Und ewig seid ihr mein
Kriminalpsychologe Levy hätte nie daran gedacht, dass ihn der ungelöste Fall, der ihm damals den Job kostete, nochmals beschäftigen würde. Der Täter hat wieder zugeschlagen: Menschliche Innereien werden an einem Flussufer...
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Kriminalpsychologe Levy hätte nie daran gedacht, dass ihn der ungelöste Fall, der ihm damals den Job kostete, nochmals beschäftigen würde. Der Täter hat wieder zugeschlagen: Menschliche Innereien werden an einem Flussufer gefunden. Levy wird zu den neuen Ermittlungen hinzugezogen. Keiner kennt den Serienkiller so gut wie er, aber als Levy herausfindet, wie gut er ihn wirklich kennt, ist es vielleicht schon zu spät.
Und ewigseid ihr mein von Roman Rausch
LESEPROBE
Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Verstand undTrieb.
Der, der sich selbst den Namen Der Meistergegeben hatte, betrat den Aufzug von der Tiefgarage her. Sein Ziel warder fünfte Stock. In wenigen Minuten würde sie ihre Wohnung verlassen.
Im blanken Metall der Kabinentür korrigierte er den Sitz derKrawatte, zupfte das Revers des Anzugs zurecht und sah auf seine mattglänzenden Schuhe hinab. An seiner äußeren Erscheinung gab es nichtsauszusetzen; er war eine attraktive Erscheinung. Nicht wenige Frauen würdensich in seiner Nähe wohl fühlen und sogar darauf hoffen, von ihm angesprochenzu werden.
Die Stimme aus den Ohrstöpseln trieb ihn vorwärts, ließ nichtab, ihn zur Wohnung dieser Frau zu führen. Dein Schweiß. Dein warmesBlut.
Sein Herz schlug im Gleichklang der pulsierenden Musikbeats.Die Erwartung, seine Hände bald auf ihr weißes Fleisch zu legen, es zu knetenund zu formen, es in Stücken aus dem Körper zu schneiden, euphorisierte ihn.
Vor zwei Wochen hatte er sie gefunden, diese Frau, die wieein Donnerschlag in sein Leben getreten war. Sie war ursprünglich nicht seineerste Wahl gewesen, hatte sich an jenem Abend zwischen ihn und seinauserwähltes Opfer gedrängt.
Auf dem Parkplatz hinter dem Supermarkt war es gewesen. DerWagen stand in Position, er war bereit zuzuschlagen. Doch dann kam sie,quetschte sich mit dem Sportwagen in die Lücke. Als sie ausstieg und ihm frechins Gesicht lachte,wusste er, dass nur sie diejenige sein konnte.
Da war er,dieser Blick, den er unter all den anderen bisher nicht gefunden hatte.
Er gab dieandere auf.
An derKasse stand sie vor ihm. Er las in ihren Einkäufen.
EineFlasche Rotwein, Tagliatelle, eine Hand voll italienische Kräuter, eineArtischocke, eine Lage fein geschnittener Schinken, zum Dessert eine kleineHonigmelone und die Nachtausgabe der Stadtzeitung. Die Einkäufe einer Alleinstehenden.
Ihr Heimwegendete in ihrer Tiefgarage. Er parkte den Wagen hinter einer Säule und schautesich um, wo die Überwachungskameras positioniert waren.
Sie wählteden gut beleuchteten Frauenparkplatz, mühte sich mit den Einkäufen und demAktenkoffer das kurze Stück zum Aufzug. Die Fahrt ging in den fünften Stock. Esgab nur drei Namensschilder dort.
Aufgoldglänzendem Metall las er: Tessa Fahrenhorst. Wie er vermutet hatte: Erhörte kein Wort hinter der Tür, sie war allein stehend.
Sie warperfekt.
Tags darauffolgte er ihr quer durch die Stadt zu einer Boutique, die sie anscheinendführte. Sie hatte zwei junge Angestellte. Es herrschte Betrieb, sie hatteoffenbar Erfolg. Er trat ein und schaute sich um. Einem Gespräch unter den Angestelltenentnahm er, dass sie morgen zur Modemesse aufbrechen würde. Dort sollte siezwei Tage verbringen. Zwei Tage Modemesse hießen für ihn vermutlich zwei TageVorsprung, bis bei der Polizei eine Vermisstenanzeige eingehen würde.
DieMittagspause verbrachte sie in einem italienischen Restaurant. Man kannte siegut. An einen Zugriff war hier nicht zu denken, ebenso wenig wie in derBoutique. Blieb nur die Tiefgarage.
Erentschied sich für den Morgen, gleich wenn sie ihre Wohnung verlassen würde.Sie in der Tiefgarage abzupassen wäre günstiger gewesen, da sein Wagen in derNähe stand, aber keine Frau ließ sich in der Tiefgarage ansprechen. DerKontakt musste vorher stattfinden.
Der Aufzughielt mit einem Fing im fünften Stock. Er prüfte den Inhalt seinerJackett-Tasche. Ein Tuch, satt mit Chloroform getränkt und in eineHaushaltsfolie gewickelt. Er würde es schnell zur Hand haben, wenn es so weitwar.
Heute warder erste Tag der Modemesse. Dieser und der folgende waren für Fachbesuchervorgesehen, er hatte sich informiert. Die Fahrt dorthin würde im Morgenverkehr zirkaeine Stunde dauern. Wenn Tessa Fahrenhorst rechtzeitig zum Öffnen derMessetore vor Ort sein wollte, dann musste sie ungefähr jetzt ihr Fahrzeugaufsuchen.
DieFahrstuhltür öffnete sich. Er schaute hinaus in den leeren Gang. Alles warruhig. Nirgends ein Geräusch des Aufbruchs. Er drückte die Taste für densechsten Stock, fuhr hoch und stellte sich in die Lichtschranke.
Er musstenicht lange warten. Da war das rote Licht, das anzeigte, dass jemand im fünftenStock den Fahrstuhl wollte. Er trat zurück in die Kabine. Jetzt wurde es ernst.Er war völlig ruhig. Alles würde nach Plan gehen.
Etwasirritiert, zu solch morgendlicher Stunde auf jemanden zu treffen, stieg siezu. Er trat an die Rückwand zurück, damit sie genügend Raum für das Gepäckhatte. Ihre Hand hob sich, um die Taste zu drücken, stoppte, als sie sah, dassdie Tiefgarage bereits gewählt war.
Ein kurzerAugenblick der Neugier, dann drehte sie sich zu ihm um. «Ich habe Sie hier nochgar nicht gesehen.»
Jetzt entschied es sich. Der erste Satz war immer der schwerste.Das vorbereitete Lächeln kam zum Einsatz.
«Familienbesuch, meine Schwester», antwortete er.
Sie nickte, schaute an ihm hinunter. «Boss oder Valentino?»,fragte sie.
Er hatte auf die Frage gehofft: «Wie bitte?» «EntschuldigenSie, es ist eine Berufskrankheit. Ich
wollte wissen, von welchem Hersteller Ihr Anzug ist.» «Keinervon beiden. Es ist eine Maßanfertigung.» Sie lächelte anerkennend. Er hattegewonnen. Ping. Tiefgarage.
Sie griff nach ihren Koffern, wollte aus dem Fahrstuhl gehen,kollidierte jedoch im letzten Moment mit der engen Öffnung.
«Darf ich Ihnen helfen?», fragte er.
«Das ist sehr freundlich. Ich stehe nicht weit.»
Sie traten hinaus, und sie blickte zu dem schwarzen Van nebenihrem Sportwagen. «Wer zum Teufel belegt schon wieder einen Frauenparkplatz?»
Er schaute nach links oben, wo er gleich in das Blickfeldder Überwachungskamera treten würde. «Das bin ich», entschuldigte er sich.«Meine Schwester hat ihn mir für eine Nacht überlassen. Es wird nicht wiedervorkommen.»
Sie bereute die Schelte. «Sorry, das ist dann etwas anderes.Wissen Sie, einige würden am liebsten gleich im Fahrstuhl parken.»
Sie erreichten die Parkplätze. Er achtete darauf, dass er nurvon hinten gefilmt wurde. Sein Wagen stand links von ihrem. Er stellte dieKoffer ab, sie schloss den Kofferraum auf. Er öffnete die Heckklappe an seinemWagen. Sie schwang weit nach oben und verstellte den Blick zwischen der Kameraund dem Sportwagen.
«Vielen Dank für Ihre Hilfe», sagte sie, während sie die Kofferverstaute, «vielleicht kann ich mich mit einem Tee oder einem Glas Weinrevanchieren, wenn Sie das nächste Mal Ihre Schwester besuch ...»
Der Meister drückte das mit Chloroform getränkte Tuch festauf Mund und Nase. Sie wehrte sich, trat und schlug gegen den Angreifer.Vergebens.
Er stellte sich auf die Ladefläche und zog sie ins Innere seinesWagens.
(...)
© Rowohlt Verlag
- Autor: Roman Rausch
- 2009, 3. Aufl., 352 Seiten, Maße: 11,6 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499241064
- ISBN-13: 9783499241062
- Erscheinungsdatum: 20.01.2006
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