Verfressen, sauschnell, unkaputtbar.
Das phantastische Leben der Kakerlaken
'Ein Hotel, spätnachts: Hannes Sprado hat eine einprägsame Begegnung mit Kakerlaken! Plötzlich tauchen sie auf und rennen quer durchs Zimmer. Als er endlich eine erwischt, kann er sie selbst mit roher Gewalt nicht außer Gefecht setzen. Sprado entwickelt...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Verfressen, sauschnell, unkaputtbar. “
'Ein Hotel, spätnachts: Hannes Sprado hat eine einprägsame Begegnung mit Kakerlaken! Plötzlich tauchen sie auf und rennen quer durchs Zimmer. Als er endlich eine erwischt, kann er sie selbst mit roher Gewalt nicht außer Gefecht setzen. Sprado entwickelt immer mehr Respekt für diese Tiere. Denn Kakerlaken sind DAS Erfolgsmodell der Evolution. In 350 Millionen Jahren haben sie sich weder von Eiszeiten noch von Meteoriten beeindrucken lassen. Sie finden Nahrung in allem, was sie umgibt, und würden als Einzige einen Atomschlag überleben. Die amüsante Geschichte einer faszinierenden Spezies.
Klappentext zu „Verfressen, sauschnell, unkaputtbar. “
Ein Hotel, spätnachts: Hannes Sprado hat eine einprägsame Begegnung - mit Kakerlaken! Plötzlich tauchen sie auf und rennen quer durchs Zimmer. Als er endlich eine erwischt, kann er sie selbst mit roher Gewalt nicht außer Gefecht setzen. Sprado entwickelt immer mehr Respekt für diese Tiere. Denn Kakerlaken sind DAS Erfolgsmodell der Evolution. In 350 Millionen Jahren haben sie sich weder von Eiszeiten noch von Meteoriten beeindrucken lassen. Sie finden Nahrung in allem, was sie umgibt, und würden als Einzige einen Atomschlag überleben. Die amüsante Geschichte einer faszinierenden Spezies.
Lese-Probe zu „Verfressen, sauschnell, unkaputtbar. “
Verfressen, sauschnell, unkaputtbar - Das phantastische Leben der Kakerlaken von Hannes SpradoFreunde fürs Leben - oder?
Eine prägende Begegnung
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Ich nannte sie Paula. Wir lernten uns in einem Hotelzimmer in Manhattan kennen, im 37. Stock, mit Blick auf den Hudson River. Sie kam allein, spätabends, so gegen 23.30 Uhr hörte ich sie. Ein Rascheln drang - ich lag seit fünf Minuten jetlagmüde im Dunkeln - aus einiger Entfernung zu meinem Bett herauf.
Ich knipste das Licht an, um dem seltsamen Geräusch auf die Spur zu kommen. Und da sah ich sie.
Dass mich ihr Anblick vom ersten Moment an begeistert hat, kann ich nicht sagen, denn sie war beinahe so breit wie lang und überdies schmutzigbraun. Ihre Größe schätzte ich auf drei mal drei Zentimeter. In dem winzigen Raum kam sie mir gigantisch vor. Sie wirkte auf dreiste Weise ungehemmt, als gehörte ihr das ganze Zimmer.
Die plötzliche Helligkeit machte ihr Beine. Sie rannte über den knöcheltiefen Teppichboden, dicht an der Fußleiste entlang, überwand mühelos das Kabelgewirr von Fernseher, Minibar und Stehleuchte, quetschte sich unter den Schrank - und war verschwunden.
Paula war die erste Kakerlake, die ich zu sehen bekam. Doch in jener ersten Nacht war ich noch nicht bereit, ohne Weiteres das Zimmer mit ihr zu teilen. Also griff ich nach einem Joggingschuh (Größe 43, grobes Profil), knipste die Nachttischlampe aus, zählte bis sechzig und knipste dann die Deckenlampe an, deren greller Lichtschein schlagartig alles überflutete.
Während der Lampenfinsternis hatte Paula ihr Versteck verlassen und befand sich nun auf halber Strecke zur Tür. Ich sprang vom Bett, stellte sie vor der Mauerritze, die sie ansteuerte - und schlug zu. Dreimal, mit voller Wucht, in schneller Folge.
Sie hatte keine Chance. Davon war ich überzeugt. Tief eingedrückt in den Teppichflor fand sie ihre letzte Ruhe.
Es vergingen drei Sekunden. Dann rappelte sie sich wieder auf, und bevor ich erneut rabiat werden konnte, war sie weg, abgetaucht in ein für mich unsichtbares Loch zwischen Wand und Boden.
Mit angefachtem Interesse wurde mir klar, dass ich zu härteren Waffen greifen musste, um dieses Insekt für immer plattzumachen. In der Schublade des Nachttisches fand ich eine schwere, großformatige Bibel. Diese schien mir das geeignete Instrument zu sein. Kaum kniete ich auf dem Boden, den Folianten in beiden Händen hoch über dem Kopf, streckte Paula ihre Fühler aus dem Versteck und tastete sich vorwärts. Ihre Fühler schwangen hin und her. Die Signale, die sie empfing, müssen vielversprechend gewesen sein, denn im nächsten Augenblick peilte sie die Düsternis unter dem Bett an und schoss los. Ein verhängnisvoller Fehler: Das volle Gewicht der Bibel, geschätzte zwei Kilo, zermalmte sie auf halbem Weg.
Um absolut sicherzugehen, dass es diesmal keine Überlebenden gab, stellte ich mich (geschätzte 70 Kilo) mit beiden Füßen auf das Buch der Bücher und sprang einige Male darauf herum.
Nach allen Regeln der Insektenjagd hätte von der Gejagten mit ihren geschätzten drei Gramm Kampfgewicht nicht mehr übrig sein dürfen als ein schmutzigbrauner Klumpen. Gespannt schaute ich nach - und fand meine Vermutung auf den ersten Blick bestätigt: Toter ging es nicht.
Dann sah ich genauer hin. Tatsächlich: Der Klumpen bewegte sich!
Ich holte tief Luft und hob die Bibel zum finalen Schlag. Doch Paulas Beine hatten den Angriff in allerbester Verfassung überstanden. Blitzschnell krabbelte sie davon, noch ehe ich meine heilige Waffe auf sie niedersausen lassen konnte - zurück in das bewährte Versteck, aus dem sie eben gekommen war. Bevor sie endgültig darin verschwand, hielt sie für einen Sekundenbruchteil inne.
Ich schwöre, sie hat gegrinst.
Daraufhin gelangte ich zu der Überzeugung, dass Paula es verdiente, mit dem Leben davonzukommen. Ich war schließlich in New York. Was sind da schon sechs Nächte mit einer Kakerlake?
Einigermaßen entspannt legte ich mich wieder hin.
Bis ich im Halbschlaf die vertraute Stimme eines Freundes hörte, der seit acht Jahren in Manhattan lebte und nun aus weiter Ferne in mein Ohr flüsterte: »Mit jeder Kakerlake, die du siehst, sind zwanzig andere bereits verschwunden.«
Ich schreckte hoch. Das bedeutete, ich teilte mein Zimmer (geschätzte neun Quadratmeter) mit 60 Gramm Kakerlake.
Biologen sprechen in solchen Fällen von einer stabilen Population.
Als ich am nächsten Morgen aus schweren Träumen erwachte, kam mir Paula wieder in den Sinn - und verschwand von dort auch nicht mehr. Irgendwie hatte sie es verdient, dass ich mich ihr näher widmete. Daher ging ich - die Geschichte trug sich im dunklen Zeit alter vor dem Internet zu - in die Public Library an der 5th Avenue, um mehr über sie und die anderen Zimmer - genossen meiner nächsten Tage zu erfahren.
Nachdem ich einer älteren Bibliothekarin erklärt hatte, worum es ging, versorgte sie mich mit Lektüre. Sie hatte pechschwarze Augen und ebensolche Augenbrauen in einem kalkweißen Gesicht. Als sie die Bücher vor mich hinlegte, zog sie besagte Augenbrauen hoch und legte ihre Stirn in krause Falten. Dabei fiel mir auf, dass aus jeder Braue ein überlanges Härchen herausragte. Wie Fühler. Mein Blick fiel auf das Namensschild an ihrem blauen Poloshirt. Die freundliche Dame hieß Paula.
»Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum wir uns vor den Viechern fürchten sollten«, eröffnete sie mir.
Sie schien sich nicht im Geringsten über mein absonderliches Interesse zu wundern. »Sie sind klein. Sie sind nicht giftig. Wir können sie jederzeit zerquetschen. Ich meine, was kann Ihnen eine Kakerlake im schlimmsten Fall schon antun?«
Ich sagte, ich hätte keine Angst. Wie sie darauf komme?
Ich nahm die Bücher, suchte mir einen ruhigen Platz, knipste die Tischleuchte an und begann zu lesen. Nach ein paar Stunden emsiger Lektüre war ich über die wichtigsten Basics im Bilde:
Es gibt mehr als 500 000 Arten von Insekten. Millionen Jahre lebten sie allein mit Pflanzen und anderen Tieren auf der Erde. Dann kam der Mensch. Seitdem tobt ein Machtkampf - auch zwischen Mensch und Kakerlake. Und der ist noch lange nicht entschieden.
© Ullstein TB (Verlag)
Ich nannte sie Paula. Wir lernten uns in einem Hotelzimmer in Manhattan kennen, im 37. Stock, mit Blick auf den Hudson River. Sie kam allein, spätabends, so gegen 23.30 Uhr hörte ich sie. Ein Rascheln drang - ich lag seit fünf Minuten jetlagmüde im Dunkeln - aus einiger Entfernung zu meinem Bett herauf.
Ich knipste das Licht an, um dem seltsamen Geräusch auf die Spur zu kommen. Und da sah ich sie.
Dass mich ihr Anblick vom ersten Moment an begeistert hat, kann ich nicht sagen, denn sie war beinahe so breit wie lang und überdies schmutzigbraun. Ihre Größe schätzte ich auf drei mal drei Zentimeter. In dem winzigen Raum kam sie mir gigantisch vor. Sie wirkte auf dreiste Weise ungehemmt, als gehörte ihr das ganze Zimmer.
Die plötzliche Helligkeit machte ihr Beine. Sie rannte über den knöcheltiefen Teppichboden, dicht an der Fußleiste entlang, überwand mühelos das Kabelgewirr von Fernseher, Minibar und Stehleuchte, quetschte sich unter den Schrank - und war verschwunden.
Paula war die erste Kakerlake, die ich zu sehen bekam. Doch in jener ersten Nacht war ich noch nicht bereit, ohne Weiteres das Zimmer mit ihr zu teilen. Also griff ich nach einem Joggingschuh (Größe 43, grobes Profil), knipste die Nachttischlampe aus, zählte bis sechzig und knipste dann die Deckenlampe an, deren greller Lichtschein schlagartig alles überflutete.
Während der Lampenfinsternis hatte Paula ihr Versteck verlassen und befand sich nun auf halber Strecke zur Tür. Ich sprang vom Bett, stellte sie vor der Mauerritze, die sie ansteuerte - und schlug zu. Dreimal, mit voller Wucht, in schneller Folge.
Sie hatte keine Chance. Davon war ich überzeugt. Tief eingedrückt in den Teppichflor fand sie ihre letzte Ruhe.
Es vergingen drei Sekunden. Dann rappelte sie sich wieder auf, und bevor ich erneut rabiat werden konnte, war sie weg, abgetaucht in ein für mich unsichtbares Loch zwischen Wand und Boden.
Mit angefachtem Interesse wurde mir klar, dass ich zu härteren Waffen greifen musste, um dieses Insekt für immer plattzumachen. In der Schublade des Nachttisches fand ich eine schwere, großformatige Bibel. Diese schien mir das geeignete Instrument zu sein. Kaum kniete ich auf dem Boden, den Folianten in beiden Händen hoch über dem Kopf, streckte Paula ihre Fühler aus dem Versteck und tastete sich vorwärts. Ihre Fühler schwangen hin und her. Die Signale, die sie empfing, müssen vielversprechend gewesen sein, denn im nächsten Augenblick peilte sie die Düsternis unter dem Bett an und schoss los. Ein verhängnisvoller Fehler: Das volle Gewicht der Bibel, geschätzte zwei Kilo, zermalmte sie auf halbem Weg.
Um absolut sicherzugehen, dass es diesmal keine Überlebenden gab, stellte ich mich (geschätzte 70 Kilo) mit beiden Füßen auf das Buch der Bücher und sprang einige Male darauf herum.
Nach allen Regeln der Insektenjagd hätte von der Gejagten mit ihren geschätzten drei Gramm Kampfgewicht nicht mehr übrig sein dürfen als ein schmutzigbrauner Klumpen. Gespannt schaute ich nach - und fand meine Vermutung auf den ersten Blick bestätigt: Toter ging es nicht.
Dann sah ich genauer hin. Tatsächlich: Der Klumpen bewegte sich!
Ich holte tief Luft und hob die Bibel zum finalen Schlag. Doch Paulas Beine hatten den Angriff in allerbester Verfassung überstanden. Blitzschnell krabbelte sie davon, noch ehe ich meine heilige Waffe auf sie niedersausen lassen konnte - zurück in das bewährte Versteck, aus dem sie eben gekommen war. Bevor sie endgültig darin verschwand, hielt sie für einen Sekundenbruchteil inne.
Ich schwöre, sie hat gegrinst.
Daraufhin gelangte ich zu der Überzeugung, dass Paula es verdiente, mit dem Leben davonzukommen. Ich war schließlich in New York. Was sind da schon sechs Nächte mit einer Kakerlake?
Einigermaßen entspannt legte ich mich wieder hin.
Bis ich im Halbschlaf die vertraute Stimme eines Freundes hörte, der seit acht Jahren in Manhattan lebte und nun aus weiter Ferne in mein Ohr flüsterte: »Mit jeder Kakerlake, die du siehst, sind zwanzig andere bereits verschwunden.«
Ich schreckte hoch. Das bedeutete, ich teilte mein Zimmer (geschätzte neun Quadratmeter) mit 60 Gramm Kakerlake.
Biologen sprechen in solchen Fällen von einer stabilen Population.
Als ich am nächsten Morgen aus schweren Träumen erwachte, kam mir Paula wieder in den Sinn - und verschwand von dort auch nicht mehr. Irgendwie hatte sie es verdient, dass ich mich ihr näher widmete. Daher ging ich - die Geschichte trug sich im dunklen Zeit alter vor dem Internet zu - in die Public Library an der 5th Avenue, um mehr über sie und die anderen Zimmer - genossen meiner nächsten Tage zu erfahren.
Nachdem ich einer älteren Bibliothekarin erklärt hatte, worum es ging, versorgte sie mich mit Lektüre. Sie hatte pechschwarze Augen und ebensolche Augenbrauen in einem kalkweißen Gesicht. Als sie die Bücher vor mich hinlegte, zog sie besagte Augenbrauen hoch und legte ihre Stirn in krause Falten. Dabei fiel mir auf, dass aus jeder Braue ein überlanges Härchen herausragte. Wie Fühler. Mein Blick fiel auf das Namensschild an ihrem blauen Poloshirt. Die freundliche Dame hieß Paula.
»Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum wir uns vor den Viechern fürchten sollten«, eröffnete sie mir.
Sie schien sich nicht im Geringsten über mein absonderliches Interesse zu wundern. »Sie sind klein. Sie sind nicht giftig. Wir können sie jederzeit zerquetschen. Ich meine, was kann Ihnen eine Kakerlake im schlimmsten Fall schon antun?«
Ich sagte, ich hätte keine Angst. Wie sie darauf komme?
Ich nahm die Bücher, suchte mir einen ruhigen Platz, knipste die Tischleuchte an und begann zu lesen. Nach ein paar Stunden emsiger Lektüre war ich über die wichtigsten Basics im Bilde:
Es gibt mehr als 500 000 Arten von Insekten. Millionen Jahre lebten sie allein mit Pflanzen und anderen Tieren auf der Erde. Dann kam der Mensch. Seitdem tobt ein Machtkampf - auch zwischen Mensch und Kakerlake. Und der ist noch lange nicht entschieden.
© Ullstein TB (Verlag)
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Autoren-Porträt von Hannes Sprado
Hannes Sprado, 1956 geboren, war Redakteur und Chefredakteur mehrerer Zeitschriften. Seit 2006 ist er Herausgeber der P.M.-Zeitschriftengruppe. Er lebt mit seiner Familie in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hannes Sprado
- 2012, 192 Seiten, Maße: 12 x 18,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548374131
- ISBN-13: 9783548374130
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