Troja
Ein spannender historischer Roman, der den Mythos um den Untergang...
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Ein spannender historischer Roman, der den Mythos um den Untergang der Stadt Troja neu erzählt. Nicht der Raub der schönen Helena aus Sparta löste den unerbittlichen Krieg aus, sondern Gier nach Macht und wirtschaftliche Interessen waren die treibenden Kräfte.
Haefs schildert den tragischen Untergang einer Hochkultur und entwirft ein farbenprächtiges Panorama der späten Bronzezeit
Troja von Gisbert Haefs
LESEPROBE
Die beiden Männer, dieden Krieg entscheiden sollten, der ihretwegen ausgebrochen war. Parisiti, dendie Achaier Paris oder Alexandros nannten, sprang von einem der leichtentrojanischen Wagen. Er stand ein paar Atemzüge lang still da, blickte dieeigenen Reihen hinauf und hinab, wandte sich dann dem Heer der Gegner zu. DasReden, das Gemurmel, die Rufe, alles erstarb; beklemmendes Schweigen zog überdas Feld; eine andere Art Nebel, wie Ninurta fand. Keinerlei Begeisterung beiden Trojanern.
Er musterte den Trojaner,aus der Ferne, und erinnerte sich an Ugarit, an Kerets Gemach, an den schnellenGriff nach Parisitis Handgelenk. Der Königssohn schien unverändert - aus derEntfernung. Groß, kräftig, eher schlank; Ninurta war bereit, einiges darauf zuwetten, daß die Nächte mit Helena Falten in Gesichts- und sonstige Hautgegraben hatten. Paris war kein mächtiger, wuchtiger Riese - kein Aias oderAchilleus oder Hektor; vom Körperbau hatte er mehr mit Leuten wie Agamemnonoder Odysseus gemein. Jetzt wandte er sich dem Wagenkorb zu; ein Helfer reichteihm Beinschienen.
Menelaos. Ihn hatteNinurta noch nie aus der Nähe gesehen. Der Spartaner glich dem Trojaner: groß,stark, aber nicht massig. Über die weitergehenden Ähnlichkeiten mochte sichHelena äußern...
Das Grinsen verfiel, alsNinurta den Blick hob. Da stand sie, auf einer kleinen Anhöhe, nicht weithinter den ersten Reihen der Trojaner. Sie sprach mit einem Mann, der den Helmin den Nacken geschoben hatte und sich nun lächelnd abwandte.
Pandaros: ein gerühmterBogenschütze; aber davon hatten die Trojaner reichlich.
»Was machen eureLehrlinge? Können sie inzwischen mit dem Bogen umgehen?«
Khanussu wackelte mit demKopf. »Geht so. Ah, jetzt kann's nicht mehr lange dauern.«
Menelaos hatte die Beinschienenbefestigt; jemand reichte ihm den Brustpanzer. Paris schien schon bereit; erzerrte am Gürtel, an dem ein langes Schwert hing, und nahm dann einen Speer vomWagen.
»Ich muß näher ran«,knurrte Ninurta. »Das will ich genauer sehen. Tsanghar, du bleibst hier, hörstdu?«
Der Kashkäer nickte.»Keine zwanzig Löwen bringen mich näher dahin. Aber ist es klug, Herr?«
»Nicht Herr und nichtklug. Bis gleich.«
Ninurta lief den kleinenHügel hinab. Khanussu, der eben mit einem seiner Männer geredet hatte, wandtesich um und rief: »Ninurta - Herr - Assyrer, bleib hier! Es ist...«
Aber nun begann dasGeschrei; Ninurta hörte nicht, was der Shardanier noch sagte. Er drängte sichdurch die Reihen der Achaier, dorthin, wo er zuletzt Odysseus gesehen hatte.Hin und wieder erhaschte er durch Lücken, die sich auftaten und schlössen,einen Blick auf den Kampfplatz, wo Menelaos und Paris einander bedrohten undmit den Waffen fuchtelten.
Endlich erreichte er denIthaker und berührte ihn am Arm. Odysseus fuhr herum, die Hand am Schwertgriff- am Griff des langen feinen Stahlschwertes.
»Ninurta!« EinenAugenblick lang bildete sich der Assyrer ein, Besorgnis oder gar Angst imGesicht des Achaiers zu lesen. »Was machst du hier? Du solltest nicht hier sein.Es wird gefährlich...«
Paris schleuderte seinenSpeer. Menelaos riß den Schild hoch. Stöhnen und Geschrei übertönten jedesKampfgeräusch; dennoch bildete Ninurta sich ein, das dumpfe Krachen zu hören,mit dem der Speer in die Schichten aus Leder und Bronze fuhr.
Menelaos warf. Auch Parisfing den Speer mit dem Schild, aber er strauchelte beinahe - die ganze Wut desersten Gemahls von Helena mußte in dem Wurf gesteckt haben. Menelaos stolperte,fiel vom eigenen Schwung fast vornüber, blieb auf den Beinen, riß das Schwertheraus und stürzte sich auf den Trojaner, der nicht schnell genug den Schildwegwerfen und die eigene Waffe ziehen konnte. Ein furchtbarer Hieb traf denHelm, von oben, rutschte ab, endete auf der Schulter; Paris ging in die Knie. Menelaosließ das Schwert fallen, packte den Helm des Gegners und begann, an Helm undKopf zu zerren und zu drehen. Paris wand sich wie eine Schlange, aber es konntenur wenige Atemzüge dauern, bis entweder der Helmgurt ihn erwürgte oderMenelaos ihm das Genick brach.
Aber es geschah etwasanderes, die dritte Möglichkeit, an die Ninurta nicht gedacht hatte: Der Gurtriß, Menelaos hielt den Helm in der Armbeuge und stolperte, als Gewicht undWiderstand plötzlich fehlten. Paris kam auf die Beine, sprang zum Schwert, dasbei seinen Windungen aus der Scheide gerutscht war, packte es, drehte sichblitzschnell und stürmte mit vorgereckter Klinge auf den Spartaner los.
Zwei Pfeile. Der eine,wenn Ninurta sich nicht irrte, von einem der berittenen Skythen: ein schwarzerStrich des Todes, der (jähe Stille ringsum) mit dumpfem Schlag in ParisitisPanzer fuhr, über der rechten Brust. Der zweite Pfeil kam von Pandaros, drangin die Gürtelschnalle des Menelaos, blieb stecken. Beide Kämpfer taumelten.
Diomedes, auf seinemWagen, reckte den Arm; in der Hand hielt er einen Speer. »Verrat!« brüllte er;die dicke Stimme raste wie eine Bö über den Kampfplatz. »Sie schänden dieGötter! Tötet sie - alle!«
Die berittenen Skythenund etliche andere Bogenschützen in den achaischen Reihen handelten so schnell,daß Ninurta keinen Atemzug lang an Überraschung und blindes Befolgen vonDiomedes' Befehl glauben mochte. Und während die Pfeile in der Luft hingen,langsam, wie erstarrt, als ob die Augen des Assyrers einen gedehnten Ausschnittder Vorgänge sähen, krochen auf der anderen Seite fünfmal so viele Pfeile vontrojanischen und lykischen und phrygischen Sehnen, mühten sich hangaufwärts indie steile Luft.
Dann prasselte derPfeilhagel nieder, schnell und tödlich, auf beiden Seiten. Odysseus stieß denAssyrer zu Boden und schrie:
»Warum bist du Trottelunbewaffnet?«
Ninurta blieb halbbenommen liegen, sah vor sich einen Achaier zusammenbrechen und zuckend auf demBoden sterben, kroch zu ihm hin, richtete alle Kraft seiner Gedanken auf dieFinger, die den Gürtel und die Gurte des Panzers und das Schwert und den Speer- ah nein, der war unter dem fallenden Mann zerbrochen. Füße. Eine MyriadeFüße, und er konnte den Kopf nicht heben um zu sehen, ob Beine darüber waren,vielleicht auch Körper. Knie rammten ihn, stießen ihn wieder in den Boden, Füßetraten auf ihn, er hörte Geklirr und Geschrei, Wutgeheul, hier und da dasKreischen von Verwundeten, dann hatte er endlich das Schwert in der Hand undden Brustpanzer des Gefallenen, dem ein Pfeil in die Kehle gedrungen war.Hinter sich hörte er wieder Odysseus, der fast verwundert, fast wie in einemgelassenen, müßigen Traum sagte: »Komm, laß mich dir helfen, Händler. Ich weißzwar nicht, warum ich mir die Mühe mache... «
Und während Odysseus'Finger die Gurte des Panzers zerrten und schnallten, erinnerte sich der Assyrerdaran, daß er nichts mit diesem Krieg zu tun hatte. Daß er, wenn überhaupt,einen schnellen Sieg der Trojaner wünschte und einen Untergang der Achaier.Dann kam er auf die Beine, bemerkte, daß jemand - Odysseus? - ihm den Helm desToten über den Kopf stülpte, sah einen Streitwagen der Trojaner näher kommen,sah ein paar Achaier sich ducken und nicht den Wagen, nicht den Lenker, nichtden Bogenschützen angreifen, sondern mit den Stichschwertern Pferdebäucheaufreißen. Und er schrie, als die heiße Woge in ihm aufstieg und zugleich überseinem Kopf zusammenschlug. Schrie vor Wonne und ohne Besinnung, als er sichmit seinen achaischen Waffenbrüdern gegen die Brandung trojanischer Speere undSchwerter stemmte.
© HeyneVerlag
- Autor: Gisbert Haefs
- 2004, Neuausgabe, 525 Seiten, Maße: 12,1 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453879635
- ISBN-13: 9783453879638
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