Verlockung der Leidenschaft
Roman. Deutsche Erstausgabe
Sinnlich, sündig, supersexy!
Lady Cecily Francis ist Lord Dury versprochen, doch nach ihrer ersten Begegnung mit dem wilden Earl of Augustine, beginnt sie von einem aufregenderen Leben zu träumen - an der Seite des skandalösen...
Lady Cecily Francis ist Lord Dury versprochen, doch nach ihrer ersten Begegnung mit dem wilden Earl of Augustine, beginnt sie von einem aufregenderen Leben zu träumen - an der Seite des skandalösen...
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Produktinformationen zu „Verlockung der Leidenschaft “
Sinnlich, sündig, supersexy!
Lady Cecily Francis ist Lord Dury versprochen, doch nach ihrer ersten Begegnung mit dem wilden Earl of Augustine, beginnt sie von einem aufregenderen Leben zu träumen - an der Seite des skandalösen Amerikaners, über den ganz London flüstert. Jonathan will eigentlich nur seine Angelegenheiten in England regeln und so schnell wie möglich nach Amerika zurückkehren. Doch als ihm die charmante Cecily in die Quere kommt, werden plötzlich ganz andere Wünsche ihn ihm wach ...
Lady Cecily Francis ist Lord Dury versprochen, doch nach ihrer ersten Begegnung mit dem wilden Earl of Augustine, beginnt sie von einem aufregenderen Leben zu träumen - an der Seite des skandalösen Amerikaners, über den ganz London flüstert. Jonathan will eigentlich nur seine Angelegenheiten in England regeln und so schnell wie möglich nach Amerika zurückkehren. Doch als ihm die charmante Cecily in die Quere kommt, werden plötzlich ganz andere Wünsche ihn ihm wach ...
Klappentext zu „Verlockung der Leidenschaft “
Sinnlich, sündig, supersexy!Lady Cecily Francis ist Lord Dury versprochen, doch nach ihrer ersten Begegnung mit dem wilden Earl of Augustine, beginnt sie von einem aufregenderen Leben zu träumen - an der Seite des skandalösen Amerikaners, über den ganz London flüstert. Jonathan will eigentlich nur seine Angelegenheiten in England regeln und so schnell wie möglich nach Amerika zurückkehren. Doch als ihm die charmante Cecily in die Quere kommt, werden plötzlich ganz andere Wünsche ihn ihm wach ...
Lese-Probe zu „Verlockung der Leidenschaft “
Verlockung der Leidenschaft von Emma WildesDeutsch von Juliane Korelski
Kapitel 1
Es war bis zu diesem Vorfall ein absolut angenehmer Abend.
Lady Cecily Francis lächelte den jungen Mann, der sie von der Tanzfläche geleitete, liebenswürdig an. Sie nahm ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigleitenden Lakaien und entschuldigte sich. Sie gab vor, sich für ein paar Minuten setzen zu müssen. Ihre Füße begannen zu schmerzen, da sie seit ihrem Eintreffen beim Ball zu jedem einzelnen Tanz aufgefordert worden war. Sie wurde belagert, das war vermutlich ein passender Ausdruck für das, was ihr widerfuhr. Obwohl sie sich von so viel Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlte, hatte sie ihrer ersten Saison in der Londoner Gesellschaft nicht mit besonders viel Enthusiasmus entgegengesehen.
Für Cecilys Geschmack war der Ballsaal viel zu überfüllt, und das Summen hunderter Gespräche deutlich zu laut. Die Luft war schneidend. Aber wie ihr immer wieder von wohlmeinenden Tanten, Cousinen und anderen Familienmitgliedern - unter anderem ihrem Vater - versichert wurde, fand eine junge Frau keinen Ehemann, wenn sie auf dem Land auf einen wartete.
... mehr
Sie entdeckte ihre Schwester, die mit einigen anderen jungen Ladys beisammenstand und mit ihnen plauderte. Cecily bahnte sich einen Weg zu ihnen. Keine leichte Aufgabe in diesem Gedränge. Als sie nur noch wenige Schritte entfernt war, passierte ein kleines Unglück. Ein ziemlich betrunkener Gentleman, der seinem Gegenüber eine Geschichte erzählte und dabei mit einem Arm eine weit ausholende Geste machte, stieß unglücklicherweise mit seinem Arm gegen Cecilys Ellbogen, und sie verschüttete einen Gutteil des Champagners über ihre Brust. Der Übeltäter war sich keiner Schuld bewusst, selbst dann nicht, als ihr ein erschrockener Laut entfuhr. Sie trug dieses Kleid heute zum ersten Mal, und blaue Seide vertrug sich nicht besonders gut mit Champagner. Einige Tropfen rannen sogar zwischen ihre Brüste.
»Erlaubt ihr?«
Sie blickte auf und schaute in die dunkelsten Augen, die sie jemals gesehen hatte. Diese Augen gehörten zu einem großgewachsenen Mann, der nun ein Leinentaschentuch aus seiner Manteltasche zog. Sie erkannte ihn sofort, schließlich redete der ganze haut ton seit Wochen über die Ankunft von Jonathan Bourne, den neuen Earl of Augustine. Man redete teils deshalb über ihn, weil er von fremdländischer Herkunft war, zum Teil aber, weil er berückend gut aussah.
»Ich danke Euch«, sagte sie erleichtert, obwohl sie ein wenig durcheinander war. Es fühlte sich merkwürdig an, die volle Aufmerksamkeit von Londons aktuell berüchtigtstem und zugleich als Heiratskandidat geeignetstem Earl zu haben. Denn zu seinem guten Aussehen kam hinzu, dass Bourne sehr wohlhabend war.
Allerdings überreichte er ihr das schneeweiße Stoffquadrat nicht. Nein, er beugte sich vor und begann, mitten in dem eleganten Gedränge des Londoner Ballsaals, kühn und eigenhändig den Fleck wegzuwischen.
Überrascht spürte Cecily das Streicheln des zarten Stoffs, der über ihre Kehle und die obere Wölbung ihrer Brüste glitt.
Die Bewegung glich einer intimen Liebkosung. Es war fast so, als berührte er sie, ohne dass dieses dünne Stück Stoff zwischen ihrer feuchten Haut und seinen schlanken Fingern war. Sie spürte, wie die Hitze gegen ihren Willen in ihre Wangen schoss.
»Gern geschehen.« Er steckte das Taschentuch wieder ein. Seine Miene wirkte amüsiert.
Ein ziemlich bestürzter Teil von ihr konnte einfach nicht glauben, dass er soeben etwas so Unverschämtes getan hatte. Noch dazu vor den Augen all dieser Zeugen! Ein anderer, widerspenstiger Teil ihres Verstands war jedoch von der Wirkung seiner männlichen Schönheit fasziniert. Er war sündhaft dunkel, vom glatten, ebenholzdunklen Haar, das er der aktuellen Mode entsprechend zu einem Zopf gebunden trug, über die verführerischen Augen bis zu seiner bronzefarbenen Haut. Wenn man über seine ungewöhnliche Hautfarbe hinwegsah, war sein Knochenbau zudem fein modelliert - geschwungene Brauen, eine gerade Nase, ein leicht kantiges Kinn. Seine Unterlippe war etwas voller als die Oberlippe und verlieh seinem Mund einen sinnlichen Zug.
Er sah fremdländisch aus, und sein Akzent verstärkte diesen ersten Eindruck.
Sein schiefes Lächeln verriet ihr, dass er ganz genau wusste, welchen Eindruck er auf sie machte. Es war nicht unbedingt arrogant, strahlte aber auf jeden Fall eine für Männer typische Selbstsicherheit aus.
Diese unverhohlene Männlichkeit war kein englischer Wesenszug. Es war, als seien der maßgeschneiderte Mantel und die enge Reithose nicht mehr als eine Verkleidung. Es war im Grunde egal, dass seine Krawatte perfekt gebunden und mit einer funkelnden Diamantnadel festgesteckt war. Oder dass seine Stiefel offenbar maßgefertigt waren und jemand sie so lange poliert hatte, bis sie glänzten.
Irgendwie gelang es ihm trotzdem, den Eindruck zu vermitteln, er sei ... ungezähmt. Exotisch. Vielleicht sogar unzivilisiert, obwohl er alle äußeren Anzeichen seiner noblen Herkunft zur Schau trug.
Dann machte er die ganze Angelegenheit noch schlimmer, indem er sich zu ihr vorbeugte. Er war ihr so nah, dass sein Atem warm über ihr Ohr strich. »Ihr habt eine wirklich köstliche, rosige Gesichtsfarbe angenommen, Mylady. Aber tröstet Euch mit dem Wissen, dass ich den Champagner viel lieber aufgeleckt hätte. Es war also überaus höflich von mir, das Taschentuch zu verwenden.« Er zögerte, weil sie bei dieser dreisten Bemerkung nach Luft schnappte. Erst dann vollführte er eine vollendete Verbeugung. »Guten Abend, Mylady.«
Er drehte sich um und ging an den Zuschauern vorbei, die ihm mit offenem Mund nachstarrten, als sei er sich ihrer Blicke gar nicht bewusst.
Cecily hingegen spürte nur allzu deutlich die gierigen Blicke. Auch ihre Schwester starrte sie an. Nur wenige Schritte entfernt sah Eleanor so aus, als werde sie Cecily gleich ernsthaft wegen eines Vergehens tadeln.
Es war vermutlich das Beste, wenn sie so tat, als sei dieser kurze Moment gar nicht passiert. Cecily gesellte sich zu dem nun schweigenden Grüppchen. »So ein Gedränge«, verkündete sie fröhlich. Aber sie wusste, ihre Wangen waren noch immer hochrot.
Eleanor war jedenfalls nicht gewillt, das soeben Geschehene einfach zu übergehen. »Ich wusste gar nicht, dass du mit Lord Augustine bekannt bist«, bemerkte sie spitz. Eleanor war zwei Jahre älter und erlebte ihre zweite Saison. In der ersten hatte sie einige Heiratsanträge abgelehnt, man konnte nicht gerade von einer erfolgreichen Saison sprechen. Sie war üppiger als Cecily, und ihr Haar hatte eine ganz andere Farbe. Trotzdem bestand eine gewisse Familienähnlichkeit. An diesem Abend trug sie ein hübsches, gelbes Kleid. Das dunkelblonde Haar trug sie zu einem eleganten Chignon aufgesteckt.
»Ich kenne ihn auch gar nicht.« Cecily nahm einen Schluck aus ihrem nun halb leeren Champagnerglas.
»Er hat sich jedenfalls verhalten, als wärt ihr vertraut miteinander. «
Als ob das ihr Fehler war. Es war wirklich schade, dass der meiste Champagner auf ihrem Kleid verschüttet worden war, denn im Augenblick hätte Cecily durchaus etwas mehr vertragen.
»Er stammt aus den Kolonien«, bemerkte eine ihrer Freundinnen, als könne man damit das unkonventionelle Verhalten des Mannes erklären. »Jeder redet im Moment über ihn. Er ist so ... anders.«
»So provinziell«, fügte eine andere leise hinzu und fächelte sich gelangweilt frische Luft zu. Ihre Augen verengten sich, während sie ihm nachblickte. Er schob sich durch das Gedränge, doch dank seiner Größe war es leicht, ihn auszumachen. »Und dann ist er noch so unmodern dunkel. Ob es stimmt, dass seine Mutter ein Mischling ist? Mir hat jemand erzählt, sie ist halb Französin, halb eine Wilde. Was für eine Mischung! Earl Savage ist auch irgendwie ein Bastard, oder nicht?«
Obwohl die junge Lady so daherredete, verfolgte sie doch immer noch die hochgewachsene Gestalt des »wilden« Earls durch die Gästeschar mit dem Interesse einer unverheirateten Frau.
Cecily war klar, dass sie nicht die Einzige war, die ihm mit Blicken folgte. Alle Frauen im Ballsaal - zumindest jede, die sie gerade sehen konnte - schienen den Earl ziemlich interessant zu finden.
»Es ist ja offensichtlich, dass er kein Engländer ist. Schaut ihn euch nur an. Aber abgesehen davon ist er einfach betörend attraktiv«, verkündete Miss Felicia Hasselman. »Und nach dem, was man so hört, ist er auch ziemlich reich. Wenn man mal von seiner fragwürdigen Herkunft absieht, ist er keine so schlechte Partie. Aber ich habe gehört, er hat kein Interesse daran zu heiraten. Das steht für ihn wohl nicht an erster Stelle. Außerdem soll er wohl ein illegitimes Kind aus Amerika mit hierhergebracht haben. Er hat das kleine Mädchen als sein Kind anerkannt, sich aber zugleich geweigert, seine Mutter zu heiraten.«
Das war ziemlich schockierend.
»Nicht einmal Reichtum und eine Grafschaft könnten ein solches Verhalten ausgleichen«, bemerkte Mary Foxmoor und schnaubte delikat. Ihr Vater war ein Baronet, dem halb Sussex gehörte. »Ich würde nie einen Mann in Erwägung ziehen, der mich zwingt, seine Bastarde zu akzeptieren. Das ist absolut geschmacklos! Nein, er ist wirklich kein passender Heiratskandidat. «
Ach, jetzt ging es wieder um dieses Thema. Cecily fühlte, wie leiser Ärger in ihr aufstieg, der ihre Beschämung angesichts dessen, was soeben passiert war, übertünchte. Sie alle kannten nur ein Ziel: einen Mann zu finden, der einen Titel und ein großes Vermögen in die Ehe mitbrachte. Es war vielleicht idealistisch und geradezu romantisch, aber Cecily wünschte sich nicht das erste Mal, sie dürfe ihren Ehemann nach anderen Kriterien als seiner Abstammung und seinem Reichtum auswählen.
Obwohl sie das nie laut aussprechen würde, weil sie wusste, dass darüber gnadenlos geklatscht würde, verspürte sie doch eine gewisse Bewunderung für ihn, weil er sein eigen Fleisch und Blut nicht verleugnete und so tat, als existierte das kleine Mädchen nicht, nur weil es illegitim war. Cecily hatte keine Ahnung, welche Umstände Lord Augustine dazu bewogen hatten, nicht den Gentleman zu spielen und die Mutter seines Kinds zu heiraten. Aber sie wusste, dass viele sogenannte Gentlemen mit ihren Mätressen zahllose Kinder zeugten und diese dann auf ländlichen Anwesen wegsperrten. Manchmal hatten sie nicht einmal so viel Mumm, wenigstens so viel Verantwortung zu übernehmen.
»Was hat er zu dir gesagt?«, fragte Eleanor. Sie blickte Cecily neugierig an.
Es ging nicht anders. Erneut stieg Hitze in Cecilys Wangen auf, weil sie sich an seine skandalöse Bemerkung erinnerte. Schlimmer noch, ein verräterischer Teil von ihr fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, wenn dieser fein modellierte Mund ihre nackte Haut streifte.
Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Du willst es uns nicht erzählen?«, fragte Felicia ungehalten.
»Nein.« Cecily gab sich große Mühe, ungerührt zu wirken. »Es war nichts.«
Die Freundinnen wechselten Blicke. »Bist du sicher, dass du Lord Augustine nicht kennst?«, fragte Miss Foxmoor skeptisch. »Er hat dir schließlich sogar etwas ins Ohr geflüstert.«
»Wir sind einander bisher nicht vorgestellt worden«, erwiderte Cecily knapp. Sie war nicht bereit einzugestehen, wie sehr diese kurze Begegnung sie aufgewühlt hatte.
»Nun denn«, sagte Eleanor trocken. »Ich denke, jetzt seid ihr wohl miteinander bekannt.«
Zur Abwechslung war Jonathan einmal nicht gelangweilt. Wer hätte gedacht, dass ein verschüttetes Glas Champagner den Abend so beleben könnte?
Nun, vielleicht war nicht das Getränk selbst daran schuld, dass er die Festlichkeit jetzt mehr genoss. Aber bestimmt der hübsche Busen, den der Champagner benetzt hatte.
Er wusste wohl, er hätte nicht so dreist sein dürfen - zumindest nicht vor den Augen der ganzen besseren Gesellschaft. Zu seiner Verteidigung konnte er allenfalls vorbringen, dass er sich seit der Ankunft seines Schiffs an den Docks von London vor einem knappen Monat stets tadellos verhalten hatte. Die Beschränkungen der Gesellschaft hatten ihn nie besonders interessiert, doch allmählich fand er sich in diese Maßstäbe ein. Obwohl die meisten Regeln in seinen Augen albern und unnötig waren.
»Werde ich mir jetzt einen Vortrag über angemessenes Verhalten anhören müssen?«, fragte er über den Rand seines geschliffenen Kristallglases hinweg. Er war erleichtert, dem Gedränge im Ballsaal entkommen zu sein und auf der Terrasse stehen zu können. Die Londoner Luft schmeckte immer leicht nach Kaminrauch, aber wenigstens gab es an diesem Abend, dank einer leichten Brise, Sterne am Himmel. Der aufkommende Wind duftete nach baldigem Regen.
James, ein Cousin ersten Grades und Sohn des jüngeren Bruders seines Vaters, lächelte nur zynisch und stützte einen Arm lässig auf die Balustrade. »Muss ich denn überhaupt erwähnen, dass du das nicht hättest tun dürfen?«
Wenn er den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Lady richtig deutete, vermutlich nicht. Jonathan wich der Frage aus. »Sie ist sehr schön.«
James stieß heftig die Luft aus. »Das sind viele andere Ladys auch, die dich bereits mit einer gewissen Neugier und Bereitschaft ansehen, dich an sie heranzulassen. Aber das sind andere Frauen als die unschuldige Tochter des Duke of Eddington.«
Niemand musste ihm sagen, dass sie unschuldig war. Das hatte er an dem leichten - und sehr erregenden - heftigen Einatmen erkannt, als er sich zu ihr hinüberbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Es war nicht bloß eine Vermutung, dass nie zuvor ein Mann sich dazu erdreistet hatte, ihr so nahezukommen. Er hatte sie schockiert. Andererseits hatte sie auf seine Worte und Taten nicht unbedingt wie eine erzürnte, unschuldige Lady reagiert.
Das war wirklich faszinierend ...
Sie hatte ein blumiges Parfüm aufgelegt, und der aufreizende Duft war von ihrer weichen, blassen Haut aufgestiegen. Ihre Augen hatten die ungewöhnlich klare Farbe von Topas. Er hätte bei ihren blonden Haaren und der elfenbeinernen Hautfarbe eigentlich blaue Augen erwartet. Die zarten Gesichtszüge und die Art und Weise, wie ihre Schlankheit ihre weiblichen Kurven noch betonte, hatten ihn überraschend heftig berührt.
Gewöhnlich favorisierte er keine blassen Blondinen. Aber die Tochter des Dukes war in der Tat wunderhübsch. »Wie heißt sie?«
»Richte dein Interesse lieber auf andere Frauen, Jon.«
Sie kannten einander gut seit James' Zeit bei der Royal Navy, die ihn nach Amerika geschickt hatte, wo sich dank der Fügungen des Schicksals - und ihrer Familienbande - die Wege der beiden Männer kreuzten. Wenn man bedachte, welche Spannungen zwischen ihren beiden Ländern bestanden - und dass diese erst vor kurzem beigelegt worden waren -, hatten sie doch stets freundlichen und beständigen Kontakt gehalten, trotz oder gerade wegen dieses Konflikts. Jonathan mochte James, und er hätte ihn auch als Freund bezeichnet, wenn sie nicht so eng verwandt gewesen wären. Sie sahen sich sogar ein bisschen ähnlich, hatte man ihnen schon oft gesagt. Ihre Hautfarbe unterschied sich aber sehr voneinander.
Jonathan hob amüsiert eine Augenbraue. »Bist du jetzt etwa mein Aufpasser?«
»Zum Glück nicht.« James schmunzelte reumütig. »Ich bezweifle, dass irgendwer dieser Aufgabe gewachsen wäre. Aber wenn du meinen Rat hören willst: Bedenke bitte, du bist hier nicht in der Wildnis. An den Regeln des Anstands kannst du dich noch so aufreiben, aber sie sind nun einmal da. Ich weiß, wie sehr du selbstherrliche Verbote verabscheust.«
»Du kannst Boston kaum als Wildnis bezeichnen.«
»Und wie viel Zeit hast du tatsächlich in Boston verbracht?« James nippte an seinem Whisky und blickte Jonathan ausdruckslos an.
Zu viel, wollte Jonathan erwidern. Er verabscheute Städte. Dennoch hatte er oft geschäftlich in Boston zu tun gehabt, weil er Partner bei einem Unternehmen war, das dort mehrere Banken besaß. James hatte insofern recht, dass er, sobald es ihm nur irgend möglich war, in seinem Haus auf dem Land residierte. Dort konnte er lange Ausritte machen, frühmorgens im See schwimmen und beobachten, wie die Sonne über den Bäumen aufstieg ...
Das vermisste er schon jetzt sehr. Dabei wusste er, seine Zeit hier in London hatte gerade erst begonnen.
»Erzähl mir mehr über sie.«
»Soll ich damit beginnen, dass sie dich etwas kostet, von dem du selbst gesagt hast, du hättest kein Interesse daran, diesen Preis zu zahlen? Wenn du vor Zeugen in einer Kathedrale stehen willst und deinen Namen und deinen Schutz im Tausch für sie in deinem Bett zu geben bereit bist, dann mach nur so weiter und jage ihr nach. Anderenfalls empfehle ich dir, dich auf anderen Pfaden nach den Vergnügungen umzuschauen, die London dir zu bieten hat. Ihr Vater ist ein sehr mächtiger Mann. Der Duke of Eddington ist einer der reichsten Männer Britanniens. «
Irgendwo sang ein Nachtvogel, und sein Ruf kam Jonathan fremd vor. Er war nun seit drei Wochen in England und fühlte sich wie ein Fremder. Daheim hätte er den Vogel mit absoluter Sicherheit sofort bestimmen können. »Ich habe doch wohl nicht gesagt, dass ich wünsche, mit ihr anzubandeln. Ich bin nur neugierig.«
Sein Cousin warf ihm einen langen, nachdenklichen Blick zu, der eine Mischung aus Belustigung und Skepsis war. Dann zuckte er mit den Schultern. »Sie hat dieses Frühjahr ihr Debüt gegeben. Ihre ältere Schwester ist auch im heiratsfähigen Alter, wobei sie nicht so beliebt ist. Was an ihrem Ruf als Blaustrumpf allererster Güte liegen könnte. Die Kombination aus Schönheit und einer stattlichen Mitgift hat jedenfalls ihre Wirkung auf die Gesellschaft nicht verfehlt. Man geht davon aus, dass Lady Cecily eine sehr gute Partie machen wird.«
Jonathan bezweifelte, dass er eine sehr gute Partie war. Was nur realistisch erschien, denn trotz seines Vermögens und eines Titels, nach dem er nie gestrebt hatte, war er ein Mischling. Auch wenn er für gewisse englische Ladys ein Novum war und sie sich um ihn rissen, war er nun einmal anders, und das in einer Gesellschaft, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gleichförmigkeit feierte.
Cecily. Er fand, der Name passte zu ihr. Sehr englisch, sehr erlesen. Der Name ließ ihn an Rosenblüten in einem grünenden Garten denken. Trotzdem ließ das Wort Partie ihn innerlich zusammenzucken. James hatte natürlich recht. Er wusste auch gar nicht, warum er überhaupt gefragt hatte. Selbst wenn ihre anspruchsvolle Familie ihn als angemessen akzeptierte - und er bezweifelte, dass sie das tun würden -, war er doch nicht auf der Suche nach einer Ehefrau.
Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. Er wollte nicht länger über die reizende, aber leider unerreichbare Tochter des Dukes nachdenken. Kühl sagte er: »Sag mir, was hast du heute über die Angelegenheit mit dem Bergbau herausgefunden?«
Er lauschte, während sein Cousin ihm erklärte, die Geschäftsbücher seien zuletzt nur flüchtig geführt worden. Der Verwalter habe sich erneut über die ungeschickt geführte Buchhaltung beklagt. »Beende Brownes Beschäftigungsverhältnis«, wies Jonathan seinen Cousin entschlossen an. »Es ist offensichtlich, dass er nichts taugt. Wir werden uns ab sofort nach einem neuen Mann für diese Aufgabe umsehen. Ich stelle jemanden ein, dem ich vertraue, und dann versuchen wir die Lage einzuschätzen.«
»Einverstanden. Ich habe schon vor langer Zeit versucht, deinen Vater zu überreden, die Verwaltung aller Landsitze und ebenso der Minen neu zu organisieren.«
»Und es hat beinahe ein Jahr gedauert, ehe ich nach England kommen konnte.« Jonathan war sich durchaus bewusst, dass es ihm nicht möglich gewesen war, nach dem Dahinscheiden seines Vaters in angemessener Zeit nach England zu kommen. Zunächst hatte es gedauert, ehe die Nachricht zu ihm durchdrang, und er hatte danach erst seine geschäftlichen Verpflichtungen in Amerika so regeln müssen, dass es ihm möglich war, nach England zu segeln. Dann nahm die Reise auch eine gewisse Zeit in Anspruch.
Nicht zu vergessen, dass es noch einige rechtliche Dinge zu erledigen gab. Wie zum Beispiel seine Abstammung nachzuweisen. Zu seiner äußersten Verblüffung hatte Uneinigkeit darüber bestanden, ob er das Recht hatte, sein Erbe anzutreten. Sein Vater hatte diese Probleme aber vorausgesehen und klugerweise dafür gesorgt, dass die wichtigen Dokumente bei seinem Anwalt hinterlegt waren.
Die Vorurteile, die man den Mischlingsnachkommen eines Adeligen entgegenbrachte, übertrafen die Auswirkungen eines Krieges und überwanden mühelos einen ganzen Ozean. Später musste er sich vermutlich aus diesem Grund auch um die Zukunft seiner Tochter sorgen; ihr würden sich vermutlich ähnliche Hindernisse in den Weg stellen. Wenigstens hatte er in ihrem Fall das Recht auf seiner Seite.
Adela war die größte Freude seines Lebens.
»Aber du bist gekommen«, sagte James gelassen. »Und was mich betrifft, so bin ich froh, dich hier zu haben. Ich bin allein nicht besonders gut vorangekommen.«
Als der Nächste in der Erbfolge hatte sein Cousin sich bis zu Jonathans Ankunft um seine Belange gekümmert, obwohl er wusste, dass ein anderer den Titel erben würde. Es war daher eine überaus großzügige Geste, und Jonathan hatte ihn inzwischen überzeugt, auch in Zukunft einige seiner Güter zu verwalten. »Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen«, fügte Jonathan hinzu. »Soweit ich das bisher verstanden habe, sind meine Halbschwestern eine ziemliche Herausforderung.«
»Da wirst du von mir keinen Widerspruch hören«, murmelte James und hob das Glas zum Mund. »Mein Glück ist, dass sie jetzt dein Problem sind.«
Kapitel 2
Eher durch Zufall und ohne ihre eigene Schuld hatte sie London am gestrigen Abend in Aufruhr versetzt.
Nein, das stimmte so nicht, korrigierte Cecily sich stumm. Sie schaute auf die Rechtecke aus Sonnenlicht, die durch die Fenster im Salon ihrer Großmutter auf den Teppich fielen. Lord Augustine hatte diesen Aufruhr ausgelöst.
Sie saß auf der vorderen Kante ihres Stuhls im Stile Louis Quatorze' und fragte so höflich wie möglich: »Können wir nicht einfach das Thema wechseln?«
Ihre Großmutter, die sich kerzengerade hielt, erwiderte kühl: »Wusstest du, dass man in den Clubs der Gentlemen bereits Wetten darüber annimmt, was er zu dir gesagt haben könnte?«
Die Antwort auf diese Frage lautete Ja. Sie hatte davon gehört. Natürlich nur, weil Eleanor sie ziemlich knapp gewarnt hatte. Aber ihr war klar, dass ihre Großmutter vor allem von dem Gedanken entsetzt war, ein Mitglied ihrer Familie könne Teil einer geschmacklosen Wette zwischen jungen Männern sein, die zu viel Geld und zu wenig Beschäftigung hatten.
Es zählte nicht, dass Cecily nicht um diese zweifelhafte Ehre gebeten hatte. Ihrer Großmutter mochten Horrorvorstellungen im Kopf herumspuken, aber in Wahrheit wusste Cecily, dass sie nichts Falsches getan hatte.
Wenn man davon absah, dass sie sich geweigert hatte, die Gerüchteküche noch weiter einzuheizen, indem sie wiederholte, was er gesagt hatte. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so zurückhaltend war. Seine dunkle Schönheit hatte sie nämlich mehr als nur ein bisschen berührt, und er war auch nicht grob unhöflich zu ihr gewesen. Ganz im Gegenteil. Sein Verhalten mochte ein wenig skandalös gewesen sein, natürlich. Das stand außer Frage. Aber wenn sie ehrlich war, hatte Lord Augustine ihr Interesse an ihm geweckt.
Keiner der höflichen, sich bei ihr anbiedernden Verehrer dieser Saison hatte das bisher auch nur annähernd geschafft.
»Was geschehen ist, ist bestimmt nicht wert, mit so viel Aufmerksamkeit bedacht zu werden«, protestierte sie. »Ein ungeschickter Gentleman hat mich angestoßen, weshalb ich etwas Champagner verschüttet habe. Lord Augustine kam mir zu Hilfe. Mehr ist nicht passiert.«
»Er hat deine ... deine Person berührt, und dann hat er dir mit einer geradezu entsetzlichen Ungezwungenheit etwas zugeflüstert. Sein Verhalten hätte nicht einmal einem Ehemann zugestanden, der mit seiner Frau an einem öffentlichen Ereignis teilnimmt.«
Vielleicht ist das ja so, weil die meisten adeligen Eheleute ihren Partner nicht ertragen. Fast hätte sie es laut gesagt, aber sie hielt sich zurück. Sie brauchte keinen zweiten Vortrag über die Vorteile einer für die Dynastie wichtigen Allianz und darüber, welche Pflichten sie als Tochter eines Dukes hatte. Das war so ziemlich das letzte Gesprächsthema, das sie interessierte.
Nun, vielleicht nicht unbedingt das letzte. Das Thema, über das sie gerade redeten, war auch nicht gerade besonders angenehm. Wenn sie könnte, würde sie es für den Rest ihres Lebens vermeiden, sich zurechtweisende Vorträge anzuhören.
»Ich bin nicht für das Verhalten Seiner Lordschaft verantwortlich«, sagte Cecily so ruhig wie möglich. Erleichtert sah sie, dass endlich ein Dienstmädchen mit dem Teewagen kam. »Und er ist wirklich nur an mich herangetreten, um mir zu helfen.«
»Das ist nicht gerade die Geschichte, die man mir erzählt hat.«
Später würde sie Eleanor würgen, weil ihre Schwester Kopfschmerzen vorgetäuscht hatte und so der Teestunde mit der Herzoginwitwe of Eddington entkommen war und es Cecily überlassen hatte, sich dem alten Drachen allein zu stellen. Sie liebte ihre Großmutter natürlich, doch sie war ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht eine beeindruckende Persönlichkeit.
»Die Situation war absolut unschuldig.«
»Wenn das so war, wieso enthüllst du mir nicht einfach, was er gesagt hat?«
Das war ein berechtigter Einwand. »Nun ja, es war nicht vollkommen unschuldig«, gab sie widerstrebend zu. »Jedenfalls will ich nicht, dass jeder in dieser Stadt darüber redet. Nur darum habe ich es abgelehnt, mich dazu zu äußern.«
Zu ihrer Überraschung schwieg ihre Großmutter für einen Moment. Dann nickte sie zufrieden. »Wenn es das Gerede nur wieder anfachen würde, ist es das Beste, du behältst es für dich.«
Während sie einige Tassen Tee mit Rosinenbrötchen, Eclairs und der berühmten Himbeermarmelade der Köchin genossen, redeten sie über andere Themen. Fast glaubte Cecily, sie sei noch einmal davongekommen. Bis sie aufstand, um zu gehen. Sie gab ihrer Großmutter zum Abschied einen pflichtbewussten Kuss auf die Wange.
Das ordentlich frisierte graue Haar und die Falten ihres adeligen Gesichts waren ebenso unnachgiebig wie ihre Haltung.
Dennoch sagte ihre Großmutter völlig unerwartet: »Ich weiß, du wirst das kaum glauben, aber du bist mir mit achtzehn zum Verwechseln ähnlich, genauso wie du sah ich damals aus.«
Cecily richtete sich auf und lächelte. »Das ist sehr ermutigend. Du bist sehr schön, Großmama.«
»Hmpf.« Das Schnauben klang verächtlich, aber in ihren Augen glomm ungewöhnlicherweise sogar etwas Vergnügtes auf. »Falsche Schmeichelei bringt bei mir nichts. Ich will damit nur ausdrücken, dass Schönheit eine Ware sein kann, mein Kind. Sie kann auch eine Bürde sein. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich zukünftig von Lord Augustine fernhältst.«
Cecily ging ein wenig verwirrt, denn ihre Großmutter äußerte selten etwas Persönliches. Als sie in ihre Gemächer zurückging, traf sie zufällig ihren Bruder im Korridor vor den familieneigenen Apartments. Roderick blieb stehen, als er sie erblickte. »Ich habe dich gerade gesucht.«
Die Geschwister hatten dieselbe helle Haarfarbe und zarten Züge, außerdem waren sie altersmäßig nicht weit auseinander, sodass sie während ihrer Kindheit oft stundenlang miteinander gespielt hatten. Als Erbe war Roderick allerdings später nach Eton und anschließend nach Cambridge gegangen und war von seinen Schwestern getrennt aufgezogen worden, bis sie erwachsen waren, um ihn auf seine Aufgabe als zukünftiger Duke vorzubereiten. Erst als sie kürzlich nach London gekommen war, hatte sie wieder häufiger Kontakt mit ihrem Bruder pflegen können.
»Du hast gerade die Teestunde mit Großmama verpasst«, informierte sie ihn.
»Gott sei Dank«, murmelte er.
»Sind wir etwa ein wenig respektlos?«
»Das lag nicht in meiner Absicht, es war vielmehr eine aus tiefem Herzen empfundene Dankbarkeit den höheren Mächten gegenüber. Ich gebe gerne zu, dass sie mir oft genug Angst einjagt. Kann ich wohl mit dir sprechen?«
Cecily lachte, doch das Lachen verging ihr schnell, und sie sah ihn forschend und misstrauisch an. »Nur, wenn du nicht über Lord Augustine reden willst. Ich bin es inzwischen dermaßen leid, über dieses Thema zu reden. Die Gesellschaft bräuchte wirklich viel mehr wirklich interessante Ereignisse, die ihr den nötigen Nervenkitzel verschafft und sie beschäftigt.«
»Ich werde seinen Namen nicht erwähnen.« Ihr Bruder blickte sie finster an. »Obwohl ich fast versucht bin ...«
Sie unterbrach ihn. »Wage es ja nicht«, sagte sie fest. »Wage es nicht, irgendetwas zu tun, damit mein Name weiterhin von den Klatschweibern des ton durch den Schmutz gezogen wird.«
Seine Augen waren von einem klaren Blau wie die ihres Vaters und ihrer Schwester Eleanor. Er zögerte und erwiderte ihren Blick, ehe er nickte. »Ich werde die Sache auf sich beruhen lassen.«
»Das rate ich dir auch.« Nicht nur um ihres eigenen Rufs willen, sondern auch, weil sie sich allzu lebhaft vorzustellen vermochte, dass Jonathan Bourne kein Mann war, dem ihr Bruder in einem Duell gegenüberstehen sollte. Roderick war nicht nur jünger, ihm fehlte auch diese gewisse, gefährliche Ausstrahlung. Außerdem war es nicht notwendig, ihre Ehre zu verteidigen. Abgesehen von der dreisten Bemerkung hatte er sie nicht beleidigt. Wenn sie nicht weiter reagierten, würde das Getuschel schon bald aufhören. Der ton war für seinen Wankelmut berüchtigt. »Also gut«, sagte sie und atmete tief ein. »Worüber möchtest du mit mir reden?«
»Über Viscount Drury.«
Sie wollte eigentlich nicht laut aufstöhnen, aber in diesem Fall konnte sie es einfach nicht verhindern. »Ach Roddy, ich ...«
»Hör mich an«, unterbrach er sie mit einer ungeduldigen Geste.
Der elegante Korridor mit der hohen Decke und den kleinen, lackierten Tischen war ihr auf einmal nicht privat genug für dieses Gespräch. Sie wusste, was ihr Bruder vorschlagen wollte. »Nun gut. Ich würde lieber hier drinnen mit dir reden.«
Das kleine Wohnzimmer neben ihrem Schlafzimmer war wenigstens etwas verschwiegener. Wer wusste schon, wann eine Kammerzofe mit einem Stapel Bettwäsche vorbeikam. Wenn sie sich noch länger im Korridor stritten, belauschte sie vielleicht jemand. Nun, sie stritten zwar nicht unbedingt, aber sie wusste, dass Roddy und sie völlig gegensätzlicher Meinung wären.
Roderick folgte ihr und schloss leise die Tür. Als er sich zu ihr umdrehte, verkündete er unvermittelt: »Er wird um deine Hand anhalten. Das hat er mir heute Nachmittag erzählt. Sobald er sich Vaters Erlaubnis sicher ist, will er dir einen Antrag machen. Das wusstest du bestimmt schon.«
»Ich habe es befürchtet.« Cecily setzte sich auf die vordere Kante eines mit Seide bespannten Stuhls und seufzte. Elijah Winters, der Lord Drury, war in letzter Zeit besonders aufmerksam gewesen. Erst heute Morgen waren zwei Blumensträuße von ihm gekommen, und er hatte begonnen, fast jeden Tag bei ihr vorzusprechen. Es war in mehr als nur einer Hinsicht problematisch.
»Du hast es befürchtet? Das klingt nicht besonders vielversprechend. «
»Ich weiß schon, er ist dein Freund.«
»Aber?« Roderick setzte sich nicht, sondern ging zum offenen Kamin und drehte sich zu ihr um. In dem dunkelblauen Mantel und mit dem modisch derangierten Haar sah er elegant aus. »Ich höre da ein gewisses Zögern in deiner Stimme.«
Sie presste die Hände gegeneinander. »Es gibt zwei sehr gute Gründe, warum ich ablehnen werde. Der weniger gewichtige ist noch, dass ich nicht an ihm interessiert bin. Der wichtigere ist unsere Eleanor.«
Ihr Bruder wirkte ehrlich erstaunt. »Wie bitte? Was hat sie denn mit der ganzen Sache zu tun?«
Sind eigentlich alle Männer so begriffsstutzig?, fragte sie sich gereizt.
Vorsichtig erklärte sie: »Sie ist ihm auf eine Art und Weise zugeneigt, die ich ihm nicht bieten kann.«
»Ich dachte, du magst ihn.«
»Das tue ich auch.« Cecily musste sich sehr beherrschen, nicht die Zähne zusammenzubeißen. »Aber nun mal nicht so wie sie. Ist dir das noch nie aufgefallen?«
»Nein.«
»Denk doch mal nach. Sie trägt ihre hübschesten Kleider, wenn er herkommt. Sie gibt sich große Mühe, taktvoll zu sein, was im Übrigen ihr Untergang ist. Denn wenn sie ihre Persönlichkeit unterdrückt, wirkt sie zu gekünstelt. Lord Drury ist vermutlich ebenso ahnungslos wie du, und das ist das Problem. Soweit ich es beurteilen kann, fürchtet sie sich so sehr, in seiner Gegenwart das Falsche zu sagen, dass sie es kaum schafft, zwei zusammenhängende Worte hervorzubringen. Wenn es ihr egal wäre, was er denkt, wäre sie einfach sie selbst. Und dann ist da noch die Art, wie sie ihn anschaut.«
»Wie sie ihn anschaut?« Ihr Bruder schien ehrlich verwirrt.
Da Cecily befürchtete, es sei vergebene Liebesmüh, die Sache zu erklären, sagte sie einfach: »Vertrau mir. Sie ist in ihn vernarrt. Bestimmt weißt du noch, dass er während der letzten Saison Interesse an ihr gezeigt hat. Aber dann ist irgendetwas passiert.«
»Ich vermute, sie haben einfach etwas mehr geredet als sonst ... Eleanor ist nicht wie die anderen Frauen. Sie spricht gern über Politik und solche Dinge. Ich glaube, das hat ihn verschreckt «, gab er zu. »Er hat mir gegenüber nie etwas verlauten lassen, das darauf hindeutete, es könne für ihn mehr als eine Bekanntschaft sein.«
»Ist dir eigentlich aufgefallen, dass sie sich sogar geweigert hat, auch nur in Erwägung zu ziehen, den Heiratsantrag eines anderen anzunehmen?«
»Sie ist erstaunlich stur, das weißt du ja. Warum glaubst du, er habe irgendwas damit zu tun?«
Es war schwierig, zwischen Wissen und Spekulation zu balancieren, ohne Eleanors Geheimnisse zu verraten, und Roddy war unter Umständen nicht das einfühlsamste männliche Wesen dieser Welt - aber gab es die überhaupt? -, doch Cecily konnte ihm vertrauen. Darum sagte sie abrupt: »Zu Beginn dieser Saison hat sie mir geschrieben. Es ging um ihn.«
Rodericks Verhalten änderte sich merklich. »Das hat sie getan? «
Eleanor war nicht unbedingt dafür bekannt, eine große Briefeschreiberin zu sein, ebenso wenig gab sie ihre intimsten Gedanken preis. Daher war der Brief ziemlich aufschlussreich. »Ja, das hat sie getan. Und sie hat deinen Freund für ihre Verhältnisse mit glühendem Enthusiasmus beschrieben.«
Endlich begriff Roderick, was sie sagen wollte. »Ich verstehe«, murmelte er. Dann sank er auf einen zierlichen Stuhl, der auf den ersten Blick wirkte, als könne er das Gewicht seines großen Körpers nicht tragen. Roderick rieb seine Stirn. »Nun, das ist wirklich eine abscheuliche Komplikation.«
Lord Drury war ein sehr netter Mann. Außerdem war er gut aussehend, reich und verfügte über tadellose Manieren. Cecily war sicher, dass er einen großartigen Ehemann abgab. Für ihre Schwester. Die ihn wollte, davon war Cecily überzeugt. »Nicht wahr?«, stimmte sie zu. »Die Frage ist aber doch: Wie willst du mit dieser Angelegenheit verfahren?«
»Ich?« Die in sich zusammengesunkene Gestalt ihres Bruders richtete sich erschrocken auf. »Ich finde, diese Sache geht mich gar nichts an.«
Sie blickte ihn an und musste fast lachen, weil die Überraschung in seiner Miene so deutlich zu erkennen war. »Wir haben doch vorhin erst festgestellt, wie gut Drury und du befreundet seid. Kannst du nicht mit ihm über Eleanor sprechen? Sie ist wunderschön, vollkommen und bringt auch sonst alles mit, was ein Mann sich nur wünschen kann. Finde heraus, was geschehen ist, dass sein Interesse an ihr abgekühlt ist.«
»Ich glaube, da kann ich eine Vermutung anstellen.« Roderick fuhr mit der Hand durch sein Haar. »Sie hat zu oft eine eigene Meinung. Niemand sagt das offen zu mir, aber ich weiß dennoch, dass das der Grund ist, warum sie während ihrer ersten Saison nicht so populär war.«
Unglücklicherweise war ihre Schwester auch noch sehr offen, entschieden zu klug und hatte nicht einen Funken Koketterie an sich. Cecily hatte den Eindruck, dass die meisten Männer sie als eine Bedrohung empfanden, da sie verglichen mit den vielen albern kichernden Debütantinnen so wenig diplomatisch war. Eleanor wusste, dass sie manchmal zu offen war, weshalb sie sich angewöhnt hatte, in Gesellschaft so still wie möglich zu sein, was auch nicht gerade weiterhalf. Cecily war ziemlich sicher, dass andere spürten, wie unwohl Eleanor sich fühlte.
»Ich stimme dir zu. Wie ich schon sagte, ich glaube, zwischen den beiden ist irgendetwas vorgefallen.«
»Ich wusste nicht, dass sie ernsthaft für ihn schwärmt.« Roderick war verärgert. »Und er ist völlig in dich vernarrt. Ist ihr das bewusst?«
Vernarrt war in ihren Augen der falsche Begriff. Vielleicht glaubte der Viscount, sie sei eine angemessene Partie, aber das war etwas völlig Anderes als eine Vernarrtheit. Cecily glaubte zudem, dass ihre Schwester durchaus Bescheid wusste. »Wenn es ihr bewusst ist, hat sie das mir gegenüber nie angesprochen. Allein das spricht doch Bände, oder? Ich glaube inzwischen, er könnte unter Umständen der Grund sein, warum sie keinen anderen Mann favorisiert hat.«
»Bist du sicher?«
Cecily nickte. »Du könntest ihn auf ihr Interesse hinweisen, aber nur auf höchst feinfühlige Art.«
»Feinfühlig?« Roderick klang alarmiert.
Vielleicht war das der falsche Begriff für einen Mann. Darum berichtigte sie sich: »Sei subtil. Bring ihren Namen ins Spiel, und warte seine Reaktion ab. Wenn er weiß, was sie für ihn empfindet, könnte er unter Umständen die Situation neu bewerten. Ich habe bisher nicht den Eindruck gewonnen, er sei mir wirklich zugeneigt. Dafür kennen wir uns einfach nicht gut genug. Ich habe erst vor kurzem mein Debüt gegeben, und er hat wohl beschlossen, es sei jetzt an der Zeit, sich nach einer Frau umzusehen. Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich vermute, in einer Ehe würden wir einander irgendwann zu Tode langweilen. Er braucht eine Frau, die so ist wie Eleanor.«
Roderick sah sie zweifelnd an. Erneut fragte er: »Und du bist sicher, dass deine Vermutung stimmt?«
Sie dachte an die letzte Gesellschaft, an der sie gemeinsam teilgenommen hatten, und daran, wie Eleanor den Viscount den ganzen Abend lang mit gespielter Gleichgültigkeit beobachtet hatte. Eleanor und sie waren vielleicht ein paar Jahre auseinander, aber sie standen einander dennoch sehr nahe. Cecily kannte ihre Schwester. Sie nickte entschlossen. »Das bin ich.«
Es klang eindeutig so, als stieße ihr Bruder einen leisen Fluch aus. »Ich vermute, wenn du seinen Antrag ausschlagen wirst, werde ich einen Weg finden, in seiner Gegenwart ganz diplomatisch Eleanor zu erwähnen.« Jetzt stand Roderick auf, doch er blieb stehen, ehe er das Zimmer verließ. Sein Blick war sehr direkt. »Ich weiß, ich habe versprochen, dich nicht danach zu fragen. Aber was zum Teufel hat Augustine gestern Abend zu dir gesagt? Ich bin so neugierig wie alle anderen auch.«
Ist denn die ganze Welt von dieser Frage besessen?
Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, spielte er unter Umständen den erzürnten Bruder. Vielleicht sollte er das sogar. Aber das würde die Gerüchteküche nur noch mehr zum Brodeln bringen. Das Verhalten des Earls war unverfroren gewesen, aber bestimmt war es nicht den Aufruhr wert, der erzeugt wurde.
»Es war nichts«, erwiderte sie fest.
Jonathan zügelte sein Pferd und rutschte aus dem Sattel. Zufrieden tätschelte er den Hals des seidig glänzenden Rappen. »Guten Tag, Will.«
»Hattet Ihr einen angenehmen Ausritt, Mylord?« Der junge Stallbursche kam zu ihm herüber und nahm die Zügel entgegen. Seine Miene war ängstlich um Höflichkeit bemüht, doch glomm auch etwas Vergnügtes in seinen Augen auf. »Ist ein schöner Tag heute.«
Wenigstens sein Personal schien an seinem mangelnden Interesse an den Konventionen Gefallen zu finden. Er wusste, die anderen Adeligen waren nicht annähernd so tolerant. »Ein Ausritt im Park ist zwar nicht dasselbe wie das, woran ich gewöhnt bin, aber ja, es war sehr angenehm, die Sonne ein wenig zu genießen. « Jonathan streifte die Handschuhe ab und schmunzelte. »So war es mir möglich, mich davonzustehlen, während eine Schar Frauen meinen Haushalt stürmte. Vielleicht lässt du Seneca lieber gesattelt. Nur für den Fall, dass ich später schnell die Flucht ergreifen muss.«
Der Junge schmunzelte ebenfalls. »Er wird für Euch jederzeit bereit sein, Sir.«
Earl oder nicht, für Jonathan war es kein Problem, mit der Dienerschaft einen vertraulichen Umgang zu pflegen. Und der Junge, der vermutlich kaum älter als sechzehn war und dichtes, helles Haar und ein aufrichtiges, gutes Wesen hatte, war im Umgang mit Pferden ein Naturtalent. Dieser Umstand ließ jeden Mann in seiner Achtung steigen. Resigniert fragte er: »Dann sind meine Schwestern derweil wohl eingetroffen?«
»Vor zwei Stunden.«
Er war dazu verdammt, für sie den Gastgeber und Beschützer zu spielen, und er wusste um diese Pflicht. Darum neigte er bloß den Kopf. »Ich nehme an, ich sollte jetzt besser gehen.«
Will verschluckte sich an einem Lachen. »Ich fürchte, es hilft alles nix, Mylord.«
Als er zur Vorderseite des Stadthauses lief und die Stufen hinaufstieg, schüttelte Jonathan in Gedanken den Kopf. Schlimm genug, dass er nach England hatte reisen müssen, um seiner Verantwortung als einziger Sohn seines Vaters nachzukommen. Sich zudem der Feindseligkeit seiner Familie auszusetzen, war eine Qual, bei der er die Zähne zusammenbeißen musste. Am liebsten würde er sie einfach meiden. Das schien ihm aber leider unmöglich. Das Unerträglichste an dieser ganzen Situation war, dass er aufgrund der Gesetzgebung Englands für jede seiner Halbschwestern als Vormund zuständig war, bis sie verheiratet waren.
Wie ironisch ... Er war nun für drei junge Ladys verantwortlich, die ihn verabscheuten. Er war jedoch seiner Pflicht nachgekommen, indem er sie nach London eingeladen hatte, und obwohl Lillians Antwort knapp und alles andere als höflich gewesen war, hatte sie im Namen aller drei Schwestern die Einladung mit einem in ihren Zeilen spürbaren ungnädigen Schnauben angenommen.
James hatte recht. Sie waren jetzt sein Problem.
Sogar ein ziemlich großes.
Das war aber für ihn in Ordnung. Er konnte durchaus ihren Spott ertragen, wenn es das war, was sie ihm entgegenbringen wollten. Aber er würde es auf keinen Fall dulden, wenn sie Ade- la brüskierten. Seine Tochter sollte nicht für seine Sünden zahlen, und er wusste aus erster Hand, was es bedeutete, unter einer zweifelhaften Elternschaft zu leiden, ob er nun Earl war oder nicht. Er hatte sogar darüber nachgedacht, seine Tochter bei seiner Tante zu lassen. Aber sowohl Adela als auch er hätten unter der Trennung gelitten. Daher hoffte er einfach, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. In wenigen Augenblicken würde er herausfinden, ob es ein Fehler gewesen war.
Seine drei Halbschwestern hatten sich im offiziellen Salon eingefunden, stellte er fest. Schweigend saßen sie beisammen, als müssten sie für etwas büßen. Die Hände im Schoß gefaltet, zeigten ihre Mienen unterschiedliche Gefühlslagen. Lily weigerte sich natürlich, mehr als nur einen knappen Blick in seine Richtung zu werfen, bemerkte er, als er in der Tür stand. Ihr Hochmut war offensichtlich. Betsy ließ sich ganz vom Blick aus dem Fenster über die Gärten gefangen nehmen und tat so, als bemerkte sie ihn gar nicht. Die Jüngste aber, Carole, lächelte ihm zögernd zu.
Sie hatten alle drei unterschiedliche Persönlichkeiten, doch ihr Aussehen ähnelte sehr dem gemeinsamen Vater. Sie hatten eine helle Hautfarbe und hatten zarte Gesichtszüge. Angesichts seiner dunklen Haut und des ebenholzschwarzen Haars konnte er kaum glauben, dass er und diese drei Frauen einen gemeinsamen Elternteil hatten.
Aber es gab noch mehr, das ihn von den Frauen unterschied. Und das bezog sich nicht auf die beiden sehr unterschiedlichen Kontinente, auf denen sie aufgewachsen waren. Sie waren englische Ladys. Er war kaum ein Aristokrat, egal, welche Maßstäbe man anlegte. Nur seine Geburt machte ihn zum Earl.
Sie waren trotzdem unwiderruflich aneinander gebunden. Er mochte sich wenig aus den Ländereien, dem Testament oder den sich daraus ergebenden Einkünften machen, aber als er den Brief erhielt, der ihn über den Tod seines Vaters in Kenntnis setzte, hatte er sich zumindest so sehr um seine drei Halbschwestern gesorgt, dass er den Atlantik überquert hatte, um für ihre Zukunft zu sorgen. Er hätte auch auf das Geschick der Anwälte vertrauen können, die sich um die Details kümmerten. Aber die Angehörigen seiner Mutter flößten jedem Mitglied des Stammes ein, sich für das Wohlergehen aller verantwortlich zu fühlen. Die Familie bedeutete ihnen viel.
Darum war er nach England gekommen.
Es überraschte ihn nicht, dass Lily als Erste das Wort ergriff. »Wir sind hier«, erklärte sie steif, als könnte er das nicht sehen. Mit ihren 22 Jahren war sie die Älteste. Wenn er sie sich so anschaute, fragte er sich unwillkürlich, warum sie bisher noch nicht geheiratet hatte. Ihr Haar war kastanienbraun und glänzte, die Haut war makellos und blass. Die Augen ein klares Blau. Er würde sie nicht unbedingt als große Schönheit bezeichnen, aber sie war auf jeden Fall sehr hübsch, und von den Treffen mit den Anwälten seines Vaters wusste er, dass ihr eine großzügige Mitgift zustand.
James hatte sie ihm als eine Frau beschrieben, die von Natur aus zu unabhängig war. Vielleicht stimmte das. Sie machte zweifellos keinen Hehl daraus, dass sie nicht wünschte, nach London zu kommen. Jonathan hatte allerdings darauf bestanden. Er konnte sonst kaum die neuen Garderoben und die anderen Kleinigkeiten überwachen - die ihm ohnehin ein Mysterium blieben -, die auf ihn zukamen, wenn er drei junge Ladys auf einmal in die Londoner Gesellschaft einführte. Sie hatten eine Tante, die möglicherweise als Anstandsdame zur Verfügung stünde, wenn sie nicht an einer Krankheit der Gelenke litt und sich noch in Essex aufhielt, weil es ihr unmöglich war, sich auf die beschwerliche Reise zu begeben.
Daher lag es nun an ihm. Lillian hatte bereits einmal Aufnahme in die Gesellschaft gefunden. Er konnte jede Hilfe brauchen, und wenn sie nicht bereit war, ihm den Gefallen zu tun, so sollte sie es wenigstens um ihrer jüngeren Schwestern willen tun.
»Eure Ankunft nehme ich gebührend zur Kenntnis.« Er betrat den Salon und trat zu dem Tisch mit der Brandykaraffe. Wenn er schon mit drei Frauen sprechen musste, die ihm nahezu fremd und nicht unbedingt freundlich gesinnt waren, schien eine kleine Stärkung keine schlechte Idee zu sein. »Wie war die Reise?«, fragte er höflich.
»Erträglich.«
Er nahm ein Glas, schenkte sich etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck. Das erlaubte ihm, einen Moment lang über seine Antwort nachzudenken. Schließlich kannte er seine Halbschwestern nicht besonders gut, und kulturell trennte sie ein ganzer Ozean. »Das freut mich zu hören.«
Drei blaue Augenpaare beobachteten ihn mit einer Herablassung, die er vermutlich verdiente, wenn er nicht mehr als einen so unverfänglichen Kommentar zustande brachte.
Sein Lächeln geriet etwas schief. »Lasst es mich anders formulieren. Ich freue mich sehr, weil ihr drei euch entschieden habt, zu mir nach London überzusiedeln, denn wenn ihr nicht hier seid, bin ich nicht sicher, ob ich mich mit dem nötigen Anstand zu verhalten weiß, den man vom Earl of Augustine erwarten dürfte.«
»Wenn es stimmt, was man sich erzählt«, wandte Lily frostig ein, »seid Ihr in der Hinsicht bereits gescheitert, Mylord.«
Kapitel 3
Es war sehr schwierig, eine Lüge zu leben, besonders, wenn sie ihrem älteren Bruder gegenüberstand, dessen dunklem, forschenden Blick nichts verborgen zu bleiben schien.
Sie war schlicht eine Heuchlerin!
Lily setzte sich so aufrecht hin, dass ihr Rückgrat schmerzte, und nur mit größter Kraftanstrengung gelang es ihr, dem innigen Wunsch zu widerstehen, in Tränen auszubrechen. Jonathan, der neue Earl of Augustine, blickte sie fragend an. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie ihn herausgefordert hatte.
Sie hasste ihn nicht. Denn wie konnte man jemanden hassen, den man nicht kannte? Sie verachtete das, was er für sie repräsentierte: den Wunsch ihres Vaters, eine Ungläubige in Amerika zu heiraten. Immer wieder musste sie daran denken, dass ihre Mutter nicht die Liebe seines Lebens gewesen war, sondern für ihn nur an zweiter Stelle gekommen war; die Verbindung war nach seiner Rückkehr und dem Tod seiner ersten Frau - Jonathans Mutter - von den beiden Familien geschmiedet worden.
Es war für sie schwierig, sich mit der Tatsache abzufinden, dass ihre Mutter und ihr Vater einander nie geliebt hatten. Bis heute war es ihr nicht gelungen. Es war im Grunde unnötig, dass sie darunter litt, weil ihr schließlich bewusst wurde, wie wenig sich ihre Mutter daraus machte, keine Liebe zu erfahren. Sie störte sich daran deutlich weniger als Lily und hatte ihre Rolle als Countess ausgekostet und das Vermögen ihres Mannes mit beiden Händen ausgegeben.
Sie waren jetzt beide fort. Innerhalb weniger Tage waren sie von demselben ansteckenden Fieber dahingerafft worden, und sie und ihre Schwestern waren nun völlig abhängig von diesem Halbbruder, den keine von ihnen kannte. In ihrer Erinnerung war Jonathan nur ein einziges Mal nach England gekommen. Ihr Vater hatte es bevorzugt, seinen Sohn in Amerika zu besuchen.
Auch das warf sie ihrem Bruder vor. Die langen Abwesenheiten ihres Vaters waren schwierig gewesen. Obwohl sich ihre Mutter nicht allzu viel daraus gemacht hatte, hatte Lily als Kind ihren geliebten Vater während seiner Reisen immer schrecklich vermisst.
Außerdem hatte Jonathan ganz und gar unbekümmert seinen Bastard mit nach England gebracht, als wüsste er nicht, welchen Skandal er damit heraufbeschwor. Der Mann hatte wirklich keinen Sinn dafür, was sich gehörte.
Sie würde kein Blatt vor den Mund nehmen, auch wenn es keinen Sinn machte, ihm sein unanständiges Verhalten vorzuwerfen. Sie räusperte sich. »Ihr seid das Subjekt von Gerede, Mylord.«
Als ob ihr das Recht zustünde, ihn dafür zu verdammen. Ihr eigener schäbiger Fehltritt hatte die Klatschblätter wochenlang gefüllt, vielleicht sogar über Monate hinweg.
Er besaß die Frechheit, amüsiert zu wirken. »Bin ich das?«
»In der Tat.«
Da. Sie hatte es gesagt. Warum konnte sie nicht einfach den Mund halten? Es machte überhaupt keinen Sinn, ihn explizit darauf hinzuweisen, dass man ihn in der Öffentlichkeit dabei beobachtet hatte, wie er den Busen der Tochter des Duke of Eddington berührt hatte. Was würde das bringen? Es genügte, anklagend in seine Richtung zu starren und auf seine Reaktion zu warten.
Schließlich war sie nicht länger verantwortlich. Es oblag nun alles ihm.
Eine verfluchte Wahrheit.
Sie sahen einander überhaupt nicht ähnlich. Er war dunkel - auf jede erdenkliche Weise. Dunkles Haar, dunkle Augen, bronzefarbene Haut. Attraktiv. Er hatte die feinen Gesichtszüge ihres Vaters und die barbarische Färbung seiner Mutter. Groß, breitschultrig und das Haar ordentlich zusammengebunden, auch wenn es viel zu lang war, um als modisch durchzugehen. Die Gesellschaft hatte ihn bereits den »wilden Earl« getauft.
Er nahm noch einen Schluck von seinem Brandy und zuckte einfach mit den Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand auf diesen langweiligen Klatsch hören sollte.«
Es überraschte sie überhaupt nicht, dass er die scharfe Kritik der Gesellschaft einfach von sich wies. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie wenig er sich um Konventionen scherte.
Er ist schließlich nicht in England aufgewachsen, flüsterte ihr eine leise Stimme mit geradezu ärgerlicher Logik ein. Außerdem war er wohlhabend, privilegiert und ein Mann, was im Grunde bedeutete, dass er tun und lassen konnte, was er verdammt noch einmal wollte, solange es ihn nicht scherte, wenn er aufgrund seines Verhaltens das Ziel der gesellschaftlichen Kritik und eines zunehmenden Interesses wurde. Was er ohnehin bereits war.
»Das ist hier nun einmal so«, gab sie bitter zurück.
»Ich verstehe.« Vielleicht - aber nur vielleicht - sah sie ein kleines Funkeln in seinen Augen. »Schulde ich euch eine Entschuldigung? «
Es war Carole, die darauf antwortete. »Nein. Gentlemen ist es erlaubt, zu tun und zu lassen, was ihnen beliebt.«
Immer die Friedensstifterin. Tatsächlich waren sowohl Betsy als auch Carole von bemerkenswert ausgeglichenem Temperament und hatten sehr gute Manieren. Sie war die Impulsive. Lily überlegte kurz, ob sie ihn darauf hinweisen sollte, dass er zumindest der Tochter des Duke of Eddington eine Entschuldigung schuldete. Aber dann entschied sie, nicht so streitsüchtig zu sein. Jonathan musste die Angelegenheit auf seine Weise regeln.
Sie hingegen musste ihre Schwestern beschützen. Wenn sie sich gegen den Earl of Augustine auflehnte, war das dieser Aufgabe kaum dienlich. Sie wäre allein auf dem Land geblieben, wenn das möglich gewesen wäre. Aber auch wenn sie es verabscheute, sich das einzugestehen, hatte er im Grunde recht. Sie hatte ihre eigenen Chancen auf eine gute Heirat ruiniert, sie wollte jetzt immerhin Betsy und Carole mit guten Gentlemen versorgt wissen. Nicht nur wegen ihrer schwesterlichen Pflicht, sondern vor allem, weil sie die beiden sehr lieb hatte und sie es verdienten, glücklich zu werden. Schließlich sagte sie bloß: »Ich wusste nicht, ob Ihr Euch bewusst seid, dass man jeden Eurer Schritte mit Argusaugen beobachtet.«
Ihr Bruder lehnte eine Schulter gegen den Kaminsims und lächelte. Er verzog die Lippen leicht, während seine schlanken Finger das Brandyglas umschlossen. »Ich denke, ich werde es langsam lernen. Wenn sogar meine Schwestern in Essex etwas gehört haben, muss ich es wohl geschafft haben, mir einen entsetzlichen Fehltritt zu leisten. Ich hoffe nicht, dass es zufällig etwas mit der hübschen Lady Cecily zu tun hat?«
Nun. Wenigstens war er nicht vollkommen ahnungslos.
»Doch, hat es. Vielleicht solltet Ihr zukünftig Euer Taschentuch bei Euch behalten«, schlug sie trocken vor. Sie gab etwas nach, denn wenn sie ehrlich war, empfand sie seine Antwort als überraschend liebenswürdig.
»Meine Absichten waren ganz und gar ritterlicher Natur, das kann ich dir versichern.«
»Das Problem ist allerdings, wie Ihr diese Absichten gezeigt habt.« Lily spürte sehr deutlich, wie aufmerksam Betsy und Carole diesem Austausch lauschten. Sie waren jung; Erstere neunzehn und Letztere gerade erst achtzehn. Daher schien es ihr nicht angebracht, die genauen Umstände seines Fehltritts in ihrer Gegenwart genauer auszuführen. »Lasst uns das Thema wechseln. Mylord, darf ich Euch fragen, ob Ihr schon eine Idee habt, wie Ihr mit der verbliebenen Zeit dieser Saison zu verfahren gedenkt?«
»Du bist meine Schwester, Lillian. Es gibt keinen Grund für dich, mich so förmlich anzureden.«
Er hatte natürlich auf geradezu ärgerliche Art recht damit, andererseits hatte sie keine Ahnung, wie er mit ihren Schwestern zu verfahren gedachte. Würde er für die beiden eine offizielle Einführung in die Gesellschaft ermöglichen? Oder war er dafür zu geizig? Sie kannte ihn noch nicht gut genug, um das ermessen zu können. Steif erwiderte sie: »Wir sind noch nicht so nah miteinander bekannt. Daher scheint mir eine gewisse Förmlichkeit angebracht.«
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Sie entdeckte ihre Schwester, die mit einigen anderen jungen Ladys beisammenstand und mit ihnen plauderte. Cecily bahnte sich einen Weg zu ihnen. Keine leichte Aufgabe in diesem Gedränge. Als sie nur noch wenige Schritte entfernt war, passierte ein kleines Unglück. Ein ziemlich betrunkener Gentleman, der seinem Gegenüber eine Geschichte erzählte und dabei mit einem Arm eine weit ausholende Geste machte, stieß unglücklicherweise mit seinem Arm gegen Cecilys Ellbogen, und sie verschüttete einen Gutteil des Champagners über ihre Brust. Der Übeltäter war sich keiner Schuld bewusst, selbst dann nicht, als ihr ein erschrockener Laut entfuhr. Sie trug dieses Kleid heute zum ersten Mal, und blaue Seide vertrug sich nicht besonders gut mit Champagner. Einige Tropfen rannen sogar zwischen ihre Brüste.
»Erlaubt ihr?«
Sie blickte auf und schaute in die dunkelsten Augen, die sie jemals gesehen hatte. Diese Augen gehörten zu einem großgewachsenen Mann, der nun ein Leinentaschentuch aus seiner Manteltasche zog. Sie erkannte ihn sofort, schließlich redete der ganze haut ton seit Wochen über die Ankunft von Jonathan Bourne, den neuen Earl of Augustine. Man redete teils deshalb über ihn, weil er von fremdländischer Herkunft war, zum Teil aber, weil er berückend gut aussah.
»Ich danke Euch«, sagte sie erleichtert, obwohl sie ein wenig durcheinander war. Es fühlte sich merkwürdig an, die volle Aufmerksamkeit von Londons aktuell berüchtigtstem und zugleich als Heiratskandidat geeignetstem Earl zu haben. Denn zu seinem guten Aussehen kam hinzu, dass Bourne sehr wohlhabend war.
Allerdings überreichte er ihr das schneeweiße Stoffquadrat nicht. Nein, er beugte sich vor und begann, mitten in dem eleganten Gedränge des Londoner Ballsaals, kühn und eigenhändig den Fleck wegzuwischen.
Überrascht spürte Cecily das Streicheln des zarten Stoffs, der über ihre Kehle und die obere Wölbung ihrer Brüste glitt.
Die Bewegung glich einer intimen Liebkosung. Es war fast so, als berührte er sie, ohne dass dieses dünne Stück Stoff zwischen ihrer feuchten Haut und seinen schlanken Fingern war. Sie spürte, wie die Hitze gegen ihren Willen in ihre Wangen schoss.
»Gern geschehen.« Er steckte das Taschentuch wieder ein. Seine Miene wirkte amüsiert.
Ein ziemlich bestürzter Teil von ihr konnte einfach nicht glauben, dass er soeben etwas so Unverschämtes getan hatte. Noch dazu vor den Augen all dieser Zeugen! Ein anderer, widerspenstiger Teil ihres Verstands war jedoch von der Wirkung seiner männlichen Schönheit fasziniert. Er war sündhaft dunkel, vom glatten, ebenholzdunklen Haar, das er der aktuellen Mode entsprechend zu einem Zopf gebunden trug, über die verführerischen Augen bis zu seiner bronzefarbenen Haut. Wenn man über seine ungewöhnliche Hautfarbe hinwegsah, war sein Knochenbau zudem fein modelliert - geschwungene Brauen, eine gerade Nase, ein leicht kantiges Kinn. Seine Unterlippe war etwas voller als die Oberlippe und verlieh seinem Mund einen sinnlichen Zug.
Er sah fremdländisch aus, und sein Akzent verstärkte diesen ersten Eindruck.
Sein schiefes Lächeln verriet ihr, dass er ganz genau wusste, welchen Eindruck er auf sie machte. Es war nicht unbedingt arrogant, strahlte aber auf jeden Fall eine für Männer typische Selbstsicherheit aus.
Diese unverhohlene Männlichkeit war kein englischer Wesenszug. Es war, als seien der maßgeschneiderte Mantel und die enge Reithose nicht mehr als eine Verkleidung. Es war im Grunde egal, dass seine Krawatte perfekt gebunden und mit einer funkelnden Diamantnadel festgesteckt war. Oder dass seine Stiefel offenbar maßgefertigt waren und jemand sie so lange poliert hatte, bis sie glänzten.
Irgendwie gelang es ihm trotzdem, den Eindruck zu vermitteln, er sei ... ungezähmt. Exotisch. Vielleicht sogar unzivilisiert, obwohl er alle äußeren Anzeichen seiner noblen Herkunft zur Schau trug.
Dann machte er die ganze Angelegenheit noch schlimmer, indem er sich zu ihr vorbeugte. Er war ihr so nah, dass sein Atem warm über ihr Ohr strich. »Ihr habt eine wirklich köstliche, rosige Gesichtsfarbe angenommen, Mylady. Aber tröstet Euch mit dem Wissen, dass ich den Champagner viel lieber aufgeleckt hätte. Es war also überaus höflich von mir, das Taschentuch zu verwenden.« Er zögerte, weil sie bei dieser dreisten Bemerkung nach Luft schnappte. Erst dann vollführte er eine vollendete Verbeugung. »Guten Abend, Mylady.«
Er drehte sich um und ging an den Zuschauern vorbei, die ihm mit offenem Mund nachstarrten, als sei er sich ihrer Blicke gar nicht bewusst.
Cecily hingegen spürte nur allzu deutlich die gierigen Blicke. Auch ihre Schwester starrte sie an. Nur wenige Schritte entfernt sah Eleanor so aus, als werde sie Cecily gleich ernsthaft wegen eines Vergehens tadeln.
Es war vermutlich das Beste, wenn sie so tat, als sei dieser kurze Moment gar nicht passiert. Cecily gesellte sich zu dem nun schweigenden Grüppchen. »So ein Gedränge«, verkündete sie fröhlich. Aber sie wusste, ihre Wangen waren noch immer hochrot.
Eleanor war jedenfalls nicht gewillt, das soeben Geschehene einfach zu übergehen. »Ich wusste gar nicht, dass du mit Lord Augustine bekannt bist«, bemerkte sie spitz. Eleanor war zwei Jahre älter und erlebte ihre zweite Saison. In der ersten hatte sie einige Heiratsanträge abgelehnt, man konnte nicht gerade von einer erfolgreichen Saison sprechen. Sie war üppiger als Cecily, und ihr Haar hatte eine ganz andere Farbe. Trotzdem bestand eine gewisse Familienähnlichkeit. An diesem Abend trug sie ein hübsches, gelbes Kleid. Das dunkelblonde Haar trug sie zu einem eleganten Chignon aufgesteckt.
»Ich kenne ihn auch gar nicht.« Cecily nahm einen Schluck aus ihrem nun halb leeren Champagnerglas.
»Er hat sich jedenfalls verhalten, als wärt ihr vertraut miteinander. «
Als ob das ihr Fehler war. Es war wirklich schade, dass der meiste Champagner auf ihrem Kleid verschüttet worden war, denn im Augenblick hätte Cecily durchaus etwas mehr vertragen.
»Er stammt aus den Kolonien«, bemerkte eine ihrer Freundinnen, als könne man damit das unkonventionelle Verhalten des Mannes erklären. »Jeder redet im Moment über ihn. Er ist so ... anders.«
»So provinziell«, fügte eine andere leise hinzu und fächelte sich gelangweilt frische Luft zu. Ihre Augen verengten sich, während sie ihm nachblickte. Er schob sich durch das Gedränge, doch dank seiner Größe war es leicht, ihn auszumachen. »Und dann ist er noch so unmodern dunkel. Ob es stimmt, dass seine Mutter ein Mischling ist? Mir hat jemand erzählt, sie ist halb Französin, halb eine Wilde. Was für eine Mischung! Earl Savage ist auch irgendwie ein Bastard, oder nicht?«
Obwohl die junge Lady so daherredete, verfolgte sie doch immer noch die hochgewachsene Gestalt des »wilden« Earls durch die Gästeschar mit dem Interesse einer unverheirateten Frau.
Cecily war klar, dass sie nicht die Einzige war, die ihm mit Blicken folgte. Alle Frauen im Ballsaal - zumindest jede, die sie gerade sehen konnte - schienen den Earl ziemlich interessant zu finden.
»Es ist ja offensichtlich, dass er kein Engländer ist. Schaut ihn euch nur an. Aber abgesehen davon ist er einfach betörend attraktiv«, verkündete Miss Felicia Hasselman. »Und nach dem, was man so hört, ist er auch ziemlich reich. Wenn man mal von seiner fragwürdigen Herkunft absieht, ist er keine so schlechte Partie. Aber ich habe gehört, er hat kein Interesse daran zu heiraten. Das steht für ihn wohl nicht an erster Stelle. Außerdem soll er wohl ein illegitimes Kind aus Amerika mit hierhergebracht haben. Er hat das kleine Mädchen als sein Kind anerkannt, sich aber zugleich geweigert, seine Mutter zu heiraten.«
Das war ziemlich schockierend.
»Nicht einmal Reichtum und eine Grafschaft könnten ein solches Verhalten ausgleichen«, bemerkte Mary Foxmoor und schnaubte delikat. Ihr Vater war ein Baronet, dem halb Sussex gehörte. »Ich würde nie einen Mann in Erwägung ziehen, der mich zwingt, seine Bastarde zu akzeptieren. Das ist absolut geschmacklos! Nein, er ist wirklich kein passender Heiratskandidat. «
Ach, jetzt ging es wieder um dieses Thema. Cecily fühlte, wie leiser Ärger in ihr aufstieg, der ihre Beschämung angesichts dessen, was soeben passiert war, übertünchte. Sie alle kannten nur ein Ziel: einen Mann zu finden, der einen Titel und ein großes Vermögen in die Ehe mitbrachte. Es war vielleicht idealistisch und geradezu romantisch, aber Cecily wünschte sich nicht das erste Mal, sie dürfe ihren Ehemann nach anderen Kriterien als seiner Abstammung und seinem Reichtum auswählen.
Obwohl sie das nie laut aussprechen würde, weil sie wusste, dass darüber gnadenlos geklatscht würde, verspürte sie doch eine gewisse Bewunderung für ihn, weil er sein eigen Fleisch und Blut nicht verleugnete und so tat, als existierte das kleine Mädchen nicht, nur weil es illegitim war. Cecily hatte keine Ahnung, welche Umstände Lord Augustine dazu bewogen hatten, nicht den Gentleman zu spielen und die Mutter seines Kinds zu heiraten. Aber sie wusste, dass viele sogenannte Gentlemen mit ihren Mätressen zahllose Kinder zeugten und diese dann auf ländlichen Anwesen wegsperrten. Manchmal hatten sie nicht einmal so viel Mumm, wenigstens so viel Verantwortung zu übernehmen.
»Was hat er zu dir gesagt?«, fragte Eleanor. Sie blickte Cecily neugierig an.
Es ging nicht anders. Erneut stieg Hitze in Cecilys Wangen auf, weil sie sich an seine skandalöse Bemerkung erinnerte. Schlimmer noch, ein verräterischer Teil von ihr fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, wenn dieser fein modellierte Mund ihre nackte Haut streifte.
Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Du willst es uns nicht erzählen?«, fragte Felicia ungehalten.
»Nein.« Cecily gab sich große Mühe, ungerührt zu wirken. »Es war nichts.«
Die Freundinnen wechselten Blicke. »Bist du sicher, dass du Lord Augustine nicht kennst?«, fragte Miss Foxmoor skeptisch. »Er hat dir schließlich sogar etwas ins Ohr geflüstert.«
»Wir sind einander bisher nicht vorgestellt worden«, erwiderte Cecily knapp. Sie war nicht bereit einzugestehen, wie sehr diese kurze Begegnung sie aufgewühlt hatte.
»Nun denn«, sagte Eleanor trocken. »Ich denke, jetzt seid ihr wohl miteinander bekannt.«
Zur Abwechslung war Jonathan einmal nicht gelangweilt. Wer hätte gedacht, dass ein verschüttetes Glas Champagner den Abend so beleben könnte?
Nun, vielleicht war nicht das Getränk selbst daran schuld, dass er die Festlichkeit jetzt mehr genoss. Aber bestimmt der hübsche Busen, den der Champagner benetzt hatte.
Er wusste wohl, er hätte nicht so dreist sein dürfen - zumindest nicht vor den Augen der ganzen besseren Gesellschaft. Zu seiner Verteidigung konnte er allenfalls vorbringen, dass er sich seit der Ankunft seines Schiffs an den Docks von London vor einem knappen Monat stets tadellos verhalten hatte. Die Beschränkungen der Gesellschaft hatten ihn nie besonders interessiert, doch allmählich fand er sich in diese Maßstäbe ein. Obwohl die meisten Regeln in seinen Augen albern und unnötig waren.
»Werde ich mir jetzt einen Vortrag über angemessenes Verhalten anhören müssen?«, fragte er über den Rand seines geschliffenen Kristallglases hinweg. Er war erleichtert, dem Gedränge im Ballsaal entkommen zu sein und auf der Terrasse stehen zu können. Die Londoner Luft schmeckte immer leicht nach Kaminrauch, aber wenigstens gab es an diesem Abend, dank einer leichten Brise, Sterne am Himmel. Der aufkommende Wind duftete nach baldigem Regen.
James, ein Cousin ersten Grades und Sohn des jüngeren Bruders seines Vaters, lächelte nur zynisch und stützte einen Arm lässig auf die Balustrade. »Muss ich denn überhaupt erwähnen, dass du das nicht hättest tun dürfen?«
Wenn er den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Lady richtig deutete, vermutlich nicht. Jonathan wich der Frage aus. »Sie ist sehr schön.«
James stieß heftig die Luft aus. »Das sind viele andere Ladys auch, die dich bereits mit einer gewissen Neugier und Bereitschaft ansehen, dich an sie heranzulassen. Aber das sind andere Frauen als die unschuldige Tochter des Duke of Eddington.«
Niemand musste ihm sagen, dass sie unschuldig war. Das hatte er an dem leichten - und sehr erregenden - heftigen Einatmen erkannt, als er sich zu ihr hinüberbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Es war nicht bloß eine Vermutung, dass nie zuvor ein Mann sich dazu erdreistet hatte, ihr so nahezukommen. Er hatte sie schockiert. Andererseits hatte sie auf seine Worte und Taten nicht unbedingt wie eine erzürnte, unschuldige Lady reagiert.
Das war wirklich faszinierend ...
Sie hatte ein blumiges Parfüm aufgelegt, und der aufreizende Duft war von ihrer weichen, blassen Haut aufgestiegen. Ihre Augen hatten die ungewöhnlich klare Farbe von Topas. Er hätte bei ihren blonden Haaren und der elfenbeinernen Hautfarbe eigentlich blaue Augen erwartet. Die zarten Gesichtszüge und die Art und Weise, wie ihre Schlankheit ihre weiblichen Kurven noch betonte, hatten ihn überraschend heftig berührt.
Gewöhnlich favorisierte er keine blassen Blondinen. Aber die Tochter des Dukes war in der Tat wunderhübsch. »Wie heißt sie?«
»Richte dein Interesse lieber auf andere Frauen, Jon.«
Sie kannten einander gut seit James' Zeit bei der Royal Navy, die ihn nach Amerika geschickt hatte, wo sich dank der Fügungen des Schicksals - und ihrer Familienbande - die Wege der beiden Männer kreuzten. Wenn man bedachte, welche Spannungen zwischen ihren beiden Ländern bestanden - und dass diese erst vor kurzem beigelegt worden waren -, hatten sie doch stets freundlichen und beständigen Kontakt gehalten, trotz oder gerade wegen dieses Konflikts. Jonathan mochte James, und er hätte ihn auch als Freund bezeichnet, wenn sie nicht so eng verwandt gewesen wären. Sie sahen sich sogar ein bisschen ähnlich, hatte man ihnen schon oft gesagt. Ihre Hautfarbe unterschied sich aber sehr voneinander.
Jonathan hob amüsiert eine Augenbraue. »Bist du jetzt etwa mein Aufpasser?«
»Zum Glück nicht.« James schmunzelte reumütig. »Ich bezweifle, dass irgendwer dieser Aufgabe gewachsen wäre. Aber wenn du meinen Rat hören willst: Bedenke bitte, du bist hier nicht in der Wildnis. An den Regeln des Anstands kannst du dich noch so aufreiben, aber sie sind nun einmal da. Ich weiß, wie sehr du selbstherrliche Verbote verabscheust.«
»Du kannst Boston kaum als Wildnis bezeichnen.«
»Und wie viel Zeit hast du tatsächlich in Boston verbracht?« James nippte an seinem Whisky und blickte Jonathan ausdruckslos an.
Zu viel, wollte Jonathan erwidern. Er verabscheute Städte. Dennoch hatte er oft geschäftlich in Boston zu tun gehabt, weil er Partner bei einem Unternehmen war, das dort mehrere Banken besaß. James hatte insofern recht, dass er, sobald es ihm nur irgend möglich war, in seinem Haus auf dem Land residierte. Dort konnte er lange Ausritte machen, frühmorgens im See schwimmen und beobachten, wie die Sonne über den Bäumen aufstieg ...
Das vermisste er schon jetzt sehr. Dabei wusste er, seine Zeit hier in London hatte gerade erst begonnen.
»Erzähl mir mehr über sie.«
»Soll ich damit beginnen, dass sie dich etwas kostet, von dem du selbst gesagt hast, du hättest kein Interesse daran, diesen Preis zu zahlen? Wenn du vor Zeugen in einer Kathedrale stehen willst und deinen Namen und deinen Schutz im Tausch für sie in deinem Bett zu geben bereit bist, dann mach nur so weiter und jage ihr nach. Anderenfalls empfehle ich dir, dich auf anderen Pfaden nach den Vergnügungen umzuschauen, die London dir zu bieten hat. Ihr Vater ist ein sehr mächtiger Mann. Der Duke of Eddington ist einer der reichsten Männer Britanniens. «
Irgendwo sang ein Nachtvogel, und sein Ruf kam Jonathan fremd vor. Er war nun seit drei Wochen in England und fühlte sich wie ein Fremder. Daheim hätte er den Vogel mit absoluter Sicherheit sofort bestimmen können. »Ich habe doch wohl nicht gesagt, dass ich wünsche, mit ihr anzubandeln. Ich bin nur neugierig.«
Sein Cousin warf ihm einen langen, nachdenklichen Blick zu, der eine Mischung aus Belustigung und Skepsis war. Dann zuckte er mit den Schultern. »Sie hat dieses Frühjahr ihr Debüt gegeben. Ihre ältere Schwester ist auch im heiratsfähigen Alter, wobei sie nicht so beliebt ist. Was an ihrem Ruf als Blaustrumpf allererster Güte liegen könnte. Die Kombination aus Schönheit und einer stattlichen Mitgift hat jedenfalls ihre Wirkung auf die Gesellschaft nicht verfehlt. Man geht davon aus, dass Lady Cecily eine sehr gute Partie machen wird.«
Jonathan bezweifelte, dass er eine sehr gute Partie war. Was nur realistisch erschien, denn trotz seines Vermögens und eines Titels, nach dem er nie gestrebt hatte, war er ein Mischling. Auch wenn er für gewisse englische Ladys ein Novum war und sie sich um ihn rissen, war er nun einmal anders, und das in einer Gesellschaft, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gleichförmigkeit feierte.
Cecily. Er fand, der Name passte zu ihr. Sehr englisch, sehr erlesen. Der Name ließ ihn an Rosenblüten in einem grünenden Garten denken. Trotzdem ließ das Wort Partie ihn innerlich zusammenzucken. James hatte natürlich recht. Er wusste auch gar nicht, warum er überhaupt gefragt hatte. Selbst wenn ihre anspruchsvolle Familie ihn als angemessen akzeptierte - und er bezweifelte, dass sie das tun würden -, war er doch nicht auf der Suche nach einer Ehefrau.
Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. Er wollte nicht länger über die reizende, aber leider unerreichbare Tochter des Dukes nachdenken. Kühl sagte er: »Sag mir, was hast du heute über die Angelegenheit mit dem Bergbau herausgefunden?«
Er lauschte, während sein Cousin ihm erklärte, die Geschäftsbücher seien zuletzt nur flüchtig geführt worden. Der Verwalter habe sich erneut über die ungeschickt geführte Buchhaltung beklagt. »Beende Brownes Beschäftigungsverhältnis«, wies Jonathan seinen Cousin entschlossen an. »Es ist offensichtlich, dass er nichts taugt. Wir werden uns ab sofort nach einem neuen Mann für diese Aufgabe umsehen. Ich stelle jemanden ein, dem ich vertraue, und dann versuchen wir die Lage einzuschätzen.«
»Einverstanden. Ich habe schon vor langer Zeit versucht, deinen Vater zu überreden, die Verwaltung aller Landsitze und ebenso der Minen neu zu organisieren.«
»Und es hat beinahe ein Jahr gedauert, ehe ich nach England kommen konnte.« Jonathan war sich durchaus bewusst, dass es ihm nicht möglich gewesen war, nach dem Dahinscheiden seines Vaters in angemessener Zeit nach England zu kommen. Zunächst hatte es gedauert, ehe die Nachricht zu ihm durchdrang, und er hatte danach erst seine geschäftlichen Verpflichtungen in Amerika so regeln müssen, dass es ihm möglich war, nach England zu segeln. Dann nahm die Reise auch eine gewisse Zeit in Anspruch.
Nicht zu vergessen, dass es noch einige rechtliche Dinge zu erledigen gab. Wie zum Beispiel seine Abstammung nachzuweisen. Zu seiner äußersten Verblüffung hatte Uneinigkeit darüber bestanden, ob er das Recht hatte, sein Erbe anzutreten. Sein Vater hatte diese Probleme aber vorausgesehen und klugerweise dafür gesorgt, dass die wichtigen Dokumente bei seinem Anwalt hinterlegt waren.
Die Vorurteile, die man den Mischlingsnachkommen eines Adeligen entgegenbrachte, übertrafen die Auswirkungen eines Krieges und überwanden mühelos einen ganzen Ozean. Später musste er sich vermutlich aus diesem Grund auch um die Zukunft seiner Tochter sorgen; ihr würden sich vermutlich ähnliche Hindernisse in den Weg stellen. Wenigstens hatte er in ihrem Fall das Recht auf seiner Seite.
Adela war die größte Freude seines Lebens.
»Aber du bist gekommen«, sagte James gelassen. »Und was mich betrifft, so bin ich froh, dich hier zu haben. Ich bin allein nicht besonders gut vorangekommen.«
Als der Nächste in der Erbfolge hatte sein Cousin sich bis zu Jonathans Ankunft um seine Belange gekümmert, obwohl er wusste, dass ein anderer den Titel erben würde. Es war daher eine überaus großzügige Geste, und Jonathan hatte ihn inzwischen überzeugt, auch in Zukunft einige seiner Güter zu verwalten. »Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen«, fügte Jonathan hinzu. »Soweit ich das bisher verstanden habe, sind meine Halbschwestern eine ziemliche Herausforderung.«
»Da wirst du von mir keinen Widerspruch hören«, murmelte James und hob das Glas zum Mund. »Mein Glück ist, dass sie jetzt dein Problem sind.«
Kapitel 2
Eher durch Zufall und ohne ihre eigene Schuld hatte sie London am gestrigen Abend in Aufruhr versetzt.
Nein, das stimmte so nicht, korrigierte Cecily sich stumm. Sie schaute auf die Rechtecke aus Sonnenlicht, die durch die Fenster im Salon ihrer Großmutter auf den Teppich fielen. Lord Augustine hatte diesen Aufruhr ausgelöst.
Sie saß auf der vorderen Kante ihres Stuhls im Stile Louis Quatorze' und fragte so höflich wie möglich: »Können wir nicht einfach das Thema wechseln?«
Ihre Großmutter, die sich kerzengerade hielt, erwiderte kühl: »Wusstest du, dass man in den Clubs der Gentlemen bereits Wetten darüber annimmt, was er zu dir gesagt haben könnte?«
Die Antwort auf diese Frage lautete Ja. Sie hatte davon gehört. Natürlich nur, weil Eleanor sie ziemlich knapp gewarnt hatte. Aber ihr war klar, dass ihre Großmutter vor allem von dem Gedanken entsetzt war, ein Mitglied ihrer Familie könne Teil einer geschmacklosen Wette zwischen jungen Männern sein, die zu viel Geld und zu wenig Beschäftigung hatten.
Es zählte nicht, dass Cecily nicht um diese zweifelhafte Ehre gebeten hatte. Ihrer Großmutter mochten Horrorvorstellungen im Kopf herumspuken, aber in Wahrheit wusste Cecily, dass sie nichts Falsches getan hatte.
Wenn man davon absah, dass sie sich geweigert hatte, die Gerüchteküche noch weiter einzuheizen, indem sie wiederholte, was er gesagt hatte. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so zurückhaltend war. Seine dunkle Schönheit hatte sie nämlich mehr als nur ein bisschen berührt, und er war auch nicht grob unhöflich zu ihr gewesen. Ganz im Gegenteil. Sein Verhalten mochte ein wenig skandalös gewesen sein, natürlich. Das stand außer Frage. Aber wenn sie ehrlich war, hatte Lord Augustine ihr Interesse an ihm geweckt.
Keiner der höflichen, sich bei ihr anbiedernden Verehrer dieser Saison hatte das bisher auch nur annähernd geschafft.
»Was geschehen ist, ist bestimmt nicht wert, mit so viel Aufmerksamkeit bedacht zu werden«, protestierte sie. »Ein ungeschickter Gentleman hat mich angestoßen, weshalb ich etwas Champagner verschüttet habe. Lord Augustine kam mir zu Hilfe. Mehr ist nicht passiert.«
»Er hat deine ... deine Person berührt, und dann hat er dir mit einer geradezu entsetzlichen Ungezwungenheit etwas zugeflüstert. Sein Verhalten hätte nicht einmal einem Ehemann zugestanden, der mit seiner Frau an einem öffentlichen Ereignis teilnimmt.«
Vielleicht ist das ja so, weil die meisten adeligen Eheleute ihren Partner nicht ertragen. Fast hätte sie es laut gesagt, aber sie hielt sich zurück. Sie brauchte keinen zweiten Vortrag über die Vorteile einer für die Dynastie wichtigen Allianz und darüber, welche Pflichten sie als Tochter eines Dukes hatte. Das war so ziemlich das letzte Gesprächsthema, das sie interessierte.
Nun, vielleicht nicht unbedingt das letzte. Das Thema, über das sie gerade redeten, war auch nicht gerade besonders angenehm. Wenn sie könnte, würde sie es für den Rest ihres Lebens vermeiden, sich zurechtweisende Vorträge anzuhören.
»Ich bin nicht für das Verhalten Seiner Lordschaft verantwortlich«, sagte Cecily so ruhig wie möglich. Erleichtert sah sie, dass endlich ein Dienstmädchen mit dem Teewagen kam. »Und er ist wirklich nur an mich herangetreten, um mir zu helfen.«
»Das ist nicht gerade die Geschichte, die man mir erzählt hat.«
Später würde sie Eleanor würgen, weil ihre Schwester Kopfschmerzen vorgetäuscht hatte und so der Teestunde mit der Herzoginwitwe of Eddington entkommen war und es Cecily überlassen hatte, sich dem alten Drachen allein zu stellen. Sie liebte ihre Großmutter natürlich, doch sie war ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht eine beeindruckende Persönlichkeit.
»Die Situation war absolut unschuldig.«
»Wenn das so war, wieso enthüllst du mir nicht einfach, was er gesagt hat?«
Das war ein berechtigter Einwand. »Nun ja, es war nicht vollkommen unschuldig«, gab sie widerstrebend zu. »Jedenfalls will ich nicht, dass jeder in dieser Stadt darüber redet. Nur darum habe ich es abgelehnt, mich dazu zu äußern.«
Zu ihrer Überraschung schwieg ihre Großmutter für einen Moment. Dann nickte sie zufrieden. »Wenn es das Gerede nur wieder anfachen würde, ist es das Beste, du behältst es für dich.«
Während sie einige Tassen Tee mit Rosinenbrötchen, Eclairs und der berühmten Himbeermarmelade der Köchin genossen, redeten sie über andere Themen. Fast glaubte Cecily, sie sei noch einmal davongekommen. Bis sie aufstand, um zu gehen. Sie gab ihrer Großmutter zum Abschied einen pflichtbewussten Kuss auf die Wange.
Das ordentlich frisierte graue Haar und die Falten ihres adeligen Gesichts waren ebenso unnachgiebig wie ihre Haltung.
Dennoch sagte ihre Großmutter völlig unerwartet: »Ich weiß, du wirst das kaum glauben, aber du bist mir mit achtzehn zum Verwechseln ähnlich, genauso wie du sah ich damals aus.«
Cecily richtete sich auf und lächelte. »Das ist sehr ermutigend. Du bist sehr schön, Großmama.«
»Hmpf.« Das Schnauben klang verächtlich, aber in ihren Augen glomm ungewöhnlicherweise sogar etwas Vergnügtes auf. »Falsche Schmeichelei bringt bei mir nichts. Ich will damit nur ausdrücken, dass Schönheit eine Ware sein kann, mein Kind. Sie kann auch eine Bürde sein. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich zukünftig von Lord Augustine fernhältst.«
Cecily ging ein wenig verwirrt, denn ihre Großmutter äußerte selten etwas Persönliches. Als sie in ihre Gemächer zurückging, traf sie zufällig ihren Bruder im Korridor vor den familieneigenen Apartments. Roderick blieb stehen, als er sie erblickte. »Ich habe dich gerade gesucht.«
Die Geschwister hatten dieselbe helle Haarfarbe und zarten Züge, außerdem waren sie altersmäßig nicht weit auseinander, sodass sie während ihrer Kindheit oft stundenlang miteinander gespielt hatten. Als Erbe war Roderick allerdings später nach Eton und anschließend nach Cambridge gegangen und war von seinen Schwestern getrennt aufgezogen worden, bis sie erwachsen waren, um ihn auf seine Aufgabe als zukünftiger Duke vorzubereiten. Erst als sie kürzlich nach London gekommen war, hatte sie wieder häufiger Kontakt mit ihrem Bruder pflegen können.
»Du hast gerade die Teestunde mit Großmama verpasst«, informierte sie ihn.
»Gott sei Dank«, murmelte er.
»Sind wir etwa ein wenig respektlos?«
»Das lag nicht in meiner Absicht, es war vielmehr eine aus tiefem Herzen empfundene Dankbarkeit den höheren Mächten gegenüber. Ich gebe gerne zu, dass sie mir oft genug Angst einjagt. Kann ich wohl mit dir sprechen?«
Cecily lachte, doch das Lachen verging ihr schnell, und sie sah ihn forschend und misstrauisch an. »Nur, wenn du nicht über Lord Augustine reden willst. Ich bin es inzwischen dermaßen leid, über dieses Thema zu reden. Die Gesellschaft bräuchte wirklich viel mehr wirklich interessante Ereignisse, die ihr den nötigen Nervenkitzel verschafft und sie beschäftigt.«
»Ich werde seinen Namen nicht erwähnen.« Ihr Bruder blickte sie finster an. »Obwohl ich fast versucht bin ...«
Sie unterbrach ihn. »Wage es ja nicht«, sagte sie fest. »Wage es nicht, irgendetwas zu tun, damit mein Name weiterhin von den Klatschweibern des ton durch den Schmutz gezogen wird.«
Seine Augen waren von einem klaren Blau wie die ihres Vaters und ihrer Schwester Eleanor. Er zögerte und erwiderte ihren Blick, ehe er nickte. »Ich werde die Sache auf sich beruhen lassen.«
»Das rate ich dir auch.« Nicht nur um ihres eigenen Rufs willen, sondern auch, weil sie sich allzu lebhaft vorzustellen vermochte, dass Jonathan Bourne kein Mann war, dem ihr Bruder in einem Duell gegenüberstehen sollte. Roderick war nicht nur jünger, ihm fehlte auch diese gewisse, gefährliche Ausstrahlung. Außerdem war es nicht notwendig, ihre Ehre zu verteidigen. Abgesehen von der dreisten Bemerkung hatte er sie nicht beleidigt. Wenn sie nicht weiter reagierten, würde das Getuschel schon bald aufhören. Der ton war für seinen Wankelmut berüchtigt. »Also gut«, sagte sie und atmete tief ein. »Worüber möchtest du mit mir reden?«
»Über Viscount Drury.«
Sie wollte eigentlich nicht laut aufstöhnen, aber in diesem Fall konnte sie es einfach nicht verhindern. »Ach Roddy, ich ...«
»Hör mich an«, unterbrach er sie mit einer ungeduldigen Geste.
Der elegante Korridor mit der hohen Decke und den kleinen, lackierten Tischen war ihr auf einmal nicht privat genug für dieses Gespräch. Sie wusste, was ihr Bruder vorschlagen wollte. »Nun gut. Ich würde lieber hier drinnen mit dir reden.«
Das kleine Wohnzimmer neben ihrem Schlafzimmer war wenigstens etwas verschwiegener. Wer wusste schon, wann eine Kammerzofe mit einem Stapel Bettwäsche vorbeikam. Wenn sie sich noch länger im Korridor stritten, belauschte sie vielleicht jemand. Nun, sie stritten zwar nicht unbedingt, aber sie wusste, dass Roddy und sie völlig gegensätzlicher Meinung wären.
Roderick folgte ihr und schloss leise die Tür. Als er sich zu ihr umdrehte, verkündete er unvermittelt: »Er wird um deine Hand anhalten. Das hat er mir heute Nachmittag erzählt. Sobald er sich Vaters Erlaubnis sicher ist, will er dir einen Antrag machen. Das wusstest du bestimmt schon.«
»Ich habe es befürchtet.« Cecily setzte sich auf die vordere Kante eines mit Seide bespannten Stuhls und seufzte. Elijah Winters, der Lord Drury, war in letzter Zeit besonders aufmerksam gewesen. Erst heute Morgen waren zwei Blumensträuße von ihm gekommen, und er hatte begonnen, fast jeden Tag bei ihr vorzusprechen. Es war in mehr als nur einer Hinsicht problematisch.
»Du hast es befürchtet? Das klingt nicht besonders vielversprechend. «
»Ich weiß schon, er ist dein Freund.«
»Aber?« Roderick setzte sich nicht, sondern ging zum offenen Kamin und drehte sich zu ihr um. In dem dunkelblauen Mantel und mit dem modisch derangierten Haar sah er elegant aus. »Ich höre da ein gewisses Zögern in deiner Stimme.«
Sie presste die Hände gegeneinander. »Es gibt zwei sehr gute Gründe, warum ich ablehnen werde. Der weniger gewichtige ist noch, dass ich nicht an ihm interessiert bin. Der wichtigere ist unsere Eleanor.«
Ihr Bruder wirkte ehrlich erstaunt. »Wie bitte? Was hat sie denn mit der ganzen Sache zu tun?«
Sind eigentlich alle Männer so begriffsstutzig?, fragte sie sich gereizt.
Vorsichtig erklärte sie: »Sie ist ihm auf eine Art und Weise zugeneigt, die ich ihm nicht bieten kann.«
»Ich dachte, du magst ihn.«
»Das tue ich auch.« Cecily musste sich sehr beherrschen, nicht die Zähne zusammenzubeißen. »Aber nun mal nicht so wie sie. Ist dir das noch nie aufgefallen?«
»Nein.«
»Denk doch mal nach. Sie trägt ihre hübschesten Kleider, wenn er herkommt. Sie gibt sich große Mühe, taktvoll zu sein, was im Übrigen ihr Untergang ist. Denn wenn sie ihre Persönlichkeit unterdrückt, wirkt sie zu gekünstelt. Lord Drury ist vermutlich ebenso ahnungslos wie du, und das ist das Problem. Soweit ich es beurteilen kann, fürchtet sie sich so sehr, in seiner Gegenwart das Falsche zu sagen, dass sie es kaum schafft, zwei zusammenhängende Worte hervorzubringen. Wenn es ihr egal wäre, was er denkt, wäre sie einfach sie selbst. Und dann ist da noch die Art, wie sie ihn anschaut.«
»Wie sie ihn anschaut?« Ihr Bruder schien ehrlich verwirrt.
Da Cecily befürchtete, es sei vergebene Liebesmüh, die Sache zu erklären, sagte sie einfach: »Vertrau mir. Sie ist in ihn vernarrt. Bestimmt weißt du noch, dass er während der letzten Saison Interesse an ihr gezeigt hat. Aber dann ist irgendetwas passiert.«
»Ich vermute, sie haben einfach etwas mehr geredet als sonst ... Eleanor ist nicht wie die anderen Frauen. Sie spricht gern über Politik und solche Dinge. Ich glaube, das hat ihn verschreckt «, gab er zu. »Er hat mir gegenüber nie etwas verlauten lassen, das darauf hindeutete, es könne für ihn mehr als eine Bekanntschaft sein.«
»Ist dir eigentlich aufgefallen, dass sie sich sogar geweigert hat, auch nur in Erwägung zu ziehen, den Heiratsantrag eines anderen anzunehmen?«
»Sie ist erstaunlich stur, das weißt du ja. Warum glaubst du, er habe irgendwas damit zu tun?«
Es war schwierig, zwischen Wissen und Spekulation zu balancieren, ohne Eleanors Geheimnisse zu verraten, und Roddy war unter Umständen nicht das einfühlsamste männliche Wesen dieser Welt - aber gab es die überhaupt? -, doch Cecily konnte ihm vertrauen. Darum sagte sie abrupt: »Zu Beginn dieser Saison hat sie mir geschrieben. Es ging um ihn.«
Rodericks Verhalten änderte sich merklich. »Das hat sie getan? «
Eleanor war nicht unbedingt dafür bekannt, eine große Briefeschreiberin zu sein, ebenso wenig gab sie ihre intimsten Gedanken preis. Daher war der Brief ziemlich aufschlussreich. »Ja, das hat sie getan. Und sie hat deinen Freund für ihre Verhältnisse mit glühendem Enthusiasmus beschrieben.«
Endlich begriff Roderick, was sie sagen wollte. »Ich verstehe«, murmelte er. Dann sank er auf einen zierlichen Stuhl, der auf den ersten Blick wirkte, als könne er das Gewicht seines großen Körpers nicht tragen. Roderick rieb seine Stirn. »Nun, das ist wirklich eine abscheuliche Komplikation.«
Lord Drury war ein sehr netter Mann. Außerdem war er gut aussehend, reich und verfügte über tadellose Manieren. Cecily war sicher, dass er einen großartigen Ehemann abgab. Für ihre Schwester. Die ihn wollte, davon war Cecily überzeugt. »Nicht wahr?«, stimmte sie zu. »Die Frage ist aber doch: Wie willst du mit dieser Angelegenheit verfahren?«
»Ich?« Die in sich zusammengesunkene Gestalt ihres Bruders richtete sich erschrocken auf. »Ich finde, diese Sache geht mich gar nichts an.«
Sie blickte ihn an und musste fast lachen, weil die Überraschung in seiner Miene so deutlich zu erkennen war. »Wir haben doch vorhin erst festgestellt, wie gut Drury und du befreundet seid. Kannst du nicht mit ihm über Eleanor sprechen? Sie ist wunderschön, vollkommen und bringt auch sonst alles mit, was ein Mann sich nur wünschen kann. Finde heraus, was geschehen ist, dass sein Interesse an ihr abgekühlt ist.«
»Ich glaube, da kann ich eine Vermutung anstellen.« Roderick fuhr mit der Hand durch sein Haar. »Sie hat zu oft eine eigene Meinung. Niemand sagt das offen zu mir, aber ich weiß dennoch, dass das der Grund ist, warum sie während ihrer ersten Saison nicht so populär war.«
Unglücklicherweise war ihre Schwester auch noch sehr offen, entschieden zu klug und hatte nicht einen Funken Koketterie an sich. Cecily hatte den Eindruck, dass die meisten Männer sie als eine Bedrohung empfanden, da sie verglichen mit den vielen albern kichernden Debütantinnen so wenig diplomatisch war. Eleanor wusste, dass sie manchmal zu offen war, weshalb sie sich angewöhnt hatte, in Gesellschaft so still wie möglich zu sein, was auch nicht gerade weiterhalf. Cecily war ziemlich sicher, dass andere spürten, wie unwohl Eleanor sich fühlte.
»Ich stimme dir zu. Wie ich schon sagte, ich glaube, zwischen den beiden ist irgendetwas vorgefallen.«
»Ich wusste nicht, dass sie ernsthaft für ihn schwärmt.« Roderick war verärgert. »Und er ist völlig in dich vernarrt. Ist ihr das bewusst?«
Vernarrt war in ihren Augen der falsche Begriff. Vielleicht glaubte der Viscount, sie sei eine angemessene Partie, aber das war etwas völlig Anderes als eine Vernarrtheit. Cecily glaubte zudem, dass ihre Schwester durchaus Bescheid wusste. »Wenn es ihr bewusst ist, hat sie das mir gegenüber nie angesprochen. Allein das spricht doch Bände, oder? Ich glaube inzwischen, er könnte unter Umständen der Grund sein, warum sie keinen anderen Mann favorisiert hat.«
»Bist du sicher?«
Cecily nickte. »Du könntest ihn auf ihr Interesse hinweisen, aber nur auf höchst feinfühlige Art.«
»Feinfühlig?« Roderick klang alarmiert.
Vielleicht war das der falsche Begriff für einen Mann. Darum berichtigte sie sich: »Sei subtil. Bring ihren Namen ins Spiel, und warte seine Reaktion ab. Wenn er weiß, was sie für ihn empfindet, könnte er unter Umständen die Situation neu bewerten. Ich habe bisher nicht den Eindruck gewonnen, er sei mir wirklich zugeneigt. Dafür kennen wir uns einfach nicht gut genug. Ich habe erst vor kurzem mein Debüt gegeben, und er hat wohl beschlossen, es sei jetzt an der Zeit, sich nach einer Frau umzusehen. Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich vermute, in einer Ehe würden wir einander irgendwann zu Tode langweilen. Er braucht eine Frau, die so ist wie Eleanor.«
Roderick sah sie zweifelnd an. Erneut fragte er: »Und du bist sicher, dass deine Vermutung stimmt?«
Sie dachte an die letzte Gesellschaft, an der sie gemeinsam teilgenommen hatten, und daran, wie Eleanor den Viscount den ganzen Abend lang mit gespielter Gleichgültigkeit beobachtet hatte. Eleanor und sie waren vielleicht ein paar Jahre auseinander, aber sie standen einander dennoch sehr nahe. Cecily kannte ihre Schwester. Sie nickte entschlossen. »Das bin ich.«
Es klang eindeutig so, als stieße ihr Bruder einen leisen Fluch aus. »Ich vermute, wenn du seinen Antrag ausschlagen wirst, werde ich einen Weg finden, in seiner Gegenwart ganz diplomatisch Eleanor zu erwähnen.« Jetzt stand Roderick auf, doch er blieb stehen, ehe er das Zimmer verließ. Sein Blick war sehr direkt. »Ich weiß, ich habe versprochen, dich nicht danach zu fragen. Aber was zum Teufel hat Augustine gestern Abend zu dir gesagt? Ich bin so neugierig wie alle anderen auch.«
Ist denn die ganze Welt von dieser Frage besessen?
Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, spielte er unter Umständen den erzürnten Bruder. Vielleicht sollte er das sogar. Aber das würde die Gerüchteküche nur noch mehr zum Brodeln bringen. Das Verhalten des Earls war unverfroren gewesen, aber bestimmt war es nicht den Aufruhr wert, der erzeugt wurde.
»Es war nichts«, erwiderte sie fest.
Jonathan zügelte sein Pferd und rutschte aus dem Sattel. Zufrieden tätschelte er den Hals des seidig glänzenden Rappen. »Guten Tag, Will.«
»Hattet Ihr einen angenehmen Ausritt, Mylord?« Der junge Stallbursche kam zu ihm herüber und nahm die Zügel entgegen. Seine Miene war ängstlich um Höflichkeit bemüht, doch glomm auch etwas Vergnügtes in seinen Augen auf. »Ist ein schöner Tag heute.«
Wenigstens sein Personal schien an seinem mangelnden Interesse an den Konventionen Gefallen zu finden. Er wusste, die anderen Adeligen waren nicht annähernd so tolerant. »Ein Ausritt im Park ist zwar nicht dasselbe wie das, woran ich gewöhnt bin, aber ja, es war sehr angenehm, die Sonne ein wenig zu genießen. « Jonathan streifte die Handschuhe ab und schmunzelte. »So war es mir möglich, mich davonzustehlen, während eine Schar Frauen meinen Haushalt stürmte. Vielleicht lässt du Seneca lieber gesattelt. Nur für den Fall, dass ich später schnell die Flucht ergreifen muss.«
Der Junge schmunzelte ebenfalls. »Er wird für Euch jederzeit bereit sein, Sir.«
Earl oder nicht, für Jonathan war es kein Problem, mit der Dienerschaft einen vertraulichen Umgang zu pflegen. Und der Junge, der vermutlich kaum älter als sechzehn war und dichtes, helles Haar und ein aufrichtiges, gutes Wesen hatte, war im Umgang mit Pferden ein Naturtalent. Dieser Umstand ließ jeden Mann in seiner Achtung steigen. Resigniert fragte er: »Dann sind meine Schwestern derweil wohl eingetroffen?«
»Vor zwei Stunden.«
Er war dazu verdammt, für sie den Gastgeber und Beschützer zu spielen, und er wusste um diese Pflicht. Darum neigte er bloß den Kopf. »Ich nehme an, ich sollte jetzt besser gehen.«
Will verschluckte sich an einem Lachen. »Ich fürchte, es hilft alles nix, Mylord.«
Als er zur Vorderseite des Stadthauses lief und die Stufen hinaufstieg, schüttelte Jonathan in Gedanken den Kopf. Schlimm genug, dass er nach England hatte reisen müssen, um seiner Verantwortung als einziger Sohn seines Vaters nachzukommen. Sich zudem der Feindseligkeit seiner Familie auszusetzen, war eine Qual, bei der er die Zähne zusammenbeißen musste. Am liebsten würde er sie einfach meiden. Das schien ihm aber leider unmöglich. Das Unerträglichste an dieser ganzen Situation war, dass er aufgrund der Gesetzgebung Englands für jede seiner Halbschwestern als Vormund zuständig war, bis sie verheiratet waren.
Wie ironisch ... Er war nun für drei junge Ladys verantwortlich, die ihn verabscheuten. Er war jedoch seiner Pflicht nachgekommen, indem er sie nach London eingeladen hatte, und obwohl Lillians Antwort knapp und alles andere als höflich gewesen war, hatte sie im Namen aller drei Schwestern die Einladung mit einem in ihren Zeilen spürbaren ungnädigen Schnauben angenommen.
James hatte recht. Sie waren jetzt sein Problem.
Sogar ein ziemlich großes.
Das war aber für ihn in Ordnung. Er konnte durchaus ihren Spott ertragen, wenn es das war, was sie ihm entgegenbringen wollten. Aber er würde es auf keinen Fall dulden, wenn sie Ade- la brüskierten. Seine Tochter sollte nicht für seine Sünden zahlen, und er wusste aus erster Hand, was es bedeutete, unter einer zweifelhaften Elternschaft zu leiden, ob er nun Earl war oder nicht. Er hatte sogar darüber nachgedacht, seine Tochter bei seiner Tante zu lassen. Aber sowohl Adela als auch er hätten unter der Trennung gelitten. Daher hoffte er einfach, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. In wenigen Augenblicken würde er herausfinden, ob es ein Fehler gewesen war.
Seine drei Halbschwestern hatten sich im offiziellen Salon eingefunden, stellte er fest. Schweigend saßen sie beisammen, als müssten sie für etwas büßen. Die Hände im Schoß gefaltet, zeigten ihre Mienen unterschiedliche Gefühlslagen. Lily weigerte sich natürlich, mehr als nur einen knappen Blick in seine Richtung zu werfen, bemerkte er, als er in der Tür stand. Ihr Hochmut war offensichtlich. Betsy ließ sich ganz vom Blick aus dem Fenster über die Gärten gefangen nehmen und tat so, als bemerkte sie ihn gar nicht. Die Jüngste aber, Carole, lächelte ihm zögernd zu.
Sie hatten alle drei unterschiedliche Persönlichkeiten, doch ihr Aussehen ähnelte sehr dem gemeinsamen Vater. Sie hatten eine helle Hautfarbe und hatten zarte Gesichtszüge. Angesichts seiner dunklen Haut und des ebenholzschwarzen Haars konnte er kaum glauben, dass er und diese drei Frauen einen gemeinsamen Elternteil hatten.
Aber es gab noch mehr, das ihn von den Frauen unterschied. Und das bezog sich nicht auf die beiden sehr unterschiedlichen Kontinente, auf denen sie aufgewachsen waren. Sie waren englische Ladys. Er war kaum ein Aristokrat, egal, welche Maßstäbe man anlegte. Nur seine Geburt machte ihn zum Earl.
Sie waren trotzdem unwiderruflich aneinander gebunden. Er mochte sich wenig aus den Ländereien, dem Testament oder den sich daraus ergebenden Einkünften machen, aber als er den Brief erhielt, der ihn über den Tod seines Vaters in Kenntnis setzte, hatte er sich zumindest so sehr um seine drei Halbschwestern gesorgt, dass er den Atlantik überquert hatte, um für ihre Zukunft zu sorgen. Er hätte auch auf das Geschick der Anwälte vertrauen können, die sich um die Details kümmerten. Aber die Angehörigen seiner Mutter flößten jedem Mitglied des Stammes ein, sich für das Wohlergehen aller verantwortlich zu fühlen. Die Familie bedeutete ihnen viel.
Darum war er nach England gekommen.
Es überraschte ihn nicht, dass Lily als Erste das Wort ergriff. »Wir sind hier«, erklärte sie steif, als könnte er das nicht sehen. Mit ihren 22 Jahren war sie die Älteste. Wenn er sie sich so anschaute, fragte er sich unwillkürlich, warum sie bisher noch nicht geheiratet hatte. Ihr Haar war kastanienbraun und glänzte, die Haut war makellos und blass. Die Augen ein klares Blau. Er würde sie nicht unbedingt als große Schönheit bezeichnen, aber sie war auf jeden Fall sehr hübsch, und von den Treffen mit den Anwälten seines Vaters wusste er, dass ihr eine großzügige Mitgift zustand.
James hatte sie ihm als eine Frau beschrieben, die von Natur aus zu unabhängig war. Vielleicht stimmte das. Sie machte zweifellos keinen Hehl daraus, dass sie nicht wünschte, nach London zu kommen. Jonathan hatte allerdings darauf bestanden. Er konnte sonst kaum die neuen Garderoben und die anderen Kleinigkeiten überwachen - die ihm ohnehin ein Mysterium blieben -, die auf ihn zukamen, wenn er drei junge Ladys auf einmal in die Londoner Gesellschaft einführte. Sie hatten eine Tante, die möglicherweise als Anstandsdame zur Verfügung stünde, wenn sie nicht an einer Krankheit der Gelenke litt und sich noch in Essex aufhielt, weil es ihr unmöglich war, sich auf die beschwerliche Reise zu begeben.
Daher lag es nun an ihm. Lillian hatte bereits einmal Aufnahme in die Gesellschaft gefunden. Er konnte jede Hilfe brauchen, und wenn sie nicht bereit war, ihm den Gefallen zu tun, so sollte sie es wenigstens um ihrer jüngeren Schwestern willen tun.
»Eure Ankunft nehme ich gebührend zur Kenntnis.« Er betrat den Salon und trat zu dem Tisch mit der Brandykaraffe. Wenn er schon mit drei Frauen sprechen musste, die ihm nahezu fremd und nicht unbedingt freundlich gesinnt waren, schien eine kleine Stärkung keine schlechte Idee zu sein. »Wie war die Reise?«, fragte er höflich.
»Erträglich.«
Er nahm ein Glas, schenkte sich etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck. Das erlaubte ihm, einen Moment lang über seine Antwort nachzudenken. Schließlich kannte er seine Halbschwestern nicht besonders gut, und kulturell trennte sie ein ganzer Ozean. »Das freut mich zu hören.«
Drei blaue Augenpaare beobachteten ihn mit einer Herablassung, die er vermutlich verdiente, wenn er nicht mehr als einen so unverfänglichen Kommentar zustande brachte.
Sein Lächeln geriet etwas schief. »Lasst es mich anders formulieren. Ich freue mich sehr, weil ihr drei euch entschieden habt, zu mir nach London überzusiedeln, denn wenn ihr nicht hier seid, bin ich nicht sicher, ob ich mich mit dem nötigen Anstand zu verhalten weiß, den man vom Earl of Augustine erwarten dürfte.«
»Wenn es stimmt, was man sich erzählt«, wandte Lily frostig ein, »seid Ihr in der Hinsicht bereits gescheitert, Mylord.«
Kapitel 3
Es war sehr schwierig, eine Lüge zu leben, besonders, wenn sie ihrem älteren Bruder gegenüberstand, dessen dunklem, forschenden Blick nichts verborgen zu bleiben schien.
Sie war schlicht eine Heuchlerin!
Lily setzte sich so aufrecht hin, dass ihr Rückgrat schmerzte, und nur mit größter Kraftanstrengung gelang es ihr, dem innigen Wunsch zu widerstehen, in Tränen auszubrechen. Jonathan, der neue Earl of Augustine, blickte sie fragend an. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie ihn herausgefordert hatte.
Sie hasste ihn nicht. Denn wie konnte man jemanden hassen, den man nicht kannte? Sie verachtete das, was er für sie repräsentierte: den Wunsch ihres Vaters, eine Ungläubige in Amerika zu heiraten. Immer wieder musste sie daran denken, dass ihre Mutter nicht die Liebe seines Lebens gewesen war, sondern für ihn nur an zweiter Stelle gekommen war; die Verbindung war nach seiner Rückkehr und dem Tod seiner ersten Frau - Jonathans Mutter - von den beiden Familien geschmiedet worden.
Es war für sie schwierig, sich mit der Tatsache abzufinden, dass ihre Mutter und ihr Vater einander nie geliebt hatten. Bis heute war es ihr nicht gelungen. Es war im Grunde unnötig, dass sie darunter litt, weil ihr schließlich bewusst wurde, wie wenig sich ihre Mutter daraus machte, keine Liebe zu erfahren. Sie störte sich daran deutlich weniger als Lily und hatte ihre Rolle als Countess ausgekostet und das Vermögen ihres Mannes mit beiden Händen ausgegeben.
Sie waren jetzt beide fort. Innerhalb weniger Tage waren sie von demselben ansteckenden Fieber dahingerafft worden, und sie und ihre Schwestern waren nun völlig abhängig von diesem Halbbruder, den keine von ihnen kannte. In ihrer Erinnerung war Jonathan nur ein einziges Mal nach England gekommen. Ihr Vater hatte es bevorzugt, seinen Sohn in Amerika zu besuchen.
Auch das warf sie ihrem Bruder vor. Die langen Abwesenheiten ihres Vaters waren schwierig gewesen. Obwohl sich ihre Mutter nicht allzu viel daraus gemacht hatte, hatte Lily als Kind ihren geliebten Vater während seiner Reisen immer schrecklich vermisst.
Außerdem hatte Jonathan ganz und gar unbekümmert seinen Bastard mit nach England gebracht, als wüsste er nicht, welchen Skandal er damit heraufbeschwor. Der Mann hatte wirklich keinen Sinn dafür, was sich gehörte.
Sie würde kein Blatt vor den Mund nehmen, auch wenn es keinen Sinn machte, ihm sein unanständiges Verhalten vorzuwerfen. Sie räusperte sich. »Ihr seid das Subjekt von Gerede, Mylord.«
Als ob ihr das Recht zustünde, ihn dafür zu verdammen. Ihr eigener schäbiger Fehltritt hatte die Klatschblätter wochenlang gefüllt, vielleicht sogar über Monate hinweg.
Er besaß die Frechheit, amüsiert zu wirken. »Bin ich das?«
»In der Tat.«
Da. Sie hatte es gesagt. Warum konnte sie nicht einfach den Mund halten? Es machte überhaupt keinen Sinn, ihn explizit darauf hinzuweisen, dass man ihn in der Öffentlichkeit dabei beobachtet hatte, wie er den Busen der Tochter des Duke of Eddington berührt hatte. Was würde das bringen? Es genügte, anklagend in seine Richtung zu starren und auf seine Reaktion zu warten.
Schließlich war sie nicht länger verantwortlich. Es oblag nun alles ihm.
Eine verfluchte Wahrheit.
Sie sahen einander überhaupt nicht ähnlich. Er war dunkel - auf jede erdenkliche Weise. Dunkles Haar, dunkle Augen, bronzefarbene Haut. Attraktiv. Er hatte die feinen Gesichtszüge ihres Vaters und die barbarische Färbung seiner Mutter. Groß, breitschultrig und das Haar ordentlich zusammengebunden, auch wenn es viel zu lang war, um als modisch durchzugehen. Die Gesellschaft hatte ihn bereits den »wilden Earl« getauft.
Er nahm noch einen Schluck von seinem Brandy und zuckte einfach mit den Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand auf diesen langweiligen Klatsch hören sollte.«
Es überraschte sie überhaupt nicht, dass er die scharfe Kritik der Gesellschaft einfach von sich wies. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie wenig er sich um Konventionen scherte.
Er ist schließlich nicht in England aufgewachsen, flüsterte ihr eine leise Stimme mit geradezu ärgerlicher Logik ein. Außerdem war er wohlhabend, privilegiert und ein Mann, was im Grunde bedeutete, dass er tun und lassen konnte, was er verdammt noch einmal wollte, solange es ihn nicht scherte, wenn er aufgrund seines Verhaltens das Ziel der gesellschaftlichen Kritik und eines zunehmenden Interesses wurde. Was er ohnehin bereits war.
»Das ist hier nun einmal so«, gab sie bitter zurück.
»Ich verstehe.« Vielleicht - aber nur vielleicht - sah sie ein kleines Funkeln in seinen Augen. »Schulde ich euch eine Entschuldigung? «
Es war Carole, die darauf antwortete. »Nein. Gentlemen ist es erlaubt, zu tun und zu lassen, was ihnen beliebt.«
Immer die Friedensstifterin. Tatsächlich waren sowohl Betsy als auch Carole von bemerkenswert ausgeglichenem Temperament und hatten sehr gute Manieren. Sie war die Impulsive. Lily überlegte kurz, ob sie ihn darauf hinweisen sollte, dass er zumindest der Tochter des Duke of Eddington eine Entschuldigung schuldete. Aber dann entschied sie, nicht so streitsüchtig zu sein. Jonathan musste die Angelegenheit auf seine Weise regeln.
Sie hingegen musste ihre Schwestern beschützen. Wenn sie sich gegen den Earl of Augustine auflehnte, war das dieser Aufgabe kaum dienlich. Sie wäre allein auf dem Land geblieben, wenn das möglich gewesen wäre. Aber auch wenn sie es verabscheute, sich das einzugestehen, hatte er im Grunde recht. Sie hatte ihre eigenen Chancen auf eine gute Heirat ruiniert, sie wollte jetzt immerhin Betsy und Carole mit guten Gentlemen versorgt wissen. Nicht nur wegen ihrer schwesterlichen Pflicht, sondern vor allem, weil sie die beiden sehr lieb hatte und sie es verdienten, glücklich zu werden. Schließlich sagte sie bloß: »Ich wusste nicht, ob Ihr Euch bewusst seid, dass man jeden Eurer Schritte mit Argusaugen beobachtet.«
Ihr Bruder lehnte eine Schulter gegen den Kaminsims und lächelte. Er verzog die Lippen leicht, während seine schlanken Finger das Brandyglas umschlossen. »Ich denke, ich werde es langsam lernen. Wenn sogar meine Schwestern in Essex etwas gehört haben, muss ich es wohl geschafft haben, mir einen entsetzlichen Fehltritt zu leisten. Ich hoffe nicht, dass es zufällig etwas mit der hübschen Lady Cecily zu tun hat?«
Nun. Wenigstens war er nicht vollkommen ahnungslos.
»Doch, hat es. Vielleicht solltet Ihr zukünftig Euer Taschentuch bei Euch behalten«, schlug sie trocken vor. Sie gab etwas nach, denn wenn sie ehrlich war, empfand sie seine Antwort als überraschend liebenswürdig.
»Meine Absichten waren ganz und gar ritterlicher Natur, das kann ich dir versichern.«
»Das Problem ist allerdings, wie Ihr diese Absichten gezeigt habt.« Lily spürte sehr deutlich, wie aufmerksam Betsy und Carole diesem Austausch lauschten. Sie waren jung; Erstere neunzehn und Letztere gerade erst achtzehn. Daher schien es ihr nicht angebracht, die genauen Umstände seines Fehltritts in ihrer Gegenwart genauer auszuführen. »Lasst uns das Thema wechseln. Mylord, darf ich Euch fragen, ob Ihr schon eine Idee habt, wie Ihr mit der verbliebenen Zeit dieser Saison zu verfahren gedenkt?«
»Du bist meine Schwester, Lillian. Es gibt keinen Grund für dich, mich so förmlich anzureden.«
Er hatte natürlich auf geradezu ärgerliche Art recht damit, andererseits hatte sie keine Ahnung, wie er mit ihren Schwestern zu verfahren gedachte. Würde er für die beiden eine offizielle Einführung in die Gesellschaft ermöglichen? Oder war er dafür zu geizig? Sie kannte ihn noch nicht gut genug, um das ermessen zu können. Steif erwiderte sie: »Wir sind noch nicht so nah miteinander bekannt. Daher scheint mir eine gewisse Förmlichkeit angebracht.«
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013 by Blanvalet Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Autoren-Porträt von Emma Wildes
Emma Wildes ist in Minnesota geboren, in New Mexico aufgewachsen und lebt heute im Mittleren Westen. Sie hat an der Illinois State University Geologie studiert. Mit ihrem Mann Chris, den sie während ihrer Studienzeit kennenlernte hat, hat sie drei Kinder. An warmen Sommertagen trinkt sie gerne ein Glas Wein an dem See, der sich in der Nähe ihres Hauses befindet. Am liebsten allerdings sitzt sie in ihrem Arbeitszimmer und schreibt Romane.Juliane Korelski, geboren 1979 in Halle/Westfalen, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bis zum Herbst 2006 in diesem Beruf. Aus Begeisterung für Geschichte entschied sie sich für das Studium der Geschichte und Antike Kulturen an der Universität Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Bibliographische Angaben
- Autor: Emma Wildes
- 2013, 416 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Korelski, Juliane
- Übersetzer: Juliane Korelski
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442379725
- ISBN-13: 9783442379729
- Erscheinungsdatum: 18.02.2013
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