Liebling, du verstehst mich schon . . ., Sonderausgabe
Roman
Man könnte Kaninchen züchten, Seidenkrawatten bemalen oder sich der Esoterik widmen, um der lähmenden Langeweile im Haushalt zu entfliehen. Oder man könnte jeden Tag die Möbel umstellen, eine Frittenbude eröffnen und acht...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Liebling, du verstehst mich schon . . ., Sonderausgabe “
Man könnte Kaninchen züchten, Seidenkrawatten bemalen oder sich der Esoterik widmen, um der lähmenden Langeweile im Haushalt zu entfliehen. Oder man könnte jeden Tag die Möbel umstellen, eine Frittenbude eröffnen und acht Kinder in die Welt setzten, um endlich ausgelastet zu sein. Aber Claudia, seit "hundert Jahren" Ehefrau, beschließt stattdessen, ein Buch zu schreiben. Schreiben, so glaubt sie, lässt sich sozusagen nebenbei erledigen, während vielleicht gerade die Waschmaschine läuft. Das Thema des Buches ist von Anfang an klar: von Victor soll es handeln, ihrem Ehemann, den sie nicht versteht und der sie ebenfalls nicht versteht - und davon, was durch dieses Nicht-Verstehen alles passieren kann. "Du hast es gut", sagt Victor missgelaunt, "du spielst an deiner Schreibmaschine herum, während ich mich kaputtschuften muss." Da weiß er aber noch nicht, dass Claudias Buch ein hoch erfolgreicher Ratgeber über das Eheleben werden wird. Wider Erwarten und zu Claudias größer Verwunderung macht das Buch sie nämlich auf Anhieb berühmt - und nach vielen langweiligen Ehejahren gelingt ihr schließlich der trickreiche Ausbruch aus dem "Ehegefängnis" ...
Klappentext zu „Liebling, du verstehst mich schon . . ., Sonderausgabe “
Man könnte Kaninchen züchten, Seidenkrawatten bemalen oder sich der Esoterik widmen, um der lähmenden Langeweile im Haushalt zu entfliehen. Oder man könnte jeden Tag die Möbel umstellen, eine Frittenbude eröffnen und acht Kinder in die Welt setzten, um endlich ausgelastet zu sein. Aber Claudia, seit "hundert Jahren" Ehefrau, beschließt stattdessen, ein Buch zu schreiben. Schreiben, so glaubt sie, lässt sich sozusagen nebenbei erledigen, während vielleicht gerade die Waschmaschine läuft. Das Thema des Buches ist von Anfang an klar: von Victor soll es handeln, ihrem Ehemann, den sie nicht versteht und der sie ebenfalls nicht versteht - und davon, was durch dieses Nicht-Verstehen alles passieren kann. "Du hast es gut", sagt Victor missgelaunt, "du spielst an deiner Schreibmaschine herum, während ich mich kaputtschuften muss." Da weiß er aber noch nicht, dass Claudias Buch ein hoch erfolgreicher Ratgeber über das Eheleben werden wird. Wider Erwarten und zu Claudias größer Verwunderung macht das Buch sie nämlich auf Anhieb berühmt - und nach vielen langweiligen Ehejahren gelingt ihr schließlich der trickreiche Ausbruch aus dem "Ehegefängnis" ...
Lese-Probe zu „Liebling, du verstehst mich schon . . ., Sonderausgabe “
"Warum das denn?" fragte Victor, als ich ihm mitteilte, daß ich beabsichtigte, ein Buch zu schreiben. "Du hast es gut, du spielst mit deiner Schreibmaschine herum, während andere sich kaputtschuften müssen!"Victor war mir all die Jahre ein guter und treusorgender Ehemann gewesen, und ich liebte ihn von Herzen (mit Schmerzen) und schätzte seine ruhige Zuverlässigkeit und die wirklich nette Geste, mit der er mir an jedem Hochzeitstag Rosen überreichte - wenn er mich nur nicht immer so entsetzlich aufgeregt hätte. Nehmen wir zum Beispiel einmal diese "Warum das denn"-Frage, die er parat hatte, wann immer mir etwas wirklich Ungewöhnliches einfiel, wie etwa vor Jahren, als ich unser Wohnzimmer mit Alufolie tapezieren wollte, oder damals, als ich darüber nachdachte, ob es nicht nett wäre, seine Mutter und/oder ein farbiges Kind zu adoptieren, oder einen Kurs über das Zusammenleben in der Ehe zu besuchen.
Aber anstatt mich voller Interesse und Bewunderung anzusehen, auf meine Genialität einzugehen und sich auf ein ernsthaftes Gespräch einzulassen, erstickte er jeden Anflug, unserem trostlosen Eheleben ein bißchen Auffrischung zu verleihen, mit seiner Lieblingsfrage sofort im Keime.
Ich könnte längst Züchterin von Nerzkaninchen sein oder Guru oder Präsidentin der Vereinigten Staaten, wenn er mich nur ein wenig angefeuert und nicht immer nur gelähmt hätte. Allein dieser Umstand reichte aus, schließlich die Scheidung einzureichen und ihm endlich einmal einen handfesten Grund dafür zu liefern, "Warum das denn?" zu fragen.
Er fragte: "Warum das denn?", als ich ihm mitteilte, daß wir ein Baby erwarten, daß Tante Hedwig im achtundneunzigsten Jahr gestorben war, daß die vor sechs Wochen großzügig ausgezahlten fünfzig Mark Haushaltsgeld verbraucht sind und Kathrinchen zu jener Sorte widerwärtiger Kinder gehört, deren Füße aus den Schuhen herauswachsen.
Er fragte: "Warum das denn?", als ich ihm an einem zärtlichen Abend mitteilte, das rapide Abnehmen meiner
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Liebesfähigkeit nähme bedrohliche Formen an, und daß Ehefrauen schweigsamer Männer dazu neigen, den Mann irgendwann als "Sache" anzusehen, was sich dahingehend äußert, daß sie zunächst damit beginnen, Selbstgespräche zu führen, und schließlich den im Sessel ruhenden Gatten versehentlich mit Möbelpolitur bearbeiten.
"Ich weiß nicht, ob es dich interessiert, aber ich bin kurz davor, mir das Leben zu nehmen", schrie ich eines Tages und wickelte mir das Ende einer Wäscheleine um den Hals.
Victor heftete seine Augen voller Interesse auf den Fernsehhelden, der gerade im Begriff war, eine hübsche Blondine mit der Bademantelschnur zu erdrosseln, und fragte: "Warum das denn?"
Ich sah ein, daß es sich nicht lohnte, so früh schon aus dem Leben zu scheiden und ein hübsches, blondgelocktes, zehnjähriges Töchterchen als Halbwaise zurückzulassen, und so wickelte ich die Wäscheleine ordentlich auf und legte sie in den Besenschrank. Noch an diesem Abend beschloß ich, ein Buch zu schreiben. Zwar erschien mir das Unterfangen weit zeitraubender zu sein, als die Möglichkeit, mich kurz und bündig am Fensterkreuz aufzuhängen, wenn man bedenkt, daß es mir in erster Linie darum ging, Victors Aufmerksamkeit zu erringen, aber dann dachte ich, es wäre vielleicht netter, schriftlich niederzulegen, "warum ich das getan hatte", falls mir doch irgendwann die Energie zum Weiterleben ausgehen sollte. Ich stellte mir vor, wie die trauernden Verwandten Victor die Nachricht meiner schrecklichen Tat überbringen, und Victor die Zeitung sinken läßt und "warum das denn?" fragt, und meine schauspielerisch begabte Mutter Soldi ihm schweigend die Antwort auf seine Frage überreicht. Eine gedruckte Antwort, in Leinen gebunden: "Darum!"
Und dann gab es auch noch andere handfeste Gründe, es mit dem Bücherschreiben zu versuchen. Die ersten zehn Jahre unserer Ehe hatten wir im großen und ganzen damit verbracht, umzuziehen. Wir waren von Dortmund nach Berlin, von Berlin nach Düsseldorf, von Düsseldorf nach Büderich und von Büderich nach Essen gezogen. Und im Moment bewohnten wir eine große romantische Dachwohnung im Ruhrtal, und Victor hatte gerade die Küche tapeziert und mich dann feindselig angesehen: "Ich ziehe nie wieder um", sagte er, "daß du das weißt. Ich weigere mich, auch nur daran zu denken, ich sperre mich, mein Inneres empört sich bei der bloßen Vorstellung, ich will auch nie wieder den Möbelpacker und den Heimwerker spielen, einerlei wie groß und schön die Wohnung auch immer sein mag, die du in der nächsten Woche finden wirst. Es ist auch immer verdammt teuer! Verdammt teuer!" wiederholte er schweratmend.
Ich hielt liebevoll die Leiter, auf der Victor stand, um die Deckenleuchte anzumontieren. Die Deckenleuchte bestand vorwiegend aus einem antiken Milchtopf, den ich auf dem Flohmarkt gekauft und geschickt umfunktioniert hatte, und anstatt sich über den niemals zu erschöpfenden Einfallsreichtum seiner Frau zu freuen, hatte Victor grämlich bemerkt, wohin denn eigentlich die ganzen anderen Küchenlampen aus den ganzen anderen Wohnungen gekommen wären. "Sicher weggeschmissen!" hatte er mit Grabesstimme hinzugefügt. Ich sah an seinen Hosenbeinen hinauf, gab Zange, Muttern und die kleinen Schräubchen an ihn weiter und fragte mich im stillen, was ihn eigentlich dazu getrieben hatte, sich derartig aufzuregen und derartig lange zu reden. Wir wohnten zu diesem Zeitpunkt etwa zwei Wochen in der neuen Wohnung, und sie gefiel mir noch immer ausnehmend gut, und da sie aus vielen Räumen und vielen Ecken und Winkeln bestand und zwei große romantische Speicher dazu gehörten, war ich voll ausgelastet und sehr zufrieden, denn die Möbel ließen sich hier wunderbar hin- und herrücken und immer wieder anders arrangieren. Außerdem hatte ich genug Platz, meine Sammlung von etwa zweihundert Keramiktöpfen und Körben wirkungsvoll zu placieren und dreißig Strohblumensträuße an die Deckenbalken zu hängen. Die Wohnung hatte hübsche Fensterchen, die man täglich anders dekorieren konnte, und aus den Fenstern blickte man auf die Dächer kleiner Fachwerkhäuser. Unter unserem Hausgiebel nisteten zwei Schwalben und in der Pappel vor dem Küchenfenster wohnte eine Taube. Und den ganzen Tag über erfreute uns das melodische Läuten der kleinen Dorfkirche, die man vom Schlafzimmer aus sah. Nein, ich war sehr zufrieden mit der neuen Behausung und dachte gar nicht daran, schon wieder die 111 Bilder von den Wänden zu nehmen, die Keramiktöpfe zu verpacken, 1500 Bände Literatur in Kisten zu werfen und neue Gardinen zu nähen.
"Ich weiß nicht, ob es dich interessiert, aber ich bin kurz davor, mir das Leben zu nehmen", schrie ich eines Tages und wickelte mir das Ende einer Wäscheleine um den Hals.
Victor heftete seine Augen voller Interesse auf den Fernsehhelden, der gerade im Begriff war, eine hübsche Blondine mit der Bademantelschnur zu erdrosseln, und fragte: "Warum das denn?"
Ich sah ein, daß es sich nicht lohnte, so früh schon aus dem Leben zu scheiden und ein hübsches, blondgelocktes, zehnjähriges Töchterchen als Halbwaise zurückzulassen, und so wickelte ich die Wäscheleine ordentlich auf und legte sie in den Besenschrank. Noch an diesem Abend beschloß ich, ein Buch zu schreiben. Zwar erschien mir das Unterfangen weit zeitraubender zu sein, als die Möglichkeit, mich kurz und bündig am Fensterkreuz aufzuhängen, wenn man bedenkt, daß es mir in erster Linie darum ging, Victors Aufmerksamkeit zu erringen, aber dann dachte ich, es wäre vielleicht netter, schriftlich niederzulegen, "warum ich das getan hatte", falls mir doch irgendwann die Energie zum Weiterleben ausgehen sollte. Ich stellte mir vor, wie die trauernden Verwandten Victor die Nachricht meiner schrecklichen Tat überbringen, und Victor die Zeitung sinken läßt und "warum das denn?" fragt, und meine schauspielerisch begabte Mutter Soldi ihm schweigend die Antwort auf seine Frage überreicht. Eine gedruckte Antwort, in Leinen gebunden: "Darum!"
Und dann gab es auch noch andere handfeste Gründe, es mit dem Bücherschreiben zu versuchen. Die ersten zehn Jahre unserer Ehe hatten wir im großen und ganzen damit verbracht, umzuziehen. Wir waren von Dortmund nach Berlin, von Berlin nach Düsseldorf, von Düsseldorf nach Büderich und von Büderich nach Essen gezogen. Und im Moment bewohnten wir eine große romantische Dachwohnung im Ruhrtal, und Victor hatte gerade die Küche tapeziert und mich dann feindselig angesehen: "Ich ziehe nie wieder um", sagte er, "daß du das weißt. Ich weigere mich, auch nur daran zu denken, ich sperre mich, mein Inneres empört sich bei der bloßen Vorstellung, ich will auch nie wieder den Möbelpacker und den Heimwerker spielen, einerlei wie groß und schön die Wohnung auch immer sein mag, die du in der nächsten Woche finden wirst. Es ist auch immer verdammt teuer! Verdammt teuer!" wiederholte er schweratmend.
Ich hielt liebevoll die Leiter, auf der Victor stand, um die Deckenleuchte anzumontieren. Die Deckenleuchte bestand vorwiegend aus einem antiken Milchtopf, den ich auf dem Flohmarkt gekauft und geschickt umfunktioniert hatte, und anstatt sich über den niemals zu erschöpfenden Einfallsreichtum seiner Frau zu freuen, hatte Victor grämlich bemerkt, wohin denn eigentlich die ganzen anderen Küchenlampen aus den ganzen anderen Wohnungen gekommen wären. "Sicher weggeschmissen!" hatte er mit Grabesstimme hinzugefügt. Ich sah an seinen Hosenbeinen hinauf, gab Zange, Muttern und die kleinen Schräubchen an ihn weiter und fragte mich im stillen, was ihn eigentlich dazu getrieben hatte, sich derartig aufzuregen und derartig lange zu reden. Wir wohnten zu diesem Zeitpunkt etwa zwei Wochen in der neuen Wohnung, und sie gefiel mir noch immer ausnehmend gut, und da sie aus vielen Räumen und vielen Ecken und Winkeln bestand und zwei große romantische Speicher dazu gehörten, war ich voll ausgelastet und sehr zufrieden, denn die Möbel ließen sich hier wunderbar hin- und herrücken und immer wieder anders arrangieren. Außerdem hatte ich genug Platz, meine Sammlung von etwa zweihundert Keramiktöpfen und Körben wirkungsvoll zu placieren und dreißig Strohblumensträuße an die Deckenbalken zu hängen. Die Wohnung hatte hübsche Fensterchen, die man täglich anders dekorieren konnte, und aus den Fenstern blickte man auf die Dächer kleiner Fachwerkhäuser. Unter unserem Hausgiebel nisteten zwei Schwalben und in der Pappel vor dem Küchenfenster wohnte eine Taube. Und den ganzen Tag über erfreute uns das melodische Läuten der kleinen Dorfkirche, die man vom Schlafzimmer aus sah. Nein, ich war sehr zufrieden mit der neuen Behausung und dachte gar nicht daran, schon wieder die 111 Bilder von den Wänden zu nehmen, die Keramiktöpfe zu verpacken, 1500 Bände Literatur in Kisten zu werfen und neue Gardinen zu nähen.
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Autoren-Porträt von Claudia Keller
Claudia Keller, geboren 1944 in Schlesien, aufgewachsen im Ruhrgebiet und mittlerweile sesshaft im hessischen Frankfurt. 1977 erstes Romandebüt, seit Anfang der 80er Jahre folgten mehrere Romane und Kurzgeschichten. Ausgezeichnet mit dem 'Frankfurter Fabrikschreiberpreis', dem 'Aachener Literaturpreis' und dem 'Hafispreis'.
Bibliographische Angaben
- Autor: Claudia Keller
- 2009, 253 Seiten, Maße: 11,6 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 344237183X
- ISBN-13: 9783442371839
Rezension zu „Liebling, du verstehst mich schon . . ., Sonderausgabe “
"Nicht knatschig, freudlos und duster, sondern bissig und selbstironisch."
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