Liebeszauber

Also, seien Sie ehrlich: Wie mutigsind Sie selbst als Roman­tiker? Hier ist schon mal eine kleine Checkliste,sozusagen die erste Aufgabe für den ambitionierten Liebeszauberer:

·         KennenSie die Lieblingsfilme Ihres Partners?

·         KönnenSie auf Anhieb sagen, welche CDs Ihr Partner zurzeit am liebsten hört?

·         KennenSie seine/ihre geheimsten Wünsche - materiell und immateriell?

·         WissenSie, was er/sie in Sachen Mode gerade unwiderstehlich sexy findet? Accessoires,Wäsche oder Modeschmuck gehören natürlich auch dazu!

·         FallenIhnen sofort kleine, feine Verstecke ein, in denen Sie Überraschungendeponieren können - die der Partner dann auch unter Garantie entdecken wird?

·         SindSie zutiefst glücklich, wenn sie ihre ewig kalten Füße an Ihnen wärmt - undzwar an einem Körperteil ihrer Wahl?

·         SchmelzenSie dahin, wenn Sie ihm/ihr zuliebe etwas tun, was Sie eigentlich gar nichtmögen - und das ohne das kleinste Nörgeln? Er geht mit ihr Rushhour-Shoppen.Sie geht mit ihm in den neuesten Action-Thriller ...

Und jetzt zählen Sie bitte, wieviele Fragen Sie mit »Ja« beant­worten konnten. Sie merken: Sie befinden sichgerade in einem knallharten Romantik-Test. Sollten Sie weniger als sechs Fragenpositiv beantworten können, dann würden wir Ihnen nahelegen,Ihre romantischen Fähigkeiten noch einmal zu überdenken ...

Denn Romantik ist zuallererst eineGeisteshaltung. Die krea­tivste Überraschung läuft ins Leere, wenn sie mitkühlem Kopf und leerem Herzen serviert wird. Wie Sie Ihre Verehrung für denPart­ner zeigen, wird ihn berühren, und nicht sosehr, was Sie tatsächlich tun.Deshalb funktionieren ja die kleinen Gesten so gut. Weil sie dem Partnerzeigen, wie wichtig er/sie für Sie ist. Er ist das Zen­trum Ihrer Gefühle.

Und deshalb sollten Sie niemalsLiebe mit Romantik verwech­seln! Romantik ist die Sprache, der Ausdruck derLiebe. Doch Liebe kann niemals mit Hilfe von Romantik entstehen. Auf ro­mantischemWege zeigen Sie dem Partner Ihre Liebe, Sie frischen sie auf, pflegen und polierensie, geben ihr Leuchtkraft, Wärme und pulsierendes Leben. Doch wo keine Liebeist, da ist auch kein tiefes romantisches Gefühl. Wo keine Liebe ist, dortfehlt der Zau­ber, dort wird die liebevolle Aufmerksamkeit keine Schmetterlingeim Bauch auslösen.

Romantik ist niemals Mittel zumZweck! Versuchen Sie nie, Ihre Partnerin mit romantischen Tricks für den Besucheines Fußballspiels bei Minusgraden in Gesellschaft von bierseligen Kumpels weichzukochen. Auf romantische Weise zeigen Sie IhreGefühle - absichtslos, ohne zu rechnen, ohne die heimliche Erwartung, derPartner möge doch bitte bald mit ähnlicher Münze zurückzahlen. Romantik willnichts, außer Freude zu schenken und das Glücks­gefühl, sich zu kennen, zulieben, gemeinsam zu leben. Und wenn ein Fußballspiel für sie nicht dazugehört- lassen Sie es!

Die logische Folge ist somit:Romantische Gesten zu erwarten und einzufordern wird immer zu einer herbenEnttäuschung füh­ren. Je stärker man die Romantik und auch die Liebe sucht,desto stärker werden sie sich entziehen. Denn je mehr Sie sich darauf konzentrieren,sie zu kriegen, desto weniger Raum haben Sie für das Geben. Umgekehrt wird einSchuh draus: Je weniger Sie beim anderen Romantik suchen - umsowahrscheinlicher werden Sie sie geben können ... und finden.

Und damit sind wir ihm schon einbisschen nähergekommen: dem wahren, dem wahrhaftigenRomantiker. Doch es braucht noch mehr ...

Ein echter Romantiker hat Humor.Weil er nichts haben, son­dern nur geben will, fehlt ihm die Verbissenheit desFeilschers auf dem Gefühls-Basar. Er möchte schenken - und dieses Schenken gestalteter so kreativ und heiter, wie er nur kann. Es fehlt ihm nichts! Seine Gefühlequellen über! Das wiederum ist der beste Nährboden für Humor. Verliebte Narrenklammern - Romanti­ker sind in ihrer Liebe frei.

Romantiker leben und lieben mitLeidenschaft, und sie kön­nen nicht trennen zwischen Leben und Liebe. Beidesempfinden sie als unendlich großes Geschenk. Als ihre wichtigste Aufgabe aufErden empfinden sie in erster Linie, dieses Geschenk zu feiern. Deshalb lassensie nicht zu, dass Leben oder Liebe in Rou­tine ersticken.

Romantiker entwickeln ihreromantische Ader immer weiter. Weil sie kein starres Ziel verfolgen, halten Siesich von Scheuklappen fern. Wer nichts als kreativ schenken möchte, der nimmtdie Aufgabe ernst - nicht sosehr aber sich selbst. Und so schwingt in jedemseiner romantischen Überraschungspläne immer ein Hauch Selbstironie - undhöchst konzentrierte Arbeit. Ein geglückter romantischer Coup ist keinKinderspiel - er ist ein Meisterstück!

Romantiker sind Künstler - und keineStrategen. Sie wissen genau: Romantik wächst nur auf dem Feld der Intuition - nüchternplanen lassen sich nur die liebenswerten Details, doch niemals die Grundidee.Romantik ist kein Leistungssport - es gibt keine Punktwertung, kein Ranking undkein Siegertreppchen.

Romantiker sind mit allen Sinnen imHier und Jetzt - und bei dem Menschen, dem ihr romantisches Trachten gilt.Deshalb ent­wickeln sie eine Fähigkeit, die dem Durchschnittseuropäer - und hiervor allem der männlichen Spezies - mehr und mehr verloren geht: Sie könnenzuhören. Und das sogar auf zwei verschiedenen Kanälen. Zum einen filtern siefeinsinnig verborgene Wünsche, geheime Sehnsüchte aus den Äußerungen desgeliebten Menschen heraus. Natürlich, um sie dann zu erfüllen. Ein Romantikernimmt sich außerdem die Zeit, zuzuhören. Ohne danach zu fragen, ob das, was erzu Ohren bekommt, von unmittelbarem Nutzen ist. Er ist einfach da und schenktAufmerksamkeit. Vielleicht be­herrscht er sogar die hohe Kunst des aktivenZuhörens: Er fragt behutsam nach.

Romantiker sind keine Märtyrer.Selbstaufgabe ist keine Ge­fühlsfarbe für sie. Sie schöpfen aus dem Vollen, unddas speist sich aus der Kraft der Liebe. Selbstaufopferung schafft Zwänge, schlech­tesGewissen und Abwehr beim Empfänger. Deshalb werden die Mittel, zu denen derRomantiker greift, immer im Verhältnis zu seiner eigenen Befindlichkeit, zuseinem Zeit- und Geldbudget stehen.

An diesem Punkt der Lektüre istIhnen wahrscheinlich klar geworden: Sie befinden sich zwar auf dem Weg zumVollblut-Ro­mantiker - doch Sie haben noch einige Schwächen. Deshalb soll­tenSie unbedingt die klassischen Fettnäpfchen vermeiden:

Zu spät ist manchmal voll daneben.Haben Sie ihren/seinen Geburtstag vergessen, dann kriechen Sie lieber imBüßergewand zu Kreuze, als dass sie verspätete Grüße mit einem über­dimensioniertenGeschenk romantiktauglich machen wollen.

Sich zu verspäten kann ebensoschlimm sein. Jedes Tete-á-Tetebekommt, schon bevor es überhaupt losgeht, einen heftigen Knacks, wenn SieIhren Partner im Regen stehen und warten lassen. Zeigen Sie Ihre Wertschätzung,indem Sie Ihren Ta­gesablauf so organisieren, dass er oder sie nicht wartenmuss. Es gibt kein Gen für Unpünktlichkeit.

Grundsätzlich gilt: Sie müssen IhrGedächtnis trainieren. Wenn ihr ständig seine Telefonnummer entfällt, wenn er ver­säumt,die kleine Erledigung für sie zu machen, wenn sie vergisst, seine verwaistenZimmerpflanzen zu gießen ... dann sollten Sie sich ernsthaft fragen, warumIhnen Ihr Partner so wenig wichtig ist. Denn für Ihre wahre Liebe würden Siesich sogar seine Steuernummer beim Finanzamt merken, um ihm das lästige Suchenzu ersparen.

Schließen Sie nicht von sich aufandere! Nur, weil SIE süchtig nach Schokolade sind, heißt das noch lange nicht,dass Ihre Angebetete das auch ist.

Erst hinfühlen, dann handeln! Wenner in der Endphase eines beruflichen Stressprojekts steckt, dann schocken Sieihn nicht mit der Wochenendeinladung in ein Romantik-Hotel.

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