Juliregen / Fridolin Reihe Bd.3
Roman. Originalausgabe
Der fulminante Abschluss der spannenden Roman-Trilogie über das dramatische Leben von Lore, die sich zur Zeit der Jahrhundertwende in Berlin durch die Schicksalsschläge und Herausforderungen des Lebens kämpft.
Berlin 1887: Im dritten spannenden Roman aus...
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Produktinformationen zu „Juliregen / Fridolin Reihe Bd.3 “
Klappentext zu „Juliregen / Fridolin Reihe Bd.3 “
Der fulminante Abschluss der spannenden Roman-Trilogie über das dramatische Leben von Lore, die sich zur Zeit der Jahrhundertwende in Berlin durch die Schicksalsschläge und Herausforderungen des Lebens kämpft. Berlin 1887: Im dritten spannenden Roman aus der Preussen-Trilogie von Bestseller-Autoren-Duo Iny Lorentz scheinen Lore und ihr Mann Fridolin von Trettin endlich Ruhe und Frieden gefunden zu haben. Sie leben in glücklicher Ehe mit ihren beiden Kindern in einem repräsentativen Stadtpalais in Berlin. Als Fridolin, der im Bankhaus Grünfelder erfolgreich Karriere gemacht hat, das Angebot erhält, in der Heimat von Lores junger Freundin Komtess Nathalia ein Gut zu übernehmen, nehmen die Dinge in diesem spannenden Roman ihren schicksalhaften Lauf.
Lore, die als junges Mädchen von dem Gutshof ihres Großvater vertrieben wurde, träumt schon lange von einem eigenen Haus auf dem Land weit weg von der Großstadt Berlin. Was sie nicht ahnt: Ihre missgünstige Verwandtschaft schmiedet aus Habgier und Geldnot üble Pläne, die das Glück von Lore und Fridolin gefährden. Während Fridolin sich um den Ankauf des Gutshofes kümmert, verbringt Lore mit den Kindern einen unbeschwerten Sommer bei Nathalia fernab von Berlin. Unterdessen setzten Malwine von Trettin und ihr Sohn Ottwald alles daran, die alte Familienfehde und die erbitterten Erbstreitigkeiten neu zu schüren - und bringen damit nicht nur sich selbst, sondern vor allem Lore und Nathalie in höchste Gefahr.
Fesselnde Spannung und ein packendes Intrigenspiel mit vielen unheilvollen Verwicklungen: Juliregen ist ein spannender Roman und Abschluss der historischen Preussen-Trilogie aus der Feder des Bestseller-Autoren-Paares Iny Lorentz, die auch die erfolgreiche Reihe "Die Wanderhure" sowie die Berlin-Trilogie verfasst haben. Üppig, sinnlich, voller Abenteuer!
Die spannenden Romane aus Ostpreußen und Berlin in drei Bänden:
Band 1: Dezembersturm
Band 2: Aprilgewitter
Band 3: Juliregen
Lese-Probe zu „Juliregen / Fridolin Reihe Bd.3 “
Juliregen von Iny Lorentz1.
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Ununterbrochen flammten Blitze auf und tauchten den Himmel in blendend grelles Licht. Donnerschläge wurden zu einem schier endlosen Grollen und Krachen. Kreischend vor Angst, rannten die Mägde quer über die Felder auf den Gutshof zu, während die Knechte verzweifelt versuchten, das letzte Heu auf den Wagen zu laden und die Ernte zu retten. Auch sie zuckten bei jedem heftigeren Schlag zusammen und flehten Gott und alle Mächte des Himmels an, sie zu verschonen.
»Verdammt, wollt ihr wohl arbeiten!«, brüllte Ottwald von Trettin, doch seine Stimme ging im infernalischen Lärm der entfesselten Elemente unter. Mit einer heftigen Bewegung stieß er seinem Wallach die Sporen in die Seiten und galoppierte auf die Knechte zu.
»Macht schneller, ihr Hunde! Sonst ziehe ich euch die Peitsche über!«
Hannes, der Vorarbeiter, stemmte eben eine volle Gabel Heu in die Höhe, doch eine Windbö erfasste die Halme und riss die meisten mit sich. Der Rest fiel auf dem Wagen von der Gabel, da die oben stehende Magd ihn nicht festhalten konnte.
»So wird das nichts mehr, Herr«, rief Hannes zu Ottwald von Trettin hinüber. »Wir sollten zusehen, dass wir nach Hause kommen, bevor der Regen fällt!«
Als Antwort erhielt er einen scharfen Hieb mit der Reitpeitsche. »Mach, dass du weiterschaffst! Den Mägden, die weggelaufen sind, ziehe ich den halben Wochenlohn ab. Das wird sie lehren, wegen so eines kleinen Gewitters das Feld zu verlassen. Los, ran an die Arbeit, oder ihr lernt mich kennen!«
Der Vorarbeiter rieb sich die Stelle, an der ihn sein Herr mit der Peitsche getroffen hatte, und starrte auf das Heu, das die Mägde fein säuberlich zu Schwaden zusammengerecht hatten. Weiterzuarbeiten war sinnlos, denn der böige Wind riss die Schwaden immer wieder auseinander. Unter diesen Bedingungen war es unmöglich, den Wagen vollzuladen. Doch wenn er das dem Gutsherrn sagte, würde es ihm nur weitere Hiebe einbringen. Daher spießte er so viel Heu wie möglich auf die Gabel und reichte es nach oben.
»Reiß dich zusammen, Ursel!«, schrie er durch das Donnergrollen zu der Magd hoch.
Die Frau greinte vor Angst und wäre am liebsten den Mägden gefolgt, die sich bereits auf halbem Weg zum Gut befanden. Doch ohne Hilfe der Knechte konnte sie den bereits hoch beladenen Wagen nicht verlassen.
»Wir müssen heimfahren, Hannes«, flehte sie.
»Wenn es nach mir ginge, wären wir schon unterwegs. Aber er will es nicht.« Hannes deutete auf Ottwald von Trettin, der gerade um den Wagen herumritt und die Knechte auf der anderen Seite anschrie, das Heu aufzuladen.
»Mach schon, Mädchen! Hilf uns, den Wagen vollzuladen. Umso schneller sind wir fertig und können die Fuhre ins Trockene bringen.«
Kaum hatte Hannes das letzte Wort hochgerufen, da schoss ein Blitz geradewegs über sie hinweg auf den Gutshof zu. Die Knechte duckten sich unwillkürlich, und Ottwald von Trettin hatte Mühe, sein scheuendes Pferd zu bändigen. Im nächsten Moment krachte ein Schlag über das Land, der die Menschen für eine Weile taub machte.
Oben auf dem Wagen hatte Ursel den besten Ausblick und nahm das Unglück als Erste wahr. Wild fuchtelnd deutete sie auf die große Scheune des Gutes. »Da hat es eingeschlagen!«
Rauch und erster Flammenschein zeigten auch den anderen, was geschehen war. Während Hannes voller Entsetzen den Heiland anrief, fluchte der Gutsherr gotterbärmlich. »Verdammt, es brennt! Los, Leute! Wir müssen sofort löschen!«
Während die Knechte ihre Heugabeln beiseitewarfen, um schneller rennen zu können, ritt Ottwald von Trettin in vollem Galopp auf den Gutshof zu. Der Rossknecht versuchte noch, die wild ausschlagenden und dann antrabenden Pferde vor dem Heuwagen zu bändigen, wurde aber von den Tieren mitgerissen. Einen Moment lang hielt er die Zügel in der Hand. Dann musste er loslassen, um nicht unter den Wagen zu geraten.
»Wollt ihr wohl stehen bleiben, ihr Schindmähren!«, brüllte er hinter ihnen her.
Da versetzte ein weiterer gewaltiger Donnerschlag die Pferde endgültig in Panik. Sie rasten los und zogen den Heuwagen hinter sich her, so dass er wie ein betrunkener Matrose schwankte. Ursel klammerte sich verzweifelt auf dem Wagen fest, fand aber in dem rutschenden Heu keinen Halt und stürzte hinab.
Mittlerweile hatte Ottwald von Trettin das Gut erreicht und sprang von seinem schäumenden Pferd. »Warum löscht ihr nicht, ihr Hunde?«, fuhr er die Knechte an, die wie zu Salzsäulen erstarrt auf die Flammen starrten.
Nun erst setzten sich die Männer und die vor dem Wetterschlag geflohenen Mägde in Bewegung, holten Eimer und bildeten eine Kette vom Teich bis zu dem brennenden Gebäude. Doch das Wasser, das sie auf diese Weise herbeischafften, verdampfte in der Hitze, ehe es den Boden erreichte.
»Jetzt bräuchten wir die Spritze!«, rief einer der Männer mit einem verzweifelten Blick auf den Gutsherrn.
Diesem zuckte es in den Händen, den Mann zu schlagen, doch er unterließ es, um die Löschkette nicht zu unterbrechen. Der Vorwurf des Knechts hatte ihn getroffen. Seit mehr als einem Jahr war die Löschspritze von Trettin defekt, doch er hatte sie immer noch nicht reparieren lassen. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis der Brand auf den Nachbargütern und in Bladiau bemerkt wurde und von dort Hilfe kam.
Malwine von Trettin, die Mutter des Gutsherrn, eilte händeringend auf ihren Sohn zu. »Wo bleibt denn die Feuerwehr? Uns brennt noch die ganze Scheuer mit all dem Heu ab, das wir heuer bereits eingefahren haben!«
»Verdammt! Kann denn keiner nach Elchberg reiten, um die Leute dort zu alarmieren?«, brüllte Ottwald von Trettin, ohne auf das Gejammer seiner Mutter einzugehen.
Doch niemand wagte es, sich aus der Löschkette zu lösen und ein Pferd aus dem Stall zu holen. Nur ein paar halbwüchsige Bengel, die aus dem Dorf Trettin herbeigeeilt waren, rannten querfeldein, um das Nachbargut schneller zu erreichen.
»Schlag Alarm!«, rief Hannes der Köchin zu, die sich in die Löschkette einreihen wollte. Sie machte sogleich kehrt, und kurz darauf bimmelte die Glocke. Doch in dem pausenlosen Grollen und Rumpeln der Donnerschläge erreichte ihr Ton kaum den Hof.
Der böige Wind fachte das Feuer immer stärker an, und so mussten Hannes und die beiden Knechte, die mittlerweile der Scheuer am nächsten standen, Schritt für Schritt vor den Flammen zurückweichen. Obwohl sie einen Eimer nach dem anderen in die tosende Glut schütteten, wussten sie längst, dass sie auf verlorenem Posten standen.
Mittlerweile brannte die Scheune auf der gesamten Länge. Die ersten Teile des Daches brachen ein, und der Funkenregen trieb die Helfer noch weiter zurück. Hannes sandte einen verzweifelten Blick gen Himmel, auf dem sich schwarze Wolkenberge von Horizont zu Horizont türmten. »Wenn es doch endlich regnen würde!«, stöhnte er, obwohl er ahnte, dass auch ein Wolkenbruch nichts mehr würde retten können.
Die Mutter des Gutsherrn rief noch immer nach den Feuerwehren des Umlands und verfl uchte im nächsten Atemzug die Nachbarn, die sie im Stich ließen. All ihre Worte konnten jedoch nicht verhindern, dass die riesige Scheuer schließlich zusammenbrach und bis auf die Grundmauern in Flammen stand.
Als ein weiterer Funkenregen über dem Hof niederging, gab Hannes den nutzlosen Versuch auf, noch etwas retten zu wollen. Da der Wind mit einem Mal drehte, wies er das Gesinde und die Dorfbewohner an, sich um den Stall und das Gutshaus zu kümmern, denn die Gebäude liefen nun ebenfalls Gefahr, vom Funkenflug erfasst und in Brand gesetzt zu werden.
11.
Ottwald von Trettin starrte auf die glühenden Überreste der Scheune und fühlte eine Wut in sich aufsteigen, die sich gegen Gott und die gesamte Menschheit richtete. »Verdammt, verdammt, verdammt!«, schrie er. »Warum muss das ausgerechnet mir passieren? Es gibt doch genug Gutshöfe in der Gegend, in die der Blitz hätte einschlagen können!«
Die Knechte und Mägde sahen sich erschrocken an. Schlimm genug, dass dieses Unglück Trettin ereilt hatte, das Feuer jedoch den Nachbarn zu wünschen, forderte ihrer Meinung nach Gott heraus. Verängstigt sammelten sie sich um Hannes und richteten sich nach dessen Anweisungen, da der Gutsherr in seiner kopflosen Wut nicht mehr in der Lage schien, vernünftige Befehle zu erteilen.
Die Dorfbewohner, die über die Verhältnisse auf Trettin nicht auf dem Laufenden waren, sahen zum Haus des Inspektors hinüber und wunderten sich, dass dieser sich nicht blicken ließ. Tatsächlich hatte der Mann den Kopf kurz aus der Tür seines Wohnhauses gestreckt, um zu sehen, was draußen vorging. Da er sogar mit seinem alkoholumnebelten Kopf begriff , dass die große Scheune niederbrannte, beschloss er, Ottwald von Trettin in dieser Situation lieber nicht begegnen zu wollen. So kehrte er in sein Wohnzimmer zurück, um auf diesen Schreck ein paar weitere Schnäpse zu trinken.
Hannes hatte das kurze Auftauchen des Inspektors ebenfalls wahrgenommen und machte eine verächtliche Handbewegung. »An dem hat der Gutsherr gerade die richtige Unterstützung!« Die Köchin, die es aufgegeben hatte, die Glocke zu läuten, und sich wieder unter das Gesinde auf dem Hof einreihte, verzog das Gesicht. »Der Inspektor braucht seine ganze Kraft für die gnädige Frau. Bei der ist er sehr fleißig.«
»Sei still!«, wies Hannes sie zurecht.
Es war ein offenes Geheimnis, dass die Mutter des Gutsherrn ein Verhältnis zum Gutsinspektor pflegte, doch da ihr Sohn nichts dagegen unternahm, wagte das Gesinde es normalerweise nicht, Kritik zu äußern.
Hannes zuckte mit den Achseln. »Das ist immer noch besser, als wenn er den Mägden nachstellen würde«, murmelte er vor sich hin und lief zur Straße, die vom gleichnamigen Dorf zum Gut Trettin hochführte. Tatsächlich näherten sich endlich Gespanne im raschen Tempo. »Die Spritze von Elchberg kommt, ebenso die Feuerwehr von Bladiau. Jetzt können wir wenigstens den Stall und die anderen Gebäude sichern!«
Er warf einen kurzen Blick auf die Scheune, über deren Resten immer wieder Flammen aufloderten, und ging dann den Helfern entgegen.
Noch während er die Knechte aus Elchberg und die übrigen Feuerwehrleute begrüßte und sie anwies, die Mauern und Dächer der anderen Gebäude zum Schutz gegen den starken Funkenflug feucht zu halten, raste ein letzter Blitz durch den Äther. Kaum war der folgende Donnerschlag verhallt, öff nete der Himmel seine Schleusen, und ein Wolkenbruch ergoss sich über das Land. Innerhalb weniger Augenblicke waren alle Anwesenden bis auf die Haut durchnässt. Die Glutnester in der Scheuer zischten. Nach verbranntem Heu riechender Dampf stieg auf und legte sich wie eine erstickende Dunstglocke über das Gut.
»Tut mir leid für Sie, Trettin. Wir sind gekommen, sobald wir die Flammen entdeckt haben. Aber ein Blitz ist nun einmal schneller als ein Mensch!« Graf Elchberg, ein älterer, hagerer Mann, streckte Ottwald von Trettin die Hand hin.
Der Gutsherr achtete jedoch nicht auf ihn, sondern fluchte unflätig. »Das muss mit dem Teufel zugegangen sein!«, schrie er schließlich mit zurückgeworfenem Kopf, so als wolle er den Himmel anklagen.
»Nicht mit dem Teufel, sondern mit dieser Hexe da!«, stieß seine Mutter aus und zeigte auf eine alte Frau, die sich humpelnd dem Gutshof näherte.
Die Greisin war dürr wie ein Zweig. Dünnes weißes Haar klebte nass an ihrem ausgemergelten Kopf, und ihre Kleidung bestand aus Fetzen, die sie aneinandergenäht hatte. Als sie sich der Brandstelle näherte, leuchteten ihre Augen triumphierend auf.
»Sieh auf deine Scheuer, Malwine! Das ist die Strafe des Himmels für das Feuer an jener Stelle.« Die Alte wies auf ein Haus, das aus Backsteinen errichtet worden war und ein Dach aus Schieferplatten trug. Es handelte sich um das Wohnhaus des Lehrers, das gleichzeitig als Schulhaus diente. Die meisten Knechte und Mägde konnten sich noch gut daran erinnern, dass dort einmal ein kleineres Haus mit einem Reetdach gestanden hatte, und auch an das schreckliche Unglück, dem dieses samt seinen Bewohnern zum Opfer gefallen war.
»Hörst du in den Nächten das Schreien der Menschen, die dort verbrannt sind, weil dein Mann ihr Haus angezündet hat, Malwine?«, fragte die alte Frau mit schriller Stimme. »Voller Neid und Gier hat er seine eigenen Verwandten umgebracht! Viel hat es dir damals nicht gebracht, denn du bist rasch Witwe geworden. Doch ein Leben kann die Schuld von damals nicht tilgen! Noch steht die letzte Abrechnung des Herrn aus, und sie wird keine Gnade kennen. Höre meine Worte, Malwine! Dieses Feuer hier ist nur der Anfang. Der Tag wird kommen, an dem auch dich die Flammen verschlingen und in die Hölle senden!«
Malwine von Trettin hatte einige Augenblicke mit bleichem Gesicht zugehört, aber bei den letzten Worten der Alten entriss sie ihrem Sohn die Reitpeitsche und ging auf die Greisin los.
»Du elende Hexe! Dich sollte man ins Irrenhaus sperren! Ich werde dich lehren, meinen toten Gemahl und mich zu beleidigen.«
Obwohl jeder ihrer Ausrufe von einem heftigen Peitschenhieb begleitet wurde, lachte die Alte nur und wies auf das Haus des Inspektors. »Auch wenn du mich schlägst, kannst du nicht aus der Welt schaff en, dass dein Mann ein Mörder war und du eine Hure bist, die es mit dem Suff kopf dort drüben treibt.«
Rasend vor Wut, schlug Malwine wieder und wieder zu. Nun stöhnte die alte Frau vor Schmerz, schrie der Mutter des Gutsherrn aber weitere Vorwürfe ins Gesicht.
Hannes stieg von einem Bein auf das andere. »Die schlägt die Miene noch tot«, flüsterte er der Köchin zu, wagte aber ebenso wenig wie die anderen Knechte, Malwine in den Arm zu fallen. Auch ihr Sohn sah tatenlos zu. Er kannte die Wutanfälle seiner Mutter und verspürte wenig Lust, ihrem Rasen selbst zum Opfer zu fallen. Stattdessen wandte er sich schließlich ab und starrte wie gebannt auf die niedergebrannte Scheune, mit der der größte Teil des Wintervorrates vernichtet worden war.
Schließlich ging Graf Elchberg auf die tobende Malwine zu, packte ihren Arm und entwand ihr die Reitpeitsche. »Jetzt ist es genug!«, herrschte er die Frau an. »Lass die alte Miene gehen. Du weißt, sie ist nicht mehr ganz richtig im Kopf.«
Entgegen dieser Behauptung wusste Irmfried von Elchberg nur zu gut, dass die Anschuldigungen der Alten der Wahrheit entsprachen. Malwines Ehemann Ottokar von Trettin hatte tatsächlich das Haus seiner Kusine angezündet und damit deren Tod, den ihres Mannes und den von vier ihrer fünf Kinder verschuldet. Ottokars Kutscher war damals Zeuge geworden und hatte später, nachdem sein Herr versucht hatte, ihn als Mitwisser aus dem Weg zu räumen, diesen erschossen und anschließend Selbstmord begangen.
Auch wusste Irmfried von Elchberg von Malwines Liebschaft mit dem Trettiner Gutsinspektor. An der Stelle ihres Sohnes hätte er den Kerl längst zum Teufel gejagt - und das nicht nur dieses anstößigen Verhältnisses wegen. Der Kerl war ein Säufer und unfähig, einen Gutshof dieser Größe zu führen. Doch dieses Problem war Gott sei Dank nicht seine Angelegenheit. Ohne Malwine und deren Sohn noch eines Blickes zu würdigen, warf er die Reitpeitsche fort und wandte sich seinen Knechten zu, die untätig neben ihrer Spritze standen. Es war nichts mehr zu tun, das Wetter selbst verhinderte, dass ein weiteres Gutsgebäude in Flammen aufgehen konnte.
»Kommt, Leute, wir kehren nach Hause zurück. Dort zieht ihr euch trockene Kleidung an, und danach gibt es in der Gesindeküche einen Imbiss und einen Krug Bier für euch!« Irmfried von Elchberg klopfte jedem Knecht, der mit ihm gekommen war, anerkennend auf die Schulter, schwang sich in den Sattel und ritt davon.
Hannes sah ihm nach und seufzte. Der Graf wäre ein Herr nach seinem Geschmack, doch der Himmel hatte ihn auf Trettin zur Welt kommen lassen und nicht auf Elchberg. Seinen jetzigen Dienst aufzusagen und drüben anzufragen, ob man ihm Arbeit geben würde, wagte er nicht, denn so etwas wurde nur ungern gesehen.
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Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Ununterbrochen flammten Blitze auf und tauchten den Himmel in blendend grelles Licht. Donnerschläge wurden zu einem schier endlosen Grollen und Krachen. Kreischend vor Angst, rannten die Mägde quer über die Felder auf den Gutshof zu, während die Knechte verzweifelt versuchten, das letzte Heu auf den Wagen zu laden und die Ernte zu retten. Auch sie zuckten bei jedem heftigeren Schlag zusammen und flehten Gott und alle Mächte des Himmels an, sie zu verschonen.
»Verdammt, wollt ihr wohl arbeiten!«, brüllte Ottwald von Trettin, doch seine Stimme ging im infernalischen Lärm der entfesselten Elemente unter. Mit einer heftigen Bewegung stieß er seinem Wallach die Sporen in die Seiten und galoppierte auf die Knechte zu.
»Macht schneller, ihr Hunde! Sonst ziehe ich euch die Peitsche über!«
Hannes, der Vorarbeiter, stemmte eben eine volle Gabel Heu in die Höhe, doch eine Windbö erfasste die Halme und riss die meisten mit sich. Der Rest fiel auf dem Wagen von der Gabel, da die oben stehende Magd ihn nicht festhalten konnte.
»So wird das nichts mehr, Herr«, rief Hannes zu Ottwald von Trettin hinüber. »Wir sollten zusehen, dass wir nach Hause kommen, bevor der Regen fällt!«
Als Antwort erhielt er einen scharfen Hieb mit der Reitpeitsche. »Mach, dass du weiterschaffst! Den Mägden, die weggelaufen sind, ziehe ich den halben Wochenlohn ab. Das wird sie lehren, wegen so eines kleinen Gewitters das Feld zu verlassen. Los, ran an die Arbeit, oder ihr lernt mich kennen!«
Der Vorarbeiter rieb sich die Stelle, an der ihn sein Herr mit der Peitsche getroffen hatte, und starrte auf das Heu, das die Mägde fein säuberlich zu Schwaden zusammengerecht hatten. Weiterzuarbeiten war sinnlos, denn der böige Wind riss die Schwaden immer wieder auseinander. Unter diesen Bedingungen war es unmöglich, den Wagen vollzuladen. Doch wenn er das dem Gutsherrn sagte, würde es ihm nur weitere Hiebe einbringen. Daher spießte er so viel Heu wie möglich auf die Gabel und reichte es nach oben.
»Reiß dich zusammen, Ursel!«, schrie er durch das Donnergrollen zu der Magd hoch.
Die Frau greinte vor Angst und wäre am liebsten den Mägden gefolgt, die sich bereits auf halbem Weg zum Gut befanden. Doch ohne Hilfe der Knechte konnte sie den bereits hoch beladenen Wagen nicht verlassen.
»Wir müssen heimfahren, Hannes«, flehte sie.
»Wenn es nach mir ginge, wären wir schon unterwegs. Aber er will es nicht.« Hannes deutete auf Ottwald von Trettin, der gerade um den Wagen herumritt und die Knechte auf der anderen Seite anschrie, das Heu aufzuladen.
»Mach schon, Mädchen! Hilf uns, den Wagen vollzuladen. Umso schneller sind wir fertig und können die Fuhre ins Trockene bringen.«
Kaum hatte Hannes das letzte Wort hochgerufen, da schoss ein Blitz geradewegs über sie hinweg auf den Gutshof zu. Die Knechte duckten sich unwillkürlich, und Ottwald von Trettin hatte Mühe, sein scheuendes Pferd zu bändigen. Im nächsten Moment krachte ein Schlag über das Land, der die Menschen für eine Weile taub machte.
Oben auf dem Wagen hatte Ursel den besten Ausblick und nahm das Unglück als Erste wahr. Wild fuchtelnd deutete sie auf die große Scheune des Gutes. »Da hat es eingeschlagen!«
Rauch und erster Flammenschein zeigten auch den anderen, was geschehen war. Während Hannes voller Entsetzen den Heiland anrief, fluchte der Gutsherr gotterbärmlich. »Verdammt, es brennt! Los, Leute! Wir müssen sofort löschen!«
Während die Knechte ihre Heugabeln beiseitewarfen, um schneller rennen zu können, ritt Ottwald von Trettin in vollem Galopp auf den Gutshof zu. Der Rossknecht versuchte noch, die wild ausschlagenden und dann antrabenden Pferde vor dem Heuwagen zu bändigen, wurde aber von den Tieren mitgerissen. Einen Moment lang hielt er die Zügel in der Hand. Dann musste er loslassen, um nicht unter den Wagen zu geraten.
»Wollt ihr wohl stehen bleiben, ihr Schindmähren!«, brüllte er hinter ihnen her.
Da versetzte ein weiterer gewaltiger Donnerschlag die Pferde endgültig in Panik. Sie rasten los und zogen den Heuwagen hinter sich her, so dass er wie ein betrunkener Matrose schwankte. Ursel klammerte sich verzweifelt auf dem Wagen fest, fand aber in dem rutschenden Heu keinen Halt und stürzte hinab.
Mittlerweile hatte Ottwald von Trettin das Gut erreicht und sprang von seinem schäumenden Pferd. »Warum löscht ihr nicht, ihr Hunde?«, fuhr er die Knechte an, die wie zu Salzsäulen erstarrt auf die Flammen starrten.
Nun erst setzten sich die Männer und die vor dem Wetterschlag geflohenen Mägde in Bewegung, holten Eimer und bildeten eine Kette vom Teich bis zu dem brennenden Gebäude. Doch das Wasser, das sie auf diese Weise herbeischafften, verdampfte in der Hitze, ehe es den Boden erreichte.
»Jetzt bräuchten wir die Spritze!«, rief einer der Männer mit einem verzweifelten Blick auf den Gutsherrn.
Diesem zuckte es in den Händen, den Mann zu schlagen, doch er unterließ es, um die Löschkette nicht zu unterbrechen. Der Vorwurf des Knechts hatte ihn getroffen. Seit mehr als einem Jahr war die Löschspritze von Trettin defekt, doch er hatte sie immer noch nicht reparieren lassen. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis der Brand auf den Nachbargütern und in Bladiau bemerkt wurde und von dort Hilfe kam.
Malwine von Trettin, die Mutter des Gutsherrn, eilte händeringend auf ihren Sohn zu. »Wo bleibt denn die Feuerwehr? Uns brennt noch die ganze Scheuer mit all dem Heu ab, das wir heuer bereits eingefahren haben!«
»Verdammt! Kann denn keiner nach Elchberg reiten, um die Leute dort zu alarmieren?«, brüllte Ottwald von Trettin, ohne auf das Gejammer seiner Mutter einzugehen.
Doch niemand wagte es, sich aus der Löschkette zu lösen und ein Pferd aus dem Stall zu holen. Nur ein paar halbwüchsige Bengel, die aus dem Dorf Trettin herbeigeeilt waren, rannten querfeldein, um das Nachbargut schneller zu erreichen.
»Schlag Alarm!«, rief Hannes der Köchin zu, die sich in die Löschkette einreihen wollte. Sie machte sogleich kehrt, und kurz darauf bimmelte die Glocke. Doch in dem pausenlosen Grollen und Rumpeln der Donnerschläge erreichte ihr Ton kaum den Hof.
Der böige Wind fachte das Feuer immer stärker an, und so mussten Hannes und die beiden Knechte, die mittlerweile der Scheuer am nächsten standen, Schritt für Schritt vor den Flammen zurückweichen. Obwohl sie einen Eimer nach dem anderen in die tosende Glut schütteten, wussten sie längst, dass sie auf verlorenem Posten standen.
Mittlerweile brannte die Scheune auf der gesamten Länge. Die ersten Teile des Daches brachen ein, und der Funkenregen trieb die Helfer noch weiter zurück. Hannes sandte einen verzweifelten Blick gen Himmel, auf dem sich schwarze Wolkenberge von Horizont zu Horizont türmten. »Wenn es doch endlich regnen würde!«, stöhnte er, obwohl er ahnte, dass auch ein Wolkenbruch nichts mehr würde retten können.
Die Mutter des Gutsherrn rief noch immer nach den Feuerwehren des Umlands und verfl uchte im nächsten Atemzug die Nachbarn, die sie im Stich ließen. All ihre Worte konnten jedoch nicht verhindern, dass die riesige Scheuer schließlich zusammenbrach und bis auf die Grundmauern in Flammen stand.
Als ein weiterer Funkenregen über dem Hof niederging, gab Hannes den nutzlosen Versuch auf, noch etwas retten zu wollen. Da der Wind mit einem Mal drehte, wies er das Gesinde und die Dorfbewohner an, sich um den Stall und das Gutshaus zu kümmern, denn die Gebäude liefen nun ebenfalls Gefahr, vom Funkenflug erfasst und in Brand gesetzt zu werden.
11.
Ottwald von Trettin starrte auf die glühenden Überreste der Scheune und fühlte eine Wut in sich aufsteigen, die sich gegen Gott und die gesamte Menschheit richtete. »Verdammt, verdammt, verdammt!«, schrie er. »Warum muss das ausgerechnet mir passieren? Es gibt doch genug Gutshöfe in der Gegend, in die der Blitz hätte einschlagen können!«
Die Knechte und Mägde sahen sich erschrocken an. Schlimm genug, dass dieses Unglück Trettin ereilt hatte, das Feuer jedoch den Nachbarn zu wünschen, forderte ihrer Meinung nach Gott heraus. Verängstigt sammelten sie sich um Hannes und richteten sich nach dessen Anweisungen, da der Gutsherr in seiner kopflosen Wut nicht mehr in der Lage schien, vernünftige Befehle zu erteilen.
Die Dorfbewohner, die über die Verhältnisse auf Trettin nicht auf dem Laufenden waren, sahen zum Haus des Inspektors hinüber und wunderten sich, dass dieser sich nicht blicken ließ. Tatsächlich hatte der Mann den Kopf kurz aus der Tür seines Wohnhauses gestreckt, um zu sehen, was draußen vorging. Da er sogar mit seinem alkoholumnebelten Kopf begriff , dass die große Scheune niederbrannte, beschloss er, Ottwald von Trettin in dieser Situation lieber nicht begegnen zu wollen. So kehrte er in sein Wohnzimmer zurück, um auf diesen Schreck ein paar weitere Schnäpse zu trinken.
Hannes hatte das kurze Auftauchen des Inspektors ebenfalls wahrgenommen und machte eine verächtliche Handbewegung. »An dem hat der Gutsherr gerade die richtige Unterstützung!« Die Köchin, die es aufgegeben hatte, die Glocke zu läuten, und sich wieder unter das Gesinde auf dem Hof einreihte, verzog das Gesicht. »Der Inspektor braucht seine ganze Kraft für die gnädige Frau. Bei der ist er sehr fleißig.«
»Sei still!«, wies Hannes sie zurecht.
Es war ein offenes Geheimnis, dass die Mutter des Gutsherrn ein Verhältnis zum Gutsinspektor pflegte, doch da ihr Sohn nichts dagegen unternahm, wagte das Gesinde es normalerweise nicht, Kritik zu äußern.
Hannes zuckte mit den Achseln. »Das ist immer noch besser, als wenn er den Mägden nachstellen würde«, murmelte er vor sich hin und lief zur Straße, die vom gleichnamigen Dorf zum Gut Trettin hochführte. Tatsächlich näherten sich endlich Gespanne im raschen Tempo. »Die Spritze von Elchberg kommt, ebenso die Feuerwehr von Bladiau. Jetzt können wir wenigstens den Stall und die anderen Gebäude sichern!«
Er warf einen kurzen Blick auf die Scheune, über deren Resten immer wieder Flammen aufloderten, und ging dann den Helfern entgegen.
Noch während er die Knechte aus Elchberg und die übrigen Feuerwehrleute begrüßte und sie anwies, die Mauern und Dächer der anderen Gebäude zum Schutz gegen den starken Funkenflug feucht zu halten, raste ein letzter Blitz durch den Äther. Kaum war der folgende Donnerschlag verhallt, öff nete der Himmel seine Schleusen, und ein Wolkenbruch ergoss sich über das Land. Innerhalb weniger Augenblicke waren alle Anwesenden bis auf die Haut durchnässt. Die Glutnester in der Scheuer zischten. Nach verbranntem Heu riechender Dampf stieg auf und legte sich wie eine erstickende Dunstglocke über das Gut.
»Tut mir leid für Sie, Trettin. Wir sind gekommen, sobald wir die Flammen entdeckt haben. Aber ein Blitz ist nun einmal schneller als ein Mensch!« Graf Elchberg, ein älterer, hagerer Mann, streckte Ottwald von Trettin die Hand hin.
Der Gutsherr achtete jedoch nicht auf ihn, sondern fluchte unflätig. »Das muss mit dem Teufel zugegangen sein!«, schrie er schließlich mit zurückgeworfenem Kopf, so als wolle er den Himmel anklagen.
»Nicht mit dem Teufel, sondern mit dieser Hexe da!«, stieß seine Mutter aus und zeigte auf eine alte Frau, die sich humpelnd dem Gutshof näherte.
Die Greisin war dürr wie ein Zweig. Dünnes weißes Haar klebte nass an ihrem ausgemergelten Kopf, und ihre Kleidung bestand aus Fetzen, die sie aneinandergenäht hatte. Als sie sich der Brandstelle näherte, leuchteten ihre Augen triumphierend auf.
»Sieh auf deine Scheuer, Malwine! Das ist die Strafe des Himmels für das Feuer an jener Stelle.« Die Alte wies auf ein Haus, das aus Backsteinen errichtet worden war und ein Dach aus Schieferplatten trug. Es handelte sich um das Wohnhaus des Lehrers, das gleichzeitig als Schulhaus diente. Die meisten Knechte und Mägde konnten sich noch gut daran erinnern, dass dort einmal ein kleineres Haus mit einem Reetdach gestanden hatte, und auch an das schreckliche Unglück, dem dieses samt seinen Bewohnern zum Opfer gefallen war.
»Hörst du in den Nächten das Schreien der Menschen, die dort verbrannt sind, weil dein Mann ihr Haus angezündet hat, Malwine?«, fragte die alte Frau mit schriller Stimme. »Voller Neid und Gier hat er seine eigenen Verwandten umgebracht! Viel hat es dir damals nicht gebracht, denn du bist rasch Witwe geworden. Doch ein Leben kann die Schuld von damals nicht tilgen! Noch steht die letzte Abrechnung des Herrn aus, und sie wird keine Gnade kennen. Höre meine Worte, Malwine! Dieses Feuer hier ist nur der Anfang. Der Tag wird kommen, an dem auch dich die Flammen verschlingen und in die Hölle senden!«
Malwine von Trettin hatte einige Augenblicke mit bleichem Gesicht zugehört, aber bei den letzten Worten der Alten entriss sie ihrem Sohn die Reitpeitsche und ging auf die Greisin los.
»Du elende Hexe! Dich sollte man ins Irrenhaus sperren! Ich werde dich lehren, meinen toten Gemahl und mich zu beleidigen.«
Obwohl jeder ihrer Ausrufe von einem heftigen Peitschenhieb begleitet wurde, lachte die Alte nur und wies auf das Haus des Inspektors. »Auch wenn du mich schlägst, kannst du nicht aus der Welt schaff en, dass dein Mann ein Mörder war und du eine Hure bist, die es mit dem Suff kopf dort drüben treibt.«
Rasend vor Wut, schlug Malwine wieder und wieder zu. Nun stöhnte die alte Frau vor Schmerz, schrie der Mutter des Gutsherrn aber weitere Vorwürfe ins Gesicht.
Hannes stieg von einem Bein auf das andere. »Die schlägt die Miene noch tot«, flüsterte er der Köchin zu, wagte aber ebenso wenig wie die anderen Knechte, Malwine in den Arm zu fallen. Auch ihr Sohn sah tatenlos zu. Er kannte die Wutanfälle seiner Mutter und verspürte wenig Lust, ihrem Rasen selbst zum Opfer zu fallen. Stattdessen wandte er sich schließlich ab und starrte wie gebannt auf die niedergebrannte Scheune, mit der der größte Teil des Wintervorrates vernichtet worden war.
Schließlich ging Graf Elchberg auf die tobende Malwine zu, packte ihren Arm und entwand ihr die Reitpeitsche. »Jetzt ist es genug!«, herrschte er die Frau an. »Lass die alte Miene gehen. Du weißt, sie ist nicht mehr ganz richtig im Kopf.«
Entgegen dieser Behauptung wusste Irmfried von Elchberg nur zu gut, dass die Anschuldigungen der Alten der Wahrheit entsprachen. Malwines Ehemann Ottokar von Trettin hatte tatsächlich das Haus seiner Kusine angezündet und damit deren Tod, den ihres Mannes und den von vier ihrer fünf Kinder verschuldet. Ottokars Kutscher war damals Zeuge geworden und hatte später, nachdem sein Herr versucht hatte, ihn als Mitwisser aus dem Weg zu räumen, diesen erschossen und anschließend Selbstmord begangen.
Auch wusste Irmfried von Elchberg von Malwines Liebschaft mit dem Trettiner Gutsinspektor. An der Stelle ihres Sohnes hätte er den Kerl längst zum Teufel gejagt - und das nicht nur dieses anstößigen Verhältnisses wegen. Der Kerl war ein Säufer und unfähig, einen Gutshof dieser Größe zu führen. Doch dieses Problem war Gott sei Dank nicht seine Angelegenheit. Ohne Malwine und deren Sohn noch eines Blickes zu würdigen, warf er die Reitpeitsche fort und wandte sich seinen Knechten zu, die untätig neben ihrer Spritze standen. Es war nichts mehr zu tun, das Wetter selbst verhinderte, dass ein weiteres Gutsgebäude in Flammen aufgehen konnte.
»Kommt, Leute, wir kehren nach Hause zurück. Dort zieht ihr euch trockene Kleidung an, und danach gibt es in der Gesindeküche einen Imbiss und einen Krug Bier für euch!« Irmfried von Elchberg klopfte jedem Knecht, der mit ihm gekommen war, anerkennend auf die Schulter, schwang sich in den Sattel und ritt davon.
Hannes sah ihm nach und seufzte. Der Graf wäre ein Herr nach seinem Geschmack, doch der Himmel hatte ihn auf Trettin zur Welt kommen lassen und nicht auf Elchberg. Seinen jetzigen Dienst aufzusagen und drüben anzufragen, ob man ihm Arbeit geben würde, wagte er nicht, denn so etwas wurde nur ungern gesehen.
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Autoren-Porträt von Iny Lorentz
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen.Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt:www.inys-und-elmars-romane.dewww.facebook.com/Inys.und.Elmars.RomaneLorentz, InyIny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen.Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt:www.inys-und-elmars-romane.dewww.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane
Bibliographische Angaben
- Autor: Iny Lorentz
- 2011, 9. Aufl., Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426504154
- ISBN-13: 9783426504154
- Erscheinungsdatum: 20.06.2011
Rezension zu „Juliregen / Fridolin Reihe Bd.3 “
"Ein guter, spannender, unterhaltsamer und teilweise auch witzig geschriebener Roman." SpielXPress 20130312
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