Lach-Yoga

lachte. Wenn ihn jemand fragte, warum er denn lache, lachte er als Antwort. Diese Antwort - das Lachen durch Lachen zu erklren - ist sehr weise, denn alle Versuche, das Lachen durch etwas anderes als das Lachen selbst zu erlutern, gleichen den Versuchen, ein Gemlde, ein Gedicht, ein Musikstck, die Natur, das Universum oder die Liebe zu erklren. Die Erklrungsmodelle bewegen sich auf einer anderen Ebene als das, was sie zu erklren versuchen. Die Grnde fr das Lachen sind sehr vielfltig. Je nach Forschungsgebiet finden Verhaltensforscher, Psychologen, Naturwissenschaftler, Philosophen, Anthropologen, Anthroposophen und Knstler immer andere Erklrungen, die sich teils widersprechen, teils ergnzen. Doch sicher ist, dass das Lachen jedem Menschen als Ausdruck der Freude bereits in die Wiege gelegt wird. Lachen muss nicht erlernt werden, es steckt an und begleitet uns - ebenso wie der Atem - ein Leben lang.

Lachen - eine Therapie?

Als Phnomen wurden das Lachen und der Humor (denn beide sind untrennbar miteinander verbunden) Mitte der 1950er Jahre durch die berhmte Palo-Alto-Forschergruppe um Gregory Batson, Paul Watzlawik und William Fry zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Die Forschungsergebnisse wurden seither immer detaillierter und vielfltiger, dabei rckte allerdings das Lachen zu Lasten des Humors einseitig in den Vordergrund. Lachen lsst sich physiologisch messen und analysieren, der Humor nicht, und dies fhrte in der Folge in den letzten Jahren zu Lachtherapien und Lachtrainings, die sich fast ausschlielich auf wissenschaftliche Begrndungen sttzen. "Lachtherapien" gibt es nur als Begriff, denn das Lachen an sich ist keine Therapie, obgleich es eine therapeutische Wirkung hat. Es gibt Psychotherapien, die mit Humor und Lachen arbeiten (Provokative Therapie, Logotherapie), es gibt sehr humorvolle psychotherapeutische Konzepte (Hypnotherapie nach Milton Erickson) und es gibt "Clowndoktoren", die als Ergnzung zur Schulmedizin und im Einvernehmen mit dieser die "Heilkunst des Humors und des Lachens" praktizieren (ich selbst praktiziere diese Heilkunst seit zwlf Jahren).

Humor und Liebe

Damit das Lachen der Gesundheit dient, braucht es den Humor, die Liebe, die Frhlichkeit, das Spiel, die Komik - und die Freiheit, sich natrlich entfalten zu knnen. "Gesundheit basiert auf Glcklichsein", wie es der Arzt und Visionr Patch Adams so treffend formulierte. Die wesentlichen Zutaten zum Glcklichsein sind Humor und Liebe. Aus stlicher Sicht wird Lachen zu einem Bestandteil des "Gesundheit basiert auf Yoga, wenn es mit Liebe praktiziert wird, denn es untersttzt so das Glcklichsein - und dazu gesunde, dynamische Gleichgewicht der humores im Organismus. So lehrt es der Ayurveda, die Heilkunst des Yoga.

Vom Lachclub zur Lachbewegung

Lachyoga ist das Zusammenspiel von Humor, Liebe und Lachen auf dem Weg des Yoga. Vor acht Jahren grndete ich den Lachclub " Wiesbaden/Mainz, den ersten Lachclub in Deutschland. "Lachclub" ist der Name der Gruppe, die Lachyoga praktiziert. Da Lachyoga vllig neu und unbekannt war, reiste ich in den darauf folgenden Jahren in einer Art Lachwanderschaft quer durch Deutschland und verbreitete die Idee - eine sehr abenteuerliche Zeit, die ich nicht missen mchte! In der Folge sind mittlerweile 40 Lachclubs in Deutschland entstanden. Wir haben uns den Namen "Lachbewegung" gegeben, und dieser Begriff bezeichnet nicht nur den Zusammenschluss mehrerer Clubs: Das Lachen selbst ist immer auch Bewegung. Das Konzept des Lachyoga hat sich durch diese Reisen weiter ausgeformt, hat in meiner Seminarttigkeit, ergnzt durch meine eigenen Weiterbildungen wertvolle weitere Impulse bekommen und ist ganzheitlich gereift zu einem humorvoll-heiteren bungs- und Erkenntnisweg. Die Menschen, denen ich begegne, formen das Lachyoga mit, und gemeinsam entwickeln wir es stetig weiter, damals wie heute. Ich betrachte es als meine Aufgabe, eine Grundform des Lachyoga anzubieten und einen sicheren Rahmen zu schaffen. Die Grundform selbst variiert (je nachdem, in welcher Gruppe ich das Lachyoga anbiete) und entwickelt innerhalb der jeweiligen Gruppe durch die kreativen Impulse Einzelner jeweils neue, individuelle Formen. Die in meiner Arbeit wesentliche Spontaneitt entfaltet jederzeit neue Formen Kreativitt, Spielfreude und Lachen. Lachyoga ist ein lebendig-dynamischer Prozess (keine schematische Abfolge von bungen). Das vorliegende Buch ldt Sie ein, an diesem Prozess teilzunehmen, den ich auch als Lebenskunstprozess bezeichne. Bei diesem Prozess geht es darum, das eigene humorvoll-heiter-kreative Potenzial durch den Einklang von Bewegung, Atem, Stimme, Lachen und Geist zu entfalten. Mge dieses Buch wie der runde, vor Frhlichkeit wackelnde Bauch eines Buddha sein, der Sie durch Lachen, Weisheit und Bewegung dazu ermutigt, auf den Wellen der Gesundheit und der Lebensfreude zu surfen!

Lachen ist gesund

Der in der Lachforschung schon fast legendre amerikanische Wissenschaftsjournalist Norman Cousins litt in den 1960er Jahren an einer sehr schmerzhaften Autoimmunerkrankung. Seine Genesung begann damit, dass er in einer Atmosphre von Freude und Heiterkeit konsequent seine Lebenskraft strkte, sich lustige Filme ansah, komische Bcher las und seine Freunde bat, so viel wie mglich mit ihm zu lachen und zu scherzen. Er hat also nicht nur gelacht, sondern sein gesamtes Lebensumfeld so gestaltet, dass es ihm Lebenskraft und Energie schenkte! Die Erfahrungen von Norman Cousins gaben der Wissenschaft vom Lachen, der Gelotologie (von griech. gelos, Gelchter) entscheidende Impulse.

Die Wissenschaft vom Lachen

Die medizinische Forschung konnte nachweisen, dass Lachen die Krperchemie positiv beeinflusst: Katecholamine und Endorphine (Botenstoffe mit beruhigender und stimmungsaufhellender Wirkung) werden ausgeschttet, die Absonderung von Kortisol (Botenstoff, der bei Stress ausgeschttet wird und den Krper in Alarmbereitschaft versetzt) dagegen reduziert. Lachen stimuliert das Immunsystem: Die Zahl der Abwehrzellen (T-Lymphozyten) und die Produktion der Immunglobuline A, die Krankheitserreger im Blut erkennen und beseitigen, werden durch das Lachen in nachweisbarem Umfang gesteigert. Mit einfachen Mitteln messbar ist der Einfluss des Lachens auf das Herz-Kreislauf-System: Zunchst steigen Puls und Blutdruck an, dann entspannen sich die Arterien durch den Einfluss des parasympathischen Nervensystems, und Puls und Blutdruck normalisieren sich wieder. In der Folge wird das Endothelium, die innere Blutgefwand, an der Arteriosklerose zuerst beginnt, vermehrt durchblutet. Durch dieses "Kreislauftraining" reduziert Lachen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Reaktion auf die bessere Durchblutung steigt auch die Temperatur der Haut. Die Bewegung des Zwerchfells aktiviert den Blutkreislauf, den Stoffwechsel und die Ttigkeit der Organe und zwar nicht nur fr den Krper. Beim Lachen knnen auch Geist und Seele neue Kraft tanken. Zudem entspannt Lachen die gesamte Skelettmuskulatur und wirkt so mittelbar auf die Lsung von Angst, Stress und rger, die mit Muskelverspannungen einhergehen.

Lachen als Atmungsphnomen

Lachen ist physiologisch gesehen ein Atmungsphnomen, da dabei das Zwerchfell, der Hauptmuskel der Atmung, aktiviert wird. Ganz unwillkrlich wird beim Lachen die Einatmung vertieft, d.h., es wird mehr Sauerstoff aufgenommen. Durch die stoartige "ha-haha"-Ausatmung wird vermehrt Kohlenstoff ausgeschieden, es kommt zu einer grndlicheren Entleerung der Lunge, als dies bei normaler Atmung der Fall ist. Dies hat reinigende Auswirkungen auf das Blut. Durch die Bewegung des Zwerchfells beim Lachen wird zugleich im unteren Bauchraum der Darm massiert und die Verdauung auf natrliche Art angeregt. Auch alle anderen im Bauchraum befindlichen Organe werden durch die Bewegung des Zwerchfells mitaktiviert und in ihrer Funktion gestrkt.

Eins mit dem Universum

Im indischen Yoga gilt der Atem (prana) als universelle Lebenskraft, im chinesischen Tao-Yoga heit diese Kraft Chi. Durch den Atem wird das eigene elektromagnetische Feld - der feinstoffliche Energiekrper, der den physischen Krper umgibt und ihn durchdringt - mit dem elektromagnetischen Feld des Universums verbunden. In der abendlndischen Kultur finden wir dies Wissen bei Hildegard von Bingen. Ihre Heilkunde basiert auf der Erkenntnis, dass Gott in allem atmet, was lebt.

Im Hier und Jetzt

Die einfachste Erklrung fr die Heilkraft des Lachens aus der Sicht des Yoga liegt in der Harmonisierung von Krper, Geist und Seele: Der Krper befindet sich immer in der Gegenwart und mit seinen Organen stets in Wechselwirkung mit dem Kosmos. Der Intellekt, ein Teil des Geistes, befindet sich hchst selten im Hier und Jetzt der krperlichen Gegenwart; er hpft - einem Affen vergleichbar - rastlos von Ast zu Ast und erzeugt wie der Wind auf den Wellen des Meeres Unruhe in unserem Krper. Der Weg, den Geist zu beruhigen, fhrt im Yoga ber den Atem. Da das Lachen ein exzellentes Atmungsphnomen ist, gelingt es so, den Geist wieder mit der Gegenwart des Krpers zu verbinden. Dies hat einen harmonisierenden Einfluss auf den gesamten Organismus. Die Energien beginnen wieder freier zu flieen, das Gleichgewicht der Krfte kann sich neu einpendeln, der Geist wird erfrischt, die Gedanken werden geklrt, der feinstoffliche Energiekrper wird gestrkt.

Die ganzheitliche Sichtweise (Einheit von Krper, Geist und Seele)wird auch aus medizinischer Sicht besttigt. Sie geht heute davon aus, dass alle Organe ber chemische Botenstoffe (Neuropeptide) direkt mit dem Gehirn kommunizieren. Die Rezeptoren fr diese Botenstoffe, die aufgrund bestimmter Gedanken und Gefhle ausgeschttet werden, befinden sich im ganzen Krper, auch im endokrinen System (im Hormonhaushalt) und im Immunsystem. Umgekehrt knnen die Organe und das Immunsystem die chemischen Botenstoffe auch selbst produzieren. Das bedeutet, dass der gesamte Krper Gefhle wahrnimmt und ausdrckt; jede Krperzelle kann im weitesten Sinne denken und fhlen und speichert Erfahrungen und Wissen. Jeder Mensch ist ein sich stndig vernderndes Energiesystem, das von der Umwelt beeinflusst wird und umgekehrt selbst die Umwelt beeinflusst.

Gesundheit

Es gibt nur eine Gesundheit und viele Krankheiten. Die westliche Medizin hat sich seit dem 17. Jahrhundert, beeinflusst durch die Philosophie Ren Descartes', mit den Krankheiten beschftigt, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit heute als Abwesenheit von physischen und psychischen Strungen. Doch diese einseitige Definition trgt wenig zu einem ganzheitlichen Verstndnis von Gesundheit bei. Ein Mensch mit einer nicht heilbaren Krankheit, beispielsweise einer Querschnittslhmung, kann aus einer ganzheitlichen Sichtweise sehr gesund sein - er kann ein ausgesprochen frhlicher, zufriedener Mensch sein, gleichwohl der physische Krper unleugbar verletzt ist. Ich kenne sehr viele Menschen, die in diesem Sinn uerst gesund sind!

Gesundheit ist mehr

Diese neue Sichtweise von Gesundheit betont nicht die Strungen, sondern die gesunden Krfte, die es jedem Menschen erlauben - auch mit einer unheilbaren Krankheit - ein gesundes, d.h. frhliches Leben zu fhren. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen "heilen" und "kurieren". Kurieren bedeutet, eine Krankheit auf der krperlichen Ebene zu beseitigen; heilen bedeutet, auf vielen Ebenen gleichzeitig zu arbeiten. Heilen bezieht auch die psychische, mentale, spirituelle Ebene mit ein; deshalb kann ein Mensch, der an einer irreversiblen Krankheit leidet, zwar nicht kuriert, jedoch durchaus geheilt werden. Andererseits kann ein Mensch krperlich kuriert werden, ohne ganzheitlich geheilt zu sein. "Medicus curat, natura sanat" - der Arzt kuriert, die Natur heilt - war einer der Grundstze der antiken Heilkunst.

Paracelsus - ganzheitliche Medizin

Das ganzheitliche Wissen vom Heilen geriet in der westlichen Medizin im Gegensatz zum Kurieren etwas in Vergessenheit, jedoch finden sich auch hier Spuren einer Ganzheitsmedizin. Paracelsus, der Arzt, Naturforscher und Philosoph aus dem 15. Jahrhundert, sah die Quelle der Gesundheit in innerer Harmonie. Da diese in engem Zusammenhang mit dem gesamten Leben steht, bezog er als Arzt das gesamte Umfeld des Patienten mit ein: Ernhrung, Familie, husliches Umfeld, Schlafgewohnheiten sowie den individuellen Lebensrhythmus.

Ayurvedische Heilkunst

Aufgabe des Arztes war es laut Paracelsus, die Gesundheit zu erhalten und die innere Harmonie wiederherzustellen. Dies entspricht der ayurvedischen Heilkunst. Ayurveda gilt als die lteste bekannte Heilkunst, der Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "vollstndiges Wissen vom gesunden Leben". Diese Heilkunst ist in ihrem Ursprung und Wesen so eng mit dem Yoga verwandt, dass eine Trennung des einen vom anderen unmglich ist. Innere Freude als Ausdruck der Wohlstimmung des gesamten Organismus gilt im Ayurveda als Zeichen von Gesundheit (Harmonie), und als gesund wird ein Mensch betrachtet, dessen Selbst, dessen Geist und dessen Sinne voller Glckseligkeit sind. Gesundheit wird im Ayurveda des Weiteren beschrieben als ein dynamisches Gleichgewicht der sich stndig ndernden ueren und inneren Bedingungen des Lebens. Dieses dynamische Gleichgewicht kann mit einem Tanz verglichen werden: Manchmal brauchen wir schnelle Bewegungen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, ein anderes Mal helfen uns meditative Klnge, unsere Balance wiederzufinden. Was wir mit Sicherheit stetig brauchen ist die Nhe zur Natur, die Bewegung an sich sowie Liebe, Freundschaft, Humor und Lachen.

Spuren im westlichen Denken

Dieser Weg zur Gesundheit hat auch im westlichen Denken seine Spuren hinterlassen, wie der Bericht des berhmten mittelalterlichen Lehrers fr Wundheilkunst, Henri de Mondeville (1260- 1320), zeigt: "Der Wundarzt muss die ganze Lebensweise des Patienten auf Freude und Glck hin ausrichten. Man muss die Verwandten und Freunde zu ihm lassen, um ihn aufzumuntern und ihm lustige Dinge zu erzhlen, die Stimmung muss man mit Musik gut erhalten; der Wundarzt muss dem Patient rger und Traurigkeit verbieten und ihm einschrfen, dass der Krper von Freude dick, von Traurigkeit jedoch dnn wird." Das bedeutet nichts anderes, als was sich im Sprichwort "Lachen ist gesund" erhalten hat: Lachen weckt die Lebensenergie, es hat eine heilsame Wirkung, indem es der ganzheitlichen Harmonisierung dient. Lachen kann als Ergnzung zu kurierenden Manahmen den Genesungsprozess untersttzen.

LachwissenschaftDie westliche, abendlndische Kultur ist einer groen Illusion erlegen: Sie verwechselt seit 200 Jahren die Landkarten mit dem Territorium. Wenn es der Wissenschaft gelingt, im Blut chemische Botenstoffe nachzuweisen, so ist dies eine Realitt. Schliet die Wissenschaft jedoch aufgrund dieser Realitt darauf, dass der menschliche Organismus eine Chemiefabrik sei - so ist dies eine Illusion!