Praxis und Revolution
Eine Sozialtheorie radikalen Wandels. Dissertationsschrift
Gibt es einen Zusammenhang zwischen zäher Alltagspraxis und großer Umwälzung? Unter welchen Bedingungen können kleine Veränderungen revolutionäre Ausmaße annehmen und an welche Grenzen stoßen sie? Eva von Redecker plädiert vor dem Panorama ausgewählter...
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Produktinformationen zu „Praxis und Revolution “
Gibt es einen Zusammenhang zwischen zäher Alltagspraxis und großer Umwälzung? Unter welchen Bedingungen können kleine Veränderungen revolutionäre Ausmaße annehmen und an welche Grenzen stoßen sie? Eva von Redecker plädiert vor dem Panorama ausgewählter Literaturbeispiele dafür, dem Revolutionsbegriff eine neue Gestalt zu geben. Radikaler Wandel wird in diesem Buch sozialtheoretisch erschlossen und als langwieriger Übertragungsprozess verständlich, in dem Gegenstand und Antrieb der Veränderung in eins fallen: in Praxis.
Klappentext zu „Praxis und Revolution “
Gibt es einen Zusammenhang zwischen zäher Alltagspraxis und großer Umwälzung? Unter welchen Bedingungen können kleine Veränderungen revolutionäre Ausmaße annehmen und an welche Grenzen stoßen sie? Eva von Redecker plädiert vor dem Panorama ausgewählter Literaturbeispiele dafür, dem Revolutionsbegriff eine neue Gestalt zu geben. Radikaler Wandel wird in diesem Buch sozialtheoretisch erschlossen und als langwieriger Übertragungsprozess verständlich, in dem Gegenstand und Antrieb der Veränderung in eins fallen: in Praxis.
Lese-Probe zu „Praxis und Revolution “
Vorwort In Revolutionen wird zwar alles anders, aber nicht alles neu. Wandel ergibt sich aus dem Bestehenden und zwar, so die These dieses Buchs, durch das Umfunktionieren gegebener Strukturen nach Maßgabe von Praktiken, die in gesellschaftlichen Zwischenräumen vorweggenommen und eingeübt werden. Es bedarf dieses beharrlichen Untergrunds - oder auch dieser untergründigigen Beharrlichkeit -, um sicherzustellen, dass nach Fortsetzung nicht einfach Althergebrachtes, nach Auflösung nicht einfach Leere und nach Krisen nicht einfach Lähmung herrscht. Die Praxis der Zwischenräume wird dabei aber nicht zum neuen Subjekt der Revolution erklärt - also zu dem, was die Revolution macht. Anders als Bücher, für die trotz aller Vielstimmigkeit und aller Kollektivarbeit doch eine Autorin verantwortlich zeichnet, werden Revolutionen überhaupt nicht "gemacht". Sie entstehen aus Konstellationen von Bedingungen, die niemand steuert. Etwas nicht zu steuern, heißt aber nicht, dass man es nicht (besser) verstehen könnte. Dieses Buch verwendet gut 250 Seiten darauf, Konstellationen radikalen Wandels sozialtheoretisch zu bestimmen und schließlich auf den der antiken Rhetorik entlehnten Begriff der Metalepsis zu bringen. Gemeint ist damit ein verkehrendes Ineinandergreifen - in diesem Fall von abseitiger Praxis und bedingenden Strukturen -, das einen Übergang ermöglicht. Mit Doktorarbeiten vollziehen Wissenschaftlerinnen den Übergang in die akademische Gemeinschaft. Die tradititionellen Rituale, die damit - trotz aller neoliberalen Einebnung - immer noch verbunden sind, stiften bemerkenswerte Verwandtschaftsverhältnisse: auf die Adoption durch Doktormütter oder -väter folgt die Entstehung eines Werkes. Wie Nonnen nach bestandenem Novizat in einer symbolischen Zeremonie der Eheschließung in die Klostergemeinschaft aufgenommen werden, wird die Promovendin durch die Disputation Teil der Wissenschaftsgemeinde. Als deren Mitglied steht sie schließlich vor der Aufgabe, die Offerte wieder weltfähig
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zu machen und von einer Qualifikationsschrift in ein Buch zu verwandeln - nicht zuletzt, um sich anschließend von dem Gesellenstück trennen und neuen Forschungsfeldern zuwenden zu können. Ich staune immer noch, dass dies gelungen sein soll. Und es ist ein ganz einfacher und überhaupt nicht neuer Begriff, auf den mich dieses Staunen bringt: Dankbarkeit. Mit der Würdigung all der Hilfe, Ermutigung und Herzlichkeit, die mich durch die letzten Jahre getragen haben, ließen sich ihrerseits leicht 250 Seiten füllen. Ich hoffe, dass meine Dankbarkeit viele über die folgenden Passagen hinausreichende Ausdrucksmöglichkeiten finden wird und beschränke mich auf den Versuch, den Anteil derer zu benennen, ohne die dieses Buch schlichtweg nie geschrieben worden wäre. Rahel Jaeggi danke ich als Betreuerin der diesem Buch zugrundeliegenden Dissertation: Für die grandiose Mischung aus vorbehaltloser Begeisterung für das Projekt im Allgemeinen und gehöriger Skepsis gegenüber fast allen seinen besonderen Hypothesen. Gerade das, wovon ich mich über weite Strecken der Promotion maßlos überfordert gefühlt habe - immer schon als die philosophische Dialogpartnerin angesprochen zu werden, die ich doch durch die Arbeit an der Qualifikationsschrift überhaupt erst allmählich zu werden gedachte -, erscheint mir im Nachhinein als die großzügigste Gabe. Es gibt also Lernprozesse. Rahel als Chefin danke ich für das inspirierende und sich ständig bereichernde Umfeld, sowohl an der Humboldt-Universität als auch vorübergehend an der New School, New York, in dem ich Kooperationen, Herausforderungen und Freundschaften finden konnte, wie es sie in dieser Dichte wohl nur in wenigen intellektuellen Zentren gibt - dieser Dank gilt zugleich meinen wunderbaren Kolleg_innen am Lehrstuhl. Schließlich danke ich Rahel für tiefe persönliche Vertrauensbeweise und dafür, den Elfenbeinturm mit so sprudelnder Lebendigkeit zu füllen, dass ich nie dazu gezwungen war, kostbare Zeit mit Grübelei darüber zu verschwenden,
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Inhaltsverzeichnis zu „Praxis und Revolution “
Inhalt Vorwort 9 Einleitung: "...es handelt sich um eine Revolution." 15 I Marias Ménage und die Flüchtigkeit alternativer Praxis 43 I.1 Praktische Normativität 53 Die Priorität des Praktischen 54 Drei praktische Regeltypen 57 Drei Weisen praktischen Wissens 61 Wiederholbarkeit 65 I.2 Die Materialität der Praxis 68 Bewegte Materie 69 Unteilbare Praxis 74 Ambivalenz und Interpretationsoffenheit 78 Wandel durch Überlagerung 83 I.3 Praxiszusammenhänge 86 Teile ohne Ganzes? 87 Verkettungen 89 Verankerungen 93 Ambivalente Ankerpraktiken 97 II Jakobinische Strickerinnen und die Bahnen der Strukturierung 101 II.1 Die Dualität sozialer Strukturen 113 Die Strukturierungstheorie 114 Regeln, Ressourcen, Rekursivität 117 Materialismus durch Praxisübertragung 118 Materialismus durch Praxisverkettung 121 II.2 Anerkennung und performative Strukturierung 128 Nichts als und doch mehr als Praxis 129 Wiederholung, Anerkennbarkeit, Performativität 132 Dreifache Hermeneutik 136 Erosion 141 II.3 Drei Aggregatzustände des Sozialen 144 Versteinerte Strukturen 145 Geronnene Strukturen 147 Flüchtige Zwischenräume 149 Interstitielle Strukturierung 152 III Martas unsichtbare Bezugsgruppe und interstitielle Strukturumbrüche 155 III.1 Dis-Aggregation: Performative Kritik und das Lachen der Mimesis 167 Performativität rückwärts 169 Performative Kritik im Besonderen: Drag 172 Performative Kritik im Allgemeinen: Unfügsame Praxis 175 Subversives Lachen 178 III.2 Konstitution: subkollektive Assoziation 180 Sub-Kollektive 181 Macht durch Assoziation 184 Praxis zwischen Welt und Mitwelt 187 Strukturen zwischen Spontaneität und dauernder Erscheinung 191 III.3 Kontamination: Strukturüberlagerung 195 Subversion oder Perversion? 196 Szenarienüberblendung und synchrone Genealogie 200 Strukturumschlag und Re-Artikulation 203 Metaleptische Verschränkung 205 IV Die Hinrichtung der Marquise und metaleptische Paradigmenwechsel 209 IV.1 Paradigmenwechsel als sukzessiver Austausch von Ankerpraktiken 223
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Paradigmenwechsel nach Kuhn 224 Kippbilder entzerren 227 Paradigmenwechsel nach Masterman 231 Replikation und Rekursivität 235 IV.2 Der revolutionäre Entstehungsprozess des Revolutionsbegriffs 238 Prozess oder Ereignis? 239 Kulmination an der Bastille 244 Kumulation im Gang durch die Peripherie 249 Zur Vergegenwärtigung von Transformationsprozessen 252 IV.3 Metaleptische Dynamiken 255 Fern-Metonymie 258 Grund-Folge-Vertauschung 261 Mittelmäßiger Witz 263 Konklusion: "Die Mühen der Ebene" und die revolutionäre Tradition 269 Literatur 279
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Autoren-Porträt von Eva von Redecker
Eva von Redecker ist wiss. Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der HU Berlin und stellvertretende Direktorin des Center for Humanities and Social Change.
Bibliographische Angaben
- Autor: Eva von Redecker
- 2018, 295 Seiten, Maße: 14,1 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593509466
- ISBN-13: 9783593509464
- Erscheinungsdatum: 14.08.2018
Pressezitat
»[Von Redeckers] Buch [regt] dazu an, den Alltag, sei es in einem Projekt, einer Initiative, bei der Arbeit oder in Beziehungen, ernst zu nehmen - was aber nicht bedeutet, dass jeder Kampagnen-Click, jeder WG-Ausflug schon revolutionär ist. Sie entwickelt das Denkwerkzeug, solche Unterscheidungen zu treffen, vor allem aber eine Praxis zu kultivieren, die unsere Welt zum Besseren verändert. Und zwar radikal.« Sabine Rohlf, Missy-Magazine»Gestützt auf die Werke von Mary Shelley und Tania Blixen veranschaulicht Redecker, dass die Revolution auch in Krankenzimmern und konspirativen Handarbeitszirkeln vorangetrieben werden kann. Man muss eben nicht immer gleich auf die Barrikaden gehen.« Mariann Lieder, Philosophie-Magazin, 20.09.2018
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