Liebe Sonne scheine

Kommissar Moritz ging hinunter an den See. Sie folgte ihm vorsichtig, darauf bedacht keine nassen Füße zu bekommen. Kopfschüttelnd blickte er auf ihre Füße: "Du hast ja schon wieder die Ackerpumps an. Ich denke du bist ein Camper und da hast du kein ordentliches Schuhwerk." Sie lachte und blickte über den See. Schade, dachte sie, dass er noch nicht zugefroren war. Dann hätte sie ihn mal lauschen lassen. Dann würde der See nämlich stöhnen. Man sagt, es seien die Seelen die Ertrunkenen, welche da stöhnen. Doch im Uferbereich war das Wasser bereits mehrfach gefroren und wieder aufgebrochen. Die Schilfhalme flüsterten leise im kalten Wind. An den Stellen wo sie aus dem Wasser ragten, hatten sie glitzernde Kragen aus Eis.Seit einer Woche war es verdammt kalt, die Nächte sternenklar und geradezu eisig.
Sie drehte sich zum Platz zurück. Es sah alles so friedlich aus. Die Kuschelkiefern, die sanft hügelige Landschaft. Einzelne Sonnenstrahlen lockten die Diamanten aus dem Schnee. War esnicht immer so? Vielleicht nicht immer, aber oft. Der friedliche Tatort, der geradezu liebliche Fundort. Liebliches, ländliches
Idyll. Friedlich, weil normal - die Gaststätte an der Ecke, die Wohnung des Nachbarn, ein Kindergarten und nun eben ein Campingplatz. Diese abgeschiedene Idylle gestört von Langfingern und nun schockiert durch den Fund von zwei Toten. Normal, friedlich und erschütternd. Für sie war es Alltag, ihr Job.
Doch wie ist es, wenn das Grauen in den Alltag einfällt, wenn es das Leben lähmt? Was wird mit dem Wohnwagen...

Beatrice Kietzmann lebt in Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie arbeitete über 20 Jahre lang begeistert als Bauingenieur. Dann brachte eine kleine Zecke ihr Leben völlig durcheinander. Nun schreibt sie als Therapie im Kampf gegen eine heimtückische Krankheit.