Liebesbrand
Roman. Ausgezeichnet mit dem Corine - Internationaler Buchpreis, Kategorie Belletristik 2008
Die Liebe in den Zeiten der kalten Rationalität - Feridun Zaimoglu beschwört die großen Gefühle.
Am Anfang ist es fast zu Ende: Das Leben von David, sowieso nicht in bester Verfassung, droht bei einem Busunglück zu...
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Produktinformationen zu „Liebesbrand “
Die Liebe in den Zeiten der kalten Rationalität - Feridun Zaimoglu beschwört die großen Gefühle.
Am Anfang ist es fast zu Ende: Das Leben von David, sowieso nicht in bester Verfassung, droht bei einem Busunglück zu verlöschen. Doch er wird gerettet und begegnet einer engelsgleichen Erscheinung. Eine junge schöne Frau übernimmt die Erstversorgung und verschwindet in einem Auto mit deutschem Kennzeichen. Fortan ist der Erzähler in Liebe entflammt und macht sich auf die Suche. Nach seinem Bestseller »Leyla« begibt sich Feridun Zaimoglu mit »Liebesbrand« hinein in die bundesrepublikanische Gegenwart. Seine Hauptfigur ist ein junger Aktienhändler, der rechtzeitig vor dem Börsenkrach aus dem Geschäft ausgestiegen ist; jetzt lebt er in Kiel und sehnt sich nach einer neuen Versuchung. Er kann zwar einen Familienzwist bei entfernten Verwandten im Ausland schlichten, es kostet ihn aber eine Menge Geld und fast das Leben. Mit zahlreichen Blessuren am Körper, dem Bild eines Ringes mit blauem Emaillekopf im Gedächtnis und einer Haarspange im Gepäck kehrt er nach Deutschland zurück. Dort begibt er sich auf die unermüdliche Suche nach der Frau seines Lebens, die ihn nach Nienburg an der Weser und weiter nach Prag und Wien führt. Unterwegs wird er geliebt und verstoßen, angegriffen und gehasst, erleuchtet und enttäuscht. Die Hoffnung aber, dass er sich nicht vergeblich sehnt, gibt er nicht auf. Feridun Zaimoglu gelingt es, eine Liebesgeschichte unserer Tage in der Tradition der deutschen Romantik zu erzählen. Der Suchende strebt nicht nach Perfektion, aber nach Erfüllung, sogar nach Erlösung und begegnet dabei immer neuen Anfechtungen und Herausforderungen. Gut, dass es den Freund und Helfer Gabriel gibt, der dem Erzähler beisteht und ihm beizeiten den Kopf zurechtrückt.
Klappentext zu „Liebesbrand “
Die Liebe in den Zeiten der kalten Rationalität - Feridun Zaimoglu beschwört die großen GefühleAm Anfang ist es fast zu Ende: Das Leben von David, sowieso nicht in bester Verfassung, droht bei einem Busunglück im Ausland zu verlöschen. Doch er wird gerettet und begegnet einer engelsgleichen Erscheinung. Eine junge schöne Frau übernimmt die Erstversorgung und verschwindet in einem Auto mit deutschem Kennzeichen. Fortan ist der Erzähler in Liebe entflammt und macht sich auf die Suche.Nach seinem Bestseller Leyla begibt sich Feridun Zaimoglu mit Liebesbrand hinein in die bundesrepublikanische Gegenwart. Seine Hauptfigur ist ein junger Aktienhändler, der rechtzeitig vor dem Börsenkrach aus dem Geschäft ausgestiegen ist; jetzt lebt er in Kiel und sehnt sich nach einer neuen Versuchung. Er kann zwar einen Familienzwist bei entfernten Verwandten im Ausland schlichten, es kostet ihn aber eine Menge Geld und fast das Leben. Mit zahlreichen Blessuren am Körper, dem Bild eines Ringes mit blauem Emaillekopf im Gedächtnis und einer Haarspange im Gepäck kehrt er nach Deutschland zurück. Dort begibt er sich auf die unermüdliche Suche nach der Frau seines Lebens, die ihn nach Nienburg an der Weser und weiter nach Prag und Wien führt. Unterwegs wird er geliebt und verstoßen, angegriffen und gehasst, erleuchtet und enttäuscht. Die Hoffnung aber, dass er sich nicht vergeblich sehnt, gibt er nicht auf.Feridun Zaimoglu gelingt es, eine Liebesgeschichte unserer Tage in der Tradition der deutschen Romantik zu erzählen. Der Suchende strebt nicht nach Perfektion, aber nach Erfüllung, sogar nach Erlösung - und begegnet dabei immer neuen Anfechtungen und Herausforderungen. Gut, dass es den Freund und Helfer Gabriel gibt, der dem Erzähler beisteht und ihm beizeiten den Kopf zurechtrückt. Mit Mut zum Pathos und feiner Ironie erzählt der Roman von einer großen Liebesbeschwörung - rasant, berührend und komisch.
Lese-Probe zu „Liebesbrand “
Liebesbrand von Feridun ZaimogluLESEPROBE
Es wurde dunkel, es wurde hell, dann aber starb ich. Ein Stoß – mehr brauchte es nicht, um mich zu töten. Ich wurde aus dem Schlaf gerissen, ich wurde aus dem Sitz geschleudert, ich sah, bevor ich auf dem Mittelgang aufschlug, wie der Bordmonitor barst und der Mann auf der anderen Fensterseite im Funkenregen erlosch, ja, auch er bezahlte mit seinem Leben, ich sah den Metallspieß, dem ich entgegenflog, nur für einen kleinen häßlichen Augenblick, dann hüllte mich die Finsternis ein, und ich lag zwischen den Sitzen, hörte wenige Sekunden vor meinem Tod einen Schrei, schloß die Augen. Und ich erinnerte mich: Wenn sich der Mensch für den dunklen Traum schminkt, verbleicht der Glanz.
Und ich erinnerte mich: Wenn man stirbt – kurz bevor der Faden reißt –, leiten die Nerven Millionen von Impulsen weiter, und vielleicht ist diese Impulsexplosion das Fegefeuer, die kleine Hölle vor dem Eintritt in das große Paradies. Ich war nicht darauf vorbereitet, ich hatte Angst.
Es ging ein kalter Windhauch über mein Gesicht, und ich drehte mich in die Seitenlage, um besser sterben zu können – wann habe ich die Augen geöffnet? Über einer zersplitterten Armlehne hing ein junger Mann, der Rasurbrand oder die Furcht hatte seine Wangen gerötet, er mahlte mit den Zähnen, nein, er sprach zu mir, jetzt, da sich unsere Köpfe berührten, mußte ich ihn doch verstehen, er rüttelte mich wach mit seiner freien Hand, und plötzlich brach der Lärm in meine Welt, der Lärm der Männer und Frauen im Nachtexpreßbus, ich sah die hinteren Sitze brennen, das Feuer ließ Glas, Metall und Holz knacken. Ich mußte mich aufgerichtet haben, der junge Mann hatte das Bewußtsein verloren, ich wollte ihn aus dem Sitz ziehen, doch ein Stoß warf
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mich zu Boden, ein Schatten stieg über mich hinweg, und ich spürte einen scharfen Schmerz in meiner Schulter. Wie kann ich hier sterben? dachte ich, das darf nicht sein, also erhob ich mich aufs neue, ich verlor beim Aufrichten das Gleichgewicht und schloß vor Angst die Augen, zwang mich, sie zu öffnen, und da prasselten Glassplitter auf mein Gesicht herunter, der Schatten schlug immer und immer wieder mit einem kleinen Hammer nach oben. Das konnte unmöglich sein, wieso bestand die Decke aus Glas, wieso zog es mich zur Seite, und als ich an mir heruntersah, entdeckte ich eine blutige Hand, der junge Mann zerrte an mir, ich umgriff seine Hüfte, er drehte sich aus seinem Sitz hoch. Schau nicht hoch! brüllte ich und wischte mir den Schweiß aus den Augen, wir waren in der Nähe der donnernden Hammerschläge, und das Licht des Feuers aus dem hinteren Busende verwandelte den Schatten in einen alten Mann, der sich durch das Loch in der Glasdecke zwängte, die Glaszacken schnitten ihm in die Hose, die rechte Sandale löste sich vom Fuß. Jetzt bist du dran! brüllte ich und ließ mich auf alle viere fallen, der junge Mann stieg auf meinen Rücken, und einige Sekunden später schaute er auf mich herunter, jetzt du! schrie er und streckte mir seine Hand entgegen, ich ergriff sie, ich zog mich hoch, ich schnitt mich, ich weinte drauflos.
Auf dem Dach des brennenden Busses machten wir unsichere Schritte, doch da riefen uns Männer zu, wir sollten uns fallen lassen, sie würden uns auffangen. Wo kamen sie nur her, diese fremden Männer, ich wurde vom Wrack weggeschleift, jemand schob mir ein zusammengeknülltes Hemd in den Nacken, und dann lag ich unter dem freien Himmel im Niemandsland, das war ein Platz, an den sich die blinden Hunde zum Sterben zurückzogen, so sagten es die Einheimischen, sie scharten sich zusammen auf dem kahlen Streifen Land neben der Leitplanke, in der Ferne aus dem Dunkel rasten laubnackte Bäume. Ich fror, ich hatte Schmerzen, ich fürchtete mich vor dem Dunkel, ich weinte leise.
Su! Su! rief jemand aus der Nähe, und ich öffnete wieder die Augen und sah in ein Gesicht, in das Gesicht einer Frau, in das Gesicht einer Ausländerin, sie sprach das türkische Wort für Wasser mit einem starken deutschen Akzent aus. Was wollen Sie von mir? sagte ich leise und dann etwas lauter: Ich habe Ihnen nichts getan, lassen Sie mich in Ruhe, bitte. Ich hielt sie für eine Plünderin, die den Unglücksort aufsuchte, um den Verletzten die Armbanduhren und Brieftaschen zu rauben, ich konnte mich gegen sie nicht zur Wehr setzen, sie mußte doch ein Einsehen haben. Sie aber wühlte nicht in meinen Hosentaschen, sie setzte vorsichtig die Öffnung einer Plastikflasche an meine Unterlippe, erst rann das Wasser an meinen Mundwinkeln herunter in den Nacken, dann trank ich es Schluck für Schluck, und während ich trank, heftete ich meinen Blick auf den silbernen Ring, den sie an ihrem langen rechten Zeigefinger trug: Auf dem Ringkopf lag ein hellblaues Emaillemedaillon, die Ringschultern zierten bunte Glassteine in gezahnten Fassungen.
Ich mußte in einen Sekundenschlaf gefallen sein, ich wurde von ihrem Rütteln wach, Beine mit Soldatenstiefeln zogen an mir vorbei, dann Beine mit Straßenschuhen, blaue Lichter gingen an und aus, ich sah flappende weiße Kittelschöße, und ein Arzt fragte mich, ob ich ihn hören und verstehen könne, ich wollte nicken, ich konnte nicht. Ja, sagte ich, wo ist die Frau, die mich Wasser trinken ließ? Hier, sagte sie, der Arzt kann Sie nicht verstehen, er spricht kein Deutsch. In meiner Jackentasche ist ein Tuch, sagte ich, können Sie mir den Schweiß vom Gesicht wischen?
Das ist kein Schweiß, das ist Blut, sagte sie und schlug sich auf den Mund, der Ring klackte gegen ihre Zähne, sie stieß einen kurzen Schmerzenslaut aus, ihr Lippenstift hatte auf ihren Schneidezahn abgefärbt. Sie tränkte das Taschentuch mit Wasser und wischte mir in sanften Strichen das Blut aus der Stirn, aus den Augenbrauen, von den Wangen, und während sie mich versorgte, musterte ich sie. Sie steckte in einem konservativen Kostüm, die Haarspange hatte sich gelöst und hing an einer blonden Strähne, sie kümmerte sich nicht darum, auch nicht um die im Brandqualm stehenden Schaulustigen, ich hob das Kinn, um besser sehen zu können, der Verkehr war auf der dreispurigen Autobahn zum Erliegen gekommen, auch auf der Gegenfahrbahn hielten die Fahrer an, stiegen aus ihren Wagen und rannten mit Handfeuerlöschern herbei.
Sie sind unterwegs zu einer Feier, sagte ich, Sie sind festlich angezogen. Und Sie delirieren im Fieber, sagte sie ungehalten, im Schein des rotierenden Blaulichts konnte ich erkennen, daß sie gegen ihre aufkommende Wut ankämpfte, sie blickte in Richtung von Menschen, die von einer Unruhe erfaßt wurden, ein spitzer Schrei ließ mich zusammenzucken, eine Tochter beweinte ihre Mutter, deren lebloser Körper auf einer Trage weggebracht wurde, und im Nu war die junge Frau von Frauen umgeben, sie strichen ihr übers Haar und sprachen ihr Trost zu, eine Schaulustige gab ihr seltsamerweise den Rat, sich in die Hinterbacke zu kneifen, sie würde schlagartig nüchtern werden.
Ihr Hemd ist völlig zerfetzt, sagte die Deutsche, Sie haben einige kleine Wunden, aber machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben es überlebt.
Wieso sind Sie hier? sagte ich, sind Sie auf der Durchreise?
So kann man es nennen, sagte sie und richtete sich wieder auf, ich muß jetzt weiter, und ohne ein Wort verließ sie mich, ich stützte mich auf, griff nach der Haarspange, die dann doch abgefallen war, ich sah ihr nach, sie hatte Erste Hilfe geleistet, ich hatte aus ihrer Wasserflasche getrunken, und was gab es für sie noch an dem Unfallort zu tun, die Toten waren tot und wurden geborgen, um die Verletzten kümmerten sich die Ärzte, ich sah ihr nach, bis sie an einem Kombiwagen stehenblieb, den sie auf dem Seitenstreifen abgestellt hatte, sie stieg kurzerhand ein, und bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand, konnte ich gerade noch die ersten Ziffern des Kennzeichens lesen – NI, ich sagte die Buchstaben laut auf, immer wieder, vielleicht hoffte ich, daß sie wie eine Zauberformel wirkten und das Dröhnen in meinen Ohren verklang.
© Verlag Kiepenheuer & Witsch
Auf dem Dach des brennenden Busses machten wir unsichere Schritte, doch da riefen uns Männer zu, wir sollten uns fallen lassen, sie würden uns auffangen. Wo kamen sie nur her, diese fremden Männer, ich wurde vom Wrack weggeschleift, jemand schob mir ein zusammengeknülltes Hemd in den Nacken, und dann lag ich unter dem freien Himmel im Niemandsland, das war ein Platz, an den sich die blinden Hunde zum Sterben zurückzogen, so sagten es die Einheimischen, sie scharten sich zusammen auf dem kahlen Streifen Land neben der Leitplanke, in der Ferne aus dem Dunkel rasten laubnackte Bäume. Ich fror, ich hatte Schmerzen, ich fürchtete mich vor dem Dunkel, ich weinte leise.
Su! Su! rief jemand aus der Nähe, und ich öffnete wieder die Augen und sah in ein Gesicht, in das Gesicht einer Frau, in das Gesicht einer Ausländerin, sie sprach das türkische Wort für Wasser mit einem starken deutschen Akzent aus. Was wollen Sie von mir? sagte ich leise und dann etwas lauter: Ich habe Ihnen nichts getan, lassen Sie mich in Ruhe, bitte. Ich hielt sie für eine Plünderin, die den Unglücksort aufsuchte, um den Verletzten die Armbanduhren und Brieftaschen zu rauben, ich konnte mich gegen sie nicht zur Wehr setzen, sie mußte doch ein Einsehen haben. Sie aber wühlte nicht in meinen Hosentaschen, sie setzte vorsichtig die Öffnung einer Plastikflasche an meine Unterlippe, erst rann das Wasser an meinen Mundwinkeln herunter in den Nacken, dann trank ich es Schluck für Schluck, und während ich trank, heftete ich meinen Blick auf den silbernen Ring, den sie an ihrem langen rechten Zeigefinger trug: Auf dem Ringkopf lag ein hellblaues Emaillemedaillon, die Ringschultern zierten bunte Glassteine in gezahnten Fassungen.
Ich mußte in einen Sekundenschlaf gefallen sein, ich wurde von ihrem Rütteln wach, Beine mit Soldatenstiefeln zogen an mir vorbei, dann Beine mit Straßenschuhen, blaue Lichter gingen an und aus, ich sah flappende weiße Kittelschöße, und ein Arzt fragte mich, ob ich ihn hören und verstehen könne, ich wollte nicken, ich konnte nicht. Ja, sagte ich, wo ist die Frau, die mich Wasser trinken ließ? Hier, sagte sie, der Arzt kann Sie nicht verstehen, er spricht kein Deutsch. In meiner Jackentasche ist ein Tuch, sagte ich, können Sie mir den Schweiß vom Gesicht wischen?
Das ist kein Schweiß, das ist Blut, sagte sie und schlug sich auf den Mund, der Ring klackte gegen ihre Zähne, sie stieß einen kurzen Schmerzenslaut aus, ihr Lippenstift hatte auf ihren Schneidezahn abgefärbt. Sie tränkte das Taschentuch mit Wasser und wischte mir in sanften Strichen das Blut aus der Stirn, aus den Augenbrauen, von den Wangen, und während sie mich versorgte, musterte ich sie. Sie steckte in einem konservativen Kostüm, die Haarspange hatte sich gelöst und hing an einer blonden Strähne, sie kümmerte sich nicht darum, auch nicht um die im Brandqualm stehenden Schaulustigen, ich hob das Kinn, um besser sehen zu können, der Verkehr war auf der dreispurigen Autobahn zum Erliegen gekommen, auch auf der Gegenfahrbahn hielten die Fahrer an, stiegen aus ihren Wagen und rannten mit Handfeuerlöschern herbei.
Sie sind unterwegs zu einer Feier, sagte ich, Sie sind festlich angezogen. Und Sie delirieren im Fieber, sagte sie ungehalten, im Schein des rotierenden Blaulichts konnte ich erkennen, daß sie gegen ihre aufkommende Wut ankämpfte, sie blickte in Richtung von Menschen, die von einer Unruhe erfaßt wurden, ein spitzer Schrei ließ mich zusammenzucken, eine Tochter beweinte ihre Mutter, deren lebloser Körper auf einer Trage weggebracht wurde, und im Nu war die junge Frau von Frauen umgeben, sie strichen ihr übers Haar und sprachen ihr Trost zu, eine Schaulustige gab ihr seltsamerweise den Rat, sich in die Hinterbacke zu kneifen, sie würde schlagartig nüchtern werden.
Ihr Hemd ist völlig zerfetzt, sagte die Deutsche, Sie haben einige kleine Wunden, aber machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben es überlebt.
Wieso sind Sie hier? sagte ich, sind Sie auf der Durchreise?
So kann man es nennen, sagte sie und richtete sich wieder auf, ich muß jetzt weiter, und ohne ein Wort verließ sie mich, ich stützte mich auf, griff nach der Haarspange, die dann doch abgefallen war, ich sah ihr nach, sie hatte Erste Hilfe geleistet, ich hatte aus ihrer Wasserflasche getrunken, und was gab es für sie noch an dem Unfallort zu tun, die Toten waren tot und wurden geborgen, um die Verletzten kümmerten sich die Ärzte, ich sah ihr nach, bis sie an einem Kombiwagen stehenblieb, den sie auf dem Seitenstreifen abgestellt hatte, sie stieg kurzerhand ein, und bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand, konnte ich gerade noch die ersten Ziffern des Kennzeichens lesen – NI, ich sagte die Buchstaben laut auf, immer wieder, vielleicht hoffte ich, daß sie wie eine Zauberformel wirkten und das Dröhnen in meinen Ohren verklang.
© Verlag Kiepenheuer & Witsch
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Autoren-Porträt von Feridun Zaimoglu
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit seinem sechsten Lebensmonat in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel und schreibt für Die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2005 den Adelbert-von Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Zahlreiche weitere Preise folgten, u.a. der Grimmelshausen-Preis (2007), der Corine-Preis (2008), der Jakob-Wassermann Literaturpreis (2010) sowie der Preis der Literaturhäuser (2012). 2016 erhielt er den Berliner Literaturpreis sowie die Ehrenprofessur des Landes Schleswig-Holstein. Nach »Leyla«, »Liebesbrand«, »Siebentürmeviertel« und »Evangelio« erschien zuletzt sein Roman »Die Geschichte der Frau« (nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019).
Bibliographische Angaben
- Autor: Feridun Zaimoglu
- 2008, 7. Aufl., 384 Seiten, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462039695
- ISBN-13: 9783462039696
- Erscheinungsdatum: 22.02.2008
Rezension zu „Liebesbrand “
»Wenn man nicht längst gewusst hätte, dass Feridun Zaimoglu zu den besten deutschen Schriftstellern zählt, mit diesem Roman wäre es bewiesen.« Ulrich Greiner Die Zeit
Pressezitat
»Wenn man nicht längst gewusst hätte, dass Feridun Zaimoglu zu den besten deutschen Schriftstellern zählt, mit diesem Roman wäre es bewiesen.« Ulrich Greiner Die Zeit
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