Nur wenn du mich liebst
Als sich Chris, Vicky, Barbara und Susan zum ersten Mal begegnen, schwören sich die vier jungen Frauen, für immer Freundinnen zu sein. Voller Zuversicht blicken sie auf ein Leben, das ihnen Glück und Zufriedenheit verspricht.
Doch ihre Träume werden...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Als sich Chris, Vicky, Barbara und Susan zum ersten Mal begegnen, schwören sich die vier jungen Frauen, für immer Freundinnen zu sein. Voller Zuversicht blicken sie auf ein Leben, das ihnen Glück und Zufriedenheit verspricht.
Doch ihre Träume werden schon bald von der Realität eingeholt.
Und dann geschieht das Unfassbare: Eine von ihnen wird brutal ermordet.
Vicky, die als Anwältin arbeitet, will nicht eher ruhen, bis der Schuldige gestellt ist, und stößt auf eine Spur, die ihre schrecklichsten Befürchtungen noch übertrifft.
Schon mit acht Jahren wollte die Kanadierin Joy Fielding Schriftstellerin werden - ein Ziel, das sie nie aus den Augen verlor. Ihr Ehrgiez und ihr Fleiß wurden belohnt. Mit ''Lauf, Jane, lauf'' gelang ihr der internationale Durchbruch. Joy Fielding lebt mir ihrer Familie in Toronto.
"Ein exzellenter und packender Roman von Joy Fielding - darauf haben ihre Leser gewartet!" -- Publishers Weekly
"Wenn Sie spannende Unterhaltung lieben, werden Sie diesen Roman nicht aus der Hand legen, bevor Sie die letzte Seite gelesen haben." -- Das Neue
Nur wenn du michliebst vonJoy Fielding
LESEPROBE
Chris lag mit geschlossenen Augen in ihrem Messingbett, von denZehen bis zum Kinn fest in das steife weiße Baumwolllaken gewickelt, die Armewie gefesselt starr an ihren Körper gepresst. Sie stellte sich vor, sie wäreeine ägyptische Mumie, die einbalsamiert in einer antiken Pyramide lag, währendHorden neugieriger Touristen in schmutzigen, ausgelatschten Sandalen über ihremKopf hin und her wanderten. Das würde zumindest meine Kopfschmerzen erklären,dachte sie und hätte beinahe gelacht, wenn da nicht das Pochen in ihrenSchläfen gewesen wäre, das wie ein Echo ihres dumpfen Herzschlags klang. Wannhatte sie sich zum letzten Mal so ängstlich und verloren gefühlt? Nein, Angstwar ein zu starkes Wort, verbesserte sich Chris sofort, ihre Gedankenzensierend, noch bevor sie ganz ausformuliert waren. Es war keine Angst, diesie lähmte, sondern ein vages, beunruhigendes Unbehagen, das wie einvergifteter Strom durch ihren Körper sickerte. Diese unbestimmte, vielleichtsogar undefinierbare Befindlichkeit war es, die sie die Augen fest geschlossenhalten und die Arme starr an ihren Körper drücken ließ, als wäre sie im Schlafgestorben. Spürten Tote dieses eindringende, alles durchdringende Gefühl desUnbehagens, fragte sie sich, bevor sie ihrer morbiden Gedanken überdrüssigwurde und die Geräusche des Morgens in ihren Kopf sickern ließ: Unten im Flursang ihre sechsjährige Tochter Montana, der dreijährige Wyatt spielte mit der Spielzeugeisenbahn,die er zu Weihnachten bekommen hatte; und direkt unter ihr in der Küche öffneteTony Schranktüren und schlug sie klappernd wieder zu. Nach einigen Minuten wardie lähmende Angst zu bloßem Unbehagen geschrumpft, das sich besser in den Griffbekommen und letztendlich leichter ganz abtun ließ. Noch ein paar Minuten, undChris konnte sich vielleicht einreden, dass das, was vergangene Nacht geschehenwar, in Wahrheit ein böser Traum gewesen war, Produkt ihrer überhitzten -überreizten, wie Tony vielleicht sagen würde - Phantasie. »It's a heartache!«,schmetterte Montana in ihrem Zimmer am Ende des Flurs. »Tsch-tsch-tsch-tsch,tsch-tsch-tsch-tsch«, zischte Wyatt, das Geräusch einer Eisenbahn imitierend,laut. Irgendwo unter ihr ging eine weitere Schranktür auf und klappernd wiederzu. Geschirr klirrte. »Nothing but aheartache!« Chrisschlug die Augen auf. Ich habe ein Geheimnis, dachte sie. Sie ließ ihren Blickdurch das kleine Schlafzimmer wandern, ohne den Kopf von dem riesigenDaunenkopfkissen zu heben. Durch die schweren, bernsteinfarbenen Vorhängefielen ein paar Sonnenstrahlen, die die hellblauen Wände gespenstisch blasserscheinen ließen und in deren Licht über ihrem Kopf kleine Staubpartikelchentanzten. Der schwarze Rollkragenpullover, den Tony gestern Abend zum Essengetragen hatte, hing achtlos hingeworfen über der Lehne des kleinen blauenStuhls in der Ecke, einen leeren Arm ausgestreckt zu dem breiten blauenWebteppich, der noch immer klebrig von vor langer Zeit verschüttetem Apfelsaftwar. Die Tür zu dem kleinen, direkt angrenzenden Bad stand ebenso offen wie dieoberste Schublade der Korbkommode. Die Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte 9.04 an.Sie sollte wahrscheinlich aufstehen, sich anziehen und nach Wyatt und Montanasehen. Tony hatte ihnen offensichtlich Frühstück gemacht, was sie nichtüberraschte. Sonntags stand er immer mit den Kindern auf. Außerdem war er nacheinem großen Streit immer besonders nett zu ihr. Sie hatte gespürt, wie er beimersten Gepolter aus Wyatts Zimmer leise aus dem Bett geschlüpft war, aber sogetan, als würde sie schlafen, während er sich eilig angezogen hatte, und bevorer sich über sie gebeugt und ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht hatte.»Schlaf«, hatte sie ihn flüstern hören und seinen Atem beruhigend sanft aufihrer Haut gespürt. Sie hatte versucht, wieder einzudösen, doch es war ihrnicht gelungen, und als ihre Lider jetzt endlich gnädig schwer wurden, war eszu spät. Die Kinder würden sich jede Minute bei ihren einsamen Beschäftigungenlangweilen, durch die Schlafzimmertür stürmen und ihre Aufmerksamkeiteinfordern. Sie musste aufstehen, duschen und sich auf den vor ihr liegenden,anstrengenden Tag vorbereiten. Entschlossen schlug Chris das Laken zur Seite,schwang die Beine aus dem Bett und spürte unsichtbare Kekskrümel unter ihrennackten Füßen zerbrößeln, als sie in Richtung Bad tapste. »Oh, Gott«, sagtesie, als sie ihr geschwollenes Gesicht in dem Spiegel über dem Waschbecken sah.»Ich weiß, dass du irgendwo da drinnen steckst.« Vorsichtig tupfte sie über dieSchwellung um ihre Augen. Wurde sie nicht langsam zu alt, um sich in den Schlafzu weinen? Außerdem hatte sie gar nicht geschlafen, die ganze Nacht lang keineMinute. »Chris«, hatte sie Tony in regelmäßigen Abständen in ihr Ohr flüsternhören, bevor er sich, als sie nicht geantwortet hatte, wieder auf seine Seitedes Bettes zurückgezogen hatte. »Chris, bist du wach?« Er hat also auch nichtgeschlafen, dachte sie mit nicht geringer Befriedigung, als sie ihr Gesicht mitkaltem Wasser benetzte, einen nassen Waschlappen auf ihre Augen drückte undspürte, wie ihre müde Haut langsam wieder auf Normalgröße schrumpfte. »Wer bistdu?«, fragte sie sich nicht zum ersten Mal müde und strich sich ein paarSträhnen ihres strubbeligen blonden Haars aus dem Gesicht. »Weiß der Teufel«,antwortete ihr Spiegelbild mit Vickis Stimme, und Chris kicherte. Das Geräuschkratzte in ihrer Kehle wie eine Katze an einer Fliegengittertür. »It's aheartache!«, sang Montana auf der anderen Seite der Badezimmerwand. Das kann manlaut sagen, dachte Chris, stieg unter die Dusche, drehte den Hahn auf undgenoss den Schwall heißen Wassers auf ihren Armen und Beinen, spürte ihn wietausend kleine Peitschenhiebe auf ihrem Rücken. Was gestern Nacht geschehenwar, war ebenso sehr ihre Schuld wie Tonys, gestand sie sich ein. Sie stelltesich direkt unter den Strahl, sodass er ihr Haar in der Mitte teilte, bevor ersich über ihr Gesicht ergoss. Hatten die Kinder sie streiten hören? Sie hörteüber dem Rauschen des Wassers das entfernte Echo der Stimmen ihrer sichanschreienden Eltern, das drei Jahrzehnte später immer noch so laut und mächtigklang wie eh und je. Chris erinnerte sich, wie sie in ihrem Bett gelegen undgelauscht hatte, wenn ihre Eltern unten gestritten hatten. Ihre wütenden Wortewaren ungeduldig im Flur gekreist und hatten an die Wände ihres Zimmersgeklopft, als wollten sie sie unbedingt einbeziehen, bis sie schließlich durchdie Bodenritzen in die Luft eingedrungen waren, die sie atmete. Sie hatte sichihr kleines Kissen aufs Gesicht gedrückt, um das Gift nicht einzuatmen, hattesich mit zitternden Händen die Ohren zugehalten und versucht, die hässlichenGeräusche zu dämpfen. Einmal war sie sogar aus dem Bett gekrabbelt und hattesich in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verkrochen, doch die Stimmenwaren immer lauter geworden, bis sie das Gefühl hatte, dass jemand mit ihr imSchrank war. Als unsichtbare Finger von den Säumen der über ihr hängendenKleider nach ihr tasteten und fremde Zungen ihre Wangen ableckten, war sieweinend zurück in ihr Bett gelaufen, hatte die Decke bis unters Kinn gezogen,die Arme fest an den Körper gepresst, die Augen zugekniffen und war bis zumMorgen so liegen geblieben. Hatte sie vergangene Nacht nicht im Grunde dasselbegetan? War sie kein bisschen erwachsen geworden? Chris drehte das Wasser ab,trat aus der Dusche und wickelte ein weiches, blau-weiß gestreiftes Handtuch umihren Kopf und ein zweites um ihren Körper, dankbar dafür, dass sie sich imbeschlagenen Spiegel nur schemenhaft erkennen konnte. Sie öffnete dieBadezimmertür und spürte die kalte Umarmung der Luft. Wie bin ich nur hiergelandet, fragte sie sich, als sie ins Schlafzimmer zurückschlurfte, mitten imAlbtraum meiner Eltern. »Hallo Schatz«, sagte Tony leise. Chris nickte wortlosund blickte weiter zu Boden, während ihre Nase den Geruch frisch zubereiteterPfannkuchen witterte. »Ich habe dir Frühstück ans Bett gebracht«, sagte er.Chris ließ sich aufs Bett sinken und lehnte sich gegen die Kissen, während wievon Zauberhand ein Tablett mit einem Teller voll Blaubeerpfannkuchen, einemGlas frisch gepressten Orangensafts und einer Kanne wunderbar duftenden Kaffeesvor ihr auftauchte. Neben einer Butterdose aus Edelstahl standen ein kleinerweißer Keramikkrug mit echtem Ahornsirup und eine kleine gläserne Stielvase miteiner roten Butterblume aus Plastik. »Das musstest du doch nicht«, sagte Chrisleise, den Blick weiterhin abgewandt. Das habe ich nicht verdient, dachte sie.Tony saß am Fuß des Bettes. Sie spürte, wie er sie beobachtete, während sieihre Pfannkuchen mit Butter bestrich und mit warmem Sirup beträufelte, bevorsie vorsichtig erst eine, dann eine weitere Gabel voll zum Mund führte.Paradoxerweise wurde sie mit jedem Bissen hungriger und mit jedem Schluck, densie trank, durstiger. Binnen Minuten waren die Pfannkuchen verputzt, dasSaftglas war leer und der Kaffee ausgetrunken. »Gut?«, fragte Tonyerwartungsvoll, und sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.»Wundervoll«, antwortete sie, entschlossen, ihn nicht anzusehen, weil siewusste, dass das Spiel dann vorüber war. »Es tut mir so Leid, Chris.« »Nicht.«»Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe.« »Bitte« »Du weißt, wie sehr ichdich liebe.« Chris spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen, und hasstesich dafür. »Bitte, Tony« »Willst du mich nicht mal ansehen? Hasst du mich sosehr, dass du meinen Anblick nicht ertragen kannst?« »Ich hasse dich nicht.«Chris hob kurz den Blick und verschlang ihren Mann mit den Augen. Auch wenn manTony nie als attraktiv bezeichnet hätte wie Barbaras Mann oder vornehm wieVickis, nicht einmal gütig, das erste Wort, was einem in den Sinn kam, wenn manSusans Mann beschreiben sollte, gab es, wenn man sich erst einmal in seinemBlick verloren hatte, kein Zurück mehr. Ein Mann voller Geheimnisse, hatteBarbara verkündet; eine beeindruckende Persönlichkeit, hatte Susanvorgeschlagen; sexy, hatte Vicki knapp zusammengefasst. Ein Rohdiamant, warensie sich alle einig gewesen. Mehr roh als glitzernd, dachte Chris jetzt,während sie beobachtete, wie ihr Mann Zentimeter für Zentimeter auf dem Bettnach oben rutschte und mit der Hand über ihre feuchten Beine strich, was einKribbeln wie einen verirrten Stromschlag bis zu ihrem Herz rasen ließ. Vonnahem war er kleiner, als er auf den ersten Blick wirkte, allerdings auchmuskulöser, als seine schmalen Schultern vermuten ließen. Er trug Jeans und denmoosgrünen Pullover, den sie ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte,weil sie fand, dass der weichere Farbton der Wolle das harte Grün seiner Augenunterstrich. Sein Haar war bis auf eine weiße Strähne nahe seiner rechtenSchläfe braun und dicht. Tony erzählte jedem, dass die Strähne die Folge einesKindheitstraumas war, wobei das Trauma sich mit jedem Erzählen veränderte,genauso wie die Erklärung für die Narbe, die sich von seinem linken Ohrläppchenbis zu seinem Unterkiefer durch seine Haut schnitt. Im Laufe ihrer elfjährigenEhe hatte Chris so viele Versionen darüber gehört, wie er sich diese Narbezugezogen hatte, dass sie sich beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte,ob sie das Ergebnis eines beinahe tödlichen Sturzes in Kindertagen, die Folgeeines Autounfalls, den er wie durch ein Wunder überlebt hatte, oder dasResultat einer Kneipenschlägerei war. Sie war sich sicher, dass der wahre Grundunendlich viel prosaischer als all diese Variationen war, obwohl sie TonysGeschichten nie in Zweifel ziehen würde. Tony brauchte das Dramatische. (...)
© Goldmann Verlag
Übersetzung: Kristian Lutze
Autoren-Porträt von Joy Fielding
Schon mitacht Jahren wollte Joy Fieldingnichts anderes als Schriftstellerin werden. Ihre erste Story allerdings, diesie damals an eine Magazin schickte, wurde abgelehnt. In der Highschool- und College-Zeit verfolgte sie ihr Ziel weiter. Mit demPsychothriller "Lauf, Jane, lauf" gelang ihr der internationale Durchbruch. Joy Fielding lebt mit ihrem Mannund ihren beiden Töchtern in Toronto.
- Autor: Joy Fielding
- 2004, 12. Aufl., 480 Seiten, Maße: 11,5 x 18,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Kristian Lutze
- Übersetzer: Kristian Lutze
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442456428
- ISBN-13: 9783442456420
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 6Schreiben Sie einen Kommentar zu "Nur wenn du mich liebst".
Kommentar verfassen