Scheitern an Kontingenz
Politisches Denken in der Weimarer Republik. Habilitationsschrift
Die Weimarer Republik, deren Gründung sich nun zum 100. Mal jährt, ist dafür bekannt, furios gescheitert zu sein. Um das Scheitern der ersten deutschen Demokratie zu erklären, rekonstruiert diese Untersuchung das Denken der Zeit anhand des Begriffs der...
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Produktinformationen zu „Scheitern an Kontingenz “
Die Weimarer Republik, deren Gründung sich nun zum 100. Mal jährt, ist dafür bekannt, furios gescheitert zu sein. Um das Scheitern der ersten deutschen Demokratie zu erklären, rekonstruiert diese Untersuchung das Denken der Zeit anhand des Begriffs der Kontingenz. Dabei entstehen zehn Porträts - von Oswald Spengler über Ernst Jünger bis hin zu Walter Benjamin und Carl Schmitt -, die eine tief gehende Einführung in das politische Denken der Zeit bieten. Zugleich wird an ihnen deutlich, wie das Denken in den 1920er-Jahren dazu beitrug, die Republik zu destabilisieren. Gerade heute sind diese Überlegungen von höchster Relevanz.
Klappentext zu „Scheitern an Kontingenz “
Die Weimarer Republik, deren Gründung sich nun zum 100. Mal jährt, ist dafür bekannt, furios gescheitert zu sein. Um das Scheitern der ersten deutschen Demokratie zu erklären, rekonstruiert diese Untersuchung das Denken der Zeit anhand des Begriffs der Kontingenz. Dabei entstehen zehn Porträts - von Oswald Spengler über Ernst Jünger bis hin zu Walter Benjamin und Carl Schmitt -, die eine tief gehende Einführung in das politische Denken der Zeit bieten. Zugleich wird an ihnen deutlich, wie das Denken in den 1920er-Jahren dazu beitrug, die Republik zu destabilisieren. Gerade heute sind diese Überlegungen von höchster Relevanz.
Lese-Probe zu „Scheitern an Kontingenz “
Vorwort Wo denn die Parallelen zwischen der Weimarer Zeit und heute liegen, war die Frage, die mir am häufigsten gestellt wurde, während ich an dem vorliegenden Projekt arbeitete. Meist ging diese Frage mit einer pessimistischen Erwartung einher, wonach vordringlich sei, dass auch wir heute in einer gefährdeten Zeit leben würden, auf einer demokratisch abschüssigen Bahn. In der Tat drängen sich einige negative Parallelen auf - steigender Nationalismus und der Aufstieg autokratischer Herrscher als die wohl vordringendsten. Doch unter der Annahme, dass wir unser politisch-gesellschaftliches Schicksal selbst in der Hand haben, gibt es keine Notwendigkeit, sich auf die zweifellos vorhandenen negativen Parallelen zu versteifen. Dies erst recht, wo doch eine der offensichtlichsten Parallelen darin besteht, dass damals wie heute der Glaube Konjunktur hatte, der Liberalismus - verstanden als das Vertrauen auf eine freiheitliche Rechtsordnung, auf das fruchtbare Zusammenspiel emanzipierter Intelligenzen und auf die universale Verbesserungsfähigkeit des Menschen - habe seine besten Tage hinter sich. Dem war, obwohl dem Liberalismus in Weimar, wie wir im Folgenden sehen werden, immer wieder die Todesmesse gelesen wurde, nicht so. Wie wir heute wissen, hatte er zur Zeit der ersten gesamtdeutschen Republik, eine seiner stärksten Phasen erst noch vor sich. Den weitverbreiteten Glauben an den Untergang des Liberalismus ein weiteres Mal zu falsifizieren, scheint mir heute unsere wichtigste Aufgabe zu sein, mit dem Unterschied, dass es dieses Mal gelingen muss, ohne davor einen Weltkrieg zu durchleben. Mein Ziel für die nächsten Jahre wird daher darin bestehen, mit publizistischen Mitteln dazu beizutragen, den Liberalismus zu revitalisierten. Das Projekt, das ich hier präsentiere, ist die gekürzte Fassung meiner Habilitationsschrift, die im Jahr 2017 von der School of Humanities and Social Sciences der Universität St. Gallen angenommen wurde. Für hilfreiche Anregungen danke ich den
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Gutachtern Martin Hartmann, Caspar Hirschi, Philip Kitcher, und Michael Quante. Der wichtigste akademische Dank geht wie schon bei meiner Dissertation an Dieter Thomä. Ohne seine kritischen Interventionen und klugen Ratschläge hätte ich dieses Projekt nicht zur Publikationsreife treiben können. Der Dank an meine Frau und geistige Sparringspartnerin Diana geht über das hinaus, was ich mit Buchstaben auszudrücken vermag. Steisslingen, 10. August 2018 Der Erste Weltkrieg als deutscher Kontingenzschock und die Rolle der Demokratie Mehr noch als der Zweite löste der Erste Weltkrieg einen mentalitätsgeschichtlichen Schock aus. Dieser Krieg, von den Zeitgenossen als der Große tituliert, "zerbrach de[n] geschichtsphilosophische[n] Optimismus, der das 19. Jahrhundert hindurch vorgeherrscht hatte" (Münkler 2013: 795) und markierte den "Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters" (Mommsen 2004, Untertitel). Gerade auch für viele Intellektuelle war vor dem Krieg das Gefühl entstanden, die Menschheit wandle auf einem Pfad des gesellschaftlichen Fortschritts, ein Pfad, der sowohl ökonomisch als auch politisch nur eine Richtung kennt: aufwärts. "Die junge Generation spürt die 'Sekurität' und blickt erwartungsvoll in die Zukunft", lässt Kiesel über diejenigen verlauten, die in der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts geboren wurden (2007/2009: 20). Stefan Zweig, Jahrgang 1881, beschreibt das Lebensgefühl vor 1914 mit den Worten: "Wenn ich versuche, für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der ich aufgewachsen bin, eine handliche Formel zu finden, so hoffe ich am prägnantesten zu sein, wenn ich sage: es war das goldene Zeitalter der Sicherheit. [...] Jeder wusste, wieviel er besaß oder wieviel ihm zukam, was erlaubt und was verboten war. Alles hatte seine Norm, sein bestimmtes Maß und Gewicht. Wer ein Vermögen besaß, konnte genau errechnen, wieviel an Zinsen es alljährlich zubrachte, der Beamte, der Offizier wiederum fand im Kalender verlässlich das Jahr, in dem er avancieren wer
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Inhaltsverzeichnis zu „Scheitern an Kontingenz “
Inhalt Vorwort 9 Der Erste Weltkrieg als deutscher Kontingenzschock und die Rolle der Demokratie 11 Kontingenz im politischen Denken Weimars Einleitung 19 I Leugnungsmodell der Kontingenz 23 1 Oswald Spenglers vollendetes Abendland 23 1.1 Der Prophet, der nur im eigenen Land was wert war 23 1.2 Spenglers politische Philosophie 26 1.3 Spenglers politische Philosophie und ihre morphologische Notwendigkeit 40 1.4 Leugnungsmodell I: Morphologie der Hochkulturen 52 2 Georg Lukács' geschichtsphilosophische Totalität 59 2.1 Schöpferisch und zerstörerisch 59 2.2 Dogmatik: Soziologisch versierte Geschichtsphilosophie 62 2.3 Prognostik: Lukács in Weimar 82 2.4 Leugnungsmodell II: Kontingenter Schein, notwendiges Sein 97 II Aufdeckungsmodell der Kontingenz 102 3 Stefan Georges und Ernst Kantorowicz' Geheimes Deutschland 103 3.1 Der politische George 103 3.2 Grundzüge des Geheimen Deutschland 105 3.3 Die Restitution Friedrichs II. 121 3.4 Kantorowicz' Geheimes Deutschland im Angesicht des nationalsozialistischen Deutschland 144 3.5 Aufdeckungsmodell I: Die notwendige Wiederkunft des Ewigen 147 4 Arthur Moeller van den Brucks totalitäre Demosympathie 151 4.1 Wenn ich König von Deutschland wär'... 151 4.2 Deutschlands zweites Reich und sein Untergang 153 4.3 Der Weg zu Deutschlands drittem Reich 157 4.4 Deutschlands drittes Reich als totalitäre Demosympathie in welterrettender Absicht 165 4.5 Moellers Patrimonium: Edgar Julius Jung als Theoretiker der Präsidialdiktatur 172 4.6 Aufdeckungsmodell II: Den Willen erfühlen 178 III Produktivitätsmodell der Kontingenz 183 5 Ernst Jüngers Planet des Arbeiters 184 5.1 Ein Jahrhundert voll von Krieg 184 5.2 Methodik: Expressionistische Sachlichkeit 185 5.3 Diagnostik: Geschichtsphilosophie als physisch-instrumenteller Nihilismus 191 5.4 Vision: Im technisch perfektionierten Universum des Arbeiters 200 5.5 Produktivitätsmodell I: Erst Kontingenz, dann Präzision 208 6 Walter Benjamins schöpferischer Messianismus 213 6.1 Nachruhm statt Ruhm
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213 6.2 Der Messianismus 216 6.3 Das Schöpferische 230 6.4 Produktivitätsmodell II: Schöpfung ohne Kontingenz 248 IV Entscheidungsmodell der Kontingenz 252 7 Ernst Robert Curtius' ewiger Humanismus 253 7.1 König des Wunschdenkens 253 7.2 Der ewige Humanismus und seine neuesten Feinde 256 7.3 Die Essenz des ewigen Humanismus 262 7.4 Der ewige Humanismus und seine aktuellen Erfordernisse 273 7.5 Entscheidungsmodell I: Unmittelbare Substanz durch humanistischen Geist 277 8 Carl Schmitts Entscheidungsmonopol 280 8.1 Der produktivste Schmitt 280 8.2 Theorie: Der ideale Staat im Zeitalter der Demokratie 283 8.3 Subsumtion: Die Beurteilung der Weimarer Republik 301 8.4 Entscheidungsmodell II: Mittelbare Substanz durch politische Form 317 V Dynamikmodell der Kontingenz 321 9 Hans Kelsens antiideologischer logischer Positivismus 322 9.1 Weimars liebster Prügelknabe 322 9.2 Wissenschaftstheoretische Basis 324 9.3 Reine Rechtslehre 330 9.4 Fast reine Demokratielehre 341 9.5 Reinheit um der Ideologiekritik willen 359 9.6 Dynamikmodell I: Demokratie rigoros-relativistisch 363 10 Rabindranath Tagores dynamische Versöhnung 368 10.1 Eine große Nummer 368 10.2 Analyse des Ersten Weltkriegs 373 10.3 Die Metaphysik hinter der Analyse 392 10.4 Dynamikmodell II: Melioristisches Sein, relativistische Wirkung 406 Die geistige Destabilisierung Weimars und ihre Lehren Einleitung 417 1 Futter für die politische Apathie 419 2 Die kalten Pole auf dem autoritär-wehrlos Kontinuum 422 3 Ein demokratiebefördernder Umgang mit Kontingenz 426 4 Relatives Optimum 434 Literatur 437
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Autoren-Porträt von Michael G. Festl
PD Dr. Michael Geronimo Festl ist seit 2013 Ständiger Dozent für Philosophie an der Universität St. Gallen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael G. Festl
- 2019, 457 Seiten, Maße: 14,8 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593510243
- ISBN-13: 9783593510248
- Erscheinungsdatum: 17.01.2019
Pressezitat
»Hier werden nicht pauschal Ideologien einander gegenübergestellt [...]. [...] die Auswahl der Autoren [ist] erfrischend und zeigt das denkerische Potenzial dieser Epoche.« Marcus Llanque, Politische Vierteljahresschrift (62), 175-178, 08.01.2021
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