wasser glänzten, dachte ich an die Weihnachtsgeschenke, die ich noch zu besorgen hatte. Aeroplane schießen uns an einem einzigen Tag vom Winter in den Frühling, vom 21. Jahrhundert in eine Welt, in der das 19. noch nicht einmal begonnen hat.
Wer am Flughafen soeben noch einen Plasmabildschirm kaufen konnte, befindet sich kurze Zeit später inmitten eines neuen Kontinents, wo Frauen mit Eimern auf dem Kopf kilometerweit laufen, um Wasser herbeizuschaffen, dessen Trinkqualität mitunter zum Tode führt.
Die Welt des Jesus Christus liegt gar nicht so weit zurück, gerade einmal 30 Lebensalter, ein Lidschlag der Geschichte. Und wenn Zeit relativ ist und für Gott nicht existiert, dann ist das, was damals geschah, in diesem Augenblick ohnehin so gegenwärtig wie die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft, die bereits abgeschlossen ist auch wenn sie noch vor uns liegt.
Nicht von ungefähr hatte Johannes der Täufer den Messias mit einem paradoxen Satz angekündigt: »Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war.«
Ich stellte mir vor, wie Jesus im Frühjahr über Wiesen und Felder zog und Menschen versammelte, um sie zu lehren, mit ihnen zu beten oder auch nur gemeinsam über das weite Land zu schauen. Galiläa war eine bezaubernde Gegend, ein kleines Paradies.
Der Sinn Jesu für die Möglichkeiten dieser Landschaft war so ausgeprägt, dass er mit sicherer Hand, wie ein Regisseur, ganze Hügel und Strände als eine Bühne für sein Lehrstück verwendete. Er verstand sich auf die Jahreszeiten, baute die Eigenheiten der Region in seine Gleichnisse ein und nutzte den liturgischen Kalender Israels wie einen dramaturgischen Plan, auf dessen Grundlage er seine Offenbarung Stück für Stück ausbreitete. Jesus war ein Naturereignis. Ein Sturm.
»Es gibt wirklich nur eine Stelle in der Welt«, schrieb Albert Einstein, »wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi.« »Ich bin das All. Das All ist aus mir hervorgegangen, und das All erstreckt sich bis zu mir«, zitiert ihn das apokryphe Thomas-Evangelium, »spaltet ein Stück Holz: Ich bin da! Hebt den Stein, und ihr werdet mich dort finden.«
Das Bild der Evangelien zeigt eine jugendliche, eher asketische Gestalt, zart und doch kräftig, mit den Zügen einer poetischen, sinnlichen Natur. Wenn er »die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen«, berichtet Markus (»denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben«).
Man erlebt ihn mit Tränen in den Augen. Und man sieht ihn wutentbrannt, zornig.
»Wie seid ihr unverständig«, konnte er seine Leute anfahren, »und wie langsam ist euer Herz, an die Fülle zu glauben.« Die Jünger hingen an seinen Lippen, ließen sich beeindrucken, aber sie verstanden ihn nicht.
»Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel«, wurde ihnen abverlangt. Sie sollten lieben wie Gott, gütig, friedfertig, und sogar erlittenes Unrecht verzeihen.
»Deine Lehre ist hart«, stöhnten sie, »wer kann da noch selig werden.«
Und Jesus? Litt er darunter, dass seine Mission scheitern könnte? Sein Leben war ein einziger Kampf. Mit einem dunklen Gegenspieler, der kaum schwächer zu sein schien als er selbst.
Was meinte Jesus mit Worten wie: »Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden«? Warum schickte er, was kein verantwortlicher Führer je täte, seine Leute »wie Schafe unter die Wölfe«? Warum verbot er den Geheilten und den Dämonen, über ihn zu sprechen? Wie ist es möglich, dass er so schändlich in Stich gelassen wurde? Muss man nicht vielleicht sogar fragen, ob es ein Versagen Jesu gab? Hatte er eine falsche Strategie? Liegt es gar an ihm, wenn die Erlösung der Menschheit, die seit dem Sündenfall leidet, nicht so recht und sofort vonstatten ging?
»Wir bezeugen es«, so hatten die Apostel ihren Bericht unterschrieben, »weil wir es selbst gesehen haben.«
Zweitausend Jahre später ist der Eindruck entstanden, echte Fakten über die Gestalt Jesu seien kaum zu bekommen. Zerfleddert, vollgekritzelt, durchgestrichen und zerrissen, galt das Evangelium plötzlich als Sammelsurium von Lügen, Tricks und Gaunereien.
Selbst Gläubige nehmen heute an, die Darstellung der Verkündung Jesu, seines Todes und insbesondere seiner Auferstehung sei das Ergebnis einer nachträglichen Formung. Welches Bild von Christus ist das echte, das wahre? Was können wir gesichert von ihm wissen?
Ich betrachtete die kleinen weißen Wolken vor meinem Fenster, die dem Flieger wie in Zeitlupe entgegenzuschweben schienen. Irgendwie ist alles anders geworden. Der Alltag. Die Kultur. Das Denken. Sogar das Wetter.
Religiöses Bewusstsein und religiöses Grundwissen haben sich in einem Ausmaß aufgelöst, dass selbst Atheisten vor Staunen in Starre verfallen. Auf den Bestsellerlisten reihen sich Bücher, die beweisen, dass der Mensch Gott erschaffen hat und nicht umgekehrt. Immer mehr Menschen scheinen auch bereit, diese Version gerne zu glauben um sich entsprechend zu verhalten. Parallel hierzu verschlechterten sich in kurzer Zeit die Grundlagen für das Leben auf der Erde dramatisch. Jedes neue Jahr verzeichnet neue Rekorde an Umweltkatastrophen.
Eine einzige Tsunami-Welle vernichtete die Küstenregion halb Asiens. Pole schmelzen. Ozonlöcher wachsen nicht mehr zu. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, bezeichnete im November 2007 vor den Delegierten der UN-Vollversammlung in New York den Zustand des Planeten Erde als »extrem gefährdet«.
Eine UN-Untersuchungskommission hielt fest, der Menschheit blieben nur noch wenige Jahre bis zu einem point of no return. Und eine ganze Reihe von Experten hält diesen Punkt, an dem es zu spät ist, aus eigener Kraft die Problematik und Gefahren der hochtechnisierten Welt in den Griff zu bekommen, längst für erreicht.
Ich richtete mich in meinem Sitz auf und nahm den glühend heißen Becher vom Tablett, den mir eine der Stewardessen entgegenhielt. Könnte man sich eine Welt vorstellen, hatte der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll keck gefragt, »in der Christus nicht gelebt hat?« Wie würde diese Welt aussehen?
Anders formuliert: Was ist in jenen Regionen anders, wo es kein Christentum gibt? Oder wo, wie im Europa des 20. Jahrhunderts, damit experimentiert wurde, Christentum durch die Herrschaft des »neuen Menschen« zu ersetzen?
Die Botschaft Jesu wurde hinterfragt, verworfen und wieder hinterfragt. Sogar bis aufs Blut gequält, von den eigenen Leuten, die sie im Namen Gottes für eigene Zwecke nutzten und in Misskredit brachten. Umgekehrt waren Christen in der Auseinandersetzung mit Gegnern gezwungen, immer wieder neu und immer noch genauer hinzusehen.
Kein anderes Werk wurde Zeile für Zeile so auseinandergenommen wie die Berichte der Evangelien. Hunderttausende und vielleicht sogar Millionen von Theologen, Gelehrten unterschiedlichster Disziplinen, von Priestern, Mönchen und Laien haben sich darüber den Kopf zerbrochen. Die Kirche selbst hat Zigtausende ihrer besten Männer und Frauen in an die Grenze der Selbstzerstörung gehenden Debatten auf den »Fall Jesus« angesetzt.
Umgekehrt wurden in allen atheistischen Systemen, ob in Hitlerdeutschland, im Sowjetreich oder in der Volksrepublik China, Armeen von Spezialisten eingesetzt, um der »Legende« den Todesstoß zu versetzen.
Und dennoch: Erwies sich das, was Jesus lehrte, wie er es lehrte und wie er es lebte, nicht auch als Botschaft, die uns weiterbrachte? War dieses Gottesbild nicht auch das einzige, das man vertreten kann, ohne von der modernen Vernunft in die Ecke gedrängt zu werden?
Jene Vernunft, die eine kritische Überprüfung und die historische, faktische Nachweisbarkeit nachgerade einfordert? Haben wir Jesus andererseits nicht auch allzu sehr unseren bürgerlichen Maßstäben angepasst und uns damit den Zugang zu seinen Quellen verbaut?
Es scheint, unsere so eng gewordenen Begriffe von Realität und Erkenntnis haben uns in einen Raum eingesperrt, den das Licht nicht mehr erreichen kann. Ist nicht der ganze Kosmos viel phantastischer, als wir uns das für gewöhnlich vorstellen? Sind nicht wir selbst viel phantastischer als wir glauben; und lebensvielfältiger, als wir leben?
Und wenn es denn wahr ist und echt, wenn dieser Jesus tatsächlich niemand anderes sein sollte als der hoch gelobte, gepriesene, sehnsuchtsvoll herbeigewünschte Messias, der Retter der Welt, der Sohn des »Allmächtigen, der alles erschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt«, wie es im Credo heißt, eins mit dem Vater, »Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater« worüber reden wir dann? Reden wir dann nicht auch über das Geheimnisvollste und Größte, das diese Welt je gesehen hat? Reden wir dann mit Jesus nicht auch darüber, wohin wir gehen werden?
Wir können heute mehr über Jesus und seine Zeit wissen als alle Generationen vor uns. Theologische Reflexionen, die Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung und insbesondere die archäologischen Entdeckungen der jüngsten Zeit liefern uns eine Fülle an Stoff, auf die frühere Analysten nicht zurückgreifen konnten.
Bei meinen Vorrecherchen war allerdings auch deutlich geworden, wie weit wir uns davon entfernt haben, das Evangelium als Geheimnis zu verstehen. Ist hinter den Worten (und zwischen den Zeilen) dieser bedeutsamsten, gewaltigsten und geheimnisvollsten Schrift der Welt nicht auch ein bestimmter Code hinterlegt, den es zu entschlüsseln gilt? Muss man die Teile erst zusammenfügen, um dann im Ergebnis den Blick auf die wahre, eben die ganze Gestalt Jesu zu bekommen, auf die Innenseite seiner Wirklichkeit? Ist es nicht auch die Chance unserer Zeit, wieder nach dem Ganzen des Mysteriums fragen zu können, um uns jenen Teil des Kosmos zurückzuerobern, den wir verloren haben?
Nüchtern betrachtet war die Tabuisierung seiner Biografie der größte Sieg, den man gegen Jesus überhaupt erringen konnte. Aus einem Mysterium ist eine Profangeschichte geworden, aus dem Glanz des Göttlichen der Staub der Vergänglichkeit.
»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«, so hatte sich Jesus erklärt. Aber muss man dann diesen Weg nicht auch gehen und diesem Leben nicht auch nachspüren, um am Ende auch wirklich zu seiner Wahrheit zu gelangen?
»Die Worte Jesu sind gewiss von einer unersetzlichen Bedeutung«, hatte bei einem unserer Gespräche der frühere Kardinal Joseph Ratzinger betont, »aber wir dürfen Christus nicht auf Worte allein reduzieren.
Das Fleisch, wie Johannes sagt, gehört mit dazu, es ist das gelebte Wort.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Nur wenn wir den ganzen, vitalen Zusammenhang der Gestalt Jesu betrachten, sprechen auch die Worte in jener Größe, die ihnen innewohnt. Insofern ist die Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi zum Verstehen seiner Botschaft grundlegend.«
Die Fehlentwicklungen der Profan- und Kirchengeschichte haben das »Betrachten« Christi nicht unbedingt erleichtert. Christliche Völker, die doch Brüder sein sollten, führten gegeneinander Vernichtungskrieg, und nicht nur einmal.
Das 20. Jahrhundert erlebte das Inferno böser Mächte mit dem Versuch der Ausrottung des auserwählten Volkes auf dem Boden der christlich-abendländischen Kultur. Vielleicht ist es so gesehen, überlegte ich, nicht unbedingt ein Nachteil, wieder Abstand zu bekommen.
Möglicherweise musste gewissermaßen erst das Selbstverständliche, das Gewohnheitsmäßige verloren gehen, um Christus wieder neu und in seiner ganzen Größe erkennen zu können. »Man kann alle Dinge so oder so ansehen«, hatte der Theologe Hans Urs von Balthasar einmal gesagt, »als Faktum und als Geheimnis.«
Ich wollte beides. Das Faktum. Und das Geheimnis. Aber um das herauszufinden, musste man das fünfte Evangelium kennen.
Das Land Jesu selbst, wo sogar, wie es heißt, die Steine sprechen können.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Autoren-Porträt von Peter Seewald
Peter Seewald, Jahrgang 1954, arbeitete als Journalist für den STERN, den SPIEGEL und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und gilt heute als einer der erfolgreichsten religiösen Autoren Deutschlands. Seine bekanntesten Bücher sind "Salz der Erde", "Gott und die Welt" sowie mehrere Werke über Papst Benedikt XVI. Bei Pattloch ist 2007 sein Sammelsurium "Kult" erschienen. Peter Seewald ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Peter Seewald
- 703 Seiten, Maße: 13,6 x 21,5 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828950566
- ISBN-13: 9783828950566
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