Tod auf dem Jakobsweg
Einmal nur Urlaub vom norddeutschen Regen! Journalistin Leo Peheim geht auf Wanderschaft quer durch Spaniens Norden. Der Jakobsweg verheißt nicht nur körperliche, sondern auch spirituelle Ertüchtigung. Weite Landschaften, Sonne, alte Kunst und eine nette...
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Einmal nur Urlaub vom norddeutschen Regen! Journalistin Leo Peheim geht auf Wanderschaft quer durch Spaniens Norden. Der Jakobsweg verheißt nicht nur körperliche, sondern auch spirituelle Ertüchtigung. Weite Landschaften, Sonne, alte Kunst und eine nette Reisegesellschaft Erholung pur. Wären da nicht dieser Unfall eines Mitreisenden gleich am zweiten Tag und der plötzliche Tod eines Hostalwirtes. Unfälle? Leo wittert Mord. Umso mehr, als sich einige Mitglieder ihrer Reisegruppe seltsam verhalten. Spätestens am Ziel, in Santiago de Compostela, weiß sie, dass auch Neugier mörderisch gefährlich sein kann.
Einmal nur Urlaub vom norddeutschen Regen! Wandern auf dem legendären spanischen Jakobsweg verheißt weite Landschaften, südliche Sonne, alte Kunst, Besinnung der Seele und eine nette Reisegesellschaft. Erholung pur! Doch nach einem schweren Unfall in der Gruppe und einem plötzlichen Todesfall wittert die pilgernde Journalistin Leo Peheim einen kriminellen Hintergrund. Spätestens am Ziel, in Santiago de Compostela, weiß sie, dass auch Neugier mörderisch gefährlich sein kann ...
Einmal nur Urlaub vom norddeutschen Regen! Wandern auf dem legendären spanischen Jakobsweg verheißt weite Landschaften, südliche Sonne, alte Kunst, Besinnung der Seele und eine nette Reisegesellschaft. Erholung pur! Doch nach einem schweren Unfall in der Gruppe und einem plötzlichen Todesfall wittert die pilgernde Journalistin Leo Peheim einen kriminellen Hintergrund. Spätestens am Ziel, in Santiago de Compostela, weiß sie, dass auch Neugier mörderisch gefährlich sein kann ....
Tod auf dem Jakobsweg von Petra Oelker
LESEPROBE
Kapitel 1
Sonntag /1. Tag
LetzterAufruf für Frau Eleonore Peheim, gebucht für Flug LH4388 nach Bilbao. Kommen Sie bitte umgehend zu Gate 42,die Maschine steht zum Abflug bereit. Frau Peheim, kommenSie umgehend »
Verdammt.Leo schubste den kleinen Rucksack auf ihre Schulter zurück und hastete weiter.Der Gang nahm kein Ende, und die halbe Welt schien sich auf dem Frankfurter Flughafenversammelt zu haben, einzig um sich ihr in den Weg zu stellen.
Gate 32,33
Sie sprangauf das Laufband in der Mitte des Ganges, doch der Mann vor ihr, breit wie einFass und mit zwei dicken Taschen bewaffnet, stand wie ein Fels in der Mitte undversuchte nicht einmal, Platz zu machen. Es war eine Schnapsidee gewesen, dieZeit zwischen den Flügen mit einem ausführlichen Frühstück zu verbringen undsich dabei in Das Mysterium der 1000-jährigen Pilgerroute nach Santiago de Compostela zu vertiefen. Tausend Jahre waren zweifellos viel,zwei Stunden hingegen nichts, besonders wenn man dazu neigte, über der Lektüredie Zeit zu vergessen.
Vielleichtwar die ganze Reise eine Schnapsidee. Achte auf die Zeichen am Weg, hatteAnnelotte zum Abschied gesagt. Der Weg sei ungemein spirituell, alles könneBedeutung haben. Annelotte war seit ihrer ersten Prügelei um einen verbeulten BrummkreiselLeos beste Freundin. Früher waren sie einander in ihrem Denken und auch ihremTun sehr ähnlich gewesen, seit Annelotte sich ganz auf ihr Leben als Ehefrau undMutter konzentrierte, entwickelte sie jedoch eine seltsame Neigung zu dem, wasLeo Ausflug ins Übersinnliche nannte, was aber womöglich keine schlechte Ideewar, wenn man mit drei außerordentlich temperamentvollen Kleinkindern und einemüberwiegend abwesenden Gatten in einer noblen Vorstadt lebte.
Fallsdieser Dauerlauf durch den Flughafen das erste Zeichen war, wollte sie sich diefolgenden nicht vorstellen. Das Laufband endete, Leo drängte sich an dembeleibten Mann vorbei und hastete weiter. Die Wanderstiefel hingen wieBremsklötze an ihren Füßen, in den schweren Dingern einen Urlaub zu verbringenwar absurd.
Endlich,ganz am Ende des Ganges, erreichte sie Gate 42. Schweißrann ihren Rücken hinab, und sie starrte grimmig die Stewardess an, die frischwie der kühle Morgen die letzten Fluggäste abfertigte und mit einemAutomatenlächeln für alle vernehmbar verkündete: «Frau Peheim?Wie schön, dass Sie es doch noch geschafft haben.»
DieMaschine nach Bilbao war nur spärlich besetzt. Leo stolperte zu Reihe 16, festentschlossen, jeden von ihrem Fensterplatz zu scheuchen, selbst ein Kind mitgroßen Augen. Eine fabelhafte Gelegenheit, Dampf abzulassen. Stressabbau klangallerdings besser. Leider war ihr Platz frei.
«Hallo»,sagte der Mann, der für zwei Stunden über den Wolken ihr Nachbar sein würde,mit breitem Lächeln, stand auf und nahm ihr den Rucksack ab. Während er ihn imGepäckfach verstaute, ließ sie sich auf ihren Platz fallen und schlosserschöpft die Augen. Sie hasste Hektik. Sie musste unbedingt darübernachdenken, warum sie sich immer wieder in solche Situationen brachte, warumsie es nicht schaffte, ruhig und gelassen durchs Leben zu gehen. Oder auch nurdurch die endlosen Gänge eines Flughafens. Die nächsten beiden Wochen würdendazu genug Gelegenheit bieten. Wer zweihundertzwanzig Kilometer zu Fußabsolvierte, immer geradeaus durch einsame Landschaften, durch Flusstäler undDörfer, über Berge und Hochebenen, ohne den Lärm und die Ablenkungen desAlltags, ging zwangsläufig mit sich und seinen Marotten ins Gericht. Odererkannte - vielleicht -, wie reich die Welt und das Leben waren, insbesonderedas eigene.
Leoentschied sich für die zweite Variante, auch wenn sie ihr allzu fromm klang.Der Mai war zu schön für strenge Gedanken, die konnten bis zum November warten,wenn düstere Nebeltage
«EntschuldigenSie, aber Sie sollten sich jetzt besser anschnallen. »
Die Stimmeklang angenehm, fast wie ein vertrauliches Raunen, und es dauerte einen Moment,bis Leo, schon unterwegs in den Schlaf, begriff, dass sie zu ihremPlatznachbarn gehörte.
«Es gehtgleich los», fuhr er fort, «die Stewardess läuft schon mit Argusaugen durch denGang.»
SeinLächeln war so angenehm wie seine Stimme, der ganze Mann war angenehm, dasweiche braune Haar, die graugrünen Augen. Er war um einige Jahre jünger,dennoch erinnerte er sie an den Mann, für den sie immer noch einen besondersliebevollen Gedanken in ihrer Erinnerung bewahrte.
«Sie wollenwandern», sagte er, «auf dem Jakobsweg.»
«Woherwissen Sie das? Sehe ich wie eine typische Pilgerin aus?»
«Sie meinenverhärmt und schuldbeladen? Nein», er lachte leise, «ich habe denGepäckanhänger an Ihrem Rucksack gesehen. Meiner hat den gleichen. Benedikt Siemsen», stellte er sich vor, «es sieht aus, als gehörtenwir zur gleichen Reisegruppe.»
Nachdem ererfahren hatte, sie heiße Leo Peheim, lebe in Hamburgund sei sehr früh aufgestanden, um den Zubringerflug nach Frankfurt zuerwischen, sagte er: «Dann auf gutes gemeinsames Wandern», schlug seine Zeitungauf und überließ sie ihren eigenen Gedanken.
Der erstewar erfreulich: Benedikt Siemsen konnte eindeutig denguten Zeichen zugerechnet werden. Wenn nur die Hälfte der übrigenReiseteilnehmer so aufmerksame und - das vor allem - unaufdringliche Menschenwaren, konnte die erste Gruppenreise ihres Lebens nicht völlig danebengehen.
Der zweiteGedanke war unerfreulich. Er führte zu allen Flugzeugabstürzen, von denen sieje erfahren hatte.
DieMaschine war inzwischen zur Startbahn gerollt, als sie grollend beschleunigte,starrte Leo auf die immer schneller vorbeiflitzende Grasnarbe, presste diegefalteten Hände aneinander, bis die Knöchel weiß hervortraten, und fand wiedereinmal, dass Flugangst etwas sehr Dummes war. Die Maschine hob ab, legte sichin die Kurve, überflog die Stadt mit ihren Wolkenkratzern und schwebte endlichfriedlich hoch am Himmel Richtung Süden.
Tiefausatmend löste Leo den Gurt, beugte sich, so weit es die enge Sitzreihezuließ, vor und öffnete die Schnürsenkel ihrer Stiefel. Genüsslich bewegte siedie Füße in der plötzlichen Freiheit und sah verstohlennach den Schuhen ihres Nachbarn. Ordentliche Wanderstiefel,zweifellos, dennoch sahen sie leicht und flexibel aus. Mit ihren könnte sie dieHöhen des Himalaja erklimmen, für eine Wanderung auf demPilgerweg hätte es weniger stabiles Leder auch getan. Nun war es zu spät, undwer wusste schon, wie viel spitze Steine und rutschige Abhänge sie erwarteten.
HöchsteZeit, alles lästige Wenn und Aber zu vergessen. Die hektischen Tage vor derAbreise waren vorbei, der Sprint im Flughafen schien jetzt nur noch komisch,das endlose Blau über den Wolken, das sie an schlechten Tagen unweigerlich aneinen Irrflug in die Unendlichkeit erinnerte, als Inbegriff der Freiheit.
Freiheit.Zwei Wochen ohne Pflichten, ohne die kleinen alltäglichen Katastrophen, dafürlange Stunden an der frischen Luft, Tag für Tag in einer anderen Landschaft,prachtvolle Kathedralen, verwunschene Dörfer unter strahlend blauem Himmel anSturm und Regen wollte sie keinesfalls denken. Das Ziel war Spanien, und inSpanien schien die Sonne. Punktum. Auch wenn der Reiseführer erklärte, derNorden sei ein regenreicher Landstrich.
Leo hattenie zuvor eine so lange Wanderung gemacht, tatsächlich hatte sie überhauptnichts gemacht, was die Bezeichnung Wanderung verdiente. Moderate Tagestourenzu Fuß traf es akkurater. So hatte sich die stets bei neuen Ideen nörgelndeStimme in ihrem Kopf mächtig angestrengt, ihr diese Reise auszureden, hatte etwasvon blutigen Füßen, von Hitzschlag und Überanstrengung geflüstert, vonScheitern auf halbem Weg, überhaupt von Schnapsidee: Leo Peheimund Gruppenreise - wenn das kein Witz war!
Ja, esstimmte, wenn es um mehr als ein paar Stunden ging, war sie weniggruppenkompatibel. Es musste am Alter liegen. Wenn man die dreißigüberschritten hatte (schon vor einigen Jahren), wurde man leichteigenbrötlerisch. Besonders als Einzelkind, da fehlten gewisse Erfahrungen zum Einübender nötigen Toleranz. Das dicke Fell, dachte sie, das ist der passendere Ausdruck. Doch je mehr Einwände durch Leos Kopfgeschwirrt waren, umso mehr hatte ihr die Vorstellung der langen, gleichwohlziemlich bequemen Wanderung gefallen: einfach Fuß vor Fuß setzend eineunbekannte Landschaft erobern, den Gedanken ihren Lauf lassen und die Freiheitvon aller Verantwortung genießen, während das Gepäck, Geißel der echten Pilger,im Bus vorausreiste und das Bett für die Nacht und ein Drei-Gänge-Menü schon imHotel warteten. Nicht zu vergessen eine gefüllte Badewanne für diestrapazierten Muskeln und wunden Füße. Und die paar Berge - kein Problem. ()
© RowohltVerlag
- Autor: Petra Oelker
- 2007, 8. Aufl., 384 Seiten, 1 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499246856
- ISBN-13: 9783499246852
- Erscheinungsdatum: 01.12.2007
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