Vier Pfoten im Schnee
Wenn Hunde unsere Herzen öffnen ...
Seit ein paar Jahren arbeitet der 24-jährige Todd für das örtliche Tierheim. Als er Unterstützung von der jungen Pflegerin Laura bekommt, ist er überglücklich, und...
Seit ein paar Jahren arbeitet der 24-jährige Todd für das örtliche Tierheim. Als er Unterstützung von der jungen Pflegerin Laura bekommt, ist er überglücklich, und...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Vier Pfoten im Schnee “
Wenn Hunde unsere Herzen öffnen ...
Seit ein paar Jahren arbeitet der 24-jährige Todd für das örtliche Tierheim. Als er Unterstützung von der jungen Pflegerin Laura bekommt, ist er überglücklich, und schon bald sind die beiden die besten Freunde. Laura leidet jedoch an einer seltenen Krankheit. Deshalb schenkt Todd ihr Gracie, eine junge Golden-Retriever-Dame, die ihr im Alltag helfen soll. Gracie ist ein wahrer Schatz, und sie versteht sich auch gut mit Christmas, Todds betagtem schwarzem Labrador. Alles könnte so schön sein, aber dann kommt die schockierende Nachricht: Die Stadt will das Tierheim schließen. Was soll nun aus all den Hunden werden? Und was wird aus Todd, der plötzlich arbeitslos ist? Für Todd und Laura bricht eine Welt zusammen, doch kurz vor Weihnachten scheint eine Lösung in Sicht ...
Seit ein paar Jahren arbeitet der 24-jährige Todd für das örtliche Tierheim. Als er Unterstützung von der jungen Pflegerin Laura bekommt, ist er überglücklich, und schon bald sind die beiden die besten Freunde. Laura leidet jedoch an einer seltenen Krankheit. Deshalb schenkt Todd ihr Gracie, eine junge Golden-Retriever-Dame, die ihr im Alltag helfen soll. Gracie ist ein wahrer Schatz, und sie versteht sich auch gut mit Christmas, Todds betagtem schwarzem Labrador. Alles könnte so schön sein, aber dann kommt die schockierende Nachricht: Die Stadt will das Tierheim schließen. Was soll nun aus all den Hunden werden? Und was wird aus Todd, der plötzlich arbeitslos ist? Für Todd und Laura bricht eine Welt zusammen, doch kurz vor Weihnachten scheint eine Lösung in Sicht ...
Klappentext zu „Vier Pfoten im Schnee “
Wenn Hunde unsere Herzen öffnen ...Seit ein paar Jahren arbeitet der 24-jährige Todd für das örtliche Tierheim. Als er Unterstützung von der jungen Pflegerin Laura bekommt, ist er überglücklich, und schon bald sind die beiden die besten Freunde. Laura leidet jedoch an einer seltenen Krankheit. Deshalb schenkt Todd ihr Gracie, eine junge Golden-Retriever-Dame, die ihr im Alltag helfen soll. Gracie ist ein wahrer Schatz, und sie versteht sich auch gut mit Christmas, Todds betagtem schwarzem Labrador. Alles könnte so schön sein, aber dann kommt die schockierende Nachricht: Die Stadt will das Tierheim schließen. Was soll nun aus all den Hunden werden? Und was wird aus Todd, der plötzlich arbeitslos ist? Für Todd und Laura bricht eine Welt zusammen, doch kurz vor Weihnachten scheint eine Lösung in Sicht ...
Lese-Probe zu „Vier Pfoten im Schnee “
Vier Pfoten im Schnee von Greg KincaidProlog
Anfang November
Seit mehreren Stunden gingen männer in verschwitzten Overalls in dem kleinen Bungalow ein und aus. Jedes mal, wenn sie die Haustür öffneten, hob ein eisiger Wind die Ränder des Packpapiers, das jemand zum Schutz der Böden ausgelegt hatte. Im Rasen vor dem Haus wuchsen vor allem Löwenzahn und hier und da ein bisschen Rispengras. er war schon länger nicht mehr gemäht worden. das Schild »zu verkaufen« warf seinen Schatten auf kaputte und abgelegte Spielsachen, die in leeren Blumenbeeten herumlagen. Die Fremden mit all ihrer Geschäftigkeit machten den Retriever unruhig. Anfangs hatte die Hündin den Kopf gereckt, um Witterung aufzunehmen, und heftig gebellt. Eine Frau, kaum fünfunddreißig, doch bereits durch Falten der Enttäuschung gezeichnet, versuchte, die Hündin zu beruhigen, weil die Bellerei sie nervös machte. Als der Hund keine Ruhe gab, verbannte sie ihn in den umzäunten Garten hinter dem Haus. Dann kehrte sie zurück und sah den Fremden dabei zu, wie sie Umzugskartons und Möbel in einem riesigen weißen Laster am Straßenrand verstauten, der aussah wie ein gestrandeter Wal. Ein paar größere Möbelstücke mussten durch die Hintertür aus dem Haus getragen werden. Dabei kamen die Männer auch an dem Hund vorbei. Sie versuchten, ihn mit leiser Stimme anzulocken, doch die Hündin spürte die Angst und den Argwohn der Frau. Sie rührte sich nicht von der Stelle und reagierte mit leisem knurren auf die Annäherungsversuche der Fremden.
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Die Hündin war drei Jahre alt. Normalerweise war sie ruhig und ausgeglichen. Das hatte sie von ihrer Mutter, einem reinrassigen Retriever; diese Hunde sind für ihre Gelassenheit bekannt. Ihr auffallend dichtes, weiches helles Fell mit weißen Einsprengseln und ihr treues, furchtloses Herz hatte sie von ihrem Vater geerbt, einem Pyrenäenhund.
Abgesehen von der Frau und dem Hund lebten in dem Häuschen noch zwei Kinder. Es war das einzige zuhause, das die beiden je gekannt hatten. Die vage Erklärung ihrer Mutter für den Umzug - das Haus gehöre jetzt der Bank - konnten sie nicht begreifen. Sie waren verwirrt. Etwa um die Zeit, als die Möbelpacker mit ihrem Job fertig waren, setzte der Schulbus die Kinder an der nächsten Straßenecke ab. Als sie näher kamen, stellten sie verstört fest, dass alles, was sie besaßen, in einen Laster verfrachtet worden war.
Wie seltsam, in ein Haus zurückzukehren, das jetzt völlig leer war. Nur ein bisschen Müll lag noch herum: Staub, Hundehaare, Pennys, heruntergefallene Kartoffelchips, Kreiden, Streichholzschachteln, Papierfetzen mit verblassten Telefonnummern - kleine Erinnerungen an vergangene Zeiten. Die Kinder wanderten durch das Haus wie Flüchtlinge, erschüttert über die gespenstische Stille. Das jüngere, ein sechsjähriger Junge mit dichten dunklen Haaren, legte die dünnen arme um die Hündin, die sie Gracie getauft hatten. Es gab vieles, was der Junge nicht verstand. Ganz oben stand die Frage, warum sie ihr heim verlassen mussten und auch diesen Hund, den er so liebte. Er hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint. Trotzdem konnte ihm keiner die Frage beantworten, die ihm ganz einfach vorkam. Warum nur? Selbst seine Lehrerinnen umarmten ihn bloß und speisten ihn mit ein paar Worten ab, die zu abstrakt für ihn waren, zum Beispiel: »im Leben läuft nicht immer alles glatt.«
Seine große Schwester, eine hoch aufgeschossene, schlaksige Neunjährige, trug eine kleine Sporttasche. Die Mutter hatte ihr erlaubt, sie im Auto mitzunehmen. Jetzt kramte sie eine Nachricht heraus, die sie verfasst hatte, als die anderen Kinder in der Pause herumtobten. An einer Ecke war der Zettel durchlöchert. Durch das Loch war eine rote Schleife gefädelt, mit der das Mädchen die Nachricht am Halsband des Hundes befestigen wollte. Der Zettel war gefaltet und mit dem Namen des Hundes versehen - Gracie.
Die Mutter der Kinder stellte zwei große Plastikeimer in den Hof. Sie seufzte und wünschte sich zum tausendsten Mal, dass die Bank die Tränen ihrer Kinder anstelle der seit zehn Monaten ausstehenden Hypothekenzahlungen akzeptiert hätte. Den roten Eimer füllte sie bis zum Rand mit Wasser, den grünen mit billigem Hundetrockenfutter, das sie sich dennoch kaum leisten konnten. Sobald sie den Ort hinter sich gelassen hatten, wollte sie - ohne sich mit ihrem Namen zu melden - im Tierheim anrufen und Bescheid geben, dass der Hund ausgesetzt worden war. Natürlich hätte sie den Hund auch persönlich dort abgeben können. Aber sie konnte den Gedanken an eine weitere Demütigung nicht ertragen.
Nun löste sie sanft die Arme ihrer Kinder von dem Hund. Sie nahm sie an der Hand und führte sie aus dem Garten, in dem sie noch vor ein paar Tagen fröhlich gespielt hatten und das Leben ihnen vorhersehbar und vielversprechend vorgekommen war.
In letzter Zeit war für die Frau und ihre Familie einiges schiefgelaufen. Am Anfang stand die Scheidung. Dann verlor ihr Exmann seinen Job und konnte keinen Unterhalt mehr zahlen. Danach verlor auch sie ihren Job, weil ihr Arbeitgeber seine Zelte in crossing trails abbrach. die Zwangsvollstreckung war unausweichlich.
Als ihr Sohn heftig zu schluchzen begann, drückte sie ihn fest an sich, sagte jedoch nichts. Was sollte sie schon sagen? Ihr fehlten die Worte.
Sie schloss das Gartentürchen und zwang sich, auf dem Weg zu dem voll gepackten Wagen in der Einfahrt nicht zurückzublicken. Sie wollte stark bleiben, ihren Kindern zuliebe. Das Leben mochte sie in die Knie zwingen, aber sie war entschlossen, wieder aufzustehen und weiterzulaufen - einen Schritt nach dem anderen. Es tat ihr unendlich leid, Gracie zurückzulassen, denn sie liebte die Hündin ebenso wie ihre Kinder. Aber sie musste dieses Opfer bringen. Sie schluckte schwer. Hoffentlich fand das Tierheim ein gutes neues zuhause für den Hund.
Gracie presste die Schnauze ans Gartentor und bellte. Dann begann sie, nervös im Garten herumzulaufen. Sie konnte die Einfahrt durch den Zaun sehen und beobachtete das vertraute Auto, das nun davonfuhr, den Jungen und das Mädchen, die ihr zuwinkten. Dann waren sie verschwunden. Aber so etwas kam öfter vor. Sie kehrten stets zurück.
Als es Nacht wurde, war noch immer niemand zurückgekommen. Die Hündin war unruhig und verwirrt. Am nächsten Morgen führte sie niemand aus, niemand füllte die Plastikeimer nach, niemand ließ sie ins Haus. Der Tag verstrich, ohne dass der Fernseher zu hören war oder die Stimmen der Kinder. Niemand spielte Bällchen mit ihr, niemand setzte sich neben sie, als die Sonne unterging, niemand erzählte ihr etwas von Hausaufgaben oder von Schikanen auf dem Pausenhof.
Am nächsten Tag stolperte die Hündin über den Wassereimer und verschüttete den Rest des Wassers. Sie hechelte. Im Lauf der Stunden trockneten ihre Kehle und ihr Maul aus. Sie konnte riechen, dass es hinter dem Zaun Wasser gab. Verführerisch nah spritzte Wasser aus dem Rasensprenger im Nachbargarten. Sie konnte auch hören, wie Wasser in Wasch- und Spülmaschinen herumwirbelte und aus einem Schlauch spritzte, mit dem ein Junge das Auto seines Vaters wusch. Gracie verspürte den unwiderstehlichen Drang, den Zaun zu überwinden, sie lechzte nach Feuchtigkeit. Sie bearbeitete die Gartentür mit den Pfoten und bellte, bis sie nicht mehr bellen konnte. Ihr Haus lag an einer Ecke. Die Nachbarn nebenan waren schon etwas betagt und hörten nicht mehr so gut. Niemand kam.
Der weiße Retriever verbrachte den Tag damit, zu winseln und immer wieder in einen tiefen Schlaf zu versinken.
Am Spätnachmittag ging die Gartentür auf, und ein Mann mit einem Fotoapparat begann, Aufnahmen zu machen und das Grundstück auszumessen. Langsam schlug Gracie die Augen auf und beobachtete den Mann, als träumte sie. Als der Mann hustete, zuckte sie zusammen. Jetzt war sie wach. Mit letzter Kraft kauerte sie sich unterwürfig hin und schlich zu dem Fremden. Der Mann war überrascht, legte die Kamera jedoch sofort weg und streichelte den Kopf der Hündin.
»Schon wieder einer ausgesetzt«, murrte er. Beim Streicheln fand er den Zettel am Halsband des Hundes. Er band die Schleife auf, entfaltete die Nachricht und las:
»Unser Hund heißt Gracie. Sie ist der beste Hund auf der ganzen Welt. Wir lieben sie, aber wir müssen sie zurücklassen, weil wir kein Haus mehr haben. Bitte kümmern Sie sich gut um sie - dann wird sie sich auch gut um Sie kümmern.«
gezeichnet: Meagan
Der Mann starrte die Nachricht noch eine Weile stumm an, dann sah er dem Hund in die Augen. »Tut mir leid, Gracie«, sagte er. »Im Moment geht es ziemlich drunter und drüber auf dieser Welt.«
Er nahm den Eimer und ging zu einem Wasserhahn an der Seite des Hauses. Als er den Hahn aufdrehte, kam kein Wasser. Es ist abgestellt worden, dachte er. Er sah sich um und entdeckte einen Schlauch auf der anderen Seite des Zauns. Er öffnete die Tür, huschte über die Zufahrt des Nachbarn, drehte den Hahn auf und füllte den Eimer. Seufzend murmelte er: »So nah und doch so fern.«
Der Mann kehrte zurück und stellte den Eimer vor den Hund. Sofort tauchte Gracies Zunge in die klare Flüssigkeit. Anfangs brannte es etwas, doch dann verwandelte sich das Brennen in die reine Freude, und Gracie trank und trank. »So etwas passiert leider ziemlich oft, altes Mädchen«, sagte der Mann. »Häuser fallen an Banken, Familien werden vertrieben, wunderschöne Tiere wie du werden zurückgelassen. Manchmal hasse ich meinen Job.«
© Page & Turner (Verlag)
Die Hündin war drei Jahre alt. Normalerweise war sie ruhig und ausgeglichen. Das hatte sie von ihrer Mutter, einem reinrassigen Retriever; diese Hunde sind für ihre Gelassenheit bekannt. Ihr auffallend dichtes, weiches helles Fell mit weißen Einsprengseln und ihr treues, furchtloses Herz hatte sie von ihrem Vater geerbt, einem Pyrenäenhund.
Abgesehen von der Frau und dem Hund lebten in dem Häuschen noch zwei Kinder. Es war das einzige zuhause, das die beiden je gekannt hatten. Die vage Erklärung ihrer Mutter für den Umzug - das Haus gehöre jetzt der Bank - konnten sie nicht begreifen. Sie waren verwirrt. Etwa um die Zeit, als die Möbelpacker mit ihrem Job fertig waren, setzte der Schulbus die Kinder an der nächsten Straßenecke ab. Als sie näher kamen, stellten sie verstört fest, dass alles, was sie besaßen, in einen Laster verfrachtet worden war.
Wie seltsam, in ein Haus zurückzukehren, das jetzt völlig leer war. Nur ein bisschen Müll lag noch herum: Staub, Hundehaare, Pennys, heruntergefallene Kartoffelchips, Kreiden, Streichholzschachteln, Papierfetzen mit verblassten Telefonnummern - kleine Erinnerungen an vergangene Zeiten. Die Kinder wanderten durch das Haus wie Flüchtlinge, erschüttert über die gespenstische Stille. Das jüngere, ein sechsjähriger Junge mit dichten dunklen Haaren, legte die dünnen arme um die Hündin, die sie Gracie getauft hatten. Es gab vieles, was der Junge nicht verstand. Ganz oben stand die Frage, warum sie ihr heim verlassen mussten und auch diesen Hund, den er so liebte. Er hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint. Trotzdem konnte ihm keiner die Frage beantworten, die ihm ganz einfach vorkam. Warum nur? Selbst seine Lehrerinnen umarmten ihn bloß und speisten ihn mit ein paar Worten ab, die zu abstrakt für ihn waren, zum Beispiel: »im Leben läuft nicht immer alles glatt.«
Seine große Schwester, eine hoch aufgeschossene, schlaksige Neunjährige, trug eine kleine Sporttasche. Die Mutter hatte ihr erlaubt, sie im Auto mitzunehmen. Jetzt kramte sie eine Nachricht heraus, die sie verfasst hatte, als die anderen Kinder in der Pause herumtobten. An einer Ecke war der Zettel durchlöchert. Durch das Loch war eine rote Schleife gefädelt, mit der das Mädchen die Nachricht am Halsband des Hundes befestigen wollte. Der Zettel war gefaltet und mit dem Namen des Hundes versehen - Gracie.
Die Mutter der Kinder stellte zwei große Plastikeimer in den Hof. Sie seufzte und wünschte sich zum tausendsten Mal, dass die Bank die Tränen ihrer Kinder anstelle der seit zehn Monaten ausstehenden Hypothekenzahlungen akzeptiert hätte. Den roten Eimer füllte sie bis zum Rand mit Wasser, den grünen mit billigem Hundetrockenfutter, das sie sich dennoch kaum leisten konnten. Sobald sie den Ort hinter sich gelassen hatten, wollte sie - ohne sich mit ihrem Namen zu melden - im Tierheim anrufen und Bescheid geben, dass der Hund ausgesetzt worden war. Natürlich hätte sie den Hund auch persönlich dort abgeben können. Aber sie konnte den Gedanken an eine weitere Demütigung nicht ertragen.
Nun löste sie sanft die Arme ihrer Kinder von dem Hund. Sie nahm sie an der Hand und führte sie aus dem Garten, in dem sie noch vor ein paar Tagen fröhlich gespielt hatten und das Leben ihnen vorhersehbar und vielversprechend vorgekommen war.
In letzter Zeit war für die Frau und ihre Familie einiges schiefgelaufen. Am Anfang stand die Scheidung. Dann verlor ihr Exmann seinen Job und konnte keinen Unterhalt mehr zahlen. Danach verlor auch sie ihren Job, weil ihr Arbeitgeber seine Zelte in crossing trails abbrach. die Zwangsvollstreckung war unausweichlich.
Als ihr Sohn heftig zu schluchzen begann, drückte sie ihn fest an sich, sagte jedoch nichts. Was sollte sie schon sagen? Ihr fehlten die Worte.
Sie schloss das Gartentürchen und zwang sich, auf dem Weg zu dem voll gepackten Wagen in der Einfahrt nicht zurückzublicken. Sie wollte stark bleiben, ihren Kindern zuliebe. Das Leben mochte sie in die Knie zwingen, aber sie war entschlossen, wieder aufzustehen und weiterzulaufen - einen Schritt nach dem anderen. Es tat ihr unendlich leid, Gracie zurückzulassen, denn sie liebte die Hündin ebenso wie ihre Kinder. Aber sie musste dieses Opfer bringen. Sie schluckte schwer. Hoffentlich fand das Tierheim ein gutes neues zuhause für den Hund.
Gracie presste die Schnauze ans Gartentor und bellte. Dann begann sie, nervös im Garten herumzulaufen. Sie konnte die Einfahrt durch den Zaun sehen und beobachtete das vertraute Auto, das nun davonfuhr, den Jungen und das Mädchen, die ihr zuwinkten. Dann waren sie verschwunden. Aber so etwas kam öfter vor. Sie kehrten stets zurück.
Als es Nacht wurde, war noch immer niemand zurückgekommen. Die Hündin war unruhig und verwirrt. Am nächsten Morgen führte sie niemand aus, niemand füllte die Plastikeimer nach, niemand ließ sie ins Haus. Der Tag verstrich, ohne dass der Fernseher zu hören war oder die Stimmen der Kinder. Niemand spielte Bällchen mit ihr, niemand setzte sich neben sie, als die Sonne unterging, niemand erzählte ihr etwas von Hausaufgaben oder von Schikanen auf dem Pausenhof.
Am nächsten Tag stolperte die Hündin über den Wassereimer und verschüttete den Rest des Wassers. Sie hechelte. Im Lauf der Stunden trockneten ihre Kehle und ihr Maul aus. Sie konnte riechen, dass es hinter dem Zaun Wasser gab. Verführerisch nah spritzte Wasser aus dem Rasensprenger im Nachbargarten. Sie konnte auch hören, wie Wasser in Wasch- und Spülmaschinen herumwirbelte und aus einem Schlauch spritzte, mit dem ein Junge das Auto seines Vaters wusch. Gracie verspürte den unwiderstehlichen Drang, den Zaun zu überwinden, sie lechzte nach Feuchtigkeit. Sie bearbeitete die Gartentür mit den Pfoten und bellte, bis sie nicht mehr bellen konnte. Ihr Haus lag an einer Ecke. Die Nachbarn nebenan waren schon etwas betagt und hörten nicht mehr so gut. Niemand kam.
Der weiße Retriever verbrachte den Tag damit, zu winseln und immer wieder in einen tiefen Schlaf zu versinken.
Am Spätnachmittag ging die Gartentür auf, und ein Mann mit einem Fotoapparat begann, Aufnahmen zu machen und das Grundstück auszumessen. Langsam schlug Gracie die Augen auf und beobachtete den Mann, als träumte sie. Als der Mann hustete, zuckte sie zusammen. Jetzt war sie wach. Mit letzter Kraft kauerte sie sich unterwürfig hin und schlich zu dem Fremden. Der Mann war überrascht, legte die Kamera jedoch sofort weg und streichelte den Kopf der Hündin.
»Schon wieder einer ausgesetzt«, murrte er. Beim Streicheln fand er den Zettel am Halsband des Hundes. Er band die Schleife auf, entfaltete die Nachricht und las:
»Unser Hund heißt Gracie. Sie ist der beste Hund auf der ganzen Welt. Wir lieben sie, aber wir müssen sie zurücklassen, weil wir kein Haus mehr haben. Bitte kümmern Sie sich gut um sie - dann wird sie sich auch gut um Sie kümmern.«
gezeichnet: Meagan
Der Mann starrte die Nachricht noch eine Weile stumm an, dann sah er dem Hund in die Augen. »Tut mir leid, Gracie«, sagte er. »Im Moment geht es ziemlich drunter und drüber auf dieser Welt.«
Er nahm den Eimer und ging zu einem Wasserhahn an der Seite des Hauses. Als er den Hahn aufdrehte, kam kein Wasser. Es ist abgestellt worden, dachte er. Er sah sich um und entdeckte einen Schlauch auf der anderen Seite des Zauns. Er öffnete die Tür, huschte über die Zufahrt des Nachbarn, drehte den Hahn auf und füllte den Eimer. Seufzend murmelte er: »So nah und doch so fern.«
Der Mann kehrte zurück und stellte den Eimer vor den Hund. Sofort tauchte Gracies Zunge in die klare Flüssigkeit. Anfangs brannte es etwas, doch dann verwandelte sich das Brennen in die reine Freude, und Gracie trank und trank. »So etwas passiert leider ziemlich oft, altes Mädchen«, sagte der Mann. »Häuser fallen an Banken, Familien werden vertrieben, wunderschöne Tiere wie du werden zurückgelassen. Manchmal hasse ich meinen Job.«
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Autoren-Porträt von Greg Kincaid
Greg Kincaid arbeitet im Hauptberuf als Rechtsanwalt und ist auf Familienrecht spezialisiert. Zusammen mit seiner Frau lebt er auf einer Farm in Kansas, die auch drei Pferden, zwei Hunden und zwei Katzen Platz bietet. Greg Kincaid engagiert sich bei petfinders dafür, dass herrenlose Haustiere neue Besitzer finden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Greg Kincaid
- 2013, 252 Seiten, Maße: 13,2 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Angela Schumitz
- Verlag: Page & Turner
- ISBN-10: 3442204232
- ISBN-13: 9783442204236
- Erscheinungsdatum: 21.10.2013
Rezension zu „Vier Pfoten im Schnee “
"Ein Buch, dass wirklich eine Botschaft an seine Leser sendet." fusseligebuecherwuermer.blogspot.de
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