Goethe, J: Sehnsucht. Eine thematische Anthologie

Jeder Künstler steht ¿auf den Schultern von Giganten¿, was nichts anderes
besagt, als dass Kunst aus dem Nichts nicht existiert. Es sind immer
die großen Werke der näheren oder ferneren Vergangenheit, die durch
Auseinandersetzung, Nachahmung oder Ablehnung zu Neuem inspirieren.

Dieser Band will zeigen, dass die Giganten der deutschsprachigen Lyrik zu Unrecht in den Regalen verstauben. Starke Gefühle und starke Texte sind zeitlos, und das "lyrische Gefühl" schlechthin ist die Sehnsucht, das ewige Verlangen.

Warum ewig? Nun, die Sehnsucht hat zum Ziel ihres Verlangens eine komplizierte Beziehung. Denn neben dem eigentlich begehrten Objekt wird sie auch immer selbst zum Ersehnten. Das Verlangen wird ein doppeltes und widerspricht sich gleichzeitig selbst: Die Erfüllung des einen Sehnens wäre das Ende des anderen. Als paradoxes Ergebnis dieser Konstellation ist die Sehnsucht zwingend auf die Distanz zum Objekt ihres Verlangens angewiesen. Die Kraft dieses inneren Widerspruchs definiert den Charakter der Sehnsucht. Unzählige der stärksten Gedichte der Weltliteratur handeln von ebendieser Spannung.

In vorliegender Sammlung sind die Gedichte um die Objekte von Sehnsucht gruppiert: Das Verlangen an sich, die Person, der Ort und schließlich der Tod.

Die Illustrationen des tschechischen Photokünstlers Tomá¿ Balous ("AlbaNox") nehmen die Facetten des ewigen Verlangens auf und führen die Sehnsucht dem Leser damit buchstäblich vor Augen.