Sehnsucht nach Sansibar
Roman
1888: Drei junge deutsche Frauen freunden sich auf dem Weg nach Sansibar an. Sie alle suchen ihr Glück auf der Gewürzinsel. Doch was sie erwartet, ist eine Mischung aus Exotik und dem Schrecken des Sklavenhandels, blutiger Aufstände und Cholera.
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Taschenbuch
9.99 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Sehnsucht nach Sansibar “
1888: Drei junge deutsche Frauen freunden sich auf dem Weg nach Sansibar an. Sie alle suchen ihr Glück auf der Gewürzinsel. Doch was sie erwartet, ist eine Mischung aus Exotik und dem Schrecken des Sklavenhandels, blutiger Aufstände und Cholera.
Klappentext zu „Sehnsucht nach Sansibar “
Der Duft exotischer Gewürze, Farben wie aus 1001 Nacht, eine Insel voller Sehnsucht: Sansibar1888 an Bord eines Dampfers auf dem Weg nach Ostafrika: Die unkonventionelle Reederstochter Viktoria Wesermann, die junge Forschungsreisende Antonia Geisenfelder und die verwöhnte Juliane von Braun schließen Freundschaft. Jede sucht ihr Glück auf der duftenden, exotischen Gewürzinsel Sansibar, doch schon bald geraten die drei in ein Wechselbad aus leidenschaftlichen, verstörenden und berauschenden Gefühlen, in einen schmerzhaften Zwiespalt zwischen orientalischem Traum und den Schatten von Sklavenhandel, blutigen Aufständen und Cholera ...
Lese-Probe zu „Sehnsucht nach Sansibar “
Sehnsucht nach Sansibar von Micaela Jary1
Hamburg,
Mittwoch, 2. Mai 1888
... mehr
Viktorias Herz raste. Es hämmerte so schnell und heftig gegen die Brust, dass sie fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen. Doch wahrscheinlich war es weniger die Aufregung als vielmehr das Korsett, das ihr den Atem raubte. Die Fischbeinverstrebung scheuerte ihren Oberkörper wund, da spielte es keine Rolle, ob der Schnürleib aus zartem Satin oder hartem Leinen gefertigt war.
Wenigstens war sie so schlank, dass sie fast eine Idealtaille besaß und das Einschnüren keine allzu arge Tortur bedeutete. Dennoch wünschte sie verzweifelt, sie müsste das Mieder nicht tragen. Ihre Lungen benötigten dringend ein wenig mehr Sauerstoff, sonst lief sie Gefahr, in Ohnmacht zu fallen. Im Theater oder auf einer Tanzveranstaltung mochte das kein Problem und zuweilen sogar dekorativ für eine junge Frau sein - bei einer Schiffstaufe hingegen brachte ein Zusammenbruch der Patin nichts als Unglück.
Ein Tusch. Der wichtigste Moment dieses Tages war gekommen. Die letzten Töne der Hymne verklangen, die Musiker legten ihre Blechinstrumente zur Seite und sahen erwartungsvoll zu ihr auf. Viele Dutzend Augenpaare waren auf Viktoria gerichtet, die Zuschauer starrten zu ihr hin auf das Podium, sahen eine hochgewachsene Zwanzigjährige mit ausdrucksvollem blassem Gesicht, einem ungewöhnlich großen Mund mit verheißungsvoll geschwungenen Lippen und blendend weißen, geraden Zahnreihen. Viktoria wusste, dass sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach, aber sie ahnte auch, dass ihre Erscheinung nicht zuletzt wegen ihrer tiefblauen Augen und des vollen braunen Haares in gewisser Weise spektakulär war; jedenfalls, wenn Persönlichkeit bei der unverheirateten Tochter eines Hamburger Reeders als positives Attribut gelten durfte.
Unter all den fremden Blicken spürte Viktoria den ihres Vaters mit durchbohrender Intensität auf sich ruhen. »Ich habe Großes mit dir vor«, hatte er ihr vorhin zugeflüstert, als er ihr die Hand reichte und auf das Podium half.
Was meinte er nur? Die Schiffstaufe? Die Zukunft des Dampfers, den Viktoria auf ihren Namen taufen würde, nicht auf den der neuen Kaiserin, die sich mit c schrieb? Sie stellte sich weder das eine noch das andere als so bedeutsam vor, dass ihr Vater daraus eine Art Kanone machen wollte, die abzufeuern ihm allergrößtes Vergnügen bereitete.
Die der Marschmusik folgende Stille dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Viktoria durfte nicht länger grübeln. Wenn sie doch nur ein wenig mehr Luft bekäme. Dabei war das Wetter angenehm frisch: Ein leichter Frühlingswind strich über den Hafen, kräuselte die Wellen der Elbe, ließ die Fahne am Mast flattern, blähte die Segel der wenigen nicht mittels Dampfmaschine betriebenen Schiffe, die an der Werft vorbeifuhren, und zerrte an der kecken Feder von Viktorias Tellerhütchen. Sie sollte zur Tat schreiten, bevor Unruhe die vielen Zuschauer umtrieb - Werftarbeiter, Mitglieder des Kontors, geladene Gäste, Schaulustige.
»Viktoria, bitte!«, zischte ihr Vater prompt neben ihr.
Wenn sie die Flasche Sekt nicht kraftvoll genug gegen den Schiffsrumpf schleuderte, sodass diese zerschlagen würde, galt das ebenso als Zeichen künftigen Pechs wie eine unpässliche Patin. Letztlich war es gleichgültig, wie sie die Taufe anging, die Gefahr, dem Schiff kein Glück zu bringen, blieb so oder so bestehen. Genau genommen war es überhaupt einerlei, was sie tat oder nicht tat - ihre Eltern waren seit geraumer Zeit stets unzufrieden mit ihr. Eine Peinlichkeit mehr würde das Fass schon nicht zum Überlaufen bringen. Andererseits galt es als böses Omen, den Stapellauf nur halbherzig durchzuführen. Und Viktoria wollte gewiss nicht schuld daran sein, wenn dem nach ihr benannten Dampfer der Untergang drohte.
Entschlossen griff sie nach der Flasche Kupferberg Gold mit dem Bindfaden darum, den ein Palstek mit einer Art Galgen über dem Podium verband, auf dem die Ehrengäste saßen.
Und wenn die Seidenbänder in meinem Rücken reißen - auch egal, fuhr es Viktoria durch den Kopf, als sie die Lungen mit Luft füllte und ihre Brust sich weitete, bis ihr die Verstrebungen des Korsetts noch tiefer in die Seite stachen.
»Ich taufe dich auf den Namen Viktoria, wünsche allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel«, rief sie in einer Lautstärke, die anderen Damen zweifellos die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
Sie holte aus und schleuderte die Flasche mit Wucht gegen den Schiffsrumpf. Das Glas zerbrach, und schäumend sprühte der Sekt über die Planken. Applaus brandete auf.
Es hatte geklappt.
Erleichtert stieß Viktoria den Atem aus. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie die Luft angehalten hatte. Warum war sie eigentlich so aufgeregt? Eine Schiffstaufe war doch nicht annähernd mit dem Verteilen von Flugblättern des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu vergleichen.
Als sie gestern am Jungfernstieg einen Stapel mit Nachdrucken der sogenannten Gelben Broschüre unter die Leute gebracht hatte, war sie nicht halb so beunruhigt gewesen. Natürlich wusste sie, dass sie sich damit den Unmut ihrer Eltern zuziehen würde. Doch zufällig einer Freundin ihrer Mutter zu begegnen, die Einkäufe erledigte, beschwor höchstens einen kleinen Skandal herauf; ihren Vater aber bei einem so wichtigen Anlass wie einem Stapellauf zu enttäuschen brächte Schande über sie, daran war nicht zu rütteln.
Sehnsüchtig auf ein Lob hoffend oder zumindest Zustimmung heischend, drehte sie sich nach Albert Wesermann um. Ihr Vater hatte sich zwei Schritte neben ihr in Positur gestellt, auch er klatschte und sah sie wohlwollend an.
Ihr kam es vor, als würden Steine von ihrem Herzen fallen. Selbst das Korsett wirkte plötzlich nicht mehr so beengend. Endlich hatte sie einmal etwas richtig gemacht. Dankbar lächelte sie zu ihm auf.
Eine Gestalt löste sich aus der Gruppe hinter Viktorias Vater. Es waren allesamt Herren in dunklem Gehrock und mit Zylinder, die sie überwiegend zumindest vom Sehen kannte: Mitarbeiter aus dem väterlichen Kontor, wichtige Geschäftsfreunde, weitläufige Bekannte, die in irgendeiner Verbindung zur Schifffahrt standen. Der Mann, der vortrat, war jünger als die meisten anderen und von kleiner Statur, höchstens als mittelgroß zu bezeichnen, blond und farblos. Er trug dieselbe Garderobe wie die Älteren, seine Gestik wirkte jedoch aufgesetzt, weniger selbstverständlich und deshalb unelegant, als müsste er noch ein wenig an seinen Umgangsformen als Gentleman arbeiten. Viktoria vermutete allerdings, dass Hartwig Stahnke seinen Lernprozess auf dem Weg zum vornehmen Herrn für abgeschlossen hielt. Eine selbstbewusste Haltung, sicher gefördert durch das riesige Erbe, das er bei seiner Volljährigkeit kürzlich angetreten hatte.
»Das haben Sie ganz hervorragend gemacht«, lobte er und verbeugte sich vor Viktoria. »Ich bin sehr stolz auf Sie.«
»Ach, wirklich?!«
»Dass eine Frau so viel Kraft aufwenden kann«, fuhr er fort, »ist mehr als beeindruckend. Eine ebenso ungewöhnliche wie enorme Anstrengung für ein so zartes Wesen.«
»Es sind immer Frauen, die Schiffe taufen. Es heißt, ein Mann als Pate bringe Unglück.«
Hartwig Stahnke kicherte albern. »Das haben Sie jetzt erfunden, nicht wahr? Ich hörte schon, dass Sie Interesse an der Frauenbewegung zeigen. Aber diese exquisite Beschäftigung werde ich Ihnen schon austreiben«, in gespielter Manier wedelte er drohend mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum.
Einen Moment lang kapitulierte Viktoria vor so viel Impertinenz. Sie war sprachlos. Was bildete sich dieser kleine Wicht ein? Er benahm sich, als hätte er einen Anspruch auf sie.
Hilfesuchend sah sie sich nach ihrem Vater um, doch der diskutierte gerade mit einigen seiner Mitarbeiter. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, dass der Stapellauf vorbereitet wurde: Kräftige Männer hantierten an den Seilen, die das Schiff auf einer Art Schlitten hielten, über den es zu Wasser gelassen wurde. Die Patin wusste, dass die Viktoria für den Überseeverkehr vorgesehen war. Ein imposanter weißer Dampfer, der in naher Zukunft einen Linienverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt aufnahm und Passagiere in drei Klassen von Hamburg nach New York und zurück beförderte. Es wäre wundervoll, mit auf die Reise zu gehen. Den Zwängen in Hamburg entfliehen, Atem holen. Aber wahrscheinlich dürfte sie an der Jungfernfahrt höchstens bis nach Cuxhaven teilnehmen, Übersee blieb ein unbekanntes, wenn auch extrem verlockendes Ziel.
Ob sie am anderen Ende der Welt wohl den verhassten Schnürleib ablegen könnte? Nie wieder ein Sportkorsett unter Badekleidung zu tragen, das Morgenkorsett und das Sommerkorsett ebenso wie das Mieder für ihre Gesellschaftskleidung im Kamin zu verbrennen - das musste Freiheit sein!
Als habe er einen Teil ihrer Sehnsüchte erkannt, sagte Hartwig Stahnke in ihre Gedanken: »Wir werden auf Reisen gehen, das verspreche ich Ihnen. So bald wie möglich werde ich für uns eine Passage buchen.«
Viktoria starrte ihn an. »Wir werden ganz gewiss nicht auf Reisen gehen«, widersprach sie barsch.
»Aber, Fräulein Viktoria, so zieren Sie sich doch nicht«, säuselte er und griff mit feuchten Fingern nach ihrer Hand.
Er wagte tatsächlich, in aller Öffentlichkeit nach ihrer Hand zu greifen! Eine vertrauliche Geste, die höchstens Verlobten erlaubt war.
Viktoria schnappte nach Luft. Einen Atemzug lang war sie baff, dann wallte in ihrem Innersten der Widerwille gegen diesen Mann auf. Mit einem Rest an Geduld und guter Erziehung meinte sie, die Peinlichkeit überspielen zu können, indem sie ihm die Hand entzog. Doch er hielt ihre Linke eisern umklammert und wie eine Trophäe auf Brusthöhe.
Noch einmal flogen ihre Augen zu ihrem Vater.
Albert Wesermann hatte seine Unterhaltung beendet, stand im Hintergrund und beobachtete sie und den jungen Stahnke. In seinem Blick leuchtete Zustimmung auf, ihr Vater wirkte selbstgefällig und zufrieden, gewiss nicht aufgebracht wie ein Mann, dessen Tochter gerade belästigt wurde.
Er will es so, fuhr es Viktoria jäh durch den Kopf. Er will mich mit diesem Widerling verkuppeln.
Ohne sonderlich über ihr Tun nachzudenken, holte sie mit der freien Hand aus. Es war eine automatische Bewegung, eine Reaktion auf ihren Ärger über Stahnkes Aufdringlichkeit, aber auch die einzige Antwort, die ihr auf das Verhalten ihres Vaters einfiel. Ihre Rechte traf mit ähnlicher Wucht Stahnkes Wange wie die Sektflasche eben den Rumpf des Schiffes.
Doch diesmal folgte kein Applaus.
Stille senkte sich über die Menge. Das Stimmengewirr verwandelte sich in erschrockenes Flüstern, in ein leises, aufgebrachtes Summen. Jedermann konnte die Szene beobachten, es musste kein Hals gereckt werden, denn Hartwig Stahnke hatte für seinen Annäherungsversuch ausgerechnet das hohe Podest gewählt, auf dem Viktoria als Patin fungierte. Öffentlicher hätte er kaum vorgehen können - peinlicher konnte ihre Abfuhr nicht sein.
»Viktoria!« Ihr Vater fand als Erster seine Stimme wieder.
Staunend über ihren Mut zur Selbstverteidigung rieb sie sich die Hände. Vor Schreck hatte Stahnke sie losgelassen. Auf seiner Wange zeichneten sich als rote Striemen ihre Finger ab, die nun höllisch schmerzten.
Albert Wesermann wandte sich mit beeindruckender Grandezza zu dem Publikum, das sensationslüstern auf die nächste Szene in diesem Skandal wartete: »Keine Aufregung, meine Damen und Herren, eine kleine Streitigkeit unter Verlobten. Was sich liebt, das neckt sich eben auch«, er machte dem Kapellmeister ein Zeichen. »Musik, bitte, Musik. So spielen Sie doch endlich etwas.«
Schwankte das Podest, als die Blasinstrumente mit Donnerschall einen Marsch der Kriegsmarine anstimmten? Oder wurde Viktoria tatsächlich in den Sog einer Ohnmacht gezogen? Ihre Knie zitterten, ihre Füße schienen die Bodenhaftung zu verlieren. Nicht umfallen!, warnte eine Stimme in ihrem Innersten. Nur nicht bewusstlos werden und dem Widerling die Gelegenheit geben, sich als Samariter aufzuspielen. Sie versuchte, Luft zu holen, und scheiterte wieder an ihrem Korsett. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich selbst wehtat, schlug sie sich mit der Faust gegen die Brust. Die Benommenheit verflog.
Hartwig Stahnke rieb sich derweil die Wange. Er starrte Viktoria wütend an. »So etwas wird sich hoffentlich nicht wiederholen«, brachte er in eisigem Ton hervor.
»Natürlich nicht«, versprach Wesermann eilfertig. »Meine Tochter ist nur ein wenig echauffiert. Die Schiffstaufe hat sie aufgeregt und ... «
»Ich bin nicht aufgeregt!«, protestierte Viktoria.
»Eine Braut, die ihren künftigen Gemahl schlägt, ist meine Sache nicht«, fuhr der junge Mann weinerlich fort, ihren Einwand ignorierend. »Ich bitte Sie, Herr Wesermann, dafür zu sorgen, dass sich Ihre Tochter in Zukunft ein wenig zärtlicher benimmt.«
»Ich denke nicht daran«, fuhr sie auf.
»Wie ich Ihnen bereits sagte, wird sich diese Szene nicht wiederholen«, erklärte ihr Vater freundlich. »Und nun kommen Sie. Wir sollten uns zum Essen setzen und dann die Verlobung offiziell verkünden. Das wird alle Gemüter beruhigen.«
Da sie sich offenbar kein Gehör hatte verschaffen können, hob Viktoria in einer Lautstärke zu sprechen an, die ihren Taufspruch fast noch übertraf: »Ich denke nicht daran, diesen Menschen zu heiraten. Was habe ich dir getan, Papa, dass du mich hier vor vollendete Tatsachen stellst? Ich will mit diesem Mann nichts zu tun haben! Eher gehe ich in die Hölle, als dass ich ein Bett mit Hartwig Stahnke teile.«
Sie redete sich in Rage, sie sagte verletzende Worte, die sie unter anderen Umständen niemals in den Mund genommen hätte. Sie benahm sich nicht minder peinlich als die beiden Männer, denen sie genau das vorwarf. Von Panik und Zorn erfasst, ließ sie die Beleidigungen nur so heraussprudeln.
Wahrscheinlich hätten allein die Umstehenden auf dem Podest erfahren, was ihr auf der Seele brannte, doch just beim Höhepunkt ihres Geschreis war der Marsch verklungen, und die Musiker setzten ihre Instrumente ab. Viktorias energische Stimme wehte durchdringend wie das Nebelhorn eines Lotsenschiffs über den Hafen.
Ihre Weigerung, Hartwig Stahnke zu heiraten, hörte man bis an die Landungsbrücken.
2
»Dein Benehmen ist unentschuldbar«, Albert Wesermanns Stimme klang wie Donnerhall, die Tränen seiner Frau begleiteten das Gewitter wie ein Regenschauer. Er wanderte auf dem Teppich in der Bibliothek seines imposanten Bürgerhauses am Rothenbaum auf und ab, seine Gesichtsfarbe wechselte ständig von einem hellen Rosa zu einem dunklen Blaurot. »Herr Stahnke hat sein Eheversprechen selbstverständlich zurückgenommen.« Nach diesen Worten wurde das Schluchzen im Ledersessel noch ein wenig dramatischer.
Viktoria saß regungslos auf einem Lehnstuhl neben den Erkerfenstern, hinter denen die Dämmerung aufgezogen war. Sie hatte versucht, alles richtig zu machen, doch dann war alles anders gekommen, und sie hatte Schande über ihre Eltern gebracht. Ihr Vater war im Recht, daran gab es keinen Zweifel.
Natürlich hätte sie erwidern können, dass eigentlich Hartwig Stahnke an allem die Schuld trug. Er wäre besser ein wenig zurückhaltender gewesen - gleichgültig, ob Albert Wesermann ihm die Hand seiner Tochter versprochen hatte oder nicht. Auch hätte ihr Vater sie in seine Absicht einweihen können, die Schiffstaufe mit der Bekanntgabe ihrer Verlobung zu verbinden. Das alles wäre ihren Eltern vorzuhalten gewesen, doch sie schwieg. Sie hatte genug gesagt an diesem Tag, und nichts davon hatte die Mühe gelohnt.
Jedenfalls bist du den widerlichen Stahnke los, fuhr es ihr durch den Kopf. Das war zwar ein Glück, doch Freude über das Wie empfand sie nicht.
»Er ist die beste Partie in Hamburg«, schluchzte Viktorias Mutter und tränkte ihr Spitzentaschentuch mit dem Strom aus ihren Augen. »Dass er sich bereiterklärt hatte, dich zu heiraten, war wie ein Wunder, denn als wirklich schön kann man dich leider nicht bezeichnen. Und für deinen Vater wäre die Verbindung geschäftlich von Vorteil gewesen. Aber du hast alle Pläne zunichtegemacht.«
»Um deine Zukunft ist es in der Tat nicht sonderlich gut bestellt, junge Dame«, stimmte Albert Wesermann zu. Seine Stimme klang wie das Knurren eines großen, bösen Hundes.
Was habe ich denn deiner Ansicht nach für eine Zukunft?, hätte Viktoria gerne gefragt, doch wieder schwieg sie, denn sie kannte die Antwort und wusste, dass die Meinung ihrer Eltern keineswegs ihren eigenen Vorstellungen entsprach.
Ihre Rebellion ging trotz ihrer Abneigung gegen das Korsett nicht so weit, dass sie sich für sogenannte Reformkleidung entschied oder sich die Haare abschnitt. Aber sie setzte sich über das Verbot ihrer Mutter hinweg, moderne Literatur zu lesen, die sich mit gesellschaftlicher Moral befasste, und verschlang Romane wie Madame Bovary, Anna Karenina oder Bel Ami. Sie hatte sich heimlich der Frauenbewegung angeschlossen, weil sie beim besten Willen nicht verstand, wieso Mädchen nicht lernen durften wie Jungen. Genau genommen wollte Viktoria eine Ausbildung zur Lehrerin machen, statt zu heiraten. Sie wollte an einer höheren Bildungseinrichtung Mädchen unterrichten. Deshalb hatte sie neulich auf Hamburgs Prachtstraße die Gelbe Broschüre verteilt, eine Petition, die eine mutige Frau namens Helene Lange gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen Anfang des Jahres im Preußischen Abgeordnetenhaus eingereicht hatte. Das Anliegen wurde zwar von den Parlamentariern in Berlin nicht ernst genommen. Aber eine breite Öffentlichkeit begann darüber zu diskutieren, ob mehr Lehrerinnen an staatlichen Schulen notwendig wären und Mädchen eine weiterführende Bildung genießen oder sogar zur Reifeprüfung zugelassen werden sollten. Für Viktoria war die Debatte der Schlüssel zu ihren Zukunftsträumen. Diese schlossen ein Verlöbnis aus, denn das Lehrerinnenseminar durften nur ungebundene Frauen besuchen. Wer unterrichten wollte, unterlag einer Zölibatsregel.
»Über dich wird geredet, Viktoria!«, bellte ihr Vater mit hochrotem Kopf. An seiner Schläfe trat eine Ader blau hervor und pochte wild.
»Amelie von Bols hat dich gesehen«, klagte Gustava Frahnert, verehelichte Wesermann, »als du vor Sillem's Bazar Flugblätter verteilt hast. Sie erzählte es mir im Vertrauen, aber natürlich wird dein unbotmäßiges Verhalten nun das Thema eines jeden Damenkränzchens sein. Musstest du ausgerechnet auf dem Jungfernstieg mit Pamphleten aufwarten?«
Viktoria schluckte. Vielleicht sollte sie jetzt doch etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen.
»Ich habe nichts Schlechtes getan«, sagte sie ruhig. Ihre Stimme klang so rein wie Glas. »Die Gelbe Broschüre ist eine Petition. Sie hat zwar bei den Abgeordneten in Berlin kein Interesse hervorgerufen, wurde aber nicht verboten. Eine höhere Schulbildung für Mädchen zu fordern ist nicht falsch.«
»Irrtum, Viktoria«, behauptete ihr Vater brüsk. »Jeder Pfennig, den es mich gekostet hat, dir Fremdsprachen, Geografie und die Werke Goethes nahezubringen, war eine Fehlinvestition. Du bist das lebende Beispiel dafür, was eine höhere Schulbildung aus einer jungen Frau macht - eine Schande für ihre Eltern. Jawohl!«
»Die Sache muss so schnell wie möglich aus der Welt geschafft werden, bevor wir alle noch unser Gesicht verlieren. Dein Bruder kommt im Sommer von der Kadettenanstalt nach Hause. Was soll er denken, wenn er seine Schwester als gefallenes Mädchen vorfindet?«
»Nun, nun«, machte Albert Wesermann begütigend, trat neben seine Frau und legte ihr die Hand auf die bebende Schulter, »so schlimm ist es mit Viktoria doch noch nicht gekommen. Sie hat sich geweigert, das Bett mit Hartwig Stahnke zu teilen, und nicht vorgeschlagen, sich ihm ohne Trauschein hinzu- geben.«
»Albert, bitte sprich nicht so gewöhnlich!«, empörte sich Viktorias Mutter, ergab sich aber rasch der Zärtlichkeit ihres Gemahls. Ein weiterer Tränenstrom ergoss sich aus ihren Augen in das inzwischen komplett durchnässte Spitzentüchlein.
Der Reeder räusperte sich. Sein Tonfall wurde etwas sanfter, als er Viktoria seinen Entschluss mitteilte, den er großzügig auf seine Frau übertrug: »Wir haben entschieden, dass es am besten für uns alle ist, wenn du uns verlässt, bis Gras über die Sache gewachsen ist. In etwa einem Jahr dürfte das der Fall sein, schätze ich.«
In Gedanken ging Viktoria eilig alle Verwandten durch, die für einen längeren Aufenthalt infrage kamen. Die meisten Mitglieder der Familie Wesermann lebten in Hamburg, es gab allerdings einen als verschroben geltenden Onkel, der sein angeblich mittelloses Dasein als Künstler irgendwo auf einem Bauernhof in der Nähe von Bremen fristete. Er würde einen Logiergast aufnehmen und konnte das Geld sicher gut gebrauchen. Wenn Viktoria sich recht erinnerte, wurde die Gegend um den Hof Teufelsmoor genannt. Das schien ein passender Ort für eine missratene Tochter zu sein. Unwillkürlich schmunzelte sie. Gar nicht so schlecht ...
»Du wirst nach Sansibar reisen«, unterbrach Albert Wesermann ihre Hoffnungen.
Ihr Lächeln erstarb. »Wohin?«
»Nach Ostafrika«, erwiderte er unwillig, löste sich von seiner Frau und nahm seine Wanderung durch den Raum wieder auf. »Ein mir gut bekannter Kaufmann besitzt auf Sansibar eine Niederlassung. Ich werde ihn bitten, dich als Gast aufzunehmen. Er wird keine Einwände haben. Sansibar ist weit genug entfernt, um die Gemüter hierzulande zu besänftigen.«
»Es gibt dort Hottentotten und Sklavenhändler, und die Männer halten sich Frauen im Harem«, jammerte Viktorias Mutter. Und ihr Vater setzte nach: »Sansibar ist Tausende von Kilometern entfernt, aber wenn du dich ordentlich beträgst, wird dir nichts geschehen, und alles wird vergessen sein, wenn du nächstes Jahr wieder nach Hause kommst.«
»Sansibar«, wiederholte Viktoria nachdenklich und ließ die Silben auf ihren Lippen zerschmelzen wie süßes Eis. Sie hatte neulich von diesem Ort gehört, brachte ihn aber nicht wirklich in einen Zusammenhang. Der Name klang jedoch bezaubernd und geheimnisvoll, wie eine Verheißung.
Afrika also. Immerhin besaß sie so viel aktuelles Wissen, dass sie Kenntnis von den Bemühungen Bismarcks hatte, Kolonien für das Deutsche Reich nach britischem Vorbild einzurichten. Im Salon ihres Vaters drehten sich die Gespräche seiner Geschäftsfreunde seit geraumer Zeit um nichts anderes als um den Aufbau von Handelsstationen außerhalb Europas und Amerikas. Wenn sie den zufällig belauschten Unterhaltungen Glauben schenken durfte, befand sich in Afrika das Paradies. Es musste nur noch entdeckt und erschlossen werden.
...
Copyright ® 2011
by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Viktorias Herz raste. Es hämmerte so schnell und heftig gegen die Brust, dass sie fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen. Doch wahrscheinlich war es weniger die Aufregung als vielmehr das Korsett, das ihr den Atem raubte. Die Fischbeinverstrebung scheuerte ihren Oberkörper wund, da spielte es keine Rolle, ob der Schnürleib aus zartem Satin oder hartem Leinen gefertigt war.
Wenigstens war sie so schlank, dass sie fast eine Idealtaille besaß und das Einschnüren keine allzu arge Tortur bedeutete. Dennoch wünschte sie verzweifelt, sie müsste das Mieder nicht tragen. Ihre Lungen benötigten dringend ein wenig mehr Sauerstoff, sonst lief sie Gefahr, in Ohnmacht zu fallen. Im Theater oder auf einer Tanzveranstaltung mochte das kein Problem und zuweilen sogar dekorativ für eine junge Frau sein - bei einer Schiffstaufe hingegen brachte ein Zusammenbruch der Patin nichts als Unglück.
Ein Tusch. Der wichtigste Moment dieses Tages war gekommen. Die letzten Töne der Hymne verklangen, die Musiker legten ihre Blechinstrumente zur Seite und sahen erwartungsvoll zu ihr auf. Viele Dutzend Augenpaare waren auf Viktoria gerichtet, die Zuschauer starrten zu ihr hin auf das Podium, sahen eine hochgewachsene Zwanzigjährige mit ausdrucksvollem blassem Gesicht, einem ungewöhnlich großen Mund mit verheißungsvoll geschwungenen Lippen und blendend weißen, geraden Zahnreihen. Viktoria wusste, dass sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach, aber sie ahnte auch, dass ihre Erscheinung nicht zuletzt wegen ihrer tiefblauen Augen und des vollen braunen Haares in gewisser Weise spektakulär war; jedenfalls, wenn Persönlichkeit bei der unverheirateten Tochter eines Hamburger Reeders als positives Attribut gelten durfte.
Unter all den fremden Blicken spürte Viktoria den ihres Vaters mit durchbohrender Intensität auf sich ruhen. »Ich habe Großes mit dir vor«, hatte er ihr vorhin zugeflüstert, als er ihr die Hand reichte und auf das Podium half.
Was meinte er nur? Die Schiffstaufe? Die Zukunft des Dampfers, den Viktoria auf ihren Namen taufen würde, nicht auf den der neuen Kaiserin, die sich mit c schrieb? Sie stellte sich weder das eine noch das andere als so bedeutsam vor, dass ihr Vater daraus eine Art Kanone machen wollte, die abzufeuern ihm allergrößtes Vergnügen bereitete.
Die der Marschmusik folgende Stille dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Viktoria durfte nicht länger grübeln. Wenn sie doch nur ein wenig mehr Luft bekäme. Dabei war das Wetter angenehm frisch: Ein leichter Frühlingswind strich über den Hafen, kräuselte die Wellen der Elbe, ließ die Fahne am Mast flattern, blähte die Segel der wenigen nicht mittels Dampfmaschine betriebenen Schiffe, die an der Werft vorbeifuhren, und zerrte an der kecken Feder von Viktorias Tellerhütchen. Sie sollte zur Tat schreiten, bevor Unruhe die vielen Zuschauer umtrieb - Werftarbeiter, Mitglieder des Kontors, geladene Gäste, Schaulustige.
»Viktoria, bitte!«, zischte ihr Vater prompt neben ihr.
Wenn sie die Flasche Sekt nicht kraftvoll genug gegen den Schiffsrumpf schleuderte, sodass diese zerschlagen würde, galt das ebenso als Zeichen künftigen Pechs wie eine unpässliche Patin. Letztlich war es gleichgültig, wie sie die Taufe anging, die Gefahr, dem Schiff kein Glück zu bringen, blieb so oder so bestehen. Genau genommen war es überhaupt einerlei, was sie tat oder nicht tat - ihre Eltern waren seit geraumer Zeit stets unzufrieden mit ihr. Eine Peinlichkeit mehr würde das Fass schon nicht zum Überlaufen bringen. Andererseits galt es als böses Omen, den Stapellauf nur halbherzig durchzuführen. Und Viktoria wollte gewiss nicht schuld daran sein, wenn dem nach ihr benannten Dampfer der Untergang drohte.
Entschlossen griff sie nach der Flasche Kupferberg Gold mit dem Bindfaden darum, den ein Palstek mit einer Art Galgen über dem Podium verband, auf dem die Ehrengäste saßen.
Und wenn die Seidenbänder in meinem Rücken reißen - auch egal, fuhr es Viktoria durch den Kopf, als sie die Lungen mit Luft füllte und ihre Brust sich weitete, bis ihr die Verstrebungen des Korsetts noch tiefer in die Seite stachen.
»Ich taufe dich auf den Namen Viktoria, wünsche allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel«, rief sie in einer Lautstärke, die anderen Damen zweifellos die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
Sie holte aus und schleuderte die Flasche mit Wucht gegen den Schiffsrumpf. Das Glas zerbrach, und schäumend sprühte der Sekt über die Planken. Applaus brandete auf.
Es hatte geklappt.
Erleichtert stieß Viktoria den Atem aus. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie die Luft angehalten hatte. Warum war sie eigentlich so aufgeregt? Eine Schiffstaufe war doch nicht annähernd mit dem Verteilen von Flugblättern des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu vergleichen.
Als sie gestern am Jungfernstieg einen Stapel mit Nachdrucken der sogenannten Gelben Broschüre unter die Leute gebracht hatte, war sie nicht halb so beunruhigt gewesen. Natürlich wusste sie, dass sie sich damit den Unmut ihrer Eltern zuziehen würde. Doch zufällig einer Freundin ihrer Mutter zu begegnen, die Einkäufe erledigte, beschwor höchstens einen kleinen Skandal herauf; ihren Vater aber bei einem so wichtigen Anlass wie einem Stapellauf zu enttäuschen brächte Schande über sie, daran war nicht zu rütteln.
Sehnsüchtig auf ein Lob hoffend oder zumindest Zustimmung heischend, drehte sie sich nach Albert Wesermann um. Ihr Vater hatte sich zwei Schritte neben ihr in Positur gestellt, auch er klatschte und sah sie wohlwollend an.
Ihr kam es vor, als würden Steine von ihrem Herzen fallen. Selbst das Korsett wirkte plötzlich nicht mehr so beengend. Endlich hatte sie einmal etwas richtig gemacht. Dankbar lächelte sie zu ihm auf.
Eine Gestalt löste sich aus der Gruppe hinter Viktorias Vater. Es waren allesamt Herren in dunklem Gehrock und mit Zylinder, die sie überwiegend zumindest vom Sehen kannte: Mitarbeiter aus dem väterlichen Kontor, wichtige Geschäftsfreunde, weitläufige Bekannte, die in irgendeiner Verbindung zur Schifffahrt standen. Der Mann, der vortrat, war jünger als die meisten anderen und von kleiner Statur, höchstens als mittelgroß zu bezeichnen, blond und farblos. Er trug dieselbe Garderobe wie die Älteren, seine Gestik wirkte jedoch aufgesetzt, weniger selbstverständlich und deshalb unelegant, als müsste er noch ein wenig an seinen Umgangsformen als Gentleman arbeiten. Viktoria vermutete allerdings, dass Hartwig Stahnke seinen Lernprozess auf dem Weg zum vornehmen Herrn für abgeschlossen hielt. Eine selbstbewusste Haltung, sicher gefördert durch das riesige Erbe, das er bei seiner Volljährigkeit kürzlich angetreten hatte.
»Das haben Sie ganz hervorragend gemacht«, lobte er und verbeugte sich vor Viktoria. »Ich bin sehr stolz auf Sie.«
»Ach, wirklich?!«
»Dass eine Frau so viel Kraft aufwenden kann«, fuhr er fort, »ist mehr als beeindruckend. Eine ebenso ungewöhnliche wie enorme Anstrengung für ein so zartes Wesen.«
»Es sind immer Frauen, die Schiffe taufen. Es heißt, ein Mann als Pate bringe Unglück.«
Hartwig Stahnke kicherte albern. »Das haben Sie jetzt erfunden, nicht wahr? Ich hörte schon, dass Sie Interesse an der Frauenbewegung zeigen. Aber diese exquisite Beschäftigung werde ich Ihnen schon austreiben«, in gespielter Manier wedelte er drohend mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum.
Einen Moment lang kapitulierte Viktoria vor so viel Impertinenz. Sie war sprachlos. Was bildete sich dieser kleine Wicht ein? Er benahm sich, als hätte er einen Anspruch auf sie.
Hilfesuchend sah sie sich nach ihrem Vater um, doch der diskutierte gerade mit einigen seiner Mitarbeiter. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, dass der Stapellauf vorbereitet wurde: Kräftige Männer hantierten an den Seilen, die das Schiff auf einer Art Schlitten hielten, über den es zu Wasser gelassen wurde. Die Patin wusste, dass die Viktoria für den Überseeverkehr vorgesehen war. Ein imposanter weißer Dampfer, der in naher Zukunft einen Linienverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt aufnahm und Passagiere in drei Klassen von Hamburg nach New York und zurück beförderte. Es wäre wundervoll, mit auf die Reise zu gehen. Den Zwängen in Hamburg entfliehen, Atem holen. Aber wahrscheinlich dürfte sie an der Jungfernfahrt höchstens bis nach Cuxhaven teilnehmen, Übersee blieb ein unbekanntes, wenn auch extrem verlockendes Ziel.
Ob sie am anderen Ende der Welt wohl den verhassten Schnürleib ablegen könnte? Nie wieder ein Sportkorsett unter Badekleidung zu tragen, das Morgenkorsett und das Sommerkorsett ebenso wie das Mieder für ihre Gesellschaftskleidung im Kamin zu verbrennen - das musste Freiheit sein!
Als habe er einen Teil ihrer Sehnsüchte erkannt, sagte Hartwig Stahnke in ihre Gedanken: »Wir werden auf Reisen gehen, das verspreche ich Ihnen. So bald wie möglich werde ich für uns eine Passage buchen.«
Viktoria starrte ihn an. »Wir werden ganz gewiss nicht auf Reisen gehen«, widersprach sie barsch.
»Aber, Fräulein Viktoria, so zieren Sie sich doch nicht«, säuselte er und griff mit feuchten Fingern nach ihrer Hand.
Er wagte tatsächlich, in aller Öffentlichkeit nach ihrer Hand zu greifen! Eine vertrauliche Geste, die höchstens Verlobten erlaubt war.
Viktoria schnappte nach Luft. Einen Atemzug lang war sie baff, dann wallte in ihrem Innersten der Widerwille gegen diesen Mann auf. Mit einem Rest an Geduld und guter Erziehung meinte sie, die Peinlichkeit überspielen zu können, indem sie ihm die Hand entzog. Doch er hielt ihre Linke eisern umklammert und wie eine Trophäe auf Brusthöhe.
Noch einmal flogen ihre Augen zu ihrem Vater.
Albert Wesermann hatte seine Unterhaltung beendet, stand im Hintergrund und beobachtete sie und den jungen Stahnke. In seinem Blick leuchtete Zustimmung auf, ihr Vater wirkte selbstgefällig und zufrieden, gewiss nicht aufgebracht wie ein Mann, dessen Tochter gerade belästigt wurde.
Er will es so, fuhr es Viktoria jäh durch den Kopf. Er will mich mit diesem Widerling verkuppeln.
Ohne sonderlich über ihr Tun nachzudenken, holte sie mit der freien Hand aus. Es war eine automatische Bewegung, eine Reaktion auf ihren Ärger über Stahnkes Aufdringlichkeit, aber auch die einzige Antwort, die ihr auf das Verhalten ihres Vaters einfiel. Ihre Rechte traf mit ähnlicher Wucht Stahnkes Wange wie die Sektflasche eben den Rumpf des Schiffes.
Doch diesmal folgte kein Applaus.
Stille senkte sich über die Menge. Das Stimmengewirr verwandelte sich in erschrockenes Flüstern, in ein leises, aufgebrachtes Summen. Jedermann konnte die Szene beobachten, es musste kein Hals gereckt werden, denn Hartwig Stahnke hatte für seinen Annäherungsversuch ausgerechnet das hohe Podest gewählt, auf dem Viktoria als Patin fungierte. Öffentlicher hätte er kaum vorgehen können - peinlicher konnte ihre Abfuhr nicht sein.
»Viktoria!« Ihr Vater fand als Erster seine Stimme wieder.
Staunend über ihren Mut zur Selbstverteidigung rieb sie sich die Hände. Vor Schreck hatte Stahnke sie losgelassen. Auf seiner Wange zeichneten sich als rote Striemen ihre Finger ab, die nun höllisch schmerzten.
Albert Wesermann wandte sich mit beeindruckender Grandezza zu dem Publikum, das sensationslüstern auf die nächste Szene in diesem Skandal wartete: »Keine Aufregung, meine Damen und Herren, eine kleine Streitigkeit unter Verlobten. Was sich liebt, das neckt sich eben auch«, er machte dem Kapellmeister ein Zeichen. »Musik, bitte, Musik. So spielen Sie doch endlich etwas.«
Schwankte das Podest, als die Blasinstrumente mit Donnerschall einen Marsch der Kriegsmarine anstimmten? Oder wurde Viktoria tatsächlich in den Sog einer Ohnmacht gezogen? Ihre Knie zitterten, ihre Füße schienen die Bodenhaftung zu verlieren. Nicht umfallen!, warnte eine Stimme in ihrem Innersten. Nur nicht bewusstlos werden und dem Widerling die Gelegenheit geben, sich als Samariter aufzuspielen. Sie versuchte, Luft zu holen, und scheiterte wieder an ihrem Korsett. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich selbst wehtat, schlug sie sich mit der Faust gegen die Brust. Die Benommenheit verflog.
Hartwig Stahnke rieb sich derweil die Wange. Er starrte Viktoria wütend an. »So etwas wird sich hoffentlich nicht wiederholen«, brachte er in eisigem Ton hervor.
»Natürlich nicht«, versprach Wesermann eilfertig. »Meine Tochter ist nur ein wenig echauffiert. Die Schiffstaufe hat sie aufgeregt und ... «
»Ich bin nicht aufgeregt!«, protestierte Viktoria.
»Eine Braut, die ihren künftigen Gemahl schlägt, ist meine Sache nicht«, fuhr der junge Mann weinerlich fort, ihren Einwand ignorierend. »Ich bitte Sie, Herr Wesermann, dafür zu sorgen, dass sich Ihre Tochter in Zukunft ein wenig zärtlicher benimmt.«
»Ich denke nicht daran«, fuhr sie auf.
»Wie ich Ihnen bereits sagte, wird sich diese Szene nicht wiederholen«, erklärte ihr Vater freundlich. »Und nun kommen Sie. Wir sollten uns zum Essen setzen und dann die Verlobung offiziell verkünden. Das wird alle Gemüter beruhigen.«
Da sie sich offenbar kein Gehör hatte verschaffen können, hob Viktoria in einer Lautstärke zu sprechen an, die ihren Taufspruch fast noch übertraf: »Ich denke nicht daran, diesen Menschen zu heiraten. Was habe ich dir getan, Papa, dass du mich hier vor vollendete Tatsachen stellst? Ich will mit diesem Mann nichts zu tun haben! Eher gehe ich in die Hölle, als dass ich ein Bett mit Hartwig Stahnke teile.«
Sie redete sich in Rage, sie sagte verletzende Worte, die sie unter anderen Umständen niemals in den Mund genommen hätte. Sie benahm sich nicht minder peinlich als die beiden Männer, denen sie genau das vorwarf. Von Panik und Zorn erfasst, ließ sie die Beleidigungen nur so heraussprudeln.
Wahrscheinlich hätten allein die Umstehenden auf dem Podest erfahren, was ihr auf der Seele brannte, doch just beim Höhepunkt ihres Geschreis war der Marsch verklungen, und die Musiker setzten ihre Instrumente ab. Viktorias energische Stimme wehte durchdringend wie das Nebelhorn eines Lotsenschiffs über den Hafen.
Ihre Weigerung, Hartwig Stahnke zu heiraten, hörte man bis an die Landungsbrücken.
2
»Dein Benehmen ist unentschuldbar«, Albert Wesermanns Stimme klang wie Donnerhall, die Tränen seiner Frau begleiteten das Gewitter wie ein Regenschauer. Er wanderte auf dem Teppich in der Bibliothek seines imposanten Bürgerhauses am Rothenbaum auf und ab, seine Gesichtsfarbe wechselte ständig von einem hellen Rosa zu einem dunklen Blaurot. »Herr Stahnke hat sein Eheversprechen selbstverständlich zurückgenommen.« Nach diesen Worten wurde das Schluchzen im Ledersessel noch ein wenig dramatischer.
Viktoria saß regungslos auf einem Lehnstuhl neben den Erkerfenstern, hinter denen die Dämmerung aufgezogen war. Sie hatte versucht, alles richtig zu machen, doch dann war alles anders gekommen, und sie hatte Schande über ihre Eltern gebracht. Ihr Vater war im Recht, daran gab es keinen Zweifel.
Natürlich hätte sie erwidern können, dass eigentlich Hartwig Stahnke an allem die Schuld trug. Er wäre besser ein wenig zurückhaltender gewesen - gleichgültig, ob Albert Wesermann ihm die Hand seiner Tochter versprochen hatte oder nicht. Auch hätte ihr Vater sie in seine Absicht einweihen können, die Schiffstaufe mit der Bekanntgabe ihrer Verlobung zu verbinden. Das alles wäre ihren Eltern vorzuhalten gewesen, doch sie schwieg. Sie hatte genug gesagt an diesem Tag, und nichts davon hatte die Mühe gelohnt.
Jedenfalls bist du den widerlichen Stahnke los, fuhr es ihr durch den Kopf. Das war zwar ein Glück, doch Freude über das Wie empfand sie nicht.
»Er ist die beste Partie in Hamburg«, schluchzte Viktorias Mutter und tränkte ihr Spitzentaschentuch mit dem Strom aus ihren Augen. »Dass er sich bereiterklärt hatte, dich zu heiraten, war wie ein Wunder, denn als wirklich schön kann man dich leider nicht bezeichnen. Und für deinen Vater wäre die Verbindung geschäftlich von Vorteil gewesen. Aber du hast alle Pläne zunichtegemacht.«
»Um deine Zukunft ist es in der Tat nicht sonderlich gut bestellt, junge Dame«, stimmte Albert Wesermann zu. Seine Stimme klang wie das Knurren eines großen, bösen Hundes.
Was habe ich denn deiner Ansicht nach für eine Zukunft?, hätte Viktoria gerne gefragt, doch wieder schwieg sie, denn sie kannte die Antwort und wusste, dass die Meinung ihrer Eltern keineswegs ihren eigenen Vorstellungen entsprach.
Ihre Rebellion ging trotz ihrer Abneigung gegen das Korsett nicht so weit, dass sie sich für sogenannte Reformkleidung entschied oder sich die Haare abschnitt. Aber sie setzte sich über das Verbot ihrer Mutter hinweg, moderne Literatur zu lesen, die sich mit gesellschaftlicher Moral befasste, und verschlang Romane wie Madame Bovary, Anna Karenina oder Bel Ami. Sie hatte sich heimlich der Frauenbewegung angeschlossen, weil sie beim besten Willen nicht verstand, wieso Mädchen nicht lernen durften wie Jungen. Genau genommen wollte Viktoria eine Ausbildung zur Lehrerin machen, statt zu heiraten. Sie wollte an einer höheren Bildungseinrichtung Mädchen unterrichten. Deshalb hatte sie neulich auf Hamburgs Prachtstraße die Gelbe Broschüre verteilt, eine Petition, die eine mutige Frau namens Helene Lange gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen Anfang des Jahres im Preußischen Abgeordnetenhaus eingereicht hatte. Das Anliegen wurde zwar von den Parlamentariern in Berlin nicht ernst genommen. Aber eine breite Öffentlichkeit begann darüber zu diskutieren, ob mehr Lehrerinnen an staatlichen Schulen notwendig wären und Mädchen eine weiterführende Bildung genießen oder sogar zur Reifeprüfung zugelassen werden sollten. Für Viktoria war die Debatte der Schlüssel zu ihren Zukunftsträumen. Diese schlossen ein Verlöbnis aus, denn das Lehrerinnenseminar durften nur ungebundene Frauen besuchen. Wer unterrichten wollte, unterlag einer Zölibatsregel.
»Über dich wird geredet, Viktoria!«, bellte ihr Vater mit hochrotem Kopf. An seiner Schläfe trat eine Ader blau hervor und pochte wild.
»Amelie von Bols hat dich gesehen«, klagte Gustava Frahnert, verehelichte Wesermann, »als du vor Sillem's Bazar Flugblätter verteilt hast. Sie erzählte es mir im Vertrauen, aber natürlich wird dein unbotmäßiges Verhalten nun das Thema eines jeden Damenkränzchens sein. Musstest du ausgerechnet auf dem Jungfernstieg mit Pamphleten aufwarten?«
Viktoria schluckte. Vielleicht sollte sie jetzt doch etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen.
»Ich habe nichts Schlechtes getan«, sagte sie ruhig. Ihre Stimme klang so rein wie Glas. »Die Gelbe Broschüre ist eine Petition. Sie hat zwar bei den Abgeordneten in Berlin kein Interesse hervorgerufen, wurde aber nicht verboten. Eine höhere Schulbildung für Mädchen zu fordern ist nicht falsch.«
»Irrtum, Viktoria«, behauptete ihr Vater brüsk. »Jeder Pfennig, den es mich gekostet hat, dir Fremdsprachen, Geografie und die Werke Goethes nahezubringen, war eine Fehlinvestition. Du bist das lebende Beispiel dafür, was eine höhere Schulbildung aus einer jungen Frau macht - eine Schande für ihre Eltern. Jawohl!«
»Die Sache muss so schnell wie möglich aus der Welt geschafft werden, bevor wir alle noch unser Gesicht verlieren. Dein Bruder kommt im Sommer von der Kadettenanstalt nach Hause. Was soll er denken, wenn er seine Schwester als gefallenes Mädchen vorfindet?«
»Nun, nun«, machte Albert Wesermann begütigend, trat neben seine Frau und legte ihr die Hand auf die bebende Schulter, »so schlimm ist es mit Viktoria doch noch nicht gekommen. Sie hat sich geweigert, das Bett mit Hartwig Stahnke zu teilen, und nicht vorgeschlagen, sich ihm ohne Trauschein hinzu- geben.«
»Albert, bitte sprich nicht so gewöhnlich!«, empörte sich Viktorias Mutter, ergab sich aber rasch der Zärtlichkeit ihres Gemahls. Ein weiterer Tränenstrom ergoss sich aus ihren Augen in das inzwischen komplett durchnässte Spitzentüchlein.
Der Reeder räusperte sich. Sein Tonfall wurde etwas sanfter, als er Viktoria seinen Entschluss mitteilte, den er großzügig auf seine Frau übertrug: »Wir haben entschieden, dass es am besten für uns alle ist, wenn du uns verlässt, bis Gras über die Sache gewachsen ist. In etwa einem Jahr dürfte das der Fall sein, schätze ich.«
In Gedanken ging Viktoria eilig alle Verwandten durch, die für einen längeren Aufenthalt infrage kamen. Die meisten Mitglieder der Familie Wesermann lebten in Hamburg, es gab allerdings einen als verschroben geltenden Onkel, der sein angeblich mittelloses Dasein als Künstler irgendwo auf einem Bauernhof in der Nähe von Bremen fristete. Er würde einen Logiergast aufnehmen und konnte das Geld sicher gut gebrauchen. Wenn Viktoria sich recht erinnerte, wurde die Gegend um den Hof Teufelsmoor genannt. Das schien ein passender Ort für eine missratene Tochter zu sein. Unwillkürlich schmunzelte sie. Gar nicht so schlecht ...
»Du wirst nach Sansibar reisen«, unterbrach Albert Wesermann ihre Hoffnungen.
Ihr Lächeln erstarb. »Wohin?«
»Nach Ostafrika«, erwiderte er unwillig, löste sich von seiner Frau und nahm seine Wanderung durch den Raum wieder auf. »Ein mir gut bekannter Kaufmann besitzt auf Sansibar eine Niederlassung. Ich werde ihn bitten, dich als Gast aufzunehmen. Er wird keine Einwände haben. Sansibar ist weit genug entfernt, um die Gemüter hierzulande zu besänftigen.«
»Es gibt dort Hottentotten und Sklavenhändler, und die Männer halten sich Frauen im Harem«, jammerte Viktorias Mutter. Und ihr Vater setzte nach: »Sansibar ist Tausende von Kilometern entfernt, aber wenn du dich ordentlich beträgst, wird dir nichts geschehen, und alles wird vergessen sein, wenn du nächstes Jahr wieder nach Hause kommst.«
»Sansibar«, wiederholte Viktoria nachdenklich und ließ die Silben auf ihren Lippen zerschmelzen wie süßes Eis. Sie hatte neulich von diesem Ort gehört, brachte ihn aber nicht wirklich in einen Zusammenhang. Der Name klang jedoch bezaubernd und geheimnisvoll, wie eine Verheißung.
Afrika also. Immerhin besaß sie so viel aktuelles Wissen, dass sie Kenntnis von den Bemühungen Bismarcks hatte, Kolonien für das Deutsche Reich nach britischem Vorbild einzurichten. Im Salon ihres Vaters drehten sich die Gespräche seiner Geschäftsfreunde seit geraumer Zeit um nichts anderes als um den Aufbau von Handelsstationen außerhalb Europas und Amerikas. Wenn sie den zufällig belauschten Unterhaltungen Glauben schenken durfte, befand sich in Afrika das Paradies. Es musste nur noch entdeckt und erschlossen werden.
...
Copyright ® 2011
by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
... weniger
Autoren-Porträt von Micaela Jary
Jary, MicaelaMicaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Sie arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris lebt sie heute mit Mann und Hund in Berlin und München. Zum Schreiben begibt sie sich aber auch in ein kleines Landhaus nahe Rostock.
Bibliographische Angaben
- Autor: Micaela Jary
- 2012, 443 Seiten, Maße: 12,6 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442476666
- ISBN-13: 9783442476664
- Erscheinungsdatum: 12.03.2012
Rezension zu „Sehnsucht nach Sansibar “
"Schön zum Schmökern!" Tina
Kommentar zu "Sehnsucht nach Sansibar"
0 Gebrauchte Artikel zu „Sehnsucht nach Sansibar“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
2 von 5 Sternen
5 Sterne 0Schreiben Sie einen Kommentar zu "Sehnsucht nach Sansibar".
Kommentar verfassen