Kubaczek, M: Palais Rotenstern
Porträts, Skizzen, Begegnungen. Gedichte
Die Geschichten eines Hauses - von den Deportationen in der einst jüdischen Vorstadt bis zu den Asylanten und Migranten, die hier nun Zuflucht finden, von den Studenten in der WG, von Hoffesten, Neonazis und den letzten alten Bewohnerinnen, die einst als...
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Klappentext zu „Kubaczek, M: Palais Rotenstern “
Die Geschichten eines Hauses - von den Deportationen in der einst jüdischen Vorstadt bis zu den Asylanten und Migranten, die hier nun Zuflucht finden, von den Studenten in der WG, von Hoffesten, Neonazis und den letzten alten Bewohnerinnen, die einst als junge Mädchen die Wohnungen der Deportierten bezogen haben. Hinzu kommt der neue Besitzer, für den das Haus Spekulationsobjekt ist, in das er nichts mehr investiert.Auch der Erzähler wohnt im Haus, in einem kleinen, hofseitigen Anbau. Er pflegt den Garten und die Grünpflanzen im Hof, übersprüht Hakenkreuze auf den Altpapier-Containern, und flickt sein Dach gegen den langsam einsickernden Regen.
Seine Begegnungen, Szenen und Dialoge mit den Bewohnern des Hauses und der Nachbarschaft verzeichnet er zu knappen lyrischen Notaten. Ob vom Obdachlosen, der sich ein Nest unter der Kellerstiege einrichtet, vom joggenden Trafikanten oder von der einst bekannten Kunstpfeiferin die Rede ist, sein Blick auf die alltägliche Situation verleihtnicht nur der Person Kontur, sondern macht sie auch in ihrem sozialen Umfeld, als Teil ihrer Geschichte sichtbar.
Lese-Probe zu „Kubaczek, M: Palais Rotenstern “
KUNSTPFEIFERINIch war begehrt, üppig und schlank, hab mich
Janette genannt, großzügig, dominant, habe
getanzt für Schah und Scheiche in Arabien
mit weißer Robe, Zigarettenspitz, ich war
begehrt, ein Star, mit langen Beinen, auf Fotos
gut zu sehen, ging auf Tournee, bin aufgetreten
behandschuht bis zum Arm, André hat mich
für seine Show entdeckt, ich konnte ganze
Symphonien pfeifen, wurde in fünfzig Ländern
gesehen und übertragen, hier um die Ecke
bin ich aufgetreten mit Josephine Baker,
im Varieté Pigalle, Zirkusgasse, Nachtcafé -
wiegt sich, nachdenklich, im Vorübergehen
mit Perücke, goldener Schmuck, große Brüste
wie sie mich anblickt, abwägend, ob ich
verstehe, die Braue, die sie fragend hebt
Autoren-Porträt von Martin Kubaczek
Kubaczek, MartinMartin Kubaczek, geb. 1954 in Wien, studierte Violine an der Musikakademie Wien sowie Germanistik und Philosophie. Von 1990 bis 2007 war er mehrfach Lektor, Dozent und Gastprofessor in Tokio und Nagoya, Japan. Zurzeit lebt er als Schriftsteller, Literaturvermittler und Violinist in Wien. Zuletzt erschienen "Sorge. Ein Traum" (2009), "Die Knie meiner Mutter und mein Vater im Krieg" (2011) und in der Edition Korrespondenzen "Nebeneffekte" (2015).
Bibliographische Angaben
- Autor: Martin Kubaczek
- 2018, 100 Seiten, Maße: 14,1 x 19 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Edition Korrespondenzen
- ISBN-10: 390295129X
- ISBN-13: 9783902951298
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