Keltenfeuer
Kathrin und Leon sind sich sicher: Das zweieinhalbtausend Jahre alte Keltengrab hinter dem Beckmann-Hof hütet ein gefährliches Geheimnis. Seitdem Grabräuber und Archäologen die Ruhe der Toten stören, geschehen dort unheimliche Dinge. Um die leichtfertigen...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
17.90 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Keltenfeuer “
Kathrin und Leon sind sich sicher: Das zweieinhalbtausend Jahre alte Keltengrab hinter dem Beckmann-Hof hütet ein gefährliches Geheimnis. Seitdem Grabräuber und Archäologen die Ruhe der Toten stören, geschehen dort unheimliche Dinge. Um die leichtfertigen Erwachsenen zu retten, müssen die beiden sich selbst in Gefahr bringen... »Keltenfeuer« liefert wie das »Geisterschiff« Spannung pur. »Reiche gelingt, was uns in der deutschen Kinderliteratur so häufig fehlt: die Verbindung von fantastischen Elementen mit einer absolut überzeugenden Alltagsschilderung...« (Die Zeit über »Geisterschiff«). Ab 12.
Lese-Probe zu „Keltenfeuer “
Der Deutz fing nach einer knappen halben Stunde an zu stottern.Bis dahin hatte er brav brummend seine Runden um den Hügel gedreht, so als wäre er ein ganz normaler Traktor. Aber das war er nicht. Wenigstens nicht, wenn Kathrin ihn fuhr. Saß der Vater auf ihm, machte der Deutz niemals Zicken. Bei ihr immer. Er war ein Traktor, der etwas gegen zwölfjährige Mädchen hatte. Zumindest gegen Kathrin.
Seufzend klappte sie den Deckel des Werkzeugkastens hoch, holte den siebzehner Ringschlüssel heraus und kletterte nach unten. Und da, als sie den Ringschlüssel auf die Verschlussschraube des Filters setzte, hatte sie eine Eingebung. Rasch kletterte sie wieder nach oben und schlug mit dem Schlüssel auf den Tankdeckel. Das tat sie mehrmals und kräftig. Darauf startete sie, gab Gas – und der Motor lief rund.
Kathrin blickte zurück, wo der Kreiselmäher das geschnittene Gras als einen Endloshaufen hinter sich ließ. Hoffentlich ging jetzt alles glatt. Wie den Deutz hatte der Vater auch den Mäher gebraucht gekauft und Ersatzteile waren schwer zu kriegen. Wenn ein Stein eines der Schneidmesser schartig schlug, war das meistens eine teure Sache.
Es passierte immer wieder einmal. Denn im Wiesengrund tauchten plötzlich Steine auf, die vorher unter Garantie nicht da gewesen waren.
»Sie wachsen«, meinte die Mutter. »Anscheinend wachsen sie irgendwie nach.«
»Unsinn«, sagte der Vater. »Sie kommen von unten aus der Erde.«
»Aber warum bleiben sie da nicht?«, fragte Michael. Er war acht und wollte immer alles ganz genau wissen. »Warum kommen sie hoch?«
Doch da konnte der Vater bloß die Schultern heben. »Weiß ich auch nicht.«
Kathrin hatte mal zu wissen geglaubt, warum die Steine hochkamen. Als kleines Mädchen war sie sich da ganz sicher gewesen. Sogar noch, als sie so alt war wie Michael.
Jemand schickte die Steine nach oben.
Sie blickte, während der Deutz in die nächste
... mehr
Runde ging, zum Hügel und versuchte, ihn mit den Augen von damals zu sehen.
Da lag er, kahl und massig. Mit gerundeter, ebener Kuppe, als hätte ein Riese ihn geformt und geglättet.
Und innen im Hügel, da saß, schwarz gewandet und düster, die Königin und sann auf Böses.
Es war die böse Königin, die immer neue Steine nach oben schickte
Das glaubte Kathrin natürlich nicht mehr. Außerdem wusste sie jetzt, dass der Sage nach die böse Königin in den Kalten Berg verbannt worden war und nicht in den Hügel. Doch als ihr der Großvater damals – sie ging noch nicht zur Schule – die Sage erzählte, da war sie noch
nie am Kalten Berg gewesen. Den Hügel jedoch kannte sie von klein auf, man konnte ihn von ihrem Zimmer im Dachgeschoss sehen, und fraglos war die Wohnung der schwarzen Königin darin.
Sie blickte zu ihm hinüber. Kahl und gerundet, wie
er war, nahm er sich eigenartig fremd auf der Wiese aus. Nicht ganz geheuer sozusagen. Wenn irgendwo eine Königin saß und auf Böses sann, dann dort drinnen. Richtig mulmig konnte einem bei dem Gedanken werden
Kathrin schüttelte den Kopf. Schluss jetzt mit diesen Kleinmädchengeschichten! Sie sollte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren.
Kathrin atmete tief ein. Der Deutz zog friedlich brummend seine Bahn und die Sonne schien. Mit einem Mal roch Kathrin das frisch geschnittene Gras. Bestimmt würde sie die Wiese bis mittags fertig gemäht haben. Und dann konnte sie Klong!
Kathrin stoppte sofort.
Sie kuppelte die Zapfwelle aus und stellte den Motor ab.
Es war still.
Irgendwo zwitscherte ein Vogel, der Deutz knackte leise, aber sonst war es still. Kathrin saß, die Hände auf das Lenkrad gelegt, und dachte: Bitte lass es was andres sein! Aber sie wusste, dass es passiert war.
Und das »Klong« hatte ganz besonders hässlich geklungen.
Langsam kletterte sie vom Deutz. Aber vielleicht war es ja doch nur ein Stein von der kleineren Sorte. Vielleicht war ja bloß ein Schneidmesser angeschlagen und man kriegte beim Eisen-Meyer sofort ein neues. Vielleicht Sie griff nach der Abdeckung am Kreiselmäher – und zögerte. Dann, mit einer raschen Bewegung, klappte sie die Abdeckung hoch. Und da lag er.
Es war wirklich kein besonders großer Stein. Aber er hatte es geschafft, ein Schneidmesser komplett von der Kreiselscheibe abzuschlagen. Und wie es aussah, hatte die Scheibe selber auch etwas abbekommen. Die war hin. Der Vater musste sie gegen eine Ersatzscheibe tauschen.
Und das hieß: Ihr neues Fahrrad konnte sie in den Wind schreiben.
Der Stein war schwerer, als er aussah, und Kathrin hatte zu tun, bis er auf dem Deutz neben dem Sitz verstaut war. Für die Fahrt zum Hügel wechselte sie auf den Spiralkreis der vorigen Runde, nahm den Grasschnitt zwischen die Räder und folgte ihm, bis sie auf den Feldweg stieß. Auf dem fuhr sie bis an den Hügel. Dort wuchtete sie den Stein vom Deutz, schleppte ihn hoch zur Pyramide und ließ ihn erst mal auf den Boden plumpsen.
Aus der Ferne wirkte die Pyramide nicht besonders hoch. Vermutlich, weil sie ziemlich breit und gedrungen angelegt war. Aber als Kathrin nun dicht davor stand, musste sie, um die oberen Steine zu sehen, den Kopf ins Genick legen. Wer damit angefangen hatte, die Pyramide zu bauen, wusste keiner. Irgendein Beckmann war irgendwann auf die Idee gekommen, drei Steine auf die Erde zu legen und einen vierten obendrauf. Und Generationen von Beckmännern hatten daran weitergebaut.
Kathrin stand vor der Pyramide, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie lautlos es hier oben auf dem Hügel war. Kein Vogel zwitscherte, kein Blatt raschelte Es war vollkommen still. Totenstill, kam ihr in den Sinn – seltsamerweise. Denn was hatten Tote mit dem Hügel zu tun? Aber gespenstisch war diese Stille schon
Doch jetzt sollte sie zusehen, dass sie nach Hause kam. Kathrin hob den Stein hoch, machte drei Schritte – und blieb stehen.
Da lagen Steine.
Da lagen drei Steine auf der Erde, die dort nicht hingehörten. Wer hatte Nein. Die waren aus der Pyramide herausgerutscht, dort war die Lücke. Zum Glück waren nicht noch andere nachgekommen.
Kathrin legte ihren Stein wieder ab. Dann packte sie die drei Steine in die Lücke. Das machte sie so, dass auch für ihren Stein noch Platz blieb. Sie wollte ihn hochheben – und da beschlich sie ein Gefühl, als würde sie beobachtet. Als sähe ihr jemand aus der Nähe zu Rasch wandte sie sich um. Niemand war hinter ihr. Natürlich nicht. Aber das Gefühl war deutlich gewesen... Hastig hob sie den Stein hoch und wuchtete ihn in die Lücke zu den anderen. Aufatmend machte sie sich auf den Weg hinunter zum Deutz.
Sie war genau bis zum Fuß des Hügels gelangt, als
das Gefühl sie wieder überkam. Nein, dieses Mal würde sie sich nicht umdrehen Moment mal die Lücke! Die Steine konnten nicht von selbst aus der Pyramide gerutscht sein. Jemand war auf dem Hügel gewesen. Kathrin drehte sich um
Und da stand jemand.
Da stand, an der Pyramide, eine Frau Nein, ein Mädchen. Groß, rotes, zu vielen Zöpfen geflochtenes Haar, langes Kleid mit Gürtel.
Und das Mädchen stützte sich auf ein Schwert.
Da lag er, kahl und massig. Mit gerundeter, ebener Kuppe, als hätte ein Riese ihn geformt und geglättet.
Und innen im Hügel, da saß, schwarz gewandet und düster, die Königin und sann auf Böses.
Es war die böse Königin, die immer neue Steine nach oben schickte
Das glaubte Kathrin natürlich nicht mehr. Außerdem wusste sie jetzt, dass der Sage nach die böse Königin in den Kalten Berg verbannt worden war und nicht in den Hügel. Doch als ihr der Großvater damals – sie ging noch nicht zur Schule – die Sage erzählte, da war sie noch
nie am Kalten Berg gewesen. Den Hügel jedoch kannte sie von klein auf, man konnte ihn von ihrem Zimmer im Dachgeschoss sehen, und fraglos war die Wohnung der schwarzen Königin darin.
Sie blickte zu ihm hinüber. Kahl und gerundet, wie
er war, nahm er sich eigenartig fremd auf der Wiese aus. Nicht ganz geheuer sozusagen. Wenn irgendwo eine Königin saß und auf Böses sann, dann dort drinnen. Richtig mulmig konnte einem bei dem Gedanken werden
Kathrin schüttelte den Kopf. Schluss jetzt mit diesen Kleinmädchengeschichten! Sie sollte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren.
Kathrin atmete tief ein. Der Deutz zog friedlich brummend seine Bahn und die Sonne schien. Mit einem Mal roch Kathrin das frisch geschnittene Gras. Bestimmt würde sie die Wiese bis mittags fertig gemäht haben. Und dann konnte sie Klong!
Kathrin stoppte sofort.
Sie kuppelte die Zapfwelle aus und stellte den Motor ab.
Es war still.
Irgendwo zwitscherte ein Vogel, der Deutz knackte leise, aber sonst war es still. Kathrin saß, die Hände auf das Lenkrad gelegt, und dachte: Bitte lass es was andres sein! Aber sie wusste, dass es passiert war.
Und das »Klong« hatte ganz besonders hässlich geklungen.
Langsam kletterte sie vom Deutz. Aber vielleicht war es ja doch nur ein Stein von der kleineren Sorte. Vielleicht war ja bloß ein Schneidmesser angeschlagen und man kriegte beim Eisen-Meyer sofort ein neues. Vielleicht Sie griff nach der Abdeckung am Kreiselmäher – und zögerte. Dann, mit einer raschen Bewegung, klappte sie die Abdeckung hoch. Und da lag er.
Es war wirklich kein besonders großer Stein. Aber er hatte es geschafft, ein Schneidmesser komplett von der Kreiselscheibe abzuschlagen. Und wie es aussah, hatte die Scheibe selber auch etwas abbekommen. Die war hin. Der Vater musste sie gegen eine Ersatzscheibe tauschen.
Und das hieß: Ihr neues Fahrrad konnte sie in den Wind schreiben.
Der Stein war schwerer, als er aussah, und Kathrin hatte zu tun, bis er auf dem Deutz neben dem Sitz verstaut war. Für die Fahrt zum Hügel wechselte sie auf den Spiralkreis der vorigen Runde, nahm den Grasschnitt zwischen die Räder und folgte ihm, bis sie auf den Feldweg stieß. Auf dem fuhr sie bis an den Hügel. Dort wuchtete sie den Stein vom Deutz, schleppte ihn hoch zur Pyramide und ließ ihn erst mal auf den Boden plumpsen.
Aus der Ferne wirkte die Pyramide nicht besonders hoch. Vermutlich, weil sie ziemlich breit und gedrungen angelegt war. Aber als Kathrin nun dicht davor stand, musste sie, um die oberen Steine zu sehen, den Kopf ins Genick legen. Wer damit angefangen hatte, die Pyramide zu bauen, wusste keiner. Irgendein Beckmann war irgendwann auf die Idee gekommen, drei Steine auf die Erde zu legen und einen vierten obendrauf. Und Generationen von Beckmännern hatten daran weitergebaut.
Kathrin stand vor der Pyramide, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie lautlos es hier oben auf dem Hügel war. Kein Vogel zwitscherte, kein Blatt raschelte Es war vollkommen still. Totenstill, kam ihr in den Sinn – seltsamerweise. Denn was hatten Tote mit dem Hügel zu tun? Aber gespenstisch war diese Stille schon
Doch jetzt sollte sie zusehen, dass sie nach Hause kam. Kathrin hob den Stein hoch, machte drei Schritte – und blieb stehen.
Da lagen Steine.
Da lagen drei Steine auf der Erde, die dort nicht hingehörten. Wer hatte Nein. Die waren aus der Pyramide herausgerutscht, dort war die Lücke. Zum Glück waren nicht noch andere nachgekommen.
Kathrin legte ihren Stein wieder ab. Dann packte sie die drei Steine in die Lücke. Das machte sie so, dass auch für ihren Stein noch Platz blieb. Sie wollte ihn hochheben – und da beschlich sie ein Gefühl, als würde sie beobachtet. Als sähe ihr jemand aus der Nähe zu Rasch wandte sie sich um. Niemand war hinter ihr. Natürlich nicht. Aber das Gefühl war deutlich gewesen... Hastig hob sie den Stein hoch und wuchtete ihn in die Lücke zu den anderen. Aufatmend machte sie sich auf den Weg hinunter zum Deutz.
Sie war genau bis zum Fuß des Hügels gelangt, als
das Gefühl sie wieder überkam. Nein, dieses Mal würde sie sich nicht umdrehen Moment mal die Lücke! Die Steine konnten nicht von selbst aus der Pyramide gerutscht sein. Jemand war auf dem Hügel gewesen. Kathrin drehte sich um
Und da stand jemand.
Da stand, an der Pyramide, eine Frau Nein, ein Mädchen. Groß, rotes, zu vielen Zöpfen geflochtenes Haar, langes Kleid mit Gürtel.
Und das Mädchen stützte sich auf ein Schwert.
... weniger
Autoren-Porträt von Dietlof Reiche
Dietlof Reiche, geb. 1941, lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. Sein erstes Jugendbuch 'Der Bleisiegelfälscher' wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dietlof Reiche
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2004, 2. Aufl., 376 Seiten, Maße: 14,3 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446205179
- ISBN-13: 9783446205178
Kommentar zu "Keltenfeuer"
0 Gebrauchte Artikel zu „Keltenfeuer“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Keltenfeuer".
Kommentar verfassen