Liebe ist ein Kleid aus Feuer
Scharzfels im Harz, 946 nach Christus: Roswitha wächst auf der Burg des Grafen Raimund gemeinsam mit dessen Tochter Eila auf. Die beiden sind wie Feuer und Wasser. Trotzdem werden sie die besten Freundinnen. Doch dann zieht Eila in die Welt auf der Suche...
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Scharzfels im Harz, 946 nach Christus: Roswitha wächst auf der Burg des Grafen Raimund gemeinsam mit dessen Tochter Eila auf. Die beiden sind wie Feuer und Wasser. Trotzdem werden sie die besten Freundinnen. Doch dann zieht Eila in die Welt auf der Suche nach Liebe und Abenteuern.
Wird Roswitha die Freundin wiedersehen?
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Eila, die amazonengleiche Tochter des Ritters Raymund von Scharzfels, und Roswitha, die schon als Kind seltsame, in die Zukunft weisende Träume hat und später als die Dichterin Roswitha von Gandersheim in die Geschichte eingehen wird. Zwei ungewöhnliche Frauen und deren Schicksal in Zeiten der Eroberungskriege.Scharzfels im Harz 946 n. Chr.: An einem kalten Wintertag kommt Roswitha auf die Burg des Grafen Raimund aus Lothringen. Der waffenerprobte Kämpfer steht im Dienste des Königs Otto I. und sieht seine geliebte Tochter Eila immer nur auf der Durchreise. So wachsen die beiden Mädchen zusammen auf, halten einander fest, obwohl sie wie Feuer und Wasser sind. Roswitha hört Wolken und Bäume sprechen, hält stets Wachstafel und Griffel bereit, Eila hingegen ist am liebsten auf Falkenjagd. Und so wird ihre Freundschaft Jahre später auf eine harte Probe gestellt: Während Eila in die Welt hinauszieht, der italienischen Königin Adelheid zur Flucht verhilft und schließlich die wahre Liebe findet, sucht Roswitha Zuflucht hinter den schützenden Mauern von Stift Gandersheim. Das Schicksal reißt sie auseinander, ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen ...
Liebe ist ein Kleid aus Feuer von Brigitte Riebe
LESEPROBE
ERSTES BUCH
Der Wolf
JANUAR 946
BURG SCHARZFELS AM HARZRAND
Der Taubenschlag war Eilas Lieblingsplatz. So war es
gleich beim ersten Mal gewesen, alssie ihn als kleines
Mädchen an der Hand des Vatersbetrat, und daran hatte sich
im Lauf der Jahre nichts geändert.Das Gurren und das Flügelschlagen
der Vögel, sobald sie Eilas Stimme erkannten, die
Frechsten, die gleich losflogen, um sie zu begrüßen, während
die Schüchternen lieber hockenblieben und sich zu
putzen begannen, um die freudigeAufregung zu verbergen.
»Du musst ihre Sitzstangen ab und zudünn mit Anisöl
bestreichen, kleiner Habicht«, hatteer damals gesagt, ein
Tontöpfchen aus der Mauernische geholtund ihr gleich
gezeigt, wie sie es zu machen hatte.Sie liebte es, wenn der
erfahrene Falkner sie so nannte, inden seltenen Augenblicken,
da er ihr ganz allein gehörte. »Denndanach sind
sie verrückt. So kommen sie immerwieder zurück, gleichgültig,
wie weit sie sich fortgewagt haben.Das ist das Geheimnis
der Schlagtreue.«
Auch jetzt vollzog sich das gewohnteRitual; Laila und
Luis, ihre Favoriten, rieben nachein paar Augenblicken
bereits die Schnäbel an ihrer Wange,wogegen die kleine
Tarza mit ihrem verkrüppelten Bein ohneihren Gefährten
geduldig auf der Stange hin und hertrippelte, bis Eila zu
ihr trat, um sie zu streicheln. Siehatte die Ringeltaube mit
dem weißen Halsfleck verletzt imSchnee gefunden und
unter dem Brusttuch hinauf zur Burggetragen, wo sie
unter ihrer Obhut langsam wiedergesund wurde.
Doch der innere Friede, den siesonst stets gespürt hatte,
sobald sie bei ihren Tieren war,wollte sich heute nicht einstellen.
Vielleicht lag es an denabgeworfenen Daunen, die
überall herumschwebten. DieWintermauser war in vollem
Gange, und wenn die flauschigenFedern langsam zu
Boden segelten, sah es fast aus, alsfielen wieder dicke
Flocken und die kalten Monate hättengerade erst begonnen.
Außerdem stank es bestialisch. Eshatte Eila bislang
nie etwas ausgemacht, dass es imTaubenhaus streng roch,
heute allerdings war es kaumauszuhalten. Bis zum Weihnachtsfest
hatte der bucklige Oswin hierregelmäßig sauber
gemacht und den Kot anschließend alsDünger für sein
kleines Feld weggetragen. SeinNachfolger schien es damit
ebenso wenig genau zu nehmen wie mitallem anderen,
was man ihm auftrug. Es lohnte sichkaum, sich seinen
Namen einzuprägen, denn er würdenicht lange auf der
Burg bleiben,ebenso wenig wie seine Vorgänger es getan
hatten.
Eila versuchte, möglichst flach zuatmen, griff zur Schaufel
und begann mit der Arbeit. Aberselbst als sie zu schwitzen
anfing, konnte das die Stimme derMutter nicht aus
ihren Gedanken vertreiben.
Wenn sie sie wenigstens richtigausgeschimpft hätte!
Dagegen hätte Eilasich auflehnen können. Doch diese
unberechenbare Mischung ausÜberdruss und Ablehnung
machte sie einfach nur krank. Egal,was sie sagte oder tat,
sie konnte der Mutter ohnehin nichtsmehr recht machen.
Und es würde sogar noch schlimmerwerden, wie Eila aus
Erfahrung wusste, je weiter OdasSchwangerschaft fortschritt.
»Du musst jetzt besondersrücksichtsvoll sein«, verlangte
die alte Malin, Odas einzigeVertraute, die seit Wochen
kaum noch von ihrer Seite wich,unermüdlich bestrebt,
ihr einen ihrer Kräutersudeeinzuflößen, wogegen
die Schwangere sich nicht minderbeharrlich zur Wehr
setzte. »Ein Fuchs hat meinerKleinen ins Herz gebissen.
Bevor du geboren wurdest. Ich denke,du bist inzwischen
groß genug, um das zu verstehen.«
»Welcher Fuchs, Malin? Wovon redestdu?«
Als Antwort nur eine ungeduldigeGeste, dann fuhr die
Alte fort: »Seitdem blutet sie. Unddie Wunde kann sich
nicht schließen. Oda lebt in derSchwärze. In ständiger
Angst, ganz von ihr verschluckt zuwerden.« Malin begann
sich die Hände zu reiben, alsjuckten sie. Dabei hatte sie
Eila doch eingeschärft, dass man daraneinen Dieb erkennen
konnte. »Duhast anscheinend keine Ahnung, was ich
meine, Mädchen, was? Da muss es wohldoch noch einige
Male Dreikönig werden, bevor einewie du endlich begreifen
lernt!«
Was sollte dieses Geschwätz vonSchwärze und Blut,
das EilasGemüt verdunkelte wie ein Schwarm gieriger
Saatkrähen? Alles an der Mutter wardoch so hell und zugleich
unerreichbar, sogar jetzt, wo Odavergessen zu haben
schien, dass man einen Zuber mitheißem Wasser füllen
lassen konnte, um darin zu baden.Selbst in diesem Zustand
blieb sie voll kalter, rätselhafterSchönheit, das Haar,
die Haut, erst recht diewasserklaren Augen, die sich un-
versehens weit öffnen und durch einenhindurchschauen
konnten, als wäre man gar nichtvorhanden. Manchmal
hatte sie das Gefühl, die Mutter seiganz aus Schnee gemacht,
weißem, reinem Schnee, den man nichtberühren
durfte - es sei denn, man wollteerfrieren.
Eiskönigin, so nannte Eila sie im Geheimen und schämte
sich im gleichen Augenblick dafür,als hätte man sie bei etwas
Verbotenem ertappt. Vielleicht wärees einfacher gewesen,
hätten ihr Geschwister und damitVerbündete zur Seite
gestanden, aber sie war das einzigeKind geblieben, obwohl
Oda nach ihr noch viermal schwangergeworden war.
Ein schriller Schrei ließ siezusammenfahren.
Eila drehte sich um und lief hinaus,während die Tauben
erschrocken aufflatterten. Siemusste nicht zum Himmel
schauen, um zu wissen, was geradegeschah - und tat es
unwillkürlich doch. Ein Paarsichelförmiger Schwingen
dicht über ihrem Kopf, denen einzweites in kurzem Abstand
folgte. Flügelschlagen.Bellklingeln. Zwei schlanke
Vogelkörper, die sich schnell höherschraubten.
Die Falken waren zurück!
Eila rannte zum Wehrturm undverscheuchte die Hundemeute,
die sich kläffend an ihre Fersenheftete. Eines
Tages würde sich an seiner Stelleein stattlicher donjon aus
Stein über all die anderen Gebäudeerheben. Sie wusste,
dass der Vater seit langem davonträumte. Bis dahin blieb es
freilich ein Bergfried aus rohenHolzstämmen, auf den
man eine lächerliche Zinnenkronegemauert hatte, immerhin
hoch genug, um über das Land zuschauen.
Sie kletterte die engen Leitern nachoben, so schnell sie
nur konnte, und streifte dabeiFederspiel, Bell und Hauben,
die viel zu lang schon ungenützt ander Wand hingen.
Eila stieß die Falltür zur Plattformauf.
Sie war zu spät gekommen.
Auf dem Boden vor ihr Blut undFedern. Die Falken
hatten TarzasGefährten bereits gekröpft. Eilas Augen wurden
nass. Dann dachte sie an den Vaterund schluckte die
Tränen hinunter.
»Lieb deine Tauben, kleiner Habicht!«, hätte er jetzt
gesagt, mit jenem eigenartigenAusdruck, der ihr das Herz
jedes Mal aufs Neue zusammenzog,weil sie spürte, dass
diese Worte nicht ihr galten,sondern an jemand anderen
gerichtet waren. Oftmals hatte sieschon darüber nachgegrübelt,
wer das sein könnte, ohne zu einemErgebnis zu
gelangen.
Das Verlangen, bei ihm zu sein,machte ihr die Kehle
eng. Er war das Licht in ihremLeben, die wärmende
Sonne, die sie am Erfrierenhinderte. Aber was wusste sie
schon von ihm?
Dass er ein alter, grauer Wolf war,der eigentlich von
weit her aus dem Westen stammte.Früher hatte er manchmal
von dem großen grünen Fluss seineralten Heimat
erzählt und einem schmäleren, dersich wie ein blaues
Band durch die hügelige Landschaftgegraben hatte, von
Weinbergen, alten Städten, stolzenKlöstern und bunten,
volkreichen Märkten voller Dinge,die sie nicht einmal
dem Namen nach kannte. In letzterZeit jedoch hatte er
nichts mehr davon erwähnt.
Ein Wolf mit einer gebrochenen Naseund schiefen, abgenutzten
Zähnen. Mit einem wulstig verheiltenSchwerthieb,
der vor Jahren im Kampf seine linkeWange gespalten
hatte. Mit einer alten Pfeilnarbeauf dem Rücken, die
ihm bei jedem Wetterwechsel zuschaffen machte.
Ein Wolf, der einen so fest packenkonnte, dass man
Angst bekam, keine Luft mehr zu kriegen.
( )
© DianaVerlag
- Autor: Brigitte Riebe
- 650 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Geb. mit Su., Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453265203
- ISBN-13: 9783453265202
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