Selma steht kopf

Ute Krause, geb. 1960, wuchs in der Türkei, Nigeria, Indien und den USA auf. An der Berliner Kunsthochschule studierte sie Visuelle Kommunikation, in München Film und Fernsehspiel. Sie ist als Schriftstellerin, Illustratorin, Drehbuchautorin und Regisseurin erfolgreich. Ihre Bilder- und Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt und für das Fernsehen verfilmt. Ute Krause wurde u.a. von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Saskia Hula, 1966 in Wien geboren, arbeitet dort als Lehrerin. Sie hat zwei Kinder und lebt abwechselnd im Burgenland und in Wien. Mit besonderem Einfühlungsvermögen, Humor und Witz schreibt sie Geschichten zu Themen, die Kinder wirklich bewegen.

Selma ist sehr lebendig, sie liebt es, Räder zu schlagen - und sie wird selten vor dem fünfzigsten Überschlag müde -, sie liebt es, auf dem Trampolin zu springen und bei all diesen Betätigungen gibt sie ohrenbetäubende Laute von sich. Ihre Eltern haben das Herz auf dem rechten Fleck und deshalb lieben sie dieses Kind trotz alledem. Aber da kommt Onkel Ruben zu Besuch. Der kennt weder Kinder noch deren Ehrgefühl und lässt sich zu einer Wette mit Selma hinreißen: Wenn sie so lange still sitzen bleibt, bis er "Stopp!" sagt, soll ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen. Er verspricht, ihr einen Hund zu schenken, einen großen, zotteligen Hund. Glücklicherweise ist auf die Mutter und deren großes Herz Verlass, denn Selma gewinnt die Wette und der Hund, den der Onkel bringt, erfüllt zwar äußerlich die Bedingungen, er mag aber Selma nicht und Selma mag ihn nicht. Man kann schwer sagen, was an diesem Buch mehr besticht: Einerseits ist da ein Text, der in seiner Schlichtheit wirklich anrührend eine eigentlich dramatische Geschichte erzählt. Aber da sind auch noch Bilder. Bilder, die sowohl die Mimik als auch die Körpersprache der Figuren so zeichnen, dass sie beim Betrachter tiefe Gefühle auslösen. Selma ist wirklich kein nettes Kind, aber eine durch und durch authentische kleine Person. Sie ist wunderbar in ihrer direkten, unbestechlichen Geradlinigkeit, sie weiß genau, was ihr gut tut, und besteht darauf, genau das zu tun. Klaus oder Stinker, wie Selma den riesigen Hund nennt, weiß ebenfalls, was er braucht, und auch er besteht auf der Erfüllung seiner Bedürfnisse. Dumm ist ja nur, dass die beiden zunächst Unterschiedliches wollen. Ein ganz und gar nicht rosarotes Mädchenbuch!Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)