Still Missing - Kein Entkommen
Thriller. Deutsche Erstausgabe
Ein ganz normaler Tag, ein ganz normaler Kunde mit einem freundlichen Lächeln. Doch im nächsten Moment liegt die junge Maklerin Annie betäubt in einem Lastwagen. Sie erwacht in einer abgelegenen Blockhütte, ihrem Entführer auf...
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Taschenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Still Missing - Kein Entkommen “
Ein ganz normaler Tag, ein ganz normaler Kunde mit einem freundlichen Lächeln. Doch im nächsten Moment liegt die junge Maklerin Annie betäubt in einem Lastwagen. Sie erwacht in einer abgelegenen Blockhütte, ihrem Entführer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ein endloser Albtraum beginnt.
Klappentext zu „Still Missing - Kein Entkommen “
Top-Spannung made in Kanada: der große internationale Bestseller der kanadischen Crime-Queen Chevy Stevens.Was würdest du tun, wenn dich jemand am helllichten Tag entführt? Wenn du ihm vollkommen ausgeliefert bist? Wenn es aus dieser Hölle kein Entkommen gibt? Würdest du töten? Und wäre dann wirklich alles vorbei? Ein Thriller wie ein Albtraum, der immer wieder neu beginnt.
Vancouver Island, beschaulich, naturverbunden, wer möchte nicht hier leben? Für die junge Maklerin Annie scheint es eine ganz normale Hausbesichtigung zu werden mit einem ganz normalen freundlichen Kunden. Doch im nächsten Moment liegt sie betäubt und gefesselt in einem Transporter. Als sie erwacht, findet sie sich in einer völlig schallisolierten Blockhütte wieder, tief verborgen in den waldigen Bergen. Ihr Entführer übt die absolute Kontrolle über sie aus. Ein endloser Albtraum beginnt, hinter dem ein noch schlimmerer auf sie wartet ...
»Düster, beunruhigend, atemberaubend und einfach absolut packend.« Kathy Reichs
»Dieser außergewöhnliche Thriller wird Sie von der ersten Seite an in Bann halten und noch lange, nachdem Sie das Buch fertiggelesen haben.« Karin Slaughter
Lese-Probe zu „Still Missing - Kein Entkommen “
Still Missing - Kein Entkommen von Chevy Stevens... mehr
Bei der Besichtigung war nichts los. Ich schätze, die meisten Leute haben das gute Wetter ausgenutzt, so wie ich es auch hätte tun sollen. Zehn Minuten, bevor offiziell Schluss war, begann ich meinen Kram zusammenzupacken. Als ich nach draußen ging, um die Flyer im Kofferraum zu verstauen, rollte ein neuerer hellbrauner Van heran und parkte direkt hinter meinem Wagen. Ein älterer Typ, vielleicht Mitte vierzig, kam lächelnd auf mich zu.
»Mist, Sie packen schon ein! Geschieht mir ganz recht - ich warte immer bis zur letzten Minute. Würde es Ihnen große Umstände bereiten, wenn Sie mich noch einmal kurz herumführten?«
Eine Sekunde lang erwog ich, ihm zu sagen, dass er zu spät Grinsen und die geraden weißen Zähne ein wie Anführungszeichen. Es war das aufrichtigste Lächeln, das ich seit langer Zeit gesehen hatte, ein Gesicht, dessen Lächeln man einfach erwidern musste.
Er verbeugte sich theatralisch und sagte: »Ich weiß schon, wie man einen bühnenreifen Auftritt hinlegt, was? Gestatten, ich bin David.«
Ich deutete einen Knicks an und sagte: »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, David.«
Wir lachten beide, und er sagte: »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar und verspreche, dass ich nicht allzu viel Ihrer Zeit in Anspruch nehmen werde.«
»Machen Sie sich keine Sorgen - sehen Sie sich um, solange Sie möchten.«
»Sehr freundlich von Ihnen, aber Sie können es doch bestimmt kaum abwarten, von hier fortzukommen und das gute Wetter zu genießen. Ich werde mich beeilen.«
Endlich mal ein aussichtsreicher Interessent, der an die arme Maklerin dachte! Normalerweise benehmen die sich, als würden sie uns einen Gefallen tun.
Ich führte ihn hinein und quatschte ihn über das Haus voll. Es war im typischen Westküstenstil errichtet, mit gewölbten Decken, Verkleidungen aus Zedernholz und einem tollen Blick auf den Ozean. Während er mir folgte, machte er so begeisterte Kommentare, dass ich mir vorkam, als sähe ich das Haus ebenfalls zum ersten Mal. Ich war ganz versessen darauf, ihn auf die Ausstattung hinzuweisen.
»In der Anzeige stand, das Haus sei erst zwei Jahre alt, aber das Bauunternehmen wurde nicht erwähnt«, sagte er.
»Es war eine Firma aus dem Ort, Corbett Construction. Sie bieten mehrere Jahre Gewährleistung - das gilt natürlich auch für dieses Haus.«
»Großartig! Man kann nie vorsichtig genug sein bei diesen Baufirmen. Heutzutage kann man den Menschen nicht mehr vertrauen.«
»Wann, sagten Sie, wollen Sie einziehen?«
»Ich habe noch gar nichts gesagt, aber ich bin flexibel. Wenn ich gefunden habe, wonach ich gesucht habe, werde ich es wissen.« Ich erwiderte seinen Blick, und er lächelte.
»Wenn Sie einen Immobilienfinanzierer brauchen, kann ich Ihnen einige empfehlen.«
»Danke, aber ich würde bar zahlen.« Das wurde ja immer besser. »Ist der hintere Garten eingezäunt?«, fragte er. »Ich habe einen Hund.«
»Oh, ich liebe Hunde. Was für einen haben Sie?«
»Einen Golden Retriever, erstklassiger Stammbaum, und er braucht eine Menge Auslauf.«
»Das verstehe ich vollkommen. Ich habe auch einen Goldie, und sie wird ungnädig, wenn sie nicht genug rauskommt.« Ich öffnete die Glasschiebetür, um ihm den Zaun aus Zedernholz zu zeigen. »Wie heißt Ihr Hund?«
In der Sekunde, in der ich auf seine Antwort wartete, merkte ich, dass er zu dicht hinter mir stand. Etwas Hartes bohrte sich in meinen Rücken.
Ich versuchte, mich umzudrehen, aber er packte mein Haar und riss meinen Kopf so schnell und schmerzhaft zurück, dass ich glaubte, er würde mir ein Stück Kopfhaut abreißen. Mein Herz hämmerte gegen die Rippen, und das Blut dröhnte im Kopf. Ich wollte um mich treten, davonrennen - irgendetwas tun -, aber ich konnte meine Beine nicht bewegen.
»Ja, Annie, das ist eine Waffe, also hör bitte gut zu. Ich werde dein Haar loslassen, und du wirst schön ruhig bleiben, während wir hinaus zu meinem Van gehen. Und ich Nachbarn, die sich über den Gartenzaun hinweg unterhalten. Ich dachte immer noch, der Typ könne das doch unmöglich am helllichten Tag bringen. Das hier war eine Open-House-Besichtigung, um Himmels willen, am Ende der Auffahrt stand ein großes Schild, und jeden Moment konnte ein Auto kommen.
Wir waren beim Van.
»Öffne die Tür, Annie. « Ich rührte mich nicht. Er drückte die Waffe gegen meine Lendenwirbel. Ich machte die Tür auf.
»Jetzt steig ein.« Der Druck der Waffe wurde stärker. Ich stieg ein.
Als er wegging, riss ich am Türgriff und drückte mehrmals den Knopf für die Verriegelungsautomatik, aber irgendetwas stimmte nicht. Ich versuchte, die Tür mit der Schulter aufzurammen. Geh auf, verdammte Scheiße!
Er ging vor dem Van vorbei.
Ich hämmerte auf die Knöpfe, auf die Fensterscheiben und zerrte an den Handgriffen. Seine Tür öffnete sich, und ich drehte mich um. In der Hand hielt er eine Fernbedienung.
Er hob sie in die Höhe und lächelte.
Während er auf der Auffahrt zurücksetzte und das Haus immer kleiner wurde, konnte ich kaum fassen, was geschah. Er existierte nicht wirklich. Nichts von alldem passierte wirklich. Am Ende der Auffahrt hielt er eine Sekunde an und achtete auf den Verkehr. Das Schild mit dem Hinweis auf die Besichtigung, das ich auf dem Rasen aufgestellt hatte, war verschwunden. Ich schaute in den hinteren Teil des Vans, und dort lag es, zusammen mit zwei weiteren Schildern, die ich an der Straße aufgestellt hatte.
Da begriff ich. Das war kein Zufall. Er musste die Anzeige gelesen und die Straße überprüft haben.
Er hatte mich ausgewählt.
»Und, wie ist die Besichtigung gelaufen?«
Gut, bis er auftauchte.
Konnte ich den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehen? Oder zumindest den Knopf auf der Fernbedienung drücken, der die Türen öffnete, und mich aus dem Wagen werfen, ehe er mich festhalten konnte? Langsam streckte ich meine linke Hand aus, immer schön tief ...
Seine Hand landete auf meiner Schulter, und die Finger schlossen sich um mein Schlüsselbein.
»Ich versuche, mit dir über deinen Tag zu sprechen, An-nie. Du bist doch sonst nicht so unhöflich.«
Ich starrte ihn an.
»Die Besichtigung?«
»Es war ... nichts los.«
»Dann musst du ja froh gewesen sein, als ich kam!«
Er schenkte mir dieses Lächeln, das ich für so aufrichtig gehalten hatte. Während er darauf wartete, dass ich ihm antwortete, verschwand es, und der Griff wurde stärker.
»Ja, ja, es war nett, dass jemand vorbeikam.«
Das Lächeln war wieder da. Er klopfte mir auf die Schulter, da, wo seine Hand gelegen hatte, und tätschelte meine Wange.
»Versuch dich zu entspannen und genieß die Sonne. Du siehst in letzter Zeit so abgehetzt aus.« Als er wieder auf die Straße blickte, packte er das Lenkrad mit einer Hand und legte die andere auf meinen Schenkel. »Es wird dir dort gefallen.«
»Wo? Wo bringen Sie mich hin?«
Er begann zu summen.
Nach einer Weile bog er in einen kleinen Seitenweg ab und hielt an. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Er stellte den Motor ab, drehte sich zu mir und lächelte, als wollte er mit mir flirten.
»Jetzt dauert es nicht mehr lange.«
Er stieg aus, ging vor dem Van herum und öffnete meine Tür. Ich zögerte einen Moment. Er räusperte sich und hob die Augenbrauen. Ich stieg aus.
Er legte mir einen Arm um die Schultern, die Waffe in der anderen Hand, und wir gingen zur Rückseite des Vans.
Er atmete tief ein. »Mmh, riech nur diese Luft! Unglaublich! «
Es war vollkommen still; die Stille eines heißen Sommernachmittags, wenn man die Libellen in zehn Schritt Entfernung summen hört. Wir kamen an einem riesigen Heidelbeerstrauch vorbei, der dicht neben dem Van stand. Die Beeren waren fast reif. Ich begann zu weinen und zu zittern, so dass ich kaum noch laufen konnte. Er schlang beide Arme um meinen Oberkörper und hielt mich aufrecht. Wir gingen immer noch weiter, aber ich spürte meine Beine nicht mehr.
Er nahm seine Hände einen Moment fort, um die hintere Tür des Vans zu öffnen. Ich begann zu rennen. Er packte mein Haar und schleuderte mich herum, so dass ich ihm das Gesicht zuwenden musste, und zog mich an den Haaren hoch, bis ich nur noch auf Zehenspitzen stehen konnte. Ich versuchte, ihn zu treten, aber er war fast dreißig Zentimeter größer als ich und hielt mich mit Leichtigkeit auf Abstand. Alles, was ich tun konnte, war, in die Luft zu treten und gegen seine Arme zu boxen. Ich schrie, so laut ich konnte.
Mit der freien Hand schlug er mir auf den Mund und sagte: »Was soll dieser Unsinn?«
Ich klammerte mich an den Arm, mit dem er mich festhielt, und versuchte, mich daran hochzuziehen, damit der Schmerz an meiner Kopfhaut nachließ.
»Lass es uns noch einmal versuchen. Ich lasse dich los, und du kletterst hinein und legst dich auf den Bauch.«
Langsam senkte er den Arm, bis ich wieder Boden unter die Füße bekam. Einer meiner Schuhe war runtergerutscht, als ich versucht hatte, ihn zu treten. Jetzt verlor ich die Balance und taumelte zurück. Die Stoßstange des Vans drückte gegen meine Kniekehlen, und ich landete auf meinem Hintern im Wagen. Auf der Ladefläche war eine graue Decke ausgebreitet. Ich saß da und starrte ihn an. Dabei zitterte ich so heftig, dass meine Zähne klapperten. Die Sonne hinter seinem Kopf schien hell, sein Gesicht lag im Schatten, und ich konnte nur die Konturen erkennen.
Er stieß kräftig gegen meine Schulter, drückte mich auf den Rücken und sagte: »Dreh dich um!«
»Warten Sie ... können wir nicht einen Moment reden?« Er lächelte mich an, als sei ich ein Welpe, der gerade an seinen Schnürsenkeln knabberte. »Warum tun Sie das?«, sagte ich. »Wollen Sie Geld? Wenn wir zurückfahren und mein Portemonnaie holen, kann ich Ihnen die PIN-Nummer für meine Bankkarte geben - ich habe ein paar tausend Dollar auf dem Konto. Und meine Kreditkarten, ich habe einen ziemlich hohen Kreditrahmen.« Er hörte nicht auf, mich anzulächeln.
»Wenn wir reden, könnten wir uns schon irgendwie einigen, das weiß ich! Ich könnte ... «
»Ich brauche dein Geld nicht, Annie.« Er griff nach der Waffe, die er in den Hosenbund gesteckt hatte. » Ich möchte die hier nicht benutzen, aber ... «
»Halt!« Ich streckte die Hände aus. »Es tut mir leid, ich habe mir nichts dabei gedacht, ich weiß nur nicht, was Sie wollen. Wollen Sie ... wollen Sie Sex? Ist es das, was Sie wollen?«
»Um was habe ich dich gebeten?«
»Sie ... Sie sagten, ich soll mich auf den Bauch legen.« Er hob eine Augenbraue.
»Das ist alles? Sie wollen, dass ich mich umdrehe? Was machen Sie, wenn ich mich umgedreht habe?«
»Ich habe dich jetzt zweimal höflich darum gebeten.« Mit den Fingern liebkoste er die Waffe.
Ich drehte mich auf den Bauch.
»Ich verstehe nicht, warum Sie das tun.« Meine Stimme überschlug sich. Verdammt. Ich musste ruhig bleiben. »Haben wir uns vorher schon einmal getroffen?«
Er kniete hinter mir, eine Hand auf meinem Rücken, und hielt mich am Boden fest.
»Es tut mir leid, falls ich Sie irgendwie beleidigt habe, David. Wirklich. Sagen Sie mir, wie ich es wiedergutmachen kann, okay? Es muss doch eine Möglichkeit geben ... «
Ich hielt den Mund und lauschte. Ich hörte leise Geräusche hinter mir und wusste, dass er irgendetwas vorbereitete. Ich wartete auf das Klicken, mit dem er die Waffe spannte. Vor Entsetzen zitterte ich am ganzen Körper. War es das für mich? Würde mein Leben mit dem Gesicht nach unten auf der Ladefläche eines Vans enden? Ich spürte den Einstich einer Nadel in meinem Oberschenkel. Ich zuckte zusammen und versuchte, nach hinten zu greifen. Mein Bein schien in Flammen zu stehen.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Bei der Besichtigung war nichts los. Ich schätze, die meisten Leute haben das gute Wetter ausgenutzt, so wie ich es auch hätte tun sollen. Zehn Minuten, bevor offiziell Schluss war, begann ich meinen Kram zusammenzupacken. Als ich nach draußen ging, um die Flyer im Kofferraum zu verstauen, rollte ein neuerer hellbrauner Van heran und parkte direkt hinter meinem Wagen. Ein älterer Typ, vielleicht Mitte vierzig, kam lächelnd auf mich zu.
»Mist, Sie packen schon ein! Geschieht mir ganz recht - ich warte immer bis zur letzten Minute. Würde es Ihnen große Umstände bereiten, wenn Sie mich noch einmal kurz herumführten?«
Eine Sekunde lang erwog ich, ihm zu sagen, dass er zu spät Grinsen und die geraden weißen Zähne ein wie Anführungszeichen. Es war das aufrichtigste Lächeln, das ich seit langer Zeit gesehen hatte, ein Gesicht, dessen Lächeln man einfach erwidern musste.
Er verbeugte sich theatralisch und sagte: »Ich weiß schon, wie man einen bühnenreifen Auftritt hinlegt, was? Gestatten, ich bin David.«
Ich deutete einen Knicks an und sagte: »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, David.«
Wir lachten beide, und er sagte: »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar und verspreche, dass ich nicht allzu viel Ihrer Zeit in Anspruch nehmen werde.«
»Machen Sie sich keine Sorgen - sehen Sie sich um, solange Sie möchten.«
»Sehr freundlich von Ihnen, aber Sie können es doch bestimmt kaum abwarten, von hier fortzukommen und das gute Wetter zu genießen. Ich werde mich beeilen.«
Endlich mal ein aussichtsreicher Interessent, der an die arme Maklerin dachte! Normalerweise benehmen die sich, als würden sie uns einen Gefallen tun.
Ich führte ihn hinein und quatschte ihn über das Haus voll. Es war im typischen Westküstenstil errichtet, mit gewölbten Decken, Verkleidungen aus Zedernholz und einem tollen Blick auf den Ozean. Während er mir folgte, machte er so begeisterte Kommentare, dass ich mir vorkam, als sähe ich das Haus ebenfalls zum ersten Mal. Ich war ganz versessen darauf, ihn auf die Ausstattung hinzuweisen.
»In der Anzeige stand, das Haus sei erst zwei Jahre alt, aber das Bauunternehmen wurde nicht erwähnt«, sagte er.
»Es war eine Firma aus dem Ort, Corbett Construction. Sie bieten mehrere Jahre Gewährleistung - das gilt natürlich auch für dieses Haus.«
»Großartig! Man kann nie vorsichtig genug sein bei diesen Baufirmen. Heutzutage kann man den Menschen nicht mehr vertrauen.«
»Wann, sagten Sie, wollen Sie einziehen?«
»Ich habe noch gar nichts gesagt, aber ich bin flexibel. Wenn ich gefunden habe, wonach ich gesucht habe, werde ich es wissen.« Ich erwiderte seinen Blick, und er lächelte.
»Wenn Sie einen Immobilienfinanzierer brauchen, kann ich Ihnen einige empfehlen.«
»Danke, aber ich würde bar zahlen.« Das wurde ja immer besser. »Ist der hintere Garten eingezäunt?«, fragte er. »Ich habe einen Hund.«
»Oh, ich liebe Hunde. Was für einen haben Sie?«
»Einen Golden Retriever, erstklassiger Stammbaum, und er braucht eine Menge Auslauf.«
»Das verstehe ich vollkommen. Ich habe auch einen Goldie, und sie wird ungnädig, wenn sie nicht genug rauskommt.« Ich öffnete die Glasschiebetür, um ihm den Zaun aus Zedernholz zu zeigen. »Wie heißt Ihr Hund?«
In der Sekunde, in der ich auf seine Antwort wartete, merkte ich, dass er zu dicht hinter mir stand. Etwas Hartes bohrte sich in meinen Rücken.
Ich versuchte, mich umzudrehen, aber er packte mein Haar und riss meinen Kopf so schnell und schmerzhaft zurück, dass ich glaubte, er würde mir ein Stück Kopfhaut abreißen. Mein Herz hämmerte gegen die Rippen, und das Blut dröhnte im Kopf. Ich wollte um mich treten, davonrennen - irgendetwas tun -, aber ich konnte meine Beine nicht bewegen.
»Ja, Annie, das ist eine Waffe, also hör bitte gut zu. Ich werde dein Haar loslassen, und du wirst schön ruhig bleiben, während wir hinaus zu meinem Van gehen. Und ich Nachbarn, die sich über den Gartenzaun hinweg unterhalten. Ich dachte immer noch, der Typ könne das doch unmöglich am helllichten Tag bringen. Das hier war eine Open-House-Besichtigung, um Himmels willen, am Ende der Auffahrt stand ein großes Schild, und jeden Moment konnte ein Auto kommen.
Wir waren beim Van.
»Öffne die Tür, Annie. « Ich rührte mich nicht. Er drückte die Waffe gegen meine Lendenwirbel. Ich machte die Tür auf.
»Jetzt steig ein.« Der Druck der Waffe wurde stärker. Ich stieg ein.
Als er wegging, riss ich am Türgriff und drückte mehrmals den Knopf für die Verriegelungsautomatik, aber irgendetwas stimmte nicht. Ich versuchte, die Tür mit der Schulter aufzurammen. Geh auf, verdammte Scheiße!
Er ging vor dem Van vorbei.
Ich hämmerte auf die Knöpfe, auf die Fensterscheiben und zerrte an den Handgriffen. Seine Tür öffnete sich, und ich drehte mich um. In der Hand hielt er eine Fernbedienung.
Er hob sie in die Höhe und lächelte.
Während er auf der Auffahrt zurücksetzte und das Haus immer kleiner wurde, konnte ich kaum fassen, was geschah. Er existierte nicht wirklich. Nichts von alldem passierte wirklich. Am Ende der Auffahrt hielt er eine Sekunde an und achtete auf den Verkehr. Das Schild mit dem Hinweis auf die Besichtigung, das ich auf dem Rasen aufgestellt hatte, war verschwunden. Ich schaute in den hinteren Teil des Vans, und dort lag es, zusammen mit zwei weiteren Schildern, die ich an der Straße aufgestellt hatte.
Da begriff ich. Das war kein Zufall. Er musste die Anzeige gelesen und die Straße überprüft haben.
Er hatte mich ausgewählt.
»Und, wie ist die Besichtigung gelaufen?«
Gut, bis er auftauchte.
Konnte ich den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehen? Oder zumindest den Knopf auf der Fernbedienung drücken, der die Türen öffnete, und mich aus dem Wagen werfen, ehe er mich festhalten konnte? Langsam streckte ich meine linke Hand aus, immer schön tief ...
Seine Hand landete auf meiner Schulter, und die Finger schlossen sich um mein Schlüsselbein.
»Ich versuche, mit dir über deinen Tag zu sprechen, An-nie. Du bist doch sonst nicht so unhöflich.«
Ich starrte ihn an.
»Die Besichtigung?«
»Es war ... nichts los.«
»Dann musst du ja froh gewesen sein, als ich kam!«
Er schenkte mir dieses Lächeln, das ich für so aufrichtig gehalten hatte. Während er darauf wartete, dass ich ihm antwortete, verschwand es, und der Griff wurde stärker.
»Ja, ja, es war nett, dass jemand vorbeikam.«
Das Lächeln war wieder da. Er klopfte mir auf die Schulter, da, wo seine Hand gelegen hatte, und tätschelte meine Wange.
»Versuch dich zu entspannen und genieß die Sonne. Du siehst in letzter Zeit so abgehetzt aus.« Als er wieder auf die Straße blickte, packte er das Lenkrad mit einer Hand und legte die andere auf meinen Schenkel. »Es wird dir dort gefallen.«
»Wo? Wo bringen Sie mich hin?«
Er begann zu summen.
Nach einer Weile bog er in einen kleinen Seitenweg ab und hielt an. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Er stellte den Motor ab, drehte sich zu mir und lächelte, als wollte er mit mir flirten.
»Jetzt dauert es nicht mehr lange.«
Er stieg aus, ging vor dem Van herum und öffnete meine Tür. Ich zögerte einen Moment. Er räusperte sich und hob die Augenbrauen. Ich stieg aus.
Er legte mir einen Arm um die Schultern, die Waffe in der anderen Hand, und wir gingen zur Rückseite des Vans.
Er atmete tief ein. »Mmh, riech nur diese Luft! Unglaublich! «
Es war vollkommen still; die Stille eines heißen Sommernachmittags, wenn man die Libellen in zehn Schritt Entfernung summen hört. Wir kamen an einem riesigen Heidelbeerstrauch vorbei, der dicht neben dem Van stand. Die Beeren waren fast reif. Ich begann zu weinen und zu zittern, so dass ich kaum noch laufen konnte. Er schlang beide Arme um meinen Oberkörper und hielt mich aufrecht. Wir gingen immer noch weiter, aber ich spürte meine Beine nicht mehr.
Er nahm seine Hände einen Moment fort, um die hintere Tür des Vans zu öffnen. Ich begann zu rennen. Er packte mein Haar und schleuderte mich herum, so dass ich ihm das Gesicht zuwenden musste, und zog mich an den Haaren hoch, bis ich nur noch auf Zehenspitzen stehen konnte. Ich versuchte, ihn zu treten, aber er war fast dreißig Zentimeter größer als ich und hielt mich mit Leichtigkeit auf Abstand. Alles, was ich tun konnte, war, in die Luft zu treten und gegen seine Arme zu boxen. Ich schrie, so laut ich konnte.
Mit der freien Hand schlug er mir auf den Mund und sagte: »Was soll dieser Unsinn?«
Ich klammerte mich an den Arm, mit dem er mich festhielt, und versuchte, mich daran hochzuziehen, damit der Schmerz an meiner Kopfhaut nachließ.
»Lass es uns noch einmal versuchen. Ich lasse dich los, und du kletterst hinein und legst dich auf den Bauch.«
Langsam senkte er den Arm, bis ich wieder Boden unter die Füße bekam. Einer meiner Schuhe war runtergerutscht, als ich versucht hatte, ihn zu treten. Jetzt verlor ich die Balance und taumelte zurück. Die Stoßstange des Vans drückte gegen meine Kniekehlen, und ich landete auf meinem Hintern im Wagen. Auf der Ladefläche war eine graue Decke ausgebreitet. Ich saß da und starrte ihn an. Dabei zitterte ich so heftig, dass meine Zähne klapperten. Die Sonne hinter seinem Kopf schien hell, sein Gesicht lag im Schatten, und ich konnte nur die Konturen erkennen.
Er stieß kräftig gegen meine Schulter, drückte mich auf den Rücken und sagte: »Dreh dich um!«
»Warten Sie ... können wir nicht einen Moment reden?« Er lächelte mich an, als sei ich ein Welpe, der gerade an seinen Schnürsenkeln knabberte. »Warum tun Sie das?«, sagte ich. »Wollen Sie Geld? Wenn wir zurückfahren und mein Portemonnaie holen, kann ich Ihnen die PIN-Nummer für meine Bankkarte geben - ich habe ein paar tausend Dollar auf dem Konto. Und meine Kreditkarten, ich habe einen ziemlich hohen Kreditrahmen.« Er hörte nicht auf, mich anzulächeln.
»Wenn wir reden, könnten wir uns schon irgendwie einigen, das weiß ich! Ich könnte ... «
»Ich brauche dein Geld nicht, Annie.« Er griff nach der Waffe, die er in den Hosenbund gesteckt hatte. » Ich möchte die hier nicht benutzen, aber ... «
»Halt!« Ich streckte die Hände aus. »Es tut mir leid, ich habe mir nichts dabei gedacht, ich weiß nur nicht, was Sie wollen. Wollen Sie ... wollen Sie Sex? Ist es das, was Sie wollen?«
»Um was habe ich dich gebeten?«
»Sie ... Sie sagten, ich soll mich auf den Bauch legen.« Er hob eine Augenbraue.
»Das ist alles? Sie wollen, dass ich mich umdrehe? Was machen Sie, wenn ich mich umgedreht habe?«
»Ich habe dich jetzt zweimal höflich darum gebeten.« Mit den Fingern liebkoste er die Waffe.
Ich drehte mich auf den Bauch.
»Ich verstehe nicht, warum Sie das tun.« Meine Stimme überschlug sich. Verdammt. Ich musste ruhig bleiben. »Haben wir uns vorher schon einmal getroffen?«
Er kniete hinter mir, eine Hand auf meinem Rücken, und hielt mich am Boden fest.
»Es tut mir leid, falls ich Sie irgendwie beleidigt habe, David. Wirklich. Sagen Sie mir, wie ich es wiedergutmachen kann, okay? Es muss doch eine Möglichkeit geben ... «
Ich hielt den Mund und lauschte. Ich hörte leise Geräusche hinter mir und wusste, dass er irgendetwas vorbereitete. Ich wartete auf das Klicken, mit dem er die Waffe spannte. Vor Entsetzen zitterte ich am ganzen Körper. War es das für mich? Würde mein Leben mit dem Gesicht nach unten auf der Ladefläche eines Vans enden? Ich spürte den Einstich einer Nadel in meinem Oberschenkel. Ich zuckte zusammen und versuchte, nach hinten zu greifen. Mein Bein schien in Flammen zu stehen.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
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Autoren-Porträt von Chevy Stevens
Chevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um starke Frauen, die ums Überleben kämpfen , stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden. Poets, MariaMaria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Chevy Stevens
- 2014, 9. Aufl., 416 Seiten, Maße: 12,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Maria Poets
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596187168
- ISBN-13: 9783596187164
- Erscheinungsdatum: 27.01.2011
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