Muntere Geschichten für müde Menschen
Drei Novellen. Nachw. v. Hans J. Balmes
Mrs. Lingard ist ein altmodischer Mensch: »Sie nimmt Freundschaften ernst.« Und so hilft sie unermüdlich ihren Freunden, Claud Roylands jedoch kann sie nicht vor seinem Liebesglück bewahren. Théodore erklimmt mühelos die Karriereleitern von Paris, London...
Leider schon ausverkauft
Buch (Gebunden)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Muntere Geschichten für müde Menschen “
Mrs. Lingard ist ein altmodischer Mensch: »Sie nimmt Freundschaften ernst.« Und so hilft sie unermüdlich ihren Freunden, Claud Roylands jedoch kann sie nicht vor seinem Liebesglück bewahren. Théodore erklimmt mühelos die Karriereleitern von Paris, London und New York. Sein Herz aus Eis schmilzt erst, als er in Anne Farleigh seine Schneekönigin findet. Mrs. Hapgood bekämpft ihren Ehekummer mit Wein und exzessiven Einkäufen. Auch die selbstauferlegte Ausbildung zum »leichten Mädchen« führt sie nicht ins Glück. Doch Rettung naht - wenngleich von unerwarteter Seite - aus der staubigen Tiefe des Bücherschranks.
Klappentext zu „Muntere Geschichten für müde Menschen “
Mrs. Lingard ist ein altmodischer Mensch: 'Sie nimmtFreundschaften ernst.' Und so hilft sie unermüdlich ihrenFreunden, Claud Roylands jedoch kann sie nicht vor seinemLiebesglück bewahren.Théodore erklimmt mühelos die Karriereleitern von Paris,London und New York. Sein Herz aus Eis schmilzt erst, alser in Anne Farleigh seine Schneekönigin findet.Mrs. Hapgood bekämpft ihren Ehekummer mit Wein undexzessiven Einkäufen. Auch die selbstauferlegte Ausbildungzum 'leichten Mädchen' führt sie nicht ins Glück. DochRettung naht - wenngleich von unerwarteter Seite - aus derstaubigen Tiefe des Bücherschranks.
Lese-Probe zu „Muntere Geschichten für müde Menschen “
Muntere Geschichten für müde Menschen von Martha Gellhorn LESEPROBE Eine vielversprechende Karriere
Andrew Lingard kam, um seiner Frau guten Morgen und auf Wiedersehen zu sagen; er war wie üblich auf dem Weg in den Lesesaal des Britischen Museums. Die Vormittage zu Hause am Connaught Square wurden durch das ständige Telefonklingeln unerträglich. Lotte Lingard hatte einen Beruf: Sie regelte Existenzen. Ihren Freunden und deren Freunden, Waisen und Wohnungslosen vermittelte sie, je nach Bedarf, Obdach, Ärzte, Verleger, Klempner, Bedienstete und Feriendomizile. Sie spendete, je nach Wunsch, Rat, Trost, Tadel und Aufmunterung. Dieser ehrenamtliche Einsatz erfolgte hauptsächlich am Telefon, und mochte Mrs. Lingard auch beteuern, dem ganz und gar nichts abgewinnen zu können, so stand es doch keine Minute still, und sie war außerstande, seinem Ruf zu widerstehen. Gerade sprach sie mit einem ihrer geplagten Schützlinge. Andrew Lingard nahm das Frühstückstablett vom Fußende des Bettes, schob den täglichen Berg von Zeitungen und Briefen beiseite, setzte sich und wartete.
»Höchst beunruhigend, das stimmt, aber nur keine Panik! Rufen Sie Dr. Hermann an, Wigmore 4067, er ist hervorragend. Ja, unbedingt. Ich rufe Sie später an, um zu hören, was er sagt. Ja. Ja.«
... mehr
In charakteristischer Manier legte Lotte auf, ohne sich zu verabschieden und ohne die Dankesbekundungen am andere Ende abzuwarten. Sie sagte: »Guten Morgen, mein Schatz. Ich habe Nachricht von Claud, eine schreckliche Enttäuschung. Er kommt nicht zu Weihnachten.«
Die Weihnachtsfeiern in ihrem Haus in Oxfordshire waren Lotte entsetzlich wichtig. Vielleicht, so vermutete Andrew, wollte sie, die keine Kinder hatte, zu diesem Kinderfest unbedingt eine Schar munterer, in die Jahre gekommener Waisen bemuttern. Claud Roylands gehörte nun schon gut zehn Jahre, wenn nicht länger, zu dieser Weihnachtsrunde.
»Das ist aber wirklich ein Traditionsbruch«, bemerkte Andrew Lingard mit mildem Erstaunen.
»Was soll ich bloß ohne ihn machen? Ich zähle auf Claud. Ohne ihn ist es kein richtiges Weihnachten.«
»Arme Lotte. Warum kommt er denn nicht? Du wirst schon Ersatz finden.«
»Und wo? Attraktive, ungebundene Männer laufen ja nicht reihenweise durch London. Er geht Skifahren.«
Claud, der unverzichtbare Junggeselle, gewieft bei Schreibspielen, zum Brüllen komisch bei Scharaden, klug, ja geistreich beim Portwein, aufmerksam gegenüber den verzückten Damen, Lottes Liebling. War es möglich, daß er Claud weniger mochte, weil Lotte ihn so sehr mochte? Unerheblich. In welch ausgefahrenen Gleisen bewegten sie sich doch, daß sie sich wegen Weihnachtsgästen grämten. Zu leicht, zu sicher, zu bequem: genau das Leben, das neunzig Komma noch was Prozent der Welt sich erträumten und nie führen würden.
»Was machen wir heute abend, Lotte?«
»Abendessen bei den Lowthers.«»Schön?«
»Das bezweifle ich, mein Schatz. Ach, Claud wird mir so fehlen.«
»Ich lasse mir jemanden einfallen. Ich durchkämme die Clubs. Jetzt muß ich schnell zu meinen sumerischen Königen.«
Er küßte seine Frau auf die Stirn, und das Telefon klingelte.
Claud Roylands versuchte sich auf dem Weg nach London, wo er gar nichts verloren hatte, einzureden, er fühle sich beschwingt, verwegen und glücklich. Kein Schulleiter, schon gar nicht der eines Internats wie Newhall, verließ mitten im Trimester seinen Posten, während das Gelände von dreizehn bis achtzehnjährigen Jungen wimmelte, die allesamt zu Brandstiftung, Selbstmord, Kinderlähmung oder sonstigem Ungemach neigen mochten. Die bezaubernde kleine Kate, in allen anderen Belangen so nachgiebig, wollte partout nicht einsehen, daß er nicht weniger Verantwortung trug als der Kapitän der Queen Elizabeth. Dieser mußte auch nicht unbedingt jede wache Minute auf der Brücke stehen, aber ganz gewiß war er verpflichtet, an Bord zu bleiben.
Claud hatte seinen Internatsleiter Richard Mitchell wissen lassen, er nehme sich den Abend frei, um Menuhin in der Festival Hall zu hören. Ein Konzert oder vielleicht eine Vernissage in der Tate gingen als Ausreden für einen freien Abend gerade noch durch. Bis er auf Lottes denkwürdiger Dinnerparty im September Kate kennenlernte, hatte er noch nie solche albernen Lügen aufgetischt. Nur eine Kriegserklärung und die allgemeine Mobilmachung dürften ihn während des Schuljahrs von den georgianischen Backsteinhäusern und dem gediegenen Gefängnisleben fernhalten, für das Newhall so berühmt war.
© Dörlemann Verlag
Übersetzung: Miriam Mandelkow
Die Weihnachtsfeiern in ihrem Haus in Oxfordshire waren Lotte entsetzlich wichtig. Vielleicht, so vermutete Andrew, wollte sie, die keine Kinder hatte, zu diesem Kinderfest unbedingt eine Schar munterer, in die Jahre gekommener Waisen bemuttern. Claud Roylands gehörte nun schon gut zehn Jahre, wenn nicht länger, zu dieser Weihnachtsrunde.
»Das ist aber wirklich ein Traditionsbruch«, bemerkte Andrew Lingard mit mildem Erstaunen.
»Was soll ich bloß ohne ihn machen? Ich zähle auf Claud. Ohne ihn ist es kein richtiges Weihnachten.«
»Arme Lotte. Warum kommt er denn nicht? Du wirst schon Ersatz finden.«
»Und wo? Attraktive, ungebundene Männer laufen ja nicht reihenweise durch London. Er geht Skifahren.«
Claud, der unverzichtbare Junggeselle, gewieft bei Schreibspielen, zum Brüllen komisch bei Scharaden, klug, ja geistreich beim Portwein, aufmerksam gegenüber den verzückten Damen, Lottes Liebling. War es möglich, daß er Claud weniger mochte, weil Lotte ihn so sehr mochte? Unerheblich. In welch ausgefahrenen Gleisen bewegten sie sich doch, daß sie sich wegen Weihnachtsgästen grämten. Zu leicht, zu sicher, zu bequem: genau das Leben, das neunzig Komma noch was Prozent der Welt sich erträumten und nie führen würden.
»Was machen wir heute abend, Lotte?«
»Abendessen bei den Lowthers.«»Schön?«
»Das bezweifle ich, mein Schatz. Ach, Claud wird mir so fehlen.«
»Ich lasse mir jemanden einfallen. Ich durchkämme die Clubs. Jetzt muß ich schnell zu meinen sumerischen Königen.«
Er küßte seine Frau auf die Stirn, und das Telefon klingelte.
Claud Roylands versuchte sich auf dem Weg nach London, wo er gar nichts verloren hatte, einzureden, er fühle sich beschwingt, verwegen und glücklich. Kein Schulleiter, schon gar nicht der eines Internats wie Newhall, verließ mitten im Trimester seinen Posten, während das Gelände von dreizehn bis achtzehnjährigen Jungen wimmelte, die allesamt zu Brandstiftung, Selbstmord, Kinderlähmung oder sonstigem Ungemach neigen mochten. Die bezaubernde kleine Kate, in allen anderen Belangen so nachgiebig, wollte partout nicht einsehen, daß er nicht weniger Verantwortung trug als der Kapitän der Queen Elizabeth. Dieser mußte auch nicht unbedingt jede wache Minute auf der Brücke stehen, aber ganz gewiß war er verpflichtet, an Bord zu bleiben.
Claud hatte seinen Internatsleiter Richard Mitchell wissen lassen, er nehme sich den Abend frei, um Menuhin in der Festival Hall zu hören. Ein Konzert oder vielleicht eine Vernissage in der Tate gingen als Ausreden für einen freien Abend gerade noch durch. Bis er auf Lottes denkwürdiger Dinnerparty im September Kate kennenlernte, hatte er noch nie solche albernen Lügen aufgetischt. Nur eine Kriegserklärung und die allgemeine Mobilmachung dürften ihn während des Schuljahrs von den georgianischen Backsteinhäusern und dem gediegenen Gefängnisleben fernhalten, für das Newhall so berühmt war.
© Dörlemann Verlag
Übersetzung: Miriam Mandelkow
... weniger
Autoren-Porträt von Martha Gellhorn
Martha Gellhorn wurde am 8. November 1908 in St. Louis geboren. Sie studierte in Bryn Mawr, ging 1930 nach Paris. 1937 folgte sie Ernest Hemingway in den Spanischen Bürgerkrieg. Bis zum Ende des Kalten Krieges war sie bei jedem wichtigen internationalen Konflikt an vorderster Front dabei, um als Kriegsreporterin darüber zu berichten. Martha Gellhorn starb auf eigenen Wunsch am 16. Februar 1998 im Alter von 90 Jahren in London.
Bibliographische Angaben
- Autor: Martha Gellhorn
- 2008, 3. Aufl., 260 Seiten, Maße: 12,6 x 19,5 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzer: Miriam Mandelkow
- Verlag: Dörlemann
- ISBN-10: 3908777445
- ISBN-13: 9783908777441
- Erscheinungsdatum: 25.02.2008
Kommentar zu "Muntere Geschichten für müde Menschen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Muntere Geschichten für müde Menschen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Muntere Geschichten für müde Menschen".
Kommentar verfassen