Treibjagd
Ein brutaler Killer, der über Insider-Informationen verfügt, ermordet der Reihe nach MI5-Agenten. Gemeinsam mit der attraktiven Agentin Dawn Harding soll Captain Alex Temple den...
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Ein brutaler Killer, der über Insider-Informationen verfügt, ermordet der Reihe nach MI5-Agenten. Gemeinsam mit der attraktiven Agentin Dawn Harding soll Captain Alex Temple den Feind aus den eigenen Reihen ausfindig machen und möglichst unauffällig eliminieren, doch die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen rasch. Immer tiefer taucht Temple in die gefährliche Welt des internationalen Terrorismus ein.
Ein brutaler Killer, der über Insider-Informationen verfügt, ermordet der Reihe nach MI5-Agenten. Gemeinsam mit der attraktiven Agentin Dawn Harding soll Captain Alex Temple den Feind aus den eigenen Reihen ausfindig machen und möglichst unauffällig eliminieren, doch die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen rasch. Immer tiefer taucht Temple in die gefährliche Welt des internationalen Terrorismus ein.
Ein brutaler Killer, der über Insider-Informationen verfügt, ermordet der Reihe nach MI5-Agenten. Gemeinsam mit der attraktiven Agentin Dawn Harding soll Captain Alex Temple den Feind aus den eigenen Reihen ausfindig machen und möglichst unauffällig eliminieren, doch die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen rasch. Immer tiefer taucht Temple in die gefährliche Welt des internationalen Terrorismus ein.
Treibjagdvon Chris Ryan
LESEPROBE
Prolog
Sonntag,11. Februar 1996
Nordirland
Füreinen Augenblick hätte Ray Bledsoe noch eine Chance
gehabt,mit dem Leben davonzukommen. Wenn er in diesem
Momentseinen Instinkten vertraut, nach der Walther
PPK gegriffenund durch das Seitenfenster auf das schwarze
Taxigeschossen hätte, das auf den Parkplatz neben ihm einbog,
hätteer es vielleicht gerade noch schaffen können.
Mittlerweilearbeitete er seit dreieinhalb Jahren als Undercoveragent
imDienst der britischen Armee, und er hatte genug
Erfahrungengesammelt, um zu erkennen, wann Ärger
drohte.Ein flüchtiger Blick auf die Skinheads in dem Taxi
hatteihm verraten, dass ihm hier der denkbar schlimmste
Ärgerbevorstand. Er schaute weg, spürte aber förmlich, wie
sicheiskalte, harte Blicke auf ihn richteten.
Aberer hatte nichts unternommen. Die innere Stimme,
dieihm zuflüsterte, er schwebe in Gefahr, wurde von einer
anderenübertönt, die ihm die Yellow Card in Erinnerung
rief.Wenn er präventiv feuerte - ohne die obligatorischen
Warnungen,die auf der Yellow Card spezifiziert wurden -,
konnteer sich in einer üblen Situation wiederfinden: ohne
Altersversorgung,unehrenhaft entlassen und mit einer Anklage
wegenMordes am Hals. Die militärischen Vorschriften
überden Umgang mit dem Feind waren Schwachsinn -
gefährlicherSchwachsinn. Aber siebzehn Jahre bei der Royal
MilitaryPolice und ein paar Verfahren gegen britische Armeeangehörige,
dievon den Medien genüsslich breitgetreten
wordenwaren, hatten bei Ray Bledsoe in diesem Punkt
einetief verwurzelte Sorge hinterlassen.
Unddeshalb hatte er nicht reagiert. Anstatt das Innere
desTaxis in ein blutiges Chaos zu verwandeln, hatte er nur
dagesessenund nach dem auf dem Beifahrersitz liegenden
Embassy-Zigarettenpäckchenund dem Feuerzeug gegriffen.
Nachdemdie Zigarette angezündet war, hatte er das Seitenfenster
einStück nach unten gekurbelt, damit der Rauch
indie kalte Februarnacht abziehen konnte. Er hatte einfach
sogetan, als wäre alles in Ordnung. Man schießt nicht
grundloseine Wagenladung Fremder über den Haufen, was
immereinem die eigenen Instinkte auch raten mögen.
Selbstdann nicht, wenn man eine böse Vorahnung hat.
Dochals er tief inhalierte und ihm die kalte Nachtluft ins
Gesichtschlug, wurde ihm schlagartig klar, dass es genau die
richtigeReaktion gewesen wäre. Nun war der Augenblick
verstrichen,in dem er noch hätte handeln können. Aus dem
Augenwinkelsah er, dass einige Männer entschlossen aus
demTaxi stiegen, und einen Augenblick später zersplitterte
dasFenster in tausend Stücke. Jemand presste ihm einen
kaltenPistolenlauf gegen die Schläfe, und der nach Essig
stinkendeAtem eines Mannes schlug ihm entgegen. Ihm
warklar, dass er bereits so gut wie tot war.
»Aussteigen,Soldat. Und verschwend keinen Gedanken
daran«
DerAkzent der leisen, sanften Stimme erinnerte Bledsoe
anFermanagh, den westlichsten Verwaltungsbezirk Nordirlands.
Sagirgendwas, befahl er sich. Ihm war klar, dass die
Angstsein Gehirn zu paralysieren drohte. Mach deinen verdammten
Mundauf. Er wandte sich dem eingeschlagenen
Fensterzu, hatte aber keine Ahnung, was er sagte. Vielleicht
schrieer, vielleicht flüsterte er. Er konnte seine eigene
Stimmenicht hören.
»Ichhab aussteigen gesagt, Arschloch. Wirds bald?«
DieTür wurde aufgerissen, und er sah verschwommen
kahlgeschorene Schädel und tätowierte Arme. Über ihnen
schrienMöwen. Jetzt hatte Bledsoe keine Chance mehr,
nachder Walther zu greifen. Sie war so weit weg, als hätte sie
inder Waffenkammer der Kaserne in Lisburn gelegen.
Benutzdeine grauen Zellen. Denk an die für den Ernstfall
geprobtenVerhaltensweisen. Überwinde deine Angst denkend.
Denknach.
Alser sich gerade unschlüssig erheben wollte, kam der
brutaleSchlag auf den Kopf mit dem Griff eines 9mm-
Browning.Blut in seinen Augen, die kalte Nachtluft, Arme,
dieihn zu dem Taxi schleiften und ihn mit dem Gesicht
nachunten in den mit Teppichboden ausgelegten Kofferraum
warfen.Er sah nicht mehr, wie der Mann zum zweiten
Malmit der Waffe ausholte.
Alser nach einer Stunde wieder zu sich kam, begriff
Bledsoenicht sofort, dass er sich in einem fahrenden Auto
befand.Zuerst gelang es ihm nicht, die Verbindung zwischen
seinemschmerzenden Kopf und der verschwommenen
Erinnerungan seine Entführung durch die Provisional
IRA herzustellen.Als er die Ereignisse wieder rekonstruieren
konnte,betete er inständig darum, erneut das Bewusstsein
zuverlieren. Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Eine
weitereschlimme Stunde lang musste er hilflos daliegen.
Manhatte ihm Handschellen angelegt und die Kleidung
ausgezogen.Es roch nach Erbrochenem, nach der Gummibeschichtung
desTeppichbodens und Schmieröl.
Omein Gott, dachte er, bitte lass nicht zu, dass sie mich
überdie Grenze bringen. Hinter den Straßensperren und den
Grenzpostendürfen britische Soldaten nicht mehr eingreifen.
Wennsie mich dort hinbringen, bin ich ein toter Mann.
ZumZeitpunkt seiner Entführung hatte sich Ray Bledsoe
aufdem Parkplatz gerade auf die Geldübergabe an einen
Spitzelnamens Proinsas Deavey vorbereitet. Alles sollte
nachdem üblichen Muster ablaufen - Bledsoe stopfte zweihundert
Pfundin gebrauchten Scheinen in ein Embassy-
Zigarettenpäckchenund warf es in den linken der beiden
zwischenden Einstellplätzen stehenden Papierkörbe. Kurz
danachtauchte dann gewöhnlich Deavey auf, der eine
Limonadendosein den Papierkorb fallen ließ, verstohlen
nachder Zigarettenschachtel griff und sich aus dem Staub
machte.Man hätte nicht sagen können, dass ihnen diese
ProzedurSpaß machte, aber bis jetzt hatte sie sich immer
bewährt.
Deaveywar mit einigen bekannten Republikanern befreundet,
dochsein selbstzerstörerischer Charakter, in dem
sichDummheit und Gier zu gleichen Teilen mischten, war
dafürverantwortlich, dass er mittlerweile auf der Lohnliste
derbritischen Sicherheitsdienste stand. Sein Leben hatte
einefatale Wendung genommen, als er sich mitten in Belfast
-in den so genannten Holy Lands - als kleiner Drogendealer
betätigthatte. Das »Heilige Land« verdankte seine Bezeichnung
denNamen der hier verlaufenden Straßen
Damascus Street, Jerusalem Street und Canterbury Street. In
diesemViertel befanden sich die möblierten Zimmer der
Studentender Queens University, die hier Socken wuschen,
Bohnenkochten und Bier tranken. Politisch waren sie teils
irischeNationalisten, teils Unionisten, aber Deavey hatte das
Pechgehabt, seinen Stoff in einer Bar an ein paar ultranationalistische
Achtzehnjährigeverkaufen zu wollen, die ihn unmittelbar
nachVerlassen des Lokals verpfiffen. Noch am selben
Abendwar er hinter einem Wettbüro in der Falls Road
brutalverprügelt worden. Die Schläger hatten sich als Mitglieder
einerGruppe namens Direct Action Against Drugs
vorgestellt,einer bekannten Tarnorganisation der IRA.
MitDeavey - ressentimentgeladen, halb verkrüppelt und
ohneEinkommensquelle - hatte die Force Research Unit
vergleichsweiseleichtes Spiel gehabt. Die FRU war eine
kleine,geheim operierende, von der britischen Armee aufgestellte
Einheit,deren Mitglieder - Soldaten in Zivil - Spitzel
heranzüchtenund führen sollten. Meistens waren es, wie
Bledsoe,Männer in mittleren Jahren - altgediente ehemalige
Unteroffizieremit Bierbäuchen, sich lichtendem Haar
undeinem unauffälligen Äußeren.
ProinsasDeavey war einer von einem halben Dutzend
kleinerSpitzel, um die sich Bledsoe und seine Kollegen kümmerten.
Derehemalige Drogendealer hatte nie Kontakt zu
wirklichbedeutenden IRA-Aktivistengehabt, doch seine Informationsfetzen
-Treffpunkte, untreue Ehemänner, Trinkkumpane
-trugen dazu bei, das nachrichtendienstliche Puzzle
zuvervollständigen. Deavey hatte seine republikanische
Seelean Ray Bledsoe verkauft - in einer Fish & Chips-Bude
außerhalbvon Carrickfergus, für eine Vorauszahlung von
hundertfünfundsiebzigPfund.
Spitzelwaren eine existenzgefährdende Bedrohung für
diePIRA,den radikalen Flügel der Irisch-Republikanischen
Armee,und ihre Arbeit mit ebendiesen Spitzeln machte die
Mitarbeiterder FRU zuprädestinierten Opfern terroristischer
Entführungskommandos.Eines war Bledsoe klar -
wennes zum Verhör kam, würden sie ihn zuerst nach den
vonihm geführten Spitzeln fragen, dann nach der Identität
derMitglieder von Spezialeinheiten, zu denen er Kontakt
hatte:nach der FRU,der Aufklärungseinheit 14th Intelligence
Company,den »Box«-Teams vom Geheimdienst
MI5und natürlich nach dem SAS. Anschließend würden sie
sichfür die Funkcodes interessieren - und für den Rest an
nachrichtendienstlichenInformationen, die in seinem Gehirn
abgespeichertwaren.
Bledsoeerschien es als fast sicher, dass die PIRA ihn
schonvor Monaten als Mitglied der FRU identifiziert hatte.
Dassman ihn jetzt entführte, verdankte er teilweise der Situation
-die »Provos« von der PIRA waren dringend auf
Informationenangewiesen - und teilweise ihrem Ehrgeiz,
derbritischen Regierung den Stinkefinger zu zeigen. Effektiver
hattensie das allerdings durch eine Bombe getan, die
vorzwei Tagen am South Quay in den Londoner Docklands
hochgegangenwar. Wie alle anderen in der Kaserne hatte
auchBledsoe ungläubig auf die Fernsehbilder der verwüsteten
Stadtlandschaftgestarrt - zerstörte Bürogebäude und
Straßen,die zentimeterhoch mit Glasscherben bedeckt waren.
DieBombe, ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen,
hattezwei Menschen das Leben gekostet, etliche andere verletzt
undeinen Sachschaden von mehreren Millionen
Pfundangerichtet. Eine Stunde vor der Explosion hatte die
IRA eineErklärung veröffentlicht, in der der offizielle Waffenstillstand
widerrufenwurde, der siebzehn Monate und
neunTage gehalten hatte.
RayBledsoe hatte nie wirklich das Gefühl eines Waffenstillstands
gehabt.Was ihm eher als business as usual er-
schienenwar, hatten einige seiner Kameraden noch als Verschlechterung
einerohnehin schon beschissenen Situation
empfunden.Aber die Bombe signalisierte einen Wandel,
weilder Waffenstillstand jetzt auch offiziell nicht mehr eingehalten
wurde.Die FRU unddie anderen Spezialeinheiten
warenaufgefordert worden, mit extremer Vorsicht vorzugehen,
dieInformationen ihrer Quellen doppelt zu überprüfen
undgegenseitig auf sich aufzupassen.
Dochletztlich konnte man eigentlich nicht viel tun.
BledsoesReaktion auf die Warnungen hatte darin bestanden,
einenzweiten Mann zur Überwachung der Geldübergabe
anzufordern.Bei seinem letzten Treffen mit Deavey
warder Spitzel so nervös gewesen, dass Bledsoe sich schon
gefragthatte, ob der kleine Dreckskerl nicht vielleicht ein
doppeltesSpiel spielte. Auszuschließen war nicht, dass er
trotzallem zu der Ansicht gelangt war, im Schoß der PIRA
sichererzu sein als im Dienst der britischen Armee, und
dasser sein Leben mit dem Versprechen gerettet hatte, den
Terroristeneinen FRU-Agentenals Wiedergutmachung zu
präsentieren.Vielleicht war es sogar noch schlimmer - Deavey
wardie ganze Zeit über ein Mann der PIRA gewesen
undhatte ihnen von Anfang an falsche Informationen verkauft.
Bledsoehatte beide Szenarios für sehr unwahrscheinlich
gehalten- dieser Spitzel erschien ihm einfach als zu begriffsstutzig,
umeinen raffinierten Schwindel durchzuziehen.
Trotzdemhatte er - nur für den Fall, dass sich doch
merkwürdigeIdeen in Deaveys Kopf geregt haben sollten -
einenKameraden von der FRU angefordert, der die Transaktion
ausseinem Auto überwachen sollte. Connor Wheen
hatteseinen Mondeo etwa dreihundert Meter entfernt in
derNähe der Einfahrt des Parkplatzes abgestellt, und wenn
BledsoeGlück gehabt hatte, war er Zeuge der Entführung
geworden.
Wennes so gewesen sein sollte, hatte Wheen mit Sicherheit
Alarmgeschlagen. Möglicherweise saß dem Taxi schon
jetztein Fahrzeug des SASim Nacken, das ohne Licht fuhr
undnur einen Kilometer entfernt war.
Bledsoehatte Probleme, zusammenhängend zu denken,
währender im Kofferraum des Taxis hin- und hergeworfen
wurde.Er hatte sich nie für einen mutigen Mann gehalten.
Wenndas Taxi die Absperrungen an der Grenze durchbrach
undauf die andere Seite gelangte, was dann? Das Verhör,
brutaleTritte in die Zähne und Genitalien, brennende Zigaretten,
dieihm in die Augen gebohrt werden würden und
Schlussjetzt, befahl er sich. Versuch, mit der Situationklarzukommen.
Dubist Soldat, also verhalt dich wie einer. Und -
nochwichtiger - denk wie ein Soldat.
Denkan die Sonderkommandos. Denk an die Männer vom
SAS, dienur ein paar Sekunden nach dem Alarm voll bewaffnet
undkampfbereit aus der Kaserne in Lisburn ausgerückt
sind.Denk daran, wie sie in ihren großen Beamers und Quattros
überdie Straßen donnern.
(...)
©Heyne Verlag
Übersetzung:Bernhard Liesen
- Autor: Chris Ryan
- 2006, 431 Seiten, Maße: 12,1 x 19,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Bernhard Liesen
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453404807
- ISBN-13: 9783453404809
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