Labyrinth der Goblins
Deutsche Erstausgabe
Dies ist die dunkle und gefährliche Welt des unbarmherzigen Kopfgeldjägers Brunner. Er verfolgt die Flüchtenden ruhelos und ohne Gnade. Er bekämpft jeden, der sich ihm in den Weg stellt: Goblins, Vampire und jede andere üble...
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Produktinformationen zu „Labyrinth der Goblins “
Dies ist die dunkle und gefährliche Welt des unbarmherzigen Kopfgeldjägers Brunner. Er verfolgt die Flüchtenden ruhelos und ohne Gnade. Er bekämpft jeden, der sich ihm in den Weg stellt: Goblins, Vampire und jede andere üble Kreatur. Sein einziges Ziel ist es, den Verfolgten zu stellen und seine Prämie zu kassieren. Im Schatten aber lauert der mysteriöse Krogh, ein Söldner mit düsterem Ruf, der nichts anderes im Sinn hat als Brunners Niederlage und seinen Tod ...
Klappentext zu „Labyrinth der Goblins “
Dies ist die dunkle und gefährliche Welt des unbarmherzigen Kopfgeldjägers Brunner. Er verfolgt die Flüchtenden ruhelos und ohne Gnade. Er bekämpft jeden, der sich ihm in den Weg stellt: Goblins, Vampire und jede andere üble Kreatur. Sein einziges Ziel ist es, den Verfolgten zu stellen und seine Prämie zu kassieren. Im Schatten aber lauert der mysteriöse Krogh, ein Söldner mit düsterem Ruf, der nichts anderes im Sinn hat als Brunners Niederlage und seinen Tod ...
Lese-Probe zu „Labyrinth der Goblins “
PROLOGAllseits wird die Welt von großen und schrecklichen Gefahren bedroht, von Kreaturen der Nacht, von Dingen, die weit über die Vorstellungskräfte all derer hinausgehen, die hinter den unüberwindlichen Mauern von Altdorf sicher in ihren Betten liegen. Das Böse sucht die Länder der Menschen heim, sowohl in menschlicher als auch in übernatürlicher Gestalt, von den grünen Wiesen Bretonias bis zu den überfüllten Städten des Imperiums. Schreckliche Heere marschieren aus den lebensfeindlichen Wüsten Estalias bis zu den verfallenen Festungen der Zwerge. Abscheuliche Taten werden den verabscheuungswürdigsten aller Mächte geweiht.
Meiner selbst erwählten Berufung folgend bin ich der Chronist solcher Ereignisse, denn die Machenschaften des Bösen haben mich schon immer angelockt wie eine Flamme die Motte. Tatsächlich war es mein berüchtigtes Werk Eine wahre Geschichte des Vlad von Carstein und die unerwünschte Aufmerksamkeit, die es auf sich zog, die mich veranlassten, aus meiner Heimatstadt Altdorf zu fliehen. Denn ich hatte entdeckt, dass selbst im Schatten des Kaiserpalastes fremdartige Ungeheuer lauern und auf den Straßen der Hauptstadt auf die Jagd gehen.
Doch selbst im Exil bleibt ein Mann noch immer der, der er ist. So schreibe ich auch weiterhin Geschichten über Geheimnisse und Abenteuer und mache mir die Erfahrungen manchmal nicht besonders ehrenhafter Quellen dafür zunutze. Gelegentlich, wenn auch viel zu selten, stieß ich dabei auf ein mutiges und edles Herz, das sich den Mächten der Zerstörung und des Chaos trotzig entgegenstellte, das die Mächte der Finsternis heroisch herausforderte und zurück in die Schatten verwies. Weitaus öfter entdeckte ich jedoch die Abgründe von Gier und Habsucht, in denen eine Menschenseele versinken kann. Gold hat mehr Menschen zur Tat verleitet als jede gerechte Sache. Für Gold tritt so mancher Mann gegen die schrecklichsten Ungeheuer an, die jämmerlichsten Zerrbilder der Menschlichkeit, und dankt dann eher dem Stahl als
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den Göttern, wenn er es unbeschadet überstanden hat.
Ich hatte einen guten Anlass, über solche Dinge nachzusinnen, als ich in Parravon in Bretonia saß - in der kleinen Taverne. Nach meiner überstürzten Abreise aus der tileanischen Stadt Miragliano im Süden hatte ich mich hierher zurückgezogen, hierher war ich zurückgekehrt, nachdem ich für kurze Zeit das Abenteuer umworben hatte, wie es in dem Pamphlet Der Sturz des Schwarzen Prinzen dargelegt ist. Viele Monate waren vergangen, seit sich meine Wege von denen meines Gefährten bei diesem Unternehmen getrennt hatten. Gelegentlich erreichten mich Gerüchte über sein Tun, Geschichten von Mord und Missetaten in einer abgelegenen Ecke des Reiches. Von dem Mann selbst aber gab es kein Lebenszeichen, bis die ersten Gewitter von den hohen Gipfeln der Grauen Berge in die Tiefe zogen.
Es war ein unerfreulicher, kalter Abend, und die Sonne schickte sich gerade an, den Himmel zu verlassen. Über unseren Köpfen grollte der Donner und hallte durch die Straßen der kleinen bretonischen Stadt. Da stand ich vor der Tür der Taverne und sah dem Lichterspiel der Blitze in der Ferne zu. Es erinnerte mich an alte Geschichten über Sturmgötter und ihre kapriziösen Kämpfe untereinander. Der Blitz stellte angeblich die Funken ihrer Schwerter dar, wenn die Klingen aufeinanderprallten, das Krachen des Donners dagegen ihre wütenden Stimmen, während sie hoch am Himmel über dem Sturm miteinander ringen. Ein prächtiges Bild: jeder vom Wetter verursachte blaue Lichtblitz schälte die zerklüfteten Hänge der Berge geisterhaften Erscheinungen gleich aus den dunkler werdenden Schatten.
Ich verlor mich eine ganze Weile lang in dem Schauspiel, fasziniert von der beeindruckenden Zurschaustellung elementarer Macht, die sich vor mir entfaltete. Sie erinnerte mich daran, dass es Dinge gab, die so viel größer als die zerbrechliche Menschheit sind, und dass alle ihre Werke, all ihre zivilisatorischen Errungenschaften in der Wissenschaft und der Zauberei daneben so klein und wertlos wie ein Ameisenhaufen wirken müssen. Was war denn der Mensch schon, angesichts solcher Mächte wie jener, die ihn da bestürmten? Die Grenzen seiner Länder wurden ständig von den Horden der Orcs und Goblins bedroht; die Wälder in seinen Reichen waren Zufluchtsorte schrecklicher Wesen: Mutanten und Tiermenschen, die Kinder dunkler Götter und perverser Verdorbenheit. Finstere Jäger suchten sogar die Straßen der größten seiner Städte heim, Furcht einflößende Ungeheuer, die schon vor langer Zeit ihre Menschlichkeit für ein widerwärtiges Zerrbild der Unsterblichkeit aufgegeben hatten. Unter den besagten Straßen lauerte anderes - die scheußlichen Skaven, missgebildete rattenähnliche Kreaturen des Chaos, die in der Tiefe ihre grässlichen Intrigen schmiedeten, während die Menschen, die über ihnen lebten, ihre Existenz lediglich als erfundene Mythen und Aberglaube abtaten.
Noch abscheulicher als jene waren jedoch noch immer die menschlich Verrohten, die aus freiem Willen alles verraten hatten, das anständig und gut war, und sich stattdessen in verborgenen Zirkeln vor den Altären der Dunklen Mächte verneigten, ihre Seelen für unaussprechliche Verlockungen hergaben. Das Böse war überall, es lauerte, verharrte, wartete ab, bis die Stunde des Untergangs anbrach, und es gab viel zu wenige, die bereit waren, sich ihm entgegenzustellen.
Nun wandte ich den Blick vom Sturm ab, niedergeschlagen über die Richtung, die meine Gedanken eingeschlagen hatten. Der Himmel verdunkelte sich schnell, und ich drehte mich um, um wieder hineinzugehen. Sogar nach Parravon mit seinen Gärten und Kopfsteinpflastergassen, seinen hohen Mauern und den schützenden Klippen, selbst hierher reichte der Griff des Bösen. Seit Generationen schlich nach Einbruch der Dunkelheit irgendein namenloses Wesen durch die Straßen, sodass keiner aus freien Stücken riskierte, die schmalen Gassen zu betreten, nachdem die Sonne ihren Wachposten verlassen hatte. Oftmals ist es klüger, solche Bräuche zu befolgen: Erfahrungen in der Vergangenheit hatten mich gelehrt, dass viele Legenden wahrer sind, als wir glauben mögen.
Als ich mich umdrehte, um die Taverne wieder zu betreten, fiel mir eine Gestalt auf, die durch das Zwielicht schritt. Etwas Vertrautes lag in diesem Gang, und ich zögerte.
Der Mann, der sich näherte, war hochgewachsen und schmal gebaut, seine Gestalt verriet Muskeln und Kraft. Er trug eine Brigantine, eine Rüstung aus Metallplättchen, die in den Stoff eingenäht sind, über der ein Harnisch aus Gromril seine Brust bedeckte. Irgendwann einmal hatte dieses erstaunlich harte Metall durch einen gewaltigen Schlag einen Kratzer davongetragen. Stahlschienen umschlossen die Unterarme des Mannes, schwarz eingefärbt, um jedes verräterische Funkeln zu verhindern, während die Oberarme von nicht zueinander passenden Armröhren geschützt wurden. Harte Lederstiefel mit Stahlkappen endeten an den stählernen Beinschienen, die die Oberschenkel umgaben.
Der Mann war ein wandelndes Arsenal, eine kleine Armbrust hing an einer Klammer auf einer Armschiene, ein Messerbandelier zog sich quer über seine Brust. In einem Holster quer vor dem Bauch steckte eine kostbar wirkende Pistole, während über seinem rechten Bein eine Axt mit dicker Klinge baumelte. Neben dieser Axt steckte ein schweres, furchterweckendes Messer, eine Klinge mit gezacktem Rand, die ihr Besitzer "Scharfrichter" nannte. Eine Scheide an der linken Seite des Mannes hielt ein Langschwert, dessen Knauf, Heft und Parierstange zusammen die Gestalt eines goldenen Drachen mit ausgebreiteten Schwingen darstellten. Sein Name war "Drakensbosheit", ein Schwert, das eine Geschichte und einen gewissen Ruf unter den Gütern besaß, die einst dem Haus derer von Drakenburg gehört hatten und nun von dem Vicomte de Chegney beansprucht wurden.
Der Krieger kam aus dem dunkler werdenden Zwielicht auf mich zu. Sein Gesicht wurde größtenteils vom Visier des gerundeten Schaller-Helms verborgen, jener Art Helm, die von den Soldaten und Milizionären aus dem Reikland bevorzugt wurde. Er war aus schwarzem Stahl gefertigt, und eine Beule an der Oberseite gab Zeugnis von einem früheren Dienst ab, den er seinem Träger erwiesen hatte. Eiskalte blaue Augen betrachteten mich durch das Visier.
"Stoecker", sprach mich der Mann mit harter Stimme an.
"Es ist lange her, Brunner", sagte ich. "Mehr als ein halbes Jahr."
"Ich war beschäftigt", erwiderte Brunner.
"Keine Atempause für die Schurken?"
"Nicht, bis sie mich unter die Erde gebracht haben", lautete seine Erwiderung. "Und du? Ich dachte, du hättest einen hinterwäldlerischen Ort wie Parravon schon längst verlassen."
"Ich bin beschäftigt", log ich. In Wahrheit hatte die Ödnis dieses Ortes und die nicht enden wollende Plage, die grotesk geschönte Familiengeschichte des Duc de Parravon aufzuschreiben, an mir genagt, und ich hatte darüber nachgedacht weiterzuziehen. "Das Klima hier bekommt mir", erklärte ich. In Wahrheit aber war gerade das Klima ziemlich feindselig geworden, seit Yvette meine Gesellschaft gegen die eines schneidigen jungen Wachmanns eingetauscht hatte, der nicht in der Lage zu sein schien, sich an die Anwesenheit des ehemaligen Verehrers seiner Geliebten zu gewöhnen.
"Vielleicht könnten wir hineingehen", sagte ich und bemerkte alarmiert das schnelle Hereinbrechen der Nacht. Brunner neigte den Kopf und bedeutete mir vorauszugehen. Es war ein kurzer Weg zurück in die Taverne, wo ich schnell einen Tisch und zwei Becher mit Met besorgt hatte, da ihnen das richtige Bier schon lange ausgegangen war. Brunner setzte sich an den Tisch, lehnte sich an die Wand, ließ die Blicke im Raum umherschweifen und musterte jedes Gesicht mit geübtem Blick.
Brunner war Kopfgeldjäger, und zwar einer der berüchtigsten der Alten Welt. Sein Name allein reichte aus, um Gesetzlose von den Banditenfestungen im Schattenwald bis zu den erbärmlichsten Diebesnestern von Gisoreux vor Furcht zittern zu lassen. Sein Ruf war legendär! Es hieß, dass er noch nie dabei versagt hatte, einen Gesuchten zu fassen, sobald er sich auf seine Spur gesetzt hatte. Diesem gnadenlosen Jäger konnte man nur in den Tod entkommen, und selbst dann gab es keine Garantie, dass er seine Beute nicht doch noch zurückbrachte. Der "Scharfrichter" hieß nicht umsonst so, dieses grauenhafte Instrument hatte seinen Namen verdient. Den Beweis dafür hatte ich oftmals mit eigenen Augen gesehen.
Kennen gelernt hatte ich Brunner im Süden, während meiner Jahre im Exil in Miragliano. Zu dieser Zeit hatte ich für einen windigen Verleger namens Ernesto Abenteuergeschichten geschrieben: Die blutige Karriere des Kopfgeldjägers hatte die Grundlage für einige dieser Gruselgeschichten gebildet, die einen Schilling teurer waren. Da lag etwas zugleich Schreckliches und Faszinierendes in diesem Mann, etwas Abstoßendes, aber auch Zwingendes. Nach den Ereignissen, die zu meiner überstürzten Flucht aus der tileanischen Stadt geführt hatten, hätte ich eigentlich nie wieder etwas mit diesem Mann zu tun haben dürfen. Als er aber auf der Spur des berüchtigten Schwarzen Prinzen war und in Parravon eintraf, hatte ich unsere Bekanntschaft nicht nur erneuert, sondern ihn sogar auf seiner lebensgefährlichen Jagd begleitet. Und nun saß ich wieder einmal mit diesem gnadenlosen Meuchelmörder an einem Tisch und trank mit ihm.
"In Gisoreux habe ich eines deiner Bücher gefunden", sagte Brunner, nachdem er einen Schluck von seinem Met getrunken hatte. "Erstaunlich, wie weit diese Schmöker so rumkommen."
"Jeder weiß einen Helden zu schätzen", sagte ich. "Da lässt sich die Mühsal des Alltags vergessen."
Brunner beugte sich vor. "Du solltest manchmal die Wahrheit schreiben. Schreib auf, was wirklich geschehen ist. Nicht irgendeinen Unsinn über einen edlen Krieger auf einem weißen Streitross, der losreitet, um ein Unrecht wieder gutzumachen, der den Schwachen hilft und die Bösen bestraft."
"Ihr würdet es also vorziehen", gab ich zurück, "ich schriebe über einen herzlosen Bastard, der den wiedergeborenen Sigmar mit dem Schwert durchbohrte, wenn man ihn dafür mit Gold belohnte!" Der Kopfgeldjäger starrte mich einen Augenblick lang finster an, dann lachte er grimmig.
"Vielleicht hast du recht", sagte er. "Niemand will die Wahrheit wissen. Sie mögen ihre Lügen und Fabeln." Er trank noch einen Schluck. "Ich glaube, nur wenige würden die Dinge zu schätzen wissen, die ich gesehen und getan habe."
Es gehört zu den Schwächen meiner Persönlichkeit, dass ich eine morbide Faszination für Geschichten des Schreckens und des Makaberen besitze, aber ich muss auch ein profundes Interesse an den nicht unbedingt ehrsamen Taten von Männern wie Brunner eingestehen. Ihre Existenz am Rand der Gesellschaft, ihre Fähigkeit, ohne Fragen zu stellen und mitleidslos töten zu können, ihre erstaunliche Kunst, selbst angesichts der größten Widernisse zu überleben - das alles war zu einem verlockenden Geheimnis für mich geworden. Als ich den schweren Unterton in Brunners Stimme hörte, spitzte ich die Ohren und versuchte, die Geschichte aus ihm herauszulocken. Schließlich gab er nach.
Brunner trank den Becher aus, wischte sich mit dem Ärmel des Wamses über die Lippen. Dann lehnte er sich zurück und erzählte.
"Wie du weißt, ist einige Zeit zwischen deiner Abreise aus Miragliano und meiner Ankunft in Parravon vergangen", grollte Brunner. "Ich habe viel erlebt, während du fort warst ..."
Ich hatte einen guten Anlass, über solche Dinge nachzusinnen, als ich in Parravon in Bretonia saß - in der kleinen Taverne. Nach meiner überstürzten Abreise aus der tileanischen Stadt Miragliano im Süden hatte ich mich hierher zurückgezogen, hierher war ich zurückgekehrt, nachdem ich für kurze Zeit das Abenteuer umworben hatte, wie es in dem Pamphlet Der Sturz des Schwarzen Prinzen dargelegt ist. Viele Monate waren vergangen, seit sich meine Wege von denen meines Gefährten bei diesem Unternehmen getrennt hatten. Gelegentlich erreichten mich Gerüchte über sein Tun, Geschichten von Mord und Missetaten in einer abgelegenen Ecke des Reiches. Von dem Mann selbst aber gab es kein Lebenszeichen, bis die ersten Gewitter von den hohen Gipfeln der Grauen Berge in die Tiefe zogen.
Es war ein unerfreulicher, kalter Abend, und die Sonne schickte sich gerade an, den Himmel zu verlassen. Über unseren Köpfen grollte der Donner und hallte durch die Straßen der kleinen bretonischen Stadt. Da stand ich vor der Tür der Taverne und sah dem Lichterspiel der Blitze in der Ferne zu. Es erinnerte mich an alte Geschichten über Sturmgötter und ihre kapriziösen Kämpfe untereinander. Der Blitz stellte angeblich die Funken ihrer Schwerter dar, wenn die Klingen aufeinanderprallten, das Krachen des Donners dagegen ihre wütenden Stimmen, während sie hoch am Himmel über dem Sturm miteinander ringen. Ein prächtiges Bild: jeder vom Wetter verursachte blaue Lichtblitz schälte die zerklüfteten Hänge der Berge geisterhaften Erscheinungen gleich aus den dunkler werdenden Schatten.
Ich verlor mich eine ganze Weile lang in dem Schauspiel, fasziniert von der beeindruckenden Zurschaustellung elementarer Macht, die sich vor mir entfaltete. Sie erinnerte mich daran, dass es Dinge gab, die so viel größer als die zerbrechliche Menschheit sind, und dass alle ihre Werke, all ihre zivilisatorischen Errungenschaften in der Wissenschaft und der Zauberei daneben so klein und wertlos wie ein Ameisenhaufen wirken müssen. Was war denn der Mensch schon, angesichts solcher Mächte wie jener, die ihn da bestürmten? Die Grenzen seiner Länder wurden ständig von den Horden der Orcs und Goblins bedroht; die Wälder in seinen Reichen waren Zufluchtsorte schrecklicher Wesen: Mutanten und Tiermenschen, die Kinder dunkler Götter und perverser Verdorbenheit. Finstere Jäger suchten sogar die Straßen der größten seiner Städte heim, Furcht einflößende Ungeheuer, die schon vor langer Zeit ihre Menschlichkeit für ein widerwärtiges Zerrbild der Unsterblichkeit aufgegeben hatten. Unter den besagten Straßen lauerte anderes - die scheußlichen Skaven, missgebildete rattenähnliche Kreaturen des Chaos, die in der Tiefe ihre grässlichen Intrigen schmiedeten, während die Menschen, die über ihnen lebten, ihre Existenz lediglich als erfundene Mythen und Aberglaube abtaten.
Noch abscheulicher als jene waren jedoch noch immer die menschlich Verrohten, die aus freiem Willen alles verraten hatten, das anständig und gut war, und sich stattdessen in verborgenen Zirkeln vor den Altären der Dunklen Mächte verneigten, ihre Seelen für unaussprechliche Verlockungen hergaben. Das Böse war überall, es lauerte, verharrte, wartete ab, bis die Stunde des Untergangs anbrach, und es gab viel zu wenige, die bereit waren, sich ihm entgegenzustellen.
Nun wandte ich den Blick vom Sturm ab, niedergeschlagen über die Richtung, die meine Gedanken eingeschlagen hatten. Der Himmel verdunkelte sich schnell, und ich drehte mich um, um wieder hineinzugehen. Sogar nach Parravon mit seinen Gärten und Kopfsteinpflastergassen, seinen hohen Mauern und den schützenden Klippen, selbst hierher reichte der Griff des Bösen. Seit Generationen schlich nach Einbruch der Dunkelheit irgendein namenloses Wesen durch die Straßen, sodass keiner aus freien Stücken riskierte, die schmalen Gassen zu betreten, nachdem die Sonne ihren Wachposten verlassen hatte. Oftmals ist es klüger, solche Bräuche zu befolgen: Erfahrungen in der Vergangenheit hatten mich gelehrt, dass viele Legenden wahrer sind, als wir glauben mögen.
Als ich mich umdrehte, um die Taverne wieder zu betreten, fiel mir eine Gestalt auf, die durch das Zwielicht schritt. Etwas Vertrautes lag in diesem Gang, und ich zögerte.
Der Mann, der sich näherte, war hochgewachsen und schmal gebaut, seine Gestalt verriet Muskeln und Kraft. Er trug eine Brigantine, eine Rüstung aus Metallplättchen, die in den Stoff eingenäht sind, über der ein Harnisch aus Gromril seine Brust bedeckte. Irgendwann einmal hatte dieses erstaunlich harte Metall durch einen gewaltigen Schlag einen Kratzer davongetragen. Stahlschienen umschlossen die Unterarme des Mannes, schwarz eingefärbt, um jedes verräterische Funkeln zu verhindern, während die Oberarme von nicht zueinander passenden Armröhren geschützt wurden. Harte Lederstiefel mit Stahlkappen endeten an den stählernen Beinschienen, die die Oberschenkel umgaben.
Der Mann war ein wandelndes Arsenal, eine kleine Armbrust hing an einer Klammer auf einer Armschiene, ein Messerbandelier zog sich quer über seine Brust. In einem Holster quer vor dem Bauch steckte eine kostbar wirkende Pistole, während über seinem rechten Bein eine Axt mit dicker Klinge baumelte. Neben dieser Axt steckte ein schweres, furchterweckendes Messer, eine Klinge mit gezacktem Rand, die ihr Besitzer "Scharfrichter" nannte. Eine Scheide an der linken Seite des Mannes hielt ein Langschwert, dessen Knauf, Heft und Parierstange zusammen die Gestalt eines goldenen Drachen mit ausgebreiteten Schwingen darstellten. Sein Name war "Drakensbosheit", ein Schwert, das eine Geschichte und einen gewissen Ruf unter den Gütern besaß, die einst dem Haus derer von Drakenburg gehört hatten und nun von dem Vicomte de Chegney beansprucht wurden.
Der Krieger kam aus dem dunkler werdenden Zwielicht auf mich zu. Sein Gesicht wurde größtenteils vom Visier des gerundeten Schaller-Helms verborgen, jener Art Helm, die von den Soldaten und Milizionären aus dem Reikland bevorzugt wurde. Er war aus schwarzem Stahl gefertigt, und eine Beule an der Oberseite gab Zeugnis von einem früheren Dienst ab, den er seinem Träger erwiesen hatte. Eiskalte blaue Augen betrachteten mich durch das Visier.
"Stoecker", sprach mich der Mann mit harter Stimme an.
"Es ist lange her, Brunner", sagte ich. "Mehr als ein halbes Jahr."
"Ich war beschäftigt", erwiderte Brunner.
"Keine Atempause für die Schurken?"
"Nicht, bis sie mich unter die Erde gebracht haben", lautete seine Erwiderung. "Und du? Ich dachte, du hättest einen hinterwäldlerischen Ort wie Parravon schon längst verlassen."
"Ich bin beschäftigt", log ich. In Wahrheit hatte die Ödnis dieses Ortes und die nicht enden wollende Plage, die grotesk geschönte Familiengeschichte des Duc de Parravon aufzuschreiben, an mir genagt, und ich hatte darüber nachgedacht weiterzuziehen. "Das Klima hier bekommt mir", erklärte ich. In Wahrheit aber war gerade das Klima ziemlich feindselig geworden, seit Yvette meine Gesellschaft gegen die eines schneidigen jungen Wachmanns eingetauscht hatte, der nicht in der Lage zu sein schien, sich an die Anwesenheit des ehemaligen Verehrers seiner Geliebten zu gewöhnen.
"Vielleicht könnten wir hineingehen", sagte ich und bemerkte alarmiert das schnelle Hereinbrechen der Nacht. Brunner neigte den Kopf und bedeutete mir vorauszugehen. Es war ein kurzer Weg zurück in die Taverne, wo ich schnell einen Tisch und zwei Becher mit Met besorgt hatte, da ihnen das richtige Bier schon lange ausgegangen war. Brunner setzte sich an den Tisch, lehnte sich an die Wand, ließ die Blicke im Raum umherschweifen und musterte jedes Gesicht mit geübtem Blick.
Brunner war Kopfgeldjäger, und zwar einer der berüchtigsten der Alten Welt. Sein Name allein reichte aus, um Gesetzlose von den Banditenfestungen im Schattenwald bis zu den erbärmlichsten Diebesnestern von Gisoreux vor Furcht zittern zu lassen. Sein Ruf war legendär! Es hieß, dass er noch nie dabei versagt hatte, einen Gesuchten zu fassen, sobald er sich auf seine Spur gesetzt hatte. Diesem gnadenlosen Jäger konnte man nur in den Tod entkommen, und selbst dann gab es keine Garantie, dass er seine Beute nicht doch noch zurückbrachte. Der "Scharfrichter" hieß nicht umsonst so, dieses grauenhafte Instrument hatte seinen Namen verdient. Den Beweis dafür hatte ich oftmals mit eigenen Augen gesehen.
Kennen gelernt hatte ich Brunner im Süden, während meiner Jahre im Exil in Miragliano. Zu dieser Zeit hatte ich für einen windigen Verleger namens Ernesto Abenteuergeschichten geschrieben: Die blutige Karriere des Kopfgeldjägers hatte die Grundlage für einige dieser Gruselgeschichten gebildet, die einen Schilling teurer waren. Da lag etwas zugleich Schreckliches und Faszinierendes in diesem Mann, etwas Abstoßendes, aber auch Zwingendes. Nach den Ereignissen, die zu meiner überstürzten Flucht aus der tileanischen Stadt geführt hatten, hätte ich eigentlich nie wieder etwas mit diesem Mann zu tun haben dürfen. Als er aber auf der Spur des berüchtigten Schwarzen Prinzen war und in Parravon eintraf, hatte ich unsere Bekanntschaft nicht nur erneuert, sondern ihn sogar auf seiner lebensgefährlichen Jagd begleitet. Und nun saß ich wieder einmal mit diesem gnadenlosen Meuchelmörder an einem Tisch und trank mit ihm.
"In Gisoreux habe ich eines deiner Bücher gefunden", sagte Brunner, nachdem er einen Schluck von seinem Met getrunken hatte. "Erstaunlich, wie weit diese Schmöker so rumkommen."
"Jeder weiß einen Helden zu schätzen", sagte ich. "Da lässt sich die Mühsal des Alltags vergessen."
Brunner beugte sich vor. "Du solltest manchmal die Wahrheit schreiben. Schreib auf, was wirklich geschehen ist. Nicht irgendeinen Unsinn über einen edlen Krieger auf einem weißen Streitross, der losreitet, um ein Unrecht wieder gutzumachen, der den Schwachen hilft und die Bösen bestraft."
"Ihr würdet es also vorziehen", gab ich zurück, "ich schriebe über einen herzlosen Bastard, der den wiedergeborenen Sigmar mit dem Schwert durchbohrte, wenn man ihn dafür mit Gold belohnte!" Der Kopfgeldjäger starrte mich einen Augenblick lang finster an, dann lachte er grimmig.
"Vielleicht hast du recht", sagte er. "Niemand will die Wahrheit wissen. Sie mögen ihre Lügen und Fabeln." Er trank noch einen Schluck. "Ich glaube, nur wenige würden die Dinge zu schätzen wissen, die ich gesehen und getan habe."
Es gehört zu den Schwächen meiner Persönlichkeit, dass ich eine morbide Faszination für Geschichten des Schreckens und des Makaberen besitze, aber ich muss auch ein profundes Interesse an den nicht unbedingt ehrsamen Taten von Männern wie Brunner eingestehen. Ihre Existenz am Rand der Gesellschaft, ihre Fähigkeit, ohne Fragen zu stellen und mitleidslos töten zu können, ihre erstaunliche Kunst, selbst angesichts der größten Widernisse zu überleben - das alles war zu einem verlockenden Geheimnis für mich geworden. Als ich den schweren Unterton in Brunners Stimme hörte, spitzte ich die Ohren und versuchte, die Geschichte aus ihm herauszulocken. Schließlich gab er nach.
Brunner trank den Becher aus, wischte sich mit dem Ärmel des Wamses über die Lippen. Dann lehnte er sich zurück und erzählte.
"Wie du weißt, ist einige Zeit zwischen deiner Abreise aus Miragliano und meiner Ankunft in Parravon vergangen", grollte Brunner. "Ich habe viel erlebt, während du fort warst ..."
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Autoren-Porträt von C. L. Werner
C. L. Werner hat an der Entwicklung der Warhammer Tabletop-Spiele mitgewirkt und zeichnet als Autor für einige der eindrücklichsten Warhammer-Helden verantwortlich, darunter den berüchtigten Kopfgeldjäger Brunner. Wenn der britische Autor nicht schreibt, wühlt er sich durch seine gigantische Sammlung an Science-Fiction- und Fantasy-Filmen.
Bibliographische Angaben
- Autor: C. L. Werner
- 2007, 398 Seiten, Maße: 12,1 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Decker, Andreas
- Übersetzer: Andreas Decker
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492291570
- ISBN-13: 9783492291576
Rezension zu „Labyrinth der Goblins “
»Es gibt nur wenige Serien, die so viel Spannung zu bieten haben.« Tom Holt
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