Unter Haien
Ein packender Thriller der Bestsellerautorin der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe
Investmentbankerin Alex ist bestens im Geschäft. Doch sie ahnt nicht, dass sie nur als Rädchen in einem raffinierten Kartell von Wirtschaftskriminalität fungiert. Selbst als der Bürgermeister - der entschlossen gegen die...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Unter Haien “
Investmentbankerin Alex ist bestens im Geschäft. Doch sie ahnt nicht, dass sie nur als Rädchen in einem raffinierten Kartell von Wirtschaftskriminalität fungiert. Selbst als der Bürgermeister - der entschlossen gegen die Kriminalität in New York vorgeht - sie warnt, ignoriert sie seine Hinweise. Erst ein Attentat rüttelt sie auf. Sie beginnt zu recherchieren.
Klappentext zu „Unter Haien “
'Action und Spannung like Grisham zu seinen besten Zeiten.' krimi-couch.de
New York, 1998: Die junge Investmentbankerin Alex Sontheim ist durch harte Arbeit und Zielstrebigkeit dort angekommen, wo sie immer hinwollte: ganz oben. Als sie den milliardenschweren Geschäftsmann Sergio Vitali kennenlernt, beginnt eine heiße Affäre. Alex genießt es, am Leben der wirklich Mächtigen teilzuhaben und gibt zunächst nichts auf die Stimmen, die sie vor Vitali warnen. Doch dann bringt eine ungeheuerliche Entdeckung Alex in tödliche Gefahr.
Entdecken Sie auch SOMMER DER WAHRHEIT, einen fesselnden Roman, den Nele Neuhaus unter dem Namen Nele Löwenberg geschrieben hat!
Lese-Probe zu „Unter Haien “
Unter Haien von Nele Neuhaus Prolog
Februar 1998 - new York City
Vincent Levy stand am Fenster seines Büros im 30. Stockwerk des LMI-Building und starrte nachdenklich hinaus. An diesem düsteren Februarnachmittag reichte die Sicht kaum bis zur Verrazano Narrow Bridge im Osten. Die Freiheitsstatue reckte ihren Arm in die Luft, und die Schiffe, die auf der Hudson Bay unterwegs waren, zogen schaumige, weiße Streifen ins aufgewühlte schwarze Wasser. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, und ein eisiger Ostwind pfiff um die Glasfronten der Wolkenkratzer Manhattans. Vincent Levy war Anfang 50 und bereits der vierte Levy in der Firma. Sein Urgroßonkel hatte das Bankhaus Levy & Villiers 1902 gegründet, das dank einer umsichtigen und konservativen Geschäftspolitik beinahe ein Jahrhundert lang unbeschadet durch alle Stürme und Skandale der Finanzwelt gelangt war. Doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern war Vincent Levy nicht damit zufrieden gewesen, eine angesehene Privatbank zu leiten. Schon Mitte der achtziger Jahre hatte er damit begonnen, die ehrwürdige Privatbank in eine Investmentfirma zu verwandeln. Aus dem Bankhaus Levy & Villiers war die Holding Levy Manhattan Investment geworden. Gemeinsam mit einem finanzkräftigen Teilhaber, der die Erfolg versprechenden Zukunftsaussichten eines global operierenden Finanzriesen erkannt hatte, hatte Levy Mitbewerber aufgekauft und viel Geld in die neueste Computertechnologie investiert, die es LMI ermöglichte, auf allen bedeutenden Finanzplätzen der Welt präsent zu sein. Levy fürchtete sich nicht vor spektakulären Neuerungen. Mit strategischem Geschick, Weitblick und Juli 1998 - new York City.
... mehr
Alex Sontheim hatte den Wechsel von Morgan Stanley zu Levy Manhattan Investment noch keinen Tag bereut, und sie wusste, dass auch Vincent Levy das Angebot, das er ihr im Februar gemacht hatte, ebenfalls noch nicht bereut hatte. Mit einem Fixum von zwei Millionen Dollar jährlich plus Bonus und Provisionen gehörte Alex zu den bestbezahlten Investmentbankern der Stadt, aber sie hatte mit bereits drei aufsehenerregenden Deals die Zweifler im Vorstand von LMI zum Schweigen gebracht. Abgesehen vom finanziellen Gewinn war es vor allen Dingen die schlagartig gestiegene Reputation auf dem hart umkämpften Markt der Unternehmensfusionen, die Levy in einen wahren Begeisterungstaumel versetzt hatte. General Engines und auch United Brake Systems waren Blue Chips, und LMI hatte sie durch Alex erfolgreich vertreten. Im Journal wurde LMI als ernstzunehmende Konkurrenz für Merrill Lynch, Goldman, Sachs und Morgan Stanley auf dem Gebiet der M & A bezeichnet, und das war einzig und allein Alex' Verdienst. Sie hatte das richtige Gespür für den Markt, sie besaß den Scharfblick, die Kaltblütigkeit und die Erfahrung sowie die nötigen Verbindungen, um in diesem Geschäft an der Spitze des Feldes zu bestehen. Von ihrem Glasbüro im 14.Stock des LMI-Building hatte Alex einen phantastischen Ausblick über die Wolkenkratzer von Midtown Manhattan bis zum Empire State Building. Es war ein atemberaubender Anblick, der ihr immer wieder vor Augen führte, wie unglaublich weit sie in den letzten Jahren gekommen war. Alex lächelte zufrieden. Mit 35 Jahren war sie ganz oben angelangt. Sie spielte nun in der ersten Liga. Und das hatte sie ganz allein geschafft. Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Es war Zack, ihr ehemaliger Kollege von Franklin & Myers, derzeit Managing Director von LMI, dem sie ihren neuen Job mehr oder weniger verdankte. Er bat sie zu einer kurzfristig anberaumten Vorstandssitzung in den 30. Stock. Alex schloss den Laptop, ergriff ihre Aktentasche und durchquerte eilig den Handelsraum. Es war schon spät an einem Freitagnachmittag, und der große Raum, der üblicherweise vor Hektik brodelte, war bis auf eine Putzkolonne verwaist. Kurz nach Börsenschluss waren die Händler ins Wochenende entschwunden. Alex zog ihre Magnetkarte durch den Schlitz neben der Aufzugstür. Die Sicherheitsvorkehrungen bei LMI waren so drastisch wie im Pentagon, jede Benutzung der Magnetkarte wurde im Zentralrechner registriert. Während der Aufzug sie lautlos 16 Stockwerke höher trug, betrachtete Alex kritisch ihr Spiegelbild. Für eine Frau in ihrer Position war es ungleich schwerer als für einen Mann, von Kollegen und Geschäftspartnern akzeptiert und respektiert zu werden. Sie musste hart und unnachgiebig wie ein Mann sein, ohne dabei als Hyäne zu gelten. Diesen Drahtseilakt beherrschte Alex nach zwölf Jahren Wall Street jedoch perfekt. Sie lächelte ihrem Spiegelbild wohlwollend zu. Längst machte in dieser Stadt niemand mehr den Fehler, sie zu unterschätzen. Jemand hatte ihr einmal vorgeworfen, sie sei gefühlskalt und rücksichtslos, aber das hatte Alex als Kompliment gewertet. Sie musste so sein, um in dieser rauen Männerwelt bestehen zu können. Der Aufzug hielt mit einem leisen Läuten im 30. Stock, und Alex atmete tief durch. Sie ging den mahagonigetäfelten Flur entlang, an dessen Wänden raffiniert beleuchtete expressionistische Gemälde hingen, die unter Garantie echt und ein Vermögen wert waren. Die dicken Aubusson-Läufer auf dem rötlich glänzenden Marmor verschluckten ihre Schritte. Jeder Zentimeter der Einrichtung atmete Gediegenheit, Macht und Erfolg aus. Wer hier oben im 30. Stock saß, der hatte es geschafft. Alex lächelte. Eines nicht mehr so fernen Tages würde auch ihr Name an einer der Türen stehen, an denen sie vorbeiging. Es gab keinen Zweifel - Alex liebte den 30. Stock.
Sie klopfte an die Tür des großen Konferenzraumes, der die ganze Breite des Gebäudes einnahm, und trat ein. Die Glasfenster reichten von der Decke bis zum Boden, die Sicht nach Osten über den East River nach Queens und Brooklyn war spektakulär. Obwohl sie schon einige Male hier gewesen war, war sie aufs Neue von dem gewaltigen Raum beeindruckt. Für eine Sekunde durchzuckte sie der Gedanke, dass man den Raum aus genau diesem Grund so gestaltet hatte. Er sollte beeindrucken und einschüchtern. Der komplette Vorstand saß versammelt um den großen, runden Tisch aus poliertem Wurzelholz, der wie die sagenumwobene Tafelrunde aus Camelot aus einem einzigen Stück gefertigt zu sein schien: Vincent Levy, der Präsident, Isaac Rubinstein, der Vizepräsident, Michael Friedman, der Finanzvorstand, Hugh Weinberg, der Chefanalyst, Francis Dayton-Smith, der Leiter der Rechtsabteilung, Ron Schellenbaum, der Vorstandssprecher, John Kwai, der Vorstand für Emerging Markets und Auslandsgeschäfte, sowie Zack, der Managing Director.
»Guten Tag«, sagte Alex und lächelte, »ich hoffe, ich habe mich nicht verspätet.«
Vincent Levy sprang auf und kam lächelnd auf sie zu.
»O nein, Alex«, er reichte ihr die Hand, »danke, dass Sie gekommen sind. Mir kam spontan die Idee, Sie zu unserer Sitzung zu bitten. Schließlich verdanken wir die erfreulichen Zahlen der letzten Monate zu einem nicht unerheblichen Teil Ihnen.«
Alex lächelte in die Runde, sah wohlwollende, aber auch prüfende Blicke. Aus Levy wurde sie nicht ganz klug. Hinter seinem geschmeidigen Gebaren verbarg sich ein eisenharter Kern. An der Wall Street brachte man es nicht mit Freundlichkeit und Zurückhaltung nach ganz oben. Sie nahm zwischen John Kwai und Zack Platz. Ihr Herz klopfte aufgeregt, als sie sich darüber bewusst wurde, dass sie sich wie eine Gleichberechtigte unter den mächtigsten Männern der Firma befand. So aufregend und befriedigend ihr Job auch war, ein fester Platz in dieser Runde war das nächste Ziel, das es anzusteuern galt. Levy sprach über die erfreuliche Entwicklung auf dem Gebiet der M & A, aber auch beim Devisen- und Aktienhandel und bei den Konsortialgeschäften mit vielversprechenden Dotcom-Unternehmen. Dann berichtete Hugh Weinberg über die Prognosen für die Zukunft. Levy hatte ihn von Prudential Securities abgeworben. Weinbergs Meinung wurde an der Wall Street wie kaum eine zweite beachtet, er war für seine treffsicheren Analysen und Prognosen bekannt und gefürchtet. Es erfüllte Alex mit Stolz, dass er eine so hohe Meinung von ihrer Arbeit hatte. Seiner Marktanalyse folgte Michael Friedman mit einem trockenen Bericht über Umsatz- und Gewinnzahlen aus dem vergangenen Quartal. Als Levy sich um halb sieben bei den Anwesenden bedankte und die Sitzung damit beendete, fragte Alex sich, weshalb man sie überhaupt hierhergebeten hatte. Sie erhob sich und wollte ebenfalls gehen, als Levy ihr ein Zeichen gab, zu warten.
»Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit bei uns, Alex«, begann er freundlich, als sie allein im Konferenzraum waren. »Hugh ist beeindruckt von Ihren profunden Marktkenntnissen. «
»Danke«, Alex lächelte abwartend. Das war schließlich ihr Job, dafür bezahlte man ihr zwei Millionen Dollar im Jahr. Was wollte er wirklich?
»Die Effektivität und der Erfolg Ihrer Arbeit sprechen eine deutliche Sprache«, fuhr der Präsident von LMI fort, »und wie Sie wissen, sind wir bereit, Erfolg zu honorieren.«
Sein Lächeln vertiefte sich.
»Wir dachten an einen Bonus von 150 000 Dollar, zuzüglich zu den üblichen Prämien.«
Es war ganz still in dem großen Raum. Alex glaubte, sich verhört zu haben.
»Das ist eine Menge Geld«, sie verbarg ihr Erstaunen und gab sich gelassen.
»In der Tat«, Levy lächelte auf eine gütige, väterliche Art, »aber Sie arbeiten 80 Stunden in der Woche und haben wirklich bemerkenswerte Ergebnisse vorzuweisen, und das in nicht einmal fünf Monaten! Diese Zeit benötigen andere, um sich überhaupt in einem neuen Unternehmen einzugewöhnen. Außerdem verdankt LMI Ihnen einen erstklassigen Ruf auf dem Gebiet der M & A. Wieso sollte sich die Firma dafür nicht bei Ihnen bedanken? «
»Oh«, Alex zuckte nicht mit der Wimper, »das ist aber wirklich ungeheuer großzügig.«
Sie hatte das Gefühl, dass sie vorsichtig sein musste. Woher diese Eingebung kam, konnte sie nicht sagen, aber das Gefühl war da.
»Ich möchte Ihnen ein Angebot machen«, sagte Levy, »hier, unter vier Augen. Nichts Schriftliches. Nennen wir es eine Abmachung. Natürlich könnte LMI Ihnen den Bonus in Form von Aktienoptionen geben, so, wie das allgemein üblich ist. Aber wir könnten Ihnen den Betrag auch bar, das heißt, hm, steuerfrei, auf ein Konto im Ausland einzahlen.«
Er lächelte harmlos und nicht so, als habe er ihr eben vorgeschlagen, Steuern zu hinterziehen.
»Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Alex. Aktienoptionen sind gut. Aber der Vorteil einer Barauszahlung, bei Ihrer Steuerklasse, liegt klar auf der Hand.«
Alex wusste nicht recht, ob ihr der Vorschlag gefiel, aber sie begriff allmählich, weshalb Levy sie heute hierhergebeten hatte. Er wollte ausloten, inwieweit sie bereit war, legale Grenzen zu überschreiten, und wie groß ihre moralischen Bedenken waren.
»Ein ganz klein wenig illegal, nicht wahr?«, sagte sie leichthin und lächelte.
»Illegal«, Levy lachte leise, »was für ein hässliches Wort. Im Übrigen, finden Sie nicht auch, dass Sie genug Steuern bezahlen? «
Alex nickte. Wenn irgendwo ein paar Investmentbanker zusammensaßen, wurde unablässig über mehr oder weniger legale Steuertricks gesprochen. Bei den hohen Gehältern, die in ihrer Branche gezahlt wurden, waren die steuerlichen Abzüge immens, und ein Konto auf den Bahamas, den Cayman Islands, in der Schweiz oder sonst wo war keine Ausnahme, sondern die Regel.
»Sie sagen St. John Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben «, sagte Levy freundlich, »aber das war ohnehin nur die eine Sache, die ich mit Ihnen besprechen wollte. Die andere ist die Selbständigkeit Ihrer Abteilung.«
»Ich dachte, Sie erwarten Eigeninitiative?« Alex war erstaunt.
»O ja, das tue ich auch«, versicherte Levy. »Verstehen Sie das bitte nicht als Kritik! Diskretion ist in Ihrem Job lebenswichtig. Und wir sind ja auch mehr als zufrieden. Aber vielleicht ist es Ihnen in Zukunft möglich, den Vorstand von geplanten Geschäften zu unterrichten, bevor Sie in erste Verhandlungen mit einem Kunden treten.«
Er machte eine Pause, um seine Worte auf Alex wirken zu lassen.
»Der Vorstand«, sagte er dann, »möchte gerne wissen, was in den einzelnen Abteilungen des Hauses vor sich geht. Das ist reines Interesse, keine Kontrolle. Die Entscheidungen treffen Sie wie bisher allein, nach Rücksprache mit Finanzvorstand und Rechtsabteilung.«
Alex sah Levy einen Augenblick an, dann nickte sie langsam. Sie wusste sehr genau, was man tun konnte, wenn man vor allen anderen Marktteilnehmern über bevorstehende Geschäfte informiert war. Wenn jemand in niedrig bewertete Aktien von übernahmebereiten Unternehmen investierte, bevor die Übernahmebereitschaft öffentlich bekannt wurde und dadurch die Kurse stiegen, konnte man eine Menge Geld verdienen. In wenige Worte gefasst bezeichnete man das als Insiderhandel, und es war als illegale Marktbeeinflussung so ungefähr das Verbotenste, was es überhaupt gab. Nicht umsonst gab es in Investmentfirmen die so genannte ›Chinesische Mauer‹, eine Informationssperre zwischen Händlern und Investmentbankern im eigenen Haus, damit vertrauliche Informationen nicht vorab genutzt werden konnten. Levy forderte sie mehr oder weniger auf, diese ›Chinesische Mauer‹ zu umgehen. Alex bemerkte, wie gespannt der Präsident von LMI auf ihre Antwort wartete, und sie beschloss, seinem Wunsch zu entsprechen.
»Das ist kein Problem«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
Ihr entging nicht der Ausdruck von Erleichterung, der nur für Bruchteile von Sekunden über Levys Gesicht huschte, bevor er wieder gütig lächelte.
»Großartig«, sagte er zufrieden, »ich wusste, dass wir uns verstehen. Ihr direkter Ansprechpartner ist Mr St. John.«
***
Zachary St. John, der zwar kein besonderes Gespür für das Bankgeschäft, sehr wohl aber für die Beurteilung des Machtgefüges an der Wall Street hatte, veranstaltete in regelmäßigen Abständen Partys in seiner Penthousewohnung in Battery Park City, zu der er immer die Leute einlud, die er für wichtig hielt. Alex war an diesem Abend zum ersten Mal eingeladen, und sie war mehr als gespannt darauf, wen sie dort treffen würde. Einladungen zu Zacks legendären Partys waren innerhalb der Wall-Street-Gemeinde heiß begehrt, denn bei feinstem Essen und dem teuersten französischen Champagner wurden wichtige Neuigkeiten ausgetauscht, Kontakte geknüpft und Deals eingefädelt. Eine ganze Weile hatte Alex überlegt, was sie anziehen sollte. Zuerst hatte sie an eines ihrer Business-Kostüme gedacht, die sie üblicherweise im Büro trug, aber schließlich hatte sie sich für ein sündhaft teures und knappes rotes Abendkleid von Versace entschieden. An diesem Abend würde sie allen zeigen, dass sie trotz ihrer Cleverness und Kaltblütigkeit vor allem eine Frau war. Es war halb zehn, als sie die Penthousewohnung betrat, und ihr blieb kurz die Luft weg, denn sie hatte bis dahin keine Ahnung gehabt, wie man in New York wohnen konnte, wenn man das nötige Kleingeld hatte. An die 200 Gäste verteilten sich auf luxuriösen 500 Quadratmetern, saßen und standen in Grüppchen herum und amüsierten sich bestens. Zack kam mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen auf sie zu, eine dicke Cohiba zwischen den Fingern, und begrüßte sie herzlich. Bewundernd musterte er ihr Kleid und ihre schlanken, wohlgeformten Beine, dann ließ er es sich nicht nehmen, ihr ein paar wichtige Leute vorzustellen. Natürlich war der gesamte Vorstand von LMI nebst Damen anwesend, aber auch eine Menge anderer Leute: Anwälte, Broker, Analysten und natürlich Investmentbanker aus allen Sparten. Alex' anfängliche Befangenheit schwand schnell, als sie spürte, wie selbstverständlich sie in diesen illustren Kreis aufgenommen wurde, ja, jedermann schien sich regelrecht darum zu reißen, mit ihr zu sprechen. Irgendwann tauchte Zack wieder auf, als sie gerade in ein Gespräch mit John Kwai und Hugh Weinberg vertieft war.
»Tut mir leid, dass ich euch unterbreche«, Zack nahm Alex am Arm, »ich bring sie euch gleich wieder.«
»Was ist los?«, fragte Alex erstaunt.
»Komm mit«, flüsterte Zack und grinste geheimnisvoll, »ich will dich einem sehr wichtigen Mann vorstellen.«
Sie folgte ihm gespannt durch das ganze Penthouse hinaus auf die riesige Dachterrasse. In gemütlichen Rattansesseln saßen hier ein paar Männer zusammen, tranken Cognac, rauchten die dicken Cohibas, die überall zum Zugreifen auslagen, und lachten. In dem Augenblick, als Alex die Terrasse betrat, wandte sich einer der Männer um und ihre Blicke trafen sich. Das Lachen auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Mannes erlosch. Er stellte sein Glas auf den niedrigen Tisch und stand auf.
»Wer ist das?«, raunte Alex in Zacks Ohr.
»Sergio Vitali. Du hast doch schon von ihm gehört, oder?«
Natürlich hatte sie das. Jeder in New York City kannte Sergio Vitali. Sein Gesicht war häufig genug im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen. Er war einer der mächtigsten Männer der Stadt, Bauunternehmer, Immobilientycoon und milliardenschwer, wenn man der Presse Glauben schenken durfte. Immer
Diese Ausgabe erscheint mit freundlicher Genehmigung des Prospero Verlags in der Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG
Alex Sontheim hatte den Wechsel von Morgan Stanley zu Levy Manhattan Investment noch keinen Tag bereut, und sie wusste, dass auch Vincent Levy das Angebot, das er ihr im Februar gemacht hatte, ebenfalls noch nicht bereut hatte. Mit einem Fixum von zwei Millionen Dollar jährlich plus Bonus und Provisionen gehörte Alex zu den bestbezahlten Investmentbankern der Stadt, aber sie hatte mit bereits drei aufsehenerregenden Deals die Zweifler im Vorstand von LMI zum Schweigen gebracht. Abgesehen vom finanziellen Gewinn war es vor allen Dingen die schlagartig gestiegene Reputation auf dem hart umkämpften Markt der Unternehmensfusionen, die Levy in einen wahren Begeisterungstaumel versetzt hatte. General Engines und auch United Brake Systems waren Blue Chips, und LMI hatte sie durch Alex erfolgreich vertreten. Im Journal wurde LMI als ernstzunehmende Konkurrenz für Merrill Lynch, Goldman, Sachs und Morgan Stanley auf dem Gebiet der M & A bezeichnet, und das war einzig und allein Alex' Verdienst. Sie hatte das richtige Gespür für den Markt, sie besaß den Scharfblick, die Kaltblütigkeit und die Erfahrung sowie die nötigen Verbindungen, um in diesem Geschäft an der Spitze des Feldes zu bestehen. Von ihrem Glasbüro im 14.Stock des LMI-Building hatte Alex einen phantastischen Ausblick über die Wolkenkratzer von Midtown Manhattan bis zum Empire State Building. Es war ein atemberaubender Anblick, der ihr immer wieder vor Augen führte, wie unglaublich weit sie in den letzten Jahren gekommen war. Alex lächelte zufrieden. Mit 35 Jahren war sie ganz oben angelangt. Sie spielte nun in der ersten Liga. Und das hatte sie ganz allein geschafft. Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Es war Zack, ihr ehemaliger Kollege von Franklin & Myers, derzeit Managing Director von LMI, dem sie ihren neuen Job mehr oder weniger verdankte. Er bat sie zu einer kurzfristig anberaumten Vorstandssitzung in den 30. Stock. Alex schloss den Laptop, ergriff ihre Aktentasche und durchquerte eilig den Handelsraum. Es war schon spät an einem Freitagnachmittag, und der große Raum, der üblicherweise vor Hektik brodelte, war bis auf eine Putzkolonne verwaist. Kurz nach Börsenschluss waren die Händler ins Wochenende entschwunden. Alex zog ihre Magnetkarte durch den Schlitz neben der Aufzugstür. Die Sicherheitsvorkehrungen bei LMI waren so drastisch wie im Pentagon, jede Benutzung der Magnetkarte wurde im Zentralrechner registriert. Während der Aufzug sie lautlos 16 Stockwerke höher trug, betrachtete Alex kritisch ihr Spiegelbild. Für eine Frau in ihrer Position war es ungleich schwerer als für einen Mann, von Kollegen und Geschäftspartnern akzeptiert und respektiert zu werden. Sie musste hart und unnachgiebig wie ein Mann sein, ohne dabei als Hyäne zu gelten. Diesen Drahtseilakt beherrschte Alex nach zwölf Jahren Wall Street jedoch perfekt. Sie lächelte ihrem Spiegelbild wohlwollend zu. Längst machte in dieser Stadt niemand mehr den Fehler, sie zu unterschätzen. Jemand hatte ihr einmal vorgeworfen, sie sei gefühlskalt und rücksichtslos, aber das hatte Alex als Kompliment gewertet. Sie musste so sein, um in dieser rauen Männerwelt bestehen zu können. Der Aufzug hielt mit einem leisen Läuten im 30. Stock, und Alex atmete tief durch. Sie ging den mahagonigetäfelten Flur entlang, an dessen Wänden raffiniert beleuchtete expressionistische Gemälde hingen, die unter Garantie echt und ein Vermögen wert waren. Die dicken Aubusson-Läufer auf dem rötlich glänzenden Marmor verschluckten ihre Schritte. Jeder Zentimeter der Einrichtung atmete Gediegenheit, Macht und Erfolg aus. Wer hier oben im 30. Stock saß, der hatte es geschafft. Alex lächelte. Eines nicht mehr so fernen Tages würde auch ihr Name an einer der Türen stehen, an denen sie vorbeiging. Es gab keinen Zweifel - Alex liebte den 30. Stock.
Sie klopfte an die Tür des großen Konferenzraumes, der die ganze Breite des Gebäudes einnahm, und trat ein. Die Glasfenster reichten von der Decke bis zum Boden, die Sicht nach Osten über den East River nach Queens und Brooklyn war spektakulär. Obwohl sie schon einige Male hier gewesen war, war sie aufs Neue von dem gewaltigen Raum beeindruckt. Für eine Sekunde durchzuckte sie der Gedanke, dass man den Raum aus genau diesem Grund so gestaltet hatte. Er sollte beeindrucken und einschüchtern. Der komplette Vorstand saß versammelt um den großen, runden Tisch aus poliertem Wurzelholz, der wie die sagenumwobene Tafelrunde aus Camelot aus einem einzigen Stück gefertigt zu sein schien: Vincent Levy, der Präsident, Isaac Rubinstein, der Vizepräsident, Michael Friedman, der Finanzvorstand, Hugh Weinberg, der Chefanalyst, Francis Dayton-Smith, der Leiter der Rechtsabteilung, Ron Schellenbaum, der Vorstandssprecher, John Kwai, der Vorstand für Emerging Markets und Auslandsgeschäfte, sowie Zack, der Managing Director.
»Guten Tag«, sagte Alex und lächelte, »ich hoffe, ich habe mich nicht verspätet.«
Vincent Levy sprang auf und kam lächelnd auf sie zu.
»O nein, Alex«, er reichte ihr die Hand, »danke, dass Sie gekommen sind. Mir kam spontan die Idee, Sie zu unserer Sitzung zu bitten. Schließlich verdanken wir die erfreulichen Zahlen der letzten Monate zu einem nicht unerheblichen Teil Ihnen.«
Alex lächelte in die Runde, sah wohlwollende, aber auch prüfende Blicke. Aus Levy wurde sie nicht ganz klug. Hinter seinem geschmeidigen Gebaren verbarg sich ein eisenharter Kern. An der Wall Street brachte man es nicht mit Freundlichkeit und Zurückhaltung nach ganz oben. Sie nahm zwischen John Kwai und Zack Platz. Ihr Herz klopfte aufgeregt, als sie sich darüber bewusst wurde, dass sie sich wie eine Gleichberechtigte unter den mächtigsten Männern der Firma befand. So aufregend und befriedigend ihr Job auch war, ein fester Platz in dieser Runde war das nächste Ziel, das es anzusteuern galt. Levy sprach über die erfreuliche Entwicklung auf dem Gebiet der M & A, aber auch beim Devisen- und Aktienhandel und bei den Konsortialgeschäften mit vielversprechenden Dotcom-Unternehmen. Dann berichtete Hugh Weinberg über die Prognosen für die Zukunft. Levy hatte ihn von Prudential Securities abgeworben. Weinbergs Meinung wurde an der Wall Street wie kaum eine zweite beachtet, er war für seine treffsicheren Analysen und Prognosen bekannt und gefürchtet. Es erfüllte Alex mit Stolz, dass er eine so hohe Meinung von ihrer Arbeit hatte. Seiner Marktanalyse folgte Michael Friedman mit einem trockenen Bericht über Umsatz- und Gewinnzahlen aus dem vergangenen Quartal. Als Levy sich um halb sieben bei den Anwesenden bedankte und die Sitzung damit beendete, fragte Alex sich, weshalb man sie überhaupt hierhergebeten hatte. Sie erhob sich und wollte ebenfalls gehen, als Levy ihr ein Zeichen gab, zu warten.
»Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit bei uns, Alex«, begann er freundlich, als sie allein im Konferenzraum waren. »Hugh ist beeindruckt von Ihren profunden Marktkenntnissen. «
»Danke«, Alex lächelte abwartend. Das war schließlich ihr Job, dafür bezahlte man ihr zwei Millionen Dollar im Jahr. Was wollte er wirklich?
»Die Effektivität und der Erfolg Ihrer Arbeit sprechen eine deutliche Sprache«, fuhr der Präsident von LMI fort, »und wie Sie wissen, sind wir bereit, Erfolg zu honorieren.«
Sein Lächeln vertiefte sich.
»Wir dachten an einen Bonus von 150 000 Dollar, zuzüglich zu den üblichen Prämien.«
Es war ganz still in dem großen Raum. Alex glaubte, sich verhört zu haben.
»Das ist eine Menge Geld«, sie verbarg ihr Erstaunen und gab sich gelassen.
»In der Tat«, Levy lächelte auf eine gütige, väterliche Art, »aber Sie arbeiten 80 Stunden in der Woche und haben wirklich bemerkenswerte Ergebnisse vorzuweisen, und das in nicht einmal fünf Monaten! Diese Zeit benötigen andere, um sich überhaupt in einem neuen Unternehmen einzugewöhnen. Außerdem verdankt LMI Ihnen einen erstklassigen Ruf auf dem Gebiet der M & A. Wieso sollte sich die Firma dafür nicht bei Ihnen bedanken? «
»Oh«, Alex zuckte nicht mit der Wimper, »das ist aber wirklich ungeheuer großzügig.«
Sie hatte das Gefühl, dass sie vorsichtig sein musste. Woher diese Eingebung kam, konnte sie nicht sagen, aber das Gefühl war da.
»Ich möchte Ihnen ein Angebot machen«, sagte Levy, »hier, unter vier Augen. Nichts Schriftliches. Nennen wir es eine Abmachung. Natürlich könnte LMI Ihnen den Bonus in Form von Aktienoptionen geben, so, wie das allgemein üblich ist. Aber wir könnten Ihnen den Betrag auch bar, das heißt, hm, steuerfrei, auf ein Konto im Ausland einzahlen.«
Er lächelte harmlos und nicht so, als habe er ihr eben vorgeschlagen, Steuern zu hinterziehen.
»Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Alex. Aktienoptionen sind gut. Aber der Vorteil einer Barauszahlung, bei Ihrer Steuerklasse, liegt klar auf der Hand.«
Alex wusste nicht recht, ob ihr der Vorschlag gefiel, aber sie begriff allmählich, weshalb Levy sie heute hierhergebeten hatte. Er wollte ausloten, inwieweit sie bereit war, legale Grenzen zu überschreiten, und wie groß ihre moralischen Bedenken waren.
»Ein ganz klein wenig illegal, nicht wahr?«, sagte sie leichthin und lächelte.
»Illegal«, Levy lachte leise, »was für ein hässliches Wort. Im Übrigen, finden Sie nicht auch, dass Sie genug Steuern bezahlen? «
Alex nickte. Wenn irgendwo ein paar Investmentbanker zusammensaßen, wurde unablässig über mehr oder weniger legale Steuertricks gesprochen. Bei den hohen Gehältern, die in ihrer Branche gezahlt wurden, waren die steuerlichen Abzüge immens, und ein Konto auf den Bahamas, den Cayman Islands, in der Schweiz oder sonst wo war keine Ausnahme, sondern die Regel.
»Sie sagen St. John Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben «, sagte Levy freundlich, »aber das war ohnehin nur die eine Sache, die ich mit Ihnen besprechen wollte. Die andere ist die Selbständigkeit Ihrer Abteilung.«
»Ich dachte, Sie erwarten Eigeninitiative?« Alex war erstaunt.
»O ja, das tue ich auch«, versicherte Levy. »Verstehen Sie das bitte nicht als Kritik! Diskretion ist in Ihrem Job lebenswichtig. Und wir sind ja auch mehr als zufrieden. Aber vielleicht ist es Ihnen in Zukunft möglich, den Vorstand von geplanten Geschäften zu unterrichten, bevor Sie in erste Verhandlungen mit einem Kunden treten.«
Er machte eine Pause, um seine Worte auf Alex wirken zu lassen.
»Der Vorstand«, sagte er dann, »möchte gerne wissen, was in den einzelnen Abteilungen des Hauses vor sich geht. Das ist reines Interesse, keine Kontrolle. Die Entscheidungen treffen Sie wie bisher allein, nach Rücksprache mit Finanzvorstand und Rechtsabteilung.«
Alex sah Levy einen Augenblick an, dann nickte sie langsam. Sie wusste sehr genau, was man tun konnte, wenn man vor allen anderen Marktteilnehmern über bevorstehende Geschäfte informiert war. Wenn jemand in niedrig bewertete Aktien von übernahmebereiten Unternehmen investierte, bevor die Übernahmebereitschaft öffentlich bekannt wurde und dadurch die Kurse stiegen, konnte man eine Menge Geld verdienen. In wenige Worte gefasst bezeichnete man das als Insiderhandel, und es war als illegale Marktbeeinflussung so ungefähr das Verbotenste, was es überhaupt gab. Nicht umsonst gab es in Investmentfirmen die so genannte ›Chinesische Mauer‹, eine Informationssperre zwischen Händlern und Investmentbankern im eigenen Haus, damit vertrauliche Informationen nicht vorab genutzt werden konnten. Levy forderte sie mehr oder weniger auf, diese ›Chinesische Mauer‹ zu umgehen. Alex bemerkte, wie gespannt der Präsident von LMI auf ihre Antwort wartete, und sie beschloss, seinem Wunsch zu entsprechen.
»Das ist kein Problem«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
Ihr entging nicht der Ausdruck von Erleichterung, der nur für Bruchteile von Sekunden über Levys Gesicht huschte, bevor er wieder gütig lächelte.
»Großartig«, sagte er zufrieden, »ich wusste, dass wir uns verstehen. Ihr direkter Ansprechpartner ist Mr St. John.«
***
Zachary St. John, der zwar kein besonderes Gespür für das Bankgeschäft, sehr wohl aber für die Beurteilung des Machtgefüges an der Wall Street hatte, veranstaltete in regelmäßigen Abständen Partys in seiner Penthousewohnung in Battery Park City, zu der er immer die Leute einlud, die er für wichtig hielt. Alex war an diesem Abend zum ersten Mal eingeladen, und sie war mehr als gespannt darauf, wen sie dort treffen würde. Einladungen zu Zacks legendären Partys waren innerhalb der Wall-Street-Gemeinde heiß begehrt, denn bei feinstem Essen und dem teuersten französischen Champagner wurden wichtige Neuigkeiten ausgetauscht, Kontakte geknüpft und Deals eingefädelt. Eine ganze Weile hatte Alex überlegt, was sie anziehen sollte. Zuerst hatte sie an eines ihrer Business-Kostüme gedacht, die sie üblicherweise im Büro trug, aber schließlich hatte sie sich für ein sündhaft teures und knappes rotes Abendkleid von Versace entschieden. An diesem Abend würde sie allen zeigen, dass sie trotz ihrer Cleverness und Kaltblütigkeit vor allem eine Frau war. Es war halb zehn, als sie die Penthousewohnung betrat, und ihr blieb kurz die Luft weg, denn sie hatte bis dahin keine Ahnung gehabt, wie man in New York wohnen konnte, wenn man das nötige Kleingeld hatte. An die 200 Gäste verteilten sich auf luxuriösen 500 Quadratmetern, saßen und standen in Grüppchen herum und amüsierten sich bestens. Zack kam mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen auf sie zu, eine dicke Cohiba zwischen den Fingern, und begrüßte sie herzlich. Bewundernd musterte er ihr Kleid und ihre schlanken, wohlgeformten Beine, dann ließ er es sich nicht nehmen, ihr ein paar wichtige Leute vorzustellen. Natürlich war der gesamte Vorstand von LMI nebst Damen anwesend, aber auch eine Menge anderer Leute: Anwälte, Broker, Analysten und natürlich Investmentbanker aus allen Sparten. Alex' anfängliche Befangenheit schwand schnell, als sie spürte, wie selbstverständlich sie in diesen illustren Kreis aufgenommen wurde, ja, jedermann schien sich regelrecht darum zu reißen, mit ihr zu sprechen. Irgendwann tauchte Zack wieder auf, als sie gerade in ein Gespräch mit John Kwai und Hugh Weinberg vertieft war.
»Tut mir leid, dass ich euch unterbreche«, Zack nahm Alex am Arm, »ich bring sie euch gleich wieder.«
»Was ist los?«, fragte Alex erstaunt.
»Komm mit«, flüsterte Zack und grinste geheimnisvoll, »ich will dich einem sehr wichtigen Mann vorstellen.«
Sie folgte ihm gespannt durch das ganze Penthouse hinaus auf die riesige Dachterrasse. In gemütlichen Rattansesseln saßen hier ein paar Männer zusammen, tranken Cognac, rauchten die dicken Cohibas, die überall zum Zugreifen auslagen, und lachten. In dem Augenblick, als Alex die Terrasse betrat, wandte sich einer der Männer um und ihre Blicke trafen sich. Das Lachen auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Mannes erlosch. Er stellte sein Glas auf den niedrigen Tisch und stand auf.
»Wer ist das?«, raunte Alex in Zacks Ohr.
»Sergio Vitali. Du hast doch schon von ihm gehört, oder?«
Natürlich hatte sie das. Jeder in New York City kannte Sergio Vitali. Sein Gesicht war häufig genug im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen. Er war einer der mächtigsten Männer der Stadt, Bauunternehmer, Immobilientycoon und milliardenschwer, wenn man der Presse Glauben schenken durfte. Immer
Diese Ausgabe erscheint mit freundlicher Genehmigung des Prospero Verlags in der Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG
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Autoren-Porträt von Nele Neuhaus
Nele Neuhaus lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits genauso lange. Ihre Krimis um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff machten sie zu einer der meistgelesenen deutschen Krimiautorinnen und auch international berühmt: Ihre Romane wurden bisher in zwölf Sprachen übersetzt. Bibliographische Angaben
- Autor: Nele Neuhaus
- 2012, 23. Aufl., 672 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548284795
- ISBN-13: 9783548284798
- Erscheinungsdatum: 09.03.2012
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