Kossenblatt
Das vergessene Königsschloss
Hommage an einen vergessenen Ort
Schon Theodor Fontane besuchte Schloss Kossenblatt auf seinen 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg'. Günter de Bruyn erzählt in seinem neuen Buch die ganze Geschichte des Schlosses - von seiner kurzen Blütezeit unter...
Schon Theodor Fontane besuchte Schloss Kossenblatt auf seinen 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg'. Günter de Bruyn erzählt in seinem neuen Buch die ganze Geschichte des Schlosses - von seiner kurzen Blütezeit unter...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kossenblatt “
Klappentext zu „Kossenblatt “
Hommage an einen vergessenen OrtSchon Theodor Fontane besuchte Schloss Kossenblatt auf seinen 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg'. Günter de Bruyn erzählt in seinem neuen Buch die ganze Geschichte des Schlosses - von seiner kurzen Blütezeit unter Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. bis heute. Wie in seinen letzten Büchern geht es dabei immer auch um preußische Geschichte und die eigene brandenburgische Heimat. Darüber hinaus aber ist 'Kossenblatt' eine sehr persönliche, gelassen-melancholische Betrachtung über das Leben im Abseits, über Tod und Vergessen und die Kraft der Erinnerung.
Lese-Probe zu „Kossenblatt “
Kossenblatt von Günter De BruynREISEROUTEN
Einen Bahnhof hat es hier nie gegeben, wer aber einen einstündigen Fußmarsch nicht scheute, konnte noch vor zwei Jahrzehnten Kossenblatt doch auf dem Schienenwege erreichen, wenn er von Berlin kommend die Cottbusser Fernstrecke bis Lübben benutzte und dort in die nach Beeskow fahrende Niederlausitzer Eisenbahn stieg. Da der Zug nur ein gemächliches Tempo hatte und auf neun Dörfern halten musste, wurden für die etwa 35 Kilometer lange Strecke fast zwei Stunden benötigt, in denen der Reisende nur Kiefernwälder, Wiesen und Äcker sah. Vor Straßen und Wegen wurden schrille Warnsignale gegeben, und die Spreebrücke, hinter der man auf der Station Briescht aussteigen musste, wurde mit Schrittgeschwindigkeit überquert.
Der Fußweg nach Kossenblatt war damals noch unbefestigt. Man musste im Sommer Sandstrecken durchwaten und im Herbst kurze Umwege machen, weil der von Treckern durchfurchte Matsch unbegehbar war. Für die Mühsal aber wurde man durch die Landschaft entschädigt. Denn die Flussniederung von wechselnder Breite, der der Weg auf leichter Erhöhung folgte, ließ immer wieder neue Ansichten auf Wasser und Wiesenflächen mit Einzelbäumen und Buschgruppen zu.
Erst kurz vor dem Dorf wird die Niederung enger, und der Flusslauf kommt näher. Bei einem Einzelgehöft am Wasser führt eine Brücke auf die Äcker und Wälder der anderen Seite. Bald darauf steht man schon auf der Dorfstraße und erreicht mit wenigen Schritten das Schloss.
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Im letzten Jahrzehnt ist der Sandweg begradigt und mit autogerechter Fahrbahn versehen worden, und die Geleise des Schienenweges, zwischen denen schon Bäume wachsen, rosten von Jahr zu Jahr mehr. Die backsteinernen Bahnhofsgebäude aus Kaisers Zeiten, deren ansprechende Formen an ärmere, aber geruhsamere Zeiten erinnern, sind teils dem Verfall preisgegeben, teils aber wurden sie verkauft und werden privat bewohnt. Sieht man ab von den Kriegs Reiseroutenzeiten, in denen hier militärisches Frachtgut befördert wurde, ist diese 1901 eröffnete Strecke nie lukrativ für ihre Betreiber gewesen, denn der Tourismus, auf den man nach dem Aufblühen des Fremdenverkehrs im nahen Oberspreewald gehofft hatte, war ausgeblieben, und nie war eine industrielle Erschließung der Gegend geplant. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat sich dieser Abschnitt der Bahn durch die verstärkte Motorisierung und den Ausbau der Straßen verdrängen lassen, er wurde 1995 endgültig eingestellt.
Bedeutende Industrieanlagen sind auch heute hier nicht zu finden, und obwohl Autofahrer von Berlin nach Kossenblatt nur anderthalb bis zwei Stunden brauchen, verirren sie sich nur vereinzelt hierher. Eher kann man in Sommertagen auf Rad-und Fußwanderer treffen, die nach Spuren der Vergangenheit suchen oder von der Ruhe dieser schwachbesiedelten Gegend mit ihren Wäldern und Seen angelockt worden sind.
Nicht Stunden, sondern Tage werden von Naturliebhabern benötigt, die den erlebnisreichsten aller Wege, nämlich den auf dem Wasser, wählen, der allerdings nur mit kleinen und leichten Booten zu bewältigen ist. Sie werden dabei die Route benutzen, die von Berliner Wassersportlern früher als Große Märkische Umfahrt bezeichnet wurde und heute Hauptwasserroute 2 genannt wird. Sie führt von Berlin aus die Dahme aufwärts bis in Höhe des Unterspreewalds, durch den Umflutkanal in die Spree und diese dann abwärts über Kossenblatt, Beeskow und Fürstenwalde zurück nach Berlin. An den meisten Seen, die sie durchfahren, können sie Zeltplätze und Mitmenschen finden, von denen sie sich auf den Flussläufen dann wieder erholen können, weil sie nur Enten, Rallen und Reihern begegnen oder einem einsamen Angler, den man als Gefährten der Stille mit einem freundlichen Winken grüßt.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Im letzten Jahrzehnt ist der Sandweg begradigt und mit autogerechter Fahrbahn versehen worden, und die Geleise des Schienenweges, zwischen denen schon Bäume wachsen, rosten von Jahr zu Jahr mehr. Die backsteinernen Bahnhofsgebäude aus Kaisers Zeiten, deren ansprechende Formen an ärmere, aber geruhsamere Zeiten erinnern, sind teils dem Verfall preisgegeben, teils aber wurden sie verkauft und werden privat bewohnt. Sieht man ab von den Kriegs Reiseroutenzeiten, in denen hier militärisches Frachtgut befördert wurde, ist diese 1901 eröffnete Strecke nie lukrativ für ihre Betreiber gewesen, denn der Tourismus, auf den man nach dem Aufblühen des Fremdenverkehrs im nahen Oberspreewald gehofft hatte, war ausgeblieben, und nie war eine industrielle Erschließung der Gegend geplant. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat sich dieser Abschnitt der Bahn durch die verstärkte Motorisierung und den Ausbau der Straßen verdrängen lassen, er wurde 1995 endgültig eingestellt.
Bedeutende Industrieanlagen sind auch heute hier nicht zu finden, und obwohl Autofahrer von Berlin nach Kossenblatt nur anderthalb bis zwei Stunden brauchen, verirren sie sich nur vereinzelt hierher. Eher kann man in Sommertagen auf Rad-und Fußwanderer treffen, die nach Spuren der Vergangenheit suchen oder von der Ruhe dieser schwachbesiedelten Gegend mit ihren Wäldern und Seen angelockt worden sind.
Nicht Stunden, sondern Tage werden von Naturliebhabern benötigt, die den erlebnisreichsten aller Wege, nämlich den auf dem Wasser, wählen, der allerdings nur mit kleinen und leichten Booten zu bewältigen ist. Sie werden dabei die Route benutzen, die von Berliner Wassersportlern früher als Große Märkische Umfahrt bezeichnet wurde und heute Hauptwasserroute 2 genannt wird. Sie führt von Berlin aus die Dahme aufwärts bis in Höhe des Unterspreewalds, durch den Umflutkanal in die Spree und diese dann abwärts über Kossenblatt, Beeskow und Fürstenwalde zurück nach Berlin. An den meisten Seen, die sie durchfahren, können sie Zeltplätze und Mitmenschen finden, von denen sie sich auf den Flussläufen dann wieder erholen können, weil sie nur Enten, Rallen und Reihern begegnen oder einem einsamen Angler, den man als Gefährten der Stille mit einem freundlichen Winken grüßt.
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Autoren-Porträt von Günter De Bruyn
Günter de Bruyn, 1926 in Berlin geboren, lebt heute als freier Schriftsteller in einem märkischen Dorf. Seine beiden autobiografischen Bücher "Zwischenbilanz" und "Vierzig Jahre" machten Furore. Zu Günter de Bruyns zahlreichen Auszeichnungen zählen der Heinrich-Mann-Preis, der Thomas- Mann-Preis, der Große Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Künste, der Jean-Paul-Preis, der Deutsche Nationalpreis, der Jacob-Grimm-Preis, der Hoffmann-von-Fallersleben-Preis und 2011 der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.
Bibliographische Angaben
- Autor: Günter De Bruyn
- 2014, 224 Seiten, Maße: 13,1 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100098358
- ISBN-13: 9783100098351
- Erscheinungsdatum: 20.02.2014
Rezension zu „Kossenblatt “
Preußische Heimatkunde vom Feinsten.[...] Bewunderswert! Literaturblatt Baden-Württemberg, Juli/August 2014
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