Mut zum Träumen - Kraft zum Kämpfen

"An dem Punkt, als mir alles so zuwider war und ich überhaut nicht mehr weiterleben wollte - ich stand auf dem Balkon meines kleinen Zimmers und starrte hinunter auf den grünen Sommerrasen und dachte, wenn da überhaupt noch ein konkreter Gedanke in mir war: "Lass dich doch einfach hinuntergleiten..." - an diesem Tiefpunkt geschah etwas Seltsames. Der Lektor der Verlags, an den die "Tüte voll Geschichten" gesendet worden war, hatte die Telefonnummer meiner Klinik erfragt, um mir mitzuteilen, dass er daran denke, ein Taschenbuch herauszugeben, das die besten Geschichten enthalten solle. Das Buch werde im Frühjahr erscheinen, mit einem hübschen Titelblatt versehen werden und mir auch ein geringes Honorar einbringen. Ich begriff nichts von dieser Rede. "Wie bitte?" Der Lektor wiederholte noch einmal alles, und immerhin verstand ich diesmal: "im Frühjahr...im Frühjahr...im Frühjahr" In jenem Moment interessierten mich weder Geld noch Erfolg. Das war mir alles so fern und fremd N ur der Termin..."Wann soll das erscheinen?", fragte ich. "Sagten Sie, im Frühjahr?" Jetzt war Sommer. Also, im Frühjahr ... Und man wolle die besten Geschichten heraussuchen, hatte er gesagt. Was wissen denn diese Leute, welches meine besten Geschichten sind! Da muss ich ihnen doch ein paar Tipps geben, dachte ich. Ich muss da noch ein bisschen mithelfen. Wie das Buch wohl aussehen wird? Was die wohl für eine Zeichnung vorne auf den Umschlag setzen? Wie sehen meine Geschichten wohl gedruckt aus? Und wer wird das Buch kaufen und lesen? In mir regte sich so etwas wie Hoffnung oder Erwartung. Ich möchte zu gerne wissen, wie das Buch aussehen wird. Ich muss bis zum Frühjahr durchhalten, damit ich das erlebe. Und Trotz kam auf, denn ich wollte zu gerne dabei sein, wenn die Auswahl der Geschichten getroffen würde. Ohne mich konnte das nur schief gehen. Und ich möchte selbst den Titel vorschlagen, damit das ein ganz munteres, spritziges Büchlein wird. So dachte ich. Und die trotzige Hoff nung in mir

Barbara Seuffert, Oberstudienrätin, Pfarrersfrau und Mutter von vier Kindern, wurde in Stettin geboren. Sie lebt in Portugal. Sie wurde einem großen Publikum durch ihre humorvollen Erzählungen aus dem Leben einer Pfarrersfrau bekannt. Seit ihrer Krebserkrankung arbeitet sie aktiv in der "Frauenselbsthilfe nach Krebs" mit und hält zahlreiche Seminare und Vorträge zum Thema Krebs.