Ist die 13-jährige Lainey wirklich mit dem Sonnyboy durchgebrannt, den sie kurz zuvor in einem Chatroom kennengelernt hatte? FBI-Agent Robert Dees ermittelt - und ist bald sicher, dass sich hinter dem charmanten Chatter aus dem Netz ein...
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Ist die 13-jährige Lainey wirklich mit dem Sonnyboy durchgebrannt, den sie kurz zuvor in einem Chatroom kennengelernt hatte? FBI-Agent Robert Dees ermittelt - und ist bald sicher, dass sich hinter dem charmanten Chatter aus dem Netz ein Serienmörder verbirgt.
SPIEGEL Bestseller !
Die dreizehnjährige Lainey kann es kaum fassen: Der gutaussehende Zach, den sie beim Chatten kennengelernt hat, steht auf sie. Und er will sie treffen! Sie verabreden ein Date.
Als Lainey von der Schule nicht heimkehrt, zieht man einen Spezialisten zurate: FBI-Agent Bobby Dees. Alle Spuren führen ins Nichts. Bis ein Gemälde auftaucht. Es zeigt eine gefesselte junge Frau - und das, was ihr bevorsteht.
Die Zeit wird knapp. Und Bobby kommt ein furchtbarer Verdacht: Was, wenn der Mörder mehrere Opfer in seiner Gewalt hat? Mädchen, die keiner mehr vermisst?
PROLOG
Der kleine stämmige Mann im weißen Anzug, mit dunkelrotem Hemd und Lacklederslippern, lief auf der Bühne hin und her, das Mikrophon in der Hand, und beugte sich immer wieder vor, um wahllos einige der verschwitzten Hände zu berühren, die sich ihm in der Unity Tree of Everlasting Evangelical Life-Kirche zu Hunderten entgegenstreckten. Eine breite Strähne seines pomadigen grauen Haars fiel ihm über die Stirn und vor die Augen. Er strich sie zurück. Dank der brillanten Kamera war im feisten Gesicht des Fernsehpredigers jede feine Linie zu erkennen, jeder Schweißtropfen, der ihm über die geröteten Wangen und in die Speckfalten seines Nackens rann.
«Als Moses nun nach dem Sieg über die Midianiter vor die Israeliten trat», donnerte der Prediger, während er die Bühne von einem zum anderen Ende abschritt, «waren alle Fürsten bei ihm und auch der Priester Eleasar. Und was sieht Moses da? Was sieht er, das ihn so unglaublich erzürnt, wie uns die Bibel berichtet? Er sieht Frauen!» Die Menge, überwiegend Frauen, brach in laute Buhrufe aus.
Der Mann im abgewetzten Kippsessel vor seinem Fernseher nickte der Kirchengemeinde beifällig zu, während er das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte. Als hätte er das Video nicht schon hundertmal gesehen.
«Die Israeliten haben die Frauen gerettet!», dröhnte der Prediger weiter. «Und Moses - nun, er sagt: ‹Ihr habt die Frauen verschont? Warum? Warum, wenn sie es doch waren, die die Plage über das Volk Gottes gebracht haben!› Warum haben die Israeliten sie verschont?»
Eine Frau aus dem Publikum rief: «Weil es Männer waren!»
Der Prediger lachte. «Ja! Sie waren Männer. Und weil sie Männer waren, waren sie zu schwach für das Wesen der Frauen! Dafür, wie eine
Der Mann wischte sich die verschwitzten Handflächen an den Armlehnen ab und nickte enthusiastisch zu den Worten des Predigers.
«Sie waren schwach!», fuhr der Prediger fort. «Und so haben die schwachen Männer das Leben der verderbten Frauen verschont, die das Elend über ihren Stamm gebracht haben. Doch Moses ist nicht einfach erzürnt, o nein. Er sagt nicht bloß: ‹Das war dumm!›, und belässt es dabei. Nein. Moses weiß, was passieren wird, nun, da die verderbten Frauen gerettet worden sind.
Sie werden mit ihrem köstlichen Geruch und ihrer warmen Haut und ihren weichen Kurven ihre Eroberer bald betören. Das Böse hat viele Gesichter, Leute. Das Böse hat viele Gesichter.»
Der Prediger zeigte auf eine junge Frau im Publikum und rief sie aufs Podium. Sie war höchstens siebzehn oder achtzehn.
«Komm, mein Kind, komm herauf zu mir.» Von ihren Eltern und der klatschenden Menge ermutigt, kletterte das Mädchen schüchtern auf die Bühne. «Seht euch an, wie schön sie ist», rief der Prediger, während er um die schmächtige Gestalt herumlief, mit ausgebreiteten Armen wie ein Zirkusdompteur, der dem Publikum ein Tier vorführt. Er schnüffelte theatralisch und lächelte. «Sie riecht gut. Sie sieht gut aus. Es ist ihr nichts Böses anzumerken. Welcher Mann geriete da nicht in Versuchung?» Dann wandte er sich wieder an die Menge. «So wie die meisten von uns es jeden Tag tun müssen, muss Moses eine schwere Entscheidung treffen.
Eine schreckliche Entscheidung. Eine Entscheidung, die viele von euch anstößig finden, doch Moses - nun, Moses weiß, dass sie notwendig ist. Es ist eine schwere Wahl, aber notwendig.»
Gespannte Stille legte sich über die Menge. «Was sagt er zu den Israeliten?», fragte der Prediger seine Herde, indem er direkt ins Auge der Kamera sah und zu den Tausenden verlorenen Schafen vor den Bildschirmen im ganzen Land sprach, die an seinen Lippen hingen. «Was sagt er zu ihnen? Er sagt zu ihnen - genau so steht es in der Heiligen Schrift, Leute -, er sagt zu ihnen: ‹Nun tötet alle Knaben und ebenso alle Frauen, die bereits mit einem Mann verkehrt haben. Alle Mädchen aber und die Frauen, die noch nicht mit einem Mann verkehrt haben, lasset leben für euch selbst.› Was heißt das im Klartext, Leute? ‹Nur die Mädchen, die noch Jungfrau sind, dürfen leben›, sagt Moses. ‹Nur die Jungfrauen in eurem Volk dürfen leben. Nur die Jungfrauen, die rein in Wort und Tat sind, können gerettet werden.› Warum? Weil sie rein sind. Weil sie noch nicht verdorben sind.» Er sah das Mädchen auf der Bühne an und donnerte: «Sag uns, mein Kind, bist du Jungfrau? Bist du rein in Wort und Tat? Gott sieht dich! Denk daran! Wir sehen dich! Bist du rein in Wort und Tat?»
Das Mädchen nickte, Tränen rannen ihm über die Wangen.
Sie lächelte erst den Prediger, dann ihre Eltern im Publikum an.
«Ja», antwortete sie. «Ich bin rein.»
Die Menge brach in tosenden Applaus aus.
Wieder wischte sich der Mann die Handflächen an den Armlehnen ab. Der Prediger war wirklich charismatisch. Die Menge fraß ihm aus der Hand. Wäre die Jungfrau nicht so rein gewesen, es wäre dem Prediger bestimmt leichtgefallen, die Leute dazu zu bringen, das Mädchen zu steinigen, wenn er das gewollt hätte.
Sehr inspirierend.
Der Mann drückte auf die Rückspultaste, und während das Band im Videorekorder ratterte, faltete er den braunen Leinen beutel auf seinem Schoß auseinander. Mit den Fingern strich er über die weichen Pinselspitzen, dann entschied er sich für einen flachen Bürstenpinsel und das stumpfe Malmesser. Er nahm seine Palette vom Beistelltisch und begann langsam und sorgfältig, Farben auszuwählen. Der stechende Geruch der Ölfarben war berauschend. Das Video begann von vorn. Der Prediger betrat die Bühne und wurde von der Menge begrüßt wie ein Feldherr, der aus der Schlacht zurückkehrte. Wie ein Messias.
Während der Mann seinem jüngsten Werk den letzten Schliff gab, lauschte er ein letztes Mal der Predigt, denn die ungebremste Energie in den Worten des Geistlichen war für ihn so entspannend und stimulierend wie klassische Musik für den Chirurgen im Operationssaal.
So wie die meisten von uns es jeden Tag tun müssen, muss Moses eine schwere Entscheidung treffen. Eine schreckliche Entscheidung. Eine Entscheidung, die viele von euch anstößig finden, doch Moses - nun, Moses weiß, dass sie notwendig ist. Es ist eine schwere Wahl, aber notwendig. Was sagt er zu den Israeliten?
Als der Mann fertig war, wandte er sich von seinem Werk ab und stellte den Pinsel zum Einweichen in Terpentinersatz. Neben dem Fernseher stand sein Computer. Der Mann erhob sich aus dem Fernsehsessel und setzte sich auf den Drehstuhl am Schreibtisch. Seine Hände zitterten ein wenig, als er sich über die Bartstoppeln strich, und an seinen Fingern klebte noch feuchte Farbe.
Vor ihm auf dem Computerbildschirm saß das hübsche Mädchen auf einem rosa Bett in einem rosa Zimmer, umgeben von Postern von Filmstars und Vampiren, und telefonierte, während es versuchte, sich die Zehennägel zu lackieren.
Er sagt zu ihnen: «Nun tötet alle Knaben und ebenso alle Frauen, die bereits mit einem Mann verkehrt haben.»
Er leckte sich die Lippen und schluckte. Für den Bruchteil einer Sekunde empfand er Scham und fragte sich, warum er solche Gedanken hatte. Doch für ein schlechtes Gewissen war es zu spät. Weder seine Gedanken noch seine Taten waren rein. Seine Seele war längst verdammt. Alle Mädchen aber und die Frauen, die noch nicht mit einem Mann verkehrt haben, lasset leben für euch selbst.
Er tippte etwas in den Computer und klickte auf «Senden», dann sah er zu, wie das hübsche Mädchen vom Bett aufsprang und mit einem Lächeln im Gesicht zu dem Computer lief, der auf dem Schreibtisch stand.
Es war eine einfache Frage, aber sie wirkte.
Sie wirkte immer.
bist du online?
1
Lainey Emerson nagte an einem eingerissenen Acrylfingernagel, der noch auf ihrem Daumen klebte, und starrte auf den Computer. Mit der freien Hand auf der Maus lenkte sie den Pfeil über den Bildschirm. Ihre Handflächen waren klitschnass, und ihr Herz pochte so laut und so schnell, dass sie dachte, ihr Brustkorb würde platzen. Tausende von Schmetterlingen, gefangen in ihrer Magengrube, flatterten hektisch, als sich der Pfeil dem Feld «Senden» näherte. Sie musste es nur anklicken. Das Feld anklicken und ihre dumme kleine, aus zwei Sätzen bestehende Nachricht abschicken, für die sie buchstäblich - sie sah auf die Uhr in der unteren Bildschirmecke und zog eine Grimasse - Stunden gebraucht hatte. Trotzdem zögerte sie noch und rollte die Maus mit schwitzigen Fingern hin und her.
Stelle nie eine Auskunft über dich oder ein Bild von dir ins Internet, das du nicht auf dem Titelblatt des Miami Herald sehen wollen würdest, Elaine.
Lainey hörte die unheilvollen Worte so klar und deutlich, dass sie beinahe den Zigarettengestank im Atem ihrer Mutter riechen konnte. Sie stieß sich vom Schreibtisch ab, versuchte, die unangenehme elterliche Warnung von wegen «Mach nicht die gleichen Fehler wie wir» abzuschütteln, und sah sich in ihrem fast dunklen Zimmer um. Die Gesichter auf den Dutzenden von Filmplakaten, mit denen sie ihre Wände tapeziert hatte, lagen im Schatten. Von der Spätnachmittagssonne, die eben in den Everglades versank, waren nichts als ein paar blassorange Strahlen übrig.
18:12 Uhr? War es wirklich schon so spät? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie still es war. Der Lärm und das Gegröle des Rollhockeyspiels war verstummt, das den ganzen Nachmittag auf der Straße stattgefunden hatte - Spieler und Fans waren längst zu Hause, wo Abendessen und Hausaufgaben auf sie warteten. Zwei Dinge, mit denen Lainey noch nicht mal angefangen hatte. Und Bradley? Von ihrem kleinen Bruder hatte sie schon eine Weile nichts gehört. Eine ziemlich lange Weile, eigentlich. Sie biss sich auf die Innenseite der Lippe. Normalerweise wäre sie froh gewesen, aber nicht jetzt, wo ihre Mutter bald nach Hause kam ...
Die Haustür ging auf, und Lainey betete, es möge nicht ihre Mutter sein. Donnernd fiel die Tür wieder zu. Dreißig Sekunden später ratterte Gewehrfeuer aus dem Wohnzimmer. Brad spielte dieses blöde Videospiel, Grand Theft Auto, und knallte Polizisten ab, und zwar mit voller Lautstärke, nur um Lainey zu ärgern. Wut verdrängte ihre Erleichterung, und sie bereute, ein Gebet auf das Wohlergehen ihres nervtötenden Bruders verschwendet zu haben. Immerhin, er war zu Hause, sie hatte ihn nicht verloren.
Sie drehte ihre Good-Charlotte-CD auf, um das Geschrei und Geknalle zu übertönen, und konzentrierte sich wieder auf den Computer. Wenn sie sich ständig ablenken ließ, würde es nie was werden.
Das Foto auf dem Bildschirm leuchtete ins dunkle Zimmer und wartete ungeduldig darauf, hinaus in den Cyberspace geschossen zu werden. Ein hübsches Mädchen, das sie kaum wiedererkannte, mit glattem braunem Haar und dunkel geschminkten Augen lächelte ihr herausfordernd entgegen. Ein hübsches Mädchen, das ihr kein bisschen ähnlich sah, wie Lainey immer noch verlegen dachte. Die enge Jeans und das bauchfreie T-Shirt betonten ihre schmale und doch weibliche Figur. Die vollen, glänzenden Lip pen passten zu den glänzenden langen roten Fingernägeln. Ihre Hände stützte sie wie eine Kandidatin von America's Next Top Model selbstbewusst in die Hüften - eine Idee ihrer Freundin Molly. Normalerweise gefiel sich Lainey auf Fotos nicht, aber normalerweise sah sie auf Fotos auch nicht annähernd so aus wie auf diesem Foto. Normalerweise trug sie ihr langes, schwer zu bändigendes kastanienbraunes Haar als Pferdeschwanz oder mit einem Haarreif, und ihre langweiligen braunen Augen waren hinter einer Brille mit Drahtgestell versteckt. Normalerweise trug sie kein Make-up und keinen Schmuck, keine hochhackigen Schuhe und keine langen roten Fingernägel. Nicht etwa, weil sie nicht wollte, sondern weil sie nicht durfte.
Doch obwohl sie darauf älter aussah, als sie war - und irgendwie, na ja, sexy -, argumentierte Lainey im Stillen, war das Foto nicht sooo schlimm, dass sie es auf keinen Fall in der Zeitung sehen wollen würde. Auf MySpace gab es jede Menge Fotos, die viel, viel schlimmer waren. Sie war ja nicht nackt, und sie tat auch nichts Pornographisches oder so. Das Einzige, was man außer dem Bauch und dem falschen Bauchnabelring noch erkennen konnte, war der Umriss des ausgestopften pinken BHs unter dem knappen weißen T-Shirt, den sie ihrer Schwester Liza geklaut hatte, genau wie das T-Shirt. Vielleicht saß die Jeans ein bisschen zu tief, und das T-Shirt war ein bisschen zu eng, aber ...
Lainey schüttelte den leise nagenden Zweifel ab. Das Foto war gemacht. Die Regel war bereits übertreten. Und ehrlich gesagt, sie sah ziemlich heiß aus, wenn sie das mal so sagen durfte. Ihre eigentliche Sorge zu diesem Zeitpunkt war: Was würde Zach davon halten?
Zach. ElCapitan. Allein bei dem Gedanken an ihn bekam Lainey feuchte Hände. Sie betrachtete das Foto am Rahmen ihres Bildschirms. Blondes Haar, hellblaue Augen, ein süßes, cooles Lächeln und ein niedlicher Schatten von blonden Bartstoppeln im Gesicht. Und diese Muskeln ... wow! Die Muskeln zeichneten sich sogar durch das Hollister-T-Shirt ab. Niemand, den sie aus der siebten Klasse kannte, hatte auch nur den Ansatz von Muskeln oder Haaren am Körper. Seit sie ihn vor ein paar Wochen in einem Yahoo-Chatroom zum neuen Zombieland-Film kennengelernt hatte, hatte sie sich vorgestellt, wie Zach wohl aussah. Ein cooler, witziger Typ, der auf die gleichen Filme stand wie sie - sogar auf die richtig schlechten -, der die gleiche Musik hörte, die gleichen Fächer hasste, die gleichen Angeber doof fand wie sie und der mit seinen Eltern die gleichen Probleme hatte wie sie mit ihren. Sie konnte wohl unmöglich mehr erhoffen als einen Streber mit schlimmer Akne und noch schlimmerer Frisur, der nur in der Football-Mannschaft war, weil sein Onkel ihn reingehievt hatte. Aber dann hatte Zach ihr vergangenen Freitag endlich ein Foto geschickt, und ihr erster Gedanke war: «O mein Gott, dieser Typ könnte Model sein bei Abercrombie & Fitch!» Er sah phantastisch aus. Und noch toller war, dieser coole Kapitän der Football-Mannschaft sah nicht nur wahnsinnig gut aus - er schien auch sie zu mögen. Ihr war klar, dass sie ihm nicht einfach einen Schnappschuss von ihrem langweiligen Schulmädchen- Selbst zurückschicken konnte, erst recht nicht, weil dem Schulmädchen drei Jahre zu den sechzehn fehlten, die sie ihm vorgeschwindelt hatte. Ein kleines Detail, das aber einem Oberschüler, um den sich nächstes Jahr die Colleges reißen würden, bestimmt nicht egal war. Sie wusste, er wäre total abgeturnt und ihre Beziehung - oder wie immer man das nennen sollte, was zwischen ihnen lief - wäre vorbei, bevor sie auch nur auf das Antwort-Feld seiner Lass-uns-Freunde-bleiben-Mail klickte. Falls er sich die Mühe überhaupt machte.
Sie kaute das letzte Stück des Acrylnagels ab und spuckte es Richtung Papierkorb. Am Samstag hatten sie und Molly Stunden gebraucht, um ihr die Nägel für das «Foto-Shooting» anzukle ben, und ein paar kurze Sekunden im Schulsport heute Morgen hatten gereicht, um sie alle wieder zu zerstören. Dabei hatten sie so toll ausgesehen. Lang und spitz und oh, so rot. Mehr als die hohen Schuhe und das Make-up und Lizas Klamotten waren es die Fingernägel, die Lainey das Gefühl gaben, so ... aufregend zu sein. So erwachsen. Sie fühlte sich toll, wenn sie mit den Nägeln gegen ein Glas klickte oder ungeduldig auf den Tisch trommelte. Sie hatte das ganze Wochenende gebraucht, um rauszukriegen, wie man ein Blatt Papier aufhob! Doch jetzt waren die Nägel, wie Cinderellas Ballkleid und die Kürbiskutsche, nichts als eine Erinnerung. Cinderella hatte wenigstens einen gläsernen Schuh als Andenken behalten dürfen. Lainey blieb nur ein Stück angeknabbertes Acryl.
Und das Foto, natürlich.
Sie starrte sich auf dem Bildschirm an. So. Wenn sie noch länger zögerte, würde sie es nie abschicken. Sie schloss die Augen, betete und drückte die Maustaste. Ein kleiner Brief sauste über den Monitor.
Deine Nachricht wird gesendet.
Im gleichen Moment surrte das Handy in ihrer hinteren Hosentasche, und Gwen Stefani röhrte The Sweet Escape. Molly. Langsam holte sie Luft. «Hallo, M.!»
«Hast du's abgeschickt?», fragte eine aufgeregte Stimme.
Lainey seufzte und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. «Endlich, ja.»
«Und?»
«Noch nichts gehört. Ich hab's eben erst geschickt, vor zwei Sekunden.»
Molly Brosnan war Laineys beste Freundin seit dem Kindergarten, und alle - Lehrer, Trainer, Freunde, Eltern - sagten, wenn sie einander nur ein kleines bisschen ähnlicher sähen, wären sie wie eineiige Zwillinge. So eng waren sie. Früher zumindest. Es war also kein Zufall, dass Molly genau in dem Moment anrief, als Lainey «Senden» geklickt hatte. So was passierte andauernd - Molly dachte, was Lainey dachte, und umgekehrt. Deswegen war dieses Jahr ja auch so besonders schlimm. Egal was ihre Mutter sagte, eine andere Schule bedeutete eben ein anderes Leben.
Lainey zupfte die Fussel von ihrem marsmännchengrünen Flokati-Kissen. «Ich bin so nervös, M.»
«Warum hast du so lange gebraucht?»
«Ich bin ein Angsthase.»
«Wenn er sich meldet, musst du mir sofort Bescheid sagen, Lainey.»
«Mach ich, klar. Was meinst du, wie er es findet?»
«Ich hab's dir doch gesagt. Du siehst echt heiß aus. Ganz im Ernst. Er wird total drauf abfahren.»
«Findest du nicht, ich sehe dick aus?»
«Bitte!»
«Albern?»
«Ich wünschte, ich würde so albern aussehen.»
Lainey setzte sich auf und starrte den Computer auf dem Schreibtisch an. «Ich dreh durch, wenn ich nicht bald von ihm höre, M.! Das Warten macht mich fertig.»
Plötzlich rüttelte jemand an ihrer Türklinke. «Lainey!»
«Hau ab, Brad! Ich meine es ernst», rief Lainey. «Geh weg von meiner Tür!»
«Du darfst die Tür nicht abschließen! Das hat Mom gesagt!»
«Dann renn doch zu ihr, du Petze! Wird dir viel bringen, weil sie nämlich NICHT DA ist! Und ich erzähl ihr dann, dass du den ganzen Tag das Videospiel gespielt hast, das du erst nach den Hausaufgaben spielen darfst!», schickte sie noch hinterher und ließ sich wieder aufs Bett fallen.
«War's das Balg?», fragte Molly. «Was macht der in deinem Zimmer?»
«Er ist nicht drinnen. Aber vor der Tür. Ich höre ihn durch den Spalt atmen. Ich wünschte, ich hätte Insektenspray.» Lainey kniff die Augen zusammen. «Manchmal hasse ich ihn, M. Ich schwör's.» Molly hatte auch einen kleinen Bruder, doch der war lieb. Meistens jedenfalls.
«Was hat er jetzt wieder gemacht?»
«Er ist an meine Bücher gegangen. Hat Schnurrbärte in meine Betty-und-Veronica-Comics gemalt. Sie sind total ruiniert. So ein Arschloch.»
«Hast du es deiner Mutter gesagt?»
«Träum weiter. Als würde das was bringen. Wahrscheinlich hat sie ihm meine Comics und den Filzstift gegeben, weil dem armen Baby langweilig war.» Sie öffnete den Nagellack und begann, sich die Zehennägel zu lackieren.
«Du musst es ihr sagen.» Molly schniefte. «Er darf nicht an deine Sachen gehen.»
«Sie ist nicht da. Arbeitet.»
«Und Todd?»
Todd war Laineys Stiefvater und ein völlig anderes Kapitel. Ihre Mutter behandelte Bradley wie ein Baby, aber Todd bevorzugte ihn eindeutig, was klar war, denn Brad war schließlich sein Kind, und Lainey war nicht sein Kind, und so war das Leben.
«Der ist auch noch nicht da, Gott sei Dank. Ich bin die Babysitterin. » Lainey warf einen finsteren Blick zur Tür. «Denk nicht, dass er auf mich hört.»
«Babysitterin? Oho. Das heißt, du bist im Moment die Verantwortliche.
Meine Mutter hat zu Sean gesagt, dass körperliche Strafe in Florida erlaubt ist, was bedeutet, sie kann ihm mit ihrer Haarbürste den Hintern versohlen, und du kannst Bradley mit deinem Gürtel eins überziehen.» Sie lachten beide.
Copyright © 2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
- Autor: Jilliane Hoffman
- 2011, 458 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Zeitz, Sophie
- Übersetzer: Sophie Zeitz
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499253887
- ISBN-13: 9783499253881
- Erscheinungsdatum: 01.10.2011
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38 von 60 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Diana E, 02.01.2015
Als eBook bewertetJilliane Hoffman – Der Mädchenfänger
Thriller
Die 13 jährige Lainey Emerson wohnt in schwierigen familiären Verhältnissen, als sie im Internet Zach begegnet. Als die beiden sich nach mehreren Chats und einem Foto später endlich treffen wollen, stellt sich heraus, das Zach nicht der freundliche gut aussehende sportliche Typ ist, den sie erwartet hat.
Bobby Dees, Special Agent für die Abteilung von vermissten Kindern übernimmt die Suche nach Laini. Im Gegensatz zu seinem Team ist er der Überzeugung das Lainey nicht einfach nur weggelaufen ist.
Als dann einem Reporter auch noch ein Gemälde geschickt wird, worauf tote Mädchen zu sehen sind, fangen die Ermittlungen im vollem Umfang an. Als sie die Leichen der Mädchen finden, sind sie genau so drapiert wie auf dem Gemälde.
Schließlich arbeiten der Reporter und Bobby Dees zusammen, um die Mädchen zu finden, auch wenn der Reporter seine Karriere vorantreibt, und immer wieder seinen Sender einschaltet.
Bobby Dees, verheiratet und selbst Vater einer verschwundenen Tochter, kommt schnell dahinter, das ein Mädchenfänger unterwegs ist, und er wird mit seiner größten Angst konfrontiert, dass der Mädchenfänger auch seine Tochter Katy hat.
Als Dees Team endlich eine Spur hat, und der Täter scheinbar gefunden, kommt doch alles anders und eine Verfolgungsjagd geht tödlich aus.
Jilliane Hoffman hat mit „Der Mächenfänger“ wieder einen hervorragenden Thriller geschrieben. Schon die vorangegangen Bücher „Morpheus“ und „Cupido“ haben mich in ihrem Bann geschlagen. Der Mädchenfänger ist interessant und temporeich geschrieben, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Die Charaktere konnte ich bildlich vor mir sehen, das Leid war zum greifen nah, die Spannung war kaum auszuhalten und die Stimmung war erdrückend. Eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Das Cover ist sehr ansprechend.
Ich persönlich finde auch gut, das die Autorin auf die aktuelle Gefahr der Internetkriminalität eingeht, und so zeigt, wie gefährlich es ist, wenn man sich im anonymen World wide web verstecken kann. Im Grunde sollte jedes Mädchen und auch jeder Junge wenn es alt genug ist, dieses Buch lesen, um sich ein Bild von der Gefahr zu machen.
Für mich erhält dieser Thriller die volle Punktzahl. -
5 Sterne
44 von 76 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Hans-Joachim S., 11.12.2011
Als Buch bewertetJilliane Hoffmann ist einfach nur Klasse. Ich habe Cupido, Morpheus und Vater Unser gelesen. Und jetzt Mädchenfänger. Hatte es in drei Tagen durch. Das sagt eigentlich schon alles. Sie wird von Buch zu Buch besser. Wenn man einmal an fängt kann man schlecht wieder aufhören. Ich freue mich schonauf das nächste Buch von Ihr!!!
-
5 Sterne
17 von 23 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Judith K., 09.01.2018
Als eBook bewertetSpannend und fliesend zu lesen. Die Gefahren von facebook und co. werden deutlich. Der Polizist ist nicht nur Ermittler. Seit einem Jahr versucht er mit seiner Frau das Verschwinden der gemeinsamen Tochter aufzuklären und zu verarbeiten.
-
4 Sterne
54 von 83 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
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