Verfolgter Unglaube
Atheismus und gesellschaftliche Exklusion in historischer Perspektive
Menschen, die die Existenz eines Gottes verneinen, sahen sich in der gesamten Geschichte Europas Verfolgungen ausgesetzt. Atheismus war hier vor allem eine Konfrontation mit der christlichen Lehre. Angesichts zunehmender weltweiter Verfolgung...
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Produktinformationen zu „Verfolgter Unglaube “
Menschen, die die Existenz eines Gottes verneinen, sahen sich in der gesamten Geschichte Europas Verfolgungen ausgesetzt. Atheismus war hier vor allem eine Konfrontation mit der christlichen Lehre. Angesichts zunehmender weltweiter Verfolgung nichtreligiöser Menschen in der Gegenwart wirft dieser interdisziplinär und interepochal ausgerichtete Band den Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Atheismus zwischen dem Mittelalter und dem 20. Jahrhundert.
Wo liegen die Wurzeln der Diffamierung von "Gottlosen"? Gab es theologische oder juristische Grundlagen, "Gottesleugner " zu verurteilen und zu bestrafen? Welche Formen der sozialen Exklusion übte man aus? Wie reagierten die Betroffenen auf die Prozesse, die Verbrennung ihrer Schriften und den Entzug ihrer Rechtsfähigkeit? Und wie gingen die Gesellschaften außerhalb Europas, etwa in Indien oder Ostasien, mit dem Thema Unglauben um?
Wo liegen die Wurzeln der Diffamierung von "Gottlosen"? Gab es theologische oder juristische Grundlagen, "Gottesleugner " zu verurteilen und zu bestrafen? Welche Formen der sozialen Exklusion übte man aus? Wie reagierten die Betroffenen auf die Prozesse, die Verbrennung ihrer Schriften und den Entzug ihrer Rechtsfähigkeit? Und wie gingen die Gesellschaften außerhalb Europas, etwa in Indien oder Ostasien, mit dem Thema Unglauben um?
Klappentext zu „Verfolgter Unglaube “
Menschen, die die Existenz eines Gottes verneinen, sahen sich in der gesamten Geschichte Europas Verfolgungen ausgesetzt. Atheismus war hier vor allem eine Konfrontation mit der christlichen Lehre. Angesichts zunehmender weltweiter Verfolgung nichtreligiöser Menschen in der Gegenwart wirft dieser interdisziplinär und interepochal ausgerichtete Band den Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Atheismus zwischen dem Mittelalter und dem 20. Jahrhundert.Wo liegen die Wurzeln der Diffamierung von "Gottlosen"? Gab es theologische oder juristische Grundlagen, "Gottesleugner " zu verurteilen und zu bestrafen? Welche Formen der sozialen Exklusion übte man aus? Wie reagierten die Betroffenen auf die Prozesse, die Verbrennung ihrer Schriften und den Entzug ihrer Rechtsfähigkeit? Und wie gingen die Gesellschaften außerhalb Europas, etwa in Indien oder Ostasien, mit dem Thema Unglauben um?
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Verfolgter Unglaube “
EinführungSusan Richter(unter Mitarbeit von Lukas Müller und Maike Wendland)Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und säkularer Staat, in dem das Prinzip freier Meinungsäußerung herrscht und durch die Verfassung (Artikel 5, Absatz 1 des Deutschen Grundgesetzes) geschützt ist. Somit ist auch das Bekenntnis, frei von einem Glauben an eine göttliche bzw. übernatürlich gedachte Macht zu sein, eine persönliche Angelegenheit. In einigen Teilen der Welt ist Nichtreligiosität, Religionslosigkeit bzw. Atheismus jedoch eine Straftat und Anlass zur Verfolgung. Internationale Presseberichte der letzten Jahre verweisen darauf, dass die Diffamierung und aktive Verfolgung von "Gottlosen" tatsächlich eher zu- als abgenommen hat. Indonesien ist ein solches Beispiel. Es handelt sich um einen Staat mit verfassungsrechtlich erklärter Religionstoleranz. Dennoch ist es vorgeschrieben, sich zu einer der sechs anerkannten Religionen zu bekennen. Unglaube und die daraus folgende Entehrung der sechs akzeptierten Glaubensrichtungen wird als Straftatbestand eingeschätzt. The Strait Times aus Singapur berichtete im Februar 2012 in ihrem Artikel "Is Atheism illegal in Indonesia? Not believing in God has serious consequences in usually plural Indonesia" über den Umgang mit einem Facebook-Post unter dem Titel "God doesn't exist".Dem Autor des Posts wurde von der aufgebrachten Menge seines Umfeldes nicht nur Gewalt angedroht, sondern er wurde als Reaktion der Behörden "zu seinem Schutz" in Haft genommen, wegen Blasphemie angeklagt und zuletzt auf Grundlage des Electronic Information and Transaction Law (I.T.E.) mit der Begründung "trying to incite religious hatred" von einem Gericht in Padang zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Für Indonesien gilt: "Atheism is a violation of the state ideology". Die Artikulation von Unglauben im öffentlichen Raum ist daher problematisch, gefährlich und strafbar. In öffentlichen Foren schreiben Atheisten deshalb nur unter Pseudonymen, um
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nicht verfolgt zu werden. Der Administrator der Facebook-Gruppe: "You Ask Atheists Answer" erhielt mehrfach Morddrohungen, ohne als bekennender Atheist darauf zählen zu können, von der Regierung vor Übergriffen beschützt zu werden.Ähnliches findet sich im Nachbarland Malaysia: Die Zeitung The Australian berichtete am 14. August 2017 in ihrem Artikel "State hunts down atheist in Malays", die malaysische Regierung habe angekündigt, Atheisten zu jagen und die Verbreitung von Gottlosigkeit zu bestrafen. Im Zuge der Generierung von Wählerstimmen zielte die Regierung gemäß dem Artikel darauf, sich als "Defender of the faith" darzustellen. Interessanterweise wurde hier von der Regierung Malaysias ein sehr alter, schon im 16. Jahrhundert Henry VIII (1491-1547) und seinen Nachfolgern wie Edward VI (1537-1553) vom Parlament verliehener Titel (zur Verteidigung des anglikanischen Glaubens) aus der englischen Königstitulatur und damit der ehemaligen Kolonialmacht bemüht, wenn auch nun muslimisch umgedeutet. Shahidan Kassim, ein ranghoher Mitarbeiter im Prime Minister's Department begründete das geplante Vorgehen seiner Regierung: "Atheism is against the Malaysian constitution. Which enshrines a belief in god". Atheisten können im schlimmsten Fall über das Sharia-Gesetz angeklagt und der Apostasie für schuldig befunden werden. Nicht unüblich ist es laut Artikel, dass Atheisten ihre Ansichten auch gegenüber der eigenen Familie verstecken, dass sie nach einem Outing von ihrem Umfeld angehalten werden, ihren "Glauben zu reparieren", dass ihre Social-Media-Accounts geschlossen werden oder sie aufgefordert werden, sich in sogenannte islamic rehabilitation centres zu begeben. Viele Betroffene berichten, dass sie Medikamente einnehmen, um mit den Situationen von Diffamierung und Verfolgung leben zu können.Die Situation in Indien, Bangladesch, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten ist ähnlich. In Ägypten wurde am 10. Januar 2015 ein Minderjähriger wegen eines a
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Inhaltsverzeichnis zu „Verfolgter Unglaube “
InhaltEinführung 7Susan Richter(unter Mitarbeit von Lukas Müller und Maike Wendland)Religiöse Normierung und Verfolgung von Atheismus, Unglaube und Nichtreligion als blinder Fleck in unserer Sicht auf Religion 23Petra KlugI. Diffamierung und Verfolgung von Atheisten im Mittelalter und in der Frühen NeuzeitVerfolgte und geächtete Atheisten. Konzeptionen von Nichtglaubenim Mittelalter und die moderne Verfolgungsthese 45Dorothea Welteckew"dy, dy an got nicht gelaubent" - Eine Spurensuche in der Lebenswirklichkeit des hohen und späten Mittelalters 63Peter DinzelbacherModerne Kirchenkritik oder diabolische "Atheisterey"? - Das Testament des Studenten Joachim Gerhard Ram im Spiegel der theologischen Reaktion Georg Schimmers (1688) 93Hanna StrehlauAtheismus als Altlast? - Der Lebensbericht eines jungen Konvertiten vor der römischen Inquisition im Jahr 1707 109Albrecht BurkardtRechtliche Voraussetzungen für gesellschaftliche Exklusion von Ungläubigen in Frankreich im 18. Jahrhundert - Das Beispiel Julien Offray de La Mettrie 145Susan Richter"Beweis, daß der Atheismus keineswegs eine gefährliche Lehre sei" - Fichte, Forberg und der Atheismusstreit 177Kai GräfII. Diffamierung und Verfolgung von Atheisten im Kontext von Medien und KunstDer Konfuzianismus im Japan der Frühen Neuzeit zwischen atheistischer Orthodoxie und verfolgtem Unglauben 207Hans Martin KrämerFeinde der christlichen Monarchie - Atheismus und die Whigs in der englischen Oper Albion and Albanius (1685) 229David ReißfelderPoetische Scheiterhaufen - Der Atheist als Feindbild in Gedichten des 17. Jahrhunderts 257Björn SpiekermannDer Atheismus ist männlich, nackt und schön - Analyse eines neuen Darstellungsphänomens in der Französischen Revolution 287Susan Richter"... und einen Teufel gibt es nicht in unserer Republik!" - Aberglaube, Religion und Atheismus im Weltanschauungsdiskurs der Deutschen Demokratischen Republik 321Anja KirschIst Prosadichtung eine Verschwörung gegen den heiligen Koran? - Der Vorwurf der
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Häresie gegen einen gläubigen Dichter im zeitgenössischen Ägypten 349Samuli SchielkeAutorinnen und Autoren 373Register 376
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Autoren-Porträt
Susan Richter ist Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Kiel.
Bibliographische Angaben
- 2018, 380 Seiten, Maße: 14,1 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Susan Richter
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593390604
- ISBN-13: 9783593390604
- Erscheinungsdatum: 06.09.2018
Pressezitat
"Was Nichtreligiöse und Ungläubige zwischen dem 12. und 21. Jahrhundert weltweit an Verfolgung und Ausgrenzung erlitten und immer noch erleiden, beschreiben die Aufsätze dieses Tagungsbands in vielen Facetten." Michael Roesler-Graichen, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 23.08.2018
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