Sex als Fremdsprache
Roman. Deutsche Erstausgabe
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Produktinformationen zu „Sex als Fremdsprache “
Eine romantische Komödie mit einem Schuss Spannung und einer Prise Sex - perfekt!
Nie wieder Sex, nie wieder Männer und schon gar keine feste Beziehung! Das hat sich Katherine kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag geschworen, nachdem ihr Ex sie mit ihrem neunjährigen Sohn sitzen ließ. Doch dann sitzt plötzlich ein besonderer Mann in einem ihrer Englischkurse, die sie an einer Abendschule für Ausländer gibt. Magnus, ein etwas verstockter, aber teuflisch attraktiver Isländer, kann offenbar auch Katherine noch etwas beibringen ...
"Die Romanze zwischen Kat und Magnus ist lebensecht und bittersüß. Kwitney verpasst ihnen sogar eine der besten Sex- Szenen seit 'Die Thomas Crown Affäre'." - Chicago Sun Times
"Eine packende, intelligent geschriebene Komödie - mit einigen wirklich anregenden Sex-Szenen." - Publishers Weekly
"Die charmante Hauptfigur, hinreißende Nebenfiguren und das mitfühlende Auge der Autorin machen aus etwas, was einfach nur Chick-Lit hätte sein können, etwas ganz Besonderes." - Bookpage
Nie wieder Sex, nie wieder Männer und schon gar keine feste Beziehung! Das hat sich Katherine kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag geschworen, nachdem ihr Ex sie mit ihrem neunjährigen Sohn sitzen ließ. Doch dann sitzt plötzlich ein besonderer Mann in einem ihrer Englischkurse, die sie an einer Abendschule für Ausländer gibt. Magnus, ein etwas verstockter, aber teuflisch attraktiver Isländer, kann offenbar auch Katherine noch etwas beibringen ...
"Die Romanze zwischen Kat und Magnus ist lebensecht und bittersüß. Kwitney verpasst ihnen sogar eine der besten Sex- Szenen seit 'Die Thomas Crown Affäre'." - Chicago Sun Times
"Eine packende, intelligent geschriebene Komödie - mit einigen wirklich anregenden Sex-Szenen." - Publishers Weekly
"Die charmante Hauptfigur, hinreißende Nebenfiguren und das mitfühlende Auge der Autorin machen aus etwas, was einfach nur Chick-Lit hätte sein können, etwas ganz Besonderes." - Bookpage
Lese-Probe zu „Sex als Fremdsprache “
ERSTES KAPITEL"Du bist noch viel zu jung, um dem Sex endg ltig abzuschw ren."
"Aber ich bin schon viel zu alt, um mich mit dem ganzen Mist herumzuschlagen, der dazugeh rt", entgegnete Kat, lehnte sich zur ck und schlug die Beine bereinander. "Und au erdem finde ich nur M nner attraktiv, bei denen ich v llig wahnsinnig sein m sste, um was mit ihnen anzufangen."
Ein Kommentar, der bei ihren Freundinnen gemischte Reaktionen hervorrief - Zandra l chelte, aber von Marcy erntete sie einen besorgten Blick. Mist. Kat hatte auf die harte Tour lernen m ssen, dass sie sich, wenn sie sich ber ihre Depressionen nicht halbwegs am sant u erte, am Ende einen Haufen unerbetener Ratschl ge anh ren musste. Geh doch mal zu einem Therapeuten. Mach doch mal einen Abendkurs. Probier doch mal diese neuen Stimmungsaufheller.
Und so sehr Kat es auch hasste, solche Binsenweisheiten serviert zu bekommen, so war sie sich doch nicht ganz sicher, ob sie schlagfertig genug war, ihre Freundinnen zufrieden zu stellen. Die F e taten ihr weh, weil sie zehn Wohnblocks weit in Neun-Zentimeter-Abs tzen hierher gest ckelt war, und langsam fing es in ihrem Kopf an zu pochen, weil um sie herum der L rm von f nfzig anderen zu Abend essenden Restaurantg sten dr hnte.
"Aber Kat", sagte Marcy, "es ist zehn Jahre her, seit du das letzte Mal Single warst. Willst du damit sagen, dein Geschmack in puncto M nner h tte sich berhaupt nicht ge ndert?"
"Na ja, von Kevin Costner tr ume ich nicht mehr."
"Nein, mal im Ernst. Erz hl doch mal, wen du heute anziehend f ndest." Ein Anflug missionarischen Eifers lag auf ihrem h bschen, zarten Gesicht.
"Marcy, ich flehe dich an, jetzt bitte keine Psychoanalyse." Unter dem Tisch schl pfte Kat heimlich aus ihren hochhackigen Schuhen. "Wie w re es mit einem netten, harmlosen Gespr chsthema, etwa das F r und Wider staatlich gef rderter Folter?"
"Sehr witzig." Zandra griff mit klappernden Armreifen zu ihrem Martini. "Darf ich erw hnen, dass da dr ben am
... mehr
Tisch ein Typ sitzt, der dich die ganze Zeit anstarrt?"
Rasch versteckte Kat ihre unbeschuhten F e unter dem Stuhl. "Du glaubst immer, die M nner w rden mich anstarren. Wahrscheinlich sucht er blo den Kellner."
Anders als bei Marcy, die mit zunehmendem Alter ihren Sinn f r Mode mehr und mehr einzub en schien, war Zandras Kleidergeschmack im Laufe der Zeit zusehends besser geworden. Vor zehn Jahren, als sie sich kennen gelernt hatten, weil ihre Kinder zusammen im Sandkasten spielten, hatte Zandra die Haare immer unter Nikit chern und ihren K rper in weiten Overalls versteckt. Dann, irgendwann im letzten Herbst, hatte Zandra den Versuch aufgegeben, ihre widerspenstigen Locken zu z hmen. Sie hatte angefangen, figurbetonte Kleider zu tragen, die ihren ppigen Kurven und ihrer Wespentaille schmeichelten. Dass dieser pl tzliche Wandel rein zuf llig mit dem Auftauchen eines neuen Mannes in ihrem Leben zusammenfiel, war nicht verwunderlich. Na ja, in ihrem Leben war eigentlich nicht der richtige Ausdruck, dachte Kat, da der Typ nur zu gelegentlichen Gastauftritten vorbeischaute. Aber gerade diese Unvorhersehbarkeit versetzte Zandra in st ndige Alarmbereitschaft, jederzeit in ein sexy H schen mit passendem BH schl pfen zu m ssen.
Marcy dagegen hatte ihren jungenhaften Kurzhaarschnitt und die schr gen Vintage-Kleider gegen einen unscheinbaren Bob und formlose Designerfetzen eingetauscht. Wenn Kat sie jetzt so ansah, erkannte sie das temperamentvolle Vollweib, das sie vor f nfzehn Jahren bei einer Produktion von Shakespeares Sommernachtstraum kennen gelernt hatte, kaum wieder. Ein typischer Fall von Hausm tterchen, wobei Marcy allerdings bisher noch nicht mal Mutter geworden war.
Wenn sie so dar ber nachdachte, fand Kat, ihr k nnte ein neues Styling auch nicht schaden. Immerhin trug sie seit ber einem Jahrzehnt ihr immer gleiches burschikoses Outfit.
"Nein, er guckt wirklich in deine Richtung, Kat", erkl rte Zandra und zeigte mit ihrer auf einem Zahnstocher aufgespie ten Olive r ber. "Siehst du, der im blauen Hemd, da dr ben."
Kat berlegte, ob sie was Neues mit ihren Haaren anstellen sollte. Vielleicht einen Stufenschnitt? Oder einen helleren Farbton? Sie komplett abschneiden? "Ich sehe ihn."
"Du schaust ja nicht mal hin, Kat."
"Ich kann ihn aus den Augenwinkeln beobachten. Nicht mein Typ."
Zandra sah sie misstrauisch an. "Und was genau ist dein Typ?"
"Grenzf lle." Jetzt, wo Kats Scheidung beinahe ber die B hne war, machten ihre Freundinnen ihr unmissverst ndlich klar, ihrer Meinung nach sei es allm hlich an der Zeit, das deprimierende Trauerstadium von obsessiven Gedanken und Verbitterung ein f r alle Male hinter sich zu lassen. Ohne es so direkt zu sagen, hatten Zandra und Marcy Kat doch eindeutig zu verstehen gegeben, dass es einen ganz groben Zeitplan f r die Bew ltigung von Trennungen gab. Nach nunmehr sechs Monaten war Kat an einem Punkt angelangt, an dem man von ihr erwartete, dass sie ein paar boshafte Bemerkungen ber ihren zuk nftigen Exmann sowie einige pikante Anekdoten sexueller Abenteuer mit neuen, potenziellen Partnern zum Besten gab.
Aber sie konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, eine berzeugende Vorstellung abzuliefern. Kat glaubte nicht mehr daran, den M rchenprinzen zu finden. Klar, wenn sie lange genug suchte, w rde sie bestimmt jemanden f r ein paar erotische Turn bungen auftun; aber die Hoffnung, jemanden kennen zu lernen, der sie durch die hei e, schwei treibende Feuerprobe von bewusstseinsver nderndem Sex f hrte, hatte sie l ngst aufgegeben.
Kat sah Zandra an. "Warum reden wir nicht mal ber dein Liebesleben? L uft da immer noch was zwischen dir und diesem Quasi-Promi?" Da der fragliche Mann dar ber hinaus auch quasi-verheiratet war, weigerte Zandra sich hartn ckig, seine Identit t preiszugeben.
"Wir haben gerade eine kleine Auszeit genommen. Er sagt, er braucht ein bisschen Zeit f r sich, um herauszufinden, was er eigentlich will."
Im Klartext: Sie wurde gerade abserviert. Kat berlegte, wie sie das m glichst taktvoll ausdr cken k nnte. "Ich sage es ja nur ungern, aber ich glaube, du solltest dich auf das Schlimmste gefasst machen. Wenn M nner so was von sich geben, kommen sie hinterher recht selten zu dem Schluss, dass sie mehr N he wollen."
Zandra schob kaum merklich das Kinn vor. "Tja, ich w re mir an deiner Stelle nicht so sicher, dass es vorbei ist. Und au erdem hocke ich wenigstens nicht rum und weigere mich, andere M nner kennen zu lernen." Da hatte sie gar nicht mal so Unrecht. Zandra war der festen berzeugung, dass die Liebe denen hold war, die ihr hinterherjagten, und ihre Suche nach einem erleuchteten Lebenspartner f hrte sie auch in zahllose Workshops mit Titeln wie Veganes Kochen oder Wanderungen mit dem Geistf hrer.
Marcy dagegen war seit sieben Jahren mit demselben passiv-aggressiven Versager zusammen. Soweit Kat das beurteilen konnte, f hlte Marcy sich haupts chlich deshalb zu ihm hingezogen, weil sie so immer einen Grund zum Klagen hatte.
"Und wie l uft's bei dir und Steve, Marcy?"
"Wir berlegen gerade, diesen Winter nach Island zu fahren."
"Nach Island? Im Winter?"
"Ja, es soll n mlich sehr sch n sein und gar nicht so kalt, wie man denkt." Und au erdem ziemlich billig, erg nzte Kat im Geiste. Steve war zweiundvierzig und schlug sich mehr schlecht als recht als Jazzmusiker durchs Leben. Und weil er sich weigerte, die Aushilfsjobs an den Nagel zu h ngen und sich eine feste Stelle zu suchen, hatte er nie genug Geld, um mit Marcy einen richtig sch nen Urlaub zu verbringen, von Heirat und Kindern ganz zu schweigen.
"Und was macht man w hrend eines Winterurlaubs in Island?"
Marcy r hrte in ihrem Martini herum. "Nun, das Nachtleben da soll fantastisch sein."
Was bedeutete, dass Marcy schlie lich allein auf ihrem Hotelzimmer rumhocken w rde, w hrend Steve sich irgendwo sinnlos betrank. Wenn sie sich Zandra (die es mit ihrem afrikanisch angehauchten Perlenhalsband und der knallroten Bluse ein bisschen bertrieben hatte) und Marcy (die es in ihrem grauen Samth ngerchen ziemlich untertrieben hatte) so ansah, fragte Kat sich, warum, um alles in der Welt, ausgerechnet sie die Auss tzige dieses Trios sein sollte. Und sie fragte sich weiter, wie lange sie wohl noch durchhalten musste, bevor sie Kopfschmerzen vorsch tzen und wieder nach Hause gehen konnte.
Zu Kats allgemeinem Unwohlsein trug das Restaurant, das Carnivore, einen erheblichen Teil bei, denn es war dunkel und hei und voller Collegestudenten und junger Berufst tiger, die einander mit erotisierenden Pheromonen bombardierten.
Kat schaffte es nicht mal, ein neues Getr nk zu bestellen, da die Bedienungen an s mtlichen Tischen nur gelegentlich auftauchten, ehe sie wieder ins Dunkel entschwanden, vermutlich, um ein oder zwei Runden Poker zu spielen, ehe sie sich wieder zu zeigen geruhten.
Zandra hatte behauptet, mal wieder einen Abend auf die Piste zu gehen, sei genau das Richtige f r Kat. Wenn es besser war, schlecht gelaunt zu sein als ungl cklich, dann ging ihr Plan gerade auf.
"Wo steckt eigentlich unsere Kellnerin?" Kat sah sich suchend um. "Wir h tten ihr nicht sagen d rfen, dass es noch einen Moment dauert, bis wir uns entschieden haben."
"Apropos entscheiden", sagte Zandra, "hast du dir schon berlegt, was du an deinem Geburtstag n chste Woche machen willst?"
"Ja", entgegnete Kat, "ihn ignorieren." Es war nicht nur, dass sie nun endg ltig keine Frau mehr in den Drei igern sein w rde, was Kat beunruhigte. Sie sah das so: Sie war immer noch jung genug, das Haar lang und die Jeans tief auf der H fte zu tragen, aber alt genug, um nicht mehr der ganzen Welt ihren Stringtanga zu pr sentieren, wenn sie sich setzte. Nachdem sie von Anfang bis Ende zwanzig einen Gro teil ihrer Zeit mit Vorsprechen verbracht hatte, machte sie sich kaum noch Sorgen um ihr Aussehen, ihr Talent oder ihre F higkeit, mit Zur ckweisungen fertig zu werden.
Aber da sowohl Berufs- als auch Privatleben gerade auf Eis lagen, war Kat nicht unbedingt nach einer Party zur Feier des Umstands zumute, dass ihr Leben nun vermutlich halb vorbei war.
"Aber Kat, du kannst doch die gro e Vier-Null nicht so einfach ignorieren", protestierte Zandra. "Marcy und ich haben schon berlegt, eine berraschungsparty f r dich zu organisieren, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass du uns dann vermutlich umbringen w rdest."
"Ach, du lieber Himmel! Ihr m sst mir versprechen, dass ihr nichts dergleichen tun werdet. Werdet ihr doch nicht, oder? Das ist jetzt kein besonders hinterh ltiger Trick, und ihr tut ganz offen und ehrlich, nur um mich dann hinterher mit einem bunten Querschnitt meines bisherigen Lebens zu konfrontieren?"
Marcy legte eine Hand auf Kats Arm. "Nimmt es dich so mit, dass du jetzt keine junge Frau mehr bist?"
Kat lachte. "Ja, ich versp re den unwiderstehlichen Drang, mir Gummibundhosen zuzulegen und alles in Gro packungen zu kaufen. Nein, Marcy, ich bin nicht am Boden zerst rt, weil ich lter werde. Ehrlich, ich genie e es zum ersten Mal seit zwanzig Jahren, dass es keinen Mann in meinem Leben gibt und mir das berhaupt nichts ausmacht."
"Man braucht ja auch nicht unbedingt einen Mann", murmelte Zandra. "Aber ich habe den Eindruck, du schottest dich zu sehr ab. Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass du nach deinen schlechten Erfahrungen mit Logan alle M nner hasst."
"Oh, Zandra, bitte." Kat schob ihren Stuhl ruckartig nach hinten. "H r zu, ich hasse die M nner nicht. Wirklich nicht. Ja, in mancher Hinsicht sind sie mir sogar lieber als Frauen. M nner sind meist direkter als Frauen, entschlussfreudiger und zielstrebiger. Und ich finde es gut, dass M nner sich anscheinend nicht darum scheren, was andere ber sie denken. Und da ich heterosexuell bin, f hle ich mich gelegentlich k rperlich zu ihnen hingezogen."
Zandra runzelte kritisch die Stirn. "Okay, wenn du sie so sehr bewunderst, dann erkl r mir doch mal, warum du dann keinen an dich ranl sst?"
"Weil", entgegnete Kat standhaft, "ich M nnern nicht traue. Ich bin der Meinung, man h lt es am besten wie ein Raubtierdompteur: Man wei nie, wann das Gegen ber seine gute Erziehung vergisst, sich wieder in ein wildes Tier verwandelt und einem unversehens den Kopf abbei t."
"Du gehst also von vornherein davon aus, dass alle M nner gleich sind und dich irgendwann entt uschen werden", sagte Marcy.
"Eine wohlbegr ndete Annahme. Wenn man lange genug verheiratet war, lernt man, dass man mit wiederkehrender Unzuverl ssigkeit, chronischer Entt uschung und sogar gelegentlichen Entgleisungen hinsichtlich der ehelichen Treue rechnen muss. Ja, ich war sogar immer der Meinung, am besten w re es, immer ein paar kleine Flirts nebenbei zu haben. Und obwohl ich mit keinem von diesen M nnern geschlafen habe, haben sie mir das beruhigende Gef hl vermittelt, falls Logan mich mal betr gen sollte, w sste ich wenigstens, an wen ich mich halten k nnte."
"Warte mal. Das hast du bisher mit keinem Wort erw hnt." Marcy lehnte sich neugierig nach vorn. "Und wer waren die?"
"Mein Fitnesstrainer, ein alter Freund vom College und der Schreiner, der die B cherregale in unserem Wohnzimmer gemacht hat."
"Aber da ist nie was gelaufen?"
"Na ja, es gab schon eine Menge eindeutiger Dehn bungen mit meinem Trainer, und mein alter College-Freund hat mir mal die F e massiert. Aber weiter nichts. Und jetzt, wo ich Single bin, finde ich keinen von denen mehr attraktiv."
"Hast du dich schon mal gefragt, ob du dich vielleicht zu sehr gesch tzt hast?" Da flackerte was in Zandras Augen, das Kat nicht so recht deuten konnte. "Meinst du nicht, ein Teil des Problems war vielleicht, dass du Logan emotional nicht an dich rangelassen hast?"
Kat sch ttelte den Kopf. "Tut mir leid, nein, berhaupt nicht. M glicherweise habe ich Logan nicht voll und ganz vertraut. Aber ich sehe es so: Jemanden nahe an sich heran zu lassen, ist eine ziemlich gef hrliche Sache, und man w rde sich was vormachen, wenn man glaubte, dabei nicht verletzt werden zu k nnen. Blo dass ich nie damit gerechnet h tte, dass er mich derart schlimm hintergeht."
"Aber du hast dich doch dauernd beklagt, in eurer Ehe ginge alles schief", entgegnete Zandra beinahe vorwurfsvoll.
"Und er hat mir immer vorgeworfen, ich sei so negativ! Und trotzdem kann ich mich damit abfinden, dass er es vorgezogen hat abzuhauen, statt zusammen mit mir nach einer L sung zu suchen. Aber nie im Leben h tte ich gedacht, dass Logan seinen Sohn einfach so verlassen k nnte. K nnt ihr euch vorstellen, dass mittlerweile vier Monate ohne einen einzigen Anruf oder auch nur eine E-Mail vergangen sind? Vier Monate!" Kat unterbrach sich kurz, um einen Schluck zu trinken, und leerte gleich das ganze Glas. "Wisst ihr was? Wenn ich's mir so berlege, hasse ich die M nner vielleicht doch."
Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit, doch das Auftauchen der Kellnerin an ihrem Tisch rettete sie.
"Wie geht's, M dels? Braucht ihr noch was zu trinken, oder m chtet ihr jetzt bestellen?" Sie hielt inne und sah Kat an. "Moment mal. Waren Sie nicht immer im Fernsehen ... wie hie diese Serie noch mal, es liegt mir auf der Zunge ..."
"Sie hat die Helen Jessup in South of Heaven gespielt", half Marcy ihr auf die Spr nge. Kat trat ihr mit bestrumpftem Fu vors Schienbein.
"O mein Gott!" Die Kellnerin starrte sie mit gro en Augen an. "Diese reiche Zicke, stimmt's? Das habe ich fr her immer geguckt. Sie haben North Sullivan engagiert, um diesen Entf hrungsdrohungen nachzugehen, dabei wollten Sie ihn blo von Ihrer Schwester fernhalten." Die Kellnerin musterte sie eingehend. "Ihr Gesicht sieht toll aus."
War das nun ein Kompliment oder eine Andeutung, dass sie dabei chirurgisch nachgeholfen haben k nnte? Kat wollte lieber nicht dar ber nachdenken. "Danke."
"Ich war zum Vorsprechen f r ein paar Soaps, aber bisher ohne Erfolg. Nicht mal 'ne Rolle als Statistin." Die Kellnerin war jung, eine gef rbte Blondine mit ausgepr gtem Kinn und fleckigem Teint. Kat fragte sich, ob sie nun was Aufmunterndes sagen sollte.
"Das Showbiz kann ganz sch n hart sein", murmelte sie und musste dran denken, wie sie es gehasst hatte, wenn man ihr das damals, als sie noch j nger war, gesagt hatte.
"Aber kann ich denn nichts tun, damit ich bessere Chancen habe?"
Kat entschied sich f r die Wahrheit. "Na ja, Sie sind keine klassische Sch nheit. Das k nnte ein Problem werden - als unschuldiges kleines M del sehe ich Sie auch nicht, aber f r die meisten Charakterrollen sind Sie zu jung und zu sexy. Vielleicht k nnten Sie ein bisschen zunehmen und als erste Rolle irgendwas Schr ges ergattern, womit Sie dann ..."
"Klar. Tja, dann komme ich wieder, wenn Sie bestellen wollen."
"Aber wir w rden gerne jetzt ...", setzte Kat an, doch die Kellnerin st rmte schon davon, sp rbare Emp rung in jedem Schritt ihres jungen, ranken und schlanken K rpers.
"Gut gemacht, Kat", bemerkte Zandra. "Schon mal dar ber nachgedacht, die Finger vom Wahrheitsserum zu lassen?"
"Sie hat mich um Rat gefragt. Was h tte ich denn tun sollen? Sie anl gen?"
"Kat, manchmal ist es netter, wenn man nicht ganz so ehrlich ist."
"Ach, bitte. Das ist doch blo eine faule Ausrede."
"Und was n tzt es, dass du der Kellnerin eben die Wahrheit gesagt hast? Jetzt ist sie gekr nkt und beleidigt, und wir kriegen nichts zu essen."
Kat griff unter den Tisch und schl pfte wieder in ihre hohen Schuhe. "Wisst ihr was? Ich glaube, mir reicht's f r heute." Etwas widerwillig angelte sie einen Zwanzig-Dollar-Schein aus dem Portemonnaie und legte ihn neben ihr Glas.
"Ach, komm Kat, stell dich nicht so an." Zandra versuchte, Kat das Geld wieder in die Hand zu dr cken. "Setz dich, wir bestellen noch was zu trinken. Irgendwann muss die Kellnerin ja wiederkommen."
"Ich stelle mich nicht an, ich habe eine Blase am Fu ." Kat zog ihren marineblauen Offiziersmantel an. "H rt zu, ich bin heute Abend einfach zu m de. Viel Spa euch beiden. Ich melde mich morgen mal."
"Kommst du allein klar?" Marcy machte ein derart besorgtes Gesicht, dass Kat sich kurz fragte, ob sie gerade einen gesellschaftlichen Fauxpas beging.
"Nat rlich komme ich klar."
"Na los, Miss Diva", sagte Zandra und klopfte auf den Stuhl. "Setz dich wieder auf dein Hinterteil. Wenn dieser Schei kerl Logan dich immer noch so fertigmacht, dann unterhalten wir uns halt ber ihn, verdammt noch mal."
"Darum geht es nicht. H r zu, wir reden morgen weiter. Marcy, wir sehen uns wohl bei der Arbeit?"
"Ich unterrichte dieses Schuljahr die Nachmittags- und Abendkurse. Aber wir k nnten uns zum Mittagessen treffen."
"Klingt gut." W hrend Kat sich in einem Hindernislauf um St hle und Tische und Kellnerlehrlinge herum den Weg nach drau en bahnte, sp rte sie die Blicke ihrer Freundinnen auf dem R cken. Tja, dachte sie, jetzt k nnen sie sich wenigstens v llig ungehemmt ber mein nicht vorhandenes Sexualleben auslassen. Und dann ging ihr auf, dass sie damit ihrem Ruf als zickiger Kuh gerade mal wieder alle Ehre machte.
Was irgendwie merkw rdig war. Ohne je dar ber nachzudenken, hatte Kat sich doch immer als Dreh- und Angelpunkt ihres Trios gesehen. Sie war diejenige, die die beiden anderen anriefen. Sie hatte sie alle zusammengebracht.
Wann hatte sich das nur ge ndert? Wenn sie es sich so berlegte, dann konnte Kat zwar kein konkretes Datum festmachen, aber irgendwann im Laufe des letzten halben Jahres hatten ihre Freundinnen sich etwas von ihr zur ckgezogen und waren selbst n her zusammenger ckt.
Vorm Restaurant blieb Kat kurz stehen und bat einen der Raucher vor der T r um eine Zigarette. War denn ihre Reaktion auf die Scheidung wirklich so unangemessen? Kat glaubte das nicht. Sie pustete ein kleines Rauchw lkchen in die laue Oktobernacht und kam zu dem Schluss, dass sie sich von nun an ein bisschen M he geben musste, ihre Gef hle vor ihren Freundinnen zu verbergen.Nach zwei Wohnblocks taten ihr die F e so weh, dass sie versuchte, ein Taxi anzuhalten. Aber sie hatte kein Gl ck - die hatten alle schon Feierabend. Also lief Kat ganz langsam und unter Schmerzen an den gut besuchten Stra encaf s der Columbus Avenue vorbei, wobei ihr auffiel, dass trotz des tr gerischen, fr hlingshaft warmen Wetters das Laub einiger Stra enb ume sich bereits rot zu f rben begann. Ich h tte den Mantel zuhause lassen sollen, dachte Kat. Bestimmt ist das einer der letzten Abende, an denen man noch keinen tragen muss. Wo sie auch hinsah, entdeckte Kat Menschen, die das sch ne Wetter genossen - ltere P rchen schlenderten Hand in Hand die Stra e entlang, dralle M tter und stolze, frischgebackene V ter schoben Kinderwagen spazieren, und junge P rchen standen eng umschlugen und gl ckselig weltentr ckt mitten auf dem Gehweg.
Rasch versteckte Kat ihre unbeschuhten F e unter dem Stuhl. "Du glaubst immer, die M nner w rden mich anstarren. Wahrscheinlich sucht er blo den Kellner."
Anders als bei Marcy, die mit zunehmendem Alter ihren Sinn f r Mode mehr und mehr einzub en schien, war Zandras Kleidergeschmack im Laufe der Zeit zusehends besser geworden. Vor zehn Jahren, als sie sich kennen gelernt hatten, weil ihre Kinder zusammen im Sandkasten spielten, hatte Zandra die Haare immer unter Nikit chern und ihren K rper in weiten Overalls versteckt. Dann, irgendwann im letzten Herbst, hatte Zandra den Versuch aufgegeben, ihre widerspenstigen Locken zu z hmen. Sie hatte angefangen, figurbetonte Kleider zu tragen, die ihren ppigen Kurven und ihrer Wespentaille schmeichelten. Dass dieser pl tzliche Wandel rein zuf llig mit dem Auftauchen eines neuen Mannes in ihrem Leben zusammenfiel, war nicht verwunderlich. Na ja, in ihrem Leben war eigentlich nicht der richtige Ausdruck, dachte Kat, da der Typ nur zu gelegentlichen Gastauftritten vorbeischaute. Aber gerade diese Unvorhersehbarkeit versetzte Zandra in st ndige Alarmbereitschaft, jederzeit in ein sexy H schen mit passendem BH schl pfen zu m ssen.
Marcy dagegen hatte ihren jungenhaften Kurzhaarschnitt und die schr gen Vintage-Kleider gegen einen unscheinbaren Bob und formlose Designerfetzen eingetauscht. Wenn Kat sie jetzt so ansah, erkannte sie das temperamentvolle Vollweib, das sie vor f nfzehn Jahren bei einer Produktion von Shakespeares Sommernachtstraum kennen gelernt hatte, kaum wieder. Ein typischer Fall von Hausm tterchen, wobei Marcy allerdings bisher noch nicht mal Mutter geworden war.
Wenn sie so dar ber nachdachte, fand Kat, ihr k nnte ein neues Styling auch nicht schaden. Immerhin trug sie seit ber einem Jahrzehnt ihr immer gleiches burschikoses Outfit.
"Nein, er guckt wirklich in deine Richtung, Kat", erkl rte Zandra und zeigte mit ihrer auf einem Zahnstocher aufgespie ten Olive r ber. "Siehst du, der im blauen Hemd, da dr ben."
Kat berlegte, ob sie was Neues mit ihren Haaren anstellen sollte. Vielleicht einen Stufenschnitt? Oder einen helleren Farbton? Sie komplett abschneiden? "Ich sehe ihn."
"Du schaust ja nicht mal hin, Kat."
"Ich kann ihn aus den Augenwinkeln beobachten. Nicht mein Typ."
Zandra sah sie misstrauisch an. "Und was genau ist dein Typ?"
"Grenzf lle." Jetzt, wo Kats Scheidung beinahe ber die B hne war, machten ihre Freundinnen ihr unmissverst ndlich klar, ihrer Meinung nach sei es allm hlich an der Zeit, das deprimierende Trauerstadium von obsessiven Gedanken und Verbitterung ein f r alle Male hinter sich zu lassen. Ohne es so direkt zu sagen, hatten Zandra und Marcy Kat doch eindeutig zu verstehen gegeben, dass es einen ganz groben Zeitplan f r die Bew ltigung von Trennungen gab. Nach nunmehr sechs Monaten war Kat an einem Punkt angelangt, an dem man von ihr erwartete, dass sie ein paar boshafte Bemerkungen ber ihren zuk nftigen Exmann sowie einige pikante Anekdoten sexueller Abenteuer mit neuen, potenziellen Partnern zum Besten gab.
Aber sie konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, eine berzeugende Vorstellung abzuliefern. Kat glaubte nicht mehr daran, den M rchenprinzen zu finden. Klar, wenn sie lange genug suchte, w rde sie bestimmt jemanden f r ein paar erotische Turn bungen auftun; aber die Hoffnung, jemanden kennen zu lernen, der sie durch die hei e, schwei treibende Feuerprobe von bewusstseinsver nderndem Sex f hrte, hatte sie l ngst aufgegeben.
Kat sah Zandra an. "Warum reden wir nicht mal ber dein Liebesleben? L uft da immer noch was zwischen dir und diesem Quasi-Promi?" Da der fragliche Mann dar ber hinaus auch quasi-verheiratet war, weigerte Zandra sich hartn ckig, seine Identit t preiszugeben.
"Wir haben gerade eine kleine Auszeit genommen. Er sagt, er braucht ein bisschen Zeit f r sich, um herauszufinden, was er eigentlich will."
Im Klartext: Sie wurde gerade abserviert. Kat berlegte, wie sie das m glichst taktvoll ausdr cken k nnte. "Ich sage es ja nur ungern, aber ich glaube, du solltest dich auf das Schlimmste gefasst machen. Wenn M nner so was von sich geben, kommen sie hinterher recht selten zu dem Schluss, dass sie mehr N he wollen."
Zandra schob kaum merklich das Kinn vor. "Tja, ich w re mir an deiner Stelle nicht so sicher, dass es vorbei ist. Und au erdem hocke ich wenigstens nicht rum und weigere mich, andere M nner kennen zu lernen." Da hatte sie gar nicht mal so Unrecht. Zandra war der festen berzeugung, dass die Liebe denen hold war, die ihr hinterherjagten, und ihre Suche nach einem erleuchteten Lebenspartner f hrte sie auch in zahllose Workshops mit Titeln wie Veganes Kochen oder Wanderungen mit dem Geistf hrer.
Marcy dagegen war seit sieben Jahren mit demselben passiv-aggressiven Versager zusammen. Soweit Kat das beurteilen konnte, f hlte Marcy sich haupts chlich deshalb zu ihm hingezogen, weil sie so immer einen Grund zum Klagen hatte.
"Und wie l uft's bei dir und Steve, Marcy?"
"Wir berlegen gerade, diesen Winter nach Island zu fahren."
"Nach Island? Im Winter?"
"Ja, es soll n mlich sehr sch n sein und gar nicht so kalt, wie man denkt." Und au erdem ziemlich billig, erg nzte Kat im Geiste. Steve war zweiundvierzig und schlug sich mehr schlecht als recht als Jazzmusiker durchs Leben. Und weil er sich weigerte, die Aushilfsjobs an den Nagel zu h ngen und sich eine feste Stelle zu suchen, hatte er nie genug Geld, um mit Marcy einen richtig sch nen Urlaub zu verbringen, von Heirat und Kindern ganz zu schweigen.
"Und was macht man w hrend eines Winterurlaubs in Island?"
Marcy r hrte in ihrem Martini herum. "Nun, das Nachtleben da soll fantastisch sein."
Was bedeutete, dass Marcy schlie lich allein auf ihrem Hotelzimmer rumhocken w rde, w hrend Steve sich irgendwo sinnlos betrank. Wenn sie sich Zandra (die es mit ihrem afrikanisch angehauchten Perlenhalsband und der knallroten Bluse ein bisschen bertrieben hatte) und Marcy (die es in ihrem grauen Samth ngerchen ziemlich untertrieben hatte) so ansah, fragte Kat sich, warum, um alles in der Welt, ausgerechnet sie die Auss tzige dieses Trios sein sollte. Und sie fragte sich weiter, wie lange sie wohl noch durchhalten musste, bevor sie Kopfschmerzen vorsch tzen und wieder nach Hause gehen konnte.
Zu Kats allgemeinem Unwohlsein trug das Restaurant, das Carnivore, einen erheblichen Teil bei, denn es war dunkel und hei und voller Collegestudenten und junger Berufst tiger, die einander mit erotisierenden Pheromonen bombardierten.
Kat schaffte es nicht mal, ein neues Getr nk zu bestellen, da die Bedienungen an s mtlichen Tischen nur gelegentlich auftauchten, ehe sie wieder ins Dunkel entschwanden, vermutlich, um ein oder zwei Runden Poker zu spielen, ehe sie sich wieder zu zeigen geruhten.
Zandra hatte behauptet, mal wieder einen Abend auf die Piste zu gehen, sei genau das Richtige f r Kat. Wenn es besser war, schlecht gelaunt zu sein als ungl cklich, dann ging ihr Plan gerade auf.
"Wo steckt eigentlich unsere Kellnerin?" Kat sah sich suchend um. "Wir h tten ihr nicht sagen d rfen, dass es noch einen Moment dauert, bis wir uns entschieden haben."
"Apropos entscheiden", sagte Zandra, "hast du dir schon berlegt, was du an deinem Geburtstag n chste Woche machen willst?"
"Ja", entgegnete Kat, "ihn ignorieren." Es war nicht nur, dass sie nun endg ltig keine Frau mehr in den Drei igern sein w rde, was Kat beunruhigte. Sie sah das so: Sie war immer noch jung genug, das Haar lang und die Jeans tief auf der H fte zu tragen, aber alt genug, um nicht mehr der ganzen Welt ihren Stringtanga zu pr sentieren, wenn sie sich setzte. Nachdem sie von Anfang bis Ende zwanzig einen Gro teil ihrer Zeit mit Vorsprechen verbracht hatte, machte sie sich kaum noch Sorgen um ihr Aussehen, ihr Talent oder ihre F higkeit, mit Zur ckweisungen fertig zu werden.
Aber da sowohl Berufs- als auch Privatleben gerade auf Eis lagen, war Kat nicht unbedingt nach einer Party zur Feier des Umstands zumute, dass ihr Leben nun vermutlich halb vorbei war.
"Aber Kat, du kannst doch die gro e Vier-Null nicht so einfach ignorieren", protestierte Zandra. "Marcy und ich haben schon berlegt, eine berraschungsparty f r dich zu organisieren, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass du uns dann vermutlich umbringen w rdest."
"Ach, du lieber Himmel! Ihr m sst mir versprechen, dass ihr nichts dergleichen tun werdet. Werdet ihr doch nicht, oder? Das ist jetzt kein besonders hinterh ltiger Trick, und ihr tut ganz offen und ehrlich, nur um mich dann hinterher mit einem bunten Querschnitt meines bisherigen Lebens zu konfrontieren?"
Marcy legte eine Hand auf Kats Arm. "Nimmt es dich so mit, dass du jetzt keine junge Frau mehr bist?"
Kat lachte. "Ja, ich versp re den unwiderstehlichen Drang, mir Gummibundhosen zuzulegen und alles in Gro packungen zu kaufen. Nein, Marcy, ich bin nicht am Boden zerst rt, weil ich lter werde. Ehrlich, ich genie e es zum ersten Mal seit zwanzig Jahren, dass es keinen Mann in meinem Leben gibt und mir das berhaupt nichts ausmacht."
"Man braucht ja auch nicht unbedingt einen Mann", murmelte Zandra. "Aber ich habe den Eindruck, du schottest dich zu sehr ab. Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass du nach deinen schlechten Erfahrungen mit Logan alle M nner hasst."
"Oh, Zandra, bitte." Kat schob ihren Stuhl ruckartig nach hinten. "H r zu, ich hasse die M nner nicht. Wirklich nicht. Ja, in mancher Hinsicht sind sie mir sogar lieber als Frauen. M nner sind meist direkter als Frauen, entschlussfreudiger und zielstrebiger. Und ich finde es gut, dass M nner sich anscheinend nicht darum scheren, was andere ber sie denken. Und da ich heterosexuell bin, f hle ich mich gelegentlich k rperlich zu ihnen hingezogen."
Zandra runzelte kritisch die Stirn. "Okay, wenn du sie so sehr bewunderst, dann erkl r mir doch mal, warum du dann keinen an dich ranl sst?"
"Weil", entgegnete Kat standhaft, "ich M nnern nicht traue. Ich bin der Meinung, man h lt es am besten wie ein Raubtierdompteur: Man wei nie, wann das Gegen ber seine gute Erziehung vergisst, sich wieder in ein wildes Tier verwandelt und einem unversehens den Kopf abbei t."
"Du gehst also von vornherein davon aus, dass alle M nner gleich sind und dich irgendwann entt uschen werden", sagte Marcy.
"Eine wohlbegr ndete Annahme. Wenn man lange genug verheiratet war, lernt man, dass man mit wiederkehrender Unzuverl ssigkeit, chronischer Entt uschung und sogar gelegentlichen Entgleisungen hinsichtlich der ehelichen Treue rechnen muss. Ja, ich war sogar immer der Meinung, am besten w re es, immer ein paar kleine Flirts nebenbei zu haben. Und obwohl ich mit keinem von diesen M nnern geschlafen habe, haben sie mir das beruhigende Gef hl vermittelt, falls Logan mich mal betr gen sollte, w sste ich wenigstens, an wen ich mich halten k nnte."
"Warte mal. Das hast du bisher mit keinem Wort erw hnt." Marcy lehnte sich neugierig nach vorn. "Und wer waren die?"
"Mein Fitnesstrainer, ein alter Freund vom College und der Schreiner, der die B cherregale in unserem Wohnzimmer gemacht hat."
"Aber da ist nie was gelaufen?"
"Na ja, es gab schon eine Menge eindeutiger Dehn bungen mit meinem Trainer, und mein alter College-Freund hat mir mal die F e massiert. Aber weiter nichts. Und jetzt, wo ich Single bin, finde ich keinen von denen mehr attraktiv."
"Hast du dich schon mal gefragt, ob du dich vielleicht zu sehr gesch tzt hast?" Da flackerte was in Zandras Augen, das Kat nicht so recht deuten konnte. "Meinst du nicht, ein Teil des Problems war vielleicht, dass du Logan emotional nicht an dich rangelassen hast?"
Kat sch ttelte den Kopf. "Tut mir leid, nein, berhaupt nicht. M glicherweise habe ich Logan nicht voll und ganz vertraut. Aber ich sehe es so: Jemanden nahe an sich heran zu lassen, ist eine ziemlich gef hrliche Sache, und man w rde sich was vormachen, wenn man glaubte, dabei nicht verletzt werden zu k nnen. Blo dass ich nie damit gerechnet h tte, dass er mich derart schlimm hintergeht."
"Aber du hast dich doch dauernd beklagt, in eurer Ehe ginge alles schief", entgegnete Zandra beinahe vorwurfsvoll.
"Und er hat mir immer vorgeworfen, ich sei so negativ! Und trotzdem kann ich mich damit abfinden, dass er es vorgezogen hat abzuhauen, statt zusammen mit mir nach einer L sung zu suchen. Aber nie im Leben h tte ich gedacht, dass Logan seinen Sohn einfach so verlassen k nnte. K nnt ihr euch vorstellen, dass mittlerweile vier Monate ohne einen einzigen Anruf oder auch nur eine E-Mail vergangen sind? Vier Monate!" Kat unterbrach sich kurz, um einen Schluck zu trinken, und leerte gleich das ganze Glas. "Wisst ihr was? Wenn ich's mir so berlege, hasse ich die M nner vielleicht doch."
Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit, doch das Auftauchen der Kellnerin an ihrem Tisch rettete sie.
"Wie geht's, M dels? Braucht ihr noch was zu trinken, oder m chtet ihr jetzt bestellen?" Sie hielt inne und sah Kat an. "Moment mal. Waren Sie nicht immer im Fernsehen ... wie hie diese Serie noch mal, es liegt mir auf der Zunge ..."
"Sie hat die Helen Jessup in South of Heaven gespielt", half Marcy ihr auf die Spr nge. Kat trat ihr mit bestrumpftem Fu vors Schienbein.
"O mein Gott!" Die Kellnerin starrte sie mit gro en Augen an. "Diese reiche Zicke, stimmt's? Das habe ich fr her immer geguckt. Sie haben North Sullivan engagiert, um diesen Entf hrungsdrohungen nachzugehen, dabei wollten Sie ihn blo von Ihrer Schwester fernhalten." Die Kellnerin musterte sie eingehend. "Ihr Gesicht sieht toll aus."
War das nun ein Kompliment oder eine Andeutung, dass sie dabei chirurgisch nachgeholfen haben k nnte? Kat wollte lieber nicht dar ber nachdenken. "Danke."
"Ich war zum Vorsprechen f r ein paar Soaps, aber bisher ohne Erfolg. Nicht mal 'ne Rolle als Statistin." Die Kellnerin war jung, eine gef rbte Blondine mit ausgepr gtem Kinn und fleckigem Teint. Kat fragte sich, ob sie nun was Aufmunterndes sagen sollte.
"Das Showbiz kann ganz sch n hart sein", murmelte sie und musste dran denken, wie sie es gehasst hatte, wenn man ihr das damals, als sie noch j nger war, gesagt hatte.
"Aber kann ich denn nichts tun, damit ich bessere Chancen habe?"
Kat entschied sich f r die Wahrheit. "Na ja, Sie sind keine klassische Sch nheit. Das k nnte ein Problem werden - als unschuldiges kleines M del sehe ich Sie auch nicht, aber f r die meisten Charakterrollen sind Sie zu jung und zu sexy. Vielleicht k nnten Sie ein bisschen zunehmen und als erste Rolle irgendwas Schr ges ergattern, womit Sie dann ..."
"Klar. Tja, dann komme ich wieder, wenn Sie bestellen wollen."
"Aber wir w rden gerne jetzt ...", setzte Kat an, doch die Kellnerin st rmte schon davon, sp rbare Emp rung in jedem Schritt ihres jungen, ranken und schlanken K rpers.
"Gut gemacht, Kat", bemerkte Zandra. "Schon mal dar ber nachgedacht, die Finger vom Wahrheitsserum zu lassen?"
"Sie hat mich um Rat gefragt. Was h tte ich denn tun sollen? Sie anl gen?"
"Kat, manchmal ist es netter, wenn man nicht ganz so ehrlich ist."
"Ach, bitte. Das ist doch blo eine faule Ausrede."
"Und was n tzt es, dass du der Kellnerin eben die Wahrheit gesagt hast? Jetzt ist sie gekr nkt und beleidigt, und wir kriegen nichts zu essen."
Kat griff unter den Tisch und schl pfte wieder in ihre hohen Schuhe. "Wisst ihr was? Ich glaube, mir reicht's f r heute." Etwas widerwillig angelte sie einen Zwanzig-Dollar-Schein aus dem Portemonnaie und legte ihn neben ihr Glas.
"Ach, komm Kat, stell dich nicht so an." Zandra versuchte, Kat das Geld wieder in die Hand zu dr cken. "Setz dich, wir bestellen noch was zu trinken. Irgendwann muss die Kellnerin ja wiederkommen."
"Ich stelle mich nicht an, ich habe eine Blase am Fu ." Kat zog ihren marineblauen Offiziersmantel an. "H rt zu, ich bin heute Abend einfach zu m de. Viel Spa euch beiden. Ich melde mich morgen mal."
"Kommst du allein klar?" Marcy machte ein derart besorgtes Gesicht, dass Kat sich kurz fragte, ob sie gerade einen gesellschaftlichen Fauxpas beging.
"Nat rlich komme ich klar."
"Na los, Miss Diva", sagte Zandra und klopfte auf den Stuhl. "Setz dich wieder auf dein Hinterteil. Wenn dieser Schei kerl Logan dich immer noch so fertigmacht, dann unterhalten wir uns halt ber ihn, verdammt noch mal."
"Darum geht es nicht. H r zu, wir reden morgen weiter. Marcy, wir sehen uns wohl bei der Arbeit?"
"Ich unterrichte dieses Schuljahr die Nachmittags- und Abendkurse. Aber wir k nnten uns zum Mittagessen treffen."
"Klingt gut." W hrend Kat sich in einem Hindernislauf um St hle und Tische und Kellnerlehrlinge herum den Weg nach drau en bahnte, sp rte sie die Blicke ihrer Freundinnen auf dem R cken. Tja, dachte sie, jetzt k nnen sie sich wenigstens v llig ungehemmt ber mein nicht vorhandenes Sexualleben auslassen. Und dann ging ihr auf, dass sie damit ihrem Ruf als zickiger Kuh gerade mal wieder alle Ehre machte.
Was irgendwie merkw rdig war. Ohne je dar ber nachzudenken, hatte Kat sich doch immer als Dreh- und Angelpunkt ihres Trios gesehen. Sie war diejenige, die die beiden anderen anriefen. Sie hatte sie alle zusammengebracht.
Wann hatte sich das nur ge ndert? Wenn sie es sich so berlegte, dann konnte Kat zwar kein konkretes Datum festmachen, aber irgendwann im Laufe des letzten halben Jahres hatten ihre Freundinnen sich etwas von ihr zur ckgezogen und waren selbst n her zusammenger ckt.
Vorm Restaurant blieb Kat kurz stehen und bat einen der Raucher vor der T r um eine Zigarette. War denn ihre Reaktion auf die Scheidung wirklich so unangemessen? Kat glaubte das nicht. Sie pustete ein kleines Rauchw lkchen in die laue Oktobernacht und kam zu dem Schluss, dass sie sich von nun an ein bisschen M he geben musste, ihre Gef hle vor ihren Freundinnen zu verbergen.Nach zwei Wohnblocks taten ihr die F e so weh, dass sie versuchte, ein Taxi anzuhalten. Aber sie hatte kein Gl ck - die hatten alle schon Feierabend. Also lief Kat ganz langsam und unter Schmerzen an den gut besuchten Stra encaf s der Columbus Avenue vorbei, wobei ihr auffiel, dass trotz des tr gerischen, fr hlingshaft warmen Wetters das Laub einiger Stra enb ume sich bereits rot zu f rben begann. Ich h tte den Mantel zuhause lassen sollen, dachte Kat. Bestimmt ist das einer der letzten Abende, an denen man noch keinen tragen muss. Wo sie auch hinsah, entdeckte Kat Menschen, die das sch ne Wetter genossen - ltere P rchen schlenderten Hand in Hand die Stra e entlang, dralle M tter und stolze, frischgebackene V ter schoben Kinderwagen spazieren, und junge P rchen standen eng umschlugen und gl ckselig weltentr ckt mitten auf dem Gehweg.
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Autoren-Porträt von Alisa Kwitney
Die gebürtige New Yorkerin Alisa Kwitney arbeitete nach ihrem Englisch-Studium mehrere Jahre als Comic-Redakteurin, heiratete einen Engländer und lernte Tauchen, bevor sie begann, romantische Komödien zu schreiben. Alisa Kwitney lebt heute mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrer Katze in Manhatten und Pine Plains, New York.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alisa Kwitney
- 2007, 351 Seiten, Maße: 11,9 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Retterbush, Stefanie
- Übersetzer: Stefanie Retterbush
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442463777
- ISBN-13: 9783442463770
Rezension zu „Sex als Fremdsprache “
"Eine packende, intelligent geschriebene Komödie - mit einigen wirklich anregenden Sex-Szenen." Publishers Weekly
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