Todesstille
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Todesstille von JefferyDeaver
LESEPROBE
»Irgendwann mal habe ich diese gruselige Geschichte über dichgehört«,
sagte Marty. »Aber ich hatte keinen Schimmer, ob sie wahr ist oder
nicht.«
Pellam sah nicht zu ihm hinüber. Er saß am Steuer des WinnebagoChieftain
43 und fuhr zurück in die Stadt. Sie hatten gerade zwei Kilometer
die Straße hinauf ein altes Farmhaus gefunden und dem erstauntenBesitzer
1300 Dollar geboten, um zwei Szenen auf seiner vorderen Verandadrehen
zu können, sofern er nichts dagegen hätte, dass statt seinesrostigen
orangefarbenen Nissans ein paar Tage lang ein Mähdrescher in derEinfahrt
stehen würde. Für so viel Geld, hatte der Farmer gemeint, würdeer,
falls gewünscht, den Wagen sogar aufessen.
Pellam hatte ihm gesagt, das sei nicht nötig.
»Du hast mal als Stuntman gearbeitet?«, fragte Marty mit seinerhohen
Stimme und dem leichten Mid-West-Akzent.
»Ein bisschen, ja. Nur für ein Jahr oder so.«
»Ah, ja. Der Film, den du gemacht hast?«
»M-hm.« Pellam nahm seine alte schwarze Hugh-Hefner-Sonnenbrilleab.
Am frühen Morgen dieses Herbsttages hatte sich ein stahlblauerHimmel
von Horizont zu Horizont gespannt. Vor einer halben Stunde hattesich
der Himmel bezogen, und jetzt, am frühen Nachmittag, sah er auswie
zur Abenddämmerung im Winter.
»Es war ein Spielberg-Film«, sagte Marty.
»Für Spielberg habe ich nie gearbeitet.«
Marty überlegte. »Nein? Also, ich habe aber gehört, dass es einSpielberg-Film
war. Egal, jedenfalls gibt s eine Szene, in der derHauptdarsteller
mit dem Motorrad über eine Brücke fährt und hinter ihm Granatenhochgehen.
Der Typ fährt wie der Henker, hinter ihm immer die Granaten. Dann
wird er von einer getroffen und in dem Moment durch die Luftgewirbelt,
in dem die Brücke unter ihm zusammenkracht. Okay? Man wollte aber
eine Puppe nehmen, weil der Stunt Supervisor niemand von seinenJungs
ranlassen wollte. Dann kommst du und sagst dem zweitenAufnahmeleiter,
er soll die Kameras laufen lassen. Und du, na ja, hast es einfach
gemacht.«
»Hm-hm.«
Marty sah zu Pellam hinüber und wartete. Dann lachte er. »Wasmeinst
du mit hm-hm ? Hast du oder hast du nicht?«
»Ja, ich erinnere mich daran.«
Marty verdrehte die Augen und beobachtete in der Ferne einenVogel.
»Oh, er erinnert sich « Er wandte sein Gesicht wieder Pellam zu.
»Dann habe ich noch gehört, dass du nicht richtig durch die Luftgeflogen
bist, sondern dich an einem Kabel festklammern musstest, währenddie
Brücke unter dir zusammengekracht ist.«
»M-hm.«
Marty wartete immer noch. Es machte keinen Spaß, jemandemKriegsgeschichten
zu erzählen, von dem man sie eigentlich zu hören bekommen sollte.
»Und?«
»Ziemlich genau so ist es passiert.«
»Hattest du keine Angst?«
»Klar hatte ich die.«
»Warum hast du s dann gemacht?«
Pellam griff nach unten zu der Flasche Bier, die zwischen seinenausgelatschten
Cowboy-Stiefeln klemmte. Er blickte in die rotgelbeHerbstlandschaft
auf der Suche nach New-York-State-Polizisten, dann hob er dieFlasche
an die Lippen und leerte sie. »O ja, damals habe ich lauterverrückte
Sachen gemacht. War dumm von mir. Der Aufnahmeleiter hat michrausgeschmissen.«
»Aber die Aufnahme haben sie verwendet?«
»Ging nicht anders. Sie hatten keine Brücke mehr.«
Pellam drückte das ausgeleierte Gaspedal durch, um eine Anhöhe zunehmen.
Der Motor reagierte nicht gerade prompt, ließ von irgendwo ausseinen
Tiefen ein Klopfen hören, wie man es halt bei einem altenWohnmobil
gewohnt sein sollte, das ächzend bergauf fährt.
Marty war neunundzwanzig und dünn und trug in seinem linken Ohreinen
goldenen Ring. Er hatte ein rundes, glattes Gesicht, und seineAugenlider
waren direkt mit seinem Herz verbunden - sie öffneten sich ganzweit,
sobald sein Puls einen Zahn zulegte. Pellam war älter. Auch er war
dünn, aber eher sehnig, und hatte einen dunklen Teint; denschütteren,
grau gesprenkelten Bart, den er sich seit einer Woche wachsenließ,
konnte er schon nicht mehr sehen. Die Lider über seinen graugrünen
Augen öffneten sich niemals sehr weit. Beide Männer trugenBluejeans
und Jeansjacken, Marty ein schwarzes T-Shirt, Pellam ein blaukariertes
Arbeiterhemd. Mit solchen Klamotten und seinen spitzen Stiefelnsah
Pellam eher wie ein Cowboy aus, und wenn jemand - vor allem eineFrau
- einen Kommentar darüber abgab, antwortete er stets, er sei mitWild
Bill Hickok verwandt. Das entsprach zwar der Wahrheit, aber ineiner
solch komplizierten Weise, dass er sich heute nicht mehr genauerinnerte,
wo auf seiner Ahnentafel der Revolverheld angesiedelt war. (...)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Helmut Splinter
Autoren-Porträt von Jeffery Deaver
Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autorenintelligenter psychologischer Thriller. Seit dem ersten großen Erfolg alsSchriftsteller hat er sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen undlebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher wurden in 12Sprachen übersetzt und haben ihm bereits zahlreiche renommierte Auszeichnungeneingebracht.
Die kongeniale Verfilmung seines Romans Die Assistentin" unter dem Titel DerKnochenjäger" (mit Denzel Washington und Angelina Joliein den Hauptrollen) war weltweit ein sensationeller Kinoerfolg und hat demfaszinierenden Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhymeund Amelia Sachs eine riesige Fangemeinde erobert.
- Autor: Jeffery Deaver
- 2004, 349 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Helmut Splinter
- Herausgegeben: Werner Bauer
- Übersetzer: Helmut Splinter
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442359465
- ISBN-13: 9783442359462
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Todesstille".
Kommentar verfassen