Meine Antwort auf Ihr Buch, Herr Sarrazin

Das Buch hat mich beeindruckt, wie mit einfachen und damit auch für jeden verständlichen Worten auf bestimmte Situationen von Migranten aufmerksam gemacht wird, die so nicht bekannt sind. Es regt zum Nachdenken an, wie sich das Leben dieser Personen entwickeln könnte, wenn die Anwendung der Gesetze andes erfolgen würde. Es zeigt aber auch, wir die Ansichten im alltäglichen Leben bereits in der Familie auseinander gehen und man fragt sich, wie eine Gesellschaft zu anderen Herangehensweisen, ohne Vorurteile, finden soll. Ich glaube, richtig ernst werden Migranten erst genommen, wenn man mit ihnen lebt.

Für die Autorin steht der Mensch im Vordergrund, also versucht sie Sarrazins Argumente, Zahlen und Fakten mit Menschlichkeit zu widerlegen, was ihr natürlich nicht gelingen kann. Allerdings sollte man ernsthaft darüber nachdenken, und dazu regt dieses Buch an, wie wir unseren ausländischen Mitbürgern begegnen. Die persönlichen Erlebnisse der Autorin in ihren Deutschkursen zeugen von einem tiefen Einblick in das Denken und Leben der Migranten.

Die Praktikerin Evelyn Kreißig ist es in ihrem Buch sehr gut gelungen, die drei Ebenen „Immigranten in Deutschland“, „Aktuelle Politik“ und „Eigene Familie“ erzählerisch zu verknüpfen. Die Idee, aus der „Provinz Erzgebirge“ bereits im Titel den Mann ganz direkt anzusprechen, der weit weg in der Hauptstadt des Landes ein so unsägliches Werk verfasst und recht gut vermarktet hat, ist originell und mutig zugleich. Evelyn Kreißig wendet sich mit Herz den Menschen und deren Angehörigen und Freunden zu, die sie eigentlich nur in Deutsch zu unterrichten hätte. Für Reza aus Afghanistan, Abdu aus Libyen oder Ken aus Thailand muss so eine Frau unter einer Glocke der Gleichgültigkeit wie ein Licht bringender Hoffnungsengel erscheinen. Und selbst dann, wenn nicht wenige meiner Landsleute solche Mitfühlende gern als „Gutmenschen“ diffamieren: Hätten wir doch ein paar mehr von solchen "Gutmenschen"!