Lara Lustig und der große Klassenzauber
Zu ihnen traut sich kein Lehrer mehr, glaubt Lilly. Schließlich ist die 3a als "die schlimme Klasse" verschrien. Da kommt Lara Lustig an mit einem ganzen Sack aufregender Ideen - und plötzlich macht Schule richtig Spaß! Den anderen Lehrern aber ist Lara...
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Produktinformationen zu „Lara Lustig und der große Klassenzauber “
Zu ihnen traut sich kein Lehrer mehr, glaubt Lilly. Schließlich ist die 3a als "die schlimme Klasse" verschrien. Da kommt Lara Lustig an mit einem ganzen Sack aufregender Ideen - und plötzlich macht Schule richtig Spaß! Den anderen Lehrern aber ist Lara Lustig ein Dorn im Auge. Jetzt muss die 3a beweisen, dass sie hinter ihrer Lehrerin steht!
Lese-Probe zu „Lara Lustig und der große Klassenzauber “
Seitdem Lara Lustig da war, war alles anders. Einige flüsterten: Die kann zaubern, wenigstens ein bisschen. Oder verzaubern. Einige sagten sogar:Die ist eine Hexe!
Aber wetten! - Das war sie nicht.
Jetzt machte die Schule richtig Spaß! Wir stapften so früh wie möglich los. Das alte rote Schulhaus mit dem runden Gucklochfenster im Giebel leuchtete wie ein Leuchtturm, und wir waren die Matrosen, die die Welt erkundeten.
Jeden Morgen ging's los. Da ging es rund in der Schule und das machte Spaß!
Und dass die Schule plötzlich so toll war, lag an Lara Lustig, unserer neuen Lehrerin.
Das Ganze fing so an ...
Die Ferien sind vorbei!
Ding, dingding, ding klingelte der Wecker!
Und dann schrie meine große Schwester Lola: "Los, Trantüte, raus aus den Federn!", und zog die Bettdecke weg. Ein Kissen landete neben meinem Kopf. Gab es eine Kissenschlacht?
"Sag nicht immer Trantüte! Sie heißt Lilly", rief Mama aus dem Bad. Aber das sagt Mama schon seit neun Jahren und immer erfindet Lola neue Namen für mich.
"Los, Trödelente, ab ins Bad mit dir!", trieb sie mich an, dabei war ich noch nicht richtig wach.
Aber so ist das immer. Wir waren in Ferienlaune und keiner wollte sich beeilen. Lust auf Schule hatte ich sowieso nicht. Und nach den Ferien schon gar nicht. Nur Papa war fertig. Der drückte mir noch schnell einen dicken Kuss auf die Stirn und flitzte los. Mein Papa ist Chirurg in der Unfallchirurgie. Dabei fängt Papa dienstags erst spät an. Sonst ist er immer schon um sechs Uhr weg. "Die Kranken kümmern sich nicht um Zeit", sagt er immer, und deshalb muss er wahrscheinlich auch so viel arbeiten. Die Kranken wissen ja nicht, wann Papa Feierabend oder Frühstückspause hat.
Kaum war Papa weg, kreischte Leon los. Heute wollte er den blauen Pullover anziehen, doch Lukas war schneller. Mama will nicht, dass die Zwillinge die gleichen Pullover anziehen, dann kann die Kindergärtnerin sie nicht auseinander halten. Aber ich finde, das sieht man doch
... mehr
sofort, wer Lukas ist. Lukas wurde zuerst geboren und ist immer noch der Schnellste. Er will schließlich Zauberer werden. Natürlich hat er sich den blauen Pullover zuerst geschnappt und nun musste Mama Leon wieder beruhigen. Dafür bekam der heute den roten Pullover mit dem Segelboot drauf. Den hat Papa ausgesucht und ich finde ihn klasse. Aber Leon schrie "Baäh!". Leon will übrigens Liftboy werden in einem Hotel mit 100 Stockwerken. Leon würde dann immer auf und ab flitzen, hoch und runter.
Inzwischen hatte Lola den Frühstückstisch gedeckt. Wir würden am liebsten alle Nutellabrote essen, alle Tage, immer wieder. Aber Mama will, dass wir uns gesund ernähren. Wenn doch die Nutellaerfinder endlich alle Vitamine von Obst und Gemüse in Nutella zaubern könnten. Oder in Käse. Ich packte Brote und einen Apfel ein. Und heimlich stopfte ich noch eine Flasche Himbeersaft dazu. Das ist auch "Obst". Aber Mama würde bestimmt sagen, dass das ungesund sei. Aber lecker! Und da sind wir uns wieder einig, denn Mama trinkt genauso gern Himbeersaft wie ich.
Jetzt musste ich mich beeilen, sonst kam ich zu spät. Mist! Und das am ersten Tag! Da musste ich mir einen guten Platz besorgen. Wie die anderen wohl drauf waren, so nach den Sommerferien? Ich war ein bisschen nervös. Sogar ein bisschen Angst kribbelte in meinem Bauch. Bei Frau Rot durfte man niemals zu spät kommen. Die wurde zickig. Frau Rot war meine Klassenlehrerin in den ersten beiden Schuljahren. Sie war alt und redete immer von ihrem Ruhestand. Vielleicht war sie ja nun zu Hause. Hoffentlich! Ich schnappte meine Sachen und rannte los.
"Lilly, Blindhuhn! Du musst noch deine Schuhe zubinden!", schrie Lola, diese ewige Nörglerin und Besserwisserin.
Große Schwestern nerven bis zum Weltuntergang. Und kleine Brüder genauso! Und trotzdem freute ich mich, dass sie da waren. Mama wünschte mir auf der Treppe noch alles Gute, drückte mir einen dicken Kuss auf die Stirn. Der hielt bestimmt ein Jahr.
Wer ist das denn?
Natürlich war ich fast die Letzte, die in die Klasse stürmte. Nur Steffi Ahleburg war noch langsamer, die hatte ich auf der Treppe überholt. Aber Steffi ist immer ein bisschen langsamer.
"Ich habe die neue Lehrerin gesehen", rief Louis ganz laut, als ich ins Zimmer kam, "eine mit ganz vielen Sommersprossen und raspelkurzen Haaren! Hexenrot! Und mit Jeans und einem weiten Hängepullover."
"Wahrscheinlich hat Frau Rot uns 'ne Hexe besorgt, die uns alle in liebe kleine, nickende Kinderchen verwandelt."
"Spinn nicht rum!"
"Hatte die etwa auch die Nase gepierct?", rief jemand von hinten.
"Das ist keine Lehrerin", sagte Linda, "so eine ist keine Lehrerin. Wer weiß, wen du wieder gesehen hast ..."
"Aber ich habe sie auch gesehen!", rief Nikolai. "Die hat sogar eine Torte auf der ausgestreckten Hand balanciert." Als Nikolai es vorzumachen versuchte, stolperte er über Steffi, und wir alle lachten und kreischten. Steffi lag flach auf dem Boden und fand ihren neuen Anspitzer nicht wieder.
"Könnte es nicht sein," sagte Thor "dass es tatsächlich eine neue Lehrerin gibt." Thor ist immer schlau und wir ernannten ihn deshalb zu unserem Professor. "Wenn zwei Schüler sie gesehen haben, dann könnte es doch wahr sein ..."
Wir lachten noch mehr, denn Thor spricht wirklich wie ein Gelehrter, klug und feierlich und ruckelt dabei an seiner runden Brille. "Und die Rot wollte doch in Pension ..."
"Kann sein, Professor", antwortete Nikolai.
"Und dann hatte sie einen vollen Lederrucksack auf dem Rücken. Einen schwarzen. Der war rappelvoll", erzählte Louis. Er reckte dabei seinen Kopf hoch und strich sich über seine kurzen Stoppelhaare.
"Also ist sie doch eine Lehrerin!", sagte jetzt Steffi ganz stolz. Sie war froh, dass sie auch was wusste.
"Wieso denn? Und überhaupt, woher willst du das wissen", meinte Linda misstrauisch.
"Na, wenn die doch einen Rucksack dabeihatte. Alle kommen in die Schule mit einem Rucksack. Du hast ja auch einen. Und Lilly", antwortete Steffi langsam.
"Iiihhh, was hast du denn da? Blut, hier ist Blut ausgelaufen!", kreischte Linda und zeigte auf meinen Rucksack. "Hat dein Papa da 'ne Spritze reingetan? - Iiihhh!"
Da tropfte wirklich rotes Zeug heraus. "So ein Mist: Mein Himbeersaft ist ausgelaufen!", fluchte ich.
Jetzt bemerkten es alle, denn überall, wo ich langgelaufen war, sah man eine rote Spur. Kleine Himbeersafttröpfchen. Ganz langsam tropfte es aus meinem Rucksack heraus. Alle Bücher und Hefte waren verklebt!
Ich war wütend! Sicher hatte wieder einer meiner kleinen Brüder einen Schluck aus der Flasche genommen und den Deckel nicht fest zugedreht. Nun hatte ich die Sauerei. Überall klebte es und meine Hände waren auch ganz schmutzig! Und vorne neben dem Pult war eine Riesenkleberei auf dem Fußboden, fast wie Kaugummi! Iiiiih!
Louis kicherte schadenfroh und boxte Thor in die Seite, der knuffte zurück, und Nikolai fing auch noch an zu singen:
"Schlimme Klasse Rübelkraut,
Hexenhaare und einer haut.
'Ihr balgt euch noch mal alle tot',
schreit und seufzt Frau Rosenrot!"
Ich fing an zu heulen und zu stampfen und alle anderen lachten.
Linda meinte, es sei doch nicht so schlimm. Wenn das Frau Rot, unsere Lehrerin von der 1. und 2. Klasse gesehen hätte, die hätte mich für die nächsten Stunden verbannt.
"Ist eigentlich 'ne ganz gute Verteidigung gegen die Neue. Sollen wir nicht noch Barrikaden bauen?", schlug Louis vor.
"Lass den Blödsinn!", schrie Thor.
Aber Louis schob schon die Bänke vor die Tür, Nikolai stellte aus Quatsch Stühle obendrauf.
"Und jetzt stemmen wir uns alle gegen die Tür, damit keiner reinkommen kann."
"Aber wenn jemand dagegendrückt?", fragte Linda ängstlich.
"Dann schreien wir: Wir brauchen keine Lehrer. Die dritte Klasse streikt!"
Ich hielt mir die Ohren zu. Jetzt war Louis aber echt am Spinnen. Streiken? Der hatte ja wohl einen Vogel.
Da genau drückte einer gegen die Tür. Louis rief: "Wir brauchen keine Lehrer!"
Nikolai schrie: "Die Dritte streikt."
Wir anderen zitterten, grinsten, hatten Herzklopfen, lachten, warteten ...
Nichts passierte.
Aber dann - unglaublich: Es war ja Spätsommer und die Fenster standen offen. Unsere Klasse liegt im Erdgeschoss und die Fenster zeigten direkt ins Blumenbeet. Da erschien genau die mit den raspelkurzen Tomatenhaaren im Fenster, stellte ihre Torte auf die Fensterbank, schwang ihre Jeansbeine mit den schwarzen Stöckelschuhen nach innen, sprang über die Fensterbank, federte einmal nach und sagte wie selbstverständlich: "Da bin ich."
"Boa", sagte Thor und kratzte sich am Kopf.
"Boa, ey", murmelte Louis. Er war platt vor Staunen.
"Nee, nee wirklich", meinte Steffi.
"Ich glaube, ich spinne", sagte ich.
"Da bin ich", wiederholte sie, "hier spinnen wirklich welche. Boa, ey, Mann, ey." - Sie lachte: "Spinnen macht Spaß! Sollen wir 'ne Wette machen, wer's am besten kann? Boa, ey, Mensch, krass, ey."
Jetzt übertrieb sie aber wirklich. So darf echt kein Lehrer sprechen! So sprechen ja noch nicht mal die Obercoolen aus der Vierten.
"Wettest du mit mir?" Sie wandte sich an Louis.
Der wurde ketschuprot und stotterte etwas.
"Wir wetten um drei weiße Mäuse."
Woher wusste die das? Louis wurde noch röter. Louis war nämlich immer der Mäuseschock in der Klasse gewesen. Der züchtete japanische Tanzmäuse und hatte damit immer alle Lehrer geschockt.
"Wettest du? - Weißt du, Lehrer sind nämlich gar nicht so doof, wie du denkst. Wetten?"
"Ja klar!"
Louis schlug ein. Boa, wirklich. Das fing echt gut an! Wir waren gespannt wie Flitzebogen. Die war echt 'ne tolle Type.
"Lara Lustig", sagte sie ganz einfach, "Lara Lustig, Lehrerin." Sie sagte das so, als wenn das überhaupt nichts wäre. Als wäre das ganz selbstverständlich, dass sie heute hier wäre. War es ja auch, wenn sie wirklich unsere Lehrerin war.
Und Nikolai hatte Recht gehabt, die hatte tatsächlich eine Torte bei sich, trug knallenge Jeans mit Blumen bestickt, hatte an jeder Hand drei rot und zwei schwarz lackierte Nägel und tomatenrote Haare.
"Ey, Mann", sagte Louis und stand da mit offenem Mund.
Sie erklärte uns sofort, dass das ihr Geburtstagskuchen sei. Eine Schokoladentorte mit Schokoladenverzierungen und tausend bunten Liebesperlen. Aber zählen konnten wir die ganzen Kerzen so schnell nicht. Linda zählte 28, Louis 32. Auf jeden Fall war sie ganz schön alt.
"Ich wollte heute mit euch Geburtstag feiern", sagte sie, wuselte durch ihren Rotschopf und zog an ihrem Ohrring.
"Tri tra trullala, Geburtstagskind ist heute da ...", tönte es von hinten.
Die wollten sich lustig machen. Doch Lara Lustig hörte nicht hin.
"Hast du, ähm, ich meine: Haben Sie denn heute Geburtstag?" Louis war der Erste, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Er kratzte sich über seine Igelhaare und ging langsam nach vorne, die Torte angucken.
"So alt sind Sie schon?" Linda zeigte mit dem Finger auf die vielen Kerzen auf der Torte.
Lara Lustig nickte. Sie stellte die Torte ab und nahm ihren schweren Lehrerinnenrucksack vom Rücken. Hilfe!, sie klebte am Boden. "Ist das hier 'ne Kaugummiattacke?", lachte sie und hob langsam den Fuß. Hörte sich an wie ein Klettverschluss.
"Die schleimt sich ein", flüsterte Linda.
"Sei bloß still, das ist mein Himbeersaft!", antwortete ich ärgerlich.
Lara Lustig sah sich in der Klasse um. Louis kratzte sich immer noch die Strubbelhaare und starrte auf die Torte, Thor rieb die blauen Flecken auf seinem Arm und, ja, und aus meinem Rucksack tropfte immer noch der rote Saft.
"Das ist einfach 'ne Himbeersaftattacke", murmelte ich, "und ich wäre froh, wenn's Kaugummi wäre."
"Ich glaube, du hast da ein Problem", sagte Lara Lustig zu mir. "Kommst du alleine damit klar oder soll ich dir helfen?"
Natürlich kam ich alleine damit klar. Ich schnappte meine Sachen und ging zum Waschbecken. Wie praktisch, dass in unserem Zimmer eins war. Aber das würde dauern, bis ich das alles herausgewaschen hatte!
"Was haben Sie da alles drin?", fragte Louis neugierig und zeigte auf ihren dicken Rucksack.
"Alles, was ich nicht im Kopf habe, trage ich in Lexika und Büchern auf dem Rücken herum, damit ihr immer neugierig alles nachschauen und fragen könnt", lachte sie.
"Wir, ähm, neugierig ...?", fragte Nikolai ungläubig.
"Ihr sollt neugierig sein, ja", lachte sie. "Ich mag neugierige Kinder. Ich mag neugierige Fragekinder."
Inzwischen hatte Lola den Frühstückstisch gedeckt. Wir würden am liebsten alle Nutellabrote essen, alle Tage, immer wieder. Aber Mama will, dass wir uns gesund ernähren. Wenn doch die Nutellaerfinder endlich alle Vitamine von Obst und Gemüse in Nutella zaubern könnten. Oder in Käse. Ich packte Brote und einen Apfel ein. Und heimlich stopfte ich noch eine Flasche Himbeersaft dazu. Das ist auch "Obst". Aber Mama würde bestimmt sagen, dass das ungesund sei. Aber lecker! Und da sind wir uns wieder einig, denn Mama trinkt genauso gern Himbeersaft wie ich.
Jetzt musste ich mich beeilen, sonst kam ich zu spät. Mist! Und das am ersten Tag! Da musste ich mir einen guten Platz besorgen. Wie die anderen wohl drauf waren, so nach den Sommerferien? Ich war ein bisschen nervös. Sogar ein bisschen Angst kribbelte in meinem Bauch. Bei Frau Rot durfte man niemals zu spät kommen. Die wurde zickig. Frau Rot war meine Klassenlehrerin in den ersten beiden Schuljahren. Sie war alt und redete immer von ihrem Ruhestand. Vielleicht war sie ja nun zu Hause. Hoffentlich! Ich schnappte meine Sachen und rannte los.
"Lilly, Blindhuhn! Du musst noch deine Schuhe zubinden!", schrie Lola, diese ewige Nörglerin und Besserwisserin.
Große Schwestern nerven bis zum Weltuntergang. Und kleine Brüder genauso! Und trotzdem freute ich mich, dass sie da waren. Mama wünschte mir auf der Treppe noch alles Gute, drückte mir einen dicken Kuss auf die Stirn. Der hielt bestimmt ein Jahr.
Wer ist das denn?
Natürlich war ich fast die Letzte, die in die Klasse stürmte. Nur Steffi Ahleburg war noch langsamer, die hatte ich auf der Treppe überholt. Aber Steffi ist immer ein bisschen langsamer.
"Ich habe die neue Lehrerin gesehen", rief Louis ganz laut, als ich ins Zimmer kam, "eine mit ganz vielen Sommersprossen und raspelkurzen Haaren! Hexenrot! Und mit Jeans und einem weiten Hängepullover."
"Wahrscheinlich hat Frau Rot uns 'ne Hexe besorgt, die uns alle in liebe kleine, nickende Kinderchen verwandelt."
"Spinn nicht rum!"
"Hatte die etwa auch die Nase gepierct?", rief jemand von hinten.
"Das ist keine Lehrerin", sagte Linda, "so eine ist keine Lehrerin. Wer weiß, wen du wieder gesehen hast ..."
"Aber ich habe sie auch gesehen!", rief Nikolai. "Die hat sogar eine Torte auf der ausgestreckten Hand balanciert." Als Nikolai es vorzumachen versuchte, stolperte er über Steffi, und wir alle lachten und kreischten. Steffi lag flach auf dem Boden und fand ihren neuen Anspitzer nicht wieder.
"Könnte es nicht sein," sagte Thor "dass es tatsächlich eine neue Lehrerin gibt." Thor ist immer schlau und wir ernannten ihn deshalb zu unserem Professor. "Wenn zwei Schüler sie gesehen haben, dann könnte es doch wahr sein ..."
Wir lachten noch mehr, denn Thor spricht wirklich wie ein Gelehrter, klug und feierlich und ruckelt dabei an seiner runden Brille. "Und die Rot wollte doch in Pension ..."
"Kann sein, Professor", antwortete Nikolai.
"Und dann hatte sie einen vollen Lederrucksack auf dem Rücken. Einen schwarzen. Der war rappelvoll", erzählte Louis. Er reckte dabei seinen Kopf hoch und strich sich über seine kurzen Stoppelhaare.
"Also ist sie doch eine Lehrerin!", sagte jetzt Steffi ganz stolz. Sie war froh, dass sie auch was wusste.
"Wieso denn? Und überhaupt, woher willst du das wissen", meinte Linda misstrauisch.
"Na, wenn die doch einen Rucksack dabeihatte. Alle kommen in die Schule mit einem Rucksack. Du hast ja auch einen. Und Lilly", antwortete Steffi langsam.
"Iiihhh, was hast du denn da? Blut, hier ist Blut ausgelaufen!", kreischte Linda und zeigte auf meinen Rucksack. "Hat dein Papa da 'ne Spritze reingetan? - Iiihhh!"
Da tropfte wirklich rotes Zeug heraus. "So ein Mist: Mein Himbeersaft ist ausgelaufen!", fluchte ich.
Jetzt bemerkten es alle, denn überall, wo ich langgelaufen war, sah man eine rote Spur. Kleine Himbeersafttröpfchen. Ganz langsam tropfte es aus meinem Rucksack heraus. Alle Bücher und Hefte waren verklebt!
Ich war wütend! Sicher hatte wieder einer meiner kleinen Brüder einen Schluck aus der Flasche genommen und den Deckel nicht fest zugedreht. Nun hatte ich die Sauerei. Überall klebte es und meine Hände waren auch ganz schmutzig! Und vorne neben dem Pult war eine Riesenkleberei auf dem Fußboden, fast wie Kaugummi! Iiiiih!
Louis kicherte schadenfroh und boxte Thor in die Seite, der knuffte zurück, und Nikolai fing auch noch an zu singen:
"Schlimme Klasse Rübelkraut,
Hexenhaare und einer haut.
'Ihr balgt euch noch mal alle tot',
schreit und seufzt Frau Rosenrot!"
Ich fing an zu heulen und zu stampfen und alle anderen lachten.
Linda meinte, es sei doch nicht so schlimm. Wenn das Frau Rot, unsere Lehrerin von der 1. und 2. Klasse gesehen hätte, die hätte mich für die nächsten Stunden verbannt.
"Ist eigentlich 'ne ganz gute Verteidigung gegen die Neue. Sollen wir nicht noch Barrikaden bauen?", schlug Louis vor.
"Lass den Blödsinn!", schrie Thor.
Aber Louis schob schon die Bänke vor die Tür, Nikolai stellte aus Quatsch Stühle obendrauf.
"Und jetzt stemmen wir uns alle gegen die Tür, damit keiner reinkommen kann."
"Aber wenn jemand dagegendrückt?", fragte Linda ängstlich.
"Dann schreien wir: Wir brauchen keine Lehrer. Die dritte Klasse streikt!"
Ich hielt mir die Ohren zu. Jetzt war Louis aber echt am Spinnen. Streiken? Der hatte ja wohl einen Vogel.
Da genau drückte einer gegen die Tür. Louis rief: "Wir brauchen keine Lehrer!"
Nikolai schrie: "Die Dritte streikt."
Wir anderen zitterten, grinsten, hatten Herzklopfen, lachten, warteten ...
Nichts passierte.
Aber dann - unglaublich: Es war ja Spätsommer und die Fenster standen offen. Unsere Klasse liegt im Erdgeschoss und die Fenster zeigten direkt ins Blumenbeet. Da erschien genau die mit den raspelkurzen Tomatenhaaren im Fenster, stellte ihre Torte auf die Fensterbank, schwang ihre Jeansbeine mit den schwarzen Stöckelschuhen nach innen, sprang über die Fensterbank, federte einmal nach und sagte wie selbstverständlich: "Da bin ich."
"Boa", sagte Thor und kratzte sich am Kopf.
"Boa, ey", murmelte Louis. Er war platt vor Staunen.
"Nee, nee wirklich", meinte Steffi.
"Ich glaube, ich spinne", sagte ich.
"Da bin ich", wiederholte sie, "hier spinnen wirklich welche. Boa, ey, Mann, ey." - Sie lachte: "Spinnen macht Spaß! Sollen wir 'ne Wette machen, wer's am besten kann? Boa, ey, Mensch, krass, ey."
Jetzt übertrieb sie aber wirklich. So darf echt kein Lehrer sprechen! So sprechen ja noch nicht mal die Obercoolen aus der Vierten.
"Wettest du mit mir?" Sie wandte sich an Louis.
Der wurde ketschuprot und stotterte etwas.
"Wir wetten um drei weiße Mäuse."
Woher wusste die das? Louis wurde noch röter. Louis war nämlich immer der Mäuseschock in der Klasse gewesen. Der züchtete japanische Tanzmäuse und hatte damit immer alle Lehrer geschockt.
"Wettest du? - Weißt du, Lehrer sind nämlich gar nicht so doof, wie du denkst. Wetten?"
"Ja klar!"
Louis schlug ein. Boa, wirklich. Das fing echt gut an! Wir waren gespannt wie Flitzebogen. Die war echt 'ne tolle Type.
"Lara Lustig", sagte sie ganz einfach, "Lara Lustig, Lehrerin." Sie sagte das so, als wenn das überhaupt nichts wäre. Als wäre das ganz selbstverständlich, dass sie heute hier wäre. War es ja auch, wenn sie wirklich unsere Lehrerin war.
Und Nikolai hatte Recht gehabt, die hatte tatsächlich eine Torte bei sich, trug knallenge Jeans mit Blumen bestickt, hatte an jeder Hand drei rot und zwei schwarz lackierte Nägel und tomatenrote Haare.
"Ey, Mann", sagte Louis und stand da mit offenem Mund.
Sie erklärte uns sofort, dass das ihr Geburtstagskuchen sei. Eine Schokoladentorte mit Schokoladenverzierungen und tausend bunten Liebesperlen. Aber zählen konnten wir die ganzen Kerzen so schnell nicht. Linda zählte 28, Louis 32. Auf jeden Fall war sie ganz schön alt.
"Ich wollte heute mit euch Geburtstag feiern", sagte sie, wuselte durch ihren Rotschopf und zog an ihrem Ohrring.
"Tri tra trullala, Geburtstagskind ist heute da ...", tönte es von hinten.
Die wollten sich lustig machen. Doch Lara Lustig hörte nicht hin.
"Hast du, ähm, ich meine: Haben Sie denn heute Geburtstag?" Louis war der Erste, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Er kratzte sich über seine Igelhaare und ging langsam nach vorne, die Torte angucken.
"So alt sind Sie schon?" Linda zeigte mit dem Finger auf die vielen Kerzen auf der Torte.
Lara Lustig nickte. Sie stellte die Torte ab und nahm ihren schweren Lehrerinnenrucksack vom Rücken. Hilfe!, sie klebte am Boden. "Ist das hier 'ne Kaugummiattacke?", lachte sie und hob langsam den Fuß. Hörte sich an wie ein Klettverschluss.
"Die schleimt sich ein", flüsterte Linda.
"Sei bloß still, das ist mein Himbeersaft!", antwortete ich ärgerlich.
Lara Lustig sah sich in der Klasse um. Louis kratzte sich immer noch die Strubbelhaare und starrte auf die Torte, Thor rieb die blauen Flecken auf seinem Arm und, ja, und aus meinem Rucksack tropfte immer noch der rote Saft.
"Das ist einfach 'ne Himbeersaftattacke", murmelte ich, "und ich wäre froh, wenn's Kaugummi wäre."
"Ich glaube, du hast da ein Problem", sagte Lara Lustig zu mir. "Kommst du alleine damit klar oder soll ich dir helfen?"
Natürlich kam ich alleine damit klar. Ich schnappte meine Sachen und ging zum Waschbecken. Wie praktisch, dass in unserem Zimmer eins war. Aber das würde dauern, bis ich das alles herausgewaschen hatte!
"Was haben Sie da alles drin?", fragte Louis neugierig und zeigte auf ihren dicken Rucksack.
"Alles, was ich nicht im Kopf habe, trage ich in Lexika und Büchern auf dem Rücken herum, damit ihr immer neugierig alles nachschauen und fragen könnt", lachte sie.
"Wir, ähm, neugierig ...?", fragte Nikolai ungläubig.
"Ihr sollt neugierig sein, ja", lachte sie. "Ich mag neugierige Kinder. Ich mag neugierige Fragekinder."
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Inhaltsverzeichnis zu „Lara Lustig und der große Klassenzauber “
Inhalt- Die Ferien sind vorbei!
- Wer ist das denn?
- Lara Lustig - unsere neue Lehrerin
- Das sind wir!
- Der Lara-Lustig-Härtetest
- Wie Lons zu uns kam
- Wer Fehler macht, der ist gerissen, denn Fehler sind die Spur zum Wissen
- Wir sind doch keine Babys mehr!
- Was sind Chefsachen?
- Ich bin "Regenchef"
- Die Wette mit den Mäusen
- Wer war eigentlich Sankt Martin?
- Lara Lustig wird kontrolliert
- Unser Klassenfest
Autoren-Porträt von Elisabeth Zöller
Elisabeth Zöller, geboren 1945 in Brilon, studierte Deutsch, Französisch, Kunstgeschichte und Pädagogik in Münster, München und Lausanne. Siebzehn Jahre lang war sie als Gymnasiallehrerin tätig, bevor sie sich 1987 ganz fürs Schreiben entschied. Neben Beiträgen für Zeitschriften und Anthologien hat sie einige Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Für ihr jahrelanges Engagement gegen Gewalt wurde sie 2007 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Elisabeth Zöller lebt mit ihrer Familie in Münster.
Bibliographische Angaben
- Autor: Elisabeth Zöller
- Altersempfehlung: 8 - 10 Jahre
- 2004, 125 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 16 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570127982
- ISBN-13: 9783570127988
Rezension zu „Lara Lustig und der große Klassenzauber “
"Elisabeth Zöller trifft mit ihrer forschen Sprache den richtigen Ton." (Die Welt)
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