Red Rabbit
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Red Rabbit von Tom Clancy
LESEPROBE
Mulmig wurde ihm vor allem bei dem Gedanken ans Autofahren.Jack Ryan hatte sich schon einen Jaguar gekauft - hier, wohl gemerkt, Dschäg-juh-ah ausgesprochen - und war auf dem Hof desHändlers zum Einsteigen wiederholt nach links statt auf die rechte Seitegegangen. Der Händler hatte ihn zwar nicht direkt ausgelacht, doch Ryan warsich darüber im Klaren, dass nicht viel gefehlt hätte. Daran musste erunbedingt denken: Die »rechte« Spur war hier die linke. Rechtsabbieger kreuztenGegenverkehr. Auf den Autobahnen - die hier nicht interstates,sondern motorways hießen - war links die langsameSpur. Die Steckdosen in den Wänden hatten drei Löcher. Trotz der stolzen Preisefürs Wohnen gab es hier keine Zentralheizung. Auch keine Klimaanlage, die sichaber wahrscheinlich sowieso erübrigte. Klimatisch zählte die Insel nicht geradezu den heißesten Ecken der Erde. Hier kippten die Ersten schon tot auf derStraße um, wenn das Quecksilber die Fünfundzwanzig-Grad-Marke überstieg. Jackfragte sich, wie sie mit dem Wetter in Washington zurechtkommen würden. DerSong von den »Mad dogs and Englishmen« gehörte offenbar der Vergangenheit an.
Doch es hätte noch schlimmer kommen können. Immerhin hatteer einen Passierschein für den Exchange Service - besser bekannt unter demKürzel PX - der Air Base bei Greenham Commons, wo er wenigstens anständige Hotdogs würde kaufenkönnen und überhaupt Lebensmittel, wie er sie von zu Hause in Maryland gewohntwar.
Andersartiges gab es mehr als genug. Das britische Fernsehenzum Beispiel. Nicht, dass er damit rechnete, viel Zeit vor der Röhre abhängenzu können, aber die kleine Sally brauchte ihre Ration an Cartoons. Undaußerdem: Wenn es etwas Wichtiges zu lesen galt, waren die Hintergrundgeräuscheirgendeiner albernen Show auf ihre Weise durchaus wohltuend. Die TV-Nachrichtenwaren im Übrigen gar nicht so schlecht, die Tageszeitungen sogar ausgesprochengut - besser als die gängigen Blätter zu Hause. Allerdings würde ihm dieallmorgendliche Comic-Serie Far Side fehlen. Vielleicht aber, so hoffte Ryan,gab es sie ja auch in der International Tribune. Und die würde er amBahnhofskiosk kaufen können. Schließlich wollte er ja über dieBaseball-Ergebnisse auf dem Laufenden bleiben.
Die Möbelpacker - nicht movers,wie sie in Amerika hießen, sondern removers -plackten sich unter Cathys Anleitung ab. Das Haus war nicht schlecht,allerdings kleiner als ihr Wohnsitz bei PeregrineCliff, der jetzt an einen Colonel der Marines und Dozenten der Naval Academy untervermietet war. Vom Elternschlafzimmer auskonnte man auf einen kleinen Garten blicken, der zwar nur rund 100 Quadratmetermaß, dem Makler aber besonders erwähnenswert war. Die Vorbesitzer hattenoffenbar viel Zeit darin verbracht. Er war voller Rosen, hauptsächlich in den FarbenRot und Weiß - den Adelshäusern Lancaster und York zuEhren, wie es schien. Dazwischen gab es auch ein paar pinkfarbene, vielleichtzum Zeichen dafür, dass sich diese beiden zum Königshaus der Tudorzusammengeschlossen hatten. Das wiederum machte nach dem Tode Elisabeths I.jenem neuen Adelsgeschlecht Platz, dem Ryan aus gutem Grund herzlich zugetanwar.
Auch das Wetter war hier gar nicht so schlecht. Sie warenjetzt seit drei Tagen auf der Insel, und es hatte noch kein einziges Malgeregnet. Die Sonne ging sehr früh auf und spät unter, und wie Jack gehörthatte, tauchte sie im Winter nur eben kurz auf, um gleich wieder zuverschwinden. Einige der neu gewonnenen Freunde aus dem Außenministerium hattengemeint, dass die Kinder mit den langen Nächten womöglich Probleme habenkönnten. Das mochte auf Sally mit ihren viereinhalb Jahren zutreffen. Derkleine Jack, erst seit fünf Monaten auf der Welt, würde den Unterschied aberwahrscheinlich gar nicht registrieren. Er schlief durchweg gut, so auch jetzt,beaufsichtigt von dem Kindermädchen Margaret van der Beek,einer jungen Frau mit roten Haaren, deren Vater als Methodistenpfarrer inSüdafrika amtierte. Sie hatte vorzügliche Referenzen und ein einwandfreiesFührungszeugnis, ausgestellt von der Metropolitan Police.Dass sich ein Kindermädchen um ihren Jungen kümmern sollte, passte Cathyeigentlich überhaupt nicht. Schon der Gedanke war ihr zuwider. Doch hier wareine solche Art der Betreuung sehr angesehen, und sie hatte sich unter anderembei einem gewissen Winston Spencer Churchill als durchaus zweckmäßig erwiesen.Miss Margaret war von Sir Basils Dienststelle auf Herz und Nieren überprüftworden, und im Übrigen war die Agentur, die sie vermittelt hatte, von derRegierung Ihrer Majestät offiziell beglaubigt - was aber im Grunde nicht vielzu besagen hatte, wie sich Jack erinnerte. Er war in den Wochen vor seinerÜberfahrt aufs Gründlichste vorbereitet worden. Die »Opposition« - ein hiesigerAusdruck, der mittlerweile auch in Langley Verwendung fand - hatte denbritischen Geheimdienst mehr als einmal infiltriert. Nach Ansicht der CIA warihr das in Langley noch nicht gelungen, was Jack allerdings kaum glaubenmochte. Der KGB war verdammt gut, und gierige Leute gab es überall auf derWelt. Zwar zahlten die Russen nicht viel, aber manche verkauften Seele undFreiheit für Peanuts. Und sie trugen schließlich auf ihren Sachen keinAbzeichen mit der Aufschrift ICH BIN EIN VERRÄTER.
Von all den Briefings, die er sich hatte anhören müssen,waren diejenigen zum Thema Sicherheit die mit Abstand ermüdendstengewesen. Obwohl sein eigener Vater Polizist gewesen war, hatte sich Jack niemit der speziellen Art polizeilichen Denkens anfreunden können. Aus einer Flutvon Blödsinn verwertbare Daten zu schöpfen war eine Sache. Etwas ganz andereswar es, alle Kollegen mit Argwohn zu betrachten und dabei vorzugeben, ganzfreundschaftlich mit ihnen zusammenzuarbeiten. Er fragte sich, ob man ihmgegenüber ähnliche Vorbehalte hegte, was er aber dann doch nicht glaubenmochte. Nicht nach dem, was er durchgemacht hatte, wovon die Narben auf derSchulter zeugten, ganz zu schweigen von den Alpträumen nach jener Nacht am Chesapeake Bay, den Träumen, in denen seine Waffe einfachnicht losgehen wollte, so oft er auch abdrückte, in denen Cathys Entsetzensschreieschrill in seinen Ohren nachhallten. Dabei hatte er den Kampf doch gewonnen,oder etwa nicht? Warum unterstellten seine Träume etwas anderes? Darüber würdeer vielleicht einmal mit einem Psychiater sprechen müssen. Aber wie gesagt: Werzu einem Seelenklempner geht, muss verrückt sein
Sally wieselte durchs Haus, erkundete ihr neues Zimmer undbestaunte, wie die Möbelpacker ihr Bett zusammenschraubten. Jack sah zu, dasser niemandem im Wege stand. Cathy hatte ihn darauf hingewiesen, dass er nichteinmal Aufsicht führen könne, trotz seines Werkzeugkastens, ohne den sich einechter Amerikaner nicht so recht wie ein Mann fühlen kann und der deshalb alseines der ersten Dinge ausgepackt werden müsste. Die Möbelpacker hattennatürlich ihr eigenes Werkzeug - und auch sie waren vom SIS unter die Lupegenommen worden, um auszuschließen, dass sich ein vom KGB gesteuerter Agentanschickte, das Haus zu verdrahten. Nein, daraus wird nichts, mein Guter. (...)
© in der Verlagsgruppe RandomHouse
Übersetzung: Kirsten Nutto, SeppLeeb, Petra R. Stremer, Michael Windgassen
Autoren-Porträt von Tom Clancy
Tom Clancy,geboren 1947 in Baltimore, begann noch während seiner Tätigkeit alsVersicherungskaufmann zu schreiben. Eine Meuterei auf einem sowjetischenZerstörer regt Clancy, der sich schon immer für militärische und rüstungstechnischeProbleme interessiert hat, dazu an, seinen ersten Techno-Thriller Jagd auf roter Oktober zu schreiben.Das Buch wird auf Anhieb ein internationaler Erfolg. Clancy lebt mit seinerFamilie im US-Bundesstaat Maryland, nicht weit von Washington D.C. Mit seinenrealitätsnahen und detailgenau recherchierten Spionagethrillern hat er Weltruhmerlangt.
- Autor: Tom Clancy
- 2004, 720 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Kirsten Nutto, Sepp Leep, Petra R. Stremer
- Verlag: Ludwig bei Heyne
- ISBN-10: 3453877500
- ISBN-13: 9783453877504
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