Tödliche Begierde
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Vorsicht, Suchtgefahr! In den USA lechzten die Leserinnen nach den zwei nächsten Romanen, denn jede Lösung führt zu einem neuen Rätsel. Und nur Seite um Seite löst sich das mörderische Rätselspiel ...
"Mit diesem Thriller hat Mariah Stewart zu den Großen ihrer Zunft aufgeschlossen - atemberaubend!" - Romantic Times
Tödliche Begierde von Mariah Stewart
LESEPROBE
Prolog
Februar 2004
Esgraupelte leise gegen die Fassade des alten Gerichtsgebäudes. Von einemschmalen Fenster im Erdgeschoss beobachtete Curtis Alan Channing, wie dasWasser aus den teilweise zugefrorenen Abflüssen in eisigen Wasserfällen auf denkalten Boden rann. Er blickte zum bleigrauen Himmel. Tief hängende Wolken zogenüber die kahlen Bäume, die den Weg zur Treppe am Haupteingang des Gerichtssäumten. Übertragungswagen von konkurrierenden Fernsehsendern parktenhintereinander auf der Einbahnstraße. Er blickte eine Weile in der Hoffnung indiese Richtung, dass eine der hübschen jungen Reporterinnen auftauchen würde, aberniemand traute sich bei dem Wetter nach draußen. Nur gelegentlich steckte einKameramann seinen Kopf heraus, um zu überprüfen, ob seine Gerätefunktionierten, und zog sich dann sofort wieder in den Schutz des Wagens zurück.Channing fragte sich gelangweilt, welches Ereignis wohl so interessant seinmochte, dass all diese Medientypen schon so früh am Morgen angereist waren. Seinetwegenwaren sie ja wohl nicht hier. Sein Blick wanderte zum Himmel, als ob es imMoment für ihn nichts Wichtigeres gäbe als das Unwetter, aber die ganze Zeitüberlegte er sich, wie es ihm gelungen war, in diese missliche Situation zugeraten und wohin sie letztendlich führen würde. Wenn es jemand anderempassiert wäre, hätte er es komisch gefunden. Schließlich war es doch zumSchreien komisch, dass er all die Jahre erfolgreich unter dem Radarhindurchgeflogen war, ohne dass man ihm auch nur Fingerabdrücke abgenommen hatte,und jetzt war er zufällig festgenommen worden, nur weil er ein Stoppschildüberfahren hatte. Jetzt hatten sie ihm natürlich Fingerabdrücke abgenommen. Dasmusste er in Zukunft bedenken. Er drehte den Kopf in Richtung der Tür, da erdas Geräusch eiliger Schritte vernommen hatte. Sekunden später hörte er einwenig entfernt Rufen und Schreie. Auf dem Flur vor dem kleinen Zimmer, in dassie ihn gebracht hatten, gab es anscheinend Tumult. Er konnte nur hoffen, dassdadurch sein Auftritt vor Gericht nicht gefährdet war. Er wollte das Ganze soschnell wie möglich hinter sich bringen und dann wieder seiner Wege gehen. Zumzehnten Mal, seitdem man ihn in das Zimmer vor dem Büro des Richters gebrachthatte, blickte er auf die Uhr. Es war fast schon halb zehn Uhr morgens. Er saßhier seit acht Uhr siebenundvierzig, und so langsam langweilte er sichwirklich. Offen musterte er den jungen Hilfssheriff, der die Tür bewachte. Erkonnte kaum älter als fünfundzwanzig sein, dachte Channing. Wie ein Kämpfer saher auch nicht gerade aus - allerdings auch nicht wie ein Liebhaber, feixte er innerlich.Dieses Kind konnte er mit verbundenen Augen und einer Hand hinter dem Rücken überwältigen.Natürlich war er nicht blöde genug, es zu versuchen. Er war schließlich nichtall die Jahre davongekommen - na ja, bis Samstagmorgen jedenfalls -, indem ersich wie ein Idiot verhalten hatte. Damit würde er jetzt auch nicht anfangen. Nein,er würde geduldig warten, bis sie ihn vor den Richter führten, er würde höflicherklären, dass er nicht der Curtis Channing war, auf den der Haftbefehlausgestellt war - er war Curtis Alan Channing, nicht Curtis Andrew Channing-, hoffentlich würde das Gericht die Sozialversicherungsnummern und diePersonenbeschreibungen überprüfen, den Irrtum zugeben und ihn gehen lassen. Erwäre natürlich freundlich und charmant, die Beamten, die ihn festgenommenhatten, würde er beruhigen, indem er ihnen sagte, dass er nicht die Absichthabe, Anzeige gegen sie zu erstatten. Ein Mann in seiner Position müsste schonein kompletter Idiot sein, wenn er mit irgendwelchen rechtlichen Konsequenzen drohte.Im Flur war jetzt noch mehr Lärm, und er blickte den Hilfssheriff an. »Was istda draußen los?«, fragte er. Der Deputy rückte seinen braunen Schlips zurechtund zuckte desinteressiert mit den Schultern, als sei er viel zu cool, um miteinem Gefangenen zu sprechen. Das ist ein grüner Junge, dachte Channing. »Wielange arbeiten Sie schon für den Sheriff?« »Lange genug.« Oh, oh. Bevor er sichlaut dazu äußern konnte, hörte man, wie jemand an der Tür vorbeilief. DiesesMal reagierte der junge Deputy, drehte sich nervös zu den Glasscheiben und reckteden Hals, um zu sehen, was vor sich ging. Schreie ertönten, und dann gingunerwartet die Tür auf. Ein älterer Beamter steckte den Kopf herein undflüsterte Channings Wache etwas zu, woraufhin dieser heftig mit dem Kopf nickte.»Wir müssen Sie verlegen«, sagte er zu seinem Gefangenen, »nur ins nächsteZimmer.« Channing stand auf und schlurfte gehorsam an ihm vorbei, neugierigdarauf, was draußen vor sich ging. Im Flur herrschte Tumult, und es wimmeltevon Hilfssheriffs in braunen Uniformen und anderen Gesetzeshütern mit Gewehren imAnschlag. Sie sind auf der Jagd, dachte Channing und überlegte, ob vielleichteiner der anderen Gefangenen, die heute früh mit ihm vom Gefängnis hierhergekommen waren, irgendwie an den Wachen vorbeigeschlüpft war. »Hier, Jungs«,verkündete der ältere Polizist und öffnete die Tür zu einem Zimmer, das einwenig größer war als das, in dem Channing gesessen hatte. »Ich habe einen neuenZimmergenossen für euch « Der Deputy hielt die Tür auf, als Channing eintratund den beiden Männern, die bereits im Zimmer saßen, zunickte. Einer von ihnenwar heute früh mit ihm im Polizeibus gefahren. Beide waren, wie er, mit Hand-und Fußschellen gefesselt, die mit einer Kette um die Taille verbunden waren. DieWache berührte Channing am Rücken und wies auf einen Stuhl, der an der Wandstand. Er ging darauf zu und setzte sich, wobei er die Demütigung ignorierte,dass er genau wie die beiden anderen Gefangenen an den Stuhl gefesselt wurde. »Benehmteuch, Jungs. Kein Theater. Direkt vor der Tür steht ein Wachposten. Er istbewaffnet, und er wird keine Sekunde lang zögern, euch niederzustrecken, wennihr euch bewegt«, sagte der Deputy zu ihnen. Dann trat er in den Flur undschloss die Tür hinter sich. »Ein bisschen streng, was?«, meinte Channing, alsdie Tür hinter ihm zugefallen war. »Er versucht nur, uns einzuschüchtern. Esgibt im ganzen Land keinen einzigen Deputy, der in der Lage wäre, einen Mannaus zehn Meter Entfernung zu treffen. Sie sind einfach nicht so gut«, spotteteder Mann, der am nächsten an der Tür saß. Seine roten Haare waren von grauenSträhnen durchzogen, seine weißen Arme und sein Gesicht mit blassenSommersprossen bedeckt. Er erinnerte Channing an einen in die Jahre gekommenenWoody Woodpecker. »Ah, Sie sind also schon mal hier gewesen«, sagte Channing. »Inder letzten Zeit fast genauso oft wie in High Meadow. « Das war dasBezirksgefängnis. »Was ist da draußen wohl los?« Der Dritte im Zimmer, ein Mannmit einem Babygesicht - eigentlich eher ein Kind - und großen runden Augenrunzelte nervös die Stirn. »Sie spielen Wo ist Waldo ?«, erklärte Woody ihm. »WaldoScott. Er ist heute früh mit uns im Bus gefahren. Irgendwie hat er esgeschafft, freizukommen und abzuhauen. Kapierst du? Wo ist Waldo? « »Nein.«Der junge Gefangene - Junges Blut hatte Channing ihn im Geiste getauft -schüttelte den Kopf. »Versteh ich nicht.« »Das sind Kinderbücher«, warfChanning ein, obwohl er sich nicht erinnern konnte, woher er das wusste. »Ja,Waldo läuft mit einem rotweiß gestreiften Hut oder Hemd oder so herum, und dumusst ihn auf jeder Seite finden. « »Ist das schwer?«, fragte Junges Blut. »Nurfür Fünfjährige.« Woody grinste spöttisch. »Wusstest du, dass er die Biegemachen wollte?«, fragte Channing. »Es gab ein Gerücht im Zellenblock.« Woodybeugte sich vor und ließ die bleichen Hände zwischen den Beinen baumeln. »Aberniemand hat geglaubt, dass er so blöd wäre, es wirklich zu versuchen. Siewerden ihn wieder einfangen. Nicht weil die Typen hier«, er nickte in RichtungFlur, »so gut sind. Aber wenn sie das Gericht erst einmal abgeriegelt haben,was sie gerade getan haben, dann kommst du hier nicht mehr raus. Es gibt nureine Tür vorne und eine Tür hinten, und sie werden beide bewacht. Er kann sicheine Zeit lang hier drin zwischen den Rohren oder vielleicht auch in einemvergessenen Speicherraum verstecken, aber sie werden ihn auf jeden Fall finden.Ich glaube, er will nur ein bisschen Spaß haben.« »Viel Spaß ist das abernicht, wenn sie ihm auf seine reguläre Strafe nochwas draufbrummen«, stellteChanning fest. »Er sitzt sechzig Jahre ab. Ich glaube, weitere zwölf oder vierundzwanzigMonate sind ihm ziemlich egal.« (...)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:Margarethe vanPée
- Autor: Mariah Stewart
- 2006, 347 Seiten, Maße: 11,6 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Margarete van Pee
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442363241
- ISBN-13: 9783442363247
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