Katias Mutter
Den meisten ist Hedwig Pringsheim, geborene Dohm, nur als Thomas Manns Schwiegermutter bekannt. Dieses Buch zeigt die Pringsheim als außergewöhnliche, hochbegabte, umschwärmte Frau von Welt.
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Den meisten ist Hedwig Pringsheim, geborene Dohm, nur als Thomas Manns Schwiegermutter bekannt. Dieses Buch zeigt die Pringsheim als außergewöhnliche, hochbegabte, umschwärmte Frau von Welt.
Nach einer kurzen Karriere als Schauspielerin heiratete sie den millionenschweren Münchner Mathematikprofessor Alfred Pringsheim. In ihrem Palais in der Arcisstraße führte das Paar ein glanzvolles Haus, umgeben von Prominenten aus Kultur und Politik. Hedwig Pringsheim parlierte in mindestens fünf Sprachen und war eine gesuchte Gastgeberin. Aber ihre größte Begabung war die des Briefeschreibens. Ihre witzig-präzisen oder süffisanten Charakterisierungen von Zeitgenossen stellten nicht selten die Schreibkünste ihres »Schwiegertommy« in den Schatten... Mit Fotos!
Inge und Walter Jens beschreiben das Leben Hedwig Pringsheims und ihrer Familie auf der Basis zahlreicher unbekannter Quellen. Vor allem die Briefe von Katia Manns Mutter erweisen sich als ein bisher ungehobener Schatz und machen das Buch zu einem großen Lesevergnügen.
Nach dem Bestseller «Frau Thomas Mann» ist dies eine weitere faszinierende Lebensgeschichte aus der «amazing family» Thomas Manns.
Man kannte Hedwig Pringsheim bisher nur als Thomas Manns Schwiegermutter. Jetzt erzählen Inge und Walter Jens zum ersten Mal das Leben dieser außergewöhnlichen Frau, die durch Lebensklugheit und selbstbewussten Witz schon ihre Zeitgenossen faszinierte.
Sie wird nach einer kurzen Karriere als Schauspielerin zur Gemahlin von Alfred Pringsheim, einem Mathematikprofessor und Kunstmäzen, der seinerzeit zu den reichsten Männern Münchens gehört. Gemeinsam führen die Pringsheims ein glanzvolles Haus in ihrem Palais in der Arcisstraße.
Der Machtantritt der Nazis 1933 bedeutet das abrupte Ende dieses Lebens: die Familie der assimilierten Juden Pringsheim wird geschmäht, gedemütigt, nach und nach enteignet und schließlich aus dem Land gejagt. In Zürich verbringen Hedwig und Alfred Pringsheim ihre letzten Lebensjahre und sterben dort im Exil Anfang der vierziger Jahre.
Inge und Walter Jens beschreiben das Leben Pringsheims mithilfe zahlreicher unbekannter Quellen. Vor allem die Briefe von Katia Manns Mutter erweisen sich als ein bisher ungehobener Schatz und machen das Buch zu einem großen Lesevergnügen.
KatiasMutter von Inge und WalterJens
LESEPROBE
Im Hause Dohm
Es war mit Sicherheit eine der interessantesten - man könnteauch sagen: kuriosesten - Familien der preußischen Metropole, in die HedwigPringsheim am 13. Juli 1855 hineingeboren wurde. Ihr Vater, ErnstDohm, Spross einer armen jüdischen Familie, war bereits als Kind getauft undvon einer frommen Mutter sowie einer pietistischen Gönnerin zum Theologenbestimmt worden. Nach erfolgreich absolvierten Examenspredigten hatte er jedochTalar und Beffchen an den Nagel gehängt und sich als Hauslehrer und Übersetzer durchgeschlagen,ehe er 1848 mit der Gründung der politisch-satirischen Zeitschrift Kladderadatschendgültig ins literarisch-journalistische Genre wechselte. Seinprofundes Wissen, sein ebenso stil- wie treffsicherer Witz und seine unterhaltlichenFähigkeiten sowie eine offenbar beachtliche poetische Begabung verhalfen ihmschnell zu Ansehen und Beliebtheit.
Auch Hedwigs Mutter, deren Vornamen das Neugeboreneerhielt, hatte in ihrer Ehe begonnen, sich als Schriftstellerin zuprofilieren. Sie schrieb Novellen, Dramen und Gedichte, später auch Romane.Vor allem aber zog sie in öffentlichen Stellungnahmen und Essays gegen dieThese von der angeblich naturgegebenen Ungleichheit von Männern und Frauen zuFelde und wurde in den späten sechziger und siebziger Jahren, nachdem sie vierKinder großgezogen hatte, zu einer der bekanntesten Kämpferinnen für die Zulassung der Frau zu allenberufsqualifizierenden Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten.
«Kämpferin»?Zumindest Hedwig, die älteste ihrer vier Töchter, sah die Mutter anders: «Schön war sie und reizend; klein und zierlich von Gestalt, mit großen,grünlich-braunen Augen und schwarzen Haaren, die sie auf Jugendbildnissen nochin schlichten Scheiteln aufgesteckt trug, später aber abgeschnitten hatte, unddie dann halblang und gewellt ihr wunderbares Gesicht umrahmten. Zart war sie,schüchtern, empfindsam, ängstlich. Wer sie nur aus ihren Kampfschriften kannteund ein Mannweib zu finden erwartete, wollte seinen Augen nicht trauen, wennihm das holde, liebliche und zaghafte kleine Wesen entgegentrat. Aber ein Gotthat ihr gegeben, zu sagen, was sie gelitten, was sie in Zukunft ihrenGeschlechts-Schwestern ersparen wollte.»
Der Roman Schicksaleiner Seele vom Beginn des neuen Jahrhunderts oder die noch ein Dezenniumspäter entstandenen Erinnerungen einer alten Berlinerin zeigen, dassHedwig Dohms Einsatz für ihre Geschlechtsgenossinnen seine Wurzeln in denLeiden ihrer eigenen traurigen und glücklosen Kindheit hatte.
Zwischeneinem «indolenten» Vater und einer Mutter «von unbeschreiblicherVerständnislosigkeit und engherziger Borniertheit» war sie im Kreis vonursprünglich i8 Geschwistern aufgewachsen, von denen acht Buben und acht Mädchenüberlebten. Dem stets in seiner Fabrik beschäftigten Vater fehlten offenbarZeit und Bildung, um die Bedürfnisse der sensiblen Tochter wahrzunehmen. Zwarsei er, wie Hedwig Dohm später betonte, künstlerisch nicht unbegabt gewesen,habe aber sein «erstaunliches» Zeichentalent, den milieuspezifischenVorurteilen der Zeit folgend, nicht ausbilden dürfen. Auch seine Schulzeit seiauf das Minimum reduziert gewesen: «Mit vierzehn Jahren saß er bereits im Kontorder väterlichen Fabrik»: «ein stiller ergebener Herr», ein «Sonntagsvater», derseinen Kindern, wie die Tochter betont, niemals «einen Schlag gegeben» habe.Und doch: «Wir wußten nichts von ihm, er wußte nichts von uns.» - Als Kaufmannaber muss er erfolgreich gewesen sein, und dass er seine Braut erst nach derGeburt des zehnten Kindes heiratete, hatte mit Sicherheit keine ökonomischenGründe.
In denAugen der Tochter wurde das Leben der Kinder ausschließlich durch die Mutterbestimmt; sie sei der «Herr im Hause» gewesen: eine robuste, aufbrausende und herrschsüchtigeFrau, tüchtig im Haushalt, aber ohne jedes geistige Interesse und unfähig,Wärme und Zuneigung zu zeigen. Doch habe auch sie über eine künstlerische Begabung:Musikalität und eine schöne Stimme, verfügt.
Hätte manVater und Mutter erlaubt, ihre Talente zu entwickeln, mutmaßte dielebenserfahrene Frauenrechtlerin 1912, das Familienleben im Hause Schleh «hättesich wahrscheinlich ganz anders gestaltet» - ohne jene hierarchischen Maximenvon der Herrschaft des Mannes über die Frau, der Eltern über die Kinder, derHausfrau über ihre Dienstboten, die sich auch in der Erziehung niederschlugen.Was den Knaben selbstverständlich gewährt wurde: Bildung oder zumindest dochAusbildung, körperliches Training, Rudern, Reiten, Schwimmen, blieb denMädchen mit der gleichen Selbstverständlichkeit versagt. Ja, selbst das Lesengalt als schädlicher Müßiggang, der hinter Haus- und Handarbeiten zurückzustehenhatte. Allein die Schulpflicht wurde akzeptiert, wenn auch weniger als Chance,den Wissensdurst zu stillen, denn als gesetzlich verordneter Luxus, der zumerstmöglichen Zeitpunkt zu beenden war.
(...)
© 2005 by Rowohlt Verlag GmbH
- Autoren: Inge Jens , Walter Jens
- 2005, 4. Aufl., 304 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 13,5 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Rowohlt, Hamburg
- ISBN-10: 3498033379
- ISBN-13: 9783498033378
- Erscheinungsdatum: 22.07.2005
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