Sucht - Eine Herausforderung im therapeutischen Alltag
Dieses Buch hilft Therapeuten - verschleierte Suchtprobleme zu entdecken - die spezielle Beziehungsdynamik mit süchtigen Patienten zu erhellen - typische Probleme im Umgang mit diesen Klienten zu benennen.
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Produktinformationen zu „Sucht - Eine Herausforderung im therapeutischen Alltag “
Dieses Buch hilft Therapeuten - verschleierte Suchtprobleme zu entdecken - die spezielle Beziehungsdynamik mit süchtigen Patienten zu erhellen - typische Probleme im Umgang mit diesen Klienten zu benennen.
Klappentext zu „Sucht - Eine Herausforderung im therapeutischen Alltag “
Jeder Psychotherapeut kennt sie: drogen- oder alkoholsüchtige Klienten und Klientinnen, die nicht ihr Suchtproblem in die Therapie geführt hat, sondern andere, oft damit zusammenhängende, Störungen. Gleich, ob die Sucht verschleiert, verleugnet oder zugegeben wird: Die therapeutische Kunst steht vor einer ungleich größeren Herausforderung als bei nichtsüchtigen Patienten.Ziel des Buches ist es,
- den Blick der Psychotherapeuten für verschleierte Suchtprobleme zu schärfen
- die spezielle Beziehungsdynamik mit süchtigen Patienten zu erhellen
- typische Fallen und Probleme im Umgang mit diesen Klienten zu benennen.
Die Scheu vieler Ärzte und Psychotherapeuten, mit Süchtigen zu arbeiten, kann durch dieses kompetente und erfahrungsgesättigte Buch reduziert werden. Die komplexen Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und süchtigem Verhalten geraten besser als in jedem entzugsorientierten Buch in den Blick. Therapiematerialien wie Arbeitsaufträge und Zielvereinbarungen unterstützen die therapeutische Arbeit konkret.
Lese-Probe zu „Sucht - Eine Herausforderung im therapeutischen Alltag “
8. Weniger ist mehr: Ein roter Faden in der Sucht f r Theorie und PraxisEine stimmig nachvollziehbare Theorie der s chtigen Abh ngigkeit ist unverzichtbar, wenn wir das Ph nomen mit seinen vielen Gesichtern in seinem Ursachengeflecht tats chlich verstehen wollen. Gute Theoriebildung ist eine echte innere Herausforderung f r den denkenden, verstehenden Geist sowie f r unser Bewusstsein als Verst ndnis davon, wie wir in der Welt stehen. Zur Qual kann die Theorie dort werden, wo sie sich mit der dem Wissenschaftsbetrieb oft innewohnenden, bereits erw hnten "Sucht nach 'Tiefe'" in wachsendem Ma e selbstverliebt um sich selber dreht. Im Drehen von sich best ndig verkomplizierenden Pirouetten l uft sie Gefahr, sich in nebul ser Undurchdringlichkeit zu verlieren und sich ihrer verstehbaren Inhalte zu berauben.
Die eine, allgemeing ltige Theorie der Sucht gibt es nicht. Es w re ma los vermessen, solches vorzugeben oder zu beanspruchen. In der Geschichte der Suchttheorien finden wir etliche wertvolle Gedankeng nge, die unser modernes Verst ndnis des Ph nomens jeder f r sich bereichert haben. In neuerer Zeit hat Rudolf Klein (2002) den Versuch unternommen, die systemische Therapie des s chtigen Trinkens konzeptionell zu fassen. In einer Art "doppelter Beschreibung" setzt er detaillierte Fallberichte aus der systemischen therapeutischen Praxis parallel neben ausgefeilte systemisch-konstruktivistische berlegungen. Sein Bem hen verdient Anerkennung, zeigt aber den schwierigen Spagat, verstehbare Suchttherapien deckungsgleich mit hoher Suchttheorie zu beschreiben. Sobald moderne Suchttheorien ein gewisses Abstraktionsniveau bersteigen, beginnen sie um sich selbst zu kreisen. Praxissprache und Theoriesprache k nnen das intendierte befruchtende Spannungsverh ltnis nicht mehr halten und fallen auseinander. Die Theorie wird zum Selbstzweck, sie berauscht sich an sich selbst.
Pers nlich lieb ugele ich ber die Jahre meiner pr ventiven, beratenden und therapeutischen
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Suchtarbeit immer st rker mit der Devise: "weniger ist mehr". Mit dem erkl rten Ziel, die Komplexheit erforderlicher Suchttheorie auf ein vertr gliches Ma herunterzubrechen, schlage ich einen kleinsten gemeinsamen Nenner als alltagstauglichen theoretischen Konsens vor.
Die Grundlage meines Vorschlags sowie meines Verst ndnisses von Drogenmissbrauch und s chtiger Abh ngigkeit sind Forschungsergebnisse, Erkenntnisse, Vermutungen und Hypothesen der derzeit als Wissensstand weitgehend akzeptierten j ngeren S uglingsforschung und Entwicklungspsychologie (Stern, 1992, 1998; Dornes, 1993, 1997, 2000, 2006), und hier insbesondere die Art, wie wir Menschen unser Selbst, unseren Kern sowie uns als Menschen unter Menschen begreifen. Darauf gegr ndet, fasse ich mit einigen pers nlichen Freiheiten meine Theorie der Sucht aktuell so:
1. Unser wichtigstes Selbstgef hl als Menschen ist das im Kern unversehrte Gef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit. Gemeint ist: Wir sind Herr im eigenen Haus, wir halten die F den unseres Lebens in der Hand und spinnen sie weiter im Verfolgen von Lebenspl nen und Zielen. Mit dem eigenen Handeln k nnen wir erfolgreich etwas bewirken und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen gestalten. Intakte Wirkm chtigkeit ist der Bauleiter eines integrierten Selbst. In das Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit eingebettet sind s mtliche T nungen, Farben und Kl nge unserer Gef hlswelt, unsere Wahrnehmung f r den K rper mit seinem ihm eigenen K rperged chtnis sowie ein "Update" unserer gesamten Lebensbiografie.
2. Wird unser Grundgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit, also unser organisierender und motivierender Lebensmotor, ber Geb hr untolerierbar eingeschr nkt, besch digt oder zerst rt, werden wir anf llig f r die Versprechungen psychoaktiver Wirkstoffe oder die manipulative, selbstregulierende Wirkung nicht stofflichen Suchtverhaltens. Lassen wir leben oder werden wir gelebt, statt unser Leben eigenm chtig zu gestalten, und f hlen wir uns st rker fremdbestimmt oder gar ohnm chtig statt wirkm chtig, und k nnen wir unsere Mitmenschen gef hlsm ig nur noch unbefriedigend erreichen, weicht der aktive Lebensmodus mehr und mehr einer "passivierten" Lebensteilhabe.
3. Da menschliche Themen Lebensthemen sind, kann grunds tzlich jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt im Leben s chtig entgleiten, sobald er in seinen Lebensbew ltigungsmechanismen berfordert wird und sein Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit Einbr che ber die Toleranzgrenzen hinaus erleidet.
4. Drogen- und Suchttherapien f rdern zweckm igerweise die Wiederbelebung bzw. St rkung des Selbstgef hls von Urheberschaft und Wirksamkeit. Legen wir in der praktischen Arbeit darauf einen Fokus, steigen die Chancen auf Erfolg.
Diese wenigen Thesen sind meine suchttheoretischen "essentials". Mit einem Augenzwinkern zwar, aber mit einem durch die Praxis berzeugten Grundton f ge ich hinzu: Meines Wissens ist es die derzeit k rzeste existierende Suchttheorie. Mehr braucht es f r mich nicht mehr. Meine Sicht der Dinge birgt keine Nachteile, ist in sich koh rent und in gewissem Sinne widerlegungsimmun, da sie sich therapiepraktisch wie empirisch aus sich heraus best tigt. Insofern halte ich sie f r konsensf hig. Gleichwohl schottet sie sich nicht ab, sondern bleibt offen f r theoretischere Gedankeng nge von anderer Seite, die ich sehr wohl zu sch tzen wei . Den theoretisch interessierten Leser verweise ich deshalb auf mein Grundlagenwerk "Der rote Faden in der Sucht" (2000), in welchem ich ma gebliche ltere und j ngere Suchttheorien einer w rdigenden Gesamtschau unterzogen habe, um sie als kleinsten gemeinsamen Nenner auf meine "essentials" zur ckzuf hren. Im gleichen Zuge habe ich etliche "lieb gewonnene" theoretische Konzepte der Suchtarbeit einer kritischen Revision unterzogen und einige "heilige K he geschlachtet". Meinem Ziel, die Theorie der Sucht alltagstauglich verstehbar und mit einem therapeutischen Fokus anwendbar zu machen, glaube ich dadurch n her gekommen zu sein.
Unverhofft kommt oft: Da auch ich mich als Mensch, Therapeut und Autor wohler f hle, wenn ich mit meiner Sicht der Dinge nicht allein dastehe, finde ich Unterst tzung von einer Seite, von der ich sie so nicht erwartet h tte: vonseiten der Philosophie. In seinem Buch "Mit sich selbst befreundet sein" setzt sich Wilhelm Schmid (2004) sehr engagiert mit unseren "Moderne(n) Zeiten" (a tribute to Charles Chaplin, der unserer Kultur schon viel fr her einen Spiegel vorhielt) auseinander. Schauen wir uns mit wachen Sinnen um, springt uns ein Ph nomen des modernen Menschen in die Augen: Es ist eine Lebenshaltung vieler Menschen geworden, zu der sie sich durch den gnadenlosen Zeitgeist gen tigt sehen, m glichst perfekt zu funktionieren, penibelst die an sie gestellten Erwartungen zu erf llen und nach M glichkeit keinerlei Schw che und Bl e zu erkennen zu geben. Jeder m chte ein "winner" sein. Wer "loser" ist, verliert alles. "Coolness" ist angesagt, als blo e Fassade wie verinnerlichte Lebensmanier. Schauen wir hinter die Fassaden, was nicht schwer ist aufgrund der zur Schau getragenen geballten "Unechtheit", sto en wir augenblicklich auf die innere Strukturschw che vieler sich modern geb rdender Menschen. Wilhelm Schmid beschreibt "Schw che" zutreffend als den "Verlust von M chtigkeit", von Urheberschaft und Wirksamkeit als einem Verf gen ber Gestaltungsm glichkeiten im Leben. ber diese M glichkeiten zunehmend weniger verf gen zu k nnen, zu schw cheln, ruft peinigende Gef hle von Unzul nglichkeit und Ohnmacht hervor. Ohnmacht als Abhandenkommen individueller Wirkm chtigkeit innerhalb anonymisierter, jedoch Macht aus bender gesellschaftlicher Organisationsstrukturen kennzeichnet das grundlegende Lebensgef hl vieler Menschen. Als zersetzende Kraft dringen Ohnmachtsgef hle tief in den inneren Selbstkern von Menschen ein. Ruin s entfalten sie ihre Wirkung im Physischen wie im Psychischen, und in der Aufl sung von Sinngef gen greifen sie sogar auf das Geistige oder Spirituelle ber. Was immer bislang einen Wert hatte, wird wertlos. Was lange Zeit als sinnhaft galt, wird nichtig. Letztlich wird das Selbst f r sich selbst, der Mensch f r sich genommen fragw rdig. Er verliert seinen Selbstwert, sein Selbstbewusstsein. Gef hrdungspotenziale in dieser Hinsicht tragen viele von uns in sich. Bei Drogen missbrauchenden und s chtig abh ngigen Menschen wird ihre innere Strukturschw che, ihr empfindlicher Verlust von Urheberschaft und Wirksamkeit, zum N hrboden ihres kompensatorischen, Heil suchenden Agierens.
Ist das alles schicksalhaft? Sind die Anforderungen der Moderne bew ltigbar? K nnen wir in einer kranken Gesellschaft gesund leben? Was kann der einzelne Mensch tun, um trotz widriger Umst nde Lebenszufriedenheit oder gar Gl ck zu finden? Aktive, eigenwillige Lebensgestaltung setzt zuvorderst Selbstverf gung voraus, den Gewinn und die berdauernde Aufrechterhaltung von "Macht ber sich selbst". Schmid fasst die Macht des Selbst ber sich selbst "als Potenz und Akt der Einflussnahme auf etwas oder jemanden, auf ein Verhalten oder Verh ltnisse". Selbstm chtigkeit ist "ein K nnen und Verm gen, und es zeigt sich nun, dass Macht sehr viel mit Kunst zu tun hat", mit angewandter Lebenskunst n mlich.
Schmids philosophische berlegungen decken sich en d tail mit meinen eigenen Gedanken zu unserem tragenden Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit, welche in der Konsequenz dazu gef hrt haben, sie zum Dreh- und Angelpunkt meiner gesamten Suchttheorie zu machen. Der absolute Gegenpol jeglicher Suchtgef hrdung oder -abh ngigkeit ist die Bewahrung einer Wirkm chtigkeit, die sich ber Achtsamkeit und Selbstf rsorge in t glich praktizierter Lebenskunst verwirklicht. Es ist die Kunst, im besten Sinne die k rperliche, seelische und geistige Sorge f r sich selbst wahrzunehmen. Das ist ein in den Alltag integriertes, psychosozial gelebtes Anti-Sucht-Programm. [...]
Die Grundlage meines Vorschlags sowie meines Verst ndnisses von Drogenmissbrauch und s chtiger Abh ngigkeit sind Forschungsergebnisse, Erkenntnisse, Vermutungen und Hypothesen der derzeit als Wissensstand weitgehend akzeptierten j ngeren S uglingsforschung und Entwicklungspsychologie (Stern, 1992, 1998; Dornes, 1993, 1997, 2000, 2006), und hier insbesondere die Art, wie wir Menschen unser Selbst, unseren Kern sowie uns als Menschen unter Menschen begreifen. Darauf gegr ndet, fasse ich mit einigen pers nlichen Freiheiten meine Theorie der Sucht aktuell so:
1. Unser wichtigstes Selbstgef hl als Menschen ist das im Kern unversehrte Gef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit. Gemeint ist: Wir sind Herr im eigenen Haus, wir halten die F den unseres Lebens in der Hand und spinnen sie weiter im Verfolgen von Lebenspl nen und Zielen. Mit dem eigenen Handeln k nnen wir erfolgreich etwas bewirken und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen gestalten. Intakte Wirkm chtigkeit ist der Bauleiter eines integrierten Selbst. In das Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit eingebettet sind s mtliche T nungen, Farben und Kl nge unserer Gef hlswelt, unsere Wahrnehmung f r den K rper mit seinem ihm eigenen K rperged chtnis sowie ein "Update" unserer gesamten Lebensbiografie.
2. Wird unser Grundgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit, also unser organisierender und motivierender Lebensmotor, ber Geb hr untolerierbar eingeschr nkt, besch digt oder zerst rt, werden wir anf llig f r die Versprechungen psychoaktiver Wirkstoffe oder die manipulative, selbstregulierende Wirkung nicht stofflichen Suchtverhaltens. Lassen wir leben oder werden wir gelebt, statt unser Leben eigenm chtig zu gestalten, und f hlen wir uns st rker fremdbestimmt oder gar ohnm chtig statt wirkm chtig, und k nnen wir unsere Mitmenschen gef hlsm ig nur noch unbefriedigend erreichen, weicht der aktive Lebensmodus mehr und mehr einer "passivierten" Lebensteilhabe.
3. Da menschliche Themen Lebensthemen sind, kann grunds tzlich jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt im Leben s chtig entgleiten, sobald er in seinen Lebensbew ltigungsmechanismen berfordert wird und sein Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit Einbr che ber die Toleranzgrenzen hinaus erleidet.
4. Drogen- und Suchttherapien f rdern zweckm igerweise die Wiederbelebung bzw. St rkung des Selbstgef hls von Urheberschaft und Wirksamkeit. Legen wir in der praktischen Arbeit darauf einen Fokus, steigen die Chancen auf Erfolg.
Diese wenigen Thesen sind meine suchttheoretischen "essentials". Mit einem Augenzwinkern zwar, aber mit einem durch die Praxis berzeugten Grundton f ge ich hinzu: Meines Wissens ist es die derzeit k rzeste existierende Suchttheorie. Mehr braucht es f r mich nicht mehr. Meine Sicht der Dinge birgt keine Nachteile, ist in sich koh rent und in gewissem Sinne widerlegungsimmun, da sie sich therapiepraktisch wie empirisch aus sich heraus best tigt. Insofern halte ich sie f r konsensf hig. Gleichwohl schottet sie sich nicht ab, sondern bleibt offen f r theoretischere Gedankeng nge von anderer Seite, die ich sehr wohl zu sch tzen wei . Den theoretisch interessierten Leser verweise ich deshalb auf mein Grundlagenwerk "Der rote Faden in der Sucht" (2000), in welchem ich ma gebliche ltere und j ngere Suchttheorien einer w rdigenden Gesamtschau unterzogen habe, um sie als kleinsten gemeinsamen Nenner auf meine "essentials" zur ckzuf hren. Im gleichen Zuge habe ich etliche "lieb gewonnene" theoretische Konzepte der Suchtarbeit einer kritischen Revision unterzogen und einige "heilige K he geschlachtet". Meinem Ziel, die Theorie der Sucht alltagstauglich verstehbar und mit einem therapeutischen Fokus anwendbar zu machen, glaube ich dadurch n her gekommen zu sein.
Unverhofft kommt oft: Da auch ich mich als Mensch, Therapeut und Autor wohler f hle, wenn ich mit meiner Sicht der Dinge nicht allein dastehe, finde ich Unterst tzung von einer Seite, von der ich sie so nicht erwartet h tte: vonseiten der Philosophie. In seinem Buch "Mit sich selbst befreundet sein" setzt sich Wilhelm Schmid (2004) sehr engagiert mit unseren "Moderne(n) Zeiten" (a tribute to Charles Chaplin, der unserer Kultur schon viel fr her einen Spiegel vorhielt) auseinander. Schauen wir uns mit wachen Sinnen um, springt uns ein Ph nomen des modernen Menschen in die Augen: Es ist eine Lebenshaltung vieler Menschen geworden, zu der sie sich durch den gnadenlosen Zeitgeist gen tigt sehen, m glichst perfekt zu funktionieren, penibelst die an sie gestellten Erwartungen zu erf llen und nach M glichkeit keinerlei Schw che und Bl e zu erkennen zu geben. Jeder m chte ein "winner" sein. Wer "loser" ist, verliert alles. "Coolness" ist angesagt, als blo e Fassade wie verinnerlichte Lebensmanier. Schauen wir hinter die Fassaden, was nicht schwer ist aufgrund der zur Schau getragenen geballten "Unechtheit", sto en wir augenblicklich auf die innere Strukturschw che vieler sich modern geb rdender Menschen. Wilhelm Schmid beschreibt "Schw che" zutreffend als den "Verlust von M chtigkeit", von Urheberschaft und Wirksamkeit als einem Verf gen ber Gestaltungsm glichkeiten im Leben. ber diese M glichkeiten zunehmend weniger verf gen zu k nnen, zu schw cheln, ruft peinigende Gef hle von Unzul nglichkeit und Ohnmacht hervor. Ohnmacht als Abhandenkommen individueller Wirkm chtigkeit innerhalb anonymisierter, jedoch Macht aus bender gesellschaftlicher Organisationsstrukturen kennzeichnet das grundlegende Lebensgef hl vieler Menschen. Als zersetzende Kraft dringen Ohnmachtsgef hle tief in den inneren Selbstkern von Menschen ein. Ruin s entfalten sie ihre Wirkung im Physischen wie im Psychischen, und in der Aufl sung von Sinngef gen greifen sie sogar auf das Geistige oder Spirituelle ber. Was immer bislang einen Wert hatte, wird wertlos. Was lange Zeit als sinnhaft galt, wird nichtig. Letztlich wird das Selbst f r sich selbst, der Mensch f r sich genommen fragw rdig. Er verliert seinen Selbstwert, sein Selbstbewusstsein. Gef hrdungspotenziale in dieser Hinsicht tragen viele von uns in sich. Bei Drogen missbrauchenden und s chtig abh ngigen Menschen wird ihre innere Strukturschw che, ihr empfindlicher Verlust von Urheberschaft und Wirksamkeit, zum N hrboden ihres kompensatorischen, Heil suchenden Agierens.
Ist das alles schicksalhaft? Sind die Anforderungen der Moderne bew ltigbar? K nnen wir in einer kranken Gesellschaft gesund leben? Was kann der einzelne Mensch tun, um trotz widriger Umst nde Lebenszufriedenheit oder gar Gl ck zu finden? Aktive, eigenwillige Lebensgestaltung setzt zuvorderst Selbstverf gung voraus, den Gewinn und die berdauernde Aufrechterhaltung von "Macht ber sich selbst". Schmid fasst die Macht des Selbst ber sich selbst "als Potenz und Akt der Einflussnahme auf etwas oder jemanden, auf ein Verhalten oder Verh ltnisse". Selbstm chtigkeit ist "ein K nnen und Verm gen, und es zeigt sich nun, dass Macht sehr viel mit Kunst zu tun hat", mit angewandter Lebenskunst n mlich.
Schmids philosophische berlegungen decken sich en d tail mit meinen eigenen Gedanken zu unserem tragenden Selbstgef hl von Urheberschaft und Wirksamkeit, welche in der Konsequenz dazu gef hrt haben, sie zum Dreh- und Angelpunkt meiner gesamten Suchttheorie zu machen. Der absolute Gegenpol jeglicher Suchtgef hrdung oder -abh ngigkeit ist die Bewahrung einer Wirkm chtigkeit, die sich ber Achtsamkeit und Selbstf rsorge in t glich praktizierter Lebenskunst verwirklicht. Es ist die Kunst, im besten Sinne die k rperliche, seelische und geistige Sorge f r sich selbst wahrzunehmen. Das ist ein in den Alltag integriertes, psychosozial gelebtes Anti-Sucht-Programm. [...]
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Inhaltsverzeichnis zu „Sucht - Eine Herausforderung im therapeutischen Alltag “
Aus dem Inhalt:1. Das ganz alltägliche Gesicht der Sucht - Vorwort
2. Gehen Sie"auf Start"3. Ein Zahn, der gezogen werden muss - Theorie ist Silber, menschliche Haltung ist Gold
4. Das Phänomen: Süchtige Abhängigkeit oder süchtig abhängiges Verhalten
- Abhängigkeit ist omnipräsent
5. Diagnostische Leitlinien: Pragmatik und Realität
- Ein Risiko: Das Verfehlen der User
6."Schuld sind immer die Anderen". Individuelle wie kollektive Abwehrbündnisse in der süchtigen Gesellschaft
- Macht als Droge
-"Ich verliere, also bin ich"- Suchtverhalten - ein privates oder ein kollektives Phänomen?
7. Die frühe Störung - Mythos und Wirklichkeit
8. Weniger ist mehr:
Ein roter Faden in der Sucht für Theorie und Praxis
9. Das positive (sucht)therapeutische Alphabet
10. Was macht die Sucht so mächtig? -
Die Eigendynamik der süchtigen Beziehungsstruktur und wirksame"Antidotes"10.1 Die Kunst der Tarnung: Verwirrspiel durch die unbestimmte Vieldeutigkeit der Information
- Aus dem therapeutischen Abc: Vertrauen auf das eigene Gefühl
10.2 Beziehungssprengstoff: Extreme Gefühle, zum Zerreißen gespannt
- Elternaufträge
- Aus dem therapeutischen Abc: Beständigkeit und Langmut
10.3 Lebensverneinung: Rückzug durch Verengung der Räume
- Cannabis gegen die Ungerechtigkeit der Welt
Aus dem therapeutischen Abc: Lebensbejahung und Weitsicht
10.4 Innere Wüste: Das Verlorengeben der Glücksfähigkeit
-"Set"und"Setting"- Rauschmittel als Zwitterwesen
- Aus dem therapeutischen Abc: Taktgefühl und Zuwendung
10.5 Verächtlichkeit: Die Preisgabe von Werterfahrung
- Aus dem therapeutischen Abc: Positionierung im Alltäglichen
10.6 Ohnmächtigkeit: Die verheerende Macht der Hilflosigkeit
- Helferfalle und Pyrrhussieg
- Aus dem therapeutischen Abc: Vertrauen und Zutrauen
Autoren-Porträt von Helmut Kuntz
Helmut Kuntz, Familien- und Körpertherapeut, arbeitet in Prävention, Beratung und Therapie (Aktionsgemeinschaft Drogenberatung e.V.) in Saarbrücken; freiberuflich ist er in der Fort- und Weiterbildung und als Supervisor tätig; zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Körperarbeit und Sucht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Helmut Kuntz
- 2007, 1., Aufl., 232 Seiten, Maße: 13,6 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608890297
- ISBN-13: 9783608890297
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