Ruby Redfort Band 2: Kälter als das Meer
Ein neuer Fall für die jüngste Geheimagentin der Welt!
Zieht Ruby Redfort das Verbrechen magisch an? Oder hat die Geheimdienstorganisation Spektrum Ruby mit Absicht zu einem Tauchlehrgang geschickt? Plötzlich wird ein toter Taucher an Land gespült, Haie...
Zieht Ruby Redfort das Verbrechen magisch an? Oder hat die Geheimdienstorganisation Spektrum Ruby mit Absicht zu einem Tauchlehrgang geschickt? Plötzlich wird ein toter Taucher an Land gespült, Haie...
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Produktinformationen zu „Ruby Redfort Band 2: Kälter als das Meer “
Klappentext zu „Ruby Redfort Band 2: Kälter als das Meer “
Ein neuer Fall für die jüngste Geheimagentin der Welt!Zieht Ruby Redfort das Verbrechen magisch an? Oder hat die Geheimdienstorganisation Spektrum Ruby mit Absicht zu einem Tauchlehrgang geschickt? Plötzlich wird ein toter Taucher an Land gespült, Haie attackieren Menschen, und Seevögelschwärme fliegen ins Landesinnere. Ruby entdeckt eine heiße Spur - und schwebt in Lebensgefahr ...
Super-intelligent, super-clever, super-sympathisch ... Super-Ruby löst ihren zweiten Fall!
Lese-Probe zu „Ruby Redfort Band 2: Kälter als das Meer “
Ruby Redford - Kälter als das Meer von Lauren ChildAuftauchen zum Luftholen
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Die Sonne glitzerte auf dem Meer und ritzte helle Rauten aus Licht in die indigoblaue Wasseroberfläche. Ein dreijähriges Mädchen stand an der Reling einer Segelyacht und spähte neugierig ins Wasser. Die einzigen Geräusche, die die Kleine hörte, waren das Gelächter ihrer Eltern, eine sonore Männerstimme und Wellen, die rhythmisch an den Bootsrumpf klatschten. Nach und nach wurden die Geräusche leiser und undeutlicher, bis die Kleine schließlich mit dem Meer allein war. Es schien sie zu sich zu locken, an sich zu ziehen - indem es ihr ein Geheimnis erzählte, ganz leise, fast im Flüsterton. Die Kleine merkte kaum, dass sie sich immer weiter nach vorn beugte und am Ende in das samtweiche Wasser plumpste. Die Arme und Beine wie Tentakel bewegend, wand und drehte sie sich im Wasser, das glatt und eisig kalt war; Fische und kleine silbrige Dinge flitzten an ihr vorbei, und ihr Atem blubberte in durchsichtigen Blasen nach oben. Doch dann waren wie durch ein Fingerschnipsen plötzlich alle Fische verschwunden, es gab nur noch das kleine Mädchen in dem großen, weiten Ozean. Doch es war nicht ganz allein. Da war noch etwas. Etwas, das die Kleine rief, doch sie konnte nicht sehen, was es war. Dieses Etwas mit seinen uralten Augen sah sie jedoch genau, und es bewegte sich mit gleichmäßigen Bewegungen in dem blauen Wasser auf sie zu, den Blick unverwandt auf sie gerichtet. Es war ein Etwas mit sehr, sehr langen, dicken Schlangenarmen, das nun zwischen ihr und dem Nichts schwebte. Und dann schlängelte das Etwas einen seiner geschmeidigen Tentakel um ihren Knöchel und zog die Kleine unbarmherzig in die Unendlichkeit hinunter. In Tiefen, die keinen Namen mehr hatten.
Upps, dachte die Kleine und versuchte, sich dem eisernen Griff zu entwinden. Luftblasen stiegen blubbernd an ihrem Kopf vorbei nach oben, der zu pochen begann, als ihr die Luft ausging. Und dann - schwupp! - wurde sie am Arm gepackt, von einem Menschen, keinem Etwas mehr. Die Kreatur mit den Schlangenarmen gab sie frei; es ging plötzlich steil und schnell nach oben, und ehe die Kleine wusste, wie ihr geschah, war ihr Kopf auf einmal wieder über der Wasseroberfläche. Wie eine Makrele platschte sie auf das heiße Deck der elterlichen Yacht und hustete das Salzwasser aus ihren Lungen. Sie schlug ihre grünen Augen auf und lächelte in zwei besorgte Gesichter über ihr. Sie spürte das Wasser aus ihren Ohren tröpfeln und hörte die Möwen oben am Himmel kreischen.
. . . . . . . .
Ein gewöhnliches Kind
Als Ruby Redfort im zarten Alter von vier Jahren las, was auf der Rückseite der Cornpops-Packung stand, fiel ihr etwas auf, das normalerweise keinem Menschen auffiel. Was jedes andere frühstückende Kind für ein Wortsuchspiel gehalten hätte, erkannte sie auf Anhieb als eine Art Botschaft - eine verschlüsselte Botschaft. Nach fünf Tagen und sieben weiteren Portionen Cornpops hatte Ruby den Code geknackt und konnte Folgendes lesen: Wenn du diesen Coupon ausfüllst, bekommst du zeitlebens Cornpops zugeschickt, gratis! Die Anschrift ist irgendwo auf dieser Packung versteckt. WARNUNG: Du wirst ganz schön lange suchen müssen ...
Es dauerte genau zweiunddreißig Sekunden, bis Ruby die Adresse gefunden hatte. Sie schnitt den Coupon aus, schrieb ihren Namen und ihre Adresse darauf, steckte ihn in einen Umschlag und bat ihren Vater, den Brief für sie einzuwerfen. Er vergaß es.
Doch das entdeckte Ruby erst dreizehndreiviertel Monate später, als sie in den Taschen ihres Vaters nach den Hubble- Yum-Kaugummis suchte, die er beschlagnahmt hatte. In seinem grauen Anzug fand sie den leicht ramponierten Umschlag mit ihrer Handschrift und der Briefmarke in der oberen rechten Ecke. Der Einsendeschluss war natürlich längst vorbei. Ruby nahm den Brief in ihr Zimmer hinauf und versteckte ihn in ihrem Geheimversteck neben dem Türrahmen. Zu schade, dass ihr die lebenslange Gratislieferung von Cornpops entgangen war, sie waren nämlich ihr Lieblingsfrühstück.
. . . . . . . .
Etliche Jahre später ...
1. Kapitel . . . . . . . .
Nicht abhauen wollen, sonst halten sie dich für ihre Beute
»Das Wetter ist perfekt für Haie«, erklärte der Tauchlehrer. »Wundert euch also nicht, wenn ihr ein oder zwei Exemplare trefft - aber geratet ja nicht in Panik!« Ruby Redfort spuckte in ihre Tauchermaske und rieb an dem Glas herum, während sie sie mit Meerwasser ausspülte. Ihre Kurskameraden überprüften ihre Gerätschaften, zogen den Reißverschluss ihrer Neoprenanzüge zu und zwängten die Füße in Schwimmflossen. Ruby, die frischgebackene Spektrum-Agentin, besuchte einen Tauchkurs an einem abgeschiedenen Strand auf einer der vielen Inseln Hawaiis. Ihr Tauchlehrer war ganz nett. Er hatte im Laufe seiner Tätigkeit so viele Agenten trainiert, dass er sie gar nicht mehr unterscheiden konnte - mit einer Ausnahme: Ruby. Agentin Redfort war definitiv anders als der Durchschnitt. Eine dreizehnjährige Schülerin, selbst mit Schwimmflossen nur knapp einen Meter fünfzig groß, die glatten dunklen Haare seitlich gescheitelt und über dem rechten Auge mit einer Haarspange zurückgesteckt - wie hätte man sie übersehen können? Ruby war die einzige Kursteilnehmerin, der man ansah, dass sie garantiert noch zur Schule ging; alle anderen hatten ihr Abitur längst in der Tasche und arbeiteten Vollzeit bei Spektrum. Ruby dagegen hatte bis vor sechs Wochen noch nicht mal gewusst, dass es Spektrum überhaupt gab! Das war an sich nicht weiter überraschend. Die wenigsten Leute hatten jemals von Spektrum gehört. Diese Organisation war sehr, sehr geheim, und damit es so blieb, wurde der Zugang zum Hauptquartier manchmal von einem Tag zum anderen und bisweilen sogar von einer Stunde zur anderen verlegt. Wer das HQ verließ, wusste nie ganz genau, ob er jemals wieder zurückfand, aber genau darauf hatte Spektrum es angelegt. Spektrum - eine Geheimdienstorganisation, deren Hauptaufgabe es war, die finsteren Pläne und Komplotte abgrundtief böser Spitzenhirne zu vereiteln, die sich auf Raub und Diebstahl größeren Ausmaßes, Erpressung, Betrug und Mord spezialisiert hatten - beschäftigte nur Topleute, die hundertprozentig clever und hundertprozentig diskret waren. Wie hatte LB es so schön ausgedrückt? »Ein Fehler, und du kannst deine Sachen packen.« LB - der Boss, der große Zampano, die Chefin, die Spektrum 8 leitete - war knallhart und kannte keine Gnade, wenn jemand etwas vermasselt hatte. Folglich war die Chance, gefeuert zu werden, ziemlich groß, und auch Ruby wäre nach ihrem ersten Probeeinsatz bei Spektrum gefeuert worden, noch bevor sie richtig angefangen hatte, wäre da nicht eine klitzekleine Kleinigkeit gewesen: Ruby war unglaublich clever. Nein, unglaublich clever war noch untertrieben. Ruby Redfort war ein Genie: Ihr Spezialgebiet waren Rätsel und Codes. Mit gerade mal sieben Jahren hatte sie den JuniorCode- Erfinder-Wettbewerb gewonnen, was ihr ein Jahr später das Angebot einbrachte, an der berühmten Harvard University zu studieren. Ruby hatte jedoch abgelehnt, weil sie - wie sie sagte - keine durchgeknallte Fachidiotin werden wollte. Wegen ihres phänomenalen Talents im Codeknacken hatte sich LB in einer Notlage gezwungen gesehen, Ruby als Agentin zu rekrutieren. Dabei war die Chefin von Spektrum 8 wahrlich nicht erpicht darauf gewesen, einen Teenager einzustellen, da sie aus eigener, leidvoller Erfahrung wusste, dass Kinder nur Ärger bedeuten. Aber was war ihr anderes übriggeblieben?
Ihre beste Codeknackerin, Agentin Lopez, war einem Mordanschlag des Grafen von Klapperstein zum Opfer gefallen, eines Fieslings ersten Ranges, der so gefürchtet war, dass Insider schon eine Gänsehaut bekamen, wenn sie seinen Namen nur hörten! Deshalb hütete sich jeder in der Branche, seinen Namen auszusprechen, wenn es nicht unbedingt nötig war! Vor etwa einem Monat hatte Ruby die Bekanntschaft von LB gemacht, bei ihrem ersten Besuch im Spektrum-Hauptquartier. Die Agenten-Chefin, von Kopf bis Fuß weiß gekleidet, saß hinter einem riesigen Schreibtisch, der ihr komplett weißes Büro dominierte. Ihre rotlackierten Fußnägel waren die einzigen Farbtupfer im ganzen Raum gewesen. LB war sicher schon über fünfzig, sah aber immer noch phantastisch aus - und hatte eine extrem einschüchternde Art. Sie war eine Frau, mit der sicherlich nicht gut Kirschen essen war. Doch selbstbewusst und unerschrocken wie Ruby war, hatte sie auf Anhieb gespürt, dass LB und sie etwas gemeinsam hatten: Auch LB war ein hochintelligenter Mensch, der Dummköpfe nicht mochte. Ja, sie war geradezu allergisch gegen Dummheit. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass Ruby sich während der Wochen, als sie an ihrer ersten Spektrum- Mission arbeitete, nicht unbedingt strikt an LBs Anweisungen gehalten hatte. Aber immerhin hatte sie die Pläne der Katzengoldbande durchkreuzt und verhindern können, dass der Graf von Klapperstein den unglaublich wertvollen Jadebuddha von Khotan aus dem Museum von Twinford stehlen konnte. Aufgrund dieses Geniestreichs war LB bereit gewesen, Ruby Redfort eine zweite Chance zu geben - und nur deshalb war Ruby zu diesem Spektrum-Tauchlehrgang geschickt worden. »Falls ihr einem unserer Ozeanfreunde direkt ins Auge blickt«, fuhr der Kursleiter fort, »bleibt, wo ihr seid. Er
schreckt nicht und kommt ja nicht auf die Idee, die Flucht zu ergreifen. Und wenn sich der Hai euch nähert, schwimmt ihm entgegen. Dann begreift er die Botschaft normalerweise.« »Ach ja?«, sagte Ruby. »Und wie lautet diese?« »Dass ihr nicht sein Mittagessen seid, denn das schwimmt in der Regel eilends in die andere Richtung«, erklärte der Tauchlehrer augenzwinkernd. »Aber was ist, wenn es sich um ein begriffsstutziges Exemplar handelt?«, fragte Ruby weiter. »Was dann?« »Dann«, sagte der Tauchlehrer gedehnt, »wird er vermutlich versuchen, euch mit den Zähnen zu erforschen - Haie erforschen ihre Umwelt nun mal mit den Zähnen. Nur dass das nicht sehr angenehm wäre, denn hinterher hat man eventuell einen Arm oder ein Bein weniger zum Schwimmen.« »Hmm, eigentlich hänge ich sehr an meinen Gliedmaßen, wenn ich es mir genau überlege«, meinte Ruby. »Aus diesem Grund rate ich euch auch, diesen Stock mit nach unten zu nehmen.« Der Tauchlehrer hielt eine ausziehbare Aluminiumstange hoch. »Wenn euch besagter Hai zu nahe kommt, stecht damit zu, und er wird mit großer Wahrscheinlichkeit Leine ziehen.« »Und wenn nicht?«, fragte einer der Kursteilnehmer, ein junger Mann namens Bosco. Er versuchte ganz lässig zu klingen, aber man merkte ihm an, dass ihn der Gedanke an Haie doch ziemlich irritierte.
© Fischer KJB Verlag
Die Sonne glitzerte auf dem Meer und ritzte helle Rauten aus Licht in die indigoblaue Wasseroberfläche. Ein dreijähriges Mädchen stand an der Reling einer Segelyacht und spähte neugierig ins Wasser. Die einzigen Geräusche, die die Kleine hörte, waren das Gelächter ihrer Eltern, eine sonore Männerstimme und Wellen, die rhythmisch an den Bootsrumpf klatschten. Nach und nach wurden die Geräusche leiser und undeutlicher, bis die Kleine schließlich mit dem Meer allein war. Es schien sie zu sich zu locken, an sich zu ziehen - indem es ihr ein Geheimnis erzählte, ganz leise, fast im Flüsterton. Die Kleine merkte kaum, dass sie sich immer weiter nach vorn beugte und am Ende in das samtweiche Wasser plumpste. Die Arme und Beine wie Tentakel bewegend, wand und drehte sie sich im Wasser, das glatt und eisig kalt war; Fische und kleine silbrige Dinge flitzten an ihr vorbei, und ihr Atem blubberte in durchsichtigen Blasen nach oben. Doch dann waren wie durch ein Fingerschnipsen plötzlich alle Fische verschwunden, es gab nur noch das kleine Mädchen in dem großen, weiten Ozean. Doch es war nicht ganz allein. Da war noch etwas. Etwas, das die Kleine rief, doch sie konnte nicht sehen, was es war. Dieses Etwas mit seinen uralten Augen sah sie jedoch genau, und es bewegte sich mit gleichmäßigen Bewegungen in dem blauen Wasser auf sie zu, den Blick unverwandt auf sie gerichtet. Es war ein Etwas mit sehr, sehr langen, dicken Schlangenarmen, das nun zwischen ihr und dem Nichts schwebte. Und dann schlängelte das Etwas einen seiner geschmeidigen Tentakel um ihren Knöchel und zog die Kleine unbarmherzig in die Unendlichkeit hinunter. In Tiefen, die keinen Namen mehr hatten.
Upps, dachte die Kleine und versuchte, sich dem eisernen Griff zu entwinden. Luftblasen stiegen blubbernd an ihrem Kopf vorbei nach oben, der zu pochen begann, als ihr die Luft ausging. Und dann - schwupp! - wurde sie am Arm gepackt, von einem Menschen, keinem Etwas mehr. Die Kreatur mit den Schlangenarmen gab sie frei; es ging plötzlich steil und schnell nach oben, und ehe die Kleine wusste, wie ihr geschah, war ihr Kopf auf einmal wieder über der Wasseroberfläche. Wie eine Makrele platschte sie auf das heiße Deck der elterlichen Yacht und hustete das Salzwasser aus ihren Lungen. Sie schlug ihre grünen Augen auf und lächelte in zwei besorgte Gesichter über ihr. Sie spürte das Wasser aus ihren Ohren tröpfeln und hörte die Möwen oben am Himmel kreischen.
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Ein gewöhnliches Kind
Als Ruby Redfort im zarten Alter von vier Jahren las, was auf der Rückseite der Cornpops-Packung stand, fiel ihr etwas auf, das normalerweise keinem Menschen auffiel. Was jedes andere frühstückende Kind für ein Wortsuchspiel gehalten hätte, erkannte sie auf Anhieb als eine Art Botschaft - eine verschlüsselte Botschaft. Nach fünf Tagen und sieben weiteren Portionen Cornpops hatte Ruby den Code geknackt und konnte Folgendes lesen: Wenn du diesen Coupon ausfüllst, bekommst du zeitlebens Cornpops zugeschickt, gratis! Die Anschrift ist irgendwo auf dieser Packung versteckt. WARNUNG: Du wirst ganz schön lange suchen müssen ...
Es dauerte genau zweiunddreißig Sekunden, bis Ruby die Adresse gefunden hatte. Sie schnitt den Coupon aus, schrieb ihren Namen und ihre Adresse darauf, steckte ihn in einen Umschlag und bat ihren Vater, den Brief für sie einzuwerfen. Er vergaß es.
Doch das entdeckte Ruby erst dreizehndreiviertel Monate später, als sie in den Taschen ihres Vaters nach den Hubble- Yum-Kaugummis suchte, die er beschlagnahmt hatte. In seinem grauen Anzug fand sie den leicht ramponierten Umschlag mit ihrer Handschrift und der Briefmarke in der oberen rechten Ecke. Der Einsendeschluss war natürlich längst vorbei. Ruby nahm den Brief in ihr Zimmer hinauf und versteckte ihn in ihrem Geheimversteck neben dem Türrahmen. Zu schade, dass ihr die lebenslange Gratislieferung von Cornpops entgangen war, sie waren nämlich ihr Lieblingsfrühstück.
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Etliche Jahre später ...
1. Kapitel . . . . . . . .
Nicht abhauen wollen, sonst halten sie dich für ihre Beute
»Das Wetter ist perfekt für Haie«, erklärte der Tauchlehrer. »Wundert euch also nicht, wenn ihr ein oder zwei Exemplare trefft - aber geratet ja nicht in Panik!« Ruby Redfort spuckte in ihre Tauchermaske und rieb an dem Glas herum, während sie sie mit Meerwasser ausspülte. Ihre Kurskameraden überprüften ihre Gerätschaften, zogen den Reißverschluss ihrer Neoprenanzüge zu und zwängten die Füße in Schwimmflossen. Ruby, die frischgebackene Spektrum-Agentin, besuchte einen Tauchkurs an einem abgeschiedenen Strand auf einer der vielen Inseln Hawaiis. Ihr Tauchlehrer war ganz nett. Er hatte im Laufe seiner Tätigkeit so viele Agenten trainiert, dass er sie gar nicht mehr unterscheiden konnte - mit einer Ausnahme: Ruby. Agentin Redfort war definitiv anders als der Durchschnitt. Eine dreizehnjährige Schülerin, selbst mit Schwimmflossen nur knapp einen Meter fünfzig groß, die glatten dunklen Haare seitlich gescheitelt und über dem rechten Auge mit einer Haarspange zurückgesteckt - wie hätte man sie übersehen können? Ruby war die einzige Kursteilnehmerin, der man ansah, dass sie garantiert noch zur Schule ging; alle anderen hatten ihr Abitur längst in der Tasche und arbeiteten Vollzeit bei Spektrum. Ruby dagegen hatte bis vor sechs Wochen noch nicht mal gewusst, dass es Spektrum überhaupt gab! Das war an sich nicht weiter überraschend. Die wenigsten Leute hatten jemals von Spektrum gehört. Diese Organisation war sehr, sehr geheim, und damit es so blieb, wurde der Zugang zum Hauptquartier manchmal von einem Tag zum anderen und bisweilen sogar von einer Stunde zur anderen verlegt. Wer das HQ verließ, wusste nie ganz genau, ob er jemals wieder zurückfand, aber genau darauf hatte Spektrum es angelegt. Spektrum - eine Geheimdienstorganisation, deren Hauptaufgabe es war, die finsteren Pläne und Komplotte abgrundtief böser Spitzenhirne zu vereiteln, die sich auf Raub und Diebstahl größeren Ausmaßes, Erpressung, Betrug und Mord spezialisiert hatten - beschäftigte nur Topleute, die hundertprozentig clever und hundertprozentig diskret waren. Wie hatte LB es so schön ausgedrückt? »Ein Fehler, und du kannst deine Sachen packen.« LB - der Boss, der große Zampano, die Chefin, die Spektrum 8 leitete - war knallhart und kannte keine Gnade, wenn jemand etwas vermasselt hatte. Folglich war die Chance, gefeuert zu werden, ziemlich groß, und auch Ruby wäre nach ihrem ersten Probeeinsatz bei Spektrum gefeuert worden, noch bevor sie richtig angefangen hatte, wäre da nicht eine klitzekleine Kleinigkeit gewesen: Ruby war unglaublich clever. Nein, unglaublich clever war noch untertrieben. Ruby Redfort war ein Genie: Ihr Spezialgebiet waren Rätsel und Codes. Mit gerade mal sieben Jahren hatte sie den JuniorCode- Erfinder-Wettbewerb gewonnen, was ihr ein Jahr später das Angebot einbrachte, an der berühmten Harvard University zu studieren. Ruby hatte jedoch abgelehnt, weil sie - wie sie sagte - keine durchgeknallte Fachidiotin werden wollte. Wegen ihres phänomenalen Talents im Codeknacken hatte sich LB in einer Notlage gezwungen gesehen, Ruby als Agentin zu rekrutieren. Dabei war die Chefin von Spektrum 8 wahrlich nicht erpicht darauf gewesen, einen Teenager einzustellen, da sie aus eigener, leidvoller Erfahrung wusste, dass Kinder nur Ärger bedeuten. Aber was war ihr anderes übriggeblieben?
Ihre beste Codeknackerin, Agentin Lopez, war einem Mordanschlag des Grafen von Klapperstein zum Opfer gefallen, eines Fieslings ersten Ranges, der so gefürchtet war, dass Insider schon eine Gänsehaut bekamen, wenn sie seinen Namen nur hörten! Deshalb hütete sich jeder in der Branche, seinen Namen auszusprechen, wenn es nicht unbedingt nötig war! Vor etwa einem Monat hatte Ruby die Bekanntschaft von LB gemacht, bei ihrem ersten Besuch im Spektrum-Hauptquartier. Die Agenten-Chefin, von Kopf bis Fuß weiß gekleidet, saß hinter einem riesigen Schreibtisch, der ihr komplett weißes Büro dominierte. Ihre rotlackierten Fußnägel waren die einzigen Farbtupfer im ganzen Raum gewesen. LB war sicher schon über fünfzig, sah aber immer noch phantastisch aus - und hatte eine extrem einschüchternde Art. Sie war eine Frau, mit der sicherlich nicht gut Kirschen essen war. Doch selbstbewusst und unerschrocken wie Ruby war, hatte sie auf Anhieb gespürt, dass LB und sie etwas gemeinsam hatten: Auch LB war ein hochintelligenter Mensch, der Dummköpfe nicht mochte. Ja, sie war geradezu allergisch gegen Dummheit. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass Ruby sich während der Wochen, als sie an ihrer ersten Spektrum- Mission arbeitete, nicht unbedingt strikt an LBs Anweisungen gehalten hatte. Aber immerhin hatte sie die Pläne der Katzengoldbande durchkreuzt und verhindern können, dass der Graf von Klapperstein den unglaublich wertvollen Jadebuddha von Khotan aus dem Museum von Twinford stehlen konnte. Aufgrund dieses Geniestreichs war LB bereit gewesen, Ruby Redfort eine zweite Chance zu geben - und nur deshalb war Ruby zu diesem Spektrum-Tauchlehrgang geschickt worden. »Falls ihr einem unserer Ozeanfreunde direkt ins Auge blickt«, fuhr der Kursleiter fort, »bleibt, wo ihr seid. Er
schreckt nicht und kommt ja nicht auf die Idee, die Flucht zu ergreifen. Und wenn sich der Hai euch nähert, schwimmt ihm entgegen. Dann begreift er die Botschaft normalerweise.« »Ach ja?«, sagte Ruby. »Und wie lautet diese?« »Dass ihr nicht sein Mittagessen seid, denn das schwimmt in der Regel eilends in die andere Richtung«, erklärte der Tauchlehrer augenzwinkernd. »Aber was ist, wenn es sich um ein begriffsstutziges Exemplar handelt?«, fragte Ruby weiter. »Was dann?« »Dann«, sagte der Tauchlehrer gedehnt, »wird er vermutlich versuchen, euch mit den Zähnen zu erforschen - Haie erforschen ihre Umwelt nun mal mit den Zähnen. Nur dass das nicht sehr angenehm wäre, denn hinterher hat man eventuell einen Arm oder ein Bein weniger zum Schwimmen.« »Hmm, eigentlich hänge ich sehr an meinen Gliedmaßen, wenn ich es mir genau überlege«, meinte Ruby. »Aus diesem Grund rate ich euch auch, diesen Stock mit nach unten zu nehmen.« Der Tauchlehrer hielt eine ausziehbare Aluminiumstange hoch. »Wenn euch besagter Hai zu nahe kommt, stecht damit zu, und er wird mit großer Wahrscheinlichkeit Leine ziehen.« »Und wenn nicht?«, fragte einer der Kursteilnehmer, ein junger Mann namens Bosco. Er versuchte ganz lässig zu klingen, aber man merkte ihm an, dass ihn der Gedanke an Haie doch ziemlich irritierte.
© Fischer KJB Verlag
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Autoren-Porträt von Lauren Child
Lauren Child, geboren 1967, wuchs in Wiltshire auf, einer Grafschaft im Süden Englands. Sie studierte an der City and Guilds Art School in London. Danach hatte sie verschiedene Jobs, bis sie 1999 ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte. Heute ist Lauren Child eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen und Illustratorinnen Englands.Anne Braun, 1956 geboren, studierte Sprachen in Heidelberg und ist seit vielen Jahren freiberuflich als Übersetzerin, Herausgeberin und Autorin vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lauren Child
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2014, 3. Aufl., 496 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Braun, Anne L.
- Übersetzer: Anne Braun
- Verlag: FISCHER KJB
- ISBN-10: 3596855462
- ISBN-13: 9783596855469
- Erscheinungsdatum: 27.03.2014
Rezension zu „Ruby Redfort Band 2: Kälter als das Meer “
Super-intelligent, super-clever, super-sympathisch. Ploxxo
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