Sebastian Bergman Band 1: Der Mann, der kein Mörder war
Ein Fall für Sebastian Bergman. Kriminalroman
Sebastian Bergmann gilt als brillanter Polizeipsychologe - und als widerlicher Kotzbrocken. Dennoch ist Kommissar Höglund bei diesem Fall auf seine Hilfe angewiesen: Ein Eliteschüler wurde brutal ermordet, sein Herz herausgerissen. Im...
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Produktinformationen zu „Sebastian Bergman Band 1: Der Mann, der kein Mörder war “
Sebastian Bergmann gilt als brillanter Polizeipsychologe - und als widerlicher Kotzbrocken. Dennoch ist Kommissar Höglund bei diesem Fall auf seine Hilfe angewiesen: Ein Eliteschüler wurde brutal ermordet, sein Herz herausgerissen. Im Städtchen Västerås gibt es mehr als nur eine zerstörte Seele.
Klappentext zu „Sebastian Bergman Band 1: Der Mann, der kein Mörder war “
Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe. Hochintelligent. Unausstehlich.In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen -brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst.
Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in dem kleinen Städtchen Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele ...
Sebastian Bergmans erster Fall
Lese-Probe zu „Sebastian Bergman Band 1: Der Mann, der kein Mörder war “
Der Mann, der kein Mörder war - Ein Fall für Sebastian Bergman von Mikael Hjorth und Hans Rosenfeldt... mehr
Der Mann, der kein Mörder war, war stolz auf sich. Obwohl er es eigentlich nicht sein durfte. Doch er hatte die einfühlsame Reportage über eine Schule in Trauer gesehen und daneben die zahlreichen Pressekonferenzen mit grimmigen Polizisten. Tragisch, dunkel und traurig. Aber er konnte es nicht sein lassen. So sehr er es auch zurückzudrängen versuchte, immer wieder wurde er von einem Gefühl der Selbstbestätigung eingeholt. Doch damit war er allein. Niemand würde es je verstehen. Egal, wie nah sie ihm standen und was sie auch sagten.
Sein Stolz war erbaulich und befreiend, ließ ihn beinahe überschwänglich werden. Mit seiner Tat hatte er Stärke bewiesen. Wie ein echter Mann. Das Schützenswerte beschützt. Er war nicht zurückgewichen, hatte niemanden im Stich gelassen, als es wirklich darauf ankam. Der strenge, süßliche Duft von Blut und Eingeweiden hatte sich tief in seine Sinne gebohrt, und er hatte mit aller Kraft gegen den Würgreiz kämpfen müssen. Aber er hatte weitergemacht. Das Messer in seiner Hand hatte nicht gezittert. Seine Beine hatten nicht unter ihm nachgegeben, als er die Leiche entsorgt hatte. Er hatte bestmöglich reagiert in einer Situation, die viele nicht gemeistert hätten - oder in die sie niemals geraten wären. Und darauf war er stolz.
Gestern war er so aufgedreht gewesen, dass er kaum hatte stillsitzen können. Er hatte einen mehrstündigen Spaziergang gemacht. Durch die Stadt, die nur ein Thema kannte: sein Geheimnis. Nach einer Weile war er am Polizeipräsidium vorbeigelaufen. Beim Anblick des vertrauten Gebäudes hatte er instinktiv umkehren wollen. Er war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, wohin er spazierte. Aber als er dort angelangt war, begriff er, dass er genauso gut am Gebäude vorbeigehen konnte. Er war lediglich ein Spaziergänger, dessen Weg hier entlangführte. Die Männer und Frauen dort drinnen würden nichts ahnen. Sie konnten nicht wissen, dass der, den sie suchten, so nah war. Er ging weiter. Dennoch wagte er es nicht, durch die großen Glasfenster ins Innere zu schauen. Als er die Einfahrt erreicht hatte, kam ein Polizeiwagen angefahren und bremste, um ihn vorbeizulassen. Er nickte den uniformierten Polizisten zu, als ob er sie kennen würde. Im Grunde tat er das ja auch. Sie waren seine Widersacher. Er war der Mann, den sie suchten, ohne es zu ahnen. Es war ungemein spannend und befriedigend, über dieses Wissen zu verfügen, die Wahrheit, nach der sie so fieberhaft suchten, in der eigenen Hand zu halten. Er blieb stehen, um den Polizeiwagen durchfahren zu lassen. Eine freundliche Geste an den Feind.
Er wusste, wer ihm diese Kraft verliehen hatte. Nicht Gott. Gott begleitete einen auf dem Weg und spendete Trost. Nein, sein Vater hatte ihn so stark gemacht. Sein Vater, der ihn herausgefordert, ihn abgehärtet und ihm vermittelt hatte, worauf es ankam. Es war nicht immer leicht gewesen. Auf irgendeine Weise erinnerte ihn sein jetziges Geheimnis an das, was er als Kind mit sich herumgetragen hatte. Was auch niemand hatte verstehen können.
Egal, wie nah sie ihm gestanden hatten.
Was sie auch gesagt hatten.
Einmal hatte er es in einem Moment der Schwäche und Verzweiflung der blonden, blumig duftenden Schulschwester erzählt. Das Ergebnis war Aufregung. Chaos. Die Schule und die Sozialbehörden griffen ein. Redeten, riefen an, kamen zu Besuch. Schulpsychologen und Sozialamtsmitarbeiter. Seine Mutter weinte, und er, der kleine Junge, verstand plötzlich, was er Gefahr lief zu verlieren. Alles. Weil er Schwäche gezeigt hatte. Nicht die Stärke bewiesen hatte, seinen Mund zu halten. Er wusste, dass sein Papa ihn liebte. Nur gehörte dieser eben zu jener Sorte Mensch, die ihre Liebe durch Disziplin und Ordnung zeigt. Ein Mann, der seine Botschaft lieber mit Fäusten, dem Teppichklopfer oder dem Gürtel vermittelte als mit Worten. Ein Mann, der seinen Jungen mittels Gehorsam auf die Wirklichkeit vorbereitete, in der man gezwungen war, stark zu sein.
Er hatte die Gefahr gebannt, indem er seine Worte zurückgenommen hatte. Sie geleugnet. Gesagt, dass man ihn missverstanden hätte. Er hatte die Ordnung wiederhergestellt, weil er seinen Vater, seine Familie nicht verlieren wollte. Die Schläge konnte er ertragen, aber nicht den Verlust des Vaters. Sie waren in eine andere Stadt gezogen. Der Vater hatte sein Leugnen und Lügen zu schätzen gewusst. Sie waren einander nähergekommen, das spürte er. Die Schläge wurden nicht weniger, im Gegenteil, doch für den Jungen fühlten sie sich leichter an. Und er schwieg. Wurde stärker. Niemand verstand, welche Gabe sein Vater ihm vermittelt hatte. Nicht einmal er selbst. Doch jetzt erkannte er sie. Die Möglichkeit, das Chaos zu überwinden und zu handeln. Der Mann, der kein Mörder war, lächelte. Er fühlte sich seinem Vater näher denn je.
Sebastian war am Morgen um kurz vor vier in einem der schmalen, harten Einzelbetten im Obergeschoss aufgewacht. Der übrigen Einrichtung des Zimmers nach zu urteilen, war es das Bett seiner Mutter. Als Sebastian von zu Hause auszog, hatten seine Eltern noch keine getrennten Schlafzimmer gehabt, aber diese Neuordnung verwunderte ihn nicht. Freiwillig Nacht für Nacht neben seinem Vater ins Bett zu kriechen, konnte man eigentlich nicht als gesundes menschliches Verhalten bezeichnen. Offenbar hatte das auch seine Mutter allmählich erkannt.
Meistens stand Sebastian sofort auf, wenn er aus dem Traum erwachte, egal, wie viel Uhr es war. Meistens, aber nicht immer. Manchmal blieb er liegen. Schloss die Augen. Spürte, wie sich der Krampf in seiner rechten Hand löste, während er den Traum erneut zuließ.
Manchmal sehnte er sich nach diesen Morgen. Und fürchtete sie zugleich. Wenn er dem Traum erlaubte, sich erneut festzusetzen, wenn er das reine, unverfälschte Gefühl der Liebe aus ihm heraussog, war seine Rückkehr in die Wirklichkeit anschließend beträchtlich schwieriger und angsterfüllter, als wenn er einfach losließ, aufstand und weitermachte. Das war meistens die bessere Variante. Denn auf die Liebe folgte der Schmerz. Der Verlust, unweigerlich und immerwährend. Es war wie eine Abhängigkeit. Er kannte die Folgen. Er wusste, dass es ihm unmittelbar danach so schlechtgehen würde, dass er kaum noch zurechtkam. Kaum noch zu atmen vermochte, kaum noch zu leben.
Aber er brauchte diesen wahren Kern hin und wieder. Das stärkere, das echte Gefühl, das seine Erinnerungen ihm nicht mehr geben konnten. Seine Erinnerungen waren trotz allem nur Erinnerungen. Im Vergleich zu seinen Gefühlen wirkten sie blass, fast leblos. Wahrscheinlich waren auch nicht alle von ihnen wirklichkeitsgetreu. Er hatte ausgelassen und hinzugedichtet, mal bewusst, mal unbewusst. Gewisse Dinge hatte er verbessert und verstärkt, andere abgeschwächt oder verdrängt. Erinnerungen waren subjektiv. Sein Traum war objektiv, unerbittlich, unsentimental und unerträglich schmerzhaft. Aber lebendig.
An diesem Morgen in seinem Elternhaus blieb er im Bett und erlaubte dem Traum, ihn erneut zu umfangen. Er wollte es so, brauchte es. Und es war einfach, der Traum war fest in ihm verankert wie ein unsichtbares Wesen, dem er nur etwas neue Kraft einhauchen musste, und wenn er es tat ...
Dann konnte er sie spüren. Sich nicht nur an sie erinnern, sondern sie wirklich spüren. Er spürte ihre kleine Hand in seiner und hörte ihre Stimme. Er hörte auch andere Stimmen und andere Geräusche, ihre jedoch am deutlichsten. Er konnte sie sogar riechen. Kinderseife und Sonnencreme. Im Halbschlaf war sie bei ihm. Real. Wieder da. Sein großer Daumen strich unbewusst über den billigen kleinen Ring, den sie am Zeigefinger trug. Einen Schmetterling. Er hatte ihn zwischen billigem Krimskrams auf einem Ramsch markt entdeckt und gekauft. Sie hatte ihn sofort geliebt. Ihn nie mehr abnehmen wollen.
Jener Tag hatte in Slow Motion begonnen. Sie waren erst spät aufgestanden und hatten vorgehabt, im Hotel zu bleiben und einen ruhigen Tag am Pool zu verbringen. Lily war joggen gegangen, zu einem verspäteten, verkürzten Lauf. Als er mit Sabine nach draußen kam, zeigte sie nicht das geringste Interesse daran, am Pool zu liegen und zu faulenzen. Nein, sie hatte solche Hummeln im Hintern, dass er die Idee hatte, kurz an den Strand zu gehen. Sabine liebte den Strand. Sie liebte es, wenn er sie unter den Achseln fasste und mit ihr in den Wellen spielte. Sie kreischte vor Freude, wenn er ihren kleinen Körper in die Luft warf und wieder ins Wasser tauchte, hoch und runter wirbelte. Auf dem Weg zum Strand begegneten ihnen einige andere Kinder. Es war zwei Tage nach Heiligabend, und die Kinder probierten ihr neues Spielzeug aus. Er trug Sabine auf seinen Schultern. Ein Mädchen spielte mit einem aufblasbaren Delfin, hellblau und niedlich, und Sabine streckte sich danach und sagte:
«Papa, so einen will ich auch.»
Das war der letzte Satz, den sie an ihn richtete. Der Strand lag etwas entfernt hinter einer großen Düne, und er ging mit schnellen Schritten dorthin, damit sie den blauen Delfin vergaß. Es funktionierte, und Sabine lachte, als er im warmen Sand voranstapfte. Ihre zarten Hände an seiner unrasierten Wange. Ihr Lachen, als er fast stolperte.
Es war Lilys Idee gewesen, über Weihnachten zu verreisen. Und er hatte nichts dagegen gehabt. Feiertagsrummel war nicht gerade Sebastians Stärke, und noch dazu tat er sich mit Lilys Familie schwer, sodass er sofort einwilligte, als sie die Reise vorschlug. Er war zwar kein Freund von Sonne und Meer, aber er begriff, dass Lily ihm - wie immer - das Leben ein wenig erleichtern wollte. Außerdem liebte Sabine Sonne und Meer, und was Sabine gefiel, machte auch ihn glücklich. Es war für Sebastian eine relativ neue Erfahrung, Dinge anderen Menschen zuliebe zu tun. Das hatte er erst durch Sabine kennengelernt. Eine schöne Erfahrung, dachte er, als er dort am Strand stand und auf den Indischen Ozean blickte. Er setzte Sabine ab, die sofort mit ihren kurzen Beinchen auf das Wasser zurannte. Es schien viel seichter als an den vorangegangenen Tagen, und der Strand war breiter als sonst. Er vermutete, dass die Ebbe das Wasser so weit hatte abfließen lassen. Er hob seine kleine Tochter hoch und rannte mit ihr zum Wasser. Es sah etwas trüb und grau aus, aber die Temperatur von Luft und Wasser war perfekt. Vollkommen unbekümmert küsste er Sabine ein letztes Mal, bevor er sie bis zum Bauch in das warme Meerwasser tauchte. Sie kreischte und lachte, für sie war das Wasser respekteinflößend und wunderbar zugleich, und eine Sekunde lang musste Sebastian an den psychologischen Fachbegriff für ihr gemeinsames Spiel denken. Vertrauensübungen. Papa lässt nicht los, das Kind wird immer mutiger. Ein einfaches Wort, dessen Bedeutung er früher eigentlich nie praktiziert hatte. Vertrauen. Sabine kreischte voller angstdurchmischter Freude, und Sebastian hörte das Donnern nicht gleich. Zu sehr war er fasziniert von dem Vertrauen, das zwischen ihm und ihr bestand. Als er das Geräusch wahrnahm, war es zu spät.
An diesem Tag hatte er ein neues Wort gelernt. Ein Wort, das er, der so belesen war, nie zuvor gehört hatte: Tsunami. In jenen Morgenstunden, in denen er den Traum zuließ, verlor er sie aufs Neue.
Und die Trauer zerriss ihn so sehr, dass er glaubte, nie wieder aufstehen zu können.
Aber er schaffte es.
Allmählich.
Und das, was sein Leben war, ging weiter.
Leonard! Clara Lundin wusste sofort, dass es um ihren Sohn ging, als sie das junge Paar auf dem Treppenabsatz
erblickte. Noch bevor sie sich vorstellten und ihre Dienstausweise zeigten, wusste sie, dass diese beiden weder Zeugen Jehovas noch irgendwelche Vertreter waren. Sie wusste es, und ihr Magen krampfte sich vor Nervosität zusammen. Vielleicht intensivierte sich das Gefühl auch nur. Clara hatte dieses Ziehen im Magen nun schon so lange, dass sie es manchmal kaum noch bemerkte. Wenn abends das Telefon klingelte. Wenn sie an den Wochenenden Sirenen auf den Straßen hörte. Wenn sie aufwachte, weil Leonard seine Freunde mit nach Hause brachte. Wenn sie in ihrem Posteingang eine Mail von der Schule entdeckte.
«Ist Leo da?», fragte Vanja und steckte ihren Dienstausweis zurück in die Jackentasche.
«Leonard», korrigierte Clara sie aus reinem Refl ex. «Ja, ist er. Was wollen Sie von ihm?»
«Ist er krank?», fragte Vanja ausweichend.
«Nein, ich wüsste nicht ... Wie kommen Sie darauf?» «Weil er nicht in der Schule ist?»
Clara fi el auf, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hatte. Im Krankenhaus arbeitete sie in unregelmäßigen Schichten, und sie kümmerte sich immer weniger um den Schulbesuch ihres Sohnes. Er kam und ging, wie es ihm gerade passte. Tat meistens das, was er wollte.
Im Grunde genommen immer.
Sie hatte die Kontrolle verloren. So war es. Sie musste es sich nur noch eingestehen. Völlig verloren, in weniger als einem Jahr. Das war ganz natürlich, so stand es in den Ratgebern, die sie sich ausgeliehen hatte, und in den Zeitschriften, die sie las. In diesem Alter sagten sich die Jungen von ihren Eltern los und begannen zögernd, die Welt der Erwachsenen zu erforschen. Man sollte ihnen mehr Freiräume lassen, die Zügel lockern, sie aber dennoch fest im Griff behalten und ihnen vor allem die Grundsicherheit vermitteln, dass man immer für sie da war. Leonard war jedoch nie zögerlich gewesen. Er machte einfach den Absprung, von einem Tag auf den anderen. Als sei er von einem Schwarzen Loch verschluckt worden. Plötzlich war er verschwunden, und auf der ganzen Welt gab es keine Zügel, die sich so weit lockern ließen. Clara existierte, aber er brauchte sie nicht mehr. Überhaupt nicht mehr.
«Er hat heute ein bisschen verschlafen. Was wollen Sie von ihm?»
«Können wir bitte mit ihm sprechen?», fragte Billy nachdrücklich. Vanja und er betraten den Flur.
Hier drinnen hörte man noch deutlicher das Bassgewummer, das sie bereits vernommen hatten, als sie auf den L-förmigen Bungalow zugegangen waren. Hip-Hop. Billy kannte das Lied. DMX. «X Gon' Give it to Ya» von 2002. Oldschool.
«Ich bin immerhin seine Mutter und würde schon gern wissen, was er angestellt hat.»
Vanja registrierte, dass die Mutter keineswegs wissen wollte, weshalb die Polizei ihren Sohn sprechen wollte. Nein, sie ging sofort davon aus, dass er etwas angestellt hatte.
«Wir würden gern mit ihm über Roger Eriksson sprechen.»
Der tote Junge. Warum wollte die Polizei mit Leonard über den toten Jungen sprechen? Jetzt krampfte sich ihr Magen endgültig zusammen. Clara nickte nur schweigend, trat zur Seite und ließ Vanja und Billy herein. Sie verschwand nach links durch das Wohnzimmer und ging zu einer geschlossenen Tür. Einer Tür, die sie nicht öffnen durfte, ohne anzuklopfen, was sie jetzt auch tat.
«Leonard. Die Polizei ist hier und möchte mit dir sprechen.»
Billy und Vanja warteten im Flur, der eng und ordentlich war. An der rechten Wand Garderobenhaken, an denen drei Jacken auf Bügeln hingen, von denen zwei offenbar Leonard gehörten. Am vierten Haken baumelte eine einsame Handtasche. Darunter stand ein kleines Schuhregal mit vier Paar Schuhen. Zwei davon Turnschuhe. Reebok und Eckö, registrierte Billy. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine kleine Kommode mit einem Spiegel darüber. Abgesehen von einem Deckchen und einer Vase mit Strohblumen stand nichts darauf. Kurz dahinter endete der Flur, und das Wohnzimmer begann. Clara klopfte erneut an die geschlossene Tür.
«Leonard. Sie wollen mit dir über Roger sprechen. Jetzt komm schon raus.»
Sie klopfte noch einmal. Im Flur warfen Billy und Vanja sich einen Blick zu und trafen stillschweigend eine Entscheidung. Sie putzten ihre Schuhe an der Fußmatte ab und gingen durch das Wohnzimmer. Vor der Küchentür stand ein schlichter Esstisch auf einem Teppich, braune Vierecke auf gelbem Grund, und davor, mit dem Rücken zum Tisch, ein Sofa. Ein zweites Sofa stand gegenüber, dazwischen ein niedriger Couchtisch aus hellem Holz. Birke, vermutete Vanja, ohne sich wirklich auszukennen. An der Wand hing ein Flachbildfernseher, und auf einem flachen Möbel darunter stand ein DVD-Spieler. Aber nirgendwo waren DVDs zu sehen, auch keine Spielkonsolen oder Spiele. Das Zimmer war aufgeräumt und sauber. Es sah nicht so aus, als habe kürzlich jemand auf diesen Sofas gesessen. Ordentlich aufgereihte Zierkissen, eine zusammengelegte Decke, zwei Fernbedienungen an der Seite akkurat nebeneinander platziert. Hinter dem zweiten Sofa verlief eine Bücherwand, Bücher mit festem Einband und Taschenbücher in perfekten Reihen, die nur hier und dort von sorgsam abgestaubtem Nippes unterbrochen wurden. Vanja und Billy gingen zu Clara, die langsam unruhig wurde.
«Leonard, mach jetzt auf!» Doch keine Reaktion. Die Musik lief mit hoher Lautstärke weiter. Womöglich sogar noch lauter als zuvor, überlegte Vanja. Oder kam es ihr nur so vor, weil sie direkt vor der Zimmertür standen? Billy klopfte an. Energisch.
«Leo, können wir kurz mit dir sprechen?» Keine Reaktion. Billy klopfte erneut.
«Komisch, es klang, als hätte er abgeschlossen.»
Vanja und Billy sahen Clara an. Billy drückte den Türgriff nach unten. Tatsächlich. Abgeschlossen.
Vanja warf einen schnellen Blick durch das Wohnzimmerfenster. Plötzlich sah sie, wie ein stattlicher rothaariger Junge weich auf dem Gras vor dem Haus landete und anschließend auf Socken über den Rasen aus ihrem Blickfeld sprintete. Das Ganze ging blitzschnell. Vanja rannte zur verschlossenen Terrassentür und schrie:
«Leo! Bleib stehen!»
Was Leo auf keinen Fall zu tun gedachte. Im Gegenteil, er wurde immer schneller. Vanja drehte sich zum verdutzten Billy um.
«Übernimm du die Vorderseite», rief sie, während sie versuchte, die Terrassentür zu öffnen. In einiger Entfernung sah sie den flüchtenden Jungen. Sie bekam die Tür auf und setzte mit ein paar schnellen Schritten über die Rabatten. Dann erhöhte sie ihr Tempo und schrie dem Jungen erneut hinterher.
Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Der Mann, der kein Mörder war, war stolz auf sich. Obwohl er es eigentlich nicht sein durfte. Doch er hatte die einfühlsame Reportage über eine Schule in Trauer gesehen und daneben die zahlreichen Pressekonferenzen mit grimmigen Polizisten. Tragisch, dunkel und traurig. Aber er konnte es nicht sein lassen. So sehr er es auch zurückzudrängen versuchte, immer wieder wurde er von einem Gefühl der Selbstbestätigung eingeholt. Doch damit war er allein. Niemand würde es je verstehen. Egal, wie nah sie ihm standen und was sie auch sagten.
Sein Stolz war erbaulich und befreiend, ließ ihn beinahe überschwänglich werden. Mit seiner Tat hatte er Stärke bewiesen. Wie ein echter Mann. Das Schützenswerte beschützt. Er war nicht zurückgewichen, hatte niemanden im Stich gelassen, als es wirklich darauf ankam. Der strenge, süßliche Duft von Blut und Eingeweiden hatte sich tief in seine Sinne gebohrt, und er hatte mit aller Kraft gegen den Würgreiz kämpfen müssen. Aber er hatte weitergemacht. Das Messer in seiner Hand hatte nicht gezittert. Seine Beine hatten nicht unter ihm nachgegeben, als er die Leiche entsorgt hatte. Er hatte bestmöglich reagiert in einer Situation, die viele nicht gemeistert hätten - oder in die sie niemals geraten wären. Und darauf war er stolz.
Gestern war er so aufgedreht gewesen, dass er kaum hatte stillsitzen können. Er hatte einen mehrstündigen Spaziergang gemacht. Durch die Stadt, die nur ein Thema kannte: sein Geheimnis. Nach einer Weile war er am Polizeipräsidium vorbeigelaufen. Beim Anblick des vertrauten Gebäudes hatte er instinktiv umkehren wollen. Er war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, wohin er spazierte. Aber als er dort angelangt war, begriff er, dass er genauso gut am Gebäude vorbeigehen konnte. Er war lediglich ein Spaziergänger, dessen Weg hier entlangführte. Die Männer und Frauen dort drinnen würden nichts ahnen. Sie konnten nicht wissen, dass der, den sie suchten, so nah war. Er ging weiter. Dennoch wagte er es nicht, durch die großen Glasfenster ins Innere zu schauen. Als er die Einfahrt erreicht hatte, kam ein Polizeiwagen angefahren und bremste, um ihn vorbeizulassen. Er nickte den uniformierten Polizisten zu, als ob er sie kennen würde. Im Grunde tat er das ja auch. Sie waren seine Widersacher. Er war der Mann, den sie suchten, ohne es zu ahnen. Es war ungemein spannend und befriedigend, über dieses Wissen zu verfügen, die Wahrheit, nach der sie so fieberhaft suchten, in der eigenen Hand zu halten. Er blieb stehen, um den Polizeiwagen durchfahren zu lassen. Eine freundliche Geste an den Feind.
Er wusste, wer ihm diese Kraft verliehen hatte. Nicht Gott. Gott begleitete einen auf dem Weg und spendete Trost. Nein, sein Vater hatte ihn so stark gemacht. Sein Vater, der ihn herausgefordert, ihn abgehärtet und ihm vermittelt hatte, worauf es ankam. Es war nicht immer leicht gewesen. Auf irgendeine Weise erinnerte ihn sein jetziges Geheimnis an das, was er als Kind mit sich herumgetragen hatte. Was auch niemand hatte verstehen können.
Egal, wie nah sie ihm gestanden hatten.
Was sie auch gesagt hatten.
Einmal hatte er es in einem Moment der Schwäche und Verzweiflung der blonden, blumig duftenden Schulschwester erzählt. Das Ergebnis war Aufregung. Chaos. Die Schule und die Sozialbehörden griffen ein. Redeten, riefen an, kamen zu Besuch. Schulpsychologen und Sozialamtsmitarbeiter. Seine Mutter weinte, und er, der kleine Junge, verstand plötzlich, was er Gefahr lief zu verlieren. Alles. Weil er Schwäche gezeigt hatte. Nicht die Stärke bewiesen hatte, seinen Mund zu halten. Er wusste, dass sein Papa ihn liebte. Nur gehörte dieser eben zu jener Sorte Mensch, die ihre Liebe durch Disziplin und Ordnung zeigt. Ein Mann, der seine Botschaft lieber mit Fäusten, dem Teppichklopfer oder dem Gürtel vermittelte als mit Worten. Ein Mann, der seinen Jungen mittels Gehorsam auf die Wirklichkeit vorbereitete, in der man gezwungen war, stark zu sein.
Er hatte die Gefahr gebannt, indem er seine Worte zurückgenommen hatte. Sie geleugnet. Gesagt, dass man ihn missverstanden hätte. Er hatte die Ordnung wiederhergestellt, weil er seinen Vater, seine Familie nicht verlieren wollte. Die Schläge konnte er ertragen, aber nicht den Verlust des Vaters. Sie waren in eine andere Stadt gezogen. Der Vater hatte sein Leugnen und Lügen zu schätzen gewusst. Sie waren einander nähergekommen, das spürte er. Die Schläge wurden nicht weniger, im Gegenteil, doch für den Jungen fühlten sie sich leichter an. Und er schwieg. Wurde stärker. Niemand verstand, welche Gabe sein Vater ihm vermittelt hatte. Nicht einmal er selbst. Doch jetzt erkannte er sie. Die Möglichkeit, das Chaos zu überwinden und zu handeln. Der Mann, der kein Mörder war, lächelte. Er fühlte sich seinem Vater näher denn je.
Sebastian war am Morgen um kurz vor vier in einem der schmalen, harten Einzelbetten im Obergeschoss aufgewacht. Der übrigen Einrichtung des Zimmers nach zu urteilen, war es das Bett seiner Mutter. Als Sebastian von zu Hause auszog, hatten seine Eltern noch keine getrennten Schlafzimmer gehabt, aber diese Neuordnung verwunderte ihn nicht. Freiwillig Nacht für Nacht neben seinem Vater ins Bett zu kriechen, konnte man eigentlich nicht als gesundes menschliches Verhalten bezeichnen. Offenbar hatte das auch seine Mutter allmählich erkannt.
Meistens stand Sebastian sofort auf, wenn er aus dem Traum erwachte, egal, wie viel Uhr es war. Meistens, aber nicht immer. Manchmal blieb er liegen. Schloss die Augen. Spürte, wie sich der Krampf in seiner rechten Hand löste, während er den Traum erneut zuließ.
Manchmal sehnte er sich nach diesen Morgen. Und fürchtete sie zugleich. Wenn er dem Traum erlaubte, sich erneut festzusetzen, wenn er das reine, unverfälschte Gefühl der Liebe aus ihm heraussog, war seine Rückkehr in die Wirklichkeit anschließend beträchtlich schwieriger und angsterfüllter, als wenn er einfach losließ, aufstand und weitermachte. Das war meistens die bessere Variante. Denn auf die Liebe folgte der Schmerz. Der Verlust, unweigerlich und immerwährend. Es war wie eine Abhängigkeit. Er kannte die Folgen. Er wusste, dass es ihm unmittelbar danach so schlechtgehen würde, dass er kaum noch zurechtkam. Kaum noch zu atmen vermochte, kaum noch zu leben.
Aber er brauchte diesen wahren Kern hin und wieder. Das stärkere, das echte Gefühl, das seine Erinnerungen ihm nicht mehr geben konnten. Seine Erinnerungen waren trotz allem nur Erinnerungen. Im Vergleich zu seinen Gefühlen wirkten sie blass, fast leblos. Wahrscheinlich waren auch nicht alle von ihnen wirklichkeitsgetreu. Er hatte ausgelassen und hinzugedichtet, mal bewusst, mal unbewusst. Gewisse Dinge hatte er verbessert und verstärkt, andere abgeschwächt oder verdrängt. Erinnerungen waren subjektiv. Sein Traum war objektiv, unerbittlich, unsentimental und unerträglich schmerzhaft. Aber lebendig.
An diesem Morgen in seinem Elternhaus blieb er im Bett und erlaubte dem Traum, ihn erneut zu umfangen. Er wollte es so, brauchte es. Und es war einfach, der Traum war fest in ihm verankert wie ein unsichtbares Wesen, dem er nur etwas neue Kraft einhauchen musste, und wenn er es tat ...
Dann konnte er sie spüren. Sich nicht nur an sie erinnern, sondern sie wirklich spüren. Er spürte ihre kleine Hand in seiner und hörte ihre Stimme. Er hörte auch andere Stimmen und andere Geräusche, ihre jedoch am deutlichsten. Er konnte sie sogar riechen. Kinderseife und Sonnencreme. Im Halbschlaf war sie bei ihm. Real. Wieder da. Sein großer Daumen strich unbewusst über den billigen kleinen Ring, den sie am Zeigefinger trug. Einen Schmetterling. Er hatte ihn zwischen billigem Krimskrams auf einem Ramsch markt entdeckt und gekauft. Sie hatte ihn sofort geliebt. Ihn nie mehr abnehmen wollen.
Jener Tag hatte in Slow Motion begonnen. Sie waren erst spät aufgestanden und hatten vorgehabt, im Hotel zu bleiben und einen ruhigen Tag am Pool zu verbringen. Lily war joggen gegangen, zu einem verspäteten, verkürzten Lauf. Als er mit Sabine nach draußen kam, zeigte sie nicht das geringste Interesse daran, am Pool zu liegen und zu faulenzen. Nein, sie hatte solche Hummeln im Hintern, dass er die Idee hatte, kurz an den Strand zu gehen. Sabine liebte den Strand. Sie liebte es, wenn er sie unter den Achseln fasste und mit ihr in den Wellen spielte. Sie kreischte vor Freude, wenn er ihren kleinen Körper in die Luft warf und wieder ins Wasser tauchte, hoch und runter wirbelte. Auf dem Weg zum Strand begegneten ihnen einige andere Kinder. Es war zwei Tage nach Heiligabend, und die Kinder probierten ihr neues Spielzeug aus. Er trug Sabine auf seinen Schultern. Ein Mädchen spielte mit einem aufblasbaren Delfin, hellblau und niedlich, und Sabine streckte sich danach und sagte:
«Papa, so einen will ich auch.»
Das war der letzte Satz, den sie an ihn richtete. Der Strand lag etwas entfernt hinter einer großen Düne, und er ging mit schnellen Schritten dorthin, damit sie den blauen Delfin vergaß. Es funktionierte, und Sabine lachte, als er im warmen Sand voranstapfte. Ihre zarten Hände an seiner unrasierten Wange. Ihr Lachen, als er fast stolperte.
Es war Lilys Idee gewesen, über Weihnachten zu verreisen. Und er hatte nichts dagegen gehabt. Feiertagsrummel war nicht gerade Sebastians Stärke, und noch dazu tat er sich mit Lilys Familie schwer, sodass er sofort einwilligte, als sie die Reise vorschlug. Er war zwar kein Freund von Sonne und Meer, aber er begriff, dass Lily ihm - wie immer - das Leben ein wenig erleichtern wollte. Außerdem liebte Sabine Sonne und Meer, und was Sabine gefiel, machte auch ihn glücklich. Es war für Sebastian eine relativ neue Erfahrung, Dinge anderen Menschen zuliebe zu tun. Das hatte er erst durch Sabine kennengelernt. Eine schöne Erfahrung, dachte er, als er dort am Strand stand und auf den Indischen Ozean blickte. Er setzte Sabine ab, die sofort mit ihren kurzen Beinchen auf das Wasser zurannte. Es schien viel seichter als an den vorangegangenen Tagen, und der Strand war breiter als sonst. Er vermutete, dass die Ebbe das Wasser so weit hatte abfließen lassen. Er hob seine kleine Tochter hoch und rannte mit ihr zum Wasser. Es sah etwas trüb und grau aus, aber die Temperatur von Luft und Wasser war perfekt. Vollkommen unbekümmert küsste er Sabine ein letztes Mal, bevor er sie bis zum Bauch in das warme Meerwasser tauchte. Sie kreischte und lachte, für sie war das Wasser respekteinflößend und wunderbar zugleich, und eine Sekunde lang musste Sebastian an den psychologischen Fachbegriff für ihr gemeinsames Spiel denken. Vertrauensübungen. Papa lässt nicht los, das Kind wird immer mutiger. Ein einfaches Wort, dessen Bedeutung er früher eigentlich nie praktiziert hatte. Vertrauen. Sabine kreischte voller angstdurchmischter Freude, und Sebastian hörte das Donnern nicht gleich. Zu sehr war er fasziniert von dem Vertrauen, das zwischen ihm und ihr bestand. Als er das Geräusch wahrnahm, war es zu spät.
An diesem Tag hatte er ein neues Wort gelernt. Ein Wort, das er, der so belesen war, nie zuvor gehört hatte: Tsunami. In jenen Morgenstunden, in denen er den Traum zuließ, verlor er sie aufs Neue.
Und die Trauer zerriss ihn so sehr, dass er glaubte, nie wieder aufstehen zu können.
Aber er schaffte es.
Allmählich.
Und das, was sein Leben war, ging weiter.
Leonard! Clara Lundin wusste sofort, dass es um ihren Sohn ging, als sie das junge Paar auf dem Treppenabsatz
erblickte. Noch bevor sie sich vorstellten und ihre Dienstausweise zeigten, wusste sie, dass diese beiden weder Zeugen Jehovas noch irgendwelche Vertreter waren. Sie wusste es, und ihr Magen krampfte sich vor Nervosität zusammen. Vielleicht intensivierte sich das Gefühl auch nur. Clara hatte dieses Ziehen im Magen nun schon so lange, dass sie es manchmal kaum noch bemerkte. Wenn abends das Telefon klingelte. Wenn sie an den Wochenenden Sirenen auf den Straßen hörte. Wenn sie aufwachte, weil Leonard seine Freunde mit nach Hause brachte. Wenn sie in ihrem Posteingang eine Mail von der Schule entdeckte.
«Ist Leo da?», fragte Vanja und steckte ihren Dienstausweis zurück in die Jackentasche.
«Leonard», korrigierte Clara sie aus reinem Refl ex. «Ja, ist er. Was wollen Sie von ihm?»
«Ist er krank?», fragte Vanja ausweichend.
«Nein, ich wüsste nicht ... Wie kommen Sie darauf?» «Weil er nicht in der Schule ist?»
Clara fi el auf, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hatte. Im Krankenhaus arbeitete sie in unregelmäßigen Schichten, und sie kümmerte sich immer weniger um den Schulbesuch ihres Sohnes. Er kam und ging, wie es ihm gerade passte. Tat meistens das, was er wollte.
Im Grunde genommen immer.
Sie hatte die Kontrolle verloren. So war es. Sie musste es sich nur noch eingestehen. Völlig verloren, in weniger als einem Jahr. Das war ganz natürlich, so stand es in den Ratgebern, die sie sich ausgeliehen hatte, und in den Zeitschriften, die sie las. In diesem Alter sagten sich die Jungen von ihren Eltern los und begannen zögernd, die Welt der Erwachsenen zu erforschen. Man sollte ihnen mehr Freiräume lassen, die Zügel lockern, sie aber dennoch fest im Griff behalten und ihnen vor allem die Grundsicherheit vermitteln, dass man immer für sie da war. Leonard war jedoch nie zögerlich gewesen. Er machte einfach den Absprung, von einem Tag auf den anderen. Als sei er von einem Schwarzen Loch verschluckt worden. Plötzlich war er verschwunden, und auf der ganzen Welt gab es keine Zügel, die sich so weit lockern ließen. Clara existierte, aber er brauchte sie nicht mehr. Überhaupt nicht mehr.
«Er hat heute ein bisschen verschlafen. Was wollen Sie von ihm?»
«Können wir bitte mit ihm sprechen?», fragte Billy nachdrücklich. Vanja und er betraten den Flur.
Hier drinnen hörte man noch deutlicher das Bassgewummer, das sie bereits vernommen hatten, als sie auf den L-förmigen Bungalow zugegangen waren. Hip-Hop. Billy kannte das Lied. DMX. «X Gon' Give it to Ya» von 2002. Oldschool.
«Ich bin immerhin seine Mutter und würde schon gern wissen, was er angestellt hat.»
Vanja registrierte, dass die Mutter keineswegs wissen wollte, weshalb die Polizei ihren Sohn sprechen wollte. Nein, sie ging sofort davon aus, dass er etwas angestellt hatte.
«Wir würden gern mit ihm über Roger Eriksson sprechen.»
Der tote Junge. Warum wollte die Polizei mit Leonard über den toten Jungen sprechen? Jetzt krampfte sich ihr Magen endgültig zusammen. Clara nickte nur schweigend, trat zur Seite und ließ Vanja und Billy herein. Sie verschwand nach links durch das Wohnzimmer und ging zu einer geschlossenen Tür. Einer Tür, die sie nicht öffnen durfte, ohne anzuklopfen, was sie jetzt auch tat.
«Leonard. Die Polizei ist hier und möchte mit dir sprechen.»
Billy und Vanja warteten im Flur, der eng und ordentlich war. An der rechten Wand Garderobenhaken, an denen drei Jacken auf Bügeln hingen, von denen zwei offenbar Leonard gehörten. Am vierten Haken baumelte eine einsame Handtasche. Darunter stand ein kleines Schuhregal mit vier Paar Schuhen. Zwei davon Turnschuhe. Reebok und Eckö, registrierte Billy. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine kleine Kommode mit einem Spiegel darüber. Abgesehen von einem Deckchen und einer Vase mit Strohblumen stand nichts darauf. Kurz dahinter endete der Flur, und das Wohnzimmer begann. Clara klopfte erneut an die geschlossene Tür.
«Leonard. Sie wollen mit dir über Roger sprechen. Jetzt komm schon raus.»
Sie klopfte noch einmal. Im Flur warfen Billy und Vanja sich einen Blick zu und trafen stillschweigend eine Entscheidung. Sie putzten ihre Schuhe an der Fußmatte ab und gingen durch das Wohnzimmer. Vor der Küchentür stand ein schlichter Esstisch auf einem Teppich, braune Vierecke auf gelbem Grund, und davor, mit dem Rücken zum Tisch, ein Sofa. Ein zweites Sofa stand gegenüber, dazwischen ein niedriger Couchtisch aus hellem Holz. Birke, vermutete Vanja, ohne sich wirklich auszukennen. An der Wand hing ein Flachbildfernseher, und auf einem flachen Möbel darunter stand ein DVD-Spieler. Aber nirgendwo waren DVDs zu sehen, auch keine Spielkonsolen oder Spiele. Das Zimmer war aufgeräumt und sauber. Es sah nicht so aus, als habe kürzlich jemand auf diesen Sofas gesessen. Ordentlich aufgereihte Zierkissen, eine zusammengelegte Decke, zwei Fernbedienungen an der Seite akkurat nebeneinander platziert. Hinter dem zweiten Sofa verlief eine Bücherwand, Bücher mit festem Einband und Taschenbücher in perfekten Reihen, die nur hier und dort von sorgsam abgestaubtem Nippes unterbrochen wurden. Vanja und Billy gingen zu Clara, die langsam unruhig wurde.
«Leonard, mach jetzt auf!» Doch keine Reaktion. Die Musik lief mit hoher Lautstärke weiter. Womöglich sogar noch lauter als zuvor, überlegte Vanja. Oder kam es ihr nur so vor, weil sie direkt vor der Zimmertür standen? Billy klopfte an. Energisch.
«Leo, können wir kurz mit dir sprechen?» Keine Reaktion. Billy klopfte erneut.
«Komisch, es klang, als hätte er abgeschlossen.»
Vanja und Billy sahen Clara an. Billy drückte den Türgriff nach unten. Tatsächlich. Abgeschlossen.
Vanja warf einen schnellen Blick durch das Wohnzimmerfenster. Plötzlich sah sie, wie ein stattlicher rothaariger Junge weich auf dem Gras vor dem Haus landete und anschließend auf Socken über den Rasen aus ihrem Blickfeld sprintete. Das Ganze ging blitzschnell. Vanja rannte zur verschlossenen Terrassentür und schrie:
«Leo! Bleib stehen!»
Was Leo auf keinen Fall zu tun gedachte. Im Gegenteil, er wurde immer schneller. Vanja drehte sich zum verdutzten Billy um.
«Übernimm du die Vorderseite», rief sie, während sie versuchte, die Terrassentür zu öffnen. In einiger Entfernung sah sie den flüchtenden Jungen. Sie bekam die Tür auf und setzte mit ein paar schnellen Schritten über die Rabatten. Dann erhöhte sie ihr Tempo und schrie dem Jungen erneut hinterher.
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Autoren-Porträt von Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt
Michael Hjorth, geb. 1963, ist ein bekannter TV-Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u. a. Drehbücher für die Mankell-VerfilmungenHans Rosenfeldt, Jg. 1964, arbeitet als Drehbuchautor und als Moderator in Funk und Fernsehen.Ursel Allenstein, geb. 1978, Studium der Skandinavistik, Germanistik und Anglistik in Frankfurt und Kopenhagen. Sie ist Übersetzerin aus dem Schwedischen und Dänischen. Für die Arbeit an Sara Stridsbergs Roman erhielt sie das Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds.
Autoren-Interview mit Michael Hjorth
Interview mit Michael Hjorth und Hans RosenfeldtMichael Hjorth und Hans Rosenfeldt, Sie haben das Buch zusammen geschrieben. Ziemlich ungewöhnlich! Wie funktioniert das konkret - zum einen bei der Entwicklung der Ideen und dann beim Schreiben?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir arbeiten in der Zeit des Entwickelns viel zusammen, genauso wie wenn wir Drehbücher schreiben. Wir treffen uns für ein paar Wochen, entwerfen die Geschichte, ihren Verlauf und planen alles Kapitel für Kapitel. Sowohl die Figuren als auch der Plot stehen also komplett. Dann teilen wir die Kapitel unter uns auf und fangen an zu schreiben - jeder für sich. Während wir schreiben treffen wir uns selten, halten aber Kontakt per Mail oder telefonieren und schicken das Geschriebene hin und her, schreiben Passagen neu, sprechen uns natürlich ab, wenn wir im Handlungsverlauf etwas verändern oder diskutieren neue Ideen, die während des Schreibens entstanden sind. Für den Endspurt treffen wir uns wieder und fügen alles so zusammen, dass es wie aus einem Guss wirkt. Wir feilen am Ton des Buches, dem Sprachrhythmus oder Ähnlichem - es muss sich lesen, als hätte es ein einzelner Autor geschrieben.
Die Hauptfigur Sebastian Bermann ist ein asozialer, streitsüchtiger Zeitgenosse und obendrein ein zweifelhafter Frauenheld. Seine Kollegen beißen die Zähne zusammen, wenn er erscheint. Warum haben Sie ihn so unsympathisch angelegt, warum muss er so ein Ekel sein?
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Hjorth/Rosenfeldt: Wir wollten einen Anti-Helden schaffen und wir wollten sehen, wie weit wir gehen können, wie viele Macken unser Held verträgt und die Leser ihm dennoch die Daumen drücken für die Lösung des Falls und trotz allem Interesse an ihm haben. Außerdem wollten wir uns auch selbst herausfordern, indem wir über einen wirklich unfreundlichen Menschen schreiben - das aber immer auf einem Level, bei dem wir nach wie vor Interesse an ihm haben und wissen wollen, wie es weitergeht mit ihm. Und ganz ehrlich: Es macht viel mehr Spaß, über so ein richtiges Ekel zu schreiben.
Werden wir Sebastian Bergman in den nächsten Büchern vielleicht ein wenig mehr ins Herz schließen?
Hjorth/Rosenfeldt: Also, wir lieben ihn schon - aber er wird auch in den kommenden Büchern nicht netter werden. Allerdings hat es der Fall in dem nächsten Buch wirklich in sich und geht sehr in sein persönliches Leben hinein - vielleicht nimmt sie das ja etwas für ihn ein oder sie entwickeln ein wenig Mitgefühl für ihn. Aber wir tun alles dafür, ihn eben nicht zu nett oder zu verständnisvoll werden zu lassen. Gerade seine Unfreundlichkeit finden wir am interessantesten an ihm.
Schriftsteller lieben es, Menschen zu beobachten. In welchen Situationen tun Sie das besonders gerne?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir betreiben keine solchen Studien ... ich glaube fast, unser beider "Weg" das zu tun ist, sich Fernsehsendungen anzusehen oder andere Bücher zu lesen.
Wäre es für Sie eigentlich spannend, mit einem echten Serienmörder zu sprechen, ihn zu interviewen?
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, nicht wirklich. Wir arbeiten mit einer ausgedachten Story und sehen diese Krimis, in denen wir unsere eigene kleine Welt erschaffen, als Unterhaltung. Und genau deshalb wäre uns ein Treffen mit einem echten Serienmörder zu nah, eben weil wir die Realität und die Fantasiewelt in unseren Krimis auseinanderhalten wollen. Vermutlich sind echte Serienmörder auch nicht so interessant als Gesprächspartner. Die Figuren, die wir mit unserem Schreiben erschaffen, sind spannender weil wir ihre Geheimnisse kennen. Bei echten Menschen würden wir die vielleicht nie herausfinden, oder herausfinden wollen.
Gab es für "Der Mann, der kein Mörder war" auch einen realen Fall als Vorlage?
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, gab es nicht. Es gab nur zwei Männer, die eine Geschichte und ihren „Helden" so gut wie irgend möglich in ein Buch packen wollten. Wir sehen den Krimi als unser Instrument, um über Menschen zu schreiben.
Michael Hjorth, Sie arbeiten als Drehbuchautor, Regisseur und sind ein erfolgreicher TV-Produzent. Sie haben zum Beispiel die Mankell-Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben. „Der Mann, der kein Mörder war" ist Ihr Debütkrimi - was ist anders am Schreiben eines Drehbuchs und dem Schreiben eines Buches?
Michael Hjorth: Ich weiß, das hört sich albern an, aber der Unterschied für mich ist der, dass in einem Buch einfach viel mehr Worte stehen. Als Drehbuchautoren schreiben wir, wo die Figuren gerade sind und was sie gerade sagen - alles andere machen die Schauspieler, Regisseure, Produzenten und so weiter. Aber genau diese enormen Möglichkeiten beim Schreiben eines Buches hat uns am meisten Spaß gemacht. Wir konnten und durften so viele „Werkzeuge" mehr einsetzen, die wir beim Schreiben eines Drehbuchs nie verwenden dürfen. Was denken die Figuren gerade? Wie sehen bestimmte Dinge aus? Wie riechen oder schmecken sie? Und als Autor hat man so natürlich auch eine viel größere Kontrolle über das, was man schreibt. Als Drehbuchautor nicht.
„Der Mann, der kein Mörder war" wurde auch verfilmt. Wann war das, wer spielt Sebastian Bergman und wann können wir den Film im deutschen Fernsehen sehen?
Hjorth/Rosenfeldt: Der Fernsehfilm (90 Minuten) wurde im Frühjahr/Sommer 2010 gedreht und an Weihnachten in Schweden gezeigt. Rolf Lassgård spielt den Sebastian Bergman und bekam dafür gute Kritiken. Nachdem es eine Co-Produktion mit dem ZDF war, wird der Film auch in Deutschland zu sehen sein. Leider wissen wir noch nicht genau, wann das sein wird.
Drei Bücher, die Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würden?
Hans Rosenfeldt: Titel kann ich nicht nennen, aber die Bücher wären von Stephen King, Cormac McCarthy und Ed McBain.
Michael Hjorth: Die "Essais" von Montaigne, „Der lange Abschied" von Raymond Chandler und „Anna Karenina" von Tolstoi.
Sebastian Bergman wird uns Leser noch länger begleiten - wie viele Bücher planen Sie und woran arbeiten Sie gerade?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir haben vor, jedes Jahr ein Buch zu schreiben und das maximal fünf Jahre zu machen. Gerade weil uns Sebastian und das Team so ans Herz gewachsen sind haben wir uns Stoff für fünf Bücher ausgedacht. Aktuell schreiben wir an der Nummer drei. Das zweite Buch erschien diesen Sommer in Schweden. Sebastian ist hier hinter einem Serienmörder her, der er vor Jahren hinter Gitter gebracht hat.
Hjorth/Rosenfeldt: Wir wollten einen Anti-Helden schaffen und wir wollten sehen, wie weit wir gehen können, wie viele Macken unser Held verträgt und die Leser ihm dennoch die Daumen drücken für die Lösung des Falls und trotz allem Interesse an ihm haben. Außerdem wollten wir uns auch selbst herausfordern, indem wir über einen wirklich unfreundlichen Menschen schreiben - das aber immer auf einem Level, bei dem wir nach wie vor Interesse an ihm haben und wissen wollen, wie es weitergeht mit ihm. Und ganz ehrlich: Es macht viel mehr Spaß, über so ein richtiges Ekel zu schreiben.
Werden wir Sebastian Bergman in den nächsten Büchern vielleicht ein wenig mehr ins Herz schließen?
Hjorth/Rosenfeldt: Also, wir lieben ihn schon - aber er wird auch in den kommenden Büchern nicht netter werden. Allerdings hat es der Fall in dem nächsten Buch wirklich in sich und geht sehr in sein persönliches Leben hinein - vielleicht nimmt sie das ja etwas für ihn ein oder sie entwickeln ein wenig Mitgefühl für ihn. Aber wir tun alles dafür, ihn eben nicht zu nett oder zu verständnisvoll werden zu lassen. Gerade seine Unfreundlichkeit finden wir am interessantesten an ihm.
Schriftsteller lieben es, Menschen zu beobachten. In welchen Situationen tun Sie das besonders gerne?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir betreiben keine solchen Studien ... ich glaube fast, unser beider "Weg" das zu tun ist, sich Fernsehsendungen anzusehen oder andere Bücher zu lesen.
Wäre es für Sie eigentlich spannend, mit einem echten Serienmörder zu sprechen, ihn zu interviewen?
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, nicht wirklich. Wir arbeiten mit einer ausgedachten Story und sehen diese Krimis, in denen wir unsere eigene kleine Welt erschaffen, als Unterhaltung. Und genau deshalb wäre uns ein Treffen mit einem echten Serienmörder zu nah, eben weil wir die Realität und die Fantasiewelt in unseren Krimis auseinanderhalten wollen. Vermutlich sind echte Serienmörder auch nicht so interessant als Gesprächspartner. Die Figuren, die wir mit unserem Schreiben erschaffen, sind spannender weil wir ihre Geheimnisse kennen. Bei echten Menschen würden wir die vielleicht nie herausfinden, oder herausfinden wollen.
Gab es für "Der Mann, der kein Mörder war" auch einen realen Fall als Vorlage?
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, gab es nicht. Es gab nur zwei Männer, die eine Geschichte und ihren „Helden" so gut wie irgend möglich in ein Buch packen wollten. Wir sehen den Krimi als unser Instrument, um über Menschen zu schreiben.
Michael Hjorth, Sie arbeiten als Drehbuchautor, Regisseur und sind ein erfolgreicher TV-Produzent. Sie haben zum Beispiel die Mankell-Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben. „Der Mann, der kein Mörder war" ist Ihr Debütkrimi - was ist anders am Schreiben eines Drehbuchs und dem Schreiben eines Buches?
Michael Hjorth: Ich weiß, das hört sich albern an, aber der Unterschied für mich ist der, dass in einem Buch einfach viel mehr Worte stehen. Als Drehbuchautoren schreiben wir, wo die Figuren gerade sind und was sie gerade sagen - alles andere machen die Schauspieler, Regisseure, Produzenten und so weiter. Aber genau diese enormen Möglichkeiten beim Schreiben eines Buches hat uns am meisten Spaß gemacht. Wir konnten und durften so viele „Werkzeuge" mehr einsetzen, die wir beim Schreiben eines Drehbuchs nie verwenden dürfen. Was denken die Figuren gerade? Wie sehen bestimmte Dinge aus? Wie riechen oder schmecken sie? Und als Autor hat man so natürlich auch eine viel größere Kontrolle über das, was man schreibt. Als Drehbuchautor nicht.
„Der Mann, der kein Mörder war" wurde auch verfilmt. Wann war das, wer spielt Sebastian Bergman und wann können wir den Film im deutschen Fernsehen sehen?
Hjorth/Rosenfeldt: Der Fernsehfilm (90 Minuten) wurde im Frühjahr/Sommer 2010 gedreht und an Weihnachten in Schweden gezeigt. Rolf Lassgård spielt den Sebastian Bergman und bekam dafür gute Kritiken. Nachdem es eine Co-Produktion mit dem ZDF war, wird der Film auch in Deutschland zu sehen sein. Leider wissen wir noch nicht genau, wann das sein wird.
Drei Bücher, die Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würden?
Hans Rosenfeldt: Titel kann ich nicht nennen, aber die Bücher wären von Stephen King, Cormac McCarthy und Ed McBain.
Michael Hjorth: Die "Essais" von Montaigne, „Der lange Abschied" von Raymond Chandler und „Anna Karenina" von Tolstoi.
Sebastian Bergman wird uns Leser noch länger begleiten - wie viele Bücher planen Sie und woran arbeiten Sie gerade?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir haben vor, jedes Jahr ein Buch zu schreiben und das maximal fünf Jahre zu machen. Gerade weil uns Sebastian und das Team so ans Herz gewachsen sind haben wir uns Stoff für fünf Bücher ausgedacht. Aktuell schreiben wir an der Nummer drei. Das zweite Buch erschien diesen Sommer in Schweden. Sebastian ist hier hinter einem Serienmörder her, der er vor Jahren hinter Gitter gebracht hat.
Interview: Literaturtest
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
- 2011, 587 Seiten, Maße: 13,6 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Allenstein, Ursel
- Übersetzer: Ursel Allenstein
- Verlag: Rowohlt Polaris
- ISBN-10: 3862520196
- ISBN-13: 9783862520190
Rezension zu „Sebastian Bergman Band 1: Der Mann, der kein Mörder war “
?Der beste Schwedenkrimi des Jahres Die Welt
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