Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg
Ein Porträt
Sie zählt zu den faszinierendsten Frauen im deutschen Widerstand. Und ist doch weitgehend unbekannt: die Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ihre jüngste Tochter zeichnet ein Porträt der stillen Heldin voller unbekannter Fakten.
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Buch (Gebunden)
Produktdetails
Produktinformationen zu „Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg “
Sie zählt zu den faszinierendsten Frauen im deutschen Widerstand. Und ist doch weitgehend unbekannt: die Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ihre jüngste Tochter zeichnet ein Porträt der stillen Heldin voller unbekannter Fakten.
Klappentext zu „Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg “
Sie ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren im deutschen Widerstand. Am 20. Juli 1944 verliert Nina Schenk, Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, alles, was sie liebt. Was war ihre wahre Rolle in der Geschichte?Es ist der 21. Juli 1944 als Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg ihren Kindern eröffnet, dass ihr Vater erschossen wurde. Zu dieser Zeit ist sie schwanger mit Konstanze von Schulthess. Jetzt hat die Tochter das Leben ihrer Mutter nachgezeichnet.
Lese-Probe zu „Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg “
Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg von Konstanze von Schulthess LESEPROBE Schließlich wurde eine Entscheidung getroffen. Die Waggons mit den vielen Verletzten wurde nach Potsdam umgeleitet, und so kamen die völlig entkräfteten Insassen zu den Barmherzigen Schwestern der Borromäerinnen in das St.-Josefs-Krankenhaus. Meine Mutter wurde sofort in die Entbindungsabteilung gebracht. Ihr Zustand war äußerst schlecht, sie litt noch immer unter der Gebärmutterentzündung und brauchte dringend Ruhe. Doch wenigstens war ihr Berlin erspart geblieben.
In Potsdam wurde sie gut behandelt. Der Chefarzt, Doktor Schrank, fand schnell heraus, wer sie war. Sein Freund, Dr. Leichsl, der mit der Familie Cramer-Klett verwandt war, hatte ihm einen Hinweis gegeben, außerdem kannte er Melitta von Stauffenberg.
Der Arzt versicherte ihr, dass er voll und ganz auf ihrer Seite sei. Und er versprach, sie könne so lange dort bleiben, wie sie wolle – da es in seinem Ermessen lag, uns beide als gesund und damit für transportfähig zu erklären. Welch ein Segen!
Doch während meine Mutter sich langsam erholte, wurde ich zunehmend ein Sorgenkind. Zunächst hatte ich Abszesse, die geschnitten werden mussten, dann bekam ich eine Wundrose und erkrankte schließlich, geschwächt wie ich war, an einer Bronchitis, die sich schnell zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung entwickelte.
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Antibiotika gab es nicht, andere Medikamente waren kaum noch zu beschaffen. Man konnte nur beten, dass ich überlebte. Mein Zustand wurde von Tag zu Tag immer besorgniserregender.
Mit einem Wort: Ich war ein richtiges kleines »Verreckerle«, wie man in Württemberg sagt. Als Frau meines katholischen Vaters und pragmatisch wie sie war, beschloss meine Mutter kurzerhand, mich notzutaufen. Was sie nicht wusste: Auch eine der Schwestern, die bemerkt hatte, wie schlecht es um mich stand, hatte mich bereits notgetauft. Das war heimlich geschehen, um meine Mutter nicht zu beunruhigen. Erst allmählich besserte sich mein Zustand wieder, und auch meine Mutter war nach einiger Zeit wieder so bei Kräften, dass sie von der Entbindungsstation in eine andere Abteilung des Krankenhauses verlegt werden konnte. Immer wieder erschien ihr Gestapomann und kontrollierte, ob die strikte Trennung von den anderen Patienten eingehalten wurde.
Ich kam mir vor wie bei Hänsel und Gretel, wo der Finger kontrolliert wurde, berichtete meine Mutter.
Ein Lichtblick in dieser Zeit war wiederum ihre Schwägerin Melitta, die sie nun öfter besuchen kam, unter dem Schutz eines Vorgesetzten, der ihr einige Freiheiten ließ: Litta hatte einen anständigen Gestapogönner, einen »weißen Raben«, der ihr sehr behilflich war.
Als sie nach dem Attentat als »kriegswichtig« freigelassen worden war, hatte sie sehr wagemutig eine Bedingung gestellt, nämlich ihren Mann Alexander einmal im Monat besuchen zu dürfen. Und sie hatte darum gebeten, die Betreuerin meiner Mutter und der Kinder sein zu dürfen.
Da Melitta in Berlin-Gatow stationiert war, nicht weit von Potsdam entfernt, radelte sie regelmäßig von Gatow nach Potsdam, um meine Mutter zu sehen. Schließlich gelang es ihr auch, den schwer herzkranken Clemens, den Sohn von Claus Stauffenbergs Onkel Berthold, im St.-Josefs-Hospital unterzubringen. Man hatte ihm zusammen mit seiner Frau Elisabeth Hafturlaub gegeben, so lange, bis er wieder gesund sein würde. Gleich nach seiner Ankunft im Krankenhaus nahm er Kontakt mit meiner Mutter auf. Überglücklich nahmen sie sich in den Arm, erzählten, wie es ihnen ergangen war.
Als der Gestapomann bei einem seiner Kontrollbesuche fragte, ob meine Mutter einen Clemens Stauffenberg kenne, rutschte ihr heraus: Aber der ist doch hier!
Woher sie das wisse, fragte der Bewacher streng. Meine Mutter behauptete, dass sie ihn zufällig im Luftschutzkeller des Krankenhauses getroffen habe. Doch damit gab sich ihr Bewacher nicht zufrieden. Er drohte ihr, verbot jeden Kontakt mit der Familie.
Doch so hart und unerbittlich sich die Gestapo auch gab, eine lückenlose Kontrolle war im Hospital unmöglich. Meine Mutter fand immer einen Weg, ihre Verwandten zu sehen – und wunderte sich selbst darüber:
Man hatte unter dem Eindruck gestanden, dass die Gestapo eine teuflisch perfekte Institution wäre. Aber nun schien sie mir schlicht schlecht. Zu glauben, dass sich die Familie nicht unter allen Umständen helfen würde ... !
Clemens’ Frau Elisabeth traf sie täglich. Immer wenn meine Mutter mich im Kinderwagen durch den Garten fuhr, pfiff sie unter Elisabeths Fenster, und die beiden Frauen gingen zusammen spazieren.
Die Sorge um ihre Kinder, dazu die Angst vor dem bevorstehenden Einmarsch der Russen, von dem jeder sprach, all das beunruhigte sie immer mehr. Glücklicherweise gab es im St.-JosefsHospital eine Nachtschwester, mit der sie sich angefreundet hatte, Muschi von Modlich, deren Mutter Schweizerin gewesen war.
Wenn alle schliefen, trafen sie sich heimlich im Schwesternzimmer. »Man soll nie zu bequem sein, sich’s bequem zu machen«, war die Devise der Schwester. Zwei Sessel wurden geholt, und dann plauderte und strickten die beiden Frauen die ganze Nacht. Wenn es Schmalz gab, buken sie sogar manchmal Schweizer »Fasnachtsküchli«.
So war ich am Morgen entsprechend müde und schlief viel, was nur angenehm für uns alle war. Denn in einem Krankenhaus gehört man ja ins Bett.
Auch wenn diese kleinen Fluchten sie aufmunterten, meine Mutter war immer noch eine Gefangene, die tagsüber unter der Aufsicht der Gestapo stand. Die einzige Verbindung zur Außenwelt blieb Melitta, die ihr Sojamehlplätzchen brachte, als Dauerproviant für den Fall, dass sie weiterreisen würde, außerdem gebratenes Fleisch von Kaninchen, die die Schwägerin selbst in Gatow gejagt hatte. Manchmal kam sie auch mit Kleidung vorbei, einem Mantel zum Beispiel, dann wieder hatte sie eine Hose und Schuhe für Onkel Berthold in ihrer Tasche. Trotz verschiedener, zum Teil eher zufälliger Kleidersendungen hatte ich im Grunde nur die Sachen, die ich in der Hutschachtel im Juli mitgenommen hatte.
Was meiner Mutter wirklich zu schaffen machte, war die Untätigkeit, die Ungewissheit, das Warten. Die Gerüchte mehrten sich, dass Deutschland kurz vor der Niederlage stehe und dass der Einmarsch der Russen und der Alliierten in Berlin nur noch eine Frage der Zeit sei.
Als man in Potsdam immer häufiger darüber sprach, dass es bald schon Panzeralarm geben würde und man stündlich den Einmarsch der Russen erwartete, beschloss meine Mutter, mich nun offiziell von einem Priester taufen zu lassen.
Die Taufzeremonie fand am 12. April 1945 in der Kapelle des Krankenhauses statt, als stellvertretender Pate fungierte der Chefarzt Dr. Schrank. So wurde ich insgesamt dreimal getauft, einmal von meiner Mutter, einmal von der Nonne und ein drittes Mal von einem Priester.
Mir war Munis Taufe wichtig, und so wurde sie getauft, offiziell als Konstanze Schank – inoffiziell ging der Taufschein mit ihrem richtigen Namen an das Bischofsamt Berlin, von wo ich später ihren korrekten Taufschein bekam.
Pendo Verlag
Mit einem Wort: Ich war ein richtiges kleines »Verreckerle«, wie man in Württemberg sagt. Als Frau meines katholischen Vaters und pragmatisch wie sie war, beschloss meine Mutter kurzerhand, mich notzutaufen. Was sie nicht wusste: Auch eine der Schwestern, die bemerkt hatte, wie schlecht es um mich stand, hatte mich bereits notgetauft. Das war heimlich geschehen, um meine Mutter nicht zu beunruhigen. Erst allmählich besserte sich mein Zustand wieder, und auch meine Mutter war nach einiger Zeit wieder so bei Kräften, dass sie von der Entbindungsstation in eine andere Abteilung des Krankenhauses verlegt werden konnte. Immer wieder erschien ihr Gestapomann und kontrollierte, ob die strikte Trennung von den anderen Patienten eingehalten wurde.
Ich kam mir vor wie bei Hänsel und Gretel, wo der Finger kontrolliert wurde, berichtete meine Mutter.
Ein Lichtblick in dieser Zeit war wiederum ihre Schwägerin Melitta, die sie nun öfter besuchen kam, unter dem Schutz eines Vorgesetzten, der ihr einige Freiheiten ließ: Litta hatte einen anständigen Gestapogönner, einen »weißen Raben«, der ihr sehr behilflich war.
Als sie nach dem Attentat als »kriegswichtig« freigelassen worden war, hatte sie sehr wagemutig eine Bedingung gestellt, nämlich ihren Mann Alexander einmal im Monat besuchen zu dürfen. Und sie hatte darum gebeten, die Betreuerin meiner Mutter und der Kinder sein zu dürfen.
Da Melitta in Berlin-Gatow stationiert war, nicht weit von Potsdam entfernt, radelte sie regelmäßig von Gatow nach Potsdam, um meine Mutter zu sehen. Schließlich gelang es ihr auch, den schwer herzkranken Clemens, den Sohn von Claus Stauffenbergs Onkel Berthold, im St.-Josefs-Hospital unterzubringen. Man hatte ihm zusammen mit seiner Frau Elisabeth Hafturlaub gegeben, so lange, bis er wieder gesund sein würde. Gleich nach seiner Ankunft im Krankenhaus nahm er Kontakt mit meiner Mutter auf. Überglücklich nahmen sie sich in den Arm, erzählten, wie es ihnen ergangen war.
Als der Gestapomann bei einem seiner Kontrollbesuche fragte, ob meine Mutter einen Clemens Stauffenberg kenne, rutschte ihr heraus: Aber der ist doch hier!
Woher sie das wisse, fragte der Bewacher streng. Meine Mutter behauptete, dass sie ihn zufällig im Luftschutzkeller des Krankenhauses getroffen habe. Doch damit gab sich ihr Bewacher nicht zufrieden. Er drohte ihr, verbot jeden Kontakt mit der Familie.
Doch so hart und unerbittlich sich die Gestapo auch gab, eine lückenlose Kontrolle war im Hospital unmöglich. Meine Mutter fand immer einen Weg, ihre Verwandten zu sehen – und wunderte sich selbst darüber:
Man hatte unter dem Eindruck gestanden, dass die Gestapo eine teuflisch perfekte Institution wäre. Aber nun schien sie mir schlicht schlecht. Zu glauben, dass sich die Familie nicht unter allen Umständen helfen würde ... !
Clemens’ Frau Elisabeth traf sie täglich. Immer wenn meine Mutter mich im Kinderwagen durch den Garten fuhr, pfiff sie unter Elisabeths Fenster, und die beiden Frauen gingen zusammen spazieren.
Die Sorge um ihre Kinder, dazu die Angst vor dem bevorstehenden Einmarsch der Russen, von dem jeder sprach, all das beunruhigte sie immer mehr. Glücklicherweise gab es im St.-JosefsHospital eine Nachtschwester, mit der sie sich angefreundet hatte, Muschi von Modlich, deren Mutter Schweizerin gewesen war.
Wenn alle schliefen, trafen sie sich heimlich im Schwesternzimmer. »Man soll nie zu bequem sein, sich’s bequem zu machen«, war die Devise der Schwester. Zwei Sessel wurden geholt, und dann plauderte und strickten die beiden Frauen die ganze Nacht. Wenn es Schmalz gab, buken sie sogar manchmal Schweizer »Fasnachtsküchli«.
So war ich am Morgen entsprechend müde und schlief viel, was nur angenehm für uns alle war. Denn in einem Krankenhaus gehört man ja ins Bett.
Auch wenn diese kleinen Fluchten sie aufmunterten, meine Mutter war immer noch eine Gefangene, die tagsüber unter der Aufsicht der Gestapo stand. Die einzige Verbindung zur Außenwelt blieb Melitta, die ihr Sojamehlplätzchen brachte, als Dauerproviant für den Fall, dass sie weiterreisen würde, außerdem gebratenes Fleisch von Kaninchen, die die Schwägerin selbst in Gatow gejagt hatte. Manchmal kam sie auch mit Kleidung vorbei, einem Mantel zum Beispiel, dann wieder hatte sie eine Hose und Schuhe für Onkel Berthold in ihrer Tasche. Trotz verschiedener, zum Teil eher zufälliger Kleidersendungen hatte ich im Grunde nur die Sachen, die ich in der Hutschachtel im Juli mitgenommen hatte.
Was meiner Mutter wirklich zu schaffen machte, war die Untätigkeit, die Ungewissheit, das Warten. Die Gerüchte mehrten sich, dass Deutschland kurz vor der Niederlage stehe und dass der Einmarsch der Russen und der Alliierten in Berlin nur noch eine Frage der Zeit sei.
Als man in Potsdam immer häufiger darüber sprach, dass es bald schon Panzeralarm geben würde und man stündlich den Einmarsch der Russen erwartete, beschloss meine Mutter, mich nun offiziell von einem Priester taufen zu lassen.
Die Taufzeremonie fand am 12. April 1945 in der Kapelle des Krankenhauses statt, als stellvertretender Pate fungierte der Chefarzt Dr. Schrank. So wurde ich insgesamt dreimal getauft, einmal von meiner Mutter, einmal von der Nonne und ein drittes Mal von einem Priester.
Mir war Munis Taufe wichtig, und so wurde sie getauft, offiziell als Konstanze Schank – inoffiziell ging der Taufschein mit ihrem richtigen Namen an das Bischofsamt Berlin, von wo ich später ihren korrekten Taufschein bekam.
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Autoren-Porträt von Konstanze von Schulthess
Konstanze von Schulthess, geboren 1945, ist die jüngste Tochter Nina Schenk Gräfin von Stauffenbergs, der Ehefrau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Konstanze von Schulthess kam in Gefangenschaft auf die Welt, denn ihre Mutter wurde nach dem Attentat am 20. Juli 1944 inhaftiert. Ihre Kindheit verbrachte Konstanze von Schulthess im Kreis ihrer Familie im Haus der Großmutter in Lautlingen und in Bamberg. Seit 1965 lebt sie in der Schweiz. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.
Bibliographische Angaben
- Autor: Konstanze von Schulthess
- 2008, 4. Aufl., 223 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, Maße: 14,2 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Pendo
- ISBN-10: 3858426520
- ISBN-13: 9783858426529
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