Lebenskunst und Glück

"Die Frage nach dem rechten glücklichen Leben ist die einzige, die das Denken wirklich lohnt". Praktisch alle stimmen dieser Behauptung des Dichters R. Musil zu. Die Literatur führt über 2800 Titel mit dem Lockruf Glück. Was für ein Wort! Alle menschliche Sehnsucht drückt sich in diesen fünf Buchstaben aus. Dennoch weiß keiner genau, was Glück ist und wie man es erreicht. Die erste Welt hat alles zum Glück bis auf das Gefühl, wirklich glücklich zu sein. Es ist unverständlich, warum Lebenskunst (ich verwende es bedingt synonym für Glück) als vornehmste aller Künste vor dem Milleniumwechsel so selten war. Vor 13 Jahren veröffentlichte ich ein Büchlein, in dem ich die Literatur zum Thema Lebenskunst und Glück zusammenzufassen versuchte. Nun ist Zeit für eine Revision, da der Strom neuer Erkenntnisse nicht abebbt und sich Lebenskunst zum großen, globalen Trend als Top-Ziel moderner Gesellschaften mausert. Allmählich kommt es in der gesellschaftlichen Mitte an und erfasst sämtliche Schichten, nicht nur Akademiker und Privilegierte. In der Erwachsenenbildung boomt es. Früh sollte man etwas über das Glück lernen, damit man etwas davon hat, ehe es zu spät ist! Dass Glück allmählich auch in immer mehr Schulen unterrichtet wird, halte ich für ein epochal erstrangiges Phänomen. Lebenskunst erweist sich als sehr anspruchsvolle Kunst: Die Vielfalt der Perspektiven ist verwirrend. Je komplexer ein Thema, desto wichtiger werden Klarheit und Einfachheit. Dazu möge das vierblättrige Kleeblatt auf der Buch- oder Skript-Rückseite dienen, welches auch als Inhaltsverzeichnis fungiert. Nach 30 Jahren Synopsis ist aus dem Gewirr von Befunden ein handfestes Gebilde entstanden, dass zum Übersichtlichsten zählen dürfte, was es zum Glück gibt.